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Schmutznacht

Manchmal zwingen einen bestimmte Dinge dazu rastlos durch die Nacht zu streifen.

Laue Sommernächte, wie schon seit Jahren nicht mehr laden geradezu dazu ein, eine Nachtwanderung zu unternehmen. Sicher wäre es schöner jemanden bei sich zu haben, der dieses unbeschreibliche Erlebnis mit einem teilt, aber manchmal gibt es da noch kleine Unpässlichkeiten, die dies verhindern, und ich wünsche mir diesbezüglich keine Dauerhaftigkeit.

So mache ich mich nun auf den Weg in einem Ort, dem ich was Vertrauen angeht keines entgegen bringe. Jedes Knacken am Rande meines nicht ausgeleuchteten Feldweges lässt mich für einen Moment die Luft anhalten, aber ich gehe weiter. Ein besonderes Gefühl sich in der Nacht zu bewegen ist der Einklang mit der schlafenden Natur und dem Verzicht auf Fußbekleidung.

Nach einer Weile meines Fortschreitens trat ich auch schon in etwas hinein, was sich weich und wohlig unter meinen Füßen anfühlte. Neugierig auf den Verursacher dieses Gefühles zückte ich mein Smarty und leuchtete es aus. Zum Glück kein Katzenkot, denn das hätte einen sofortigen Abbruch meiner Exkursion zur Folge gehabt...ja auch ich kenne Ekel, wenn auch nur minimal.

Gut was ich sah ist jetzt auch nicht unbedingt das, was man für die Fußpflege braucht, aber der Regen der letzten Tage hat dazu geführt, dass sich eine Vermehrung rasant abgespielt hat. Eine Nacktschneckenfamilie wurde Opfer meines Bewegungsdranges und ich kann heilfroh sein, dass ich nicht auf ihnen ausgerutscht bin.

Nach ein paar weiteren Schritten war das Gefühl schon ein ganz anderes. Ein Schmerz durchfuhr meine zarten Flunken und wieder griff ich zu meinem Kommunikationsinstrument und schaute nach. Scherben verflixt und zugenäht, wer hat diese Umweltverschmutzung denn zu verantworten...es ist nicht zu ändern mein Ehrgeiz die Nacht auszureizen ließ mich blutverschmiert weiter laufen. Über mir ein Sternenhimmel der besonderen Art, denn im Moment sind gerade wieder viele Sternschnuppen zu sehen...für mich ganz alleine dachte ich und hörte erneut ein Geräusch im Gebüsch.

Sollte irgendjemand etwa von der gleichen Schlaflosigkeit betroffen sein wie ich? Zwei funkelnde Augen und eine freche Schnauze standen mir gegenüber. Ach herrje ein Waschbär! Mir fiel nichts besseres ein, als ihn mit einem lauten Grunzen aus meinem Dunstkreis zu vertreiben. Was ich nicht bedacht hatte ist, dass durch diese Art der Aufmerksamkeit auch größeres Getier angelockt werden könnte, aber egal es ist nur einmal Sommernacht und das war es mir wert. Gegen 3 Uhr brach ich meine kleine Nachtwanderung ab und begab mich wieder Richtung Kellerloch, denn in nicht ganz einer Stunde würden die Vögel ihr Konzert beginnen und das hätte dann schon wieder den Charakter eines Tagesbeginns. Die letzten Meter meines Ausfluges gestalteten sich noch sehr abenteuerlich, denn ein röchelndes Wildschwein hatte sich an meine Fersen geheftet. Es ist erstaunlich, wie sich tagsüber vermiedene sportliche Aktivitäten in der Nacht entwickeln können, wenn man sogenannten erzwungene Ambitionen unterworfen ist.

Ich rannte also was das Zeug hielt den Rest des Weges in Richtung Sicherheit, rutschte dann doch noch auf dem besagten Schneckenkonvolut aus und landete mit meinem Hinterteil in einem bei Helligkeit sicher unübersehbarem Haufen von Katerexkrementen.

Die Nacht war gelaufen, aber mein Gestank hatte auch was gutes, es hat das Borstentier in die Flucht geschlagen.

Durchgeschwitz und voll von neuen Eindrücken erreichte ich mein Ziel. Glücklicherweise bin ich diese Woche nicht mit dem Treppenhaus dran und so streifte ich meine Errungenschaften kurzem Fußes und Hinterteils an der Schmutzfangmatte ab, dazu ist sie ja schließlich da. Diese Geschichte sollte jetzt aber niemanden davon abhalten sich dem Zauber der Nacht hin zu geben, denn die Natur kann ja nichts für Chaoten. Also auf in die Dunkelheit und wenn möglich mit dem Liebsten an der Hand und Schuhen an den Sockeln die lauen Sommernächte mit einer Nachtwanderung der Extraklasse erleben.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.07.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch den Nächten der vergangenen Woche, oder sagen wir mal eher dem Hirngespinsten dessen, was isich aufgrund der Erfahrungen der letzen Woche angesammelt hat

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