Diese Geschichte spielt im Werwolf Universum.
Wer sich damit nicht auskennt, bekommt hier eine kurze Erklärung:
Die Ränge:
- Alpha: Anführer des Rudels
- Luna: Soulmate des Alphas und sozusagen die Mutter des Rudels
- Beta: Rechte Hand des Alphas
- Ranglose Wölfe: Einfache Rudelwölfe die normale Arbeiten im Rudel oder außerhalb des Rudels nachgehen.
- Omega: Der niedrigste Rang. Meistens klein und schwach. Wird deshalb oft vom Rudel eher als Plage angesehen.
Soulmates: Unter Werwölfen gibt es sogenannte Seelenverwandte die einem von der Mondgöttin bereits von Geburt an zugeteilt werden. Doch erkennen die Wölfe erst ab einem bestimmten Alter wer sein zugehöriger Mate ist. Das Mateband ist etwas magisches das diejenigen die es verbindet automatisch anzieht.
Wenn die Wölfe in dieser Geschichte in den Gedanken des Menschen sprechen dann ist das fett markiert.
Wenn die Menschen in Gedanken antworten ist es unterstrichen.
Wenn Mates im Link, also über Gedanken, kommunizieren dann ist es kursiv.
Viel Spaß nun beim Lesen von "My Alpha"
Verzweifelt vergrabe ich meinen Kopf im Kissen. Ich habe immer noch Fieber. Seit fast zwei Wochen mittlerweile. Ich hasse es ein Omega zu sein. Aber noch mehr hasste ich Ryan. Irgendwie. So ganz ist es mir ja nicht mehr möglich ihn zu hassen.
Ryan ist der Sohn des Alpha's und zukünftiger Alpha, sobald er 18 ist und seine Soulmate findet. Ich höre ihn in der Pause oft mit seinen Freunden reden, wie cool es doch ist, dass er bald Alpha ist und seine Mate, an dieser Stelle muss ich immer lachen, findet. Warum ich da lachen muss? Ganz einfach. Ich bin seine Soulmate. Nur das ich ja wohl ganz offensichtlich keine sie bin.
Ich fürchte mich vor seinem Geburtstag. Er hasst mich. Und ich will gar nicht erst erfahren, wie sehr er mich erst hassen wird, wenn er herausfindet, dass wir Mates sind. Aber nun zurück zu meinem Problem, wegendem ich gerade im Bett vor mich hin verwese. Mein Fieber. Eigentlich ganz normal. Ich bin ein Omega. Da bekommt man eben öfters Fieber oder eine Erkältung oder Kopfschmerzen oder … irgendwie will ich gar nicht so genau darüber nachdenken, was mich schon alles geplagt hat. Jedenfalls ist es aber meistens so, dass es nur für ein paar Tage anhält. Da aber der liebe, gute Ryan mein Gefährte sein muss und ich mich nicht traue ihm das zu sagen, weil er mich immer ärgert, bekomme ich natürlich auch nicht wirklich Aufmerksamkeit und Zuneigung von ihm. Das sorgt dafür, dass mein Wolf, Liam, verrückt spielt. Er will bei Ryan und seinem Wolf, Zack, sein. Aber ich kann nicht. Er wird mich doch sowieso nicht akzeptieren. Ich finde es besser mich stumm von ihm fernzuhalten, als eine Abfuhr zu bekommen, die mein eh schon geschädigtes Herz noch mehr zerbrechen wird. Diese Entfernung von Ryan ist jedenfalls der Grund, weshalb ich immer öfter und vor allem länger krank werde.
Die Welt und generell das ganze Universum verfluchend, vergrabe ich mich noch weiter in meinem Bett. Noch eine Woche. Eine Woche dann wird er 18. Eine Woche bis zu meinem endgültigen Ende. Um mein Glück, Sarkasmus lässt grüßen, noch mehr zu steigern, muss ich natürlich genau neben Ryan wohnen. Sodass ich das ganze Geschrei von der Party und natürlich auch Ryan's Wutausbruch direkt mitbekommen werde. Hach… Ist das Leben nicht toll? Wie schade das meines in einer Woche endet! Dabei war es doch wirklich toll! Über die Hälfte meines Lebens habe ich im Bett mit Fieber verbracht. Den Rest musste ich mich mit meiner Tollpatschigkeit und Ryan und seinen Freunden herumschlagen. Wirklich, einfach klasse!
Jetzt denk doch bitte nicht immer so negativ! Klar Ryan ist sich seiner Gefühle für uns noch nicht bewusst, aber sobald er erkennt, dass wir sein Mate sind, wird er uns besser behandeln. Er wird uns lieben Nath! Schließlich ist er unser Mate!
Liam! Dass er immer so positiv denken muss.
Ok Liam, nehmen wir mal an er akzeptiert uns… Wer sagt denn das wir ihn akzeptieren werden? Hast du schon vergessen was er uns angetan hat? Wie viel Schmerzen wir schon durch ihn erleiden mussten? Und das ich sogar eine Narbe von ihm habe? Ich will mich eigentlich gar nicht daran erinnern wie es zu der Narbe gekommen ist. Er war an dem Tag besonders wütend. Natürlich wurde das an mir ausgelassen. Sodass nun 3 wunderschöne, tiefe, große Kratzspuren auf meinem Rücken zu sehen sind.
Mein Herz zieht sich bei dieser Erinnerung schmerzhaft zusammen. Tränen fließen über meine Wangen. Ich will so nicht fühlen! Ich sollte ihn hassen! Aber ich kann nicht! Dieses verdammte Mateband! Er wird mich umbringen!
Nein er wird dich lieben Nath! Du musst ihm ja nicht sofort verzeihen aber du kannst ihn doch akzeptieren. Nur, weil du ihn akzeptierst, heißt das ja noch lange nicht das alles vergessen ist.
Ok... FALLS! Du recht haben solltest und er wird uns akzeptieren und versucht sich zu entschuldigen, dann werde ich ihn auch akzeptieren. Aber er hat nur EINE Chance!
Aber bekanntlich hat man doch immer zwei Chancen?
Ja und seine erste hat er bereits verspielt! Kann ich jetzt schlafen? Das Fieber macht mich echt fertig! Daraufhin sagt Liam nichts mehr und ich kann endlich schlafen.
Noch 6 Tage. Das ist das erste, dass mir in den Sinn kommt als ich erwache. Es ist schon ziemlich spät. Aber da ich nicht zur Schule muss, wegen dem Fieber, ist das egal. Morgen allerdings werde ich wohl wieder gehen müssen. Ich fühle mich schon fast wieder gut und ich kann auch nicht ewig Zuhause bleiben. Auch, wenn ich es gerne täte um mich vor Ryan und seinen Freunden verstecken zu können…
Andererseits hat es ja generell keinen Zweck in die Schule zu gehen, wenn ich in 6 Tagen sterben werde. Ich grinse. Ich bin ein Omega es wird nicht auffallen, wenn ich mich jetzt auch noch für diese restliche Woche krankmelden werde. Niemand würde Verdacht schöpfen. Mit diesem Gedanken rufe ich in der Schule an, um mich bis Freitag krankzumelden. Schließlich will ich die letzten Tage meines Lebens genießen und nicht verprügelt werden.
Später am Nachmittag klingelt es an der Tür. Das werden dann wohl meine Hausaufgaben sein. Ryan und ich haben ja wie schon bekannt das Pech nebeneinander zu wohnen. Somit wird er immer dazu verdonnert mir meine Hausaufgaben zu bringen und das obwohl wir nichtmal in die selbe Klasse gehen. Er wäre ja aber nicht Ryan, wenn er sie mir persönlich überreichen würde. Nein, er schmeißt die Sachen unordentlich vor meine Tür, drückt die Klingel und verzieht sich dann. Will wahrscheinlich nicht mein Gesicht sehen und sich den Tag verderben. Nun. Mir soll es recht sein, ich bin ja froh, dass er sie mir überhaupt bringt. Oder mir die Sachen nicht doch persönlich übergibt und mich dann verprügelt, wenn er mich denn schonmal erwischt. In letzter Zeit wurde ich immer besser darin, vor ihm auszureißen.
Seufzend gehe ich zur Tür um die Sachen hereinzuholen. Doch als ich mich gerade wie gewohnt bücken wollte, um die Sachen aufzuheben, halte ich inne. Da sind Füße! Warte… Füße? Ja genau Füße. Wie wäre es, wenn du mal nachsiehst zu wem sie gehören, du schlau Kopf! Oh richtig! Scheu hebe ich meinen Kopf leicht nach oben. Ryan! Eigentlich hätte ich mir das denken können. Ich senke meinen Kopf wieder auf seine Schuhe. Er hat schöne Schuhe. Schwarz. Ich liebe schwarz! Aber was will er hier? Wenn es nur um die Hausaufgaben geht, wäre er längst weg, oder? Seine Nähe machte mich nervös. Ich will wegrennen und gleichzeitig so nah wie möglich bei ihm bleiben. Mein ganzer Körper kribbelt glücklich, allein deshalb, weil er vor mir steht. Gleichzeitig zieht ein stechender Schmerz durch mein Herz, weil ich weiß, dass er mir doch sowieso nur wehtun wird. Doch er sagt nichts. Stumm reicht er mir die Blätter. Zögerlich nehme ich sie entgegen. Den Blick immer noch auf seine Schuhe gerichtet. Wirklich schöne Schuhe. Am liebsten würde ich mich in seine starken Arme werfen, aber dann würde ich wohl schon heute sterben. Außerdem hätte ich nie den Mut dazu. Ich bin viel zu schüchtern, um soetwas einfach so zu tun, nur, weil es mir danach verlangt. Dazu müsste ich ihm erst richtig vertrauen können.
„Du siehst nicht krank aus", sagt er misstrauisch. Scheiße! Ich soll ja krank sein! So ein Mist. Meine Knie fangen an zu zittern und ich stottere irgendwas zusammen. „Eigentlich ging es mir gestern Abend schon wieder gut, aber heute Morgen hab ich bemerkt, dass das Fieber wieder zurückkommt." Innerlich schlage ich mir gegen die Stirn. Als ob er mir das glauben würde. Doch zu meinem Erstaunen nickt er nur. Dann dreht er sich um und geht. Keine Beleidigung? Keine Prügel? Was ist los mit ihm? Das bin ich gar nicht gewohnt. Ist er auch krank? Doch allein diese Tatsache macht mich so glücklich, dass mein Herz flattert. Auch wenn er mich wahrscheinlich trotzdem in 6 Tagen umbringen wird…
Die nächsten Tage sind nicht sehr ereignisreich. Das mit den Hausaufgaben läuft wieder normal ab. Er schmeißt sie mir einfach vor die Tür. Jedoch werde ich von Tag zu Tag nervöser. Heute/Morgen wird mein Ende sein. Denke ich als ich am Samstag aufwache. Es ist so das Ryan 5 Minuten nach Mitternacht also eigentlich morgen geboren wurde. Deshalb fängt die Feier schon heute Abend an und gelangt dann zu ihrem Höhepunkt/meinem Tod.
Wie oft denn noch! Er wird uns nicht umbringen! Er wird sich entschuldigen und uns lieben!
Wie oft denn noch! Er hasst uns! Gebe ich nur genervt zurück. Als würde sich sein Hass zu Liebe ändern, nur wegen der Gefährten Sache. Obwohl… Wenn ich so mal genauer darüber nachdenke… vor der Soulmate Sache hab ich ihn gehasst und mit jedem Schlag und jeder Beleidigung wuchs mein Hass. Doch seitdem ich weiß, dass er mein Mate ist, kann ich ihn nicht mehr hassen und mit jedem weiteren Schlag zerbricht mein Herz Stück für Stück mehr. Aber ich mag ihn jetzt, irgendwie. Ich würde es noch nicht Liebe nennen, aber hassen kann ich ihn wirklich nicht mehr. Heißt das… es besteht wirklich die geringe Chance, das er mich dann auch irgendwie mögen wird? Ach was denk ich da, es gab schon viele Wölfe die ihren Soulmate abgewiesen haben, weil sie keine 'erzwungene Liebe' wollten. Dabei teilt uns die Mondgöttin nur mit wer unser perfekter Partner wäre. Ja gut vielleicht führte das Band einen auch etwas zu einander. Aber die richtigen Gefühle sollten trotzdem von selbst kommen. Ich verstehe also Wölfe nicht die ihren Seelenverwandten abweisen. Immerhin ist das für Werwölfe etwas heiliges, da es von der Mondgöttin kommt. Andererseits kann ich mir wirklich nicht vorstellen das Ryan mich akzeptieren würde. Dennoch kann ich den kleinen Funken Hoffnung in mir nicht unterdrücken.
Ja, sag ich doch die ganze Zeit, es wird alles gut. Und vergiss nicht! Du hast versprochen ihm eine Chance zu geben! Halt das gefälligst ein! Ich will endlich die Nähe meines Gefährten spüren! Ich und bestimmt auch Zack wollen nicht getrennt sein, nur, weil ihr es nicht auf die Reihe bekommt!
Ist ja gut! Er hat ja seine Chance! Wenn er sich entschuldigt zumindest. Ich verkrieche mich unter meiner Bettdecke. Es ist zwar erst Mittag, aber ich werde da garantiert nicht mehr so schnell hervorkriechen. Ich schließe meine Augen. Ich will nicht mit Liam streiten. Ich mag es nicht, wenn er mich so anschreit. Er ist doch das Einzige, das ich im Moment habe…
Warum verstehst du mich nicht Liam? Ich habe einfach Angst. Ich höre Liam leise traurig wimmern. Ich hab doch auch Angst Nath! Aber es bringt nichts negativ zu denken. Vertrau mir einfach! Er mag uns! Sieh den Montag doch als gutes Zeichen an. Er hat uns die Hausaufgaben persönlich gebracht und uns dabei weder beleidigt noch sonst irgendwas getan. Das ist doch was!
Liam denkt wie immer zu positiv. Das hat doch überhaupt nichts zu bedeuten. Er hatte wahrscheinlich nur gerade keine Zeit mich zu verprügeln. Liam in mir heult leicht auf. Er ahnte wohl, dass meine Gedankengänge immer noch im negativen sind. Doch ich kann nichts dagegen tun. Ich kann einfach nicht positiv denken. Nicht wenn Ryan's Geburtstag nun schon so knapp bevorsteht!
Tatsächlich bleibe ich dann auch den ganzen Tag, hin und wieder ängstlich wimmernd, unter meiner schützenden Bettdecke liegen. Ich weiß nicht warum, aber Decken hatten schon immer einen sicheren Effekt auf mich. Liege ich unter einer Decke, dann habe ich immer das Gefühl, das mir niemand etwas tun könnte! Niemand außer Ryan. Denn wie sich ja durch das ständige wimmern herausstellt, hat die Decke in diesem Fall nichts gebracht.
Nun ist es Mitternacht. Noch fünf Minuten also. Die Party ist schon seit Stunden im vollen Gange. Der ganze Lärm ist kaum auszuhalten. Partys sind einfach nichts für mich. Doch plötzlich wird es still. Anscheinend hält jetzt sein Vater eine kurze Ansprache. Und dann beginnt er: der Countdown meines Untergangs. Ich kann ihn deutlich hören. „10! 9! 8! 7!…" mit jeder Zahl spanne ich mich mehr an. „3! 2! 1!". Die Null wird von lautem Jubel ersetzt. Angestrengt lausche ich. Ich roch ihn, also muss er den Duft, der von den bestimmten Mate ausgeht, auch riechen. Zumal er als Alpha einen viel besseren Geruchssinn hat. Doch es scheint erstmal alles normal. Er wird nun ein paar Geburtstagsgrüße über sich ergehen lassen müssen, aber ansonsten geht die Party normal weiter. Jedenfalls hört es sich so an.
Nein! Halt! Die Party geht zwar normal weiter… aber sein betörend, schöner Geruch wird immer intensiver! Scheiße! In diesem Moment wird auch schon meine Zimmertür eingetreten, die ich vorher zu meinem Schutz verschlossen habe. Ich habe dir gesagt, das absperren nichts bringt. Klappe! Ich luge ängstlich unter der Bettdecke hervor. Ryan steht in der Tür und hat die Arme verschränkt.
Ich weiche auf dem Bett so weit zurück wie es geht. Unter starkem wimmern bringe ich nur ein zittriges „Ryan" hervor. Er seufzt, fährt mit einer Hand durch seine Haare und ich murmelt ein leises 'Verdammt', das ich gerade noch so hören kann. Langsam kommt er auf mich zu und setzt sich dann auf das Bett. Direkt vor mich! Ich quetsche mich so gut es geht an den Bettrand und umklammere meine Decke. Ryan hebt die Hand. Ich erwarte das er mich schlägt aber er streicht mir nur eine Träne von der Wange. Ich zucke durch die Berührung zusammen, als ich an der Stelle nun ein leichtes Kribbeln spüre. „Idiot!", knurrt er. Mein Zittern verstärkt sich. Doch auf einmal nimmt er mich in den Arm. „Verdammt, warum hast du es mir denn nicht gesagt?" „Du hättest mir doch eh nicht geglaubt", wimmere ich. Ich weiß nicht woher ich den Mut nehme, ihm so einen Vorwurf zu machen. Aber es ist ja auch die Wahrheit. Das sieht er wohl ein, denn er schweigt eine Weile. Zögernd, winde ich mich aus seiner Umarmung. So sehr ich seine Berührung auch genieße, ich weiß nicht wie ich sie deuten soll.
„W-wirst du mich nicht umbringen?", frage ich nach einer Weile vorsichtig. Ruckartig sieht er mich an. „Warum sollte ich?" „Weil du mich hasst", murmle ich leise und ein paar Tränen fließen wieder meine Wangen hinab. Er seufzt und rubbelt sich wieder durch die Haare. Das scheint wohl eine Angwohnheit von ihm zu sein. Ich würde auch gerne mal durch seine Haare fahren. Und bevor mein Gehirn mitkommen kann, habe ich genau das auch schon getan. Er schaut mich verwirrt an. Ich erstarre erst und ziehe mich dann schnell zurück. Drücke mich wieder ängstlich wimmernd an den Bettrand. „Es tut mir leid! Bitte schlag mich nicht!", stottere ich. Er nimmt mich wieder in den Arm. „Ich werde dich nicht schlagen! Hab bitte keine Angst vor mir!" Wie ich es schon in Erwägung gezogen habe, das Mateband ist etwas heiliges und auch er scheint es zu respektieren. Zu meinem Glück. „Heißt das, dass du mich nicht abweist?", frage ich und blicke vorsichtig zu ihm hoch. „Nein, ich werde dich nicht abweisen", er streicht mir beruhigend über die Wange, „ich weiß du wirst mir nicht sofort verzeihen, aber es tut mir leid. Alles! Verzeih mir bitte irgendwann!" Meine Augen weiten sich überrascht, als er leicht seinen Kopf vor mir senkt. Es ist zum Teil eine unterwürfige Haltung. Alpha's machen sowas nicht einfach so, ihr Stolz würde es niemals erlauben, eine auch nur im entferntesten unterwürfige Haltung anzunehmen. Es muss ihm wirklich viel Überwindung kosten.
Ich lächle als eine Welle von Glück durch meinen Körper fährt. Er hat sich entschuldigt und er scheint wenigstens zu versuchen, mich zu akzeptieren. Zögernd hebe ich die Hand und fahre ihm vorsichtig durch seine weichen, schwarzen Wuschelhaare. Vielleicht kann ja wirklich alles gut werden. Immerhin sind wir füreinander bestimmt. Er hebt seinen Kopf wieder und ich ziehe meine Hand zurück. Mit seinen grauen schönen Augen blickt er in meine braunen. Als er mein Lächeln sieht, fängt auch er an zu lächeln. Natürlich habe ich ihm tatsächlich noch nicht verziehen, aber er hat seine Chance. Das habe ich Liam ja versprochen.
Schüchtern senke ich meinen Blick wieder und beiße mir auf die Lippe. Er nimmt meine noch immer, vor Aufregung, leicht zitternden Hände in seine Warmen. „Hör mal. Ich akzeptiere dich, allerdings kommt das alles ein wenig plötzlich. Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass du mein Gefährte sein könntest. Und trotzdem bin ich nun so glücklich, dass es du bist und niemand anderes… Ich… Ich bin einfach ziemlich verwirrt gerade und du musst mir ja auch erstmal verzeihen und mir vertrauen… Deshalb lass uns das vielleicht langsam angehen. Wir können uns ja erstmal richtig kennenlernen." Mit großen Augen sehe ich ihn an. Niemals wäre mir in den Sinn gekommen, dass er sowas sagen würde. Ich habe das ganze Jahr über gedacht, er würde mich umbringen. Und jetzt? Jetzt ist er auf einmal so nett zu mir. Es gefällt mir. Es tut meinem Herz und auch Liam gut, mal so schöne, nachsichtigen Worte zu vernehmen, anstatt der üblichen Gemeinheiten. Deshalb lächele ich ihn nun auch so überglücklich an. Ich umarme ihn leicht zögerlich. Er schlingt seine Arme um mich und zieht mich näher. „Das ist okay, mir wäre es so auch lieber...", murmle ich an seine Brust. Es ist so schön, nach diesem elend langen Jahr endlich seine Wärme zu spüren, seine Zuneigung. Es ist allerdings schon komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass ich ihn vor einem Jahr noch gehasst habe, aber wer weiß, vielleicht kann daraus ja wirklich Liebe werden, wenn wir uns näher kennenlernen. Trotzdem, wir mussten uns beide erstmal daran gewöhnen und ich musste lernen ihm vertrauen zu können.
Er wuschelt mir mit der Hand durch meine blonden Locken. Dann löst er sich von mir. „Ich muss langsam zur Party zurück. Möchtest du mitkommen?" Ich versteife mich und schüttle panisch den Kopf. Das habe ich ganz vergessen. Ich war so froh, dass er mich akzeptiert, dass ich die anderen aus dem Rudel total vergessen habe. Mag ja sein das Ryan mich akzeptiert, aber das heißt ja nicht, dass das Rudel mich als ihre Luna akzeptieren wird. Natürlich waren Ryan's Eltern immer die einzigen im Rudel die mich gut behandelten, aber werden sie auch noch so nett sein, wenn sie erfahren, dass ich der Mate ihres Sohnes bin? Und die anderen die mich immer beleidigt und verprügelt haben, was ist mit denen? Oder diejenigen die mich zwar nie verprügelt, aber bis jetzt immer ignoriert und nicht beachtet haben? Ängstlich sehe ich Ryan an. Der scheint meine Gedanken wohl schon erahnen zu können, weshalb ich auch nichts sagen muss. Dennoch scheint auch er darauf noch nicht wirklich eine Antwort zu haben.
„Hab keine Angst okay? Ich werde dich beschützen, wenn es jemand wagen sollte gemein zu dir zu sein. Wenn es dir lieber ist, können wir das auch für den Anfang geheim halten, aber ich will das nicht ewig verschweigen. Ich stehe zu dir, die Mondgöttin macht keine Fehler. Meinen Eltern würde ich es lieber gleich sagen. Aber keine Angst, sie mögen dich ja, also sollte das kein Problem werden", er streicht mir leicht über die Wange und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich erröte. Die Stelle kribbelt und ich fühlte mich noch nie so gut. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Aber ich komm gleich morgen vorbei, ja?" Ich nicke. Fasse meinen ganzen Mut zusammen und gebe ihm einen schüchternen kleinen Kuss auf die Wange. Er scheint erst überrascht, lächelt aber dann. „Bis morgen", flüstert er. Dann steht er auf und läuft aus dem Zimmer. „Bis morgen", flüstere ich ihm noch leicht hinterher. Dann vergrabe ich mich in meinem Bett.
Das alles ist mir gerade zu viel. Ich muss alles verarbeiten. Ich kann noch immer nicht ganz fassen, dass ich tatsächlich noch am Leben bin und nicht ermordet wurde.
Zum Glück sind nun Ferien. Ich bin noch nicht bereit in die Schule zu gehen. Wie stellt sich Ryan das denn vor? Er sagt er beschützt mich, aber auch, das wir die Mate Sache geheim halten können, wenn ich das fürs Erste will. Würde es nicht mega auffallen, wenn er mich auf einmal beschützt? Hat er da überhaupt mal dran gedacht? Wie kann er nur so locker mit der Sache umgehen? Wie kann er mich einfach akzeptieren? Ich bin immer noch ich. Nichts Besonderes. Ein Omega. Und ein Junge. Wie kann er als Alpha das einfach so akzeptieren? Nachdem er mich so sehr gehasst hat.
Liam, du bist schon die ganze Zeit so still. Was denkst du denn darüber?
Was soll ich schon darüber denken Nath? Ich bin so froh, dass ich jetzt bei Zack sein kann. Außerdem hab ich dir doch gesagt, dass er uns akzeptieren wird. Hör doch einfach mal auf mich. Alles andere wird auch gut gehen. Ryan ist der Alpha. Er und sein Vater werden es schon irgendwie schaffen, dass das Rudel dich akzeptiert. Es wird alles gut werden, da bin ich mir sicher.
Du bist dir doch bei allem sicher. Was ist denn, wenn sein Vater mich nicht akzeptiert?
Ach was seine Eltern, Rose und Ethan, mögen dich doch. Mach dir keinen Kopf. Warte einfach bis Ryan hier ist und rede mit ihm.
Okay... Ich seufze. Ich gammle nun schon den ganzen Vormittag auf dem Sofa herum. Wann kommt er denn verdammt? Will ich ihn überhaupt sehen? Alles in mir schreit danach. Nach ihm. Aber trotzdem darf ich nicht vergessen was er mir angetan hat! Ich kann ihm das doch nicht einfach so verzeihen… Bevor ich länger darüber nachdenken kann, klingelt es schon an der Tür. Ich springe auf und flitzte nach vorne. Als ich die Tür ruckartig öffne, macht sich zum ersten Mal seit Tagen meine Schusseligkeit wieder bemerkbar. Mit anderen Worten, ich habe so viel Schwung, das ich nach vorne und fast eine lange Treppe herunterfalle. Na ja fast. Zwei starke Arme, die in mir ein Kribbeln hervorrufen, hindern mich daran. Ich werde leicht rot und hebe zögerlich meinen Kopf, um in Ryan's grinsendes Gesicht zu sehen. Schüchtern senke ich meinen Blick wieder. Ryan lacht leicht. „Ist ja schön, dass du dich so freust, dass ich da bin, aber dabei solltest du dir nicht wehtun kleiner." Noch immer grinsend hebt er mich nun einfach hoch. Als würde ich nicht mehr wiegen als eine Feder. Mit mir auf den Armen geht er dann ins Wohnzimmer und setzt sich auf das Sofa. Sodass ich nun auf seinem Schoß sitze. Sofort steigt die Röte in meinem Gesicht an und ich verstecke mein Gesicht in seiner breiten Brust. So langsam, wird das Rotwerden, in seiner Gegenwart zur Gewohnheit. Er lacht und ich fühle das leichte vibrieren seiner Brust an meiner Wange. Doch plötzlich wird er wieder ernst. „Ich denke wir müssen da noch ein paar Dinge klären."
Ich rutsche von seinem Schoß und setze mich neben ihn. „Ich bin mir noch nicht sicher wie wir das regeln sollen. Natürlich können wir über die Ferien etwas unternehmen und uns kennenlernen. Aber die Schule wird ein Problem. Ich will dich beschützen Nath. Auch wenn du das hier erstmal geheim halten willst, ich werde nicht zulassen das dir irgendwer noch etwas antut. Ich weiß, bis vor kurzem habe ich dir auch weh getan und es tut mir wirklich leid. Ich wünschte, ich könnte es irgendwie wieder gutmachen und ich hoffe, du kannst mir das irgendwann verzeihen." Ich bekomme das Gefühl, dass dies wohl schneller geschehen wird, als er denkt. Wieso kann ich ihm nicht böse sein? Verdammt.
„Uhm... heißt das jetzt eigentlich, dass wir zusammen sind?", scheu werfe ich ihm einen Blick von der Seite zu. Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. „Wenn du das willst." Ich nicke leicht. Meine Wangen sind schon wieder rot. „Eigentlich müssen wir das ja nicht geheim halten, i-ich hab nur Angst vor dem Rudel..", murmle ich und mache mich klein auf dem Sofa. Sein Lächeln wird sanft. Liebevoll. „Ich hab schon mit meinem Vater gesprochen. Wenn du irgendwann bereit bist es offiziell zu machen dann wird ja sowieso, wie bei jeden Mate Paaren die sich gefunden haben, eine kleine Feier stattfinden, bei der das ganze Rudel dabei ist. Du brauchst keine Angst zu haben. Mein Vater sagte, wenn irgendwer ein Problem damit hat, dann soll dieser das Rudel verlassen. Ich lasse niemanden in diesem Rudel der dir gefährlich werden könnte." Ich nicke nur leicht. Ich will nicht, das meinetwegen jemand aus dem Rudel geworfen wird, aber ich will auch nicht länger von irgendwem verprügelt werden. Ich halte das einfach nicht mehr aus. „Meine Eltern kennen dich zwar schon, aber sie wollen dich offiziell als meinen Mate kennenlernen. Deshalb haben sie einfach beschlossen, dass du heute zum Abendessen kommst. Ist das Okay? Du musst nicht, wenn es dir zu früh ist. Ich versteh dich. Du bist sauer auf mich, weil du meinetwegen ein ganzes Jahr so leiden musstest. Ich wünschte ich hätte es irgendwie früher erkannt, es war verantwortungslos von mir als Alpha jemanden auszuschließen und zu schlagen. Das sag ich jetzt nicht nur, weil du plötzlich mein Mate bist, es wäre auch bei jedem anderen einfach nur verantwortungslos und falsch gewesen. Ein guter Alpha würde so etwas nicht tun."
An dieser Stelle unterbreche ich ihn mit einem Kuss auf die Wange. Das ging jetzt doch ganz schön ins Negative über. Er soll soetwas nicht denken. „Ja … du hast falsch gehandelt was mich angeht, aber ansonsten bist du der beste Alpha den ich kenne. Auch wenn wir nie viel miteinander zu tun hatten, kenne ich dich doch jetzt so lange. Und, wenn man von diesem kleinen Fehler absieht, hast du alles richtig gemacht. Auch wenn ich Angst habe, gehe ich gern zu dem Abendessen." Entschlossen und ermutigend blicke ich zu ihm hoch. „Es war aber kein kleiner Fehler", murmelt er. Die Reue aus seiner Stimme ist nur allzugut herauszuhören. „Tu es einfach nie wieder. Mehr verlange ich nicht." Er umarmt mich. „Niemals kleiner. Ich lasse nicht zu, dass dir auch nur irgendwer ein Haar krümmt. Das gilt für alle aus dem Rudel, als auch für mich." Er gibt mir einen sanften Kuss auf die Stirn und die Stelle kribbelt wieder so schön. „Und du musst auch keine Angst haben, wie gesagt, meine Eltern mögen dich. Es
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 17.06.2020
ISBN: 978-3-7487-4611-9
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