Wahnsinn. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Zur Form sind mir nur vereinzelt ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, die wohl niemand gänzlich vermeiden kann. Den Lesefluss beeinträchtigt das hier überhaupt nicht.
Stilistisch ist das Ganze äußerst überzeugend. Durch den auktorialen Erzähler verknüpfst Du die unterschiedlichen Handlungsstränge für den Leser geschickt zu einem Gesamtbild. Mit Deiner Wortwahl, dem ständig in... mehr anzeigen
Wahnsinn. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Zur Form sind mir nur vereinzelt ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, die wohl niemand gänzlich vermeiden kann. Den Lesefluss beeinträchtigt das hier überhaupt nicht.
Stilistisch ist das Ganze äußerst überzeugend. Durch den auktorialen Erzähler verknüpfst Du die unterschiedlichen Handlungsstränge für den Leser geschickt zu einem Gesamtbild. Mit Deiner Wortwahl, dem ständig in Erinnerung gerufenen Summen der Maschinen und den immer wieder am Ende eines Abschnitts vorgenommenen Andeutungen, mit denen Du einen Handlungsort verlässt, füllst Du die Leere in der Anlage mit unheimlichem Leben und lässt die bloße Suche der Männer keine Sekunde langweilig werden. (Mir ist der Anfang nicht zu „lahm“.) Ab und an sitzt mal ein Satz nicht ganz so gut (z.B. „Nichts hielten sie, sie waren bloße Puppen.“, S.15 – Was sollten die denn halten und wie steht das im Zusammenhang zu der Tatsache, dass sie „bloße Puppen“ sind?), aber das ist wirklich Nörgeln auf sehr hohem Niveau.
Deine Charaktere sind überaus stimmig. Sie bleiben den ihnen zugeschriebenen Haupteigenschaften über den gesamten Handlungsverlauf hinweg treu und fallen nicht aus der Rolle. Das anfängliche Verschweigen der Namen sorgt zudem dafür, dass der Leser nicht überfordert wird und sich dank der ständigen Wiederholung der Eigenschaften gut zurechtfindet. Etwas komisch wirkt dann nur, dass nicht alle Namen nach und nach genannt werden („der Aufmerksame“ und „der Entschlossene“ bleiben namenlos). Ich weiß nicht, inwieweit das beabsichtigt war, aber ich hätte es eventuell besser gefunden, entweder alle Namen ungenannt zu lassen oder tatsächlich alle zu enthüllen. Das ist allerdings wiederum eine sehr unwesentliche Anmerkung.
Zur Geschichte an sich habe ich kaum etwas zu sagen. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass etwas Finstereres hinter dieser Anlage steckt, als „nur“ die althergebrachten Experimente zum „Übersoldaten“, aber im Grunde ist mir das am Ende völlig egal, weil die Stimmung, die Art Deines Erzählens, einfach die Atmosphäre der Geschichte schlicht toll sind. Logiklücken oder Unstimmigkeiten sind mir ebenfalls keine aufgefallen. (Außer eine, bei der ich nicht ganz sicher bin. Auf S.10 sind es einmal „siebenundneunzig“ und einmal „siebenundvierzig“ Zellen. Nur weiß ich nicht, ob es da um dieselbe Zellenreihe geht.)
Bei all den beschriebenen Gräueltaten Deines Folterlabors erscheint es mir darüber hinaus unglaublich, dass sich die Gänsehaut zum Ende hin noch einmal steigern kann. Denn wenn Deine fünf Figuren vor dem eingestürzten Gebäude stehen und keiner dem anderen von seinen Erlebnissen berichtet, klar wird, dass niemand von den Vorgängen in der Anlage erfahren wird, dann ist das weitaus schauerlicher als die bloßen Begebenheiten zuvor.
Allerdings stimme ich Joey.Lewis in ihrem Hauptkritikpunkt zu. Wäre dies keine Duell-Geschichte, hätte ich es vermutlich gar nicht schlecht gefunden, dass die Bedeutung des Artefakts so unklar bleibt. Unter der Berücksichtigung der Themenvorgabe wünsche ich mir aber wenigstens einen kleinen Satz, der das Horn in Verbindung zur Anlage setzt. Mit dem, was man als Leser über dieses Artefakt erfährt, lässt sich vermuten, dass es die Grundlage für die Experimente ist. Nur funktioniert die gesamte Anlage offenbar ohne dieses Artefakt. Die Zahnräder laufen durch den „angeschlossenen“ Mensch, für die Experimente braucht es scheinbar „nur“ menschliche Grausamkeit, aber nichts Übernatürliches. Was also soll dieses Horn, warum sucht der König so dringend danach?
Ich sage nicht, dass das Thema verfehlt ist, denn das „Horn des Verderbens“ ist zweifelsohne da. Für die volle Punktzahl hätte ich mir allerdings eine deutlichere Verknüpfung des Horns mit dem Verderben in der Anlage gewünscht. Da wäre einfach die Information schön gewesen, warum das Artefakt so zentral für die Vorgänge ist.
Alles in allem eine beklemmende, super geschriebene Geschichte. Außerdem eine Geschichte, bei der ich tatsächlich sage, dass nicht viel enthalten ist, das man hätte herauskürzen können. In diesem Fall bin ich beinahe froh, dass Du Dich für das Überschreiten der Seitenbegrenzung entschieden hast.
Gruß,
Mithan