Phoebe hat ein Problem: sie empfindet sich selber als zu unattraktiv. Sie listet sich tagtäglich die Summe ihrer angeblichen Makel auf: sie sei zu alt; ihre Hornbrille stört sie; ein wenig graues Haar; ihre Nase etwas zu groß.
Sie selber empfindet sich als ein Sammelsurium an Makeln. Sie selber bemerkt auch ihre Stärken, doch ihre eigentliche Aufmerksamkeit und ihre Energie richtet sie auf die Bekämpfung, Beseitigung,... mehr anzeigen
Phoebe hat ein Problem: sie empfindet sich selber als zu unattraktiv. Sie listet sich tagtäglich die Summe ihrer angeblichen Makel auf: sie sei zu alt; ihre Hornbrille stört sie; ein wenig graues Haar; ihre Nase etwas zu groß.
Sie selber empfindet sich als ein Sammelsurium an Makeln. Sie selber bemerkt auch ihre Stärken, doch ihre eigentliche Aufmerksamkeit und ihre Energie richtet sie auf die Bekämpfung, Beseitigung, Verschleierung ihrer Makel.
Sie ist gar nicht so sehr beschäftigt mit ihrer Akademiker-Karriere als Kieferorthopädin, sie ist vielmehr beschäftigt mit einem Kampf gegen ihr eigenes Ich. Das hält sie davon ab, den Mann ihrer Träumer kennenzulernen oder überhaupt wahrzunehmen.
Denn im Gegenzug erspäht sie bei jedem anderen Menschen und insbesondere bei potenziellen Lebenspartnern deren Mängel und Makel. Ihr Blick ist fixiert auf das Fehlerbehaftete, das angeblich Störende an einem Menschen. Dieser Aspekt überwiegt dann und überstrahlt sämtliche andere positiven oder neutralen Eigenschaften dieser Person.
In ihrer Praxis tauchen als Patienten angeblich nur verschrobene und neurotische Männer auf. Den Mann, den den sie in der Sushi-Bar kennenlernt hat einen Mundgeruch, der ihn selbstverständlich weit hinauskatapultiert aus dem Reigen der potentiellen Lebenspartner. So lichten sich die Reihen - und übrig bleibt tatsächlich keiner.
Denn was sucht sie wirklich? Den perfekten Mann mit dem perfekten Gebiss und dem perfekten Job und dem stets perfekten Gemütszustand?
Ein Ausraster, ein unbedachtes Wort, ein schiefer Blick und schon ist die ganze Beziehung perdu und für sie gelaufen? Sie gibt ihm dann stante pede den Laufpass?
Ein Vorbild hat sie darin bei den Frauen in der TV-Serie 'Sex and the City'. Diese Frauen sind jedes Mal völlig hin und weg wenn ein Mann in einer Bar oder auf der Straße sie mit seinem Witz begeistert und amüsant unterhält. Doch wehe, wenn nach einigen Stunden oder Tagen die ersten Schwächen des Mannes erkennbar werden: dann wird gnadenlos die rote Karte gezogen und der Mann des Beziehungsfeldes verwiesen. Hat man es nötig heutzutage zweite oder dritte Wahl zu nehmen? 'Für mich nur das Beste', so lautet die Devise des modernen, fortschrittlichen Menschen, der vor lauter Perfektionswahn in seiner Seele völlig verkümmert ist. Der Blick fixiert auf die Makel und auf die Stärken. Beides miteinander abwägend, urteilend, verurteilend.
Den Menschen als Gesamtes wahrzunehmen - und auch sich selbst als eine Einheit zu begreifen - ist Voraussetzung um sich selbst als okay zu empfinden und auch die anderen.
'Ich bin okay und du bist okay'. Dieses Spiel wird zu Recht von Psychotherapeuten ihren Patienten empfohlen: sie sollen loskommen von ihrem bisherigen Lebens-Spiel: 'Ich bin nicht okay und du bist auch nicht okay'.
Dann gibt es noch weitere Abarten dieses Spiels. Aber Phoebe spielt offensichtlich: 'Ich bin nicht okay und du bist nicht okay'. Und Mr. Perfekt ist nirgends in Sicht. Wie sonderbar. Mr Perfekt - das ist vor allem eine Ansichtssache. Jede Stärke kann als Schwäche interpretiert werden. Kein Problem für Phoebe: ihr Blick ist geschult darin, sofort alles was sie sieht, ins Negative zu verwandeln. Es geschieht inzwischen so automatisch, dass sie es selber nicht mehr bewusst wahrnimmt.
Deshalb ist sie umgeben von unperfekten Männern, die allesamt sie selber, Phoebe, ansehen und wahrnehmen als unattraktive Frau.
Schlechte Chancen für ihren Nachwuchs.
Was bleibt? Samenklau.
Gruß
Phil Humor