Ich tue mich mit Anfangssätzen schwer, ich bin schüchtern. Schüchtern nicht im Sinne von unkommunikativ, wohlgemerkt reden ist eine meiner Leidenschaften. Obwohl leider mancher hinterher geschafft ist, aber es schafft Verbindungen zwischen Menschen. Menschliches Auseinandersetzen verbunden mit Gefühlsregungen, wenn sich doch sonst eher wenig regt.Auch aufregen liegt mir besonders bei Ungerechtigkeiten. Bin ich es doch Leid mich veräppeln zu lassen. Zulassen werde ich nur noch direkten Informationsaustausch, obwohl ich wie gesagt schüchtern bin. Ansprechen strengt mich aber nicht so an, wie angesprochen werden. Kann ich doch dort den Zeitpunkt selbst wählen. Wahllos Opfer bestimmen um zu kommentieren, wenn auch ich dann kommentiert werde. Habe ich doch den Startknopf in der Hand um händeringend meine Neugier zu stillen. Still bin ich aber bei aller Schüchternheit nicht. Rede ich zum Teil unvorbereitet auf andere ein, denn es ist mein Lebenselixier.Nicht einfach, wenn man wie ich eigentlich schüchtern ist. Dreht sich in mir alles nur um zarte Seiten, sind wir eine Schokolade im Universum? Nein wer sind wir denn. Süße Versuchungen ohne jeden Versuch auszulassen, uns von unserer besten Seite zu zeigen? Zeigen wir unser wahres Inneres erst, wenn die anregende Verpackung um uns verschwunden ist. Es ist doch eine Verschwendung dahin zu schmelzen ohne vorher belieb äugelt worden zu sein. Aber was ist schon die Hülle für das Auge, eine optische Ablenkung vom eigentlichen Wesen. Wesenszüge beurteilt anhand glitzernder bunter Fassade.
Fassaden, dahinter Räume, Flure, Wege, Gänge
Wieder finde ich mich auf einem Flur. Wartend mit anderen, die allerdings bebeistandet sind. Alle ihre moralische Stütze im Schlepptau, etwas, was ich nicht kenne und vielleicht auch nicht mehr kennenlernen werde. War ich es doch immer, die als Beistand überall mit hin gelammt bin, weil ich wusste wie wichtig es ist, jemanden zu haben der einen auffängt oder nur die Hand hält. Haltung bewahren ist stattdessen mein Schicksal, soll ich mich selbst trösten, wenn ich wiedermal urplötzlich an Tränenfluss leide? Leider glaube ich nicht mehr an eine Chance anzukommen und hier rede ich nicht davon in irgendeinen Zug einzusteigen, um ein Ziel zu erreichen. Erreicht einen die innere Ruhe eigentlich irgendwann … ? Ich meine die, die man noch bewusst miterleben darf. Zweifel. Das wichtigste im Leben ist doch glücklich zu sein. Zu diesem Glück gehört eine gehörige Portion Selbstironie, Toleranz, Loyalität und Humor. Damit bin ich zum Glück versorgt, aber wirklich glücklich macht es nicht, weil jemand fehlt, mit dem ich es teilen darf. Bedürfnis an ein Gefühl, dass jemand mit dir durch gute und schlechte Zeiten geht. Aufteilung der Päckchen, die das Leben bringt. Ungebeten einfach zugestellt, Absender „der Verlauf deines Seins“ OMG was hab ich nur getan, dass ich diese Post ständig bekomme. Komme ich aus dem Wundern über immer wieder neue Angebote der Zukunftsgestaltung nicht hinaus? Was sind schon Werte wie ein eigenes Heim, eine Komplettfamilie oder Vermögen? Ein Dreck im Vergleich zu dem Gefühl in wichtigen Momenten alleine zu sein. Nicht weil ich nicht damit rechnen würde, dass irgendetwas Negatives geschieht, nein weil ich einfach zu schüchtern bin etwas abzulehnen...Wieso beobachte ich nur die Menschen und mich Drumherum? Sauge ihre sämtlichen Emotionsergüsse in mir auf um zu warten, wie ich diese verwerten darf. Darf ich das denn überhaupt? Der Missbrauch fremden Mimik-und Gestikgutes? Gut es wird keiner mitbekommen, dass ich mich an fremden Verhaltensmustern und Gefühlsausbrüchen psychologisch neugierig auszutoben versuche... man hält mich ja für schüchtern. Im jetzigen Augenblick ist es so, dass ich mir Erinnerungen aus meiner Kindheit vors Auge rufe. Nicht etwa welche, die mit dem Umgang meiner Familie oder deren Erziehungsmethoden zu den haben, sondern jene, die ich für mich persönlich abgespeichert habe, aus meiner Funktion heraus, die Umwelt intensiver als manch anderer wahrzunehmen. Meine eigene kleine Welt voller Illusionen und damals noch Vorstellungen von der heile Zukunft.Zukunft-Ankunft komischer Vergleich, hat doch beides für mich nie wirklich in einem wichtigen Zusammenhang gestanden. Zusammen, was ist das eine Wunschvorstellung in den Köpfen der Gesellschaft, um ein gewisses vielleicht geheucheltes Bild anzuzeigen? Zeigen einem doch Rückschläge im Leben, dass nichts planbar ist. Jeden Tag so nehmen, wie er grade kommt, alles andere ist doch Zeitverschwendung. Schüchternheit gegen Spontanität austauschen, das ist ein Ziel. Im Leben ist man in einer Art Benutzerfunktion, man wird gelenkt von den Einflüssen des Alltags nicht wirklich frei in seinen Entscheidungen. Geschieden wird, auch ein Ergebnis ungeplanten Versprechensbruches. Apropos brechen, in meiner neuen Lebensphase breche ich mit meinen Prinzipien und Plänen. Werde ich doch wieder auf einen Weg geschickt, der mir meine Freiheit auf eine andere Art und Weise raubtSicher von außen ist es immer leicht zu betrachten, aber wer kann schon sehen, wie es in einem drin aussieht? Fehlen doch nur noch wenig Steine um meine Mauer zu vollenden, bis eines Tages wieder ein kleiner schüchterner Lichtstrahl durchbricht und ein Bröckeln anzeigt. Nur wann wird das der Fall sein und was kommt nur dahinter zum Vorschein. Ein neues starkes „Ich“ oder ein zerfallener Haufen von Gefühlsüberresten als Resultat eines Ausbrennvorganges, der Jahre in Anspruch genommen hatte ? Hatte ich doch als Kind noch Ansprüche an eine heile Welt. Vollkommener Humbug. Klar in mir drin fühlt es sich jung an, aber was sehen meine Mitmenschen? Ein Schauspieltalent losgelassen auf die Menschheit. Heiterkeit als schüchterne Umrandung von Frust? Geistesergussnutzung und Unverständnisverwaltung. Immer wieder und drum find ich kein Ende, weil ich dafür einfach zu schüchtern bin
Tag der Veröffentlichung: 15.08.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Wenn man dazu verdammt ist mehrere Stunden für Untersuchungen in kalten Wartezonen zu verbringen und das über Wochen, dann macht es Sinn neben seinem mobilen Frühstück auch sein Schreibzeug einzupacken.
Ich widme dieses Büchlein meinem ungebetenen Gast, denn ohne ihn, wäre es nie entstanden.
Das Cover zeigt den Ausblick aus dem Zimmer , wo ich stationär aufgenommen war. Penthouse All inclusive