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Kapitel 1

Ein spitzer Schrei entfuhr mir, als sich von hinten eine eiskalte Hand auf meine Schulter legte. Mit einem lauten klirren landete der Porzellanteller, der bis eben noch auf meinem Schminktisch gestanden hatte, auf dem Parkettboden.

>> Lina?...ist alles in Ordung bei dir?...Ist dir was passiert? <<

Die besorgte Stimme meiner Mutter drang gedämpft durch die dicke Holztür meines Zimmers.

>> Sag ihr es wäre alles in Ordung! << wurde mir ins Ohr gezischt.

Ich war unfähig mich zu bewegen und mein Mund war so staubtrocken, dass mir kein Wort über die Lippen kommen wollte.

>> Lina!.. << erklang es panisch vor der Tür.

>> Na los! mach schon! << knurrte die Stimme. Die kalte Hand schloss sich fest um meine Kehle. >> Oder ich gebe deiner Mami einen Anlass panisch zu werden! << Das leise Lachen, das dann erklang, sorgte dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellten.

>> Hast du verstanden? <<

>>... J-ja..<< flüsterte ich heiser. Was ihn wohl dazu bewegte seine Hand von meiner Kehle zu entfernen.

>> Ja Mama, Alles in Ordung! Mir ist nur der Teller vom Tisch gefallen. << erstaunlicherweise klang meine Stimme sehr ruhig, obwohl ich am ganzen Körper zitterte.

>>Das kommt davon! Ich hab doch gesagt, du sollst in der Küche essen! << Jede Sorge, war aus ihrer Stimme verschwunden. Stattdessen war deutlich Wut heraus zu hören. >> Und räum die Scherben weg! << Ich hörte, wie sie sich entfernte.

>> Braves Mädchen! << 

Ich hatte mich bis jetzt nicht getraut in den Spiegel zu schauen. Zu groß war die Angst vor der Person, die sich hinter mir befand. Doch nun stieg meine Neugier und besiegte somit kurzzeitig die Angst, sodass ich meine Augen in den Spiegel blicken ließ.

Was ich sah ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Da war nichts! Absolut gar nichts!

Aber ich spürte doch so deutlich seine Anwesenheit und seine Hand, dessen Kälte durch meinen Pullover auf meine Haut drang.

Mit aufgerissen Augen starrte ich in den Spiegel und mein Mund begann zu zittern. Das war nich normal!

>> Du siehst mich nicht. Nicht wahr kleine Lina?<< es war nur ein Flüstern. Ein Hauch der an meinem Ohr vorbei strich.

Und schon wieder lachte er! Doch diesmal klang es anders. Es klang belustigt und sexy. ...Sexy? Was! Ich schüttelte ungläubich denn Kopf.

>> Das solltest du aber. << mit diesen Worten packte er beide Armlehnen des Drehstuhls und drehte mich blitzschnell zu sich um. Ein überraschtes Quiecken entwich mir und ich schaffte es sogar noch die Augen zusammen zu kneifen. Ich wollte ihn nicht sehen!

>> Na los kleine Lina, öffne die Augen! << Ich kniff meine Augen nur noch fester zusammen. >> Öffne die Augen hab ich gesagt! << knurrte er und grub seine Fingernägel in mein Bein. Ich stöhnte auf vor Schmerz. Öffnete aber meine Augen, da ich nicht noch mehr Schmerzen riskieren wollte. Das erste was ich sah, waren haselnussbraune Augen dich mich anfunkelten. Da nach,  fiel mein Blick auf seine Lippen, sie schimmerten rot. Blut rot!

>> Siehst du kleine Lina. Ist doch gar nicht so schlimm. <<

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf seine Lippen. Als er gesprochen hatte, hatte ich deutlich seine Zähne sehen können. Seine Eckzähne waren spitz. Sie waren spitz!

>> W-was bist du? <<

>> Das weißt du doch genau. Hab ich recht? <<

Ich zitterte. >> Das kann nicht sein! << panisch sprang ich vom Stuhl. Ein kläglicher Versuch mich von ihm zu entfernen.

Ich war noch nicht mal bis zur Tür gekommen, da stand er schon wieder vor mir. >> Das nützt dir nichts  Schätzchen. << 

Lässig lehnte er sich an die Tür und grinste mich an.

>> wo wollen wir denn hin? <<

Langsam wurde ich wütend. Was bildete der Typ sich eigentlich ein? Der war doch ziemlich sicher aus der Psychiatrie entlaufen! Das war die einzig logische Erklärung, die ich hatte. Doch wie war der überhaupt in mein Zimmer gekommen? Vielleicht träumte ich ja nur und er würde verschwinden, wenn ich meine Augen schloss. Ein Versuch war es immerhin  wert. 

Als ich die Augen wieder aufschlug, stand er immer noch vor mir. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Grinsen war sogar noch breiter geworden.

>> Was willst du von mir!? << jede Angst war verschwunden. Wenn er unbedingt auf Vampir machen wollte, bitte! Dann spielte ich eben mit! Vielleicht verschwand er ja, wenn ich ihn glauben lassen konnte, dass ich ihn ernst nahm.

>> Wenn du hier bist um mein Blut zu trinken, dann fang doch bitte endlich an und hör auf zu quatschen! << 

Das Grinsen erstarb. Dafür wurden seine Augen größer und seine Augenbraue schnellte in die Höhe.

>> Wie bitte? << 

Jetzt war ich es die grinste. Bingo! Genau Lina verwirre ihn.

>> Na es ist doch unnötig, dass wir hier stehen und quatschen wie zwei Waschweiber. << 

Meine plötzlicher Mut schien ihn vollkommen aus der Bahn zu werfen. >> Außerdem, schienst du doch schon ziemlichen brannt zu haben, wenn du schon unschuldige Mädchen in ihren Zimmern überfällst. <<

Es kostete mich unendliche Mühe, bei seinem Gesicht nicht laut los zu lachen.

 >> Du bietest mir nicht nur dein Blut an sondern hast auch noch eine große Klappe. Das gefällt mir! <<

 Er stieß sich von der Tür ab und schritt langsam auf mich zu.

>> Ich gebe zu am Anfang unserer Unterhaltung hatte ich meine Zweifel, aber jetzt bin ich mir vollkommen sicher, dass du die richtige  Wahl bist. Ich werde mit dir sehr viel Spaß haben! <<

Fassungslos starrte ich ihn an. War der übergeschnappt?

Was für'ne Wahl? Was für'n Spaß?

Ich hatte das ungute Gefühl, dass sein Vorhaben für mich alles andere als spaßig werden würde! Eher schmerzhaft und verstörend.

>> Mein Anwesen, wird dir gefallen. Auch wenn du es nur ein einziges Mal von außen sehen wirst.<< Er schmunzelte. >>Wie deine Vorgängerinnen auch. <<

Ich schluckte. Obwohl ich mich zwang, nicht über seine Anspielung nach zu denken, huschten mir etliche schreckliche Vorstellungen durch den Kopf. Was war mit den besagten Vorgängerinnen passiert?

>> Das kann schon sein! Aber wer sagt denn, dass ich dich auf dein Anwesen begleite? << Im Moment war ich so froh darüber, dass ich früher einmal Theater gespielt hatte und dadurch meine Gesichtsmuskeln wenigstens etwas unter Kontolle hatte.

>> Ich sage das! << Der sanfte Ton seiner Stimme wechselte von einer Sekunde zu anderen in ein bedrohliches Knurren.

>> Das war kein Angebot, du wirst mit mir kommen! <<

Ok Lina. Ich glaube du solltest ihn nicht mehr reizen und versuchen ihn davon zu überzeugen, dass er mit dir kein gutes Los ziehen würde.

>> Mit mir kann man keinen Spaß haben, ich bin mega langweilig! << So wie mein ganzes Leben auch, fügte ich in Gedanken dazu. Vielleicht wäre er eine Abwechslung. Zwar eine schmerzhafte und lebensgefährliche, aber eine Abwechlung. Was dachte ich hier? Ich würde auf keinen fall mit ihm gehen!

>> Das lass mal mein Sorge sein. Ach und wenn du dich doch weiter weigern solltest, werden alle Menschen die dir jemals etwas bedeutet haben sterben! Glaube mir, ich werde sie alle finden! <<

>> Ist ja gut, ich komme ja mit dir! Aber lass meine Familie und meine Freunde in Ruhe! <<

>> Solange du tust was ich dir sage, wird ihnen nichts geschehen. << >> Und du gewährst ihnen Schutz! <<

Er strich mir eine Strähne hinters Ohr, beugte sich vor und legte seine Lippen an mein Ohr.

>>Solange du mich begleitest mach ich alles, meine Schöne! <<

Ich zitterte. Was würde mich da nur erwarten? 

>> Na dann! Komm mit mir! <<

>> Jetzt!? <<

>> Ja natürlich jetzt! oder glaubst du ich würde dir die Gelegenheit geben deiner Mami von mir zu erzählen? << er lachte leise. Irgendwie hatte der Typ extreme Stimmungsschwankungen! Mal war er ganz harmlos und im nächsten Moment sprang er mir fast an die Gurgel. 

Er packte mich am Handgelenk und wollte mich zum Fenster ziehen, aber ich wehrte mich.

>> Hast du unsere Vereinbarung vergessen? << zischte er und zog mich mit einem heftigen Ruck an seine Brust.

>> Nein, aber ich muss mir doch sachen mitnehmen oder nicht? <<

Er lachte. >> Prinzessin, ich habe eine Burg und ein riesige Fläche Land, denkst du da habe ich nichts zum anziehen für dich? <<

Ich nickte langsam. >> Aber ich brauche noch ein paar Sachen. Wie meine Zahnbürste oder meine Kontaktlinsen. Wie wäre es, wenn ich meine Sachen zusammenpacken, meiner Mutter sage, dass ich bei einer Freundin übernachte und wir uns unten an der Straße treffen? <<

Er schien kurz zu überlegen nickte dann aber, wenn auch widerwillig  und ließ mich los. >> Ich gebe dir 15 Minuten! <<

Einen Wimpernschlag später stand ich alleine im Zimmer.

15 Minuten! Sollte ich? Nein! Ich muss mich an die Verabredung halten. In Windeseile suchte ich meine Sachen zusammen.

>> Lina? Was machst du da? Willst du noch weg? <<

>> Mama! Das hab ich dir doch erzählt ich schlaf bei Susi! << 

Und schon wieder war ich froh darüber mal Schauspielunterricht gehabt zu haben.

>> Ach... das hab ichja ganz vergessen! << 

Jetzt wo sie so schuldig drein blickte, schämte ich mich für meine Lüge. Mich wunderte aber nicht, dass sie dachte es vergessen zu haben. Sie vergaß oft Dinge die ich ihr erzählte oder eher gesagt, hörte mir gar nicht zu. Ihre Arbeit ging eben vor.

Ich war schon auf der Treppe die nach unten und domit zur Haustür führte, als meiner Mutter noch etwas einfiel.

>> Ach... Lina? << Ich seufzte und blieb stehen.

>> Ja? << mein Blick war auf meine Armbanduhr gerichtet ich hatte noch 2 Minuten und die würde ich für den Weg auch brauchen.

>> Hast du die Scherben weg geräumt!? <<

Ich verzog das Gesicht und war froh, dass sie es nicht sehen konnte.

>> Ja, hab ich! << rief ich und eilte weiter. Ich hatte jetzt echt keine Zeit mehr und wusste, dass sie sofort nachschauen gehen würde. 

Gerade als ich mir meinen roten Mantel überwarf und durch die Tür treten wollte, erklang die Stimme meiner Mutter: >> LINA!!! <<

>> Tschüß Mama! << rief ich und zog die Tür hinter mir zu. Das würde Ärger geben wenn ich wieder kam. Wenn ich überhaupt wieder nach Hause kam!

 

 

Kapitel 2

Ich war froh darüber, dass unsere Straße von relativ vielen Straßenlaternen beleuchtet wurde. Viele Straßen in unserem Dorf, waren nämlich nicht so beleuchtet. Susi's zum Beispiel. So oft hatte sie nach einem Horrorfilm bei mir übernachtet, weil sie sich nicht nach Hause getraut hatte.

Normalerweise, war ich nicht besonderd ängstlich, aber die Tatsache, dass dieser Typ hier irgendwo lauerte, war mir dann schon etwas unheimlich. 

>> Ich dachte schon du kommst nicht mehr <<

Ich zuckte so heftig zusammen, dass mein Nacken danach schmerzte. 

>> Denn dann hätte ich dich holen müssen und das wäre nicht schön ausgegagen! <<

>> Musst du mich so erschrecken!? << murrte ich und rieb mir den schmerzenden Nacken. 

Er zuckte mit den Schultern. >> Du wusstest doch, dass ich hier irgendwo auf dich warten würde! << 

>> Ja das schon, aber nicht dass du dich so anschleichen würdest<<

>> Ich bin nicht geschlichen! << Ich hob eine Augenbraue. >> Bist du  immer so leise? <<

>> Wenn ich nicht gerade mit Absicht irgendwo lang trampel, so wie du, dann ja << Ich seufzte schwer. Na super! Das würde lustig werden! Nicht nur, dass er mir Korperlich mehr als überlegen war. Ich würde ihn auch noch nicht mal hören wenn er angreifen würde.

>> Hast du jetzt alles? Ich hab nämlich keine Lust noch mal umdrehen zu müssen! <<

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.01.2015

Alle Rechte vorbehalten

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