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Normaler Flug? Bei uns? Sicher nicht!

 

Ich klappte mein Tagebuch zu und starrte aus dem Fenster. Fliegen war noch nie mein Ding gewesen.

Man war so weit über dem Boden und aussteigen konnte man auch nicht.

Totaler Kontrollverlust.

Doch mein Unbehagen, war nichts gegen das von Caitlin, die sich neben mir, die Augen fest zusammen gekniffen, in den Sitz gekrallt hatte und leise Gebete in den Himmel schickte.

Dass Anthony neben ihr saß, linderte ihre Angst nicht unbedingt, da er, ohne jegliches Feingefühl, Geschichten über Flugzeugabstürze erzählte.

Evan, der rechts neben Anthony saß, hatte sich dies einige Minuten angehört und meinte sich nun einmischen zu müssen.

"...Caitlin... hör mal, es sterben viel mehr Leute bei Autounfällen als bei Flugzeugabstürzen. Nur über Flugzeugabstürze wird öfter berichtet, weil dort mehr Menschen sterben."

Dass schien Caitlin nicht unbedingt zu beruhigen.

Sie riss die Augen auf, drehte sich blitzschnell nach links und starrte mich an.

"Er meint damit, dass du hier sicherer bist als in einem Auto." versuchte ich mein Glück während ich die kalkweiße Caitlin in ihren Sitz zurück schob.

Ich schenkte Evan einen bösen Blick und formte mit den Lippen die Worte:

 'Lass es!'

Dieser zuckte entschuldigend mit den Schultern und schob sich ein Kaugummi in den Mund.

Anthony grinste seinen Bruder an und zog sich dann seine Kopfhörer über die Ohren. Auch ihm schenkte ich einen bösen Blick.

" Hey Süße, wir sind doch bald da und bis dahin passe ich auf dich auf, versprochen!"

Mit Tränen in den Augen nickte Caitlin mir zu und atmete tief ein.

 

Der Flughafen war groß. Groß und überfüllt. Das Zweite was ich nicht mochte. Menschenmassen.

Leute die dir den Weg versperren und dir die Luft zum Atmen nehmen.

Caitlin hingegen schien dies nicht im Geringsten zu stören.

Ihre Augen glänzten zum ersten Mal seit der Landung wieder als sie auf einen Souvenirladen deutete.

" Morgan, sieh mal! Ist der nicht schön?"

 "Och ne, Caitlin! Ganz ehrlich, der Laden ist doch vollkommen überfüllt!"

"Trotzdem darf sie den Laden doch schön finden oder nicht?" meinte Evan, der kurz stehen bleiben musste, weil er neben seiner Reisetasche noch Caitlin's riesigen Koffer hinter sich herzog.

"Klar darf sie das! Aber ich hab echt kein Bock mich mit den Koffern erst in den Laden und dann auch noch durch diese engem Gänge an unzähligen Leuten vorbei!" murrte ich. Ich musste meinen Koffer alleine ziehen und war gerade mit diesem an einem Fahrkartenautomaten hängen geblieben.

"Sie hat doch gar nicht gesagt, dass sie in den Laden will." beiliegte sich jetzt auch noch Anthony am Gespräch. Er hatte seine Reisetasche lässig über seine Schulter geschwungen und machte keine Anstalten mir zu helfen. 

" Natürlich hat sie das nicht direkt, aber sie hat es gemeint!"

" Woher willst du das den wissen?"

Ich stöhnte genervt auf und drehte mich zu Evan um. Der voll in meine  Koffer lief und somit Caitlin's fallen ließ.

" Ey! Sag mal spinnst du?" fluchte er und sah mich böse an.

" Jetzt pass mal auf, ich weiß, dass du in Caitlin verliebt bist, aber das ist noch lange kein Grund dich aufzuführen wie ein hirnamputierter Affe!"

"Hey,... Leute, hier ist ein freies Taxi!" rief Caitlin, die schon am Ausgang stand und von allem nichts mitbekommen hatte.

Ich atmete noch einmal tief durch, schluckte meinen ganzen Zorn und meinen Frust hinunter und folgte Caitlin zum Ausgang.

Evan starrte seinen Bruder hilflos an.

" Komm! Die kriegt sich schon wieder ein." meinte dieser und klopfte ihm amüsiert grinsend auf die Schulter.

 

 

Der Taxifahrer war alt und nicht besonders gesprächig.

Zum Glück, da keiner von uns besonders gut Spanisch konnte.

Doch es war keinesfalls still im Auto.

Evan textete Caitlin ununterbrochen zu.

Jedem fiel auf, dass er auf sie stand.

Sogar der Taxifahrer, der wenig bis gar kein Deutsch konnte, blickte mit einem wissenden Lächeln in den Rückspiegel.

Nur Caitlin bekam mal wider nichts mit, da sie ununterbrochen auf Anthony fixiert war.

Mir stach es jedesmal ins Herz zu sehen, dass Evan sich so um Caitlin bemühte und sie es nicht mal zu schätzen wusste.

Wie sehr wünschte ich mir, dass er mir diese Aufmerksamkeit schenkten würde.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Ich wandte den Blick zur Seite und blickte direkt in das Gesicht von Anthony, der mich mitfühlend an sah.

Er schien seit langer Zeit schon zu wissen, dass ich mehr für seinen kleinen Bruder empfand.

Dieses zeitweilig aufkeimende Feingefühl passte gar nicht zu seiner nach außen so unsensiblen Erscheinung.

Aber trotzdem schien es ihm zu entgehen, dass Caitlin auf ihn stand.

Ich lächelte ihn dankbar an und blickte den Rest der Fahrt schweigend aus den Fenster.

 

" Gacias, tener un buen dia!" versuchte sich Evan auf Spanisch als sie vor dem Hotel standen.

Der Taxifahrer grinste.

" Adios!" rief er und stieg zurück ins Taxi.

" Na dann, lass uns reingehen. Ich bin total fertig und will noch etwas schlafen, bevor wir heute Abend losziehen."

Meinte ich und lehnte mich an die Hauswand und schloss die Augen. Mit war schlecht. Alles drehte sich.

" Hey...Morgan!"

Langsam öffnete ich die Augen. Vor mir stand Anthony. Sein Blick war besorgt auf mich gerichtet.

"Ist alles in Ordnung bei dir?"

" Ja, geht schon. Wie gesagt ich bin nur müde und muss mich etwas ausruhen."

Anthony schien das nicht zu überzeugen.

" Bist du dir sicher? Du siehst echt Mies aus!"

Ich lachte schwach.

" Danke. Dass will ich hören!"

Plötzlich fing ich an zu schwanken. Ich bekam gerade noch den Ärmel von Anthony's Jacke zu fassen.

" Evan! Hilf mir mal! Morgan geht's nicht gut!"

Evan, der gerade noch mit Caitlin herum gealbert und von alldem nichts mitbekommen hatte, drehte sich um und blickte zu Anthony.

" Was hat sie denn?"

Es war Caitlin's Stimme, die laut in meine Ohren drang und ein unangenehmes Piepen hinterließ. 

Ich war enttäuscht. 

Sogar jetzt schien sich Evan nur für Caitlin zu interessieren.

" Sie kann kaum noch stehen. Sie muss unbedingt ins Bett!"

Evan schritt auf mich zu. Mein Herz beschleunigte sich.

Vielleicht interessiere er sich ja doch ein wenig für mich.

Er stand direkt vor mir, dann lehnte er sich nach rechts.

" Ich nehm ihren Koffer."

Enttäuscht atmete ich aus und ließ mich gegen die Wand sinken.

Anthony blickte seinem Bruder hinterher, wandte sich dann aber wieder zu mir.

"Darf ich?"

Ich runzelte fragend die Stirn.

" Was meinst d...?"

Ich unterbrach meinen Satz mit einem Quietschen.

Anthony hatte mich hoch gehoben und trug mich in die Hotelhalle.

Sie war riesig. Die Einrichtung sehr hell freundlich.

Außer ein paar wenigen Gästen und der Empfangsdame hinter dem Tresen, befand sich niemand in ihr.

Diese hob den Blick und musterte die vier.

Ich befand mich immer noch auf Anthony's Armen und fand dies sehr unangenehm.

" Anthony..."flüsterte ich ihm ins Ohr " du kannst mich jetzt runterlassen. Den Rest schaff ich schon allein!"

" Kommt nicht in Frage! Du kannst ja nicht mal richtig stehen!"

" Anthony, bitte! Die Leute gucken schon so komisch!"

Anthony zog eine Augenbraue hoch, denn sonst interessierte ich mich ja nicht für die Blicke anderer.

'Wenn Evan mich tragen würde, würde ich nicht's sagen' schoss es mir durch den Kopf und schämte mich im nächsten Moment schon dafür.

" Lass sie doch gucken!"

 

Die Empfangsdame wandte ihren Blick Evan zu, der an den Tresen getreten war.

" Buenos dias, en que pue ayudarlo?"

" Ähm...si, una habitacion para ... Ähm ..."

Hilfesuchend drehte er sich zu Anthony um, der langsam den Kopf schüttelte. Er konnte kein Spanisch.

" Do you speak english?" fragte die Empfangsdame freundlich.

" Yes, we...äh...we"

" We have booked two rooms." unterbrach ich Evan schwach und ließ meinen Kopf gegen Anthony's Schulter sinken.

" Under which name?"

" Kemp" kam es knapp von Anthony, der besorgt auf mich hinab blickte.

Die Dame nickte.

" Please wait a moment."

Sie tippte etwas in den Computer und drehte sich dann zum Schlüsselbrett.

"Your rooms are on the Second floor" 

Sie reichte Evan die Schlüssel.

" The elevater is left around the courner" fügte sie mit einem besorgten Blick auf mich hinzu.

" Does the young Lady needs help?"

" No thanks. I am just a little

tired from the flight" nuschelte ich und lächelte schwach.

Die Dame lächelte zurück.

" Ok. But when you need something you have to say it!"

Ich nickte dankbar.

"Thank you!"

"You are welcome."

 

Wir hatten uns aufgeteilt.

Evan und Caitlin nahmen die Treppe, während Anthony und ich uns in den Fahrstuhl zwängten.

Ich lehnte an der Wand und Anthony kämpfte mit unserem Reisegepäck.

"Meist du du bist heute Abend schon wieder fit?"

"Klar bin ich das! Ich schlaf ein bisschen und alles ist wieder super!" Versicherte ich ihm.

Ein Piepen ertönte.

" Wir sind da"

Anthony versuchte das Gepäck durch die Tür zu zwängen. Caitlin's Koffer kippte dabei nach vorne und klatschte auf den rot goldenen Teppich.

"Verdammt!"

Ich fing schallend an zu lachen.

"Hey! Lach mich nicht aus!" empörte sich Anthony, musste aber selber lachen.

Ich biss mit auf die Lippe, konnte ein Grinsen aber nicht unterdrücken.

" Sie wird dich umbringen, wenn irgendwas kaputt ist!"

" Sie weiß ja nichts davon"

"Von mir erfährt sie es jedenfalls nicht." 

Zwinkernd kletterte ich über Evan's Reisetasche.

"Was erfahre ich nicht von dir?<<

Anthony zuckte zusammen.

" Ähm...Nichts!" rasch griff er nach seiner Tasche und schritt den Gang entlang.

Diese Reaktion schien Caitlin falsch zu deuten, da ihre Augen entzückt zu funkeln begannen.

"Hey, Anthony! Warte doch mal!"

Evan griff ebenfalls nach seiner Tasche und folgte seinem Bruder, der schon längst um die Ecke war.

" Bis später Mädels! So um acht?" rief er noch über die Schulter.

Caitlin sah mich fragend an. Ich nickte langsam.

" Ja, ok!" rief Caitlin ihm nach.

"Was haben wir für eine Zimmernummer?" fragte ich, nachdem auch Evan um die Ecke verschwunden war.

"Hm?...206...?" nuschelte Caitlin abwesend.

" Und die Jungs?" 

" 208"

Ich schnappte mir meinen Koffer und wollte Evan folgen, doch Caitlin hielt mich am Handgelenk fest.

Überrascht drehte ich mich zu ihr um.

" Was darfst du mir nicht sagen?"

Ich seufzte.

"Mensch Caitlin! Ich bin  todmüde und muss echt schlafen! Außerdem hab ich Anthony versprochen nichts zu sagen!"

"Denkst du er ist vielleicht doch an mir interessiert?" fragte sie aufgeregt.

 "Caitlin!" rief ich warnend, was sie erneut zum aufquietschen  brachte.

Endlich im Zimmer angekommen schmiss ich mich auf's Bett und schlief sofort ein.

 

 

Versetzt? Euer Ernst? oder was für ein interessanter Typ!

Als ich die Augen aufschlug, war ich alleine. 

Das Zimmer schien im Licht des Mondes Silber zu leuchten. 

Mond? Sofort saß ich aufrecht im Bett. 

Wenn der Mond schon aufgegangen war, hatte ich unsere Verabredung verpasst! Warum hatte Caitlin mich denn nicht geweckt? 

Ich verfluchte mich dafür, dass ich mein Handy in meiner Handtasche hatte, die sich auf einem Stuhl am anderen Ende des Zimmers befand. Denn jetzt musste ich aufstehen um die genaue Uhrzeit zu erfahren. 

Als meine nackten Füße den kalten Boden berührten, zog ich scharf die Luft ein und verzog das Gesicht. Eilig huschte ich zum Stuhl, schnappte mir die ganze Tasche  und hüpfte wieder ins Bett. Als das Display hell aufleuchtete stieß ich einen Fluch aus und kniff schnell die Augen zusammen. 21 Uhr. Mist! Sie waren wirklich schon weg! Wütend hämmerte ich auf meinem Handybildschirm herum.

"Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zurzeit leider nicht erreichbar" erklang es.  

Ich knurrte. Sie hatten mich einfach hier gelassen! Dann werd ich mich eben alleine amüsieren. Mürrisch stapfte ich ins Bad und seufzte laut auf als ich mich im Spiegel sah. Ich sah fertig aus. Ob es daran lag, dass es mir noch nicht wieder völlig erholt hatte oder an der Neonröhre die das Badezimmer in unvorteilhaftes Licht tauchte, konnte ich nicht sagen.  Höchstwahrscheinlich an Beidem.    

"Da müssten wir aber noch ganz schön an dir arbeiten!" murmelte ich und versuchte vergeblich meine wirren Locken zu ordnen.

 

Als ich zwanzig Minuten später das Hotelzimmer verließ, hatte ich es geschafft meine braunen Locken in einem hohen Pferdeschwanz zu bändigen, sodass sie mir nicht mehr in den Augen hangen. Geschminkt hatte ich mich, bis auf ein bisschen Mascara, nicht und meine Garderobe sah auch nicht nach feiern aus. Sie bestand aus einer hell grauen lockeren Hose, einem schwarzem Top und einer grauen Jacke, dessen lange Zipfel an den Seiten herunter hingen. Mir war auch nicht nach feiern zu mute. Ich wollte mich einfach nur in die Gesellschaft von anderen Leuten begeben und vielleicht einen angenehmen Gesprächspartner finden. Ich zwängte mich zum zweiten Mal heute in den Fahrstuhl. Zum Laufen hatte ich jetzt echt keine Lust! Als der Fahrstuhl sich unten öffnete und ich aus der Tür trat, hatte ich zum ersten Mal richtig die Gelegenheit die Eingangshalle zu mustern. Sie war gemütlich eingerichtet und in tiefem Rot gehalten. Langsam schlenderte ich auf eine Ecke zu, in der sich zwei rote Sessel befanden, sie sahen sehr bequem aus. Ich entschied mich, mich erst einmal hinzusetzen. Viele Leute gingen an mir vorbei, doch keiner schien ansatzweise Interessant zu sein. Bis ich ihn sah! Er schien wahrlich nicht normal zu sein. Und wirkte deshalb äußerst interessant. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.02.2015

Alle Rechte vorbehalten

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