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Mein unglückliches Leben

Meine Bestellung ist soeben angekommen. Wie gern ich mir doch damals Sachen gerne bestellt habe. Heute, wenn ich die Sachen anschaue, habe ich diese Sachen zwar bekommen, aber die wunderschönen Augen von Liam sind nicht mehr zu sehen. Heute betrachte ich meine Bestellungen nur noch als Befriedigung meiner materiellen Bedürfnissen. Damals habe ich, als Bestellungen angekommen sind, sie Liam zuerst gezeigt. Wie er sich gefreut hat und ich mich, weil er sich gefreut hat, ebenfalls gefreut habe. Wie Liam und ich Klamotten anprobiert haben und gelacht haben, weil manches so witzig war. Heute nehme ich alleine Bestellungen an und betrachte sie mit Trauer, dass Liam nicht mehr an meiner Seite ist. Die Tasche habe ich noch gar nicht ausgepackt. Ich betrachte sie nur und Hass spüre ich nun. Ich bin von Liam verlassen worden. Ehrlich gesagt, ich habe Schluss gemacht, aber Liam hat zum größten Teil dazu beigetragen. Wieder lasse ich Tränen aus meinen Augen herunter kullern. Ich habe ihn so geliebt, geliebt wie jemand Gott liebt. Ich habe alles für ihn getan und der Dank ist nicht nur weil er seinen eigenen Weg gehen will, obwohl ich ihn überall begleitet und unterstützt habe, nein, er blockiert mich bei Facebook, Skype, Whatsapp und blockiert mich auch noch meine E-Mail Adresse, damit ich ihn bloß nicht wieder anschreibe. Wir haben uns sehr heftig gestritten, nebenbei habe ich auch noch ihn dabei erwischt, dass er das Rotlichmilieu besucht, hinter meinem Rücken, an den Abende, an denen er mir gesagt hat, er müsste als Rechtsanwalt längere Schichten übernehmen. Trotzdem liebe ich ihn immer noch, aber nachdem er mich in allen sozialen Netzwerken, in denen wir Kontakt hatten, mich blockiert, weiß ich nicht, ob ich ihm verzeihen kann. Manchmal denke ich, vielleicht habe ich alles falsch in der Beziehung gemacht. Vielleicht habe ich gar keine richtigen Vorstellungen davon, wie Männer ticken. Vielleicht ist betrügen und belügen normal heutzutage? Ich weiß es nicht. Ich lege meinen Kopf auf meine Knie und bin kurz am einnicken, als Tante Sabia an meine Zimmertür anklopft. ,,Mila, ist alles in Ordnung bei dir?´´ Ich wische meine Tränen mit meiner rechten Hand weg, stehe auf und öffne die Tür, mit großer Lustlosigkeit. ,,Hallo Tante.´´ Eigentlich ist Tante Sabia gar nicht meine Tante, sondern unsere Haushälterin. Sie kümmert sich um mich wie eine Mutter. Ich glaube, jeder in dieser Villa vertraut ihr wirklich alles an, bis auf meine Eltern, die manchmal sie schlecht behandeln, weil sie eben keine Akademikerin ist. Tante Sabia hat nur einen Hauptschulabschluss. Sie kommt aus einem kleinen Dorf. Sie hatte keine Möglichkeit mehr sich weiter bilden zu lassen, wegen ihre Eltern, weil sie nie wollten, dass Tante Sabia sich weiterbilden lässt und einfach arbeiten geht, um Geld nach Hause zu bringen. Tante Sabia ist irgendwann geflüchtet und wir haben sie in unserer Villa als Haushälterin aufgenommen, weil wir einen gebraucht haben. Meine Familie ist sehr reich, das betröstet mich aber auch nicht bei meinem Liebeskummer. Ich bin froh, dass sie bei uns ist und vor meiner Mutter will ich sie nicht Mutter nennen, weil ich meine Mutter seelisch damit verletzen könnte, also habe ich beschlossen, sie Tante zu nennen. Ich öffne die Zimmertür und hoffe, dass Tante Sabia nicht merkt, dass ich geweint habe. Ich kann aber nichts vor ihr verheimlichen. Sie merkt es sofort. ,,Bist du immer noch wegen ihm traurig?´´ Ich setze mich danach auf meinem Bett und sie setzt sich zu mir. Sie sagt einfach nichts, sondern streichelt mich an meinem Kopf. Ich lege meinen Kopf danach auf ihre Schulter. Tante Sabia weiß einfach wann sie sich äußern muss und wann sie einfach schweigen muss. Das finde ich sehr schön. ,,Du schatzi, ich wollte dich etwas fragen?´´ Ich finde es gut, dass sie mich bezüglich meiner Trauer nichts fragt und stattdessen mich auf ein anderes Thema ansprechen will. ,,Wenn du heute erlaubst, würde ich gerne früher Schluss machen.´´ Nun schaue ich ihr direkt in die Augen. ,,Damian, mein Neffe ist heute angekommen und ich möchte bei der Feier dabei sein. Seine Familie, also meine Schwester und ihr Mann haben für ihn ein Fest organisiert. Er hat zuvor in Amerika studiert und nun, weil er seinen Abschluss und Studium dort abgeschlossen hat, muss das gefeiert werden.´´ Ich lächele Tante an. ,,Dafür musst doch nicht fragen. Selbstverständlich.´´ Tante Sabia ist aus meiner Sicht sehr rücksichtsvoll. Es steht ihr doch selbstverständlich zu, die Feier für seinen Neffen zu besuchen. Sie lächelt mich an, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und bedankt sich. ,,Dafür doch nicht, Tante.´´ Sie lacht und verlässt danach mein Zimmer. Mir geht es ein wenig besser. Immer wenn sie hier ist, herrscht eine Art Magie danach. Mir geht es immer besser, wenn sie hier bei mir ist.

 

Am Abend sind meine Eltern angekommen. Eine Feier in der Firma meines Vaters hat stattgefunden, ich habe keine Lust gehabt, die Feier zu besuchen. Alles kommt mir in meinem Familienleben spießig vor. Alle aus unserer Familie sind Akademiker, fühlen sich als etwas besseres und ich gehe davon aus, dass sie das Wort ,,Menschlichkeit´´ noch nie gehört haben und geschweige denn ,,alle Menschen müssen gleich behandelt werden´´, das kennen sie selbstverständlich nicht. Ich kenne solche Partys, auf denen meine Eltern immer gehen. Alle sind dazu angestrebt, den anderen Akademikern gegenüber anzugeben. Alle wollen immer den anderen zeigen, dass sie etwas besseres sind. Ich hasse solche Partys einfach. Meine Eltern haben sich nie sonderlich für mich interessiert. Für sie ist es egal, ob ich bei verschiedene Feste und Feier dabei bin oder nicht. Irgendwie führt jeder sein eigenes Leben. Manchmal gibt es auch Phasen, da hacken sie auf mich und mein Leben herum, aber interessiert mich nicht mehr, außer dass ich manchmal einfach genervt bin von ihnen. 

Ich weiß ungefähr, um welche Uhrzeit sie kommen. Kurz davor wasche ich mein Gesicht und beruhige mich ein wenig, in dem ich mein Zimmer aufräume und versuche, den Hass in meinem Herzen zu verdrängen und an Liam nicht zu denken. Ich lenke mich sozusagen ab. Um 19 Uhr kommen meine Eltern an. Ich gehe die Treppen runter Richtung Haustür, mache sie auf, begrüße meine Eltern und lasse sie selbstverständlich rein. Zwei fröhliche Gesichter sind zu sehen. Wie es mir geht, interessiert sich keiner. ,,Hallo Schatz, sag bitte Frau Sabia Bescheid, sie soll den Tisch decken, wir haben großen Hunger.´´ Ich nicke meiner Mutter zu, gehe in die Küche, während meine Eltern ihre Jacken ausziehen, sie aufhängen und sich danach zum Tisch begeben. In der Küche sehe ich, dass Tante Sabia bereits alles vorbereitet hat. Da sie wusste, dass ich in Trauer versunken war, wollte sie mich allein lassen und mich nicht mit unnötige Sachen konfrontieren. Sie ist gegangen, ohne dass ich mich von ihr verabschiedet habe. Ich bereue es, mich nicht von ihr verabschiedet zu haben. Ich sehe auf den Küchentisch einen Zettel, der für mich geschrieben ist: ,,Mila Schatz, deine Eltern kommen heute Abend. Du brauchst nur die Sachen auf den Tisch zu stellen. Danke nochmal für dein Verständnis, mir frei gegeben zu haben. Ruf mich an, wenn etwas ist. Tante Sabia.´´ Sie ist einfach Genial. Wie schön die Sachen alle auf den Tisch gestellt sind und wie ordentlich sie alle aufgestellt sind und aussehen. Sie sehen ebenfalls alle auch sehr lecker aus. Tja, wir hatten vor Tante Sabia auch eine Haushälterin. Von Hygiene hatte sie keine Ahnung und geschweige denn von der Arbeit, die sie machen musste. Einmal haben meine Eltern sie dabei erwischt, wie sie bei Zwiebelschneiden ihre Nase mit ihrer Hand geputzt hat und danach die Zwiebeln in ihrer Hand genommen hat. An andere Details möchte ich mich aber nicht erinnern, sie mir ebenfalls bekannt sind. Zuerst nehme ich den Schüssel Salat mit in unserem sehr großen Balkon und stelle es dort auf den Tisch. Unser Esstisch liegt in unserem Balkon. Ich sehe bereits, dass meine Eltern am Tisch sitzen. Meine Mutter zieht ihre Augenbrauen zusammen und schaut mich verwundert an: ,,Wieso deckst du den Tisch?´´ Mein Vater schaut mich auch nun verwundert an. Ich muss ihnen also erklären, warum ich ausgerechnet nun den Tisch Decke, obwohl ich keine große Lust darauf habe. ,,Tante Sabias Neffe ist angekommen. Er kommt nach langer Zeit aus Amerika wieder hier nach Deutschland. Eine Feier wurde für ihn organisiert, zu dem Tante Sabia auch gehen wollte.´´ Meine Mutter zieht ihre Augenbraunen hoch und schaut hochnässig, in dem sie leicht ihre Brust rausstreckt. Mein Vater schüttelt seinen Kopf. Man zeigt kein Verständnis. ,,Sabia haben wir hier eingestellt für das Arbeiten und nicht für Party machen.´´ Ich bin echt genervt von meiner Mutter. Immer wissen sie natürlich alles viel besser. Von meinem Vater auch, aber der gibt wenigstens keine unnötigen Kommentare ab. Ich nicke meinen Kopf und gehe in die Küche, um andere Lebensmittel zu bringen, wie zum Beispiel Brot und ein Schüssel Kartoffelpüree und so weiter. Ich trage sie zu unserem Balkon und stelle sie auf dem Tisch ab. Meine Mutter scheint sich nicht beruhigt zu haben. ,,Kommen und gehen wann sie wollen. Wenn du Arbeitnehmer nicht so viel Freiheit und Spaß gewähren würdest, würden sie dich auch nicht so ausnutzen, in dem sie auf irgendwelche Partys gehen und ihre Arbeit vernachlässigen.´´

 Ich muss mich echt zusammen reißen, um kein falsches Wort zu sagen. Ich hasse ihre egoistische Art. Glauben sie echt, nur weil sie reich sind und eine Villa haben, besitzen sie alles im Leben, was sie brauchen? Ha, ich glaube kaum. ,,Valerie, es reicht, lass uns über ein anderes Thema sprechen.´´ Meine Mutter schaut meinen Vater streng und böse an. ,,Ich habe auch kein Verständnis dafür, aber die Aufregung ist es nicht Wert.´´ In diesem Moment hätte ich meinen Vater am liebsten umarmt. Wenn wir beide auch keine gute Beziehung haben, so setzt er meiner Mutter manchmal Grenzen und das finde ich toll an ihm. Vielleicht sollte ich einmal darüber nachdenken, ob mein Vater doch nicht der vernünftige nach mir in dieser Familie ist, obwohl es mich anekelt, weil er sich oft auf solche Partys befindet. In der Küche wünsche ich mir, Tante Sabia einfach umarmen zu dürfen. Boa ich finde sie einfach super! In der Küche steht eine Schüssel voller Fischstäbchen und ein Schüssel Spinat. Das ist mein Lieblingsessen! Wieso ist mir das vorhin nicht aufgefallen, als ich den Schüssel Kartoffelpürree mitgenommen habe. Sie hat mein Lieblingsessen gekocht, weil sie wusste, dass ich traurig bin. Ich muss heute Abend unbedingt zu ihr gehen. Dafür, dass sie mein Lieblingsessen gekocht hat und immer für mich da ist, sehe ich es durchaus als total respektlos, dass ich mich nicht von ihr verabschiedet habe. Das hole ich auf jeden Fall nach. Nachdem ich alles auf den Tisch gestellt habe und von der Küche nichts mehr holen muss, genieße ich es total, mein Lieblingsessen verspeisen zu dürfen. Es herrscht stillschweigen, jeder isst sein Essen. Danach räume ich den ganzen Tisch auf. Ich tue alles in die Spülmaschine, was ziemlich schnell geht und putze noch danach den Tisch. Alles sieht sehr sauber aus. Normalerweise bin ich unordentlich, aber ich möchte mich nun wie Tante Sabia entwickeln, zu einem ordentlichen und sauberen Menschen. Von dieser Frau werde ich noch vieles lernen, das steht fest. Danach ziehe ich meine Jacke an, als mich meine Mutter entdeckt. ,,Mila, um diese Zeit, wo willst du hin?´´ Ich schaue meine Mutter an und lächele. ,,Ich habe mich von Tante Sabia nicht verabschiedet und es wäre durchaus respektlos es einfach so stehen zu lassen.´´ Vorhin habe ich mich in meinem Kleiderschrank gut umgeschaut, was ich denn nun anziehen soll. Ich entschied mich danach für einen lila T-Shirt, dass jeweils an den Ecken schwarze Farben hat und für eine Jeans mit weißen Sportschuhen. Meine Mutter schüttelt ihren Kopf: ,,Mila, sie vernachlässigt ihre Arbeit und warum verabschiedet sie sich nicht von dir? Das ist doch ihre Aufgabe?´´

Ich lache. ,,Mama, ich habe geschlafen. Hättest du erwartet, dass Tante Sabia mich weckt, nur um sich zu verabschieden?´´ Ich lächele sie weiterhin an, während sie kurz stöhnt. ,,Dann hättest du dich darüber aufgeregt, warum sie mich geweckt hat.´´ Das stelle ich fest, es ist keine Frage. Meine Mutter hat leider allen Menschen etwas auszusetzen. Irgendwie kann man ihr gar nichts gerecht werden. ,,Ach, ich weiß nicht. Meiner Meinung nach ist das nicht Wert.´´ Dann verlässt sie die Hausflür. Manchmal sitzt sie gemeinsam mit meinem Vater zusammen und sie erzählen sich etwas. Manchmal gehen sie schlafen. Ich gehe davon aus, dass sie sich hinsetzen und miteinander sprechen, während ich weg bin, von dem Schlafen gehen hat sie nichts erzählt. Wir haben übrigens Fahrer, die unterschiedliche Schichten zu unterschiedlichen Zeiten nehmen. 24 Stunden lang stehen sie uns zur Verfügung. Als ich mich nach draußen begebe, sehe ich Herrn Stein. ,,Guten Tag meine Dame, wo darf es hingehen?´´ Er ist immer höflich und arbeitet schon seit vielen Jahren als Fahrer bei uns, nach dem er von mehreren Arbeitgebern entlassen wurde. Er ist immer entlassen worden, weil entweder die Firmen, in denen er gearbeitet hat, pleite gegangen sind oder leider ist er auch mehrere Male gemobbt worden. Bei uns fühlt er sich wohl und ist zufrieden mit seinem Job. ,,Einmal in die Adenastraße 15.´´ Ich lächele ihm zu und er öffnet die Autotür. Ich setze mich im Beifahrersitz. Ich bin zufrieden mit der Fahrt von Herrn Stein. Ich selbst habe Führerschein gemacht und kann es beurteilen. Er fährt langsam und konzentriert. Einige Fahrer bei uns fahren einfach zu schnell, wie Herr Novel zum Beispiel. Oft muss ich darauf aufmerksam machen, dass er langsamer fahren soll. Das ist aber kein Grund jetzt, sich aufzuregen. 

Nach etwa fünfzehn Minuten komme ich in der Adenastraße 15 an. Ich sage Herrn Stein, dass er auf mich warten soll. Es ist nur eine kurze Angelegenheit. Er wartet auf mich, während ich die Schelle drücke. Kuchinski, so heißt Tante Sabia und ihre Familie. Eine große Frau macht mir die Tür auf. Sie ist blond und hat braune Augen. Sie hat lange Haare. Sie trägt ein grünes T-Shirt und eine grüne Jeans. Sie ist schlank, so dass man fast denken könnte, sie wäre ein Topmodel. ,,Hallo meine Dame, wen möchten Sie sprechen?´´ Sie hat eine weiche Stimme und ruhige Stimme. ,,Hallo, Josch mein Name, ist Sabia Kuchinski zu sprechen?´´ Die Frau macht auf mich keinen schlechten Eindruck. Hübsch ist sie schon, dass muss man ihr Mal wirklich sagen, ich behalte aber meine Meinung für mich. Übrigens, als ich sie nochmal genauer betrachte, fällt mir auf, dass sie grüne High-Heels trägt und gelbe Ohrringe, die nur kreisförmig sind und kein besonderes Symbol darstellen. Sie nickt, schaut mich noch skeptisch an und verlässt kurz die Haustür. Musik ist zu hören, eher ein Lied von Silva, Deka la li heißt es glaube ich, bin mir aber da nicht sicher, es hört sich für mich so an. Beim genauem hinhören ist es tatsächlich dieses Lied. Tante Sabia kommt auch schon. ,,Mein Kind, schön dass du kommst, ist alles in Ordnung?´´ Typisch Tante Sabia, macht sich wieder einmal um alles Sorgen. ,,Ich bin nochmal gekommen, um mich von dir zu verabschieden. War respektlos von mir, mich nicht verabschiedet zu haben, Mutter.´´ Ich zwinkere ihr zu und sie umarmt mich. ,,Mein Kind, das war doch gar nicht nötig gewesen, all die Mühe hast du dir gemacht, diesen Weg nur hierher zu kommen, nur um dich von mir zu verabschieden?´´ Als sie mich umarmt, fühle ich die Mutterliebe, die sie mir gegenüber hat. Immer wenn meine Mutter nicht in der Nähe ist, nenne ich sie Mutter. Dann lässt sie mich los und schaut mich mit strahlenden Augen an. ,,Wenn du schon hier bist, möchte ich dir meine ganze Familie vorstellen, komm mit.´´ Ich betrete zunächst einmal einen Garten und dann ist da noch eine Tür, die direkt zu dem Haus führt. Tante Sabia erzählte mir einmal, dass ihre Familie ein eigenes Haus besitzt. Zuerst betretet Tante Sabia das Haus. Die Musik Deka la li ist zu Ende. Ich erinnere mich jetzt, dass es von Silva ist. Dann betrete ich das Haus und sehe einige neue Gesichter. Die Frau von vorhin habe ich schon gesehen. Ich sehe dann noch einen Mann. Pechschwarze Haare, groß und muskulös gebaut und ganz schwarz angezogen. Haare gegellt und blaue Augen. Er sieht ebenfalls sehr gut aus muss man sagen. Ich sehe danach einen jungen Mann, meiner Meinung nach Ende 20 und wie die Frau von vorhin hat er blonde Haare und er hat grüne Augen. Er ist ebenfalls muskulös, aber ein wenig kleiner als der Mann und die Frau. Mein Gott, eine hübsche Familie, das muss man schon sagen. Dann stellt mir Tante Sabia ihre Familie vor. ´´Mila, das ist Damian.´´ Sie zeigt auf den Jungen, der in dieser Familie der kleinste ist. ,,Damian ist 21 Jahre alt, er ist heute aus Amerika gekommen. Er hat einen sehr guten Universitätsabschluss hinter sich und möchte hier Sport studieren. Nebenbei ist er sehr gut in Mathematik und hat auch die beste Voraussetzungen für Engineurwissenschaften. Ein sehr kluger, netter, hilfsbereiter und charmanter junger Mann.´´ Während sie mit mir spricht, geht sie langsame Schritte auf den jungen Mann zu und fasst in an seine Schultern mit ihren beiden Händen. Dann bügt sie sich zu ihm, um direkt in seinem Gesicht zu schauen. ,,Stimmt es, Damian?´´ Es ist viel mehr eine rhetorische Frage. Alle, außer Tante Sabia kichern. Damian äußert sich dazu: ,,Tante, du übertreibst.´´ Ich muss jetzt auch kichern. ,,Mila Schatz, sie ist übrigens meine Schwester und er ist mein Schwager, kurz gesagt auch die Eltern von Damian. Ich nicke.  Ein kurzes Schweigen herrscht, bis Tante Sabia sie unterbricht. ,,Mila, du und Damian, ihr seid doch im selben Alter und ihr habt doch beide auch studiert. Warum macht ihr hier keinen kurzen Spaziergang und redet miteinander ein wenig?´´ Während sie sich mit dem Ellbogen an eine Theke in der Küche anlehnt, schauen Damian und ich uns an. Die beiden Personen schauen sich gegenseitig an und zucken die Schultern. ,,Tante, lieben Dank, aber der Fahrer wartet schon auf mich. Es ist spät, ich muss los. Danke für die kurze Einladung, Tante.´´ Tante stöhnt ein wenig, weil sie ein wenig enttäuscht ist. Sie wird sich wohl damit abfinden müssen. Zuletzt reiche ich noch meine Hand den anderen Familienmitgliedern und verabschiede mich. Tante umarmt mich kurz wie immer und danach verlasse ich das Haus. Im Auto muss ich wieder an Liam denken. Die wunderschönen blauen Augen, sein schmaller Körper, alle Erinnerungen die ich an ihm habe, als würde ich eben Tagebücher schreiben. An jedes Detail kann ich mich erinnern. Ich vermisse ihn, zugleich hasse ich ihn aber auch. Das schlimmste ist, dass er mich überall in den sozialen Netzwerken blockiert hat. Ich weiß nicht, warum das am meisten weh tut. Wie ein Feuer brennt es in mir. Ich unterdrücke Tränen. Obwohl das schlimmste für mich sein müsste, dass er mich verlassen hat und wie er mich verlassen hat. Manchmal fällt es mir schwer, mich selbst zu verstehen. Ich verstehe nicht, was mir an Liam so gefallen hat, dass ich mich in ihn verliebt habe. Ich schaue kurz nochmal in meinem Handy, in der Hoffnung eine Nachricht von ihm erhalten zu haben. Was ich mir von dieser Nachricht erhoffe oder generell erhoffe, weiß ich nicht. Als ich dann auf dem Display meines Handys schaue, sehe ich keine Nachrichten, die von ihm stammen könnten. Ich sehe überhaupt gar keine Nachrichten, die angekommen sind. Mein Leben ist dunkel und von der Dunkelheit umgeben. Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?´´             

 

Fortsetzung folgt....                                                                          

Bekanntschaft mit Damian

Als ich Zuhause ankomme, sehe ich, dass kein Licht brennt. Danach weiß ich, dass meine Eltern höchstwahrscheinlich schlafen gegangen sind. Ich bedanke mich zuletzt bei unserem Fahrer und wünsche ihm noch gute Nacht. Als ich unsere Villa betrete, hänge ich meine Jacke auf und lege meinen Schal ab. Ich ziehe mir meine schwarzen Stiefeln aus. Ich gehe anschließend danach auf meinem Zimmer und schlüpfe mich in meinem Schlafanzug. Als ich mich auf mein Bett hinlege, wäre es, als würde neben mir Liam liegen. Als ob er in Wirklichkeit bei mir wäre. Ich schaue ihm in die Augen. Die wunder schönsten blauen Augen der Welt. Liam lächelt mich plötzlich an und ich muss zurück lächeln. Jedes Detail hat mein Unterbewusstsein gespeichert. Ich bekomme plötzlich das Bedürfnis, ihn an der Wange zu streicheln. Als ich ihn streichele, merke ich plötzlich, dass ich den Matratzenbezug streichele. Ich werde ein wenig ärgerlich und drehe mich auf die andere Seite. Bevor ich noch gleich denke, dass ich anscheinend psychisch noch mehr Probleme bekomme.

 

Am nächsten morgen wache ich etwa um 7 Uhr morgens auf. Geträumt habe ich letzte Nacht gar nicht, aber ich fühle mich ausgeschlafen. Plötzlich geht meine Zimmertür auf und ich sehe Tante Sabia. Normalerweise begrüßen wir uns morgens nicht. Wir lächeln uns einfach zu, so wie immer. Keiner von uns beiden ist dann auf den anderen beleidigt, weil wir uns auch so mögen. Ein guten Morgen baut ja nicht eine Beziehung auf. Man muss sich mit Herz und Seele mögen. Ich stehe auf, mache mein Bett ordentlich fertig und gehe in das Badezimmer. Ich möchte mich gar nicht im Spiegel anschauen. Damals, als Liam noch bei mir war, habe ich mich gerne in den Spiegel angeschaut. Einmal standen wir gemeinsam sogar vor dem Spiegel und haben uns gegenseitig beobachtet. Da ich glaube, dass ich auch eventuell Schuld sein könnte, dass unsere Beziehung vorbei ist, mag ich mich selbst nicht mehr, um mich in den Spiegel schauen zu können.

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Tag der Veröffentlichung: 19.06.2016

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