Wo soll ich anfangen, das neueste Buch von Bert Rieser zu kommentieren?
Vielleicht bei der Sprache, ja, seiner Sprachgewalt.
Angesichts des schreienden Unrechts und der empörenden Missstände wäre vielleicht das törichte Geplärre eines geifernden Fundamentalisten oder das oberflächliche Betroffenheitsgedönse des geistlosen Katastrophenjournalismus zu erwarten gewesen; nichts von alledem. Bert Rieser bewahrt die sachliche... mehr anzeigen
Wo soll ich anfangen, das neueste Buch von Bert Rieser zu kommentieren?
Vielleicht bei der Sprache, ja, seiner Sprachgewalt.
Angesichts des schreienden Unrechts und der empörenden Missstände wäre vielleicht das törichte Geplärre eines geifernden Fundamentalisten oder das oberflächliche Betroffenheitsgedönse des geistlosen Katastrophenjournalismus zu erwarten gewesen; nichts von alledem. Bert Rieser bewahrt die sachliche Souveränität eines engagierten Kritikers. Was seine Anklage umso glaubwürdiger macht. Aus dem Text ergibt sich sein Zorn, der seine Sprache färbt, aber nicht überwältigt, seine tiefmenschliche Empathie für die von der Idiotie der Reichen Betroffenen. Beneidenswert, wem die Gabe gegeben ist, so zu schreiben und sich zum Sprachrohr der Leidenden zu machen.
Geschickt bringt Bert Rieser Gott und den Satan als Spielpersonen ins Spiel. Er lässt sich jedoch mit keinem Wort auf die Camouflage des Mänichäismus, des Kampfes zwischen dem Prinzip des Guten mit dem Prinzip des Bösen ein. Vielmehr benennt er die alleinige Ursache des Desasters, das die Erde für einen Großteil der Menschen zur Hölle macht: der Mensch.
Nehmen wir nur das von Bert Rieser angeführte Beispiel des Hungers auf der Welt. Die Erde hat genug Ressourcen, um die gesamte Menschheit zu ernähren. Doch die Reichen verhindern eine gerechte Verteilung der erzeugten Nahrungsmittel. 1/3 der in Deutschland gekauften Lebensmittel wandert ungegessen in die Mülltonnen. Die Überfressenen haben die Kühlschränke vollgestopft, sie können gar nicht alles Gekaufte hinunterschlingen.
Nein, wir müssten keinen Cent von unserem Überfluss opfern. Die Ausgaben für Kosmetik, Fressen (25 Millionen Deutsche sind überfressen und daher übergewichtig), Saufen (20 Millionen Deutsche sind Alkoholiker), Drogenkonsum … würden genügen, um …
Äthiopien, das zweitärmste Land der Erde, in dem der Hunger grassiert, exportiert Lebensmittel! Die Agrarmafia hat sich tausende Hektar fruchtbaren Bodens unter den Nagel gerissen. Das exportierte Getreide wird in den reichen Ländern zu Biosprit verarbeitet, den die Reichen brauchen, um ihre SUVs zu betreiben; Bert Rieser hat drauf hingewiesen.
Im Wendland, der Gegend um Gorleben, dort wo das grüne Deutschland am grünsten ist, sind riesige Biogasanlagen entstanden oder im Bau; betrieben von der Ernte ausgedehnter Monokulturen von Mais. Die Grünen stimmen ihr ideologiegefülltes Loblid an: endlich Bioenergie aus ökologischem Anbau aus nachwachsenden Rohstoffen. Derweil verrecken auf der Welt Hunderttausende an Hunger. Der Satan ergreife die Blödmänner und treibe ihnen ihre Ideologie aus den Köpfen!
Schluss mit dem aufgesetzten Betroffenheitsgedönse. Wir müssen uns ändern und handeln. Das ist die Botschaft von Bert Rieser.
Josef