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Jene Nacht

Ich rannte, rannte einfach hinaus in die Nacht. Ich rannte, wohin war mir egal. Ich würde sowieso nie irgendwo ankommen. Ich rannte und blendete jegliche Gedanken aus. Nichts sollte mich jetzt stören. Eine Weile ging das, doch nach und nach drängten sich einzelne Worte in meinen Kopf – seine Worte. Erst gestern hatte er sie mir geschrieben. Hatte ich gestern nicht noch geglaubt, ich wäre stark? Stark genug durch seine Worte? Egal. Jetzt durfte ich jedenfalls nicht darüber nachdenken. Später. Ja später vielleicht. Langsam begann ich den Lärm zu bemerken. Warum war es so laut? Ich lebte schon lange hier. Viele dieser Nächte hatte ich schon erlebt, doch nie waren sie laut gewesen. Warum war sie jetzt so laut? Wieder drängten sich seine Worte in meinen Kopf. Ich musste sie ignorieren. - Ich konnte sie nicht ignorieren, durfte sie nicht ignorieren. Seine Worte. Sie mussten mir jetzt gleichgültig sein! - Sie waren es nicht. Gab es denn nichts, was mich von dem Gedanken an IHN ablenken konnte? Doch. Die endlosen Gespräche die ich mit ihr geführt hatte. Lächelnd dachte ich an die glücklichen Stunden. So ist das Leben, genau das sind die Dinge.... - HALT STOP! Das jetzt nicht auch noch! Konnte ich nicht einfach mal einsehen, dass auch die Beiden mir egal waren? Moment die Beiden? Und was war mit all den anderen die mir nicht egal waren? - Scheiß drauf, jetzt ist ALLES egal!
Alles was jeglichen Sinn verloren hatte war doch auch wertlos und egal oder? Folglich war doch alles egal! Ich rannte weiter. Diese Gedanken waren zu sperrig für diese Nacht. Ich ignorierte sie. Alles was zählte war, dass ich draußen war, draußen und frei.
Langsam kehrten seine Worte wieder in mein Bewusstsein zurück, langsam machte ich mich auf den Weg zurück. Seine Worte kreisten in meinem Kopf. Was sollte das? War ich noch nicht einmal stark genug die Realität zu ignorieren? Nein wahrscheinlich nicht. Denn wäre ich es, könnte ich ja nicht nur seine Worte ignorieren, sondern einfach alles. Alles was Sinnlos ist. Einfach neu anfangen.....
Müde kam ich wieder an. Lächelnd sah ich zu seinem Bild an meiner Wand. Lächelnd schlief ich ein und alles was blieb waren seine Worte........

Für Immer

Sehnsuchtsvoll wanderte mein Blick zu seinem Bild an meiner Wand. Wie lang würde es wohl noch dauern bis ich ihn endlich wiedersah? Voller Hoffnung erinnerte ich mich an ein Datum im letzten Jahr, als er mir vollkommen meine Konzentration geraubt hatte. Ich hatte einfach nur noch mit glühend heißen Wangen dagesessen und gar nichts mehr gesagt. Wie auch, wenn ich mich auf nichts mehr konzentrieren konnte? Ich hatte mich so sehr geschämt, weil ich einfach gar nichts wusste und doch wünschte ich mir, ich könnte das alles noch einmal erleben, noch einmal bei ihm sein, ihn anlächeln und in seine wunderschönen Augen schauen. Wie gerne hätte ich noch einmal mit ihm geredet und ihm gesagt, was ich dachte, aber es ging nicht. Es würde nie wieder gehen. Durch einen kleinen Fehler hatte ich das alles unmöglich gemacht. Für immer. Nichts würde je wieder so werden wie es war. Ich musste ihn vergessen. Ich konnte es nicht. Er war der den ich liebte, der mich mit dem Blick seiner wunderschönen Augen verzaubert hatte und der sich so sehr darauf verstand mich zu beeindrucken und dafür zu sogen, dass mein kleines Herz vor Freude hüpfte. Glücklich lächelnd dachte ich an den Abend an dem er mich so unendlich glücklich gemacht hatte – und schalt mich im gleichen Augenblick für meine Dummheit. Nichts würde wieder so werden wie es war und das wusste ich auch ganz genau. Warum konnte ich nicht einfach mal aufhören immer zu an ihn zu denken? Er würde mich nie lieben. Ich würde ihm nie sagen können, was ich für ihn empfand. Warum also dachte ich überhaupt noch an diesen Mann? Er war auf jeder erdenklichen Ebene unerreichbar für mich und das wusste ich auch ganz genau. Warum war in meinem verflixten Herzen noch immer Hoffnung? Konnte ich nicht endlich mal akzeptieren, dass ich durch meinen Fehler endgültig alles verloren hatte? Anscheinend nicht. Alleine der Gedanke nie wieder in seine wunderschönen Augen schauen zu können war zu schmerzhaft um ihn überhaupt zu Ende zu denken. Aber wie sollte das möglich sein, wo ich mir noch nicht einmal selber in die Augen schauen konnte? Ich hatte einen Fehler gemacht und jetzt musste ich die Konsequenzen tragen. Kälte durchströmte mich bei dem Gedanken und es fühlte sich alles andere als richtig an, aber wahrscheinlich war es das beste so. Ich würde alles aufgeben was wir an Gemeinsamkeiten hatten, würde alle Lieder, Texte und Bilder wegwerfen die mich an ihn erinnerten und würde Orte meiden wo auch nur im mindesten zu befürchten stand, dass ich ihn dort treffen könnte. Schweren Herzens nahm ich sein Bild von meiner Wand, nahm es aus dem Rahmen und ging hinunter in die Diele. Tränen rannen über meine Wangen und meine Hände zitterten als ich das Bild ins Feuer schmiss. Kraftlos sackte ich auf dem kalten Steinboden zusammen und alles was blieb war grenzenlose Leere -----

Hoffnung

Leere umgab mich. Leere war in mir. Leere bestimmte mein Leben. Ich liebte ihn und doch durfte ich es noch nicht mal wagen daran zu denken ihm auch nur im Mindesten zu zeigen, was ich für ihn empfand. Sorgfältig war ich darauf bedacht jeden Kontakt zu ihm zu meiden, auch wenn es mir das Herz zerriss. Es ging nicht anders – dachte ich zumindest, denn als ich an jenem Morgen in dieser wunderschönen Stadt war konnte ich nicht mehr vor ihm davon laufen. Es war schön mit ihm zusammen zu Frühstücken und sich über diese und jene aus unseren Gemeinsamen Interessen hervorgehende Geschichte zu unterhalten, aber es war nur ein wunderschöner Augenblick, bevor er wieder zur Uni aufbrechen musste und ich wieder auf dem Boden der Tatsachen landete und ein für alle mal verstehen musste, dass es solche Momente nicht mehr geben durfte. Traurig und still verrichtete ich meine Arbeiten, in Gedanken ganz bei ihm.

Wo war die wundervolle Zeit geblieben, als wir noch unbeschwert miteinander reden konnten? Die gedrückte Stimmung zwischen uns machte mich fertig, aber ich war selbst Schuld. Wie hatte ich nur diesen dummen Fehler machen können? Ich war glücklich gewesen und hatte all das Glück weggeworfen. Freunde dachten, ich wäre glücklich, aber das war nicht, denn tief im Herzen vermisste ich ihn, ohne zu ahnen, das ich gerade den Fehler beging, der es mir unmöglich machen würde, mir noch mal selbst in die Augen zu sehen, geschweige denn ihm gegenüber zu treten.

Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster auf den Parkplatz von welchem er vorhin runter gefahren war in Richtung der Uni. Warum um alles in der Welt reichte schon ein einziger Blick von ihm um mich wieder vollkommen aus dem Konzept zu bringen? Ich hatte so viel vorgehabt für heute und schaffte doch nur wenig. In Gedanken bei ihm kam ich mit meiner Arbeit viel langsamer voran als ich es gerne gehabt hätte. Ich musste mir eingestehen, dass er mir noch immer viel zu viel bedeutete. Die Annahme, dass mit der Zeit alles besser werden würde war wohl falsch gewesen. Vergeblich versuchte ich mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Es ging nicht. Ich war traurig, weil er wieder weg war, aber gleichzeitig hatte mir diese Begegnung auch Hoffnung gegeben, dass vielleicht doch alles gut werden könnte. Vielleicht würde irgendwann ja doch diese Unbeschwertheit der vergangenen Zeit wiederkehren. Immerhin war die vollkommene Funkstille nun gebrochen. Lächelnd dachte ich an seine Stimme, sein Lächeln, den einzigartigen Farbton seiner wunderschönen Augen. Ja ich konnte unglaublich verträumt sein, aber ich musste versuchen mir das ihm gegenüber nicht mehr anmerken zu lassen. Er war mir unglaublich wichtig, aber das brauchte er doch nicht zu wissen, oder? Grinsend musste ich daran denken, dass er wahrscheinlich ohnehin schon längst Bescheid wusste und trotzdem hoffte ich, dass dem nicht so war. In meinem Kopf waren so viele Gedanken. Würde endlich alles gut werden oder hatte ich unsere Freundschaft durch meinen Fehler endgültig zerstört? Tausend Fragen kreisten in meinem Kopf, doch Zuversicht und Hoffnung ließen alles in den Hintergrund rücken.

Freundschaft?!

Wochen später sah ich ihn endlich wieder. Ich hatte mir unendlich viele Gedanken gemacht, wie dieses Wiedersehen wohl werden würde und ob wir uns wieder besser verstehen würden, aber all meine Sorgen, dies könnte nicht so sein waren unbegründet. Wir konnten wieder ganz freundschaftlich mit einander reden – fast so wie früher. Es war ein wunderschöner Tag. Das Leben konnte so schön sein! Ich war hier in dieser Stadt, die ich sowieso mochte mit ihm, den ich über alles liebte und wir verstanden uns wieder besser. Lächelnd fuhr ich am Abend nach Hause und lächelnd hätte ich auch einschlafen können, hätte ich nicht etwas über ihn erfahren, was ich kaum glauben konnte. Ich war geschockt. Warum war er so? Warum er? Es passte überhaupt nicht zu allem was ich sonst über ihn wusste und wie ich ihn kennengelernt hatte. Meine kleine heile Welt zerbrach in tausende kleine Scherben. Hatte ich mich so sehr in ihm getäuscht? Ich konnte und wollte das weder verstehen noch wahrhaben. „Das ist doch alles nur ein böser Traum!“, dachte ich mir und begann zu weinen. Wie oft hatte ich ihn verteidigt? Und jetzt tat etwas, was einfach nicht zu entschuldigen war, ganz gleich wie viel er mir bedeutete. Ich war verwirrt. Ich hatte keine Ahnung wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte mich vorher leer gefühlt? Nein. JETZT war in mir nichts mehr außer Leere und irgendeinem nicht zu beschreibenden Gefühl. Die Unruhe hielt mich wach und doch wollte ich schlafen um nicht mehr denken zu müssen. Meine Gedanken ergaben momentan sowieso keinen Sinn. Ich fühlte gar nichts mehr. Keine Liebe. Keine Freundschaft. Aber auch keine Abscheu oder gar Verachtung. Einfach nichts.

 

Die Tage vergingen und ich merkte, wie diese Leere in mir immer destruktiver wurde. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nichts hören, nichts sehen und vor allem nichts denken. Ich wollte einfach nur allein sein. Allein mit dem Gedanken, dass der Mensch, den ich liebte und dem ich vollkommen vertraute etwas getan hatte, wofür ich jeden anderen Mann gehasst hätte – aber nicht ihn. Ganz gleich was war. Irgendwie war mir unsere Freundschaft trotzdem noch wichtig und dieser Gedanke gab mir wieder Kraft. Ich würde diese Freundschaft nicht aufgeben, ganz gleich ob die Menschen die wussten was er getan hatte mich verstehen würden oder nicht.

Nein, lieben konnte ich diesen Mann irgendwie nicht mehr, aber die Freundschaft würde ich nicht aufgeben. Ich hatte keine Ahnung, ob ich mich je wieder verlieben könnte, aber irgendwie zählte das in diesem Moment auch nicht. Ich war einfach glücklich, mich nicht mehr ganz so leer zu fühlen und wieder lächeln zu können, auch wenn es sicher nicht einfach werden würde, jetzt noch an dieser Freundschaft fest zu halten. Gefühle konnte man eben nicht abstellen und was von der Liebe die ich für ihn empfunden hatte noch übrig war, war der starke Wunsch noch normal mit ihm befreundet zu sein und viele schöne Erinnerungen aus der Zeit, als dieser Mann mit den wunderschönen grauen Augen, dem ich das was er tat kaum verzeihen kann, der wichtigste Mensch in meinem Leben war, obgleich er meine Liebe nie erwidert hat.

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Tag der Veröffentlichung: 29.03.2014

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