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Soziale Ängste überwinden

Wie Sie mit praxiserprobten Methoden soziale Phobie,

Schüchternheit und Angst besiegen können

Rechte

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen. Soziale Ängste überwinden

Copyright © 2021 Alena Lebgot

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Auflage 2021

Vorwort

Angst ist der natürliche Schutzmechanismus des Menschen und das ist auch gut so. Doch was ist, wenn aus dieser eigentlich „normalen“ Angst größere Ängste entstehen? Ob im privaten oder öffentlichen Bereich – die Angst kann unser aller Leben mehr bestimmen, als uns lieb ist.

Ängste sind unter anderem dafür verantwortlich, inwieweit wir unser Leben gestalten und gestalten können. Natürlich gibt es hin und wieder Momente und Situationen, in denen wir Angst verspüren, was völlig normal ist. Allerdings können Ängste, die ständig auftreten, Unruhe in uns verursachen und uns hemmen.

Vielleicht geht es auch Ihnen so oder Sie kennen jemanden, der unter sozialen Ängsten leidet. Dann ist die Wahl dieses Buches genau die richtige gewesen, denn es enthält nicht nur zahlreiche Informationen, sondern auch einige Übungen, die Ihnen helfen können, diese Ängste zu kontrollieren und zu steuern.

Machen Sie sich frei von Ihren Ängsten und leben Sie Ihr Leben so, wie Sie es sich vorstellen. Die Angst muss Ihren Alltag nicht länger begleiten.

Kapitel 1 Was sind soziale Ängste?

Angst – wir alle haben irgendwann in unserem Leben einmal Angst. Und das ist auch ganz normal, denn diese ist das natürliche Gefühl, welches uns vor Gefahren bewahrt. Spüren wir dieses, ist unser Körper in Alarmbereitschaft. Wir fangen an, die Situation zu analysieren, unsere Möglichkeiten zur Handlung abzuschätzen und treffen im Ernstfall Abwehrmaßnahmen. Das Abwarten, die Flucht oder gar ein Angriff können zu solchen Maßnahmen zählen. Erst wenn die gefährliche Situation vorüber ist, zieht unsere Angst von dannen.

Doch wenn ein Mensch unter sozialen Ängsten oder einer Angststörung leidet, ist es anders. In diesem Fall ist das natürliche Gefühl gestört und tritt nicht nur in bedrohlichen Situationen auf, sondern auch dann, wenn eigentlich alles in Ordnung ist. Betroffene erleben diese Angstzustände sehr intensiv – seelisch, aber auch körperlich. Sie wissen, dass es für ihre Ängste in diesen Momenten keine Begründung gibt, aber es gelingt ihnen nicht, sie zu kontrollieren oder gar auszuschalten.

Noch dazu kommt, dass diese Zustände von Angst immer wieder auftreten. Hierfür gibt es nicht einmal einen konkreten Anlass dafür. Manchmal sind bestimmte Orte oder Situationen dafür verantwortlich. Betroffene versuchen dann, um sich zu schützen, eben diese Orte zu meiden.

Zu den Angststörungen zählt unter anderem die soziale Angst. Betroffene befürchten sehr stark, dass sie sich in der Öffentlichkeit auf irgendeine Art und Weise blamieren könnten. Die ständige Angst, dass Mitmenschen sie negativ bewerten könnten, ist dabei ihr täglicher Begleiter und eine sehr starke Belastung. Auch hier kann es vorkommen, dass sich die Betroffenen isolieren.

Menschen, die unter sozialer Angst leiden, durchleben zwischenmenschliche Situationen unter starken Angstgefühlen, weil sie stets eine Bedrohung des eigenen Selbstwertes verspüren. Sind die Fälle sehr extrem, ziehen sich die Betroffenen regelrecht zurück. Im schlimmsten Fall machen diese Störungen sogar arbeitsunfähig.

1.1 Ausprägungen und Merkmale

Wer unter sozialer Angst leidet, vermeidet es häufig, zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen. Der Grund dafür ist, dass sie vor allem Angst davor haben, abgewiesen zu werden oder sich vor anderen zu blamieren.

Menschen, die unter sozialen Ängsten leiden, besuchen auch keine Restaurants, Konzerte oder sonstigen Veranstaltungen und Orte, wo viele Menschen zugegen sind. Sie fürchten, beobachtet und zugleich verurteilt zu werden. „Small Talk“ ist etwas, das sie ebenfalls nicht mögen. Immerhin könnten sie auch hier negativ beurteilt werden.

Dann gibt es wiederum Menschen, die niemals in der Öffentlichkeit essen, trinken oder schreiben würden. Diese fürchten, dass sie plötzlich zu zittern beginnen könnten.

Telefonate mit Ämtern, Behörden oder Ärzten werden gescheut, Waren werden in Geschäften nicht umgetauscht und Unbekannte werden nicht nach dem Weg gefragt. Es ist möglich, dass nur eine Situation angstauslösend ist, aber es ist ebenso denkbar, dass sie alle belastend sein können.

Warnsignale sozialer Ängste

  • Herzrasen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Panikattacken
  • Erröten
  • Zittern
  • Blackout
  • Angst vor Kritik
  • Häufiger Harndrang
  • Blickkontakt wird vermieden
  • Angst, in der Öffentlichkeit zu sprechen
  • Angst davor, sich mit dem anderen Geschlecht zu treffen
  • Selbstwertgefühl ist niedrig
  • Soziale Isolation
  • Angst vor Beobachtungen (vor allem in Prüfungssituationen und in der Öffentlichkeit)

1.2 Ursprünge und Entstehung

Ein Mensch, der unter sozialen Ängsten leidet, kann zuvor noch ein ganz normales Leben geführt haben. Doch irgendwann kommt Tag X und es passiert ihm etwas, was die Ängste auslöst. Dabei können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

Unter anderem kann ein Mensch die genetische Veranlagung dazu haben. Um herauszufinden, ob das der Fall ist, ist es daher notwendig, Familienmitglieder zu befragen, ob vielleicht schon einmal jemand unter sozialen Ängsten gelitten hat.

Ebenso können bestimmte Denkstile, beispielsweise eine überhöhte Erwartung oder ein negatives Selbstbild, zu sozialer Angst führen. Wenn man beispielsweise vor der Klasse einen Vortrag halten muss, kann einem dies schnell zum Verhängnis werden.

Aber auch die persönlichen Merkmale, zum Beispiel Schüchternheit oder Angst vor Neuem, zählen zu den auslösenden Faktoren.

Menschen, die sich zu sehr auf sich selbst konzentrieren, erhöhen das Risiko, die körperlichen Symptome wie das Erröten zu verstärken.

Ebenso können Kinder unter sozialen Ängsten leiden, deren Eltern beispielsweise einen überbehüteten oder stark kontrollierenden Erziehungsstil haben.

Es kommt auch vor, dass man unangenehme Erfahrungen mit anderen Menschen macht, welche sich dann so auswirken, dass der Mensch eine soziale Phobie entwickelt. Hierzu kann das Auslachen oder Demütigen durch andere führen, aber auch Ausgrenzung, die ein Mensch erlebt.

Ebenso zählen die belastenden Lebensereignisse Tod oder Trennung zu diesen Faktoren.

1.3 Das familiäre Umfeld

Leidet ein Familienmitglied unter sozialer Angst, ist das oftmals sehr anstrengend für den Rest der Familie. Besonders Eltern eines betroffenen Kindes machen sich Sorgen und manchmal sogar Vorwürfe. Jeder will dem Betroffenen helfen, aber keiner weiß, was diesen tatsächlich unterstützen kann. Es ist dahingehend zwingend notwendig, sich Hilfe durch Fachpersonal zu holen.

Eine soziale Phobie schränkt nicht nur Betroffene, sondern auch oft das familiäre Umfeld sehr ein. Außenstehende können zudem nur sehr schwierig beurteilen, ob es sich tatsächlich um soziale Angst handelt oder ob nur von Schüchternheit die Rede sein kann.

Es ist wichtig, dass die engsten Vertrauten den Betroffenen beobachten, um mögliche Anzeichen der sozialen Angst zu bemerken. Wenn diese nicht auszuschließen sind, ist der nächste Weg, mit einem Arzt zu sprechen. Dieser gibt Ratschläge und nötige Informationen, wie man sich verhalten kann und sollte.

Die Belastung kann für Außenstehende sehr groß sein. Sie werden oft an die eigenen Grenzen stoßen. Wenn Sie glauben, dass Ihr Kind oder eine andere nahestehende Person unter sozialer Angst leidet, scheuen Sie sich nicht davor, Selbstfürsorge zu betreiben, indem Sie sich Hilfe suchen. Sie können anderen nur helfen, wenn es Ihnen selbst gut geht.

Wichtig ist auch, dass Sie den Fokus auf Ihr Wohlbefinden nicht verlieren. Auch Sie sind ein Mensch und haben Interessen, Pläne und ein eigenes Leben. Dem sollten Sie auch weiterhin nachgehen. Für einen Betroffenen da zu sein bedeutet nicht, sein Leben für ihn aufzugeben.

Für Menschen, die unter sozialer Angst leiden, ist ein stabiles und fürsorgliches familiäres Umfeld überaus wichtig. Sie sind die Vertrauten des Betroffenen, eine Art Rückzugsort und vor allem auch Sicherheit. Wenn sich der Betroffene Ihnen anvertrauen will, lassen Sie es zu, aber drängen Sie ihn nicht, falls er es nicht möchte. Wichtig ist, dass der Betroffene erkennt, dass er Ihnen vertrauen kann und Sie für ihn da sind.

1.4 Vorerfahrungen und Prägungen

Es die Angst, dass andere negative Kritik an einem ausüben können, sobald man im Mittelpunkt steht. Es gibt verschiedene Ursachen und Vorerfahrungen, welche dazu führen können, dass ein Mensch unter sozialer Angst leidet und auch, wie stark diese Angst ausgeprägt ist.

Laut Untersuchungsergebnissen kann eine soziale Angst zu 30 % vererbt worden sein. Es können demnach 30 % durch biologische Einflüsse definiert werden. Dies bedeutet aber gleichzeitig auch, dass die soziale Angst zu mehr als 60 % durch Umwelteinflüsse geprägt wird. Bisher fanden Forscher allerdings kein Gen, welches verantwortlich für die Erkrankung ist oder deren Entstehung erklären könnte.

Die größte Sorge der an sozialer Angst leidenden Menschen ist es, den Ansprüchen, welche andere an sie haben, nicht gerecht werden können. Eine weitere Befürchtung ist, dass die sich in manchen Situationen nicht gut genug verhalten könnten.

Hinzu kommt, dass diese Menschen ihr eigenes Selbst sehr oft und sehr stark negativ bewerten. Sie sehen sich als Versager. Eigene Leistungen können sie nur sehr geringfügig bis gar nicht anerkennen.

Oft ist es so, dass diese Befürchtungen ihren Ursprung in der kindlichen Entwicklung haben. Wenn Eltern einen sehr überbehüteten Erziehungsstil ausüben oder das Kind sehr starken Leistungsanforderungen ausgesetzt ist, wird die Entwicklung einer sozialen Angst enorm bestärkt. Dem Kind fällt es sehr schwer, ein positives Selbstkonzept zu entwickeln.

Wir alle lernen täglich am Modell. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Kontakt zu anderen sehr eng ist. Das bedeutet, dass beispielsweise Kinder die kritischen Annahmen ihrer Eltern übernehmen, da sie es ja nicht anders gelernt haben. Ein leider sehr stark verbreiteter Grund für die Entwicklung einer sozialen Angst ist auch die Hänselei auf dem Schulhof oder das Scheitern bei einer wichtigen Prüfung.

Wenn soziale Angst auftritt, geschieht das nicht einfach so. Tatsache ist, dass diese als eine Wechselwirkung aus Ursachen und auslösenden Ereignissen gesehen werden muss.

Welches Ausmaß die soziale Angst bei dem Betroffenen hat, muss durch die Betrachtung unterschiedlicher Punkte bestimmt werden. Hier schaut man sowohl auf körperliche als auch auf vegetative Symptome. Es ist nicht so, dass diese übereinstimmen müssen. Bei vielen Menschen können körperliche Beschwerden sehr stark ausgeprägt sein, bei anderen eher die vegetativen.

Es gibt auch Betroffene, die eine so stark ausgeprägte soziale Angst haben, dass soziale Kontakte fast komplett gemieden werden. Sie ziehen sich dann in ihre eigenen vier Wände zurück und igeln sich förmlich ein. Sie leiden sehr stark unter ihrer sozialen Angst, jedoch kann es auch vorkommen, dass keinerlei körperliche Symptome auftreten. Grund dafür ist die Vermeidung sozialer Kontakte.

Der Diplom-Psychologe Dr. med. Rüdiger Ulrich teilt die soziale Angst in vier Hauptbereiche: Kontaktangst, Fehlschlagangst, Angst davor, Forderungen und Bitten abzuschlagen und Angst beim Äußern und Zulassen eigener Bedürfnisse.

Ausgehend von diesen Bereichen muss eine Therapie zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Anspruch genommen werden. Werfen wir aber nun erst mal einen genaueren Blick auf die vier Hauptbereiche.

Fehlschlagangst

Zu diesem Bereich zählen Ängste wie Prüfungsangst, Angst vor Kritik, Missbilligung oder autoritärem Verhalten. Letztere Angst bringt zudem meist Leistungsdruck mit sich, wovor der Betroffene ebenfalls Angst hat, da er glaubt, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können.

Der Betroffene wird, um sich zu schützen, sehr schnell den Rückzug antreten oder erst gar keine Angriffsfläche zu bieten. Oftmals ist es so, dass sich daraus sehr hohe Strebsamkeit entwickelt, alles perfekt machen zu wollen. Dies hat zur Folge, dass der Betroffene viel soziale Anerkennung bekommt.

Kontaktangst

Der Betroffene hat große Angst davor, neue Menschen kennenzulernen, scheut sich davor, an Gesprächen anzuknüpfen und hat Angst vor Nähe. Aus Letzterem folgt, dass diese Personen häufig ihre Partner wechseln und Schwierigkeiten haben, sich zu binden.

Ärztliche Hilfe wird erst dann aufgesucht, wenn viele Partnerschaften kaputt gegangen sind, Depressionen auftreten und die Vermeidungsstrategie nicht mehr wirksam ist.

Angst beim Äußern, Zulassen und Durchsetzen eigener Bedürfnisse

Menschen, die unter dieser Angst leiden, stecken sehr häufig zurück und werden leicht übergangen. Das führt dazu, dass der Betroffene bei dem Gedanken, er sei nichts oder nur sehr wenig wert. Erst wenn dieser unter Bluthochdruck leidet, sich in ihm ein hohes Maß an Wut angestaut hat oder er sogar Kreislaufprobleme hat, wird er einen Arzt aufsuchen und in eine Therapie einwilligen.

Angst davor, Forderungen und Bitten abzuschlagen

Das Wort Nein scheint im Wortschatz einer Person, die unter dieser Angst leiden, nicht vorhanden zu sein. Der Betroffene denkt, dass er von anderen abgelehnt wird, wenn er Nein sagt.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 27.03.2021
ISBN: 978-3-7487-7835-6

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