für dein Buch klang so interessant, dass ich recht schnell dazu überredet war, es mir anzuschauen.
Hmmm…. Aber jetzt kommt´s. Ich bin nicht begeistert. Leider. Ich hoffe du bist jetzt nicht enttäuscht oder sogar sauer, weil doch so viele Leser anderer Meinung sind. Ich werde mir deshalb die allergrößte Mühe geben, zu begründen, woran es meiner Meinung nach bei dem Buch noch hapert. Bei einem ersten, flüchtigen Blick könnte... mehr anzeigen
für dein Buch klang so interessant, dass ich recht schnell dazu überredet war, es mir anzuschauen.
Hmmm…. Aber jetzt kommt´s. Ich bin nicht begeistert. Leider. Ich hoffe du bist jetzt nicht enttäuscht oder sogar sauer, weil doch so viele Leser anderer Meinung sind. Ich werde mir deshalb die allergrößte Mühe geben, zu begründen, woran es meiner Meinung nach bei dem Buch noch hapert. Bei einem ersten, flüchtigen Blick könnte man fast sagen: wow, tolle Prosa, beinahe episch. Aber schon bei etwas genauerem Hinsehen revidiert sich dieser Eindruck sehr schnell. Die einheitlich langen Sätze erweisen sich in puncto Lesbarkeit als äußerst zähe Gebilde. Sprachrhythmus und Erzähltempo variieren nicht und dadurch fehlt es dem Text an Lebendigkeit und Spannung. Das Kopfkino beim Leser funktioniert nicht, weil man sich zu sehr auf den Sinn der Sätze konzentrieren muss.
Die Sätze sind zum Teil sehr umständlich formuliert und mit Adjektiven überfrachtet, die annähernd das Gleiche ausdrücken. Ich behaupte, dass man die ersten 5 Seiten auf die halbe Anzahl an Worten reduzieren könnte, ohne dass der Text darunter leidet. Ok. Bittere Pille so etwas um die Ohren zu bekommen, ich weiß. Aber manchmal kann eine geradlinige schnörkellose Sprache eine bestimmte Stimmung viel besser transportieren. Und ich behaupte, dass das für die düstere Stimmung der Einleitung auf jeden Fall zutrifft.
Nächte Frage. Aus wessen Sicht werden die ersten fünf Seiten eigentlich erzählt?
Einerseits klingt es wie die Perspektive eines sogenannten allwissenden Erzählers, der in die Köpfe jeder anderen Person hineinschauen kann, und weiß, was sie denken. Andererseits weißen Worte wie ich und uns aber darauf hin, dass hier ein Ich- Erzähler berichtet. Und der kann nicht(! )wissen, was in den Köpfen der anderen vorgeht, was sie denken, was sie fühlen. Ein Ich-Erzähler kann bestenfalls Vermutungen anstellen, über die Gefühle anderer Personen, denn er sieht ja nur das Äußere. Hier bitte noch einmal genau überlegen, aus wessen Sicht die einleitende Szene erzählt werden soll und die einmal gewählte Perspektive dann auch konsequent durchhalten!
Ja, und es verstecken sich tatsächlich noch einige Grammatikfehler im Text, die vermutlich nicht vorkommen würden, wenn die langen Sätze öfter mal durch Punkte in kürzere Sätze zerlegt würden.
So, du darfst mich gerne im stillen Kämmerlein nach Herzenslust verfluchen für diesen Kommentar. Aber wenn dir an deiner Story etwas liegt – und davon gehe ich aus – machst du dir bestimmt danach in Ruhe deine Gedanken darüber. Falls du dann Fragen hast, darfst du mir die gerne stellen.