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Eine Liebesgeschichte

Es wahr einmal, ein junger Prinz namens Roland. Er war der erste Sohn des Königs, also auch der Erbe des Königreiches und des Reichtums. Roland wuchs als Bruder von drei Söhnen auf, seine Mutter war früh gestorben und so herrschte sein Vater allein über das Land. Es war nervenaufreibend und schwierig sich ohne Hilfe für alles zu entscheiden, das wichtig für das Reich war und so war der König oft gereizt wenn seine Jungen ihn ansprachen. Sie wurden von den Kindermädchen behütet und groß gezogen. Trotz dieser Umstände, wuchs Roland zu einem glücklichen Kind heran. Er lachte viel, oft und gerne und liebte es, andere zum Lachen zu bringen. Doch etwas fehlte ihm in seinem Leben, er konnte nicht vertrauen. Die Beziehung zu seinem Vater war so schlecht und dadurch, dass er keine Mutter hatte, sondern nur einen Ersatz und Brüder, die ihn nur als Konkurrenz sahen, hatte er nie jemanden gehabt, mit dem er sprechen konnte, wenn ihn etwas bedrückte. Dennoch tat er was er konnte und erschien vielen Leuten von außerhalb glücklich. Und das war er auch meistens, zumindest wenn er auf einem Pferd saß. Reiten lernte er, bevor er richtig sprechen konnte und hielt sich schon bald im Sattel wie ein Erwachsener. Abends am Lagerfeuer, hörte er den Stallburschen und Rittern zu, wie sie über Legenden von Rittern erzählten, die Drachen erschlugen oder Prinzessinnen retteten. Schon damals war Roland fasziniert von der Vorstellung, selbst einmal der Mittelpunkt einer solchen Geschichte zu sein. Er übte bereits mit sieben Jahren, das Kämpfen auf dem Schwert und mit zehn Jahren bekam er sogar seinen eigenen Knappen zur Seite gestellt. Sein Name war Raphael und er war der Sohn eines Ritters, der seinem Vater sehr nahe stand. Raphael war Rolands erster Freund, mit ihm lachte er und teilte Geheimnisse mit ihm. Zusammen erlebten sie ihren ersten Kampf gegen Banditen und den ersten Angriff der sogenannten Loups. Nachts saßen sie oft zu zweit vor einem Lagerfeuer und erzählten sie gegenseitig, wie das Leben so verlaufen war und schworen sich ewige Freundschaft. Doch, je älter die Beiden wurden, desto lieber hörte Roland die Stimme seines Knappen und desto lieber sah er ihm in die Augen, bis er es irgendwann nicht mehr aushielt. Zu dieser Zeit waren beide Jungen etwas älter als 14 Jahre und hatten viel zusammen erlebt, hatten einige gemeinsame Narben von Kämpfen. Eines abends, als sie gerade auf dem Weg zurück zum Schloss waren, saßen sie nebeneinander vor dem Lagerfeuer und aßen das gejagte Wild. Roland betrachtete Raphael neben sich, beugte sich langsam zu ihm und schloss langsam die Augen. Als ihre Lippen sich trafen, durchzuckte ein Blitz Rolands Körper und er schmiegte sich enger an seinen Gefährten. Dieser erwiderte seinen Kuss und strich ihm sanft über die Wange. Als sie sich lösten, glühten die Augen von Roland und er lächelte glücklich, ehe er sich bei seinem Gegenüber entschuldigte. Raphael erwiderte nichts, außer das er nachdenken müsse. Am nächsten Morgen ritten beide schweigend los und kamen auch ohne ein Wort gesagt zu haben, wieder beim Schloss an. Roland war sich sicher, dass Raphael wütend auf ihn war, also lief er direkt wieder nach oben in sein Zimmer und setzte sich auf sein Bett, wo er sich ein Buch von seinem Nachttisch nahm. Nach wenig Zeit, wurde die Klinke seiner Tür nach unten gedrückt und Raphael schlich sich im Schein einer Lampe in sein Zimmer und setzte sich neben ihn auf sein Bett. Er starrte auf die Schatten vor ihm. „Ich habe nachgedacht. Der Kuss hat einiges in mir ausgelöst und mir ist aufgefallen, dass ich wohl schon seit einiger Zeit mehr für dich empfinde als nur Freundschaft. Ich weiß, eigentlich sollte mir das leid tun, aber da er dir nicht anders zu ergehen scheint, werde ich mich nicht entschuldigen.“, er sah Roland in die Augen, „wir müssen nur dafür sorgen, dass niemand davon erfährt. Dein Vater würde dich verstoßen und meiner würde mich wohl vierteilen lassen.“ Roland hatte während diesem Monolog das Buch zur Seite gelegt und sah ihn an. „Mein Vater ist mir egal, wichtig ist nur, dass ich dich an meiner Seite habe, dann brauche ich nichts anderes.“ Er beugte sich zu ihm und küsste ihn.

Die Zeit verging, die Jahre strichen ins Land und ehe sich die beiden versahen, war Roland 16 Jahre geworden und sein Vater wollte Erben. Eines Tages, befahl er einem Diener, seinen Sohn in den Schlosssaal zu bringen. Roland stand vor seinem Vater, während dieser, alt und in die Jahre gekommen, davon sprach, dass er Enkel wollte und sich so sicher sein konnte, dass sein Königreich in seiner Familie bleiben konnte. Sein Sohn widersprach. „Aber Vater! Ich will keine Prinzessin aus einem fremden Land heiraten, vor allem bis ich sie nicht kenne!“ Der König wurde rot vor Zorn. „Was du willst oder nicht, schert mich nicht Roland! Ich will Enkel bevor meine Tage ins Land ziehen! Also komm mir nicht mit dümmlichen Ausreden.“ - Aber Vater!“, hielt Roland weiter dagegen. „Ich liebe einen anderen!“ Kurz herrschte Stille in dem Raum, eine Stille in der Roland begriff, was er so eben von sich gegeben hatte. „Was hast du gerade eben gesagt?“, fragte er in einem beängstigend ruhigen Tonfall. Roland schwieg eine kleine Weile, dann setzte er wieder an: „Ich... ich habe mich in Raphael verliebt.“, gestand er schließlich leise, starrte auf die Spitzen seiner Schuhe. Er verschwieg lieber, dass diese Liebe nicht einseitig war, nur um Raphael nicht zu schaden. Der König war totenstill geworden und auf seinen Thron gesunken. „Verschwinde aus meinem Schloss, Roland.“, sagte er schließlich leise, dann immer lauter. „Ich will dich nie wieder hier sehen! Du bist nicht mehr mein Sohn.“ Obwohl Roland deshalb Schmerzen verspürte, nickte er nur und drehte sich wieder um. Noch an diesem Tag packte er vollständig, zog seine Rüstung an und sattelte sein Pferd. Er ritt dorthin, wo er sich wohlfühlte – zu Raphael nach Hause. Dort erfuhr er jedoch, dass Raphael fort war, um eine Prinzessin zu finden, die wohl in einem Schloss voller Dornenranken war. Viele waren schon aufgebrochen um sie zu finden und mit ihr vermählt zu werden, doch noch niemand war wieder zurück gekehrt. Roland sorgte sich um seine Gefährten, also zog er los um ihn zu finden. Er war viele Jahre unterwegs und kurz vor seinem Ziel traf er einen mutigen Jungen, mit dem er zusammen ein Dorf vor einem Monster rettete und dem Angriff einiger Monster entging. Bei dem Schloss angekommen, wusste Roland, dass hier das Ende seiner Reise war. Sollte Raphael tot sein, würde er sich wohl das Leben nehmen und würde er noch leben, so würden sie ein gemeinsames Leben beginnen, ohne den Druck der Eltern. Roland ging durch den Eingang den die Dornen ihm geformt hatten und betrat das Schloss. „Roland bist dus wirklich?“, rief eine ihm sehr bekannte Stimme durch die Dunkelheit. Freude durchzuckte ihn. Draußen, die toten Soldaten und die aufgespießten Köpfe, nichts war Raphael gewesen. Vielleicht war er hier, gefangen gehalten von den Dornen und doch am Leben. Sein Schritt beschleunigte sich und bald war er in einem kleinen Raum. Er war nicht sonderlich groß und doch hatte er Platz für einen großen Altar in der Mitte, auf der eine Frau im samtroten Kleid lag und schlief. Doch die Frau war Roland egal, denn er hatte nur Augen für die toten Soldaten rund um den Altar, aufgespießt auf den dicken Dornen. Und dort, inmitten der namenlosen Toten, hing Raphael. Ausgeblutet. Rolands Welt brach zusammen und sein Herz riss hörbar in zwei Teile. „Raphael..“, flüsterte er mit tonloser Stimme, ehe er mit kraftlosen, schlurfenden Schritten auf seinen Geliebten zulief. Er streckte sich, um seinen Leichnahm von den Dornen zu holen, doch er wurde gestoßen und taumelte in die Dornen. Sie durchbohrten seine Rüstung mühelos und saugten alles Leben aus ihm heraus. Während er von der Ranke nach oben gehoben wurde, griff er unbewusst nach der Hand von Raphael und drückte die kühle Hand sanft. „Ich habe immer nur dich geliebt.“, flüsterte er mit seinem letzten Atemzug, dann brach der Tod in einer schwarzen Welle über ihm zusammen und er kam in eine Welt, in der er mit seinem Geliebten zusammen sein konnte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.08.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Geschichte ist mir bei dem traurigen Ende eingefallen, welches den Ritter widerfahren ist. Das Buch ist von John Connolly und heißt "Das Buch der verlorenen Dinge" Wer es nicht gelesen hat, es aber noch möchte, sollte die Geschichte nicht lesen.

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