Trotz 288 Seiten ist die Story unvollständig. Du versprichst das Psychogramm eines Wahnsinnigen, aber Du lieferst nicht mehr als das Leben eines miesen, überintelligenten, soziopathischen Kindes. Daher kann der Inhalt den in der Einleitung aufgestellten Anspruch noch nicht einlösen.
Es gibt keine einzige sympathische Person. Sicher, die Welt wird zwar aus der Perspektive des allwissenden Erzählers geschrieben, der... mehr anzeigen
Trotz 288 Seiten ist die Story unvollständig. Du versprichst das Psychogramm eines Wahnsinnigen, aber Du lieferst nicht mehr als das Leben eines miesen, überintelligenten, soziopathischen Kindes. Daher kann der Inhalt den in der Einleitung aufgestellten Anspruch noch nicht einlösen.
Es gibt keine einzige sympathische Person. Sicher, die Welt wird zwar aus der Perspektive des allwissenden Erzählers geschrieben, der zwischendurch immer wieder seine Philosophie einfließen läßt, aber daneben wird hauptsächlich die Sichtweise von Josh präsentiert - und nicht immer ist der Unterschied augenfällig. Reflektiert die global negative Weltsicht, in der Menschen nur parasitärer Abschaum sind, also nur die Sicht der Hauptfigur oder auch die der Erzählstimme - oder gar die der Autorin? Die Durchdringung der Erzählung mit Bewertungen, die vor Verachtung und Haß triefen, hinterläßt trotz der eingestreuten (alt)klugen und gemäßigten Bemerkungen des Erzählers einen bitteren Beigeschmack.
Die Handlung erscheint angesichts der zahlreichen extremen Charaktere zumindest stellenweise übertrieben. Allerdings mag ihre Darstellung durch die Nähe der Schilderungen zu Josh subjektiv verzerrt sein. Entkleidet man den Handlungskern all des ornamentalen Beiwerks, das die dichte und bedrückende Atmosphäre ausmacht, passiert eigentlich relativ wenig - jedenfalls bezogen auf einen Zeitraum von acht Jahren. Aber Ziel der Erzählung scheint ohnehin mehr die Schilderung eines mentalen Prozesses zu sein.
Die Schwächen der Orthographie sind erwähnenswert: es fehlen eklatant viele Kommas, oft werden einzelne Buchstaben weggelassen, und die Worte uns/und sind des öfteren vertauscht. Sind dann schon einmal Kommas vorhanden, wäre nicht selten gleich ein Punkt mit neuem Satz die bessere Alternative - oder wenigstens ein Gedankenstrich, Semikolon oder Doppelpunkt. In dieser Hinsicht würde sich eine sorgfältige Prüfung lohnen und die Lesbarkeit deutlich verbessern.
Aber all diese Kritikpunkte verblassen angesichts des ungemein flüssigen Stils, der Reichhaltigkeit der Metaphern und des für Bookrix-Maßstäbe selten hohen Sprachniveaus. Man mag kaum glauben, daß Du erst 16 bist, sondern vermutet an etlichen Stellen vielmehr eine deutlich ältere Autorin. Nur eine Menge an Leseerfahrung, zumal mit einigen Werken von vor dem 20. Jahrhundert, kann Dich dahin gebracht haben.
Ich kann aufgrund der überwiegend abstoßenden Figuren nicht behaupten, daß das Werk ein Lesegenuß gewesen sei, aber ich muß die sprachliche Sorgfalt loben, die Du bei den Beschreibungen aufgewendet hast.
Es wäre interessant zu sehen, inwieweit sich Deine Qualitäten auch in anderen Genres auswirken.