„Wie wär’s mit einem Nerd?“ Tom's Stimme dringt an mein Ohr. Durch die dröhnenden Bässe um uns herum kann ich ihn kaum verstehen.
„Was?“ frage ich ihn irritiert. Vielleicht habe ich mich ja auch verhört.
„Na ja, der große Blonde dahinten mit der Nerdbrille.“ Kurz stutze ich, lasse meinen Blick dann durch die Menge zu dem großen blonden Typen an der Bar wandern.
„Mmhh... Ist nicht dein Ernst, oder?“ murmle ich leise vor mich hin. Tom legt einen Arm um mich und flüstert: „Warum nicht? Wir hatten noch nie einen Nerd. Der sieht doch ganz hübsch aus. Groß, schlank und hat bestimmt ordentlich was in der Hose.“
„Aua“, kommentiere ich. „Wie wär’s mit dem neben ihm?“
„Was hast du nur immer mit Südländern?“
„Na gut“, schnaube ich. „Dann sprich du ihn doch an. Kannst auch gerne unten liegen.“
„Ach, komm schon Baby.“ Seine Hand wandert über meinen Rücken zu meinem Hintern.
„Wir können doch auch alleine nach Hause gehen.“ Ich drehe mich zu ihm um. Ehrlich gesagt hatte ich heute keine besondere Lust auszugehen. Von meiner Seite aus betrachtet hätten wir auch den ganzen Abend zuhause bleiben können. Vielleicht eine Pizza bestellen, einen Film sehen und dann einfach nur vögeln können.
Aber nein, natürlich habe ich mich von meinem ebenfalls schwulen WG-Mitbewohner breitschlagen lassen. Vermutlich habe ich einfach eine Schwäche für große charmante Männer.
„Gut. Du kannst ja nach Hause gehen, dann such ich mir halt was für mich alleine.“ Trotzig reckt er seinen Hals und schaut über mich hinweg.
„Du bist so ein Wichser“, schnaube ich.
„Ach halt die Klappe, Phil.“
Genervt drücke ich ihn von mir weg. Ich habe keine Lust alleine zu Hause in meinem Bett zu liegen während Tom sich mit irgendeiner kleinen Hure nebenan vergnügt.
Selbstverständlich ist es nicht so als wären Tom und ich ein Paar. Angepisst bin ich aber trotzdem.
„Na schön“, sage ich schließlich. Es ist zwar nicht die optimale Lösung, aber ich werde damit leben können.
„Wusste ich’s doch.“ Tom gibt mir einen Klaps auf den Po und zieht mich mit zur Bar. Knurrend lasse ich es geschehen, ich kann es nicht ausstehen wenn er das macht.
Wir nähern uns dem großen Unbekannten, er scheint noch ein kleines Stück größer zu sein als Tom, vielleicht 1,90 m. Mit meinen 1,74 m komme ich mir ganz schön klein vor in Anbetracht dieser zwei Männer. Wie immer ist Tom derjenige, der ihn anspricht, ich halte mich lieber im Hintergrund. Auch wenn das hier nicht unser erster Dreier sein wird, ist mir die Sache doch anfangs immer wieder unangenehm. Einfach so einen Fremden mit nach Hause zu nehmen. Daran werde ich mich nie gewöhnen.
„Ich bin Nick.“ Nun hat der Unbekannte also schon mal einen Namen.
Er hat blonde Haare und dunkle große braune Augen, die an einen Teddybär erinnern. Mein Blick wandert über sein Outfit. Er trägt ein weißes T-Shirt und eine grasgrüne Hose, bei dessen Anblick ich mehrmals blinzeln muss, da mir diese Farbe in den Augen weh tut. Außer seiner riesigen Brille erinnert eigentlich so ziemlich nichts an einen Nerd.
Tom übernimmt das Vorstellen für mich, Nick scheint wohl zugestimmt zu haben mit uns zukommen.
„Freut mich Phil.“ Seine Augen fixieren mich und sein Mund lächelt mich an.
„M-mich auch“, stottere ich fast. Er macht mich nervös. So etwas ist mir noch nie passiert.
Wir holen unsere Jacken und fahren mit Nick's Auto in unsere WG.
Bei uns angekommen, landen wir drei ziemlich schnell in Tom's Bett. Er hat das größere von uns beiden, also ist die Entscheidung ziemlich einfach.
Wir haben das schon öfters gemacht, ich weiß, wie das läuft. Also gehe ich zum Bett und fange an mich auszuziehen. Natürlich sehen die zwei mir zu. Ich bin der Kleinste, also ist es beinahe vorprogrammiert, welche Rolle ich in dieser Zusammenstellung einnehmen werde. Es sei denn Nick entpuppt sich als echter Bottom. Aber daran zweifle ich stark.
Mein Blick fällt erst auf Tom, auch er ist schon beinahe nackt. Dann sehe ich zu Nick. Seine Augen liegen auf mir, sein Shirt sinkt zu Boden, große Hände öffnen seinen Gürtel und schieben seine Hose von seinen Hüften.
Bei seinem Blick wird mir sowohl heiß als auch kalt. Die Matratze bewegt sich neben mir, Tom hat sich zu mir begeben und drängt mir seine Lippen auf.
Reflexartig erwidere ich, doch kann meinen Blick nicht von dem Fremden vor mir nehmen. Er trägt eine von diesen enganliegenden Shorts und was sich darunter abzeichnet scheint die Bestätigung von Tom's Verdacht zu sein. Nick kommt auf uns zu, sein durchdringender Blick erregt mich um einiges mehr als die Berührung meines Mitbewohners. Tom löst seine Lippen von mir.
„Knie dich hin.“ Ich tue, was er mir sagt. Tom ist nun hinter mir, zieht meinen Hintern noch ein Stück höher und zwingt mich in die Doggy-Position. Nick steht immer noch vor dem Bett. Ganz langsam, beinahe in Zeitlupe, zieht er seine Shorts herunter. Der Saum des Stoffes bleibt an der Eichel hängen, bis er sich schließlich löst und seine ganze Pracht direkt vor meinem Gesicht entblößt wird.
Rasiert, glatt, würde ich mir von Tom auch wünschen. Sein erigiertes Glied ist unheimlich imposant. Mit seinen Händen rollt er ein Kondom über seinen Penis. Seine Fingerkuppen streichen über mein Kinn, beinahe sanft.
„Bläst du?“ Ich nicke nur. Er drückt sein Glied gegen meine Lippen und ich öffne sie bereitwillig.
Plötzlich spreizt Tom meine Beine, überrascht keuche ich auf. Seine Hände fangen an meine Backen zu kneten. Eine wohlige Wärme breitet sich von meiner Körpermitte über meinen Körper aus. Sanft streicht eine Hand über mein Haar, ich sehe auf, direkt in die dunklen Tiefen von Nick’s Augen. Sein Mund ist halb geöffnet, seine Atmung geht schnell. „Du machst das gut, Süßer.“ Mir ist, als würde mein Herz einen Satz machen jedes Mal, wenn er etwas sagt. Ich kann nicht sagen warum.
Hände streichen über meinen Hintern, meinen Rücken, meine Schulter, so viele Hände. So viel Wärme. So viel Hitze.
Überraschend kühle Finger streichen durch meine Spalte, dringen in mich, kühlen mich ab und lassen mich keuchen. Die Härte in meinem Mund macht jedes Geräusch meinerseits nur zu einem leisen Säuseln. Dafür kann ich sie umso deutlich hören. Keuchen, Stöhnen, beschleunigter Atem.
Tom in mir. Nick's Länge gleitet mir aus dem Mund, kurz tut es weh. Ich kneife die Augen zusammen. Hände legen sich um mein Gesicht. Ich öffne die Augen, sein Gesicht ist direkt vor mir. Weiche Lippen liegen auf meinen, küssen mich. Erst sanft, dann drängend. Überrascht erwidere ich, aber mir bleibt kein Moment diesen unverhofften Kuss zu verarbeiten. Tom drängt sich immer wieder in mich.
Bin unfähig zu denken, kann nichts als Fühlen in diesem Moment. Ich kann nicht sagen, wer wie lange was mit mir macht.
Erst als sich mein Mund mit dem Sperma meines Mitbewohners füllt, komme ich wieder zu mir. Ein angenehmes Ziehen durchdringt meine Lenden und ein ebenso angenehmer Schmerz strahlt von meinem Hintern über meinen Rücken bis in mein Genick. Lange Finger umfassen meine Hüfte und ziehen mich immer wieder zurück.
~ ~ ~
Als ich aufwache, ist er weg. Nur noch Tom liegt auf der anderen Seite des Bettes.
Lediglich der Schmerz, den ich beim Aufstehen verspüre, erinnert noch an den großen Unbekannten.
Ein leises „Fuck“ entkommt meinen Lippen auf dem Weg in die Küche. Ich brauche ganz dringend eine Aspirin für meinen Kopf und wenn ich Glück hab, wirkt das Schmerzmittel auch an anderer Stelle.
Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, entdecke ich ein Blatt Papier, das jemand aus meinem Collegeblock gerissen hat. Ich nehme es in die Hand. In geschwungener Schrift hat jemand eine Nachricht hinterlassen.
Ich hab mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank genommen.
Hoffe, das ist Okay.
Nick
PS: Phil, schreib mir doch mal.
Darunter noch seine Handynummer.
Phil, schreib mir doch mal. Nicht ein: Schreibt mir doch mal.
Nein, nur ich.
Es ist Dienstag.
Ich habe mich noch nicht bei Nick gemeldet.
Seit der Nacht sind vier Tage vergangen, wenn ich den heutigen dazu zähle.
Tom habe ich nichts von dem Zettel erzählt.
Auch wenn ich seine Nummer schon eingespeichert habe und bereits heraus gefunden habe, dass er WhatsApp hat, habe ich ihm noch nicht geschrieben. Auf seinem Profilbild sieht er ziemlich gut aus, es ist ein Bild am Strand. Er spielt Volleyball, das Bild scheint eine Momentaufnahme zu sein.
Sein Status ist nichts sagend nur ein einfacher Smiley.
Mal wieder sitze ich auf meinem Bett und kaue auf meiner Unterlippe herum. Soll ich ihm schreiben oder nicht? Und wieso fühle ich mich bei dem Gedanken so hinterhältig? Ich fühle mich als würde ich Tom hintergehen weil ich ihm nichts erzählt habe.
Ach was soll’s.
Ich gebe mir also einen Ruck und schreibe ihm.
‚Hey…ich bin’s Phil, du wolltest, dass ich dir schreibe.‘
Sofort lege ich mein Handy weg. In der oberen Leiste steht, er sei online. Die Gefahr, dass er sich sofort melden wird ist dem entsprechend hoch. Natürlich vibriert mein Smartphone sofort.
‚Hey schön, dass du dich meldest. Ich hatte schon Angst du würdest es nicht tun.‘
‚Ja ich hatte ziemlich viel zu tun.‘
‚Mit deinem Freund?‘
‚Nein…mit der Uni. Und Tom ist nicht mein Freund‘
‚Wie wär’s, wenn wir uns nochmal treffen?‘
Das ging aber schnell. Was soll ich nur antworten? Einerseits war der Sex mit Nick natürlich gut.
Oh man, der Sex war sogar verdammt gut. Nicht das ich behaupten will, er wäre besser als Tom - aber ich kann auch nicht das Gegenteil behaupten. Er war einfach nur ein One-Night-Stand, eine einmalige Sache. Vielleicht wäre es besser, wenn es so bleibt.
Außerdem fühle ich mich immer noch schlecht weil ich die ganze Nummer vor meinem Mitbewohner verheimliche. Schon klar, Tom erzählt mir auch nicht von jedem anderen Mann mit dem er schläft. Er bleibt einfach über Nacht weg, da kann ich mir dann meinen Teil schon denken. Aber ich hatte seit ich hier wohne keinen Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann als ihm – abgesehen von den paar Malen zu Dritt oder auch einmal zu viert.
Ohne Tom wäre ich auch nie auf den Trip gekommen, es mit mehr als einem Mann gleichzeitig zu tun. Die Freunde, die ich vor meiner Studentenzeit hatte, hätte ich nie im Leben mit einem anderen geteilt. Und mich hätten sie auch nicht geteilt. Wenn man verliebt ist, dann will und braucht man so etwas nicht. Aber Tom ist nicht in mich verliebt und ich natürlich auch nicht in ihn – glaub ich.
Als Homosexueller auch noch einen schwulen Mitbewohner abzubekommen ist wohl einerseits Glück und andererseits Pech. Man nimmt sich zwar vor keinen Sex mit dem Mann im anderen Zimmer zu haben aber irgendwann passiert es eben doch. Auf der anderen Seite musste ich von vornherein keine Angst haben, dass er mich wegen meiner Neigung meiden oder gar hassen würde.
Er selbst ist gleich nach den ersten 5 Sätzen die wir geredet haben mit der Tür ins hausgefallen. Ich erinnere mich noch gut daran.
„Dich hat Sarah also als ihren Nachmieter vorgesehen?“
„Ja, sie ist damals mit meiner Schwester auf die Schule gegangen. Daher kenn ich sie halt und als sie meinte, dass sie umzieht, hab ich natürlich schnell zugegriffen.“
„Verständlich. Eine bezahlbare Wohnung zu kriegen ist nicht immer einfach.“
„Jap.“
„Na ja, ich bin auch froh, das ich mich nicht mit Nachmietergesprächen quälen muss. Wenn Sarah sagt du bist okay, dann glaub ich ihr.“
Ich war damals ziemlich von seiner Größe eingeschüchtert und nickte nur kurz angebunden.
„Eine Sache noch“, er wandte sich schon zum Gehen, „Ich bin schwul und wenn du ein Problem damit hast, zieh aus.“
„Schon okay, ich auch.“
Wir hatten damals beschlossen auf gar keinen Fall miteinander ins Bett zu gehen. Nach dem Motto: Du sollst nicht scheißen wo du isst. Hat ja super funktioniert der Plan.
Schlussendlich schreibe ich das, was ich denke.
‚Ich weiß nicht.‘
‚Es wäre nur ein Kaffee. Ganz unschuldig‘
‚Na gut, nur ein Kaffee.‘
Ganz unschuldig. An einem öffentlichen Ort, das ist doch okay, oder? Einfach wie zwei Freunde, die etwas quatschen wollen. Ich sage also zu und wir einigen uns darauf, dass wir uns in einer Stunde im Café „Fabelhafte Aussichten“ am Fluss treffen.
Unschlüssig, was ich anziehen soll, stehe ich auf meiner Lippe kauend vor meinem Schrank. Schaue nach rechts in den Spiegel. So, wie ich jetzt bin, kann ich auf jeden Fall nicht bleiben. Die alte Jeans und das ausgeleierte Sweatshirt gehen gar nicht für ein Date. Wenn es überhaupt ein Date ist. Aber für den Fall aller Fälle, und gut aussehen schadet schließlich nicht. Mit meinen Haaren sollte ich vielleicht auch noch etwas machen. Die braunen, leicht welligen Haare stehen eher unwirsch in alle Richtungen ab.
~ ~ ~
Nick rührt seinen Kaffee um, er trinkt ihn mit Milch und Zucker. Draußen regnet es in Strömen, ein schlechtes Omen? Er ist fast 20 Minuten zu spät gekommen, Zuverlässigkeit scheint wohl nicht so sein Ding zu sein. Seitdem er hier ist, habe ich ihm noch nicht in die Augen sehen können. Schon allein seine Präsenz lässt mich unentwegt an unsern Sex denken. Seine Lippen, seine Küsse, seinen Schwanz.
Ich schüttle den Kopf und schütte etwas Zucker in meinen Kaffee.
„Milch?“, fragt er und schiebt mir die kleine Kanne mit Kaffeesahne rüber.
Und dann passiert es. Ich mache den Fehler und sehe auf, direkt in seine rehbraunen Augen.
„Nein, ich trinke meinen Kaffee schwarz, nur mit etwas Zucker“, stottere ich.
„Okay“, ein kleines Lächeln hat sich auf seinen Lippen gebildet. Das ist ja wohl unglaublich! Grübchen hat der Kerl auch noch! Das ist ja wohl nicht zu fassen.
„Erzähl mir etwas von dir.“ Immer noch kann ich meinen Blick nicht von seinen Augen abwenden.
„Über mich? Wieso?“ frage ich und komme mir sofort unheimlich dämlich vor.
„Ich möchte dich gerne kennenlernen, Phil. Ich finde dich sehr… interessant.“
„Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich bin nicht interessant.“ Und so fange ich an ihm etwas von mir zu erzählen. Über das Architekturstudium, meinen Heimatort, meine Familie. Die gängigen Themen. Dann erzählt er von sich. Sein Vater hat eine Zahnarztpraxis und seine Mutter damals auf einer Rucksacktour durch Skandinavien kennengelernt. Er studiert BWL im vierten Semester.
„Wie du siehst, mein Leben ist auch nicht aufregender als deins. Wo wohnst du eigentlich?“
„Du warst doch schon da… letztes Wochenende“, meine ich leise und nehme einen Schluck Kaffee.
„Ach ja? Ich hab angenommen, es sei Toms Wohnung, weil er mir den Weg beschrieben hatte.“
„Nein, ja. Es ist unsere Wohnung“, kläre ich ihn auf.
„Was? Warte.“ Nick‘s Blick verändert sich augenblicklich. „Ich dachte, er ist nicht dein Freund. Oh Gott, ich fasse es nicht, dass ich jemanden date, der nicht Single ist.“
Also doch ein Date.
„Nein, nein. Du versteht das falsch.“ Ich versuche ihn zu beruhigen, denn er ist etwas lauter geworden und wenn er so weiter macht, hört uns gleich das ganze Café zu.
„Du verstehst das falsch. Wir sind kein Paar, er ist nur mein Mitbewohner, die andere Sache war mehr so Zufall.“
„Zufall?“, er blinzelt zweimal ungläubig. Langsam habe ich das Gefühl, dass dieses Gespräch in die völlig falsche Richtung geht.
„Ja, du weißt schon. Ich bin bei ihm eingezogen, wir sind beide Schwul, wie das halt so laufen kann. Aber wir sind kein Paar, auf keinen Fall.“
„Ich will ehrlich zu dir sein, Phil. Das habe ich nicht erwartet.“
„Ja, hab ich mir fast gedacht.“ Ich versuche seinem Blick auszuweichen, doch ich schaffe es nicht.
„Also könnte ich dich mit nach Hause nehmen ohne, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss?“
Ich weiß nicht… Könnte er das?
„Ich… ich weiß nicht“, stottere ich vor mich hin.
„Na ja“, beginnt er und lehnt sich etwas über den Tisch zu mir rüber. „Wenn du es nicht weißt, wie könnte ich es denn wissen?“ Er ist so nah, dass ich seinen kühlen Atem auf meinen Wangen spüren kann.
Mir schwirrt der Kopf. Nick ist ein unglaublicher Mann. Aber was ist mit Tom? Wir sind nicht zusammen aber was würde er davon halten? Ist es Betrug, wenn ich einfach mit ihm schlafe, ohne dass mein Mitbewohner etwas davon weiß?
Will ich überhaupt mit Nick schlafen? Natürlich gab es einen Teil in mir, der ihn unbedingt wieder wollte.
„Wie wär’s, wenn wir es einfach herausfinden.“ Nick sieht direkt in meine Augen.
„Wie?“ krächze ich beinahe. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
„Du kommst einfach mit zu mir und dann sehen wir, was passiert.“
Ich kann nichts mehr sagen, nur noch nicken.
~~~
Wie konnte das nur passieren?
Ich weiß es wirklich nicht. Alle Zweifel waren plötzlich wie weggewischt, ich weiß das klingt klischeehaft aber genau so war es. Da war er und er war so dicht, sein heißer Atem auf meiner Haut, sein starker Körper, der mich gegen die Wand seines Apartments gedrückt hat.
Wie bin ich hier nur hingekommen?
„Leg dich auf den Bauch und spreiz die Beine“, kommandiert Nick mit sanfter Stimme. Ohne seinen Wunsch infrage zu stellen tue ich, was er sagt.
Meine Erregung drückt schmerzhaft gegen meinen Bauch, als ich plötzlich seine Hände an meinen Beinen spüre. Sie streichen von meinen Knöcheln aus über meine Kniekehle bis zu meinem Hintern. Umschließen meine Backen „So fest…“, höre ich ihn hinter mir murmeln.
Seine Berührungen und Worte lassen mich erzittern, als würden kleine Elektroschocks durch meine Nervenbahnen jagen.
Heiß spüre ich seine Zunge in meinem Nacken. Ein unwillkürliches Stöhnen entkommt meinen Lippen, ich kann nicht anders als mich dem Drang hinzugeben, meinen Körper an dem kühlen Satinstoff der Matratze zu reiben. Beinahe keine andere Stelle an meinem Körper ist so empfindlich wie Hals und Nacken-Region.
Er zieht mit seiner Zunge eine feuchte Spur bis zu meinem Steißbein. Mit seinen Händen zieht er meine Backen auseinander.
Geschockt reiße ich die Augen auf „Was!? Du…. du kannst doch nicht.“ Das hat er nicht getan, das kann nicht sein. Oh mein Gott.
„Was kann ich nicht machen?“
„Na…. na ja, du kannst doch nicht einfach deine Zunge…“ Es treibt mir die Schamesröte ins Gesicht „durch meine Ritze, ich meine das geht doch…“ Aber er unterbricht mich.
„Ritze? Was für ein unpassendes Wort für eine so schöne Körperregion. Dirtytalk musst du aber noch mal üben.“ Er lächelt. „Jetzt halt deinen hübschen Mund und lass mich weiter machen.“ Schon wieder dieser anweisende aber doch freundliche Tonfall.
Unter innerlichem Protest gehorche ich und drücke mein Gesicht ins Kissen. Wieder zieht er meine Backen auseinander und tut es. Macht an meinem Eingang halt und umkreist ihn.
Es fühlt sich komisch an, so unglaublich merkwürdig und verrucht. Irgendwie verboten aber doch reizvoll. Vielleicht verleiht gerade dieser Aspekt seiner Handlung diesen Reiz. Es ist nicht schlecht, aber so viel zu neu, dass ich nicht beschreiben kann, ob es sich gut oder einfach nur merkwürdig anfühlt. Ich vernehme das Geräusch eines aufspringenden Deckels und spüre im nächsten Moment das kühle Gel zwischen meinen Backen runter laufen. Ein mir wohlbekanntes Gefühl, keuchend kralle ich mich in das Kopfkissen in freudiger Erwartung was Nick nun tun wird. Behutsam führt er einen Finger in mich ein. Der süße Vorbote, welcher Lust auf mehr macht und mich jedes Mal wieder dazu bringt, in ein Hohlkreuz zu fallen und meinen Hintern möglichst anbetungswürdig zu präsentieren. Sollte ich nur halb so ästhetisch und erotisch aussehen, wie ich mich in diesem Moment fühle, dann bin ich gerade verdammt aufreizend.
Er macht weiter, nimmt zwei Finger, spreizt sie, dehnt mich, bereitet mich vor. Immer wieder keuche und stöhne ich unter seinen Händen. Von mir aus könnte er den ganzen Abend so weiter machen, doch er zieht seine Finger aus mir heraus.
Das Reißen einer Kondomverpackung, wieder das Klicken der Gleitgeltube.
„Auf die Knie mit dir.“ Ich tue, was er mir sagt. „So hab ich es am liebsten“, kommentiert er und legt seine feuchten Finger auf meine Pobacken.
Seine Hände ziehen meine Backen auseinander und schon spüre ich seine warme feuchte Spitze in mir. Langsam drängt er sich weiter in mein Innerstes bis seine volle Länge schließlich in mir ruht.
Ich keuche. Der wohlbekannte angenehme Druck breitet sich in meinen Lenden aus, zieht hoch bis in meinen Nacken. Ich stöhne.
Er atmet hörbar aus. Meine Finger krallen sich eng um das Kopfkissen als Nick anfängt, sich in mir zu bewegen. Immer wieder zieht er sich beinahe ganz aus mir heraus, nur um mich in der nächsten Sekunde wieder völlig auszufüllen. Jeder Muskel meines Körpers spannt sich an jedes Mal, wenn er sein Becken so dicht an meinen Hintern drängt.
Immer wieder entweicht ein unwillkürliches Stöhnen aus meinem Mund. Seine Hände krallen sich in meinen Hintern ziehen mich gegen sich und drücken mich weg, ziehen mich und drücken mich, ziehen und drücken.
„Nick… Ich… ich kann nicht mehr.“ Wenn er so weiter macht, wird das Ganze hier sehr schnell vorbei sein, zumindest für mich.
„Oh doch, du kannst noch.“ Ich kann das Grinsen in seiner Stimme beinahe hören, dann stößt er tief in mich und verharrt. Nur um im nächsten Moment das Tempo noch mehr zu erhöhen, was mich fast in den Wahnsinn treibt.
„Nick…“, immer wieder keuche ich seinen Namen während ich meinen sich aufbauenden Orgasmus zu unterdrücken versuche.
„Nick, bitte… ich…“ Doch ich schaffe es nicht mehr, ganze Sätze zu formulieren.
Er beugt sich weit über mich und flüstert mir in mein Ohr, dass ich kommen darf. Und als hätte er damit einen Schalter umgelegt, komme ich sofort.
Ich beiße ins Kissen und stöhne erleichtert. Nick versenkt sich weiter in mir, wird aber zunehmend unkontrollierter in seinen Stößen. Bis er schließlich auch zum Höhepunkt gelangt.
In meinem Kopf dreht sich alles, er lässt mich los und ich sinke erschöpft auf die Matratze. Es scheint unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur am Rande bemerke ich, wie er sich neben mir niederlässt. Mit geschlossenen Augen spüre ich, wie seine Finger über meinen Rücken streichen. Sanft spüre ich seine Lippen auf meinen. Doch ich bin zu erschöpft, um den Kuss wirklich zu erwidern.
Als ich meine Augen wieder öffne, ist er immer noch da. Ich glaube ich bin kurz eingenickt. Aber, er ist immer noch da. Er liegt dicht bei mir und seine Hand ruht immer noch auf meinem Rücken. Seine Augenlider sind geschlossen und sein Atem wirkt ruhig und entspannt. Es ist ein ungewohntes Gefühl derjenige zu sein, der sich verpissen muss. Normalerweise bin ich immer derjenige, welcher die Augen öffnet und dann alleine ist. Vorsichtig erhebe ich mich, um ihn nicht zu wecken. Doch das Parkettholz knarrt etwas unter meinem Gewicht, so dass ich ihn doch wecke.
„Wohin willst du?“ Er gähnt. „Du willst doch nicht einfach so abhauen, oder?“
Seine Frage irritiert mich. Gott sei Dank stehe ich mit dem Rücken zu ihm, sodass er meinen verdutzten Gesichtsausdruck nicht sehen kann. Er will also, dass ich bleibe?
„Nein, ich… Ich wollte nur mal ins Bad.“ Ich drehe mich lieber nicht um.
„Okay.“ Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber irgendetwas in seiner Stimme klingt erleichtert. „Es ist direkt die Tür nebenan auf der rechten Seite.“
Ich nicke nur und tapse aus dem Zimmer und gehe ins Bad. Natürlich muss ich nicht auf die Toilette. Aber was mach ich denn nun? Einfach die Spülung drücken, Hände waschen und mich dann zu ihm legen und kuscheln? Kuscheln hört sich eigentlich gar nicht so schlecht an, ich würde gerne öfter mit Tom nach dem Sex kuscheln, aber viel zu oft geht er danach einfach.
Etwas Nähe wäre wirklich schön.
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2016
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