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Prolog

Bereits seit 60 Jahren beherrschten Frauen Nordamerika. Damals wählten die Bürger eine Präsidentin an die Macht, deren männerfeindlichen Ansichten erst mit der Zeit zutage traten. Die folgenden Geschlechterreformen beschnitten die Rechte der männlichen Bevölkerung immer weiter, bis sie schließlich zu Sklaven degradiert waren.

In dieser Gesellschaft wuchs Valentin bis zu dem Tag bei seiner Mutter auf, an dem jeder Junge von der Regierung in ein Heim gebracht wurde. Eine Woche nach seinem neunten Geburtstag holten zwei adrette Damen den kleinen Valentin von zu Hause ab. Er ging unbekümmert mit ihnen, nichtsahnend, dass er nie wieder zu seiner Mutter zurückkehren durfte. Sein Schicksal war, wie das aller männlichen Bewohner, ein Diener der Damenwelt zu werden.
Bis zu seinem 16. Lebensjahr wurde er zuerst in einem Kinderheim erzogen und danach entschied man über seine weitere Laufbahn.
Attraktive, gesunde Jungen schlugen eine spezielle Karriere in dieser Gesellschaft ein, denn man bereitete sie auf den Liebesdienst bei ihren zukünftigen Herrinnen vor.
In einem Land ohne frei verfügbare Männer leisteten sich die reichen Damen, neben ihren kastrierten Hausdienern, einen Liebesdiener für ihre sexuellen Bedürfnisse. Dafür bildete man diese in verschiedenen Zentren des Landes, den Host-Centern, aus.
Der Rest, der den entsprechenden Anforderungen nicht genügte, wurde zu gewöhnlichen Hausdienern und damit zu Kastraten.
Die Regierung schützte ihre Bürgerinnen unter allen Umständen vor sexuellen Übergriffen und hielt es für das Beste, Männer zu kastrieren, um diese Gefahr auszumerzen. Den Hosts war es daher verboten, ohne weibliche Begleitung das Haus zu verlassen. Potente Männer galten als Bedrohung und die Polizeistreifen kontrollierten verdächtige Diener, die nicht wie Kastraten aussahen. Wurde ein Liebesdiener ohne seine Herrin auf der Straße aufgegriffen, konnte deren Adresse anhand des implantierten Chips in seinem Oberarm ermittelt und der Mann zurückgebracht werden. Dies wurde normalerweise mit einer Geldstrafe geahndet, da die Besitzerin für ihren Diener verantwortlich und ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen war. Sollte sich ein Liebesdiener tatsächlich einmal an einer Frau vergehen, erwartete ihn für dieses Verbrechen die Todesstrafe.
In den vergangenen Jahrzehnten der weiblichen Herrschaft hatten sich inzwischen einige Moralvorstellungen geändert. Durch die Propaganda der Regierung, die immer wieder die negativen Eigenschaften des männlichen Geschlechts aufgebauscht hatte, entstand das Bild eines triebgesteuerten, gewaltbereiten Mannes, der vorwiegend die Sprache der Dominanz verstand und nur so zu kontrollieren war. Diese Vorstellung beherrschte die Köpfe der weiblichen Bevölkerung und es gab genügend Frauen, die Liebesdienern deshalb zurückhaltend begegneten. Doch manche von ihnen versuchten andererseits einen Host, wenn sie ihn ohne Herrin antrafen, zu verführen, denn sie wussten, dass er in dieser Situation das Nachsehen hatte. Gehorchte er nicht, konnten sie ihn als Grabscher bloßstellen, was seine Verhaftung bedeuten würde.
Generell galt Sex mit einem Mann jedoch als minderwertig. Gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Frauen waren erstrebenswerter und naturgemäß herrschten diese Partnerschaften vor, da es nur für die wohlhabenden Damen möglich war, einen Host zu besitzen.
Für die Fortpflanzung sorgten Samenbanken und Zuchtzentren, die Breeding-Center genannt wurden. In der Zucht lebten Männer mit den besten genetischen Eigenschaften. Die Kundinnen wählten zwischen einer natürlichen oder künstlichen Befruchtung.
Von den Liebesdienern wurde das Sperma, solange sie in den Zentren untergebracht waren, ebenfalls eingelagert. Darauf griffen meistens ihre späteren Besitzerinnen zurück, wenn sie Nachwuchs wünschten. Selbstverständlich wurden Töchter favorisiert und gegen entsprechende Bezahlung konnten sich die Frauen künstlich befruchten lassen und bekamen dann weibliche Embryonen eingesetzt. Wer dazu nicht genug Geld hatte, musste eben das Risiko eines Jungen in Kauf nehmen. Um zu verhindern, dass Mütter diese Söhne töteten oder aussetzten, zahlte der Staat ihnen eine Entschädigung.

Valentin war als Teenager immer noch so hübsch wie als Kind. Durch seine hellen, langen Haare, den leuchtend blauen Augen und seiner blassen Haut stach er aus den anderen heraus. So wurde er mit 16 ausgewählt, um ein Host zu werden, und wechselte vom Kinderheim in das Host-Center von Orlando.
Dort begann für ihn nun ein Alltag, der sich ausschließlich um das Körperliche drehte. Die angehenden Liebesdiener mussten sich attraktive Körper antrainieren, sich gesund ernähren und lernen, wie sie sich bei ihren zukünftigen Herrinnen zu verhalten hatten und wie sie ihnen Lust verschaffen mussten.
Nach weiteren zwei Jahren waren die jungen Männer dann reif für die Vermittlung. Man fertigte Nacktfotos für die Kataloge der Vermittlungsagentur von ihnen an und danach konnte es jeden Tag so weit sein, dass sie von einer Frau ausgesucht und gekauft wurden. Liebesdiener waren teuer. Die Summen bewegten sich im Bereich eines Oberklassewagens.
Weil Valentin eher schmächtiger und nicht über 1,80 m groß war, gehörte er mit 18 nicht zu den idealen Liebesdienern. Dazu zählten diejenigen über 1,85 m mit attraktivem und athletischem Äußerem, die im Block A des Host-Centers untergebracht waren. Aus diesem Grund kam Valentin in Block B.
Ab diesem Zeitpunkt verlief sein Alltag jedoch genauso wie bisher. Weitertrainieren, Gesundheitstests und die Aufseherinnen beglücken. Jeder angehende Host musste sexuelle Erfahrungen sammeln und so wählten die Frauen unter den Insassen regelmäßig aus, wer mit ihnen Sex haben sollte. Valentin empfand diese erzwungenen Kopulationen jedes Mal als unangenehm. Er bemühte sich zwar, aber sein Standvermögen ließ dabei zu wünschen übrig. Daher wechselte er nach einiger Zeit in den Block C zu den Versagern. Nun bestand für ihn wenig Hoffnung, dass ihn jemals jemand auswählte. Nur sein attraktives Äußeres bewahrte ihn letztendlich vor dem Schicksal, ein Kastrat zu werden. Doch es würde Momente geben, in denen er sich das sogar mehr wünschte, als weiter ein Sexobjekt zu sein.

1. Der Beratungstermin

 Alexandra Taylor hegte bereits seit längerem den Wunsch, sich neben ihren beiden Hausdienern einen Liebesdiener ins Haus zu holen, um ihre Abende zu versüßen. Leider war ihre erste Wahl ein Reinfall gewesen und Sandro bei einer passenden Gelegenheit geflohen. Ansonsten hatte er Alex ignoriert und war ihr aus dem Weg gegangen. Er gehörte zu den Männern, die in den Wäldern weit im Norden des Landes lebten. Dorthin entsandte die Regierung immer wieder Suchtrupps, die diese Geflüchteten einfangen sollten. Es gab dort auch Frauen, die das jetzige System kritisierten und lieber in einer gleichberechtigten Gemeinschaft leben wollten, so wie vor den Geschlechterreformen. Diese ehemaligen Diener konnten sich daher nur schwer abermals an das System anpassen. Alex hatte es versucht, gab ihm Zeit sich einzugewöhnen, aber sicher hatte er schon von Anfang an geplant zu fliehen. Deswegen hatte sie einen zweiten Beratungstermin bekommen, bei dem sie sich einen Ersatz für ihren Verlust aussuchen durfte. Dieser Tag war nun gekommen.

Die junge Frau kämpfte sich an diesem Vormittag durch den Großstadtverkehr, zu dem weißen Gebäudekomplex des Host-Centers. Hier lebten die Liebesdiener bis zu ihrem Einsatz und hier befand sich auch die Vermittlungsagentur, in der Alex ihren Termin hatte. Obwohl sie schon einmal hier gewesen war, verließ sie nervös ihr rotes Coupé und schritt auf das große Eingangstor mit dem Kontrollhäuschen zu. Neben dem Tor stand eine Patrouille, die sogleich nach ihrem Anliegen fragte. Alex beantwortete deren Frage, worauf die Frau in dunkelblauer Uniform entgegnete: „Ach, Sie haben einen Termin in unserer Agentur. Ich führe Sie hin.“
Kurz darauf befand sie sich zum zweiten Mal im Büro der Vermittlung, wo die Frauen keine Uniform, sondern schicke Bürokleidung trugen. Eine der Damen empfing Alex freundlich und bot ihr einen Platz an ihrem Schreibtisch an. Die Mitarbeiterin setzte sich wieder hinter ihren Computer.
„Sie sind also hier, um sich einen Host auszuwählen.“
Alex nickte. „Ja, das ist mein zweiter Termin. Ich kann mir einen Ersatz für meinen ersten Diener aussuchen. Er ist nach kurzer Zeit geflohen.“
Die Dame bedauerte: „Oh, das tut mir leid. Das darf natürlich nicht passieren. Haben Sie bereits eine Vorstellung, wie er diesmal aussehen soll?“
„Tja, das wird schwer. Ich habe keinen bestimmten Typ, den ich besonders mag. Es kommt mir hauptsächlich auf seinen Charakter an. Mein Erster lehnte mich komplett ab. Er kam aus den Wäldern und wollte sich nicht mehr unterordnen. Daher möchte ich einen zuvorkommenden Diener mit guten Manieren.“
Ihr Gegenüber lächelte. „Da haben wir wenigstens schon einmal ein bisschen was. Wie groß sollte er sein?“
„Hm, nicht unbedingt kleiner als ich. Also ab 1,75 m.“
Dieses Merkmal tippte die Angestellte sofort in ihren Computer ein. Dann stand sie auf, zog einen dicken Ordner aus dem Regal hinter ihr und legte ihn vor Alex auf den Schreibtisch mit der Empfehlung, sich einmal einige eher weiblich aussehende Männer anzuschauen. Zwar waren androgyne Typen normalerweise nicht so Alex’ Geschmack, aber sie war diesmal für alles offen und wollte den Katalog einfach mal durchblättern.

Nachdem die Mitarbeiterin ihr einen Kaffee serviert hatte, ließ sie Alex wie letztes Mal in dem Aufenthaltsraum mit der großen Fensterfront zurück. Die junge Frau setzte sich in einen der dunklen Loungesessel und legte den Katalog auf dem gläsernen Beistelltisch neben sich ab. Im Raum saßen noch zwei andere Frauen an je einem der Glastische, die ebenfalls Mappen mit Fotos vor sich liegen hatten. Alex schlug den Ordner neugierig auf, strich sich ihre langen braunen Haare zurück und begann ihn langsam durchzublättern.
Die ersten Männer sprachen sie nicht sonderlich an. Sie sahen zwar gut aus, mit fein geschnittenen Gesichtern, aber waren nicht ihr Fall. Ob sie unter diesem Typ Mann einen finden würde, der ihr gefiel? Bisher waren alle sehr schlank und wenig männlich.
Inzwischen hatte sie drei Viertel des Kataloges durchgesehen und ihre Hoffnung, darin ihren Hausgenossen zu entdecken, aufgegeben. Doch dann schlug sie eine Seite auf, von der ihr ein weißblonder Junge mit leuchtend blauen Augen entgegenblickte. Bereits beim ersten Blick auf das Portrait war Alex fasziniert. Die hellen langen Haare in Kombination mit diesen Iriden, die einen Stich Türkis enthielten, stachen regelrecht heraus. Dazu die makellose Alabasterhaut im Gesicht und die vollen rosa schimmernden Lippen, die sich zu einem kaum angedeuteten Schmunzeln verzogen. Dieser Junge erweckte den Eindruck, kein Wässerchen trüben zu können. Sie betrachtete dieses Antlitz aufmerksam und fragte sich, ob dieser Kerl in Wirklichkeit auch so aussah oder ob das Foto bearbeitet war. Sogleich blätterte sie weiter und fand dahinter seine Aktaufnahmen.
Sein Körper schien komplett haarlos zu sein, nur an den Unterarmen entdeckte sie Behaarung. In der Regel rasierten sich die Männer an der Brust, den Achseln, an den Beinen und in der Schamregion. Doch bei ihm war wohl kaum eine Rasur nötig. Die hellblonden Haare fielen ihm weich über die Schultern bis zur Brust hinab. Das sah man bei Liebesdienern nicht oft, dass sie so lange Haare besaßen, aber zu diesem Jungen passte es sehr gut. Alex las seine Daten. 1,79 m groß und tatsächlich bereits 20. Auf sie wirkte er aber wie 16 oder 17. War das ein zu großer Altersunterschied zu ihr? Immerhin acht Jahre. Doch diese Bedenken verwarf sie schnell wieder, denn viele schafften sich einen 18-jährigen Host an. Im Gesamten hatte er eine zierliche Gestalt. Relativ schmale Schultern, sehnige Arme, eine leicht strukturierte Brust, schlanke Beine und einen kleinen, knackigen Hintern. Erst zuletzt betrachtete sie sein Geschlecht, das ganz durchschnittlich war. Ein kurzes Nachsehen in seinen Daten bestätigte diese Annahme. Dort waren nämlich unter anderem die Länge und der Durchmesser der Erektion angegeben. Dazu noch die Einschätzung seiner Potenz, die anscheinend nicht ausgeprägt war. Bei einem Liebesdiener jedoch ein wichtiger Punkt.
Der Junge war zwar nicht maskulin, aber außerordentlich hübsch, keine Frage. Große Augen, breite Augenbrauen, eine gerade schmale Nase, schön geschwungene Lippen und eine kantige Kieferpartie. Aber was war, wenn er im Bett nur schwer einen hochbekam? Was nützte ihr dann ein devoter Charakter?
Das war ihr ja schließlich auch wichtig. Sie wollte in dieser Hinsicht etwas für ihr Geld bekommen. Zwar war Sandro nicht so teuer wie zum Beispiel der Host ihrer besten Freundin gewesen, aber immer noch genug Geld dafür, dass sie überhaupt nichts von ihm gehabt hatte. Deswegen wollte sie diesmal nicht mehr denselben Fehler begehen, wenn sie eine zweite Chance bekam. Bei Sandro war sie zu sehr nach dem Äußeren gegangen und hatte die Warnungen der Beraterin in den Wind geschlagen, gedacht, dass sie ihn schon bald für sich gewinnen konnte. Doch das hatte sich als fataler Trugschluss herausgestellt und sie war mit ihrer Entscheidung voll auf die Schnauze gefallen. Jetzt wollte sie alles richtig machen und einen Diener, der sie verwöhnte, lieb und folgsam war. Vielleicht versprach das total gegensätzliche Aussehen im Vergleich zum schwarzhaarigen, braungebrannten Sandro auch einen völlig gegensätzlichen Charakter. Das wäre perfekt!
Sie breitete die Fotos des Hellblonden auf dem Tisch aus und ließ sie eine Weile auf sich wirken. Je länger sie in dieses Antlitz, wie das eines Engels, blickte, desto mehr wollte sie ihn haben. Gedankenversunken strich sie mit den Fingern über eines der Aktfotos, auf dem er von vorn zu sehen war. Seine Haare umrahmten weich sein Gesicht, seine Lippen waren leicht geöffnet und er sah direkt in die Kamera. Dieser verführerische Blick schien zu sagen: „Nimm mich! Ich gehöre dir.“ Alex wollte sich darauf einlassen. Ihn am liebsten küssen, streicheln und sich von ihm verwöhnen lassen. Seine Haut wirkte so zart und diese vollen Lippen waren bestimmt wie gemacht fürs Küssen. Ihr Bauch hatte bereits entschieden, nur der Kopf äußerte noch ein wenig Bedenken, aber sie konnte den Host ja innerhalb von einem Monat zurückbringen. Von daher hatte sie überhaupt kein Risiko. Dann würde sie schon herausfinden, wie standhaft er wirklich war. Doch sie wollte nichts überstürzen, denn durch Sandro war sie in dieser Hinsicht zurückhaltend geworden und würde den Neuen nicht gleich bedrängen.
Alex ordnete die Fotos wieder zu einem Stapel, packte den Katalog zusammen und kehrte zu ihrer Beraterin zurück.
„Ich habe einen gefunden“, sagte sie und legte die Fotos des Hellblonden auf den Schreibtisch der Mitarbeiterin.
„Sehr gut. Dann lassen Sie mal sehen.“
Die Dame nahm die Fotos, sah auf die Nummer des Dieners und tippte sie in ihren Computer ein. Alex beobachtete ihr Gegenüber gespannt und stutzte, als diese die Stirn runzelte.
„Das ist ja merkwürdig. Mir wird angezeigt, dass er bereits vergeben ist.“
Diese Aussage versetzte Alex einen Stich. „Im Ernst? Aber …“
Die Angestellte griff sofort zum Telefon. „Einen Moment bitte! Da kann etwas nicht stimmen. Normalerweise dürfte er dann nicht mehr in der Vermittlungsdatei auftauchen. Außer es hat ihn kurz vorher ebenfalls jemand ausgesucht.“
Das durfte jetzt nicht wahr sein. Hatte ihr eine andere den süßen Kerl etwa vor der Nase weggeschnappt?
Alex war so beschäftigt mit ihren Gedanken, dass sie gar nicht auf das Gespräch der Mitarbeiterin hörte, die mit jemandem von Block C telefonierte.
Kurz darauf legte diese wieder auf und lächelte Alex breit an. „Entwarnung! Er gehört Ihnen.“
Alex griff sich vor Erleichterung an die Brust. „Oh, zum Glück! Ich hatte mich schon so auf ihn fixiert.“
Nach diesem Schreck las die Beraterin ihr noch weitere Infos zu dem jungen Mann vor. Er hieß Valentin und war ein sehr folgsamer Diener, der bisher nie negativ aufgefallen war. Das einzige Manko war anscheinend seine mangelnde Potenz. Nun, das würde Alex dann selbst beurteilen! Jedenfalls hörte sich sonst alles vielversprechend an und dieser Valentin gefiel ihr wirklich sehr gut. Für diese eine Sache gab es zur Not auch anregende Pillen, dachte sie schmunzelnd. Die Beraterin fragte noch, um welche Uhrzeit ihr der Host übermorgen gebracht werden sollte, und mit dem Eintippen der Angaben, wie Name und Adresse der zukünftigen Besitzerin, setzte die Mitarbeiterin eine ganze Maschinerie in Gang.

Kurz darauf befand sich Alex auf dem Weg in das Maklerbüro, in dem sie angestellt war, und bekam diesen Liebesdiener nicht mehr aus dem Kopf.
Wenn sie an seine Ankunft in zwei Tagen dachte, wurde sie bereits aufgeregt. Durch Sandro war sie total verunsichert, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Am besten gab sie ihm erst einmal Zeit, sich einzugewöhnen, und dann würde sie schon feststellen, wie er sich im Allgemeinen verhielt.
Nach ihrem letzten Besichtigungstermin mit einer Käuferin fuhr sie gegen Abend noch zu einem Geschäft, das Männerbekleidung führte. Die Kleider- und Schuhgröße wusste sie aus seinen Daten. Leider würden die Sachen von Sandro für Valentin zu weit sein und so musste sie für ihn einige neue Klamotten kaufen gehen. Natürlich nicht viel, da sie nicht wusste, ob sie ihn dauerhaft behalten würde. Ein paar T-Shirts, zwei Shorts, eine Jeans und einige Slips mussten für den Anfang genügen. Bei den Schuhen wählte sie ein Paar Sneakers aus. Zufrieden mit ihrer Auswahl machte sie sich schließlich auf die Heimfahrt.
Nachdem sie ihr Coupé in der Garage abgestellt hatte, betrat sie ihr zweistöckiges Haus, wo es bereits nach dem Dinner duftete, das ihr Hausdiener Joe vorbereitet hatte.
Des Weiteren lebte der 17-jährige Jake bei ihr, den sie ursprünglich wegen Sandro gekauft hatte, damit er sich um dessen Angelegenheiten kümmerte. Nun würde dieser sich eben um Valentin kümmern müssen.
Jake und Sandro waren sehr eng miteinander gewesen und der junge Diener schien den Ausreißer zu vermissen. Daher hoffte Alex, dass er sich auch gut mit Valentin verstehen würde.

Am nächsten Morgen im Host-Center saß Valentin an einem der langen weißen Tische im Speisesaal beim Frühstück. Vor sich ein Tablett mit Brot, magerer Wurst und Joghurt. Außer Kaffee gab es Tee und Wasser. Er unterhielt sich nebenher ein wenig mit seinem Nebenmann über Belangloses, da sie hier eh kaum etwas erlebten. Jeden zweiten Tag Krafttraining, zwischendurch Schwimmen, regelmäßige Termine bei der Kosmetikerin zur Körperhaarentfernung und Pflege. Dazu kamen die lästigen Liebesdienste.
Während seiner Unterhaltung bemerkte er zwei unbekannte Aufseherinnen in dunkelblauen Uniformen hereinstolzieren. Was wollten die hier?
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihm aus, als sie in seine Richtung steuerten, doch es könnten ja auch die anderen um ihn herum gemeint sein. Zu seinem Entsetzen stoppten sie auf seiner Höhe und eine von ihnen fragte: „Bist du Valentin?“
Nun rutschte ihm das Herz vollends in die Hose, er wandte sich ihr schüchtern zu und nickte nur. Was hatte er angestellt, überlegte er fieberhaft, aber ihm fiel nur eine Sache ein, die Ärger bedeuten konnte. Die außerplanmäßigen Liebesdienste an zwei Aufseherinnen. Ihr Befehl „Mitkommen!“ ließ ihn zusammenzucken. Valentin erhob sich zaghaft und folgte notgedrungen.
Zuerst führte ihr Weg aus seinem Block heraus, in einen anderen Bereich hinein, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Hier reihten sich rechts und links der langen grauen Flure Einzelzellen aneinander.
Bekam er jetzt Arrest für seine verbotenen Taten, die er nicht freiwillig begangen hatte? Die Ungewissheit verursachte ihm leichte Übelkeit. Die beiden Wächterinnen eskortierten ihn jedoch weiter, bis sie in einen wohnlicheren Flur, mit einigen Pflanzen und Bildern an den Wänden, kamen. An einer Tür am Ende des Ganges klopfte eine seiner Begleiterinnen an.
Von drinnen hörte er ein „Herein“ und die Aufseherin, die geklopft hatte, öffnete die Tür. „Guten Morgen, Mrs. Miller. Hier ist Valentin.“
Mit diesen Worten schob sie ihn vorwärts in das Büro der Direktorin und schloss hinter ihm die Tür.

2. Neues Zuhause

 

Nun stand er mit einem hundeelenden Gefühl ganz allein vor dem großen Schreibtisch. Was würde ihn für eine Strafe erwarten?
Er hielt den Blick gesenkt, versuchte, aufrecht zu stehen, obwohl er sich am liebsten verkriechen würde, und wartete mit Bangen ab.
Die Direktorin schaute zu ihm auf, nachdem sie kurz in seine Akte gesehen hatte, erhob sich von ihrem Bürosessel und kam langsam um den Tisch herum. Sie trug ein knappes Kostüm, das ihre langen Beine betonte.
„Gestern Vormittag wurdest du in unserer Agentur von einer Kundin ausgewählt. Morgen nach dem Frühstück wirst du zu ihr gebracht. Ich hoffe, du weißt, wie du dich dort zu verhalten hast. Mach dem Host-Center keine Schande. Vorher wirst du noch einmal untersucht und zurechtgemacht.“ Sie musterte ihn flüchtig von Kopf bis Fuß und wandte sich dann ab. „Das wäre alles, du kannst gehen.“
Valentin nickte nur und vermied es, sie direkt anzusehen. Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen, dass er keine Strafe bekam. Aber was hatte die Direktorin gesagt? Er wäre ausgewählt worden? Das konnte doch gar nicht sein. Wer wollte schon einen drittklassigen Liebesdiener.
Vor der Tür erwarteten ihn bereits die Wächterinnen, die ihn zur Krankenstation begleiteten und ihn dort an der Anmeldung zurückließen.
Im in Weiß gehaltenen Warteraum dachte er abermals über das, was die Direktorin gesagt hatte, nach und konnte es noch gar nicht fassen. Ob das wirklich so kommen würde oder klappte es im letzten Moment doch nicht? Deswegen wollte er sich nicht zu früh darüber freuen und erst einmal abwarten.
Valentin musste nicht lange dort sitzen, bis die Helferin ihn zum Behandlungszimmer brachte. Er hasste die Untersuchungen. Vor allem, wenn sie ihm an die Genitalien fassten. Die Ärztin saß bereits an ihrem Pult und blätterte in seiner Krankenakte.
„Guten Morgen, Ma’am.“
„Guten Morgen, Valentin.“ Sie blickte auf und lächelte. „Deine Abschlussuntersuchung! Dann wollen wir mal.“ Damit erhob sie sich und wies zur Krankenliege. „Mach schon mal den Oberkörper frei.“
Er zog den beigen Kittel der Anstaltskleidung über den Kopf, setzte sich auf die Liege und wartete ab, was sie tun würde.
Die Helferin brachte ein kleines Tablett herein, auf dem eine große Spritze lag, und reichte es der Ärztin, die das Teil neben Valentin abstellte.
„Du bekommst jetzt deinen Chip.“
Mit diesen Worten desinfizierte sie seinen linken Oberarm, stach die dicke Nadel in seinen Muskel, was schmerzte, und setzte das winzige Metallstück darin ab.
Danach folgten noch Routine-Checks wie Blutabnahme, Puls- und Blutdruckmessen. Am Ende begutachtete die Ärztin scheinbar jeden Zentimeter seiner sehr hellen Haut am ganzen Körper, ob sie frei von Verletzungen war. Leider tastete sie auch Stellen ab, die ihm unangenehm waren, wie seine Hoden und sein Glied zum Beispiel.
Am Rücken fuhr sie an seiner Wirbelsäule bis zum Steißbein entlang und klopfte ihm anerkennend auf den Po. „Gesund und munter. Da hast du ja Glück gehabt, doch noch ausgewählt worden zu sein.“ Ihre Finger strichen abermals über seine Schultern, seine Brust und seinen Bauch. „Du hast so zarte, feine Haut. Wirklich ein schöner Kerl! Und so tolle Haare. Deine zukünftige Herrin wird sicher viel Freude mit dir haben.“
Valentin bemerkte, dass ihre Berührungen nicht mehr nur beruflicher Natur waren, und versteifte sich leicht. Aber glücklicherweise wandte sie sich gleich wieder ab.
„Ja, Ma’am“, erwiderte er, während sie sich hinter ihren Schreibtisch setzte und die Ergebnisse in seine Akte eintrug.
Danach ging es weiter zur Kosmetikerin, wo ihm nachgewachsene Körperhaare entfernt wurden und Maniküre und Pediküre folgten. Als Letztes saß er bei der Friseurin, die ihm die ausgefransten Spitzen schnitt und seine weißblonden Haare schön glatt föhnte. Bei seiner Entlassung musste er schließlich tipptopp aussehen.
Gegen Abend brachten die Wächterinnen ihn in eine Einzelzelle im Vermittlungstrakt.
Nun saß er auf der Pritsche dieses kargen weißen Raumes und tausend Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Es erschien ihm total unwirklich, dass er endlich aus diesem Bau hier herauskommen sollte, dass er tatsächlich ausgewählt worden war. Er hoffte, dass er es bei seiner Herrin besser als hier haben würde, dass sie nett zu ihm war und keine abartigen sexuellen Gelüste hatte.
Was war sie für eine Frau? Sah sie gut aus, war sie jung?

Er fand in dieser Nacht wenig Schlaf und wälzte sich hin und her. Diese Ungewissheit, was ihn in seinem neuen Zuhause erwartete, machte ihm sehr zu schaffen und er war unvorstellbar aufgeregt.
Immer wieder hatte er davon geträumt, endlich von hier wegzukommen, und kaum noch daran geglaubt, seit seine Potenz so nachgelassen hatte.
In letzter Zeit hemmte es ihn jedes Mal, wenn er auf Befehl mit einer Aufseherin schlafen sollte. Er setzte sich selbst unter Druck, dann klappte es nicht richtig und danach fühlte er sich jedes Mal minderwertig. Das war er in diesem Moment auch. Deshalb wünschte er sich, dass er bei seiner Herrin keine solchen Probleme haben würde. Denn sie brachte ihn sicher zurück, wenn er keinen hochbekam. Wer wollte einen Versager als Host haben? Da nützte ihm sein gutes Aussehen auch nicht mehr. Aber er vermutete, dass seine Probleme mit den Dingen zusammenhingen, die er heimlich an zwei der Aufseherinnen aus Block C tun musste. Doch er verdrängte diese Erinnerungen sofort, schließlich sollte er ihrem Einfluss jetzt entkommen.

Am nächsten Morgen bekam Valentin bereits früh sein Frühstück in die Zelle gebracht. Kaum hatte er alles aufgegessen, tauchten abermals zwei Wächterinnen auf, die ihn in den Hof eskortierten, wo bereits ein dunkler Wagen wartete.
Er blickte noch einmal am Zellentrakt hoch, bevor er einstieg, und hoffte, diese Mauern nie wieder zu sehen.
Seit vier Jahren hatte er die Welt außerhalb nicht mehr gesehen. Seit er als 16-Jähriger vom Heim zum Host-Center gekommen war, um auf den Liebesdienst vorbereitet zu werden. Doch er konnte den Ausblick aus dem Auto gar nicht genießen, weil ihn die Ungewissheit plagte. Die Fahrt erschien ihm endlos.
Bald säumten schicke Häuser mit Vorgärten die Straße. Seine Herrin lebte anscheinend in einer noblen Gegend, aber das war ja zu erwarten gewesen. Nur Reiche konnten sich einen Host überhaupt leisten.
Der Wagen hielt vor einer Hofeinfahrt eines zweistöckigen Bungalows, der eine hellgelbe Fassade und ein weißes Garagentor hatte. Die Beifahrerin brachte Valentin zur Haustür und die Nervosität stieg noch mehr, als seine Begleitung auf die Klingel drückte. Nun würde er in den nächsten Augenblicken erfahren, wer seine Herrin war.
Eine hübsche junge Frau mit gewelltem braunen Haar und schlanker Figur öffnete die Tür. Valentin erfuhr durch das kurze Gespräch zwischen den beiden Frauen, ihren Namen. Er begrüßte sie erst einmal förmlich: „Guten Tag, Ma’am“, und überflog ihre Erscheinung flüchtig, denn er wollte sie nicht anstarren. Das gehörte sich nicht für einen Diener. Aber sein erster Eindruck von seiner Herrin war positiv.
Sie trat lächelnd auf ihn zu und gab ihm die Hand. „Willkommen, Valentin! Schön, dass du da bist. Komm rein!“
Nachdem die Angestellte des Centers seiner Besitzerin die Unterlagen überreicht hatte, betrat der junge Mann behutsam den Flur. Neugierig sah er sich um.
Im Eingangsbereich war alles in hellen Farben gehalten. Die Bodenfliesen, die Wände und auch die Garderobenmöbel. Alex riss ihn aus der Betrachtung, indem sie nach seiner Hand griff und ihn mit sich zur Treppe zog.
„Ich zeige dir gleich dein Zimmer. Komm!“
Eine weiße Holztreppe mit ebensolchem Geländer führte in den oberen Flur, der mit hellbraunem Teppich ausgelegt war.
Dort steuerte seine Herrin die zweite Tür rechts an und öffnete diese. „So, hier ist dein Zimmer mit eigenem Bad.“ Sie wies auf die Kleidung, die auf dem Bett bereitgelegt war. „Darin siehst du bestimmt noch besser aus als in dieser Anstaltskleidung. Zieh dich um und komm dann wieder runter. Ich warte dort so lange.“
Er nickte. „Ja, Ma’am.“
Damit ließ sie ihn allein und Valentin begutachtete erst einmal den Raum. An einer Wand stand das Bett und gegenüber der Kleiderschrank aus hellem Holz und eine Kommode. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster in den Garten faltete er die Sachen auseinander. Ein blaues T-Shirt, Jeans-Shorts und eine Unterhose.
Sein bisheriges Zeug war abgelegt und nun griff er zuerst nach dem weißen Slip. Danach zog er sich das Shirt über den Kopf und schlüpfte in die Jeans. Alles passte, aber für ihn war es nach elf Jahren absolut ungewohnt, normale Kleidung zu tragen. Vor allem die Hose engte ihn ein, doch daran würde er sich bestimmt gewöhnen. Es war eben jetzt ein krasser Unterschied zu dem weiten Teil mit Gummizug aus dem Host-Center.
Valentin betrachtete sich in dem Spiegel, der an der Schranktür angebracht war, und gefiel sich in den Sachen. Aber nun wollte er seine Herrin nicht länger warten lassen. Vermutlich hatte er viel zu lange gebraucht. Zügig verließ er sein Zimmer und stieg die Treppe nach unten.
Dort stand ein großer, dunkelhaariger Diener, der ihm freundlich zulächelte. „Du musst Valentin sein. Ich bin Joe. Alex sitzt auf der Terrasse. Komm, ich bring dich zu ihr.“
Der Neuankömmling folgte dem Diener durch das Wohnzimmer, von dem Valentin kaum etwas registrierte, und wies ihm auf der sonnigen Terrasse den Platz gegenüber der Hausherrin zu.

Alex fand, dass er in den neuen Sachen wirklich viel besser aussah, einfach süß. Valentin schien tatsächlich so gut wie keinen Bartwuchs zu haben. Er hatte so helle, makellose Haut im Gesicht und er wirkte richtig unschuldig. Seine Haare erstrahlten in der Sonne noch deutlicher als auf den Fotos und die blauen Augen waren durch das Licht sehr intensiv.
„Magst du ein zweites Frühstück?“
„Äh ja, Ma’am“, stotterte Valentin und betrachtete den gedeckten Tisch.
Alex zeigte auf einige Dinge. „Nimm dir, was du möchtest. Magst du Kaffee?“
Er nickte und sie rief sofort nach Joe, damit er Valentin einen Kaffee brachte.
Während des Frühstücks taute der Host ein wenig auf und fragte schließlich: „Wohnen Sie allein in diesem großen Haus, Ma’am?“
Alex nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. „Ja, ist das verwunderlich? Joe und Jake leben in der Dependance dort drüben, also bin ich schon allein hier. Aber nun bist du ja da.“ Sie strahlte ihn an. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin. Nenn mich ab jetzt „Alex“. Das „Madam“ lassen wir mal weg. Da fühle ich mich so alt.“
Valentin schlug schüchtern die Augen nieder. „Ok, ich versuch’s!“

Nach dem Essen begann er sofort das benutzte Geschirr aufeinanderzustapeln und in die Küche zu tragen. Dort räumte Joe gerade auf und wies neben die Spüle. „Stell es einfach dort ab. Ich erledige das dann später.“
Als Valentin zu Alex auf die Terrasse zurückkehrte, erhob sie sich vom Tisch auf und sah ihn bedauernd an. „Ich muss leider los zur Arbeit. Joe oder Jake sollen dir alles Weitere zeigen. Du kannst tun, was du willst, nur nicht ohne meine Erlaubnis das Haus verlassen.“ Sie sah kurz auf ihre Armbanduhr. „Also, ich muss. Ungefähr um 17 Uhr bin ich zurück. Bye!“ Dabei strich sie ihm flüchtig über die Wange.
Valentin fand sie sympathisch. Zum Glück war sie attraktiv, sodass er in dieser Hinsicht hoffentlich keine Schwierigkeiten haben würde. Er setzte sich in einen Sessel der grauen Loungemöbel auf der Terrasse, als sie fort war, und betrachtete die vielen Pflanzen im Garten. Büsche, Palmengewächse und einige Blumen. Doch vor allem der Pool war einladend. Er überlegte, ob er darin schwimmen durfte. Sie hatte zumindest gesagt, dass alles erlaubt war.
Im Host-Center mussten sie regelmäßig im dortigen Hallenbad trainieren, um fit zu werden. Schwimmen hatte Valentin immer gefallen. Besser als das Krafttraining. Das war so gar nicht sein Fall gewesen.
Da tauchte aus dem kleinen Nebengebäude ein aschblonder, schlaksiger Junge auf, der auf ihn zukam und grüßte. „Hi, ich bin Jake und soll mich um dich kümmern.“
Valentin lächelte. „Hi, freut mich!“
Der andere ging weiter ins Haus. „Ich muss erst noch saubermachen. Bis später!“
Schließlich setzte sich Valentin an den Rand des Pools und ließ die Beine hinein hängen. Die Sonne brannte bereits vom Himmel, was er gar nicht mehr gewohnt war, denn im Center hatte er kaum welche abbekommen. Einmal am Tag durften sie eine Weile in den großen Innenhof, aber das war viel zu wenig gewesen.
Plötzlich sprach ihn jemand an: „Du kannst ruhig rein. Bei deinen Sachen oben muss auch eine Badehose sein.“
Valentin wandte den Kopf und erblickte Joe, der auf der Terrasse stand und zum ersten Stock zeigte. Für einen Hausdiener war er ziemlich attraktiv, im Gegensatz zu Jake. Vielleicht war er früher mal Host gewesen.
„Oder soll ich dir erst einmal alles zeigen?“
„Ja bitte“, erwiderte der Jüngere.
Joe führte ihn durch das Haus, den Garten und die Dependance. Nun wusste Valentin, wo sich alles befand, und würde sich besser zurechtfinden. Der Hausdiener war sehr sympathisch und witzig. Jake hingegen war verschlossener und Valentin hatte das Gefühl, dass er ihm mit Skepsis begegnete. Nach der Hausführung zog er sich um und erfrischte sich dann im Pool. Genüsslich schwamm er ein paar Runden und plantschte herum.
Nach dem Schwimmen zeigte ihm Joe, wie der Fernseher funktionierte, und so sah Valentin eine Weile fern. Dies war für ihn ebenfalls neu, dass er nach Belieben umschalten und sich ansehen konnte, was er wollte.

Gegen Abend kam Alex nach Hause. Sie war schon sehr gespannt, wie es mit ihrem neuen Host werden würde und ging nach oben, um sich etwas Bequemeres anzuziehen. Auf dem Weg in ihr Schlafzimmer begegnete sie Joe auf dem Flur und fragte ihn, was Valentin tagsüber so getan hatte. Ihr Diener berichtete ihr, wie sich der Neue die Zeit vertrieben hatte, und es ließ sie lächeln. „Es scheint ihm hier zu gefallen. Mach gleich das Abendessen bereit.“

Valentin erwartete seine Herrin am Fuß der Treppe, um sie zu begrüßen: „Guten Abend, … Alex. Hatten Sie einen angenehmen Tag?“ Sie beim Vornamen zu nennen, war noch total ungewohnt für ihn.
„Hallo, Valentin. Ich hoffe, du hast dich nicht gelangweilt.“
„Nein, überhaupt nicht. Es ist sehr schön hier.“
Alex wies zum Wohnzimmer. „Komm, lass uns zu Abend essen. Hast du von den beiden alles bekommen, was du wolltest?“
Valentin bejahte und fragte, während er ihr den Stuhl am Esstisch zurückzog: „Müssen sie mich bedienen?“
Sie nahm Platz. „Schon. Du bist höhergestellt als sie. Natürlich darfst du dir auch selbst holen, was du brauchst. Der Kühlschrank ist immer gut gefüllt.“
Als sie mit dem leckeren Essen fertig waren, meinte seine Herrin: „Joe hat erzählt, dass du bereits im Pool warst. Dann möchtest du wohl nicht mehr baden.“
Er wurde unsicher. „Ich weiß nicht. Wünschen Sie es?“
Sie nickte und stand auf. „Ich zieh mir nur schnell einen Bikini an. Geh ruhig schon mal rein.“
Solange sich Alex umzog, setzte sich Valentin nur in seinen Shorts an den Beckenrand. Als er plötzlich eine Hand auf der Schulter spürte, zuckte er erschrocken zusammen.
„Nicht erschrecken“, sagte seine Herrin. „Ich bin es nur.“
Er beobachtete, wie sie sich ein Stück von ihm entfernt hinsetzte, anfing, ihre Schenkel nasszumachen, und sich ins Becken gleiten ließ.
Im Bikini offenbarte sich ihm ihre attraktive Figur. Sie besaß eine schön geschwungene Taille, einen flachen Bauch und mittelgroße Brüste.
Alex schwamm einige Runden, stieg dann aus dem Wasser, strich ihm kurz über den Kopf und kehrte ins Haus zurück.
Valentin blickte ihr mit einem mulmigen Gefühl nach, wenn er an die bevorstehende Nacht dachte. Da musste er ihr sicher seine Liebeskünste beweisen.
Und wenn er versagte? Dann würde sie ihn zurückbringen. Davor hatte er am meisten Angst. Er wollte nie wieder ins Host-Center zurück.
Schließlich raffte er sich auf und ging langsam zum Sofa, wo seine Herrin bereits vor dem Fernseher saß. Er ließ sich an der Stelle nieder, wo sie neben sich getätschelt hatte.

Eine Weile schwiegen sie und Alex überlegte, über was sie mit Valentin reden sollte.
Sie fragte: „Was tust du denn gerne?“
„Ich weiß nicht. Wir mussten viel Sport treiben. Aber gelesen hab ich gern.“
Alex fiel auf, dass er sie selten direkt ansah. Auch jetzt richtete er seinen Blick eher auf die Mattscheibe. Sie legte den Finger unter sein Kinn und hob es an. Nun konnte sie endlich in diese wunderbaren blauen Augen schauen und wusste, dass sie ihn um keinen Preis mehr hergeben würde.
„Du hast so tolle Augen, verführerische Lippen …“ Dabei strich sie mit dem Daumen darüber. „… eine makellose Haut und so seidige Haare.“ Ihre Finger spielten mit einer seiner weißblonden Strähnen.
Valentin verkrampfte sich ein wenig. War es jetzt so weit? Wollte sie jetzt mehr von ihm?
Sie ließ ihre Hand mit einem Lächeln wieder sinken und sah weiter fern, bis der Film zu Ende war.
„Ich gehe jetzt nach oben. Du kannst entweder in deinem Zimmer schlafen oder bei mir.“
Valentin erhob sich mit ihr. „Was wäre Ihr Wunsch?“
Sie drehte sich zu ihm um, musterte ihn kurz und entgegnete freundlich: „Dass du bei mir schläfst.“
„Gern, Alex.“ Auch wenn ihn der Gedanke nervös machte.
Aber später im Schlafzimmer begnügte sie sich damit, dass er einfach auf der anderen Betthälfte lag. Dort schlief er dann doch schnell ein. Dieser Tag war durch die vielen neuen Eindrücke sehr anstrengend gewesen.

3. Annäherung

 

Alex nutzte kurze Zeit später den Umstand eines bereits schlafenden Liebesdieners aus, um ihn endlich anfassen zu können. Als er noch wach gewesen war, hatte sie sich das nicht getraut, weil sie nicht wollte, dass er sofort auf Abstand ging, wie Sandro es getan hatte. Eigentlich glaubte sie nicht, dass Valentin das tun würde. Ihre flüchtigen Berührungen hatte er bisher akzeptiert und war ansonsten sehr zuvorkommend gewesen. Vorsichtig strich sie über seinen Arm, über die Schulter und über seinen Rücken. Überall fühlte sich die Haut weich und zart an. Optisch und vom ersten Eindruck her war Alex zufrieden mit ihrer Wahl. Ihr Host war außerordentlich hübsch. Seine anderen Qualitäten jedoch musste sie erst testen. Mit einem verschmitzten Grinsen schob sie ihre Hand unter den Hosenbund seiner Schlafshorts und befühlte den Hintern. Wirklich knackig und fest. Ein richtiger Apfel-Po.

Als Valentin registrierte, dass seine Herrin ihn berührte, stellte er sich weiter schlafend, denn er befürchtete, wenn sie sein Aufwachen bemerkte, würde sie bestimmt mehr wollen. Dazu fühlte er sich nach einem Tag bei ihr noch nicht bereit. Aber ihr sanftes Streicheln gefiel ihm. Vor allem am Rücken jagte es wohlige Schauer durch ihn hindurch. Allerdings war es ihm an seinem Allerwertesten unangenehm. Zum Glück fasste sie ihn dort nur kurz an. Doch ihre Finger verweilten nicht an seiner Rückseite. Sie wanderten von der Leiste über seinen Bauch, in tiefere Regionen. Die Fingerspitzen erreichten seine Scham, befühlten vorsichtig sein schlaffes Glied, das zu seiner Verwunderung sogar reagierte. Er blieb regungslos liegen und wartete ab. Als Nächstes umschlossen ihre Finger seinen halberigierten Schaft und massierten leicht die freiliegende Eichel. O Gott! Das starke Ziehen im Unterleib überraschte Valentin regelrecht und wie sein Kleiner in ihrer Hand immer praller wurde. Zum Glück hatte er ihr den Rücken zugewandt, sonst würde sie sehen, wie er die Lippen zusammenkniff, um nicht zu seufzen. Ihn verwunderte es wirklich sehr, dass er diesmal so schnell erregt wurde, doch ihre Berührungen waren sanft und zärtlich im Gegensatz zu dem lieblosen Rubbeln seines besten Stücks im Host-Center. Ihre Hand ließ ab und fuhr langsam über seinen Bauch wieder nach oben. Er wusste nicht, ob er es begrüßen oder bedauern sollte, dass sie nicht weitermachte, aber dann hätte er ein Stöhnen kaum unterdrücken können und sie auf jeden Fall bemerkt, dass er nicht mehr schlief. Jedenfalls freute er sich, dass sein Kleiner so gut mitspielte, denn er wollte seine Herrin beim ersten Sex keinesfalls enttäuschen.

Alex war sich nicht sicher, ob Valentin tatsächlich noch schlief, da er nicht mehr tief und gleichmäßig atmete. Daher ließ sie vorsichtshalber von ihm ab, aber grinste zufrieden, weil er, entgegen den Angaben, doch schnell erregt wurde und die Größe auch ordentlich zu sein schien. Sie wollte deswegen nicht lange darauf warten, mit ihm zu schlafen. Am Abend war es ihr wirklich schwergefallen, ihn nicht zu befingern. Er war einfach so anziehend und verführerisch. Sie nahm sich vor, morgen schon mutiger zu sein.

Beim Aufwachen am nächsten Morgen musste sich Valentin zuerst orientieren, wo er überhaupt war. Als er die Augen aufschlug, fand er sich in einem abgedunkelten Schlafzimmer, in einem bequemen Bett mit weißer Bettwäsche wieder und niemand hatte ihn geweckt. Ausschlafen war völlig ungewohnt für ihn. Das hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr erlebt. Im Heim und im Host-Center musste er immer früh aufstehen.
Er ging erst einmal rüber in das Bad seines Zimmers, um sich fertig zu machen, und schaute danach in die Küche runter, von wo er klappernde Geräusche hörte.
Dort begrüßte ihn Joe bereits gutgelaunt: „Guten Morgen, Valentin. Anscheinend gut geschlafen.“ Grinsend warf der Diener einen Blick auf die Küchenuhr.
„Ja, danke. Ich kann sonst nie ausschlafen!“
Joe zeigte auf das Gedeck, das auf dem Küchentresen stand. „Kaffee, Rührei mit Speck oder sonstige Wünsche?“
Der Host begnügte sich mit Kaffee und Toast.
Solange Valentin frühstückte, setzte sich Joe dazu. „Und wie ist dein erster Eindruck?“
„Sehr gut. Alex scheint nett zu sein.“
Der Bedienstete nickte. „Ja, das ist sie. Und gar nicht streng. Ich muss nachher einkaufen gehen. Du kannst mit, wenn du willst.“
Valentin schluckte einen Bissen Toast hinunter. „Darf ich das überhaupt?“
Joe erwiderte: „Mrs. Taylor hat es erlaubt. Ich hab sie gefragt, bevor sie zur Arbeit fuhr. Normalerweise dürft ihr nur in Begleitung eurer Herrinnen in die Öffentlichkeit. Aber ich denke, bei dir gibt es da keine Probleme.“
„Warum nicht?“
Joe lachte. „Nimm es mir nicht übel, aber du siehst eher wie ein Hausdiener aus. Aber glaub mir, das ist draußen nur von Vorteil. Manche Frauen sind echt dreist, wenn sie mitbekommen, dass du Eier hast. Sie meinen, du bist Freiwild, wenn keine Herrin in der Nähe ist und wollen dich vernaschen.“
Valentin bekam vor Erstaunen große Augen. „Wirklich? Dann bleibe ich lieber hier.“
Joe winkte ab. „Keine Sorge. Dir wird das bestimmt nicht passieren.“
Nach kurzem Schweigen fragte der Liebesdiener: „Wie lange bist du schon hier?“
Sein Gegenüber fuhr sich durch die dunkelbraunen, kurzen Haare. „Hm, vier Jahre bereits.“
Valentin fiel abermals auf, dass der andere sicher nicht von vornherein Bediensteter gewesen war. Dazu sah er zu gut aus und besaß noch relativ männliche Merkmale. Zwar weichere Gesichtszüge, aber immer noch ein kantiges Kinn und einen gut gebauten Körper. Wahrscheinlich war er für irgendetwas bestraft worden.
„Und davor?“
Joe zögerte und seufzte. „Ich war früher in der Zucht. Die Aufseherinnen standen total auf mich. Na ja, und dort habe ich es zu wild getrieben, eine hat nicht dichtgehalten und dann machte es schnipp schnapp.“
Valentin verzog bestürzt das Gesicht. „Das ist ja schrecklich.“
Joes Miene verhärtete sich. „War es auch. Ich musste dabei zusehen. Wenigstens bekam ich eine Betäubung, im Gegensatz zu Vergewaltigern. Danach wurde ich sofort in die Dienervermittlung verlegt. Plötzlich waren andere Kenntnisse gefragt. Anfangs wollte ich nicht mehr leben und all das. Mit der Zeit fand ich mich eben damit ab und erkannte, dass ich im Prinzip freier war als vorher. Im Gegensatz zu euch darf ich mich draußen aufhalten, wann ich will.“ Er blickte sich um. „Und so bin ich bei Alex gelandet. Darüber bin ich sehr froh. Sie schlägt uns nicht und meckert selten.“
Valentin räumte seine Tasse und den Teller ins Spülbecken. „Ja, sie erscheint mir ganz nett zu sein.“
Joe war überrascht. „Schon satt? Oder möchtest du noch was anderes?“
Der Liebesdiener schüttelte den Kopf. „Nein, danke, ich bin wirklich satt.“
Der Bedienstete musterte Valentin genauer. „Und du? Warst du nicht gut genug für die Zucht? Mit deinem Aussehen! Ein fast perfektes Gesicht, außergewöhnlich helle Haare und extrem blaue Augen. Von so einer Tochter träumt doch jede.“
Achselzuckend erwiderte der Jüngere: „Keine Ahnung. Ich war nach dem Heim immer bei den Hosts.“
Joe schmunzelte. „Wie weit ist sie mit dir eigentlich schon?“ Seufzend fügte er hinzu: „Ach, ich will es gar nicht wissen.“
Valentin war kurz verwirrt, aber dann begriff er, was der Diener meinte. Verlegen starrte er auf die Tischplatte. „Äh, wir haben noch nicht.“
Sein Gegenüber schien erleichtert zu sein, aber sagte mit einem bitteren Unterton: „Na ja, sicher bald. Dazu hat sie dich ja schließlich gekauft.“
Valentin fand den Gedanken gar nicht mehr so beängstigend. Alex war attraktiv, sexy und anscheinend zärtlich. Zumindest ließen ihre ersten Erkundungen seines Körpers darauf schließen. Daher könnte er es fertigbringen, sie zu beglücken. Vielleicht wollte sie bereits heute Abend.
„Ich hab ein wenig Bammel davor. Ob ich es bringe und ob ich sie zufrieden stelle.“
Joe erwiderte zuversichtlich: „Ach, bestimmt. Von deinem Vorgänger hatte sie gar nichts bekommen. Der war aus den Wäldern.“
„Was für Wälder?“
„Die sind ganz im Norden. Da leben die Rebellen. Das sind geflüchtete Männer und Frauen, die das System kritisieren. Die haben sich dort zusammengeschlossen, um wieder wie früher zu leben. Also, wie vor den Geschlechterreformen. Daher wollte er sich nicht mehr unterordnen und bei einer passenden Gelegenheit ist er geflohen.“
Jake kam gerade in die Küche. „Ja, dieser Arsch. Er hat mich einfach zurückgelassen. Hauptsache, er entkommt. Dort leben seine Frau und seine drei Kinder. Sandro hat mir alles erzählt. Einer der Fangtrupps hatte ihn erwischt und so landete er abermals im Host-Center. So kam er dann hierher, aber hat sich von Alex nichts sagen lassen. Daher lief da auch nichts. Na ja, und dann wollte er mal zu ihrer Freundin und ist von dort getürmt. Keine Ahnung, ob er durchgekommen ist. Vermutlich schon, denn er ist bereits das zweite Mal abgehauen.“
Valentin hörte das alles zum ersten Mal. Es gab also tatsächlich Männer, die in Freiheit lebten. Nur fragte er sich, ob dieser Sandro noch einen anderen Grund gehabt hatte. „Hat Alex ihn schlecht behandelt?“
Jake schüttelte den Kopf. „Nein, sie hatte zu viel Angst vor ihm. Der hätte zurückgeschlagen, hatte sich auch gegen die Aufseherinnen gewehrt.“
Für den Neuen war das unbegreiflich, wie man diesen Mut aufbringen konnte. Er wäre dazu nie fähig gewesen, hatte es nie gekonnt. Zu groß war die Angst vor Strafen und Schikanen. „Da ist er wohl sehr mutig gewesen.“
Jake stimmte zu: „Ja, er hat sich hier um mich gekümmert. Ich kam fast zur selben Zeit in Alex´ Haushalt. So vor ‘nem halben Jahr.“
Valentin lehnte sich an den Tresen und betrachtete den jungen Hausdiener eingehender. Jake war schmächtiger als er und wahrscheinlich Bediensteter geworden, da er nicht attraktiv genug für den Liebesdienst gewesen war. „Dann ist es ja noch nicht lange her. Es lag aber nicht an Alex, dass er abgehauen ist?“
Joe entgegnete: „Nein, sie hat ihm nichts getan. Bestimmt hätte sie ihn bald zurückgebracht.“
Valentin meinte sorgenvoll: „Ich hoffe, dass sie mich nicht zurückbringt. Ich will unbedingt hierbleiben.“
Joe zuckte die Schultern. „Warum sollte sie?“
„Na ja, wenn sie mit mir nicht zufrieden ist.“
Der Dunkelhaarige klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Sicher wird sie das. Du bist ja nicht wie Sandro. Dann mach dich mal fertig, damit wir einkaufen gehen können.“
Valentin sah an sich herunter. „Sind die Klamotten in Ordnung? Ich muss nur noch Schuhe anziehen.“
Joe begutachtete die sportlichen Shorts und das Shirt. „Ja die Shorts sind perfekt. Da sieht man nicht, was du in der Hose hast.“ Dabei lachte er kurz auf.

Dem Liebesdiener war es auf der Fahrt zum Supermarkt ein wenig unwohl wegen Joes Bemerkungen, dass er keiner hinterherschauen sollte. Waren die Frauen draußen genauso schlimm wie im Block C? Wollten sie wirklich gleich Sex, wenn sie einen nicht kastrierten Mann trafen? Valentin wäre komplett überfordert, wenn ihn eine anmachen würde, wo er doch froh war, den Nachstellungen durch die Wächterinnen entgangen zu sein.
Schließlich fuhren sie auf den riesigen Parkplatz des Marktes und während Joe einparkte, sah er sich interessiert um. Auf den Autofahrten hatte er bisher viele knapp bekleidete Frauen gesehen. Meistens mit sehr kurzen Röcken oder Shorts und engen Tops. Aus dem Host-Center war er nur Uniformierte gewohnt. Da für ihn alles schon ewig her war, kam ihm die Welt draußen total neu und spannend vor. Solange Joe den Einkaufszettel aus der Hosentasche kramte, beobachtete Valentin die Damenwelt. Die meisten Frauen, die hier selbst einkauften, hatten keine Hausdiener zu Hause, gehörten zur Mittelschicht, klärte Joe ihn auf. Da sie sich erst recht keinen Host leisten konnten, versuchten einige, wenn sie einen potenten Diener entdeckten, etwas umsonst zu bekommen. Vorausgesetzt sie wollten überhaupt einen Mann. Gleichgeschlechtliche Beziehungen galten in dieser Gesellschaft durch den Männermangel als die Regel, aber manche Frauen reizte es trotzdem, das einmal auszuprobieren. Auch wenn Sex mit einem Mann eher verpönt war.
Als sie durch die Gänge des Marktes spazierten und Joe immer wieder etwas in den Wagen packte, betrachtete Valentin viele Diener, die hier für ihre Herrinnen einkauften, und auch viele Frauen selbst. Diese wirkten so harmlos und normal, waren nur mit ihren Einkäufen beschäftigt und nahmen keine Notiz von ihm. Das beruhigte den unsicheren jungen Mann und er richtete schließlich seine ganze Aufmerksamkeit auf die unzähligen leckeren Dinge, die es hier gab. Valentin machte es riesigen Spaß, in den unzähligen Produkten zu stöbern. Die Regale erschienen ihm endlos und das Angebot erschlug ihn regelrecht. Vor allem bei den Süßwaren quollen ihm die Augen über. Seit seiner Kindheit hatte er keine Schokolade mehr gegessen. Er griff nach verschiedenen Tafeln und betrachtete die Packung, bis Joe ihn ansprach: „Möchtest du eine?“
Erschrocken zuckte der Hellblonde zusammen, weil er den anderen nicht bemerkt hatte. Unsicher sah er ihn an. „Darf ich das denn essen?“
Joe lächelte. „Ich denke schon. Sandro durfte es auch. Solange du nicht übertreibst. Nehmen wir mal eine Tafel mit.“
Valentin strahlte wie ein kleiner Junge und suchte sich die Sorte „Vollmilch“ aus. „Ich hatte ewig keine mehr.“
Der andere nickte wissend. „Ja, so erging es uns allen. Nur gesunde Dinge und viel Training.“
Die ungefähr zwanzig Kassen kamen für Valentin zu schnell.
Nachdem er Joe geholfen hatte, den Einkauf in den Kofferraum des SUV zu laden, machten sie sich auf die Heimfahrt und der Ältere tröstete ihn damit, dass sie noch sehr oft einkaufen gehen würden.
„Na, das lief ja prima mit dir. Keine hat dich betatscht oder angesprochen. Aber einige haben dich schon abgecheckt. Durch deine hellen, langen Haare fällst du halt auf und für einen normalen Diener bist du zu hübsch. Na ja, falls eine mal nachfragt, bist du eben impotent gewesen und deswegen Diener geworden.“
Joe ahnte nicht, dass er Valentin mit dieser Aussage wieder ins Grübeln brachte. Der Junge sorgte sich abermals darum, Alex zu enttäuschen. Sie gefiel ihm und er hatte keine Angst, mit ihr intim zu werden, nur vor dem Versagen. Leider konnte er Joe nicht fragen, was Alex für sexuelle Vorlieben hatte. Er hoffte, dass sie ihn nicht ans Bett fesselte wie die Aufseherinnen oder ihn schlug oder sonstige beängstigende Dinge mit ihm anstellte.
„Du bist so still. Habe ich was Falsches gesagt?“
Valentin schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin nur froh, dass keine auf mich zugekommen ist. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass mich jemand beobachtet. Ich war so mit Umschauen beschäftigt.“
Joe lachte. „Klar. Das ist ja alles neu für dich.“
Im Haus zurück half er Joe beim Einräumen des Einkaufes und schielte immer wieder zu der Schokolade, die noch auf dem Tresen lag. Valentin war unsicher, ob er sie öffnen durfte, und verkniff es sich lieber.
Der Hausdiener bemerkte seine Blicke und grinste. „Jetzt mach sie schon auf! Ich seh doch, wie dir bereits das Wasser im Mund zusammenläuft. Du kannst ja mal ein Stück probieren und später Alex fragen. Falls sie etwas dagegen hat, nehme ich das auf meine Kappe. Okay?“
Das ließ sich der Jüngere nicht zweimal sagen und riss ungeduldig die Packung auf, wickelte ein wenig von der Alufolie ab und brach sich ein Stück herunter. Zuerst schnupperte er ein bisschen daran, schob es sich in den Mund und ließ die Schokolade ein wenig auf der Zunge zergehen. Sie erschien ihm zwar sehr süß, doch es schmeckte himmlisch. Genüsslich lutschte er darauf herum, fand es herrlich cremig und musste den Rest einfach kauen. Er konnte sich nicht beherrschen, das Stück langsam zu essen. Am liebsten würde er jetzt weiter essen, aber faltete das Papier wieder um die Tafel und legte sie in einen der Küchenschränke. Vielleicht erlaubte Alex ihm noch mehr davon.

Am Abend, als Valentin die Haustür hörte, sprang er sofort vom Sofa auf, ließ sein Buch dort liegen und begrüßte seine Herrin: „Guten Abend, Alex! Wie geht es Ihnen?“
Sie schlüpfte aus ihren Pumps. „Hallo, Valentin. Danke, gut.“ Sie kam lächelnd auf ihn zu, strich mit einer Hand über seine Wange. „Wenn ich dich sehe, viel besser.“
Verlegen senkte er den Blick und bekam noch mit, wie sie die Treppe hochging. Er fand, dass sie in ihrem Etuikleid ziemlich sexy aussah. Sie zog sich wohl immer gleich um, wenn sie von der Arbeit kam. Valentin half Joe ein bisschen bei der Vorbereitung des Essens und trug die Schüsseln auf den Tisch der Terrasse. Er betrachtete zufrieden den gedeckten Tisch und zündete ein paar Kerzen an.
Kurz darauf betrat Alex in einem Trägerkleid die Terrasse, er schob ihr den Stuhl zurecht und nahm gegenüber Platz.
„Hast du eingedeckt?“, fragte sie neugierig.
„Teilweise. Ich habe Joe geholfen.“
Sie nickte lächelnd. Valentin beugte sich zu den Schüsseln, schöpfte seiner Herrin von allem etwas auf den Teller und machte dann bei sich weiter.
Später, beim Lümmeln auf dem Sofa, bat Alex ihn darum, ihr den Rücken zu kraulen. Okay, das war harmlos und so begann Valentin, über ihre Schultern und über ihren Rücken zu streichen. Nebenher verfolgte er das Geschehen im Fernsehen und fuhr mit der Hand rauf und runter. Ihre freiliegende Haut an Schultern und am oberen Rücken fühlte sich weich und glatt an.
Alex wollte, dass er auch ihren Nacken kraulte, und so kam er ihrem Wunsch nach. Immer wieder seufzte sie genüsslich. „Ach, tut das gut. Du machst das prima. Deine Finger sind so schön zart.“ Sie lehnte sich weiter zurück, bis ihr Rücken sich an seinen Oberkörper schmiegte. Valentin massierte einfach weiterhin mit einer Hand ihren Nacken und empfand ihre extreme Nähe nach kurzer Zeit schon nicht mehr als unangenehm.
Seine Herrin nahm seine andere Hand und spielte mit seinen schlanken, langen Fingern. Dann strich sie sacht über seinen Handrücken und an seinem Unterarm entlang. Valentin gefielen diese zarten Berührungen, sie verursachten ein wohliges Kribbeln auf der Haut und er hoffte, sie würde ihn ebenfalls eine Weile streicheln. Seufzend lehnte sie sich nun auch mit dem Kopf an seine Brust, holte seinen anderen Arm nach vorn und kuschelte sich so dazwischen.

Alex spürte, dass sich ihr Diener dabei verkrampfte. War ihm das schon zu viel Nähe? Sie blieb einfach in seinen Armen liegen und sah weiter fern. Es war für sie bereits ein großer Erfolg, dass er dies am zweiten Abend zuließ. Valentin war da entgegenkommender als Sandro, aber auch ziemlich schüchtern. Das machte ihn noch liebenswerter. Sie war stolz, so einen hübschen Diener ergattert zu haben. Er war so süß, fürsorglich, kümmerte sich um ihr Wohl. Da hatte sie anscheinend diesmal die richtige Wahl getroffen.
Sie genoss seine körperliche Nähe. Die Körperwärme, den Duft nach Duschgel vermischt mit seinem leicht herben Geruch und das Spüren seiner Atemzüge an ihren Schultern. Müde und zufrieden schloss sie die Augen.

Impressum

Texte: Zenobia Volcatio
Bildmaterialien: Anna Pototskaya
Cover: Jasmin Whisky
Lektorat: Pia Euteneuer
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2018

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