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Angst

„Versteck dich im Schrank! Sofort!“, schreit mir Papa entgegen. Er verriegelt die Türen und versprüht das ganze Haus mit Zwiebelsaft. Es stinkt. Mama zieht die Vorhänge zu und schaltet das Licht aus. Ich stehe nur wie versteinert da und höre die dröhnende Sirene. Nein das kann nicht wahr sein. „Na los! Geht jetzt los! Ich komme gleich nach“, wiederholt Papa mit ernster Miene und drückt mir und meiner Mama ein Messer in die Hand. Meine Mutter nimmt mich an der Hand und ich löse mich aus meiner Starre. Wir laufen die Treppe hinauf. Mama öffnet die Zimmertür des Elternschlafzimmers. Sie rennt zum Kleiderschrank, öffnet ihn. Sie tastet die Seitenwand ab und findet den Knopf. Ein klicken ertönt und die Hinterwand öffnet sich. Sie winkt mich zu sich und ich schlüpfe schnell hinein. Sie lässt die Hinterwand für Papa offen. Wir warten. Eine Minute. Papa kommt sofort, versuche ich mir einzureden. Ich setzte mich. Zwei Minuten. Papa wird gleich nachkommen. Ich wippe hin und zurück. Drei Minuten. Ein lautes Geräusch als wenn Jemand die Tür eintritt und ein Schrei: “Sie sind hier!“. Mechanisch schließt Mama die Tür. Sie sieht ängstlich aus. Ich versteife mich und halte das Messer ganz stark fest. Sie werden uns nicht finden. Ich wippe hin und zurück. Mama nimmt mich an die Hand. Die ohne Messer. Es ist ganz still. Ich höre nur die Sirene. Wihuu. Wihuu. wihuu. Ich höre Schritte. Mama drückt meine Hand noch fester. Ich fange an noch lauter zu atmen. Mama hält den Zeigefinder an ihren Mund. Ich höre die Schritte immer näher kommen. Ein Lachen erklingt. Ein tiefes Lachen. „Mäuschen sag mal piehhhiep!“ Alles bleibt still. Nur die Sirene ist zu hören. Wihuu. Wihuu. Wihuu. Auf einmal erklingt die Stimme ganz nah „Ach komm schon, ich will doch nur ein bisschen spielen.“ Ich halte den Atem an. Höre nur noch meinen schnellen Herzschlag. Auch Mama hat aufgehört zu atmen. Ein langer Moment vergeht. Die Schritte entfernen sich. Ich atme wieder auf. Plötzlich krachen die Wände aus dem Schrank und ich blicke in tiefschwarze, große Augen. Keine Iris. Keine Pupille. Einfach nur glänzend schwarz. „Buh!“, flüstert er mir leise, grinsend ins Ohr und rammt seine Hand durch Mamas Körper. Er zieht seine Hand wieder raus und hält das Herz meiner Mutter in den Händen. Er beißt ein Stück davon ab und sieht mir dabei mit seinen tiefschwarzen Augen grinsend in meine. Ich kann mich nicht bewegen. Ich bin wie erstarrt. Er kaut weiter und seine pechschwarzen Augen fixieren mich. Plötzlich neigt er sich zu mir. Er ist nur noch einen Zentimeter von mir entfernt. Ich höre seinen Atem an meinem Ohr. Es ist ein ganz ruhiges Atmen. Als er mir zu flüstert: „Schön dich kennen gelernt zu haben. Bis zum nächsten mal.“ Und wieder treffen mich schwarze Augen. Er lächelt und seine blutverschmierten Zähne kommen zur Geltung. Er zwinkert mir zu und ist auf einmal verschwunden. Ich sitze neben meiner toten Mutter und höre der Sirene zu. Wihuu. Wihuu. Wihuu.

 

 

Diebin durch und durch

Zehn Jahre später.

 

Diebin durch und durch

Meine Hand legt sich geschickt um den Apfel, während meine Linke unschuldig nach Westen zeigt. „Geht es in diese Richtung zur Kirche?“, frage ich betont höfflich den Obsthändler während bereits der dritte Apfel in meiner Tasche verschwindet. Er lächelt mir freundlich zu und nickt. „Ja Miss, einfach noch etwa 100 Meter weiter auf der rechten Seite sie können es gar nicht verfehlen!“ „oh das freut mich, vielen Dank!“, entgegne ich sein Lächeln und zwei Birnen verlaufen sich in meine Tasche. Ich drehe mich um und laufe gegen Westen, während sich mein freundliches Lächeln in ein sarkastisches verwandelt. Das war ja schon fast zu einfach. Ich biege die nächste Straße ab und werfe ein paar kleinen Jungs die am Straßenrand sitzen das Obst zu. Freudestrahlend rufen sie mir zu: „Danke!“ und machen sich sofort wie die Wölfe über das Obst her. Ich muss schmunzeln, doch schnell vergeht mir das Lächeln. Könnte ich doch nur mehr für sie tun.

Ich gehe weiter und biege links in Richtung Stadt ab. Mal sehen was ich heute noch so schönes erbeuten kann. Zuversichtlich biege ich zwei weitere Straßen ab und bin zurück auf dem Markt. Ich stolziere die Straße in meinem mintgrünen Knielangen Kleid entlang. Meine Brustlangen, gewellten nussbraunen Haare hängen in einem Pferdeschwanz keck nach hinten, während ich nach meinem potenziellem neuem Opfer aus schau halte. Ich sehe mir das rege Treiben auf dem Marktplatz an. Ein kleiner Junge der einen Fußball gegen die Wand schießt, der Fischer der seine neue Ware an seinen Stand bringt, ein älterer Herr der um Geld bettelt, der Becker der seinen Teig knetet, ein paar Human- Adlige, in einer Kutsche, ein Feuerkünstler der ein paar Tricks macht und von einer jubelnden Menge Beifall erhält. Perfekt. Viele Touristen auf engem Raum. Ich sehe Interessiert zum Künstler und nähere mich den Zuschauern. Ich erblicke eine Gruppe von Herren mit Zylinder und Munukle- warscheinlich junge Diener eines Dampires auf der Durchreise. So weit ich beurteilen kann waren, keine Dampire in der Nähe. In dieser Gegend war es sehr selten und dies nutzte ich zu meinem Vorteil. Ich konnte keine Armtattos erkennen. Meine Chance. Ich komme der Gruppe immer näher und simuliere einen Sturz und schreie -natürlich höchst erschrocken- auf. Meine Tasche und all dessen Inhalte fallen ebenfalls -versehentlich- überall verteilt auf den Boden. Die Männer wenden sich mir zu. Einer von ihnen bückt sich sofort zu mir und reicht mir seine Hand. Ich ergreife diese, und mit dieser seine Armbanduhr Fühlte ich da gerade einen Smaragdstein am Ziffernrand?- das musste mein Glückstag sein. Ich sehe ihn tief in die Augen, um auf jeden Fall genügend Ablenkung zu schaffen. Und wie durch einen Bann bemerkt er gar nicht, wie seine Uhr in meiner Hand verschwindet. Ich grinse ihn mit meinem freundlichsten Lächeln an. „Oh Danke vielmals!“ „Ist bei Ihnen auch wirklich alles in Ordnung?“ Die beiden anderen Herren haben bereits meine Tasche zusammen gesammelt und reichen mir diese. „Ja natürlich, ich war nur ungeschickt!“ „Na dann Ihnen noch einen schönen Tag!“ „Das wünsche ich ihnen auch!“, grinse ich zurück, knickse vorbildlich und wende mich schnell der entgegen gesetzten Richtung zu, bevor die jungen Heeren noch auf die Idee kommen könnten das etwas nicht stimmte. Ein gutes Stück weiter entfernt hole ich die Uhr raus, um mir genauer anzusehen was ich da soeben erobert habe. Es ist eine wunderschöne, angefertigte Uhr mit –ja tatsächlich- Smaragdsteinen. Ich grinse über beide Ohren und blickte nicht nach vorne und stoße gegen eine Wand und falle. Die Uhr fällt mir aus der Hand und ich schüttele den Kopf und sehe nach oben. Nein es ist definitiv keine Wand. Es ist ein Schrank von einem Mann. Er sieht mich schmunzelt an. „Wo haben sie denn ihre Augen?“, lacht er- und das verdammt sexy. „Ich, ich…“, stottere ich heraus. „Ja, ja..?“, imitiert er mich stotternd. War das sein ernst?! Mein Mund bleibt offen stehen und meine Stirn zieht sich in Falten. Hatte er sich soeben über mich lustig gemacht? „Mund zu, sonst fliegen die Fliegen hinein!“ Er grinst mich närrisch an. Na warte „Für wen halten sie sich überhaupt?“ Er reicht mir seine Hand, um mir auf zu helfen. „Für Jemanden der klare Sätze bauen kann und nicht blind durch die Gegend läuft.“ Ich ignoriere seine Hand, schnaube nur trotzig und sehe mich nach meiner Uhr um. „Suchen sie diese hier? Ein wirklich teures Exemplar, woher haben sie die denn her?“, grinst er mit einem wissenden Grinsen. „Das geht sie gar nichts an!“ und ich reiße ihm meine gestohlene Uhr aus seiner Hand und dabei auch geschickt sein Armband von seinem Handgelenk. Mein Innerstes grinst süffisant zurück, während ich ihn tief in die Augen blicke und empört von dannen ziehe. Ich kann im Hintergrund noch das Lachen hören. Soll der ruhig lachen denke ich mir teuflisch. Sein Armband ist jetzt meins.

 

 

Als ich Zuhause ankomme, wechsle ich schnell die Klamotten, binde mir eine Schürze um und wasche mir die Hände. Ich eile in die Küche. „Schön, dass du dich auch mal blicken lässt, Prinzeschen!“ ,begrüßt mich Heinz und verneigt sich in übertriebener Art und Weise und schaut mich böse an. „Ja ich weiß, es tut mir leid.“, entgegne ich ihm. „Es tut mir leid“, äfft er mir nach, „du weißt ganz genau, dass der Herr nicht erfreut sein wird, wenn das Essen nicht pünktlich serviert wird!“ „Du hast ja recht.“ „Und was bringt mir das gar nichts! Nur das die Arbeit an mir hängen bleibt. Lass diese Spielchen in der Stadt bleiben. Irgendwann wirst du noch erwischt!“ Sein Stimme wechselte in Besorgnis: „Und du weißt welche Strafe dir dann droht.“ Die unausgesprochen Stille, spricht von ganz allein Bände. Den Tod. Flüstert mir mein Bewusstsein entgegen. „Ich passe auf. Es wird nicht soweit kommen.“ Es geht nicht anders. Bald hatte ich das Geld endlich zusammen. Er sagte nichts mehr. Er wusste wie ich über das Thema dachte. Er wusste von meinem Plan. Ich versuche ihn aufzumuntern und tunke mit meinem Zeigefinger in die Butter und daraufhin auf seine Nase. „Mach Dir nicht so viele Sorgen! Lass und lieber arbeiten!“, grinse ich ihn an. Ein leichtes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. „Na gut.“

Es war ein langer Tag gewesen. Meine Schicht ist fast vorbei. Endlich. Bob reicht mir den Restaurantschlüssel „Machst du heute zu? Meine Frau und ich haben heute Jahrestag da würde ich zur Ausnahme gerne etwas früher kommen um sie zu überraschen!“ Bob ist einer der liebenswürdigste Menschen die ich kenne. Mit ihm als Chef habe ich wirklich Glück, er bezahlt immer pünktlich und fair. Er ist klein und pummelig und hat unsagbar blaue Augen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er damals ein richtiger Frauenheld gewesen war. Ich nicke ihm freundlich zu „Aber na klar!“. Heinz hatte schon seid 3 Stunden Feierabend und nun war ich alleine im Laden. Ich schob extra Stunden, weil ich jeden Zent gebrauchen konnte. Bald hatte ich endlich genug Geld. Es ist fast Mitternacht und ich wasche noch die letzten Töpfe und Pfannen sauber, als ich auf einmal ein knacken im hinteren Bereich der Küche höre. Ich werde nervös. Um diese Uhrzeit sollte hier Niemand mehr sein. Ich sehe mich um, aber Niemand ist da. Ich lausche noch einmal, aber nichts. Um auf Nummer sicher zu gehen, sehe ich noch einmal nach, ob auch wirklich alle Türen verschlossen sind. Und ja das sind sie. Mit einem Schulterzucken wende ich mich meiner Arbeit weiter zu. Nach einer weiteren Stunde habe ich die Küche auf Hochglanz gebracht und ich begebe mich zum Ausgang. Ich nehme den Umschlag vom Tisch den Bob mir da gelassen hat und öffne ihn. Mein Arbeitslohn. Pünktlich wie immer. Mit dem Schlüssel und dem Umschlag in der Hand begebe ich mich aus dem Restaurant. Ich schließe sofort hinter mir ab und vernehme eine Stimme plötzlich direkt hinter mir „Na endlich.“ Ich zucke zusammen und drehe mich um. Der Typ mit der großen Schnauze sieht mich grinsend an. „Was willst du von mir um diese Uhrzeit?“ Er runzelt die Stirn und sieht mich an, in seinen Augen vernehme ich Wut auch wenn er lächelt. „Du weißt ganz genau wieso ich hier bin.“ Natürlich wusste ich das. Ich versuche dagegen abzulenken und stelle ihm eine Gegenfrage „Wie hast du mich gefunden?“ Er presst die Lippen zusammen. „Hör zu ich habe nicht viel Zeit für Spielereien und vor allem keine Geduld. Gib mir mein Armband zurück!“ Im gespielten Entsetzen antworte ich: „Welches Armband?“ Das hat wohl schon gereicht ihn zur Weißglut zu bringen den er presst urplötzlich mich mit einer Hand gegen die Wand und steht nur Millimeter entfernt vor meinem Gesicht. „Hab ich mich nicht klar ausgedrückt? Gib mir mein Armband zurück!“ Ich habe tatsächlich Angst und bin mir seiner Überlegenheit als Mann deutlich bewusst. Einen Kampf gegen einen Schrank wie ihn würde ich mit absoluter Sicherheit verlieren. „Ist ja schon gut! Lass mich los und ich gebe es dir zurück!“ Ich hasste es so gedemütigt zu werden. Aber er lässt nicht locker und sieht mich mit verhohlenem Lächeln an. „Na los, heute noch!“ Arschloch. Ich wühle in meiner Jackentasche, soweit es meine Bewegung zulässt und da war es auch schon. Ich reiche es ihm. Er nimmt es an und lässt von mir los. Ich halte mir meinen Hals, der nun wirklich wehtut. „Oh hab ich dir etwa wehgetan Armes Ding! Soll ich dir ein Kühlkissen holen?“ fällt er ins Gelächter und dreht sich um und verschwindet. Na warte es nur ab du Arschloch und nun muss ich grinsen als ich in meiner Hand seinen Ring erblicke. Es war eine sehr dumme, leichtsinnige Idee gewesen, aber mir war es egal. Ich würde nur zu gerne seinen Blick sehen, wenn er bemerkt, dass ich ihm erneut Etwas aus seinem Besitz gestohlen habe, und das von einem kleinen Mädchen. Allein die Vorstellung macht mich wieder glücklich. Das hat dieser arrogante Mistkerl nur verdient. Mein Innerstes lacht verholen. Wie lange ich das noch würde, würde ich bald feststellen.

Und ab ins Verderben

Am nächsten Morgen habe ich beim Antiquitätenlade die gestohlene Uhr gegen Geld eingetauscht und bin nun auf dem Weg zum Apotheker. Ich betrete die Apotheke. „Hallo Avery!“, begrüßt mich der Apotheker freundlich. „Hey Joe!“, antworte ich. „Wie geht es dir? Das übliche?“, fragt Joe. „Ja genau das übliche und du weißt doch wie es mir geht. Man kommt so über die Runden.“ Joe nickt verständnisvoll den Kopf „Wie läuft es denn im Restaurant?“ „Ganz gut wir haben immer viele Gäste, aber das Geld reicht manchmal dennoch gerade so.“ „Verstehe und wie geht es Nico?“ „Nico geht es schon ein bisschen besser. Die Medikamente schlagen an, wenn auch nur sehr langsam.“ „Aber das hört sich doch für den Anfang schon ganz gut an!“ „Ja wir werden sehen wie es weiter geht.“ Ich winke zum Abschied und verlasse den Laden. Als vorletzten Boxenstopp besuche ich Nico. „Hey wie geht es dir kleiner?“ Ich streichle ihm über seinen blonden Haarschopf. Er sieht mich strahlen an „Schon viel besser! Gestern bin ich 5 Stunden lang wach geblieben und habe draußen den Kindern beim Spielen zu sehen können.“ Ich blicke auf sein nahezu schwarzes Bein. Ich versuche ihn ermunternd anzugrinsen und es mir nicht anmerken zu lassen wie nah mir das Ganze geht. Nico und ich kannten uns nun schon 8 Jahre. Wir beide hatten unsere Eltern verloren und passten seitdem auf einander auf. Er war wie ein kleiner Bruder, der mich immer wieder von neuem zum Lachen bringt. Vor einem Jahr begann auf einmal sein rechtes Bein schwarz zu werden, wir wissen nicht wie es dazu kam, wir wissen nur, dass es sich immer weiter ausbreitet. Er ist oft müde und kann nicht mehr gehen, aber seinen Lebensfrohsinn verliert er nie. Er ist für mich alles. Ich reiche ihm die Medikamente. „Wie geht es Joe?“ ,fragt Nico neugierig. „Ach ganz gut, das Geschäft läuft super nach dem er uns hat“, lache ich. Nico sieht mir tief in die Augen. „Meinst du ich werde wieder gesund?“ Mein Lachen verstummt. Ich fasse ihn an die Schulter und sehe ihn tief in die Augen. „Wenn du an dich glaubst, kannst du alles schaffen! Auch diese Krankheit überwinden. Du ganz allein kannst dafür sorgen! Der Wille und Kampfgeist ist stärker als alles andere!“ Er nickt. Ich lege ihm seine Medikamente auf den Nachttisch. „Ich muss leider auch schon weiter und noch was erledigen. Ich hab aus dem Restaurant noch was zu essen mitgebracht, dass ist ihm Kühlschrank. Ich komme heute Abend wieder.“ „Danke! Und wieso denn erst heute Abend? Ich dachte du hast heute frei?“ „Ich muss nach Baltistan, aber mach dir keine Sorgen es wird ganz schnell gehen!“ „Nach Baltistan?! Das ist doch so gefährlich. Lass es lieber Every!“ „Es ist wirklich wichtig. Ich muss einen Ring nachmachen lassen. Damit können wir eine Menge Geld machen. Also bis später!“ ,sage ich mit energischen Ton bevor er auf die Idee kam mir eine Standpauke zu halten. Er schüttelt nur mit den Kopf und nennt mich zur Verabschiedung „Dickkopf!“.

Auf dem Weg nach Baltistan sehe ich mir den Ring von ihm genauer an. Er hat verschlungene Ornamente eingraviert und scheint aus Gold zu sein. In der Mitte ist ein blauer Edelstein. Wirklich wunderschön. Der Ring musste außerhalb von hier kommen. Diese Art von Kunst wurde hier nicht hergestellt und genau deswegen musste ich den weiten Weg in Kauf nehmen. Aber es würde sich lohnen, da war ich mir sicher. Woher kam dann aber der mysteriöse Kerl? War er gar kein Mensch? Vielleicht daher die enorme Kraft, als er mich gepackte hatte? Ich hatte schon lange keinen Vampir mehr gesehen und das sollte eigentlich auch so bleiben. Ich ziehe den Ring auf meinen Finger um zu sehen, wie er aussehen würde als er plötzlich sich zusammen zieht. Wie eine Art Schlange wickelt er sich um meinen Finger. Mit aufgerissenen Augen sehe ich dem Spektakel an meiner Hand zu. Oh Shit! Das war nicht gut. Gar nicht gut! Ich versuche ihn ab zuziehen, ja regelrecht abzureißen, aber es funktioniert nicht. Dieser verdammte Ring löst sich nicht von meinem Finger. Was zum Teufel ist das? Wie festgemeißelt betrachte ich ihn nun an meiner Hand. Na toll. Das war ja mal wieder typisch? Um es kurz zu fassen, ich war am Arsch. Wie wurde ich den nur wieder los? Da ich sowieso fast da war, entschließe ich mich weiter zu gehen. Vielleicht hatte Zane ja eine Lösung. Auch wenn ich ihn nicht sonderlich mag, so sind seine Geschäfte mit ihm immer sehr vielversprechend. Ich laufe weiter und laufe durch ein altes Industriegelände. Ich mag diese Gegend ganz und gar nicht. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, woanders konnte ich den Ring nicht los werden. Es ist in zwischen dunkel geworden und ich ziehe mir meinen dunklen Mantel aus meiner Tasche an. Die Kapuze verdeckt mein Gesicht und meine Haare. Ich will in dieser Gegend auf keinen Fall auffallen. Es war schließlich die Grenze nach Matyria. Ich fühle mich verfolgt und blicke immer wieder über meine Schulter, aber da war Niemand. Ich gehe weiter. Steht’s meinen Dolch in der Hand. Ich gehe in eine der Gassen und klettere über den vertrauten Holzzaun und springe hinab. Dabei schlage ich gegen zwei alte Tonnen und es macht ein lautes Geräusch. Ich halte inne. Hatte mich Jemand gehört? Doch wieder nichts. Ich gehe weiter. Ein Unbehagen verfolgt mich das etwas nicht stimmt. Und dann dieser Geruch. Vampire. Ich renne in die umgekehrte Richtung doch höre plötzlich Schritte. 4 Männer kommen von den Dächern gesprungen. „Na was machst du denn hier Schätzchen? Haben wir also doch richtig gehört.“, erklärt mir ein Mann mit Schnäuzer und Goldzahn. Sie kamen nun auch aus den Gasse und ich musste ernüchternd feststellen das es immer mehr wurden. Mit 8 kann ich es wohl kaum aufnehmen. Ich knirsche mit den Zähnen und verändere meine Körperhaltung. Ich muss jetzt selbstbewusst wirken. Spiele mit ihnen Avery, das kannst du am besten. Brust raus, Kopf nach oben. „Ich möchte Zane sprechen!“, erklärte ich mit fester Stimme. Goldzahn lächelt mich an. „Da bist du wohl falsch informiert. Zane ist tot. Gestern ohne Herz aufgefunden.“ Ich lasse meine Fassade kurz fallen und blicke entsetzt. Ein Lunarfresser. Aber wieso hier?! Wir waren in Baltistan. Das darf nicht sein. Ich finde meine Rolle wieder: „Dann will ich mit Luke sprechen!“ Auch diesmal grinst er mich wieder an, die anderen Männer haben bereits einen Kreis um mich gebildet. „Schätzchen, du hast mich wohl nicht verstanden. Der ganze Clan ist gefressen worden. Wir sind nun der führende Clan. Mein Clan. Gestatten Moussier Garstelle.“ Fuck ich saß ganz schön in der Klemme. „Also wie können wir Dir helfen?“ „Ich…ich…“ „Du fängst ja schon wieder an zu stottern!“, ertönt es von weiter hinten. Diese Stimme kannte ich doch. Ich blickte mich um und tatsächlich, da stand ER! Der Typ dem ich seinen Ring geklaut habe. Er zieht in aller Ruhe sein Jacket aus und Moment war das eine Collage Uniform?!Aber bevor ich darüber nach denken konnte, steht er urplötzlich innerhalb von einer Sekunde direkt neben mir. Er war also definitiv kein Mensch. „Wolltet ihr euch wirklich an ein Mädchen vergreifen? Also wirklich, fair ist das nicht. Lasst uns jetzt gehen oder ihr werdet es bereuen“, kündigte er ruhig an. „Das ich nicht lache, du bist eine 4 und wir sind zu acht und drei meiner besten Männer sind eine 6, was willst du also? Gegen uns kämpfen?“, verspottete Garstelle. Wo er Recht hat, hatte er Recht. Ich blicke auf die Symbole auf seinen Arm. Eindeutig vier Linien die über seine Muskeln verlaufen. Doch er scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein da er nur wissend lächelt. Ich hingegen verlasse mich nicht auf seine Fähigkeiten und so ausweglos es auch gegen die Dampire zu sein scheint, greife ich nach meinem Messer. Die Männer fangen an zu lachen und einer ruft aus der Menge: „Da hat aber eine viel Vertrauen in dich!“ Er sieht mich gekünstelt entsetzt von der Seite an, schüttelt den Kopf und legt mir einen Finger auf die Stirn. Auf einmal ist mir schwarz vor Augen und ich kippe in Ohnmacht.

 

Entführt

 

Ich reiße die Augen auf. Bäume. So viele Bäume. Wo bin ich? Und wieso lebe ich noch? Ich setzte mich auf und sehe mich genauer um. Ich sitze auf einer Decke. Nicht gefesselt?! In einem Wald. In einem Wald, In einem WALD ?! Das kann nur heißen, dass ich in Matyria bin. Aber wieso? Und wie zum Teufel? Wo ist er? Hatten die Dampire mich entführt? Aber wieso nach Matyria? Und wieso keine Fesseln? Das macht alles keinen Sinn. Hier war Niemand. Und es war still. Zu still für einen Wald. Ich denke gar nicht lange nach stehe auf und laufe los. Hauptsache weg von hier. Auf einmal tritt eine Gestalt vor mir aus dem Gebüsch. „Ah ah ah, wo wollen wir denn hin junge Dame?“, ertönt es. ER. „Zurück nach Hause!“, pampe ich ihn an. Wo ist eigentlich mein Zuhause? Ich weiß ja selbst noch nicht einmal wo ich bin. Ja eigentlich läuft alles ziemlich beschießen. „Das ist leider nicht möglich!“ und er verschränkt seine Arme, so dass er nun wirklich eine Wand darstellte. Eine äußerst gut aussehende Wand. Stop Avery! Denk noch nicht einmal daran. „Und warum nicht?“ rolle ich mit meinen Augen und sehe ihn betont gelangweilt an. Er grinst mich an. „Weil du noch etwas von mir hast!“ Meine Augen weiten sich für einen Moment. Der Ring. Mein Plan ihm einen gefälschten Ring zu geben konnte ich jetzt vergessen. Davon mal abgesehen, wie soll ich ihm den Ring geben, wenn er quasi festgeschweißt ist?! Ich habe eindeutig ein Problem. „Naja also ich würde ihn dir ja geben, aber ich kriege ihn nicht wieder ab.“ Er sieht mich mit gerunzelter Stirn an. Betrachtet meine Hand und seine Augen werden plötzlich größer. Seine coole Art fällt plötzlich ab. „Moment…was?! Du hast ihn umgelegt?“ Ich zeige ihm meine Hand. „Bist du nicht nur schwerhörig sondern auch blind?“ Er sieht mich mit entsetzten Augen an. „Das kann nicht sein…“, murmelt er vor sich hin. Irgendwas läuft gerade gar nicht gut. Instinktiv trete ich einen Schritt zur Seite um ihm aus dem Weg zu gehen. Doch er tritt auch einen Schritt zur Seite und zieht seine Stirn in Falten. Sein Blick ist plötzlich ganz leer. Als wenn er tief in Gedanken wäre. „Nein, du kannst jetzt nicht gehen…“ Ich beiße mir nervös auf der Lippe herum. Oho. Kein gutes Zeichen. nicht gut. „Fuck!“, schreit er plötzlich und haut mit einer Faust gegen einen Baum. Dieser wird dabei so hart getroffen, dass es einen Teil der Wurzeln herausreißt und der Baum nun nur noch halb so gerade steht. Ich schrecke dabei auf und schmeiße meine Hände im Reflex vor meinem Körper. Wer zum Teufel war er? Was war er? Er war schnell und stark. Und ich war alleine mit ihm im Wald. Wo vorher noch sein schelmisches Grinsen war, wich dieses nun durch einen ernsten, kalten Blick. „Du kommst jetzt mit!“ Er greift nach meinem Handgelenk und zieht sich mit sich. Völlig perplex folge ich ihm bleibe dann aber stehen. Ich kann hier nicht weg! Ich muss zurück nach Hause. Bleib stark. Bleib stark und zeige ihm, dass er nicht machen kann was er will mit dir. Doch er zieht mich unermüdlich weiter. „Stopp!“ , sage ich. Keine Veränderung. „Stopp!.“ , wiederhole ich erneut. Keine Reaktion. Also schreie ich: „Stopp!!!“. Blitzschnell steht er nur einen Millimeter vor meinem Gesicht und sieht mir tief in meine Augen. „Du wirst dir jetzt ganz schnell etwas merken. Und präge dir meine Worte gut ein… du kannst mir nicht entkommen. Es ist zwecklos. Ich bin schneller!“ Ich starre ihn mit meinen Augen an. Unfähig zu sprechen, bringe ich nur ein Nicken zu stande. Er bemerkt meine Angst und scheint für einen kurzen Moment selbst Nervös „Du hast dir den Mist selbst eingebrockt! Also wirst du ihn auch wieder lösen. Vorher werde ich dich nicht aus den Augen lassen.“ Ich bekomme eine Gänsehaut. Nun habe ich wirklich Angst. Was soll ich nur tun? Kurz aus der Fassung gebracht, starre ich ihn einfach nur an. Es vergeht eine Sekunde, zwei Sekunden, doch plötzlich setzt mein Überlebensinstinkt ein. Ich ziehe aus meine Stiefel so schnell ich kann mein Messer und hole aus um es in seinem Oberschenkel zu versenken, doch er ist schneller. In weniger als in einem Bruchteil einer Sekunde hat er meinen Arm gepackt und das Messer an meiner Kehle gelegt. Er grinst mich schelmisch an: „Glaubst Du wirklich DU kannst es auch nur ansatzweise mit mir aufnehmen? Ich glaube Du hast keine Ahnung mit wem du es hier zu tun hast?“ Dabei drückt er nun leicht das Messer an meine Kehle. Was soll ich nur tun? Ich habe keine Chance gegen ihn. Er war stärker und schneller. Wenn er es irgendwie geschafft hatte uns vor den 8 Typen zu retten, wie sollte ich, als human, irgendetwas gegen ihn anrichten? Er sieht meinen Stimmungswechsel und lässt von mir ab. Das Messer wirft er lässig in die Luft und fängt es wieder an der richtigen Seite auf. „So wie es aussieht hast du wohl verstanden. Also lass uns losgehen, wir haben einen langen Weg vor uns.“ „Wo wirst du mich hinbringen?“ „Das wirst du schon sehen und jetzt sei leise und folge mir!“ Er wendet sich von mir ab und macht eine Handbewegung um mir zu signalisieren ihm zu folgen. Ich zögere kurz, sehe aber erneut auf sein Messer, welches in seiner rechten Hand auf und ab schwingt und folge ihm. Tiefer in den Wald. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

 

 

Es waren einige Stunden vergangen als ich die Stile unterbrach: „Du weißt hoffentlich, dass der Wald gefährlich ist?“ Er schaute noch nicht mal zu mir herüber, sondern ging einfach weiter. „Glaub mir ich kenne den Wald besser als jeder Andere den du kennst. Aber danke dir für die Aufklärungsstunde!“ „Du bist wohl lebensmüde!“ Meine Stimme wurde lauter. „Du hast ja keine Ahnung, was hier für Kreaturen rumlaufen!“ Diesmal wendet er sich mir mit einem gespielt gelangweilten Blick zu. „Dann erzähl doch mal, welche Schauergeschichten, man sich in eurem Dorf erzählt! Wölfe, Vampire, Drachen?“, sagte er mit betont sarkastischer Stimme. Ich funkele ihn wütend an. Ich habe wirklich Angst in diesem Wald. „Du hältst das für Humbuck? Du fühlst dich vielleicht ganz toll, weil du ein dämlicher Vampir bist, aber hier draußen im Wald solltest selbst Du Angst haben!“ Auf einmal sieht er mich ernst an. „Vorsicht… beleidige niemals einen Vampir. Denn dumm bist in diesem Fall dann nur Du. Stattdessen solltest du lieber aufhören zu reden und anfangen zu laufen. Denn scheinbar hast du keinerlei Ahnung welch gefährliches Tier genau vor deiner Nase steht.“ „Ich habe keine Angst vor Dir. Du hättest mich schon längst umgebracht, wenn du es drauf angelegt hättest, aber du brauchst diesen dummen Ring. Vorher wirst du nichts tun!“ schlussfolgerte ich und musste mir für meine überragende Schlussfolgerung in Gedanken selbst einen Klopfer auf die Schulter geben. Er blieb stehen und fast wäre ich wieder gegen ihn gelaufen. Er beugte sich zu mir herab und sah mir fest in die Augen: „Das mag vielleicht sein, aber sobald der Ring von deiner Hand ist, wird dir schneller dein Lachen vergehen als du denkst. Und dann will ich nicht in deiner Haut stecken.“ Ich musste tief Schlucken. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Aber im Moment hatte ich die besseren Karten und das würde ich so schnell nicht wieder ändern. Dafür würde ich sorgen. Ich betrachtete ihn nun genauer. Schließlich musste ich wissen, wer mein Gegner war. Seine schwarzen, wuscheligen Haare fielen ihm ins Gesicht. Er hatte glasblaue Augen und einen Stoppelbart. Seine Lippen waren schmal, aber sein Kiefer war dagegen sehr markant. Er sah wirklich gut aus. Stop Avery! Der Typ hat dich buchstäblich entführt. Denk noch nicht einmal ich Traum daran. Er trug ein weißes Hemd mit Krawatte. Um seine Schulter hatte er lässig eine Jacke geworfen. Ein Collagejacke? Ich knief die Augen zusammen und fixierte die Jacke. Ja dort war eindeutig ein Siegel zu erkennen. Das Siegel eines Halbmondes umrungen von einem Sternenkreis. Oh nein. Völlig perplex platze ich heraus: „Das ist doch das Siegel der Stern Akademie?!“ „Na und?!“ ,entgegnete er lässig. „Das heißt du bist nicht irgendein mieser Vampir sondern auch noch ein Adliger Vampir?“ Meine Stimme war mittlerweile lauter geworden. Wie viel Pech konnte man eigentlich noch haben? „Das <mies> kannst du streichen, aber ja, ich bin ein Adliger“ , antwortete er resigniert. Wenn das stimmte, musste ich so schnell von ihm weg, wie nur möglich. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste eine Lösung finden ihm zu entkommen. Aber nur wie? Völlig in meinen Gedanken versunken meinen Flucht zu planen, wurde ich langsamer. Dies viel leider auch ihm auf. Er drehte sich zu mir um und fixierte meine Augen. „ Wieso ist dir das so wichtig?“ „Ist es nicht.“ , versuche ich möglichst kühl und cool zu antworten. Aber er runzelt die Stirn und betrachtet mich noch eingehender. „Nein das ist es nicht, du schwitzt und dein Herz schlägt schneller. Mache ich dir nun doch Angst?“ , grinst er schelmisch. „Du kannst meinen Herzschlag hören?“ fragte ich erstaunt. „Ich kann alles hören, was im Umkreis von 3 km sich bewegt.“, antwortete er mit einer Überheblichkeit der ich am liebsten eine geklatscht hätte. Aber leider hatte er Recht. Ich hatte Angst. Denn wenn es bedeutete, dass er ein Adliger war, würde er auch besondere Fähigkeiten besitzen. Lampire sind nicht umsonst die Mächtigsten unter ihrer Art. Sie waren dazu im Stande Dinge zu bewältigen, wovon wir Menschen nur träumen. Sie konnten Jemanden das Herz aus der Brust reißen ohne mit der Wimper zu zucken. So wie bei meiner Mutter. „Was schaust du denn so bedrückt? Ist dir endlich dein loses Mundwerk verloren gegangen? Mach dir keine Sorgen kleines Mädchen, ich brauche dich noch.“ Dabei tätschelte er meinen Kopf als wäre ich ein kleines Kind. Hatte er mich gerade kleines Mädchen genannt?! Nun schlug meine Angst in Ärger um. „Na warte… Du egoistischer, selbstgefälliger, mieser Lampir! Du wirst schon sehen, wie schnell du vergisst, wen du vor dir hast!“ Um meine würdevolle Rede zu unterstützen, schubse ich ihn von mir. Nur das er sich keinen Zentimeter von Boden bewegt, so dass es eher wie ein halbherziges schlagen auf seine Brust wird und das natürlich ohne Erfolg. Er fing an zu schmunzeln und sah auf mich hinab. Sah mir zu als würde ich mit Puppen spielen und nicht Wut entbrannt gegen seine Brust schlagen. Der kann sich sein scheiß Schmunzeln sonst wo hinstecken. Mich ein kleines Mädchen zu nennen. Ohne Vorwarnung hatte er mich plötzlich rücklings über seine Schulter geworfen. „Kleines Mädchen es reicht nun, wir wollen schließlich noch vor Mitternacht ein Lager aufbauen.“ Die Betonung auf „Kleines Mädchen“ war mir natürlich nicht entgangen. Er wollte mich auf die Palme bringen. Na schön. Wenn er ein kleines patziges Mädchen haben wollte würde er es bekommen. So fing ich also an um mich zu treten und meine Arme auf seinen Rücken zu schlagen und lauthals zu Schreien. Das hatte er scheinbar nicht kommen sehen und in null Komma nichts stand ich wieder auf dem Boden. Diesmal steckte er mir ein Halstuch in den Mund und band ein weiteres um meinen Kopf. Schreien war nun nicht mehr möglich. „Du wirst jetzt die Klappe halten, ansonsten locken wir tatsächlich noch was an. Und darauf kann ich nun wirklich verzichten.“

Wir liefen noch eine Weile weiter, als er plötzlich inne hält. Ich sehe ihn verdutzt an und grummle irgendwas durch meinen verbundenen Mund. „Sei still!“ blafft er mich an und schließt seine Augen um sich auf etwas zu konzentrieren. Ich versuchte auch angestrengt hin zu hören, aber da war nichts. Seid wir zusammen im Wald unterwegs waren, hörte ich nichts…weder Vögel, Bienen oder sonst irgendein Anzeichen von Leben. Denn selbst die Tiere wussten, dass sie sich von ihm besser fernhalten sollten. „Sie haben deine Spur gewittert!“ Innerhalb von einer halben Sekunde hatte er mich an meiner Taille gepackt und über seinen Rücken geworfen. „Halt dich gut fest und schließ die Augen. Das kann jetzt ungemütlich für dich werden.“ Wie durch ein Wunder sausten wir durch den Wald. So schnell, dass meine Augen nicht realisierten was vor sich ging. Ich schloss völlig perplex die Augen, denn es tat weh, so viel Luft in die Augen zu bekommen. Irgendwann blieb er plötzlich stehen. Wir standen vor einem kleinen Tümpel und bevor ich mich versah, hatte er mich hinein geschubst. Das Wasser war eiskalt. Ich war von oben bis unten klatsch nass. Ich blickte ihn wutentbrannt an. Meine Armfesseln hatten sich nun mit dem Wasser gelöst und ich lief brodelnd vor Wut auf ihn zu. Dabei konnte ich nun auch endlich meinen Mund befreien. „Dieser selbstgefällige, egoistische, …“ sprach ich mir selbst zu, doch weiter kam ich nicht. Als ich all meine Kraft in einen Schlag setzte, um ihn alles heimzuzahlen was ich über den Tag erlebt hatte, holte ich meine eiserne Faust aus meinem Kampfrepertoire und zielte mit eisernem Wille auf seine Brust. Doch wurde ich von seiner gebremst, bevor sie auch nur ansatzweise seinen Oberkörper berührte. Er hatte wieder dieses selbstgefällige Grinsen aufgesetzt und drehte dabei meinen Arm so geschickt um, dass ich ihm in meinem Rücken hatte. „Na Na Na, meine Liebe, wir wollen dich doch noch fertig auf hübschen“ und ehe ich wirklich verstand was er nun schon wieder mit mir vor hatte, hatte er mit seiner anderen Hand einen riesigen Schlammberg aufgehäuft und schmierte mir damit meinen Rücken ein. War das sein verdammter ernst?! Ich schäumte vor Wut und er kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, aber er schmiert unbeiirt weiter. Ich stehe wie versteinert da und kann das alles nicht begreifen. Ohne weiter nach zu denken, schreie ich lauthals los. So laut ich kann. Perplex hält er sich die Ohren zu und bemerkt dann das ich nicht aufhöre. Also hält er meinen Mund, mit seiner vollgeschmierten Schlammhand zu. Ich will mit meinen Händen mich davon befreien doch er ist wieder einmal schneller. Schnur strax, hat er mir meinen Mund und meine Arme verknotet. Nun ist er wieder still und lauscht in die Ferne. In eine Ferne in der scheinbar irgendetwas war. Hoffentlich Jemand der mich retten wird.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.03.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Geschichte ist noch lange nicht abgeschlossen... ihr könnt euch auf tiefgründigere Gespräche und situationen vorbereiten...über Anregungen, Kommentare würde ich mich sehr freuen!

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