Lieber Ulf,
lange habe ich über diese Frage nachgedacht, eine schlüssige Antwort jedoch nicht gefunden.
Unsere Zeit scheint für Schreibereien nicht die richtige zu sein.
Heute wünscht sich jeder die schnelle Information á la fast food.
Fernsehen, Walkman, das ja. Briefe oder ähnliches zu schreiben - nicht so gut.
Seine Meinung holt man "von der Stange" wie einen Straßenanzug.
Gewiß, es gibt Versuche. Da sind sogenannte "Lyriker", die einen Seelenqualm absondern, daß die Lichter ausgehen oder solche, die in Sachen Erotik neue Trampelpfade beschreiten. Ein paar - und das könnte Hoffnung erwecken - schreiben
wie normale Menschen - gescheit, unterhaltsam ohne das Conny Duden im Grabe flott rotiert.

Mit den besten Grüßen
Jürgen

Mit der Rechtschreibung hadern viele. Auch mancher Nobelpreisträger würde sich ohne seinen Lektor blamieren. Zum Glück haben die ihre Lektoren. Aber hier bei bookrix nimmt sich nur selten jemand solcher von Fehlern strotzender Texte an. Man müsste ein Netzwerk von Usern aufbauen, die wenigestens die bekannten Rechtschreibsünder betreuen. Ähnlich umangenehm wie solche Schwächen empfinnde zum Beispiel bei Gedichten das zwanghafte Reimen. Hier werden alle möglichen Sprachverrenkungen angewandt wie Inversionen, also Wortumstellungen; das Ergebnis klingt dann derart unnatürlich, dass ich mich wundere, wieso der Dichter das nicht merkt. Oder es wird ein Verb wie "tun" eingeführt, dammit es ausgeht. Mit solchen Tricks machen die Lyriker ihre Gedichte kaputt.

Nachdem ein paar Tobsüchtige eine Reform verbrachen, die sie als die größte
Umwälzung seit der Einführung der Minuskel verkauften, gebe ich auf die Fortentwicklung der deutschen Sprache keinen roten Heller mehr.

Ich habe mich für meine Person dafür entschieden, diesen unsäglichen Irrsinn
"nicht einmal zu ignorieren".
Aber das eigentliche Thema war ja die Dichterei. - Lyrik.

Streng genommen, ist die Lyrik ein Kind der Dichtkunst, die sich musikalisch auf der Lyra begleiten und ausdrücken läßt.
Der deutsche Sprachraum hat viele Lyriker und sehr gute Werke hervorgebracht.

Ihre Epigonen bringen Courths-Mahler in Versform - meistens auch noch holprig.
Gern wird auch die Dichterei ohne jedes Versmaß betrieben, weil zuweilen die Vorstellung herrscht, ein Gedicht müsse keinen Reim haben. Jedenfalls nicht zwingend.

Nun gut, das Nibelungenlied oder das von Schillers "Glocke" wird auch nicht im Chor gesungen..... Ein kleiner Unterschied ist da wohl aber doch.

Ein hübsches Gedicht lese ich immer wieder gerne, nur sollte das Seelenschmalz nicht aus allen Jamben quellen.
Abschließend darf ich bemerken, daß ich einen schriftlichen Kontakt der Menschen untereinander sehr befürworte. Zum Reden kommt man ja kaum mehr. Nur ist das Echo sehr kläglich, was dann Zweifel erweckt, ob sich die Mühe überhaupt lohnt.

Solange es aber noch Leute gibt, die sich auf diese Weise den Niederungen des Zeitgeistes entziehen wollen, besteht noch Hoffnung.

dass sich hier in dieser Gruppe ein ersprießlicher Dialog entwickelt.
Das Warum ist wohl insofern geklärt, als sich nichts Eindeutiges darüber sagen lässt.
Vielleicht kann man das Thema Schreiben um das "Wie" und das "Was" erweitern. Ein bisschen geschah dies bereits.

Ja, wollen wir es hoffen. Das mit dem Ersprießlichen, meine ich.
Die Frage bedarf einer neuen Formulierung.
Es herrscht gewiß Einvernehmen darüber, daß man schreiben sollte, um der massenhaften Isolation zu entgehen. Es ist gewiß auch von Vorteil, wenn die
"kleinen grauen Zellen" einmal etwas anderes als den Tele-Text des kaum noch
deutschen Fernsehens zu sehen bekommen.

Wie soll ich schreiben? - Wie mir ums Herz zumute ist - frei von der Leber weg.
Was schreibe ich? - Wir sind alle in einem Lebensabschnitt, in dem wir auf
viele interessante Begebenheiten zurückblicken können.
Meiner Ansicht nach, sollten das aber Dinge sein, die andere erfreuen, zum Lachen bringen.

zum Lachen bringen. Ich habe einmal über einen Humoristen gelesen, wenn er seine lustigen Sachen schreibt, gehen ihm Frau und Kinder aus dem Weg, er ist ungenießbar, grantig. Heinz Erhardt hat sich, um ungestört zu sein, ins stille Örtchen zurückgezogen. Humor ist, so scheint es, eine ernsthafte Angelegenheit, die in der Stille gedeiht.

Heinz Erhardt, den ich sehr schätze, hat seine schnurrigen Einfälle gewiß nicht auf
"Tante Meier" entwickelt; eher noch den technischen Ablauf seines Auftritts.
Humor ist eine Herzensangelegenheit. Man hat - oder nicht. Der aufgesetzte Krawallhumor neuerer Zeitrechnung ist für jeden humorbegabten Menschen eine Kränkung.
Aber - und darin leiten diese Stümper vielleicht ihre Daseinsberechtigung ab, der deutsche Normalverbraucher ist bei Loriot überfordert. Ergo, heute Humor für Baumschüler.

Weil es im Hause Erhardt mit vier Kindern sehr turbulent zuging, floh der Hausherr mit Block und Bleistift häufig auf das "stille Örtchen". Doch brachte das zusätzliche Unruhe in die Familie, da er stundenlang die Toilette blockierte. Später war sein Kreativ-Ort ein Wohnwagen im Garten. So bleib er in der Nähe seines Probe-Publikums. Denn ob seine Ideen zündeten, testete er an seiner Familie.

lass es nicht Sommer werden. Ein anderer Humorist war Karl Valentin. Sein Humor ist beispielhaft für das Hinterkünftige der bayrischen Wesensart. Leider gibt es kaum bayrische Mundartautoren seines Kalibers, verbreitet sind eher die "heile-Welt-Thmen"

Lieber Concortin,

es liegt zwar nicht in meiner Macht, den Einzug des Sommers zu verhindern - ich heiße nur zufällig so, wie die erste Jahreszeit.
Außerdem hätte ich wenig dagegen, wenn sich die Tagestemperaturen etwas sommerlicher
gestalteten.
Aber wir sprachen vom Humor - und u.a. v. Karl Valentin.
Sicher ist der mir bekannt. Auch seine bodenständig kommißbrothaften Scherze.
Ich halte ihn nicht unbedingt für einen typisch bayerischen Komiker. Es schwingt da immer eine gewisse Bitterkeit mit.
Adolf von Gondrell, Weiß Ferdl u.a liegen mir da eher.
Aber die Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Ich habe die Bayern stets als einen von Haus aus fröhlichen und humorbegabten Volksstamm empfunden.
Die Lebensbejahung ist hierzulande doch sprichwörtlich.

Die Bayern, zu denen ich mich zähle, zeichnet oft der sogenannte Schafzipflhumor aus. Dazu passt die Pseudovolksmusi, die überdies oftmals "original" genannt wird. Deine drei Zeugen für den Humor in Bayern kann ich selber auch gut leiden. Zu Valentin zieht es mich allerdings am meisten hin. Wenn ich auch manches an ihm nicht mag.
Aber seine Denkungsart ist zu meiner, so sagt man, affin..
Gondrell und Prösl führten einige Zeit nach Kathi Kobus das Künstlerlokal Simplizissimus. Darüber ist mir einiges bekannt, da wir mit der Tochter von Prösl befreundet sind.

"Luja, soag i...!"
Lieber Concortin,
da sind wir einer Meinung. In Sachen "original" und die "Lustigen was-weiß-ich-für-Buam".
Valentin dachte ( vermeintlich ) um drei Ecken herum, wenn er seinen Zeitgenossen
"die Karten legte". Aber es scheint mir, daß da immer etwas Bitterkeit dabei war.

Sein persönliches Schicksal bewies ja, daß seine Aussagen auch nicht von allen geteilt - oder besser gesagt - verstanden wurden. Man ließ ihn, als es ihm so schlecht ging, allein. Liesl Karlstadt hat das nicht durchmachen müssen.

Der "Simpl" ist mir natürlich auch bekannt, der Name Kathi Kobus geläufig.
Bodenständigen Humor erfährt man, wenn man wie ich, häufig in den Bayerischen Wald fährt und Augen-und Ohrenzeuge einer Schafkopfrunde der Einheimischen wird.

Oder - ich weiß nicht, ob Dir der lokale Brauch bekannt ist - den "Wasservögeln"
zuschaut. Da ziehen Jugendliche und Gereiftere zu Pfingsten von Haus zu Haus, stoßen Miau-Laute aus und "derblecken" die Bewohner mit kauzigen und teilweise recht derben Versen. Die häusliche Gegenwehr besteht aus Wassergüssen - anschließend erfolgt Brotzeitausgabe oder die Abgabe von Eiern. Das ist Humor der feinsten Sorte, beim Zeus!
Aber, wie gesagt, Humor ist eine Sache des Herzens - nicht des Verstandes.