Prolog
Jeder von uns hat einen Engel, einen Beschützer der über uns wacht. Wir wissen nicht welche Gestalt sie annehmen. Heute ist es ein alter Mann, morgen ein kleines Mädchen. Aber lasst euch nicht durch ihre Erscheinung täuschen, sie können gewaltig sein.Wir können leugnen das es unsere Engel gibt, uns einreden sie wären nicht real, aber sie zeigen sich trotzdem, an den seltsamsten Orten und in den seltsamsten Momenten. Sie können durch jeden Menschen sprechen, den wir uns vorstellen können. Sie schreien durch Dämonen wenn es sein muss, fordern uns heraus, damit wir es wagen zu kämpfen.
Meine Mutter hatte mir mal gesagt, ein Traum spiegelt deine Wünsche, Sehnsüchte und Ängste wider. Für mich jedoch, waren sie die reiste Hölle. Etwas, was in mir ein Gefühl hervorrief, dass mich immer wieder auf's neue schaudern ließ. Und ich hasste es. Die ständigen Qualen, die ich immer und immer neu durchleben musste. Ich wollte nie wieder träumen, denn es war nur derselbe Traum. Ich war ein kleines Mädchen, gerade mal acht Jahre. Es war dunkel, kein Geräusch war zu hören. Bis auf ein leises Wimmern, das mich aufhorchen ließ. Ich folgte dem Wimmern durch die dunklen Gänge, in richtung Küche. Mit jedem Schritt wurde es lauter, biss sich zu einem Stöhnen formte. Langsam stellten sich mir die Nackenhaare auf. Und dann sah ich sie. Meine Mutter lag auf den Boden. Überall war Blut, ihr Blut. Vor ihr stand ein Mann, den Ablauf meine Mutter gerichtet. In der Hand hielt er etwas, das aussah wie eine Stange. Außer seinem breiten Grinsen, das seiner Tat galt, konnte ich nichts erkennen. Das Gesicht war in Schatten getaucht, nur der Mund war zu erkennen. Aber das reichte schon, um sich für immer in mein Gedächtnis zu brennen. Rechts neben meiner Mutter stand ein anderer Mann, mein Vater. Der Kummer und der Schmerz zeichneten bereits jetzt sein Gesicht. Auch er hatte etwas in der Hand. Zwar konnte ich nicht erkennen was es war, aber das tat in diesem Augenblick nichts zur Sache. Mein Vater hielt den Gegenstand auf den Mann mit der Stange gerichtet. Erst da erkannte ich, dass es eine Pistole war. Die Schweißperlen liefen ihn über das Gesicht. Er hatte Angst. Angst um meine Mutter. Vielleicht auch um mich? War sie tot? Ich konnte aus der Entfernung nicht erkennen, Ibm sie noch atmete. Jedoch sah ich, wie sich die Lippen beider Männer bewegten, konnte aber nichts hören. Bis auf das Geräusch meines Atems, war es absolut still. Der Mann mit der Stange hob plötzlich den Arm, das böse Grinsen lag deutlich in seinem Gesicht. Diesmal konnte ich seine Augen sehen. Rot. Voller Hass und Entschlossenheit. Ja, er würde sein Werk vollenden. Ich sah, wie mein Vater sich bewegte; die Waffe fest umklammert. Und dann dieses helle Licht, als et einen Schuss abgefeuert hat.
Alles war dunkel um mich herum, nur ein kleines Licht, welches mich magisch anzog, erweckte meine Aufmerksamkeit. Ich ging vorsichtig darauf zu und merkte schnell, wohin es mich führte. Zu dem Ort, an dem das ganze Desaster begonnen hatte. An dem Ort, der meine noch ungewisse Zukunft bestimmen sollte. Als ich in der Küche stand, lag weder meine Mutter auf dem Boden, noch war mein Vater dort und auch der andere Mann war nirgendwo. Regungslos stand ich einfach nur da. Die bizarre Situation verwirrte mich, sodass ich begann mich im Kreis, des in schwarz gehüllten Raumes, zu drehen. Plötzlich merkte ich das etwas, nein, jemand hinter mir war. Die feinen Haare in meinem Nacken stellten sich automatisch auf, als mich ein warmer Hauch, hinter meinem Ohr streifte. Starr vor Angst, blieb ich wie angewurzelt, stehen. Eine sanfte und beruhigende Stimme begann zu sprechen. 'Hab keine Angst. Alles wird gut. Ich werde dich beschützen. Niemand wird dir weh tun, das lasse ich nicht zu. Du bist nicht allein.' Als ich mich beim Klang, dieser Engelsgleichen Stimme entspannte, durchfuhr mich ein angenehmes Kribbeln. Schließlich drehte ich mich langsam um, aber ich war allein. Mehrmals drehte ich mich um die eigene Achse, ich suchte alles ab, doch ich war allein.
Es war früh am Morgen als ich aufwachte. Dieser Traum, was hatte er zu bedeuten? Und wer lässt nicht zu, dass mir etwas passiert? Ich hatte so viele Fragen und doch keine einzige Antwort. Was geschieht mit mir? Verwirrt legte ich mein Gesicht in die Hände und fragte mich warum ich das durchstehen musste. Wie spät war es? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst kurz nach fünf war. An Schlaf war nicht mehr zu denken, also stand ich auf und schleppte mich erschöpft ins Badezimmer. Die Klamotten vom Vortag in der Hand, die ich neben das Waschbecken legte. Ich brauchte nach der seltsamen Nacht ersteinmal eine dusche.Sauber und angezogen, machte ich mich auf dem Weg in die Küche und nahm mir ein Glas aus dem Schrank, um es mit Wasser zu füllen. In einem Zug trank ich aus und stellte es beiseite. Erst jetzt viel mir was wichtiges ein. War Dad endlich daheim? Hastig ging ich zum Fenster, suchte den vertrauten Platz ab, an dem er sein Wagen immer abstellte, aber zu meiner Enttäuschung stand da nichts. Ich wunderte mich, denn ich kannte es nicht vom ihm, mir nicht bescheid zu geben wenn er länger im Büro zu tun hatte. Ein ungutes Gefühl stieg in mir auf. Zu meiner Verwunderung klingelte es an der Tür, sodass ich unwillkürlich zusammen zuckte. Fluchend stampfte ich zur Tür und öffnete diese unsanft. Perplex starrte ich die zwei uniformierten Männer an. Eine Augenbraue schnellte nach oben ehe ich begriff, dass vor mir Polizisten standen und keinen freundlichen Ausdruck in ihren Gesichtern hatten. Der kleinere von beiden machte einen Schritt auf mich zu und nahm zeitgleich seine Mütze ab, um sie sich vor die Brust zu halten. Als Reaktion zog ich meine Stirn kraus, was diese als Anlass nahmen, mir den Grund zu nennen, so früh hier aufzutauchen. "Guten morgen Miss, wir hätten eine dringende Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Es wäre besser diese im Haus zu klären." Skeptisch trat ich etwas zögernd einen Schritt beiseite, die Polizisten folgten meiner stummen Aufforderung und gingen nacheinander hinein. Ich konnte mir nicht vorstellen, was so wichtig wäre, das nicht hätte warten können. Dann schoss es mir durch den Kopf. Was, wenn es um meinen Vater ging? Allein bei dem Gedanken, zog sich mein Magen schmerzlich zusammen. Anstatt weiter darüber nachzudenken, schob ich den Gedanken beiseite und führte Männer ins Wohnzimmer um mit meiner Hand anzudeuten, dass sie sich setzten sollen. Wobei ich mich gegenüber in den Sessel nieder ließ und einen nach dem anderen misstrauisch beäugte. Die Anspannung begann an mir zu nagen, dies blieb natürlich nicht unbemerkt und somit begann der kleinere zu reden. "Miss McKenzie, wir möchten uns zuerst bei Ihnen entschuldigen Sie so früh zu stören, aber wie gesagt es gibt einen wichtigen Grund warum wir dies tun. Ich will nicht lange drum herum reden. Miss McKenzie, ihr Vater hatte gestern einen Autounfall...." Starr aus Schock fragte ich nur flüsternd. " Geht es im gut? Oh Gott, wie konnte das passieren? Ihm ist doch nicht´s passiert?" Diesmal sprach der andere Polizist und schaute mir währenddessen in die Augen. " Beim Überfahren einer Kreuzung hatte ein anderer Fahrer einer rote Ampel übersehen. Dabei leider auch das abbiegende Fahrzeug, in dem Ihr Vater saß und hat ihn seitlich erfasst, bevor er rechtzeitig reagieren konnte. Mr. McKenzie versuchte noch auszuweichen, aber ist bei dem Versuch frontal mit einem dritten Fahrzeug zusammen gestoßen. Dabei hat sich das Auto mehrmals überschlagen. Die Sanitäter konnten ihn vor Ort reanimieren und ins nächste Krankenhaus bringen, wo er anschließend Notoperiert werden musste. Jedoch waren seine inneren Verletzungen so gravierend, dass er noch in der selben Nacht verstarb." Als ich endlich begriff, was mir soeben erzählt wurde, wich mir jegliche Farbe aus dem Gesicht und fing freudlos an zu lachen. "Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!" "Miss McKenzie, ich glaube nicht, dass man mit so einer Angelegenheit Scherze macht" Das war der Augenblick der meine Tränen zum fließen brachte. Mit einmal herrschte um mich nur noch gähnende Leere. Alles verschwand vor meinem Auge und ich hatte nur noch Bilder von meinen toten Eltern im Kopf. Dad hatte mir so oft versprochen, mich niemals allein zu lassen. Und jetzt hatte er es gebrochen. Dieser Lügner! Ich konnte nicht glauben, dass er einfach gegangen ist und mich mit allen zurück ließ. Wie sollte ich es nur schaffen, ohne ihn zu leben, mit allem fertig zu werden,mein Leben weiter zu führen? Das konnte ich nicht. Das würde ich nicht schaffen. Ich bekam nicht mit, wie einer der Männer versuchte mich anzusprechen. Bis er mich leicht schüttelte und ich langsam zu ihm aufsah. Kopfschüttelnd blickte ich ins Nichts, ehe ich mein Blick auf den Polizisten richtete. "Das kann nicht sein, das muss eine Verwechslung sein. Dad ist nicht tot." Diesmal sagte keiner etwas. Als ich begriff, dass es kein Fehler war, schrie ich meinen Schmerz einfach raus und sackte zusammen. Diese Nachricht ließ mich in ein bodenloses Loch fallen, welches umringt von tausend kleinen Nadeln war, welche mich zu zerreißen versuchten. Noch einmal sprach mich einer der Männer an. "Miss McKenzie, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" "Ob alles in Ordnung ist? Wie dumm sind Sie eigentlich, mich so was zu fragen? Das letzte was meinem Leben eine Bedeutung gab, wurde mir genommen. Dad war der einzigste den ich noch hatte. Lassen Sie mich in ruhe und gehen Sie aus meinem Haus!" Spie ich ihm entgegen. Die Polizisten schauten mir ungläubig ins Gesicht, nicht sicher ob sie mich allein lassen konnten, schließlich ließen beide von mir ab und begaben sich schweigend zur Haustür. Nur das zuschlagen des Schlosses verriet mir, dass ich allein war. Ich war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn noch eine vernünftige Tat zu vollbringen. Was sollte ich machen? Unsicher stand ich auf, schaute mich durch den dicken Tränenschleier im Raum um und von einem Moment zum anderen setzte mein Verstand aus.
Mit einem qualvollen Schluchzen kam ich wieder zu mir. Ich musste ein paar mal Blinzeln, eher ich meine Umgebung richtig wahrnahm. Erschrocken sah ich mich im Zimmer um, in dem ich auf dem Boden saß. An einigen Stellen hing die Tapete von der Wand, sodass ich auf den blanken Putz blicken konnte. Vor einem Regal lagen unzählige Scherben, welche mal zu den Porzellanfiguren meiner Mutter gehörten. Darunter verteilt waren auch Bücher, die teils offen rumlagen und einige Seiten verloren hatten. Das Fenster war zerbrochen und darunter befand sich ein Meer aus Millionen funkelden Scherben. Bilder, die einst die Fläche hinter der Couch zierten, lagen zerbrochen und chaotisch im Raum. Aus dem Sofa schauten einige Federn und tanzten mit der Füllung um die Wette. Das gesamte Wohnzimmer sah aus, wie auf einem Kriegsschauplatz. Ich konnte nicht fassen, dass ich das gewesen sein soll und noch nicht einmal etwas davon mitbekommen hatte. ' Alles wird gut. Vertrau mir und lasse den Dämon in dir nicht Besitz ergreifen. Du bist nicht allein. Ich bin immer bei dir und wache über dich.' Was war das und wo kam diese Stimme auf einmal her? Ich sah mich im Raum um, versuchte die Stelle auszumachen, woher sie kam. Da war einfach nichts, alles war wie ich es kannte, naja fast. Ich war immer noch allein. Ein Klopfen riss mich aus meiner Starre, doch schenkte ich dem keine Beachtung. Ich wollte meine Situation mit keinem reden, es würde doch eh keiner verstehen. " Aeris? Bist du da?" fragte eine Stimme, die mir nur allzu bekannt vorkam. Senna! Mit langsamen Schritten näherte sie sich, um dann laut nach Luft zu schnappen. Ich konnte ihre bohrenden Blicke auf mir spüren, doch ich machte mir nicht die Mühe, sie überhaupt zu beachten. Immer weiter drang Senna zu mir vor, bis es mir zu viel war. "Verschwinde, ich will niemanden sehen."sagte ich flüsternd. "Aeris was ist hier passiert? Geht es dir gut? Ich hab eben erst gehört, was mit John passiert ist. Es tut mir so leid. Ich hab mir Sor....." mehr brachte Senna nicht heraus. Nun drehte ich mich doch um und stand mit wutverzerrtem Gesicht auf. " Sag mir nicht, dass es dir leid tut. Du hast doch keine Ahnung. Du weißt nicht wie es ist, wenn man alles, wirklich alles verloren hat. Wenn man niemanden mehr hat und man völlig allein ist. Du hast niemals erfahren wie schmerzhaft es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren. Wie es sich anfühlt, wenn man innerlich zerreißt, wenn dir der Boden unter den Füßen weg gezogen wird. Ich hatte das alles schon einmal erlebt und dieses Mal.... Ich steh das nicht noch mal durch" "Aeris, ich... ich weiß...." stotterte sie. "Hör auf Senna, hör einfach auf. Ich brauche kein Mitleid oder jemand der sich um mich sorgt. Auch nicht von dir. Ich brauche niemand und dich brauch ich auch nicht. Nicht mehr." die letzten Worte flüsterte ich nur noch, da die Tränen bereits auf meine Füße tropften. Meine Worte hatten Senna verletzt, denn auch sie weinte lautlos. Ich wollte sie verletzten. Senna sollte auch leiden, damit sie wusste wie sich der Verlust einer Nahestehenden Person anfühlte. Letztendlich lief ich einfach an ihr vorbei in dem Flur. Ich musste raus, einfach weg. Aus einer Kommode nahm ich einen Stapel Geld, welches Dad für schlechte Zeiten gespart hat, wie er immer sagte. Die war nun angebrochen. Nein, ich durfte nicht mehr an ihn denken. Er hatte mich genauso wie Mum verlassen. Senna fing an zu schluchzen, doch ich ignorierte es rigoros. Dennoch konnte ich es nicht verhindern, dass mir neue Tränen in heißen bahnen, die Wange hinunter liefen. Ich hatte sie absichtlich verletzt, würde sie allein zurück lassen und dieses Wissen versetzte mir einen tiefen Stich. Langsam und mit zitternder Hand, öffnete ich die Tür und trat in den Vorgarten. Bevor ich auf die Straße ging, drehte sich mein Körper automatisch zum Haus. Wahrscheinlich würde ich es nie mehr betreten. Ich versuchte mir alles ganz genau einzuprägen, jedes noch so kleine Detail. Alles lag von nun an hinter und eine ungewisse Zukunft vor mir. In Gedanken verabschiedete ich mich von meinem bisherigen, erbärmlichen Leben. Mir war egal, was aus mir wird oder was geschieht. Ich hasste mein neues Leben bereits jetzt und ich war mir sicher, ich würde einen Weg finden dies zu beenden. Weinend drehte ich mich um und lief die Straße entlang.
Alles war dunkel um mich herum, nur ein kleines Licht, welches mich magisch anzog, erweckte meine Aufmerksamkeit. Ich ging vorsichtig darauf zu und merkte schnell, wohin es mich führte. Zu dem Ort, an dem das ganze Desaster begonnen hatte. An dem Ort, der meine noch ungewisse Zukunft bestimmen sollte. Als ich in der Küche stand, lag weder meine Mutter auf dem Boden, noch war mein Vater dort und auch der andere Mann war nirgendwo. Regungslos stand ich einfach nur da. Die bizarre Situation verwirrte mich, sodass ich begann mich im Kreis, des in schwarz gehüllten Raumes, zu drehen. Plötzlich merkte ich das etwas, nein, jemand hinter mir war. Die feinen Haare in meinem Nacken stellten sich automatisch auf, als mich ein warmer Hauch, hinter meinem Ohr streifte. Starr vor Angst, blieb ich wie angewurzelt, stehen. Eine sanfte und beruhigende Stimme begann zu sprechen. 'Hab keine Angst. Alles wird gut. Ich werde dich beschützen. Niemand wird dir weh tun, das lasse ich nicht zu. Du bist nicht allein.' Als ich mich beim Klang, dieser Engelsgleichen Stimme entspannte, durchfuhr mich ein angenehmes Kribbeln. Schließlich drehte ich mich langsam um, aber ich war allein. Mehrmals drehte ich mich um die eigene Achse, ich suchte alles ab, doch ich war allein.
Es war früh am Morgen als ich aufwachte. Dieser Traum, was hatte er zu bedeuten? Und wer lässt nicht zu, dass mir etwas passiert? Ich hatte so viele Fragen und doch keine einzige Antwort. Was geschieht mit mir? Verwirrt legte ich mein Gesicht in die Hände und fragte mich warum ich das durchstehen musste. Wie spät war es? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst kurz nach fünf war. An Schlaf war nicht mehr zu denken, also stand ich auf und schleppte mich erschöpft ins Badezimmer. Die Klamotten vom Vortag in der Hand, die ich neben das Waschbecken legte. Ich brauchte nach der seltsamen Nacht ersteinmal eine dusche.Sauber und angezogen, machte ich mich auf dem Weg in die Küche und nahm mir ein Glas aus dem Schrank, um es mit Wasser zu füllen. In einem Zug trank ich aus und stellte es beiseite. Erst jetzt viel mir was wichtiges ein. War Dad endlich daheim? Hastig ging ich zum Fenster, suchte den vertrauten Platz ab, an dem er sein Wagen immer abstellte, aber zu meiner Enttäuschung stand da nichts. Ich wunderte mich, denn ich kannte es nicht vom ihm, mir nicht bescheid zu geben wenn er länger im Büro zu tun hatte. Ein ungutes Gefühl stieg in mir auf. Zu meiner Verwunderung klingelte es an der Tür, sodass ich unwillkürlich zusammen zuckte. Fluchend stampfte ich zur Tür und öffnete diese unsanft. Perplex starrte ich die zwei uniformierten Männer an. Eine Augenbraue schnellte nach oben ehe ich begriff, dass vor mir Polizisten standen und keinen freundlichen Ausdruck in ihren Gesichtern hatten. Der kleinere von beiden machte einen Schritt auf mich zu und nahm zeitgleich seine Mütze ab, um sie sich vor die Brust zu halten. Als Reaktion zog ich meine Stirn kraus, was diese als Anlass nahmen, mir den Grund zu nennen, so früh hier aufzutauchen. "Guten morgen Miss, wir hätten eine dringende Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Es wäre besser diese im Haus zu klären." Skeptisch trat ich etwas zögernd einen Schritt beiseite, die Polizisten folgten meiner stummen Aufforderung und gingen nacheinander hinein. Ich konnte mir nicht vorstellen, was so wichtig wäre, das nicht hätte warten können. Dann schoss es mir durch den Kopf. Was, wenn es um meinen Vater ging? Allein bei dem Gedanken, zog sich mein Magen schmerzlich zusammen. Anstatt weiter darüber nachzudenken, schob ich den Gedanken beiseite und führte Männer ins Wohnzimmer um mit meiner Hand anzudeuten, dass sie sich setzten sollen. Wobei ich mich gegenüber in den Sessel nieder ließ und einen nach dem anderen misstrauisch beäugte. Die Anspannung begann an mir zu nagen, dies blieb natürlich nicht unbemerkt und somit begann der kleinere zu reden. "Miss McKenzie, wir möchten uns zuerst bei Ihnen entschuldigen Sie so früh zu stören, aber wie gesagt es gibt einen wichtigen Grund warum wir dies tun. Ich will nicht lange drum herum reden. Miss McKenzie, ihr Vater hatte gestern einen Autounfall...." Starr aus Schock fragte ich nur flüsternd. " Geht es im gut? Oh Gott, wie konnte das passieren? Ihm ist doch nicht´s passiert?" Diesmal sprach der andere Polizist und schaute mir währenddessen in die Augen. " Beim Überfahren einer Kreuzung hatte ein anderer Fahrer einer rote Ampel übersehen. Dabei leider auch das abbiegende Fahrzeug, in dem Ihr Vater saß und hat ihn seitlich erfasst, bevor er rechtzeitig reagieren konnte. Mr. McKenzie versuchte noch auszuweichen, aber ist bei dem Versuch frontal mit einem dritten Fahrzeug zusammen gestoßen. Dabei hat sich das Auto mehrmals überschlagen. Die Sanitäter konnten ihn vor Ort reanimieren und ins nächste Krankenhaus bringen, wo er anschließend Notoperiert werden musste. Jedoch waren seine inneren Verletzungen so gravierend, dass er noch in der selben Nacht verstarb." Als ich endlich begriff, was mir soeben erzählt wurde, wich mir jegliche Farbe aus dem Gesicht und fing freudlos an zu lachen. "Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!" "Miss McKenzie, ich glaube nicht, dass man mit so einer Angelegenheit Scherze macht" Das war der Augenblick der meine Tränen zum fließen brachte. Mit einmal herrschte um mich nur noch gähnende Leere. Alles verschwand vor meinem Auge und ich hatte nur noch Bilder von meinen toten Eltern im Kopf. Dad hatte mir so oft versprochen, mich niemals allein zu lassen. Und jetzt hatte er es gebrochen. Dieser Lügner! Ich konnte nicht glauben, dass er einfach gegangen ist und mich mit allen zurück ließ. Wie sollte ich es nur schaffen, ohne ihn zu leben, mit allem fertig zu werden,mein Leben weiter zu führen? Das konnte ich nicht. Das würde ich nicht schaffen. Ich bekam nicht mit, wie einer der Männer versuchte mich anzusprechen. Bis er mich leicht schüttelte und ich langsam zu ihm aufsah. Kopfschüttelnd blickte ich ins Nichts, ehe ich mein Blick auf den Polizisten richtete. "Das kann nicht sein, das muss eine Verwechslung sein. Dad ist nicht tot." Diesmal sagte keiner etwas. Als ich begriff, dass es kein Fehler war, schrie ich meinen Schmerz einfach raus und sackte zusammen. Diese Nachricht ließ mich in ein bodenloses Loch fallen, welches umringt von tausend kleinen Nadeln war, welche mich zu zerreißen versuchten. Noch einmal sprach mich einer der Männer an. "Miss McKenzie, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" "Ob alles in Ordnung ist? Wie dumm sind Sie eigentlich, mich so was zu fragen? Das letzte was meinem Leben eine Bedeutung gab, wurde mir genommen. Dad war der einzigste den ich noch hatte. Lassen Sie mich in ruhe und gehen Sie aus meinem Haus!" Spie ich ihm entgegen. Die Polizisten schauten mir ungläubig ins Gesicht, nicht sicher ob sie mich allein lassen konnten, schließlich ließen beide von mir ab und begaben sich schweigend zur Haustür. Nur das zuschlagen des Schlosses verriet mir, dass ich allein war. Ich war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn noch eine vernünftige Tat zu vollbringen. Was sollte ich machen? Unsicher stand ich auf, schaute mich durch den dicken Tränenschleier im Raum um und von einem Moment zum anderen setzte mein Verstand aus.
Mit einem qualvollen Schluchzen kam ich wieder zu mir. Ich musste ein paar mal Blinzeln, eher ich meine Umgebung richtig wahrnahm. Erschrocken sah ich mich im Zimmer um, in dem ich auf dem Boden saß. An einigen Stellen hing die Tapete von der Wand, sodass ich auf den blanken Putz blicken konnte. Vor einem Regal lagen unzählige Scherben, welche mal zu den Porzellanfiguren meiner Mutter gehörten. Darunter verteilt waren auch Bücher, die teils offen rumlagen und einige Seiten verloren hatten. Das Fenster war zerbrochen und darunter befand sich ein Meer aus Millionen funkelden Scherben. Bilder, die einst die Fläche hinter der Couch zierten, lagen zerbrochen und chaotisch im Raum. Aus dem Sofa schauten einige Federn und tanzten mit der Füllung um die Wette. Das gesamte Wohnzimmer sah aus, wie auf einem Kriegsschauplatz. Ich konnte nicht fassen, dass ich das gewesen sein soll und noch nicht einmal etwas davon mitbekommen hatte. ' Alles wird gut. Vertrau mir und lasse den Dämon in dir nicht Besitz ergreifen. Du bist nicht allein. Ich bin immer bei dir und wache über dich.' Was war das und wo kam diese Stimme auf einmal her? Ich sah mich im Raum um, versuchte die Stelle auszumachen, woher sie kam. Da war einfach nichts, alles war wie ich es kannte, naja fast. Ich war immer noch allein. Ein Klopfen riss mich aus meiner Starre, doch schenkte ich dem keine Beachtung. Ich wollte meine Situation mit keinem reden, es würde doch eh keiner verstehen. " Aeris? Bist du da?" fragte eine Stimme, die mir nur allzu bekannt vorkam. Senna! Mit langsamen Schritten näherte sie sich, um dann laut nach Luft zu schnappen. Ich konnte ihre bohrenden Blicke auf mir spüren, doch ich machte mir nicht die Mühe, sie überhaupt zu beachten. Immer weiter drang Senna zu mir vor, bis es mir zu viel war. "Verschwinde, ich will niemanden sehen."sagte ich flüsternd. "Aeris was ist hier passiert? Geht es dir gut? Ich hab eben erst gehört, was mit John passiert ist. Es tut mir so leid. Ich hab mir Sor....." mehr brachte Senna nicht heraus. Nun drehte ich mich doch um und stand mit wutverzerrtem Gesicht auf. " Sag mir nicht, dass es dir leid tut. Du hast doch keine Ahnung. Du weißt nicht wie es ist, wenn man alles, wirklich alles verloren hat. Wenn man niemanden mehr hat und man völlig allein ist. Du hast niemals erfahren wie schmerzhaft es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren. Wie es sich anfühlt, wenn man innerlich zerreißt, wenn dir der Boden unter den Füßen weg gezogen wird. Ich hatte das alles schon einmal erlebt und dieses Mal.... Ich steh das nicht noch mal durch" "Aeris, ich... ich weiß...." stotterte sie. "Hör auf Senna, hör einfach auf. Ich brauche kein Mitleid oder jemand der sich um mich sorgt. Auch nicht von dir. Ich brauche niemand und dich brauch ich auch nicht. Nicht mehr." die letzten Worte flüsterte ich nur noch, da die Tränen bereits auf meine Füße tropften. Meine Worte hatten Senna verletzt, denn auch sie weinte lautlos. Ich wollte sie verletzten. Senna sollte auch leiden, damit sie wusste wie sich der Verlust einer Nahestehenden Person anfühlte. Letztendlich lief ich einfach an ihr vorbei in dem Flur. Ich musste raus, einfach weg. Aus einer Kommode nahm ich einen Stapel Geld, welches Dad für schlechte Zeiten gespart hat, wie er immer sagte. Die war nun angebrochen. Nein, ich durfte nicht mehr an ihn denken. Er hatte mich genauso wie Mum verlassen. Senna fing an zu schluchzen, doch ich ignorierte es rigoros. Dennoch konnte ich es nicht verhindern, dass mir neue Tränen in heißen bahnen, die Wange hinunter liefen. Ich hatte sie absichtlich verletzt, würde sie allein zurück lassen und dieses Wissen versetzte mir einen tiefen Stich. Langsam und mit zitternder Hand, öffnete ich die Tür und trat in den Vorgarten. Bevor ich auf die Straße ging, drehte sich mein Körper automatisch zum Haus. Wahrscheinlich würde ich es nie mehr betreten. Ich versuchte mir alles ganz genau einzuprägen, jedes noch so kleine Detail. Alles lag von nun an hinter und eine ungewisse Zukunft vor mir. In Gedanken verabschiedete ich mich von meinem bisherigen, erbärmlichen Leben. Mir war egal, was aus mir wird oder was geschieht. Ich hasste mein neues Leben bereits jetzt und ich war mir sicher, ich würde einen Weg finden dies zu beenden. Weinend drehte ich mich um und lief die Straße entlang.
Es mussten Stunden vergangenen sein, während ich in der Abenddämmerung durch die Stadt irrte. Ich hatte kein genaues Ziel und wusste auch nicht was ich machen sollte. Meine Tränen versiebten nur langsam und stätig fragte ich mich, warum das Schicksal so grausam zu mir sein musste. Immer wieder schweiften meine Gedanken zurück in mein altes Leben, zurück zu Dad und an die Nachricht, dass er ums Leben gekommen war. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte es einfach nicht verdrängen. Die mitleidigen Blicke der Passanten ignorierte ich so gut es ging. Auch das ich ein paar mal angesprochen wurde, ob es mir gut ginge oder ich hilfe bräuchte. Ich wollte kein Mitleid, ich wollte nichts mehr.
Ich kam an einem kleinen Geschäft vorbei. Zögernd blieb ich davor stehen, fragte mich ob ich rein gehen sollte oder nicht. In dem Moment fing als Antwort mein Magen an zu knurren. Ohne länger darüber nachzudenken betrat ich den Laden. Mein Ziel waren aber nicht die Regale mit den Lebensmitteln, nein ich steuerte entschlossen die Spirituosen an. Ich griff wahllos einige Flaschen und bewegte mich dann Richtung Kasse. Dort angekommen schaute mich die Kassierin komisch an, so als als ob es mein täglich Brot wäre.
Nachdem ich die Flaschen bezahlt und verpackt hatte, ging ich ohne zu zögern aus dem Geschäft. Mein neues Ziel klar vor Augen.
Der Park war nicht weit weg. Dort war ich ungestört, allein. Genau das was ich wollte. Es dauerte keine Zehn Minuten bis ich ankam und mir ein Platz mitten auf der Wiese suchte. Um mich herum standen einige Bänke, umzäunt von verschieden Bäumen, die sich synchron mit in der leichten Briese wogen. Ich wusste nicht wie spät es mittlerweile war, eigentlich kümmerte es mich nicht. Die Nacht war bereits eingebrochen und ich schaute mir noch eine Weile die Sterne an, die in perfekter Synthese mit der Nacht strahlten. Dann nahm ich die erste Flasche und trank ein paar kräftige Schlucke. Erst nachdem ich abgesetzt hatte, merkte ich wie die Flüssigkeit warm meine Kehle runter floss und eine brennende Bahn aus Feuer hinter sich her zog.
Von dem Gefühl musste ich husten, denn sonst trank ich nie etwas. Mir war es immer zuwider gewesen und doch gab es mir in diesem Augenblick den Trost, den ich so dringend nötig hatte. Klar ich hätte mir von Senna Trost holen können, aber da könnte ich niemals vergessen. Sie hätte mir vermutlich permanent gesagt, dass alles besser werde. Nur das konnte nicht stimmen. Mein Leben war vorbei. Durch den Alkohol konnte ich vergessen. Schnell war die erste Flasche geleert und ich griff ohne zu zögern zur nächsten.
Ich merkte bereits wie sich eine angenehme Wärme aus meinem Inneren ausbreitete. Die Nächte hier waren zu dieser Zeit immer etwas kühl, aber so vermochte ich dies nicht zu spüren. Was ich jedoch merkte war, dass sich langsam die Welt angenehm drehte und mir schwummrig wurde. Das war es was ich wollte. Also trank ich einfach weiter um dieses wohlwollende Gefühl zu verstärken. Das brennen im Hals wurde immer weniger und schon bald war es ganz verschwunden. Meine Gedanken an das grausige Ereignis, wurden mit der Zeit immer weniger. Und bald achtete ich auf nichts mehr. Die dritte Flasche war bereits angebrochen, als ich unweit hinter mir Geräusche hörte. Ich versuchte mich zu drehen, aber ich landete zu meinem bedauern nur mit dem Gesicht im Dreck. Als ich mich fluchend langsam, mit bedacht aufrappelte und in die Richting blickte, aus der die Geräusche kamen, sah ich nur ein menschlicher, verschwommener Umriss. Ich versuchte mich zu konzentrieren um klarer sehen zu können, aber durch meinen Rausch, schaffte ich es einfach nicht.
Dann hörte ich wie durch Watte jemanden reden." Sieh mal was wir hier haben. Hey Süsse, du solltest nicht um diese Zeit so ganz allein im Park sitzen. Man weiß nie was passieren kann." Ich wusste nicht was es war, aber diese Tonlage mit der die Worte ausgesprochenen wurden, machten mir Angst, So versuchte ich aufzustehen, um der nahenden Bedrohung zu entkommen. Nur ganz lamgsam kam ich auf die Beine und hatte Mühe stehen zu bleiben. Auf wackeligen Beinen sah ich, wie der Mann nur noch einen Meter von mir entfernt war. " Na na, wo willst du denn auf einmal hin? Komm, ich nehm dich mit zu mir, da können wir zusammen ein wenig Spass haben! Du weißt doch, allein ist es nicht so lustig und in deinem Zustand wäre es keine gute Idee allein im Park zu sitzen." sagte der Typ und hielt mich gleichzeitig am Arm fest. 'Lauf weg! Versuch dich loszureißen!' Schon wieder diese Stimme. Was war hier los? Warum ausgerechnet jetzt? Ich konnte nicht weiter darüber nachendenken, denn der Griff um meinem Arm wurde immer fester und es begann langsam zu schmerzen. Mit der einer Hand versuchte ich mich zu befreien, aber das war vergebens. Ich schaffte es ja nicht einmal mich richtig auf den Beinen zu halten, wie sollte ich es denn schaffen meinen Arm loszureißen? In diesem Moment verfluchte ich meine Idee, meinen Kummer zu ertränken. Mein anderer Arm wurde nun auch unsanft gepackt und ich zu dem Mann gerissen der, wie ich vom Nahen erkennen konnte, seltsam grinste.
Mein Herz fing an, wild gegen meine Brust zu hämmern und Adrenalien wurde rasant durch meine Adern gepumpt. Ich hatte Angst vor dem Fremden, davor was ihm durch den Kopf ging und was mit mir geschehe. Ich wollte mich bewegen, wollte einfach weg, doch ich hatte zu viel getrunken und ich musste leider feststellen, dass meine Beine nicht reagierten und mein Magen rebellierte, mein ganzer Körper war wie taub. Ich konnte sein Atem auf meiner Haut spüren und reagierte prompt mit einer Gänsehaut. Mit aufgerissenen Augen schaute in das Gesicht des Mannes und was mir als erstes auffiel, war das funkeln in seinen schwarzen Augen. "Wasch willscht duh?" lallte ich. Das blitzen darin jagte mir ein Schauer nach dem anderen durch den Körper. Langsam aber stetig kam sein Gesicht meinem immer näher und schon bald trennten uns nur noch Millimeter voneinander. Nur mit Mühe konnte ich mein Würgereiz unterdrücken, stattdessen versuchte ich noch immer krampfhaft mich aus seinem Griff zu befreien. " Hör auf dich zu wehren, du hast eh keine Chance. Ich bekomme immer das was ich will und dein Zustand kommt mir gerade recht." Das war der Augenblick, der meine Befürchtung bestätigte. Ich hörte auf mich zu wehren und sah ihn mit schreck geweiteten Augen an. Von meiner Trunkenheit spürte ich nichts mehr, lediglich die Angst die sich unkontrolliert in mir breit machte. Als er mich grob am Kiefer packte und ich somit mein Kopf nicht mehr drehen konnte, entfur mir ein Schmerzenslaut. Den nahm er als Anlass und drückte seine Lippen fest auf meine. Der Geruch und Geschmack von Nikotin ließen mich heftiger würgen. Als wäre das nicht genug wurde ich auf den Boden gestoßen, nur um gleich darauf den schweren Körper des Mannes auf mir zu spüren. Das Gewicht presste mir förmlich die Luft aus den Lungen. Ich keuchte auf, als plötzlich meine Hände über meinem Kopf zusammen gehalten wurden und ich merkte wie mein Körper auf ekelhafte Weise berührt wurde. Durch mein Kopf schossen widerliche Bilder und unendlich viele Möglichkeiten was der Typ als nächstes tun könnte. Mein Instinkt sagte mir "Kämpfe" und das tat ich auch. Ich kämpfte um mein Leben, um meine verbliebene Würde. Ich wand mich unter ihm und schaffte es irgendwie einen Arm frei zu bekommen. Mit diesen rammte ich denTyp meinen Ellenbogen ins Gesicht. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes wurde finster. Der Schlag traf mich mitten im Gesicht und ehe ich realisieren konnte was gerade passierte, folgten eine Reihe weitere Schläge. Ich konnte nur versuchen so gut es ging meinen Kopf zu schützen, um nicht in die Abgründe der Bewusstlosigkeit zu fallen. Mein ganzer Körper schmerzte und der metallische Geschmack meines Blutes machte die Situation auch nicht besser.Ich war am Ende meiner Kraft und wollte mich nur noch fallen lassen.
Da sah ich es.
Ein gleißendes Licht flog auf mich zu und ich freute mich, dass ich es endlich überstanden hatte und bei meinen Lieben sein kann. Doch ich irrte mich denn nicht ich war das Ziel des Lichtes, sondern die Person über mir. Am Rande meiner Wahrnehmung bekam ich noch mit wie der Mann von mir gestoßen wurde. Ich fühlte wie die Schwärze an mir zog und gab den ohne zu kämpfen nach.
Tief in die Dunkelheit gehüllt, im stillen Nichts, in der endlosen Zeit war ich sicher. Umringt von Schwärze die mich schützte, die meine geschundene Seele barg, war ich frei. Keine Gedanken und Gefühle, die mich innerlich zerfraßen, mich in Stücke rissen. Nur ich und der Spiegel meiner Seele. Hier wollte ich bleiben und nie wieder weg. Hier war ich angekommen. Und doch drang langsam eine tiefe Stimme zu mir durch, versuchte mich aus der Dunkelheit zu ziehen, mich dem Nichts zu entreißen. Ich kämpfte dagegen an, wollte nicht hier weg. Jemand berührte mich und ich entglitt immer weiter, kam zurück in die grausame Realität. Mein Kampf war aussichtslos. Die Schwärze verschwand und mein Leid hieß mich willkommen.
Kapitel 4
Nur langsam traute ich mich meine Augen zu öffnen, unsicher ob ich wissen wollte wo ich mich befand oder nicht. Dennoch gab ich der Neugier in mir nach und blickte mich, wenn auch nur zögernd um. Ich lag lag in einem weichen Bett, eine dünne Decke umhüllte meinen Körper und sanftes Tageslicht ließ mich in einen weichem Schein aus Helligkeit strahlen. Der Raum, in welchem ich mich befand, war nicht groß aber dennoch liebevoll eingerichtet. Weiß dominierte das Zimmer und tauchte alles in Unschuld.
Ich veruchte mich aufzusetzen, aber der Schmerz der in meinem Kopf dröhnte zog mir ein Strich durch die Rechnung. Stöhnend viel ich zurück in mein Kissen, die Hände an den Kopf haltend um zu verhindern, dass er zerspringt. Der Schmerz erklom in rasender Geschwindigkeit, die Spitze meiner Grenze. So bakm ich nur wage mit, dass ich nicht mehr allein war. Bis sich zwei Hände sachte auf meine legten und mich zärtlich zwangen meinen Kopf zu drehen und die Augen zu öffnen. Sofort vergaß ich den quälend stechenden Schmerz als in tiefe malachitfarbene Augen blickte, deren Intensität mich förmich anzogen. " Wer bist du?" fragte ich wie in trance. Auf dem Gesicht des Unbekannten legte sich ein zaghaftes Lächeln. Mein Blick glitt automatisch zu den sinnlich geschwungen Mund, der umgeben von kleinen Grübchen in einer perfekten Asymethrie miteinander harmonierten. Die leicht schiefe Nase ergänzte sich perfekt und schuf somit ein Abbild einer mir gänzlich unbekannten Schönheit. Braune Haare, die in leichten Strähnen die Stirn bedeckten und den Unbekannten in absoluter Perfektion malten.
"Mein Name ist Dante. Ich habe dich in der Nacht blutend und bewusstlos im Park gefunden und zur Sicherheit mit zu mir genommen."
"Dante...." flüsterte ich gedankenverloren. Mein Blick glitt automatisch zur Seite und ich grübelte darüber nach was passiert war. "Da war ein helles Licht und es kam auf mich zu geflogen. Und der Mann, der.....der......" schoss es mir durch den Kopf. Die Bilder der Nacht prasselten in einem Sturm auf mich ein und ließen mich aufschreien. Die ganze Erinnerung kam zurück und malträtierten mich, beherrschten meine Gefühle, zwangen mich meine Kapitulation zu offenbaren. Ich schrie, weinte, suchte nach Erlösung wo doch keine war. Im Rausch der Trauer eingesperrt, schlossen sich sich zwei starke Arme um meine Körpermitte und schufen somit ein kleines Polster der Sicherheit, auf dem ich mich langsam aber stetig fallen lassen konnte, um dieser exzessiven Folter zu entgehen.
"Was ist dir nur zugestoßen? Was hat man dir angetan, das du so aufgelöst und zerbrechlich bist?" fragte Dante mehr zu sich selbst, als er mich leicht wiegend im Arm hielt. Statt einer Antwort bekam er nur ein Schlurchzer nach dem anderen. Ich weiß nicht wie lange wir so da saßen, bis ich mich soweit beruhigt hatte um mich von Dante zu lösen. Aus Scham über meinem Zusammenbruch, ließ ich den Blick gesenkt und studierte stattdessen die Fasern der Decke. Als die Stille mich langsam versuchte zu erdrücken, brach ich schließlich mein Schweigen.
"Entschuldige bitte, ich hätte mich nicht so gehen lassen sollen."
Mit einem freudlosen Lachen dementierte Dante meine Aussage. " Warum entschuldigst du dich dafür? Es ist offensichtlich, dass du in der letzten Zeit schlimmes durchgemacht hast und versuchst etwas zu verdrängen, was nicht verdrängt werden darf. Ich weiß nicht was in der letzten Nacht passiert ist, aber deine bruchteilhafte Aussage von eben, lässt nicht´s gutes erahnen. Ich bin der Meinung das es besser ist sich zu öffnen und darüber zu reden. Wie heißt du eigentlich?"
"Aeris, ich heiße Aeris." gab ich schüchtern zurück und hob gleichzeitig meinen Blick. Diese Augen brannten sich förmlich in mein Gedächtnis obwohl der besorgte Ausdruck von Dante mir einen Stich ins Herz versetzte. Dann hellte sich seine Miene plötzlich auf und sein Gesicht wurde wieder weich. "Aeris also? Das ist ein schöner Name. Freut ich dich kennenzulernen."
Auch ich lächelte. "Hi Dante."
Nach dem wir den etwas holprigen Start hinter uns gelassen hatten, brachte Dante mir kurze Zeit später etwas zu Essen und schaute sich nochmal meine offene Lippe und die kleine Platzwunde an der Schläfe an. Vorsichtig säuberte er die Stellen, doch leider ließ sich der Schmerz nicht verhindern. Aber er machte seine Sache gut und ich fühlte mich in seiner Gegenwart auf unerklärliche Weise wohl. Ab und zu warf er mich kleine verstohlene Blicke zu die in mir, wie ich feststellen musste, ein angenehmes Kribbeln hervorriefen.
Nein, was dachte ich da? Das passte nicht in meine Pläne. Leider bemerkte Dante mein inneren Konflikt.
"Hey was hast du denn mit einmal? Geht es dir nicht gut oder tut dir wieder etwas weh?"
Mit bedacht schüttelte ich meinen Kopf. " Nein es ist alles in Ordnung. Mir ist nur grade eingefallen, dass ich nochmal nach Hause muss. Schau mich doch an...... ich brauch dringend eine Dusche und frische Kleidung!"
"Duschen kannst du auch hier und das mit der Kleidung sollte auch kein Problem darstellen. Ich könnte dir schnell welche kaufen. Weißt du ich lasse dich nur ungern so.... angeschlagen aus dem Haus." Dante schenkte mir ein Lächeln. Ein Lächeln welches so schön war, das es mir augenblicklich dem Atem verschlug. Und doch schüttelte ich den Kopf.
"Ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber..... aber ich brauche keine Hilfe. Von niemanden. Ich komme sehr gut alleine zurecht. Und ich bin auch nicht von Almosen von irgendwelchen möchtegern Sunnyboy´s angewiesen." Ja das war gemein, aber nur so konnte ich darauf hoffen, dass er mir nicht weiter auf die Nerven geht.
Dantes ensetzter Ausdruck bestätigte mir genau dies und doch tat es mir leid. Er hatte mir geholfen, hatte mich in Sicherheit gebracht und sich um mich gekümmert. Um mich nicht doch noch zu entschuldigen, schlug ich die Decke beiseite und sprang aus dem Bett. Was nur leider zur folge hatte, dass meine Beiner versagten und ich mit dem Kopf gegen die Kante des kleinen Beistelltisches knallte. Die schmerzende Stelle hielt ich mir fluchend mit einer Hand.
"Oh Gott, Aeris ist alles in Ordnung mit dir?" Dante sprang über das Bett und half mir mich zu stetzen. Mit bedacht nahm er meine Hand zur Seite und schaute sich mein Kopf an. "Das wird eine große Beule werden. Du bist ein kleiner Tollpatsch, ein kleiner süsser Tollpatsch." Das brachte mich zum schlucken aber machte mich auch wütend und das zeigte ich ihm auch.
"Was soll das bitte werden? Denkst du nur weil du mir geholfen hast, kannst du dich gleich an mich ran machen? Nimm deine Finger von mir und lass mich in ruhe!"
Voller Zorn rappelte ich mich auf und nahm meine Schuhe vom Boden. Schnell zog ich sie an und wollte grade zur Tür, als mich Dante am Arm packte und mich mit seinen malachitfarbenen Augen durchdringend und bittend ansah.
"Aeris bitte, so war das nicht gemeint, ehrlich! Ich mach mir nur große Sorgen um dich. Du kannst mir nicht erzählen das alles super ist, wenn man doch ganz offensichtlich sieht das du lügst."
Zur Antwort schnaubte ich nur.
"Bitte ich will dich beschützen. Du weiß nicht was du tust, was dir passieren kann wenn ich nicht in deiner Nähe bin."
"Du mich beschützen? Von wegen. Lass mich in ruhe und komm mir nicht nochmal zu nahe!"
Um seinen weiteren Protest zu unterbinden, drehte ich mich einfach um, spazierte aus dem Zimmer und schloss die Tür mit einem lauten Knall.
Jetzt musste ich nur noch den Weg nach Hause finden.
Es hatte einige Zeit in Ansprch genommen, bis ich mich endlich orientieren konnte und ich somit wusste wo genau ich war. Mit dem rest Geld was ich noch zur Verfügung hatte, kaufte ich mir ein Ticket für den Bus. Ich musste nich lange warten, denn schon nach wenigen Minuten fuhr der Bus um die Ecke und lud mich schließlich mit offener Tür zum einsteigen ein. Die Blicke der anderen Fahrgäste ignorierte ich geflissentlich und suchte mir einen freien Platz, möglichst weit hinten.
Noch während die Türen sich wieder schlossen hing ich bereits meinen Gedanken nach. Die letzten Stunden waren merkwürdig, allen voram die Zeit bei Dante. Ich kam einfach nicht dahinter was er mit ' Du weiß nicht was du tust, was dir passieren kann wenn ich nicht in deiner Nähe bin ' meinte. In dieser Verwirrung stellte ich mein eigentliches Problem in den Hintergrund. Also verbannte ich das gottgleiche Bild von dem Mann endgültig aus meinem Gedächtnis. Stattdessen grübelte ich nun doch, was eigentich letzte Nacht alles geschah. Ich kam einfach nicht drauf was dieses Licht für eine Bedeutung hatte, geschweige denn ob ich es mir nicht nur eingebildet hatte. Auzuschließen war es nicht, denn ich hatte ja genug getrunken um mir die komischsten Dinge auszudenken.
Aber wie konnte es sein, dass dieser Typ auf einmal von mir verschwunden war. Ich hatte nicht genug Kraft, geschweige denn genügend Spielraum das selbst zu schaffen. Vor lauter ungeklärten Fragen verpasste ich fast meine Station zum aussteigen. Schnell sprang ich von meinem Platz auf und lief hastig zur nächstgelegenen Tür, um darauf zu warten das der Bus hielt. An der Station angekommen, waren nur wenige Meter bis zu meinem Haus. Mit einem mumigen Gefühl im Bauch, machte ich mich nun langsam auf den Weg und dachte so bei mir,dass ich eigentlich nie wieder herkommen würde. Angekommen stand ich wie angewurzelt davor. Automatisch glitt mein Blick zu dem gewohnten Parkplatz von Dad, nur um dann feststellen zu müssen, dass dieser nie wieder belegt sein würde. Ich holte einmal teif Luft und betrat den kleinen Vorgarten. Ein Schlüssel hatte ich natürlich nicht, aber ich wusste wo mein Vater den Ersatzschlüssel aufbewahrte. Mit zitternden Fingern schloss ich schließlich auf.
Der gewohnte Geruch, der beim Betreten in meine Nase stieg, befreite mit einmal sämtliche Erinnerungen, die ich mühsam versuchte zu verdrängen. Nur zaghaft machte ich die ersten Schritte weiter hinein, nichts ahnend was mich hier erwartete. Der erste Blick galt der Küche die, wie ich feststellte, noch immer so aussah wie immer. Anders als im Wohnzimmer. Eigentlich dachte ich das mich das Chaos, welches ich hinterließ, noch willkommen hieß. Aber entgegen meiner Erwartungen war das Wohnzimmer in einem relativ ordentlichen Zustand. Das Fenster war mit Spanplatten abgedeckt worden, Die Kissen und das Regal an ihrem gewohnten Platz. Die Deko die noch zu retten war, lag säuberlich in einer Ecke des Raumes. Nur das Sofa zeugte noch von meinen Ausbruch.
Ich beschloss das ganze zu ignorieren und ging, irgendwie erleichtert nach oben, um mir neue Kleidung aus meinem Zimmer zu holen. Als ich mein Zimmer betrat, überkam mich sofort das Gefühl von Sicherheit. Zwar hatte ich alles zurück lassen wollen, aber nun wo ich wieder hier stand, in meinem Reich, rollte eine Welle von Emotionen über mich. Fast zeitgleich liefen die ersten Tränen an meiner Wange runter und zwangen mich in die Knie.
Alles prasselte wie ein Tyfoon auf mich ein, ließen mich nicht zur Ruhe kommen, rissen mich in Stücke,quälten mich. Ich hatte schon alles verloren aber warum konnte ich nicht stark genug sein, um mich zu beherrschen?
Stark sein, ich musste es jetzt schaffen. Nur mühsam rappelte ich mich auch, nahm mir die bereit gelegten Sachen und schleppte mich immer noch schluchzend ins Badezimmer. Viellecht würde eine dusche helfen. Schnell entledigte ich mich der zerschlissenen Kleidung, warf sie achtlos in eine Ecke und stieg in die Dusche. Das warme Wasser regnete auf mich hinab und umspülte meine Seele mit einer Reinheit, dich ich bereits glaubte verloren zu haben. Das Gefühl, welches mich durchströmte ließ mich für den Augenblick vergessen.
Lange stand ich unter dem angenehmen Strahl aus purer Weichheit und wünschte mir dieser Moment würde nie enden. Und doch musste irgendwann mein sogenanntes "neues" Leben weitergehen. So trat ich nun doch aus der warmen Kabine, hinaus in die kalte, grausame Realität.
Ich band mir das Handtuch um den Körper uns wagte einen Blick in den Spiegel. Aber was ich dort sah war nicht mehr ich, ein mir unbekannte stand dort und sah mich erschrocken an. Die Wunden im Gesicht, die Hämatome am Körper. Was war passiert? Mit neuen Tränen in den Augen wandte ich mich schließlich ab und zog mir die frischen Sachen an. Ich wollte nicht länger als nötig in diesem Haus verbringen. In meinem Zimmer nahm ich mir meinen kleinen Rucksack, stopfte ein paar Klamotten und Kleinigketen rein und schloss traurig meine Tür. Auf dem Treppenabsatz hörte ich dann etwas klirren und zuckte automatisch zusammen.
Ängstlich stieg ich leise Stufe für Stufe hinunter und spähte in die Richtung aus der das Geräusch kam. Erst sah ich nichts, also ging ich einen Schritt weiter. Ich suchte nach einem Indiz und fand es dann in der Küche. Ein Glas lag zerbrochen auf dem Küchenboden. Und als ich mich dann traute weiter ind die Küche zu gehen, erstarrte ich zu einer Salzsäule. Nur das aufschlagen meines Rucksackes lenkte die Aufmerksamkeit des fremden Wesens auf mich. Mit roten Augen starrte es mich an und mit ihm auch Senna, die wie in einem Schraubstock am Hals gepackt wurde.
Geschockt starrte ich zu dem grausigen Schauspiel, welches sich mir bot. Ich wusste nicht was ich denken, geschweige denn machen sollte. Dieser tiefgründige Blick des Wesens brannte sich förmlich in meine Netzhaut und Sennas stummes Flehen, die bitte ich sollte schnell verschwinden, ließen Angst in mir aufkeimen. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und überschwemmten den Raum förmlich mit dem Duft meiner Angst. Das Monster hatte Senna noch immer am Hals gepackt, schnürrte ihr die Luft ab und sie quittierte es mit einem lauten Röcheln. Ihr Gesicht lief bläulich an und langsam begann die Bewusstlosigkeit die Oberhand zu gewinnen.
Noch immer reagierte mein Körper nicht wie er sollte und so blieb mir nichts anderes übrig als hilflos auf Senna zu starren. Langsam ließ das Wesen den Arm sinken und gab Senna somit die Möglichkeit die dringend benötigte Luft zu atmen. Jedoch blieb ihr kaum Zeit dafür, denn schon wurde sie gegen die Wand geschleudert. Krachend stieß sie davor und hinterließ eine Blutspur als sie auf dem Boden landete und dem endlosen Nichts im Empfang nahm.
Ein Wimmern entfuhr mich als ich die volle Aufmerksamkeit des Wesens hatte. Stechend rote Augen, die scheibar glühten. Das wirre Haar mit einem leichten Rotstich verdeckten nur einen Teil des Kopfes. Der Kopf selber war am furchteinflößensten, mit einer verzerrten Fratze als zweites Gesicht am Hinterkopf. Eine lederne Klufft schmückte den Körper des Monsters auf befremdliche Weise. Langsam bewegte es sich auf mich zu, begann zu glühen und dann wuchsen mit einmal Stacheln auf seinem Armen. Ein Schawnz bildete sich und gab dem Wesen eine noch schrecklichere Gestalt. Mit gefleschten Zähnen gab es mir nicht die Möglichkeit nzu verschwinden. Mit jedem Schritt kam es näher und ging automatisch einen zurück, bis ich die Wand im Rücken hatte und gefangen in dieser abnormalen Situation war.
Lauf! Lauf so schnell du kannst!
Geschockt über das plötzliche Auftauchen dieser Stimme, blickte ich nervös um mich, aber den Ursprung konnte ich nicht ausfindig machen. Nun war das Monster noch wenige Schritte von mir entfernt, hob seinen rechten Arm und ließ einen kleinen Ball erscheinen. Verblüfft starrte ich die leuchtende Kugel an und versank förmlich in deren Schönheit. Ein Wechselspiel aus Farben die miteinander tanzten und sich in einer auftretenden Vereinigung zu einer schwarzen Masse formten. Das Wesen stand nun genau vor mir, sprach etwas in einer mir unbekannten Sprache und drückte den schwarzen Ball auf meine Schulter. Der Schmerz der mich nun durchfuhr, raubte mir den Atem. Ein befremdliches Gefühl ließ mich aufschreien und wuchs zu einer Stärke heran, dass ich dachte jemand würde meinen Arm abreißen. Noch ehe ich realisierte was geschah, wurde ich am Hals gepackt, Krallen stießen durch meine Haut und quetschten mir die Luft ab.
Der Schmerz in meiner Schulter breitete sich in meinem ganzen Körper aus und zeriss mich von innen herraus. Nach Luft ringend, unfähig mich zu wehren sah ich die Fratze des Monsters auf mich zukommen und spürte im nächsten Moment die Zunge wie sie über mein Gesicht leckte, mich probierte. Angewidert unterdrückte ich nur mühsam den aufkommenden Würgereiz und schmeckte trotz des Versuches Galle in meinem Mund. Völlig unerwartet löste sich die Klaue von meinem Hals und gab mir den benötigten Sauerstoff. Hustend nahm ich diesen dankend an, doch viel Zeit blieb mir dazu nicht. Ich wurde an den Haaren gepackt, mein Kopf nach hinten gezogen und fixiert in dieser Position. Plötzlich spürte ich einen brennenden Schmerz im Gesicht, warme Flüssigkeit lief herunter und bahnte sich seinen Weg nach unten. Nur hinderlich konnte ich sehen wie sich das Monster die Krallen ableckte und mein Blut kostete. Denn schon wurde mein Kopf kurz nach vorn gezogen, nur um anschließend mit einer dermaßen starken Wucht gegen die Wand geschlagen zu werden. Dies ließ mich die anderen Schmerzen vergessen. Die Schwärze nahm besitz von mir ein, schenkte mir ein Bild vom erlösenden Nichts und verschwand nur langsam. Benebelt lag ich am Boden, als ich wieder auf die Beine gezogen wurde und das Monster wieder anfing mich mit seinen Krallen zu quälen. Mit jedem neuen Schlag wurde mein Schrei schmerzvoller und schon bald brannte mein ganzer Körper, sehnte sich nach Erlösung und nach dem Tod. Dann endlich glit ich in die stumme Endlosigkeit und ruhte auf einer Wolke ohne Empfindungen und Leid.
Als ich wieder zu mir kam sah ich ein so reines Licht vor mir, dass ich mich fragte ob das nur ein Traum ist. Die Wärme die ich spürte lirß mich den Schmerz, das Leid und mein Kummer vergessen. Da war es wieder und half mir aus meiner Misäre. Nur langsam richtete ich mich auf und schaute ungläubig auf das Schauspiel vor mir. Da stand Dante und kämpfte mit diesem Monster. Aber was mich schockte waren die vier Flügel auf Dantes Rücken. Weiße Schwingen so rein und schön wie Dante selber. Jeder Feder in perfekter Anordnung, angreiht in sinnlicher Formation.
Gebannt in diesem Anblick, merkte ich nicht wie das Monster auf den Boden krachte. Erst durch den Aufschlag wandte ich mich ab und schaute auf das Ungetüm, das reglos vor mir lag. Vom Anblick geschockt, wich ich ein Stück zurück, zuckte zusammen als mich ein Stechen durchfuhr. Dante bemerkte das und drehte sich kurzerhand zu mir. Die Mimik verriet nichts über ihn als er auf mich zu kam.Stumm hockte er sich vor mich, schaute mir in die Augen und strich mir über die geschundene Wange. Die Intensität seiner malachitfarbenen Augen nahmen mich gefangen und ich konnte nicht anders als mich langsam nach vorn zu beugen und meinen Mund auf seinen zu legen. Die Weichheit seiner Lippen riefen ein Kribbeln in mir hervor, wie ich es noch nie gespürt hatte.
Doch anstatt sich auf mein Kuss einzulassen, schob sich Dante von mir weg und bedachte mich mit einem sorgenvollen Blick.
"Es tut mir so leid. Ich bin zu spät gekommen. Ich hab dich nicht rechtzeitig beschützen können."
"Wovon redest du da? Dante was machst du überhaupt hier und woher wusstest du wo ich bin?"
Doch statt einer Antwort zog mich Dante in seine Arme, küsste mich auf den Scheitel und wiegete mich sanft im Einklag seines Herzens. Diese Beruhigende Art ließ mich irgendwann zurück in die Bewusstlosigkeit tauchen und hüllte mich wie ein dunkler Schleier ein.
Ich stand allein und umhüllt von reinem Weiß in einer mir fremden Umgebung. Wolken zogen nur langsam an mir vorbei, schluckten das Sonnenlicht und tauchten alles in einem leichten Nebel. Unsicher lief ich einfach los, nicht wissend warum ich hier war oder was mich erwarten würde. Je weiter ich ging, desto dünner wurde der Nebel und schon bald stand ich vor einem riesigen Bogen. Der Bogen war gespickt mit kleinen Abbildungen von Engeln in verschiedenen Gewändern und Posen.
Neugierig ging ich weiter, durchschritt den Bogen und befand mich plötzlich in einem Garten, der mir einen verführerischen Duft in die Nase trieb. Ich konnte nicht anders als diesem wunderschönen Anblick zu beschreiten. Mit einem Lächeln drehte ich mich um mich selbst und zog das Meer aus Blumen in mir auf. Weiße Lilien dominierten den Garten, gespickt mit gelben Rosen und rosa Hyazinthen, die vereinzelt nach Aufmerksamkeit bettelten. In der Mitte des Gartens stand ein Pavillon und lud jedem Gast zu sich ein. Der Pavillon war geschmückt mit seidenen Bändern und eine Lichterkette zierte die Bedachung. Entspannnt folgte ich der Einladung, schloss kurz die Augen um den Duft der Blumen in mir aufzunehmen und erschrack als ich sie wieder öffnete. Im Pavillon stand Dante und lächelte mich an. Wie eine Aufforderung bot er mir seine Hand an, die ich nur zögerlich ergriff und zog mich an sich. Verlegen schaute ich auf meine Füße, unsicher was ich tun sollte. Doch die Antwort gab er mir schnell indem er sein Finger unter mein Kinn legte und mich aufschauen ließ. Meine Wangen färbten sich rot, als ich diesen sinnlichen Mund sah, der sich meinem stetig näherte. Ohne einen Gedanken zu verschwenden schloss ich meine Augen, voller Erwartung auf das immer größer werdene Kribbeln in mir und die Berührung seiner Lippen.
Doch als ich nach kurzer Zeit die Augen wieder öffnete war da nicht mehr Dante vor mir oder der Garten, nur eine gähnende Leere. Ich war verwirrt, verwirrt über den plötzlichen Wechsel der Kulisse um mich herum. Ich drehte mich immer wieder um die eigene Achse, vielleicht hatte ich mich getäuscht, aber ich war im Nirgendwo gefangen. Enttäuscht setzte ich mich auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Mit einmal erklang hinter mir ein grollen und ich schreckte auf, nur um ängstlich zurück zuweichen. Das Monster satnd da, lauerte auf seine Chance und zögerte auch nicht anzugreifen. Schützend hob ich meine Arme vor den Kopf, als der erste Schlag mich traf.
Verschwitzt entkam ich den Traum und hatte anfangs Probleme mich zu orientieren. Nur mühsam begann ich zu registrieren wo ich mich befand. Das monotone Piepen lockte mich und schlußendlich glitt mein Verstand zurück in die Realität. Mein Körper fühlte sich wie Blei an. Kaum eine Bewegung war möglich, meine Gliedmaßen gehorchten meinen Willen nicht und meine Lider hatten auch ein Eigenleben entwickelt. Ich hatte keine Kraft mich dem zu beugen, meine Reserven waren aufgebraucht und noch immer beschäftigte mich der Traum. Als ich mich an die Geschehnisse erinnerte, nahm ich plötzlich Stimmen wahr. Zwei um genau zu sein, die sich leise unterhielten in der Hoffnung das ich diesen Gespräch nicht mit bekam. Doch ich war wieder da, im hier und jetzt.
"Sie hatte großes Glück gehabt, nur ein wenig später und wir hätten nichts mehr für sie tun können. Der Blutverlust war immens, mal ganz zu schweigen von den übrigen Verletzungen. Wir konnten zwar die Hirnblutung stoppen, aber wir wissen weder wann sie aufwacht oder ob sie bleibende Schäden davon tragen wird. Das einzige was wir im Moment tun können ist warten," sprach einer der Beiden und in seiner Stimme schwang ein Hauch von Hoffnungslosigkeit.
"Danke Doktor, ich weiß Ihre Mühe zu schätzen und ich verspreche, dass ich alles daran setzten werde um sie zu beschützen."
Diese Stimme kannte ich und war doch überrascht sie hier zu hören. Dante. Was machte er hier? Ein Stöhnen entrann meiner Kehle und zog sofort die Aufmerksamkeit auf mich. Nun war es wohl Zeit meine Lider zu zwingen sich zu öffnen. Grelles Licht traf mich und sofort legten sich meine Lider in ihre vorherige Position. Erneut versuchte ich es, diesmal ganz langsam damit sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnen konnten. Schemenhafte Umrisse zeichneten sich ab und gaben somit ihren Standort, ganz nahe bei mir, preis. Ich musste ein paar mal blinzeln um meine Umgebung in ein klares Licht tauchen zu können. Und von Sekunde zu Sekunde wurde das Bilder meiner Umgebung immer besser.
Mit einer kleinen Lampe leuchtete mir der Arzt direkt in die Augen und sofort begannen meine Augen zu schmerzen. Aus einem Impuls herraus zuckte ich merklich zusammen, was der Arzt sofort mit einem Rückzug quittierte.
"Hallo mein Name ist Dr. Foxx, ich bin ihr behandelnder Arzt. Wie fühlen Sie sich?" Ein zögerliches Lächeln zeichnete sich in seinem Gesich ab. Ich studierte das Gesicht des Mannes vor mir, nicht sicher was ich daraus lesen würde. Doch seine Mimik gab nichts preis und so versuchte ich meine Stimme zu finden und auf seine Frage zu antworten. Dieses kratzige und trockene Gefühl in meiner Kehle, ließ mich schmerzhaft schlucken und, als ob der Arzt gedanken lesen konnte, reichte er mir ein Glas mit Wasser. Hastig trank ich die wohltuende Flüssigkeit, spürte wie sie erlösend meinen Hals hinab floß und mir die ersehnte Linderung verschaffte.Er nahm mir das Glas ab, stellte es zurück an seinen Platz und fragte mich noch einmal. "Wie fühlen Sie sich? Haben Sie Schmerzen?"
Ich brachte nur ein Nicken zustande, denn meine Stimme wollte noch nicht zu mir zurück. Mein Kopf tat furchtbar weh, als wolle er jeden Augenblick explodieren.
"Gut, Miss McKenzie ich werden Sie jetzt untersuchen und danch müssen noch eine Reihe anderer Test gemacht werden. Da Sie eine schwere Hirnblutung hatten, müssen wir Sie zum MRT und zum CT bringen, um ausschließen zu können das eventuelle Schäden entstanden sind. Aber bevor wir soweit sind, schaue ich erstmal wie Ihr übriger Zustand ist."
Ich achtete nicht weiter auf den Arzt als dieser meine Decke beiseite schlug und begann meine Reflexe zu testen. Mein Kopf wand sich in eine andere Richtung und traf auf Dante, der seinen Blick auf mich manifestiert hat. Es war als würde er jedes noch so kleine Detail von mir in sich aufnehmen wollen. Ich fragte mich warum er in jeder brenzligen Situation immer bei mir war und mir half. Dann kam eine spezielle Erinnerung zurück, doch ich war nicht sicher ob diese real gewesen war. Das Monster, das in meiner Küche stand und dann plötzlich er. Der helle und doch warme Schein, der ihn umgab. Diese wunderschönen, weißen Flügel und das grausige Schauspiel als er das Monster tötete. Das konnte kein Traum sein, das war wirklich passiert. Ohne Grund wäre ich nicht hier, in einem Krankenhaus. Wie aufs Stichwort, meldete sich der Arzt mit einem " Was zur Hölle......?"
Sofort hatte der Arzt unser beider Aufmerksamkeit und wir konnten diese Ratlosigkeit in dessen Gesict sehen. Dante stürmte gleich darauf in großen Schritten zu ihm und schaute gleich darauf genauso Ungläubig wie der Arzt selber auf meinem Bauch.
"Wie ist das Möglich? Die Verletzungen... sie... sie sind verschwunden. Ich verstehe das nicht."
Sein Blick huschte stetig von meinem Bauch zu meinem Gesicht, in der Hoffnung doch noch eine Erklärung zu finden, die er doch nie bekommen würde. Ganz langsam bewegte sich seine Hand auf meinem Hals zu und entfernte dort meinen Verband. Aber auch hier musste sich das gleiche Bild zeigen. Denn seine Augen weiteten sich noch mehr, als dieser sich die Stelle darunter anschaute.
"Wir müssen hier verschwinden Aeris, bevor er zurück kommt. Kannst du aufstehen?"
Dante wirkte sichtlich nervöser, seitdem der Arzt panisch das Zimmer verließ um sich meine Akte anzusehen. Ich wusste noch immer nicht was hier vor sich ging, aber ich würde das schon noch herraus finden. Dante wusste irgendwas, da war ich mir sicher und er würde mir die dazugehörigen Antworten geben können.
"Ja ich denke schon. Was ist hier eigentlich los und wohin willst du jetzt so dringend?"
Doch als Antwort gab er mir meine, noch blutverschmierten Sachen und drehte sich eilig um damit ich mich umziehen konnte. Skeptisch zog ich die Brauen zusammen, folgte aber den stummen Befehl mich anzuziehen. In mir zog sich alles zusammen als ich das getrocknete Blut an meiner Haut spürte, doch jetzt blieb scheinbar keine Zeit um sich darüber gedanken zu machen. Schnell wechselte ich die Krankenhauskluft und schlüpfte in meine Klamotten. Als ich fertig war ging ich zu Dante, stellte mich neben ihn und tippte ihn auf die Schulter. Sofort drehte er sich zu mir um, schaute mir eindringlich an und nahm dann meine Hand in seine. Ein Blitz durchzog mich, als seine warme Haut meine berührte. Hinterließ ein Kribbeln, welches sich erbarmungslos seine weg durch meinen Körper bahnte. Perplex von diesem Gefühl wollte ich meine Hand zurück ziehen, doch Dante ließ mir keine Zeit. Denn schon zog er mich mit schnellen Schritten zur Tür, riss diese auf und stürmte mit mir hinaus auf den Flur.
"Wir müssen uns beeilen und so schnell wie möglich hier raus."
"Dante, ich weiß nicht was hier los ist, aber du bist mir verdammt nochmal eine Erklärung schuldig. Was passiert mit mir?" Ich wollte stehen bleiben, aber er zog mich einfach weiter mit sich durch die verwinkelten Gänge des Krankenhauses.
"Erst müssen wir hier raus Aeris, danach verspreche ich dir, dass ich dir alles erzählen werd. Doch jetzt muss ich dich in Sicherheit bringen."
Seine Worte verwirrten mich zusehenst, doch blieb uns scheinbar keine Zeit für Erklärungen, noch nicht. Problemlos schafften wir es das Krankenhaus zu verlassen und steuerten trotzdem ohne das Tempo zu drosseln auf den anliegenden Parkplatz zu. Hektisch drängelten wir uns zwischen den parkenden Autos hindurch, vorbei an den verschiedensten Modellen. Ich ließ mich von Dante führen, hatte ich ja doch keine Chance mich zu wehren und tief in meinem Inneren wollte ich das auch gar nicht. Stehen blieben wir vor einem roten Audi RS7. Als ich diesen Wagen sah klappte mir die Kinnlade runter. Ich fragte mich wie Dante sich so einen Wagen überhaupt leisten konnte, aber auch hier ließ er mir keine Zeit und schob mich zur Tür, die er schon für mich aufgemacht hat.
Augenverdrehend stieg ich ein und staunte nicht schlecht, als ich merkte wie bequem doch die Polsterung des Wagens war. Ich bemerkte nich wie Dante ebenfalls in da Auto stieg, war so verblüfft von diesem Auto, nur das zuschlagen seiner Tür riss mich zurück ins hier und jetzt. Mit einem "Schnall dich an" startete er den Motor und lenkte den Wagen geschickt aus der Parklücke. Als wir das Gelände verließen fädelte sich Dante in den Verkehr ein und schloss sich dem Einklang des fließenden Rythmus der anderen an. Die Fahrt verlief beiderseits schweigend. Selbst ich sagte nichts. obwohl ich mir nur mit großer Mühe meine Fragen verkneifen konnte. Einige Minuten verstrichen, bis ich mich doch traute wenigstens eine Frage zu stellen.
"Wohin bringst du mich?"
"Zu mir nach Hause. Da erkläre ich dir alles."
Bei dem Gefühl das in mir aufstieg, wurde mir doch etwas mulmig. Erstens ich war mit ihm allein, aber das was mich mehr beschäftigte war das, dass er mir zu sagen hatte. Wollte ich das wirklich alles hören und könnte ich damit umgehen? Zu sehr schweiften meine Gedanken ab und ich bemerkte nicht das wir unser Ziel erreicht hatten. Erst als Dante den Wagen zum Stehen brachte und den Motor abstellte, verflogen meine Gedanken und schafften somit Platz für den Kloß der sich in meinem Hals bildete. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich war bereit für die ganze Geschichte.
Oben angekommen, führte mich Dante in sein Wohnzimmer. Es war einfach gehalten, ohne viel Schnick Schnack und dennoch lud es zum wohlfühlen ein. In der Mitte des Raumes befand sich ein großes schwarzes Sofa mit riesigen Kissen, die förmlich danach schrieen beachtet zu werden. Vor dem Sofa stand ein kleiner, aber dennoch moderner Glastisch. Der Rahmen war gespickt mit winzigen Ornamenten, die gleichzeitig die Aufmerksamkeit, durch einen farbigen Kontrast im bezug auf den restlichen Rahmen, auf sich zogen.
Gegenüber der Tür befand sich ein kleines Sidebord, das perfekt von Größe und Form in den Raum passte. An der linken Wand stand noch ein großes Regal mit Büchern, welches von dem interlektuellen Vorlieben Dantes zeugen musste. Was aber überwiegend den Raum dominierte waren die zahlreichen Pflanzen. In jeder Ecke und jeder freien Fläche verbreiteten sie sich scheinbar willkürlich und gaben den Raum im ganzen, eine erfrischende Atmosphäre. Sichtlich nervös steuerte ich direkt auf das Sofa zu, strich vorsichtig über den Bezug und setzte mich in eine Ecke, um alles genau betrachten zu können.
Nur zögerlich folgte Dante meiner Entscheidung und nahm direkt gegenüber von mir platz. Die Unsicherheit stand ihm ins Gesicht geschrieben und mein Verstand schrie mir praktisch zu, dass es nichts Gutes bedeuten kann. Trotz alle dem versuchte ich ruhig zu bleiben, was mir aber nur schwer gelang. Die Gefühlswelle die mich überrollte, fraß mich von innen her auf und drohte mich ganz zu verschlucken. Die Zeit vergring nur langsam, niemand wagte es auch nur einen Ton zu sagen. Innerlich zählte ich meine Herzschläge, um mich wenigstens etwas abzulenken und zu beruhigen. Doch mit jedem neuen Schlag hielt ich die Anspannung kaum mehr aus und sammelte meinen Mut um dieses endlose und quälelende Schweigen zu brechen.
"Also Dante, ich warte auf deine Erklärung und ich hoffe für dich das sie gut ist. Ich will Antworten, jetzt."
Doch wie zu erwaten sagte er nichts, sondern schaute mich eindringlich an. Weitere Minutern vergingen, in denen ich erwartungsvoll auf den Anfang seiner Geschichte wartete. Dann schließlich regte sich Dante, holte einmal, zweimal tief Luft und begann nun endlich mir die Antworten zu geben.
"Also gut....... Du erinnerst dich noch an die Nacht im Park und an den Zwischenfall in deiner Küche?"
Ich nickte nur stumm und musste mich zwingen regelmäßig zu atmen.
"Gut und du fragst dich sicher auch wie ich jedes mal bei dir sein und dir helfen konnte. Aeris, das was ich dir jetzt sage muss unter uns bleiben, hast du verstanden? Niemand außer uns darf davon wissen." Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande.
Doch bevor er mir weitere Erklärungen gab, studierte er ein weiters Mal mein Gesicht, wahrscheinlich in der Hoffnung etwas darin finden zu könenn, dass ihn ein Zeichen gab um nicht zu müssen. Scheinbar war dem nicht so und somit musste er mit der Story fortfahren.
"Also gut. Ich bin dein Schutzengel, Aeris. Mein richtiger Name ist Hahaiah. Ich gehöre den zweithöchsten Engelchor an und bin der vierte Cherubim. Meine Aufgabe ist es dich zu beschützen und dir ins allen Situationen beizustehen. Man nennt mich auch den Zufluchtsengel."
Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dieser Geschichte. "Moment, du willst mir also damit sagen, dass du mein Schutzengel bist? Nicht der Dante der mir im Park und in meiner Küche geholfen hat? Wer soll dir das bitte glauben? Ich denke es ist Zeit zu gehen, Scheinbar willst du mir irgendwas auftischen nur um die eigenliche Wahrheit zu verbergen."
Mit diesem Satz satnd ich auf und wollte gehen, Aber ich wurde eisern zurück gehalten und mit einen stillen Blick gebeten mich wieder zu setzten. Nur widerwillig gab ich dem nach und setzte mich zurück auf das Sofa. Diesmal näher an Dante dran.
"Ok, Hahaiah....... warum sollte ich dir das alles abkaufen? Ich mein es gibt keine plausiblen Gründe die dafür sprechen, das diese Geschichte wahr ist. Was ich brauche sind Beweise und nicht irgendwelche lächerlichen Ausreden."
"Du willst Beweise? Also gut, die gebe ich dir," damit stand er auf, ging in eine Ecke des Raumes und stellte sich so, dass ich ihn ganz genau betrachten konnte. Dante schloss die Augen, kreuzte seine Arme vor der Brust und bettete sein Kinn auf seiner Brust. Was daraufhin passierte ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Eine helle Lichtkugel formte sich um ihn herum, schloss ihn vollkommen ein. Es war das gleiche Licht wie ich es schon einmal gesehen hab. Stimmte die Story doch oder täuschte Dante mich? Die Antwort darauf bekam ich im nächsten Augenblick. Vier wunderschöne Flügel wuchsen hinter ihm, verschlangen sich halb um seinen Körper und tauchten Dante in absolute Reinheit und Perfektionismus. Das leuchten des Lichtes wurde immer mehr und schon bald blendete mich dieses grelle Schauspiel, sodass ich meine Augen schützen musste. Nur langsam erlosch das strahlende Licht und ich konnte meinen Blick wieder dem merkwürdigen Szenario zuwenden. Dante stand da, halbnackt und nur bedeckt mit einer fliegenden, blauen Leibbinde. Mein Mund klappte bei seinem Anblick automatisch auf, das Spiel seiner Muskeln raubte mir den Atem. Präzise definiert und doch nicht zu maskulin. Breite Schultern zeichneten sich ab und die schmalen Hüften ergaben ein Bild, dass nicht nur Frauenherzen höher schlagen ließ. Barfuß stand er vor mir, die vier Flügel waren nur halb ausgebreitet und schufen so ein Abbild eines scheinbar nicht existierenden Wesens in seiner reinsten und weichesten Form.
Ich wusste nicht wie lange ich dieses Bild anstarrte, mir jedes noch so kleine Detail in mich aufzog, doch scheinbar eine kleine Ewigkeit. Dante räusperte sich und holte mich zurück in die Realität. "Also glaubst du mir jetzt oder brauchst du noch mehr Beweise?"
"Äh..... ich....... nein es ist nur........ . Ok, dann erzähl mir jetzt alles," stottere ich perplex, kaum instande eine klaren Gedanken zu fassen.
Aber anstatt sich zurück auf das Sofa zu begeben, setzte sich Dante direkt im Schneidersitz auf den Boden. "Entschuldige, aber die Flügel sind etwas zu sperrlich. Hier hab ich mehr Platz und muss nicht aufpassen, das ich nichts kaputt mache."
Anstatt zu antworten, nahm ich mir eines von den Kissen, ging zu Dante und setzte mich direkt ihn gegenüber auf den Boden.
"Wie soll ich dich jetzt eigentlich nennen? Dante oder Hahaiah?"
"Nenn mich wie du willst. Ich bin sowohl der eine, als auch der andere," er lächelte mich auf eine Weise an, die wie Erleichterung aussah und mir schon wieder den Verstand raubte.
"Ok, dann bleib ich bei Dante. Also, warum bist du hier? Warum sind meine Verletzungen so schnell geheilt und was passiert hier?"
Bevor er mir antwortete, holte Dante tief Luft und schloss kurz die Augen.
"Nun wie gesagt, ich bin hier um dich zu beschützen. Du musst wissen du bist etwas besonderes, du bist kein Mensch so wie du glaubst. Deine Mutter war, genauso wie ich, ein Engel. Sie gehörte zu den neun Engelschören. Nur unterscheiden sich die Engel im einzelnen und die damit verbundenen Aufgaben. Die Reihenfolge ist wichtig und bevor ich weiter erzähle, muss ich dir diese erklären."
Kein Wort verließ mein Mund, lediglich mein leichtes nicken gab ihm die Bestätigung fortzufahren.
"Also die ersten der Reihenfolge sind die Seraphin. Sie sind die ranghöchsten der Engel und stehen Gott am nächsten. Sie unterscheiden sich von den anderen durch ihre sechs Flügel mit unzähligen Augen. Sie sind sozusagen die Augen Gottes. Die zweithöchsten sind die Cherubim, zu denen auch ich gehöre. Unsere Augfabe ist es, die Pforten des Paradises, also den Garten Eden zu bewachen. Wir haben eine sehr starke Bindung zu den Elementen und zu den Sternen. Nur manchmal werden die Cherubim einer speziellen Aufgabe zugeteilt, wie in deinem Fall. Die Throne sind die Unterstützer des göttlichen Plans und stärken die Lebensenergie der Menschen. Sie stehen in enger Beziehung zu den Planeten und umkreisen zusammen mit den Cherubim den Thron Gottes.
Die vierten der Reihenfolge werden Herrschaften genannt. Deren Aufgabe ist es, den Willen Gottes widerzuspiegeln. Sie sind Engel der Gnade und des Verzeihens. Die fünften sind die Mächte. Das sind die Engel die die Menschen von Geburt an begleiten und halten das Buch des Lebens in ihren Händen. Die Mächte sind den Schutzengeln sehr ähnlich und sind voller Weisheit und bedingungsloser Liebe.
Die Gewalten sind die Lichtbringer und bewahren den Himmel und die Menschen vor negativen Einflüssen. Sie führen verlorene Seelen auf den Himmelspfad und halten die Welt im Gleichgewicht. Die Gewalten kämpfen fortwährend gegen Dämonen und das Böse. Auf dem siebten Rang sind die Fürstentümer. Sie sind den Menschen am nächsten und sind die Anführer irdischer Regenten, Führer, Völker und Gemeinschaften. Zusammen mit den Schutzengeln bestärken sie die Verantwortlichkeit in allen Lebensthematiken.
Die Vorletzten sind die Erzengel. Sie sind die Boten Gottes und verkünden das göttliche Licht sowei dessen Botschaften. Die neunten sind die Engel. Die Engel kümmern sich am intensivsten um das Wohl und den Schutz der Menschen. Sie greifen immer ein wenn es nötig ist und um Hilfe gebeten werden. Auch die Schutzengel gehören diesem Chor an."
So viele Informationen konnte ich kaum verarbeiten und scheinbar hatte Dante noch lange nicht geendet. Doch mir brannte eine wichtige Frage auf der Zunge.
"Und was hat meine Mutter jetzt mit alledem zu tun?"
"Deine Mutter war ein Engel aus dem neunten Chor. Eines Tages lernte sie deinen Vater kennen und beide verliebten sich ineinander. Doch sie verheimlichte die Beziehung. Uns Engeln ist es nicht gestattet sich mit den Menschen einzulassen und wird mit verbannung bestraft. Einige Zeit ging es gut und zusammen zeugten sie dich. Doch irgendwann fand es ein anderer Engel heraus und Gott verbannte sie aus dem Himmelsreich. Bei deiner Geburt ging etwas schief, die Nabelschnur hatte sich um deinen Hals gewickelt. Jede Rettiung kam zu spät und aus lauter Verzweiflung, aufgrund deines Todes, ging deine Mutter einen Packt mit den Dämonen ein. Sie gab ihnen ihre Seele, um dein Leben zu retten.
Deine Mutter wusste das irgendwann der Tag kommen würde, wo sie den Preis zahlen musste. Nur wusste keiner wann dieser Zeitpinkt war. Dein Vater wusste lange Zeit nichts davon und war dann umso geschockter, als er von dem Packt erfuhr. Doch deinetwegen schafften beide in Harmonie zu leben. Bis zu dem Tag, an dem die Seele deiner Mutter genommen wurde."
Ich merkte gar nicht, wie mir die Tränen die Wanger runter liefen. Zu geschockt war ich von der Geschichte. Die Tatsache, dass meine Mum ihr Leben für meines gab, tat einfach nur weh. Ich musste mich selbst umklammern, damit ich nicht erneut zerbrach. Die ganzen letzten Tage waren zuviel und in dem Moment fiel mir etwas sehr wichtiges ein.
"Senna. Was ist mit Senna passiert?"
Dante schnaufte einmal kurz, als hätte er gehofft, dass ich diese Frage nicht stellen würde. Er rückte näher an mich ran, sodass er meine Hände in seine nehmen konnte. Sofort spürte ich wieder diese Kribbeln, doch diesmal ignorierte ich es einfach und versuchte mich zu beruhigen. Dante schaute mir in die Augen bevor er die nächsten Worte sprach.
"Senna wurde durch diesen Dämon, der in deiner Küche war, schwer verletzt. Die Ärzte kämpfen immer noch um ihr Leben, aber es sieht nicht gut aus."
Der Kloß schnürte mir die Luft ab, unfähig ein Atemzug zu nehmen und starr vor Schock. Dante bemerkte dies und versuchte micht zu beruhigen, indem er eine Hand los ließ und seine an meine Wange legte. Mit ruhigen Worten ersuchte er mich zu beruhigen, damit ich nicht komplett zusammen brach.
"Hey, hör mir zu. Die Ärzte tun was sie können und noch geben sie sie nicht auf, hörst du. Du musst daran glauben, musste beten das sie es schafft. Glaub mir alles wird gut. Senna ist nicht allein, auch sie hat ihren Schutzengel der alles daran stezt, das sie es schafft." Nur langsam drangen seine Worte zu mir durch, schafften es nur schwer meine innere Unruhe zu besänftigen. Doch nach und nach stellte sich eine Erleichterung ein, die nur Dantes Worte mir geben konnten. Von meinen Gefühlen übermannt, nahm ich seine Hand fester in meine und beugte mich so weit nach vor, dass meine Lippen die seine trafen. Die Emotionen explodierten förmlich in mir, bei dem Gefühl welches mich durchfuhr. Zuerst merkte ich wie unsicher Dante war, doch schon bald erwiderte er meinen Kuss und die Endorphine in mir tanzten wild umher. Süchtig nach dem Rausch des Kusses und der Hingabe meiner Gefühle, streubte sich alles in mir, als ich merkte wie Dante sich löste.
Meine Wangen glühten, mein Blick war verschwommen und doch wusste ich, das es das richtige war. Dante war hier um mir zu helfen und so konnte ich mich auf eine Weise befreien, mir selber Mut geben um zu wissen das ich alles schaffen kann.
Lange saßen wir uns schweigend gegenüber. Keiner sagte etwas und doch lag die Spannung und die Verwirrung in der Luft. Jeder wusste, dass es dem anderen gefallen hat und doch war die Unsicherheit zu spüren. "Es tut mir leid. Ich konnte mich nicht beherrschen," stammelte ich verlegen, in der Hoffung doch noch die Situationein wenig zu besänftigen. Auf Dantes Gesicht legte sich ein Lächeln, gepaart voller Zärtlichkeit und Verständnis.
"Alles ist gut. Du hast keinen Fehler gemacht. Hätte ich es nicht gewollt, naja ich hätte den Kuss nicht erwidert. Aber es gibt noch etwas wichtiges das ich dir erzählen muss. Etwas das dich und meine Aufgabe betrifft."
"Ok dann schieß mal los."
Doch Dante schüttelte den Kopf. "Erstmal will ich mich verwandeln. Der Boden ist auf Dauer unbequem. Außerdem hab ich Hunger und ich denke du könntest auch einen Happen vertragen." Wie zur Bestätigung meldete sich mein Magen und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.
"Nagut, aber danach erzählst du mir den Rest."
"Versprochen. Also auf was hast du Hunger?"
Vor dem Anfang, nach dem großen Krieg zwischen Himmel und Hölle, schuf Gott die Erde und wählte als Herrscher diesen cleveren Affen den er Mensch nannte. Und in jeder Generation lebte eine Gestalt des Lichts und eine Kreatur der Dunkelheit. Große Armeen prallten bei Nacht aufeinander im uralten Krieg zwischen Gut und Böse. Es gab Großmut und Magie und unglaubliche Grausamkeit.
Satan und die Dämonen haben das Böse hervorgebracht. Ihren Hass können sie nicht auf Gott ausschütten. Als nach dem Engelsturz die ersten Menschen erschaffen wurden, stürzte sich der Teufel auf den Menschen. Hinterlistig verführte er die ersten Menschen, das Gebot Gottes zu missachten. Er redete ihnen ein, Gott sei eifersüchtig auf ihre Vorzüge und lege ihnen deshalb Einschränkungen auf. Satan forderte die ersten Menschen auf, sich von diesem Joch zu befreien und wie er selbst es wollte- wie Gott zu werden. So sündigte der Mensch auf Eingebung des Teufels. Durch die Sünde aber öffnete der Mensch ein Tor für das Wirken Satans in der Schöpfung. Er bekam Macht über die Natur des Menschen und brachte Leid und Tod in die Welt. Aus der missbrauchten Freiheit ist das Böse hervorgegangen. Gott kam den Menschen zu Hilfe und begann nach dem Sündenfall der ersten Menschen einen grossartigen Erlösungsplan zu verwirklichen. Er setzte Feindschaft zwischen Satan und das Menschengeschlecht und kündigte den Sieg über das Reich der Finsternis an.
Lange saßen wir uns gegenüber, aßen und alberten herum. Dieser eine Moment, dieser Kuss ließ das Eis zwischen uns nun endgultig brechen und ich begann ihn zu vertrauen. Dante war mein Schutzengel. Geboren um mir beizustehen, mich zu beschützen und über mich zu wachen. Ganz gleich was mir noch widerfahren würde, er blieb für immer an meiner Seite.
Das Essen war bereits leer und wir satt. Und trotzdem blieb bei mir die Anspannung. Ich musste endlich wissen was seine Aufgaben war, warum er zu mir gesandt wurde und was ich für eine Rolle spielte. "Ok Dante, ich bin bereit um mir auch den Rest deiner Geschichte anzuhören". Nur ein kurzer Blick zu mir, dann sah er aus dem Fenster und schwieg eine Zeit. Langsam schloss er die Augen und begann zu erzählen.
"Du glaubst die Seele deiner Mutter ist verloren, aber du irrst dich. Wir können sie retten. Du kannst sie retten. In dir steckt etwas ganz großes, etwas was du dir nicht vorstellen kannst. In dir fließt göttliches Blut, du hast die Gabe Wunder zu vollbringen. Wir teilen die gleiche Herkunft und meine Aufgabe is es dich in diesem Kampf zu unterstützen. Ich weiß was wir tun müssen und ich weiß was du willst. Du willst deine Mutter zurück und würdest alles daran setzten das zu erreichen".
Ich ertappte mich dabei wie ich auf den Boden starrte. Seine Worte kreisten in meinem Kopf, ergaben Sinn und doch wusste ich sie nicht zuzuordnen. Ich war ein halber Engel, gezeugt aus einer verbotenen Liebe und zu etwas auserkohren womit nicht mal ich gerechnet hatte. Ich sollte in einem Kampf ziehen? Aber für was? Meine Mutter war tod, sie konnte nicht gerettet werden oder? Aber warum sollte er mich belügen?
"Dante, sag wie kann ich meine Mutter retten? Was muss ich tun um sie wieder bei mir zu haben?"
"Nun sei dir vorher im Klaren ob du das auch wirklich möchtest. Wenn du diesen Weg wählst gibt es kein zurück, er ist gefährlich und wird viele Opfer mit sich bringen. Du musst dich deinen Ängsten stellen, Hürden überbrücken und an dir selbst zweifeln. Aber ich bin sicher das du es schaffen wirst. Mit mir an deiner Seite wirst du stark genug sein um alles zu schaffen. Ich bin da um dich zu unterstützen. Ich wurde zu dir geschickt um dir die Augen zu öffnen, dir zu zeigen wer du wirklich bist und was für Mächte in dir stecken. Du wirst in diesem Kampf nicht allein sein. Die sieben Erzengel und auch ich werden bei dir sein und gottes Kraft schürt dich zu einer großen Kriegerin".
Ohne jeglichen Ausdruck im Geschicht hörte ich Dante einfach nur zu.Ich konnte meine Mutter retten, ich musste mich nur überwinden. Aber wollte ich soviel auf mich nehmen und soviel riskieren, um all das zu erreichen? Ich wusste nicht ob ich dazu bereit war. Aber eins wusste ich genau, ich wollte das der Schmerz aufhörte. Ich wollte nicht noch weiter zerbrechen also blieb mir keine Wahl. "Wie rette ich ihre Seele? Dante bitte, wie schaffe ich es sie zurück zu holen?"
Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein kleines Lächeln ab, dass Stück für Stück immer breiter wurde und er mir schließlich um den Hals fiel.
Feuchtigkeit lag spürbar in der Luft, geschwängert mit einem modrigen Geruch. Die Dunkelheit umgab alles um sich herum, bis auf einen kleinen Lichtschein, der sich kaum wahrnehmbar, durch die Finsternis fraß. Musik, Gelächter und ein Stimmengewirr gepaart mit einer kaum auszuhaltenden HItze drangen aus der Mitte der Höhle. Die Mitte sah aus wie eine riesige Kuppel, die in Stein geschlagen worden war. Die Felswände waren aus fast schwarzen Stein, an denen sich Wassertropfen gesammelt hatten und in einen gleichbleibenden Takt stetig hinunter tropften. Zeichnungen von gefallenen Engeln, die tot auf dem Boden lagen und auf denen Dämonen tanzten, zierten einige Felsen. Fackeln waren an jeder Ecke befestigt und erzeugten mit ihren Schein eine unheimliche Umgebung. Zwischen den Bildern und den Fackeln klebte an manchen Stellen Blut. Der Geruch des Todes lag erkennbar in der Luft, darunter Hunderte von Dämonen, die ausgelassen feierten. Entstellte Geschöpfe, angefressen von Artgenossen, verzerrte Fratzen die nichts anderes kannten als ihren Herrn zu dienen. Monster die sich an den Überresten der einsamen Mernschen nährten, sie in Stücke rissen und mit ihren sterbenden Körpern spielten.
Hinten am Ende der Höhle saß Astaroth auf seinen riesigen Drachen und ergötzte sich an dem Schauspiel, das sich ihm bot. Sein Drache, ein blaues Ungetüm mit Stacheln die so spitz waren, Schuppen so fest wie ein Diamant und Krallen mit denen er selbst Dämonen ohne Probleme zerfleischen konnte. Der Drache schlug ungeduldig mit seinen Schwanz, in der Hoffnung ein Stück von dem Menschenfleisch zu bekommen, um es dann in einem Stück hinunter zu schlingen.
Astaroth, der gefallene Engel, war einst ein Mitglied des ersten Engelschor, der Seraphin, doch seit seiner Verbannung in die Hölle schwörte er dem gesamten Himmel und seinem Volk ewige Rache. Sein einstiges Anklitz wurde nun von einer grausigen Maske ersetzt. Sein Gesicht war vom Höllenfeuer bis auf die Knochen zerfressen. Seine Haut hatte er sich von ungehorsamen Dämonen gestohlen und die von nun an seine war. Seine Flügel, die vor Jahrtausenden voller Pracht erstrahlten, waren nichts weiter als ein verbranntes Skelett das mit Menschenfleisch umspannt war. Als Großherzog und oberster Schatzmeister der Hölle, stand Astaroth zwar unter Luzifer, regierte dennoch über Luzifer selbst, denn dessen Körper wurde bis zu dem Tag seiner Auferstehung an einem Ort verwahrt den nur Astaroth kannte. Astaroth erhob sich von seinem Drachen und gab ein Knurren von sich bei den jeder Dämon in der Höhle erstarrte.
"Bringt mir Manaro, sofort", befehlte Astaroth. Zwei Dämonen nickten augenblicklich und machten sich auf den Weg. Kurz darauf kamen sie mit den in Ketten gelegten Manaro zurück. Man sah ihn gleich an welche Qualen er durchlebt hat. Ein Arm hing schlaff herunter, unzählige Peitschenhieb zierten seinen Rücken und die Verbrennungen zeugten von unersättlichen Schmerzen durch siedendes Öl. Gewaltsam wurde er zu Boden gedrückt, sodass er knien musste. Astaroth stieg von seinem Drachen, stellte sich vor Manaro und blickte zu ihm runter. Einge Sekunden vergingen in denen er nichts sagte.
"Nun mein treuer Diener, ich habe dir eine Mission aufgegeben aber zu meinem Bedauern verlief diese icht nach Plan. Ich wüsste gern warum du gescheitert bist"!
Zögernd und ängstlich blickte Manaro zu Astaroth auf, das Flehen um Gnade war unverkennbarn und dann sprach er. " Mein Herr und Gebieter, ich bin zu dem Haus des Hybriden. Im Inneren habe ich sie angetroffen und wollte meiner Mission folge leisten, doch ein Cherubin kam mir in die Quere. Es kam zum Kampf doch dieser Engel hatte eine Kraft die ich so noch nie gesehen habe. Ich bitte Euch Gnade vor Recht zu walten und mir eine letzte Chance zu geben, in der ich Euch meine Treue beweisen kann".
"Nun........ . Manaro du warst stets ein treuer Untertane, doch diesmal warst du unachtsam. Du hast dich von einem dieser Engel besiegen lassen und das dulde ich in meiner Herrschaft nicht. Du kennst das Gesetz und die Strafe die es nach sich zieht. Kyle, bring Manaro in die Kammer zu den Henker". Der Dämon schrie und kämpfte als er aus der Höhle geschleppt wurde. Jeders Monster sah ihm nach, wissend welches Schicksal ihn erwartete. Asatroth war ein grausamer Dämon. Gnade kannte er nicht, er strebte nur nach einem, den großen Luzifer von seinem Fluch zu befrreien, um die Prophezeiung zu erfüllen, die seit einem Millenium existierte. Der Großherzog drehte sich um, schnippte mit seinen Fingern und sein Berater folgte im. Beide stiegen auf den Drachen und flogen davon. Alles war still, nur das klägliche Schreien von Manaro hallte durch die Höhle.
Schweigend flogen Astaroth und sein Berater zu der Schatzkammer. Dort angekommen steigen sie vom Drachen und stellten sich vor eine Felswand. Astaroth legte seine Hand auf die Wand um diese zu öffen. Der Boden begann zu beben als sich der Fels teilte und den Ort dahinter preisgab. Gold und Edelsteine lagen zu Hauf im ganzen Raum verteilt und gaben nur wenig Platz zum laufen frei. Links waren Regale in den Fels geschlagen. Dort schlummerten seit Jahrhunderten die Geheimnisse der Dämonen. Doch der wertvollste Schatz befand sich in der Mitte. Schwere Ketten hingen von der Decke ab. An ihnen war der seelenlose Körper einer Frau gekettet, die nur noch Stofffetzen an sich trug. Wartend auf ihre Erlösung schlief sie dort, geschützt durch Feuer das sie umgab. Geschaffen um sie dort zu halten bis der Tag gekommen war. Astaroth trat an sie heran und begutachtete seine Beute.
"Sag mir Vahn, hat dir unser Spion neue Informationen gebracht"?
Vahn trat neben seinen Gebieter, betrachtete ebenfalls kurz das Geschöpf vor sich bevor er sprach. " Ja die gibt es. Der Hybrid den wir suchen, weiß nun von uns. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie sich zu uns aufmacht um ihre Mutter zu retten. Jedoch wird sie von ihrem Schutzengel Hahaiah begleitet. Und wie ich befürchte wird dieser gläubige Bastard immer stärker. Wir müssen damit rechnen, das der Hybrid seine Kräfte in sich weckt. Uns steht ein Krieg bevor. Die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle und es kann nur ein Sieger hervorgehen. Wir müssen unsere Krieger auf die Schlacht vorbereiten, jeden rekrutieren der kämpfen kann. Aber wir sind im Vorteil. Astaroth du kennst die Engel besser wie kein anderer. Mit dir als Führer ist uns der Sieg sicher".
Astaroth knurrte bevor er seinen Berater ansah. " Ich kenne die Strategie des Himmels, dennoch sollten wir vorsichtig sein. Die Engel werden immer stärker und Michael sollte man nicht unterschätzen. Er wird alles daran setzten, dass Luzifer nicht aufersteht und wenn nötig sein Leben dafür geben. Wir wissen auch nicht welche Kräfte der Hybrid besitzt. Wir dürfen nicht zulassen, das sie ins Reich der Toten eindringen und versuchen diesen Mensch zu befreien. Luzifers erwachen ist nur noch eine Frage der Zeit, doch dazu brauchen wir die Blutfedern dieses Mädchens. Sie sind der Schlüssel zu unserem Sieg. Also schick meine besten Dämonen und bringt mir dieses Balg"!
Vahn nickte seinem Meister zu und verschwand aus der Schatzkammer, um alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Astaroth blieb vor seinem Schatz stehen, die Hände hinter seinem Rücken. " Bald meine Schöne, bald wirst du für immer bei mir in der Hölle schmoren. Deine Tochter ist der Schlüssel und zusammen mit Luzifer wird sie die Erde regieren. Deine geliebten Engel werden alle fallen und du wirst zusehen wie sie untergehen".
Astaroth´s Lachen hallte durch die ganze Kammer. Siegessicher streckte er seine Hand aus, drang durch das Feuer und packte den Mensch am Hals. Seine Krallen drangen tief in ihr Fleisch. Er fühlte ihren Puls, genoß einen Augenblick dieses Gefühl bevor er seine Hand wieder zu sich zog und das Blut begutachtete um es von seinen Fingern zu lecken. Nicht mehr lange, dachte er bei sich, dann wird es die Erde, wie sie jetzt ist nicht mehr existieren.
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2013
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