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Vorwort

Die vorliegenden Texte publiziere ich deshalb, weil sie von meinem kürzlich verstorbenen Bruder geschrieben worden sind; er hat mich an seinem Sterbebett gebeten, seine Werke in meinem Verlag mit geringer Reichweite zu veröffentlichen. - Eindringlich empfehle ich Ihnen, das Buch ungelesen zu entsorgen. - Das Verhältnis zu meinem Bruder werde ich vorerst nicht näher beleuchten. Ich bemühe mich, seinen letzten Willen so gut wie mir möglich zu erfüllen.

Die handschriftlich niedergeschriebenen Texte sind mir nach seinem Tod in drei voll gestopften Bananenschachteln zugestellt worden; es wird mir allein aufgrund des Umfangs unmöglich sein, sämtliche Schriften zu verlegen. Überdies ähneln die Buchstaben Hieroglyphen, weshalb ich die Texte oft nach Lust und Laune entschlüsselt habe.

 

In seinen frühen Jahren schrieb er überwiegend Kinder- und Fantasiegeschichten. Sie waren die ersten Versuche, der Realität zu entfliehen und sich mit seinen Gedanken in fiktive Welten zu begeben. Es sind miserabel geschriebene Texte: Sie wirken sehr naiv und könnten bestenfalls ein Kind entzücken. Doch für Kinder sind die frühen Ideologien und Ansichten meines Bruders ungeeignet und werden gleichzeitig kaum verstanden; sollte ein Kind gleichwohl in der Lage sein, hinter diese damaligen Ideologien zu gelangen, der Roman wäre für dieses erst recht ein Rätsel – und für einen Erwachsenen sind die Ideologien schlicht pubertär und regelrechter Unfug.

Einer dieser Romane ist eine Art Fabel und umfasst an die tausend Seiten. Allerdings verirrt sich Pascal (mein Bruder) fortlaufend in der Geschichte, sodass ich diese mühelos um zwei Drittel kürzen konnte. - Ich habe mich entschlossen, diese Fabel komplett in dieses Buch zu integrieren; sie ist noch frei von Wahn, Irrsinn und Verschwörungen. Nach jedem Kapitel werde ich die Fabel unterbrechen, um seine späteren Erzählungen und Geschichten in eine ‘leichtere' Stelle im Buch einzubetten.

 

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Die Fabel nennt er Tiereta und gliedert diese in drei Teile. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er sie noch nicht unter starken Drogeneinflüssen geschrieben. Die Einleitung war um ein vielfaches länger; Fabelwesen werden bis ins unbedeutendste Detail beschrieben. Ebenso erläutert er oftmals selbsterklärende Dinge: so beispielsweise auf mehreren Seiten, weshalb der Kontinent Tiereta und deren Bewohner Tiereten genannt würden. Man darf darauf schließen, dass er damals seine Mitmenschen dumm oder sich selbst für genial gehalten hat  - möglicherweise beides zugleich.

Weil mein Bruder bei den Tiereten zwischen Vegetarianer und Karnivoren unterscheidet, möchte ich, ehe ich endlich mit der Einleitung und dem ersten Kapitel beginne, erwähnt haben, dass Pascal selbst Fleisch besonders gemocht hat.

Impressum

Texte: M. K. Herisau, CH
Lektorat: M. K. Herisau, CH
Korrektorat: M. K. Herisau, CH
Übersetzung: M. K. Herisau, CH
Tag der Veröffentlichung: 04.11.2022

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