Der Fluch der Nadelgestalten

Ich rannte. Meine Lungen brannten und mein Keuchen schien das einzige Geräusch in dieser unheimlichen Vollmondnacht zu sein. Nein das stimmte nicht ganz. Da war es wieder. Das Grunzen. Ein Schauder lief mir über den Rücken und ich starrte ausdruckslos durch den dichten Nadelwald. Wie spät es wohl war? Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Auch wie lange ich schon rannte, war ungewiss. Ich stolperte, vermutlich ein Pilz, konnte mich jedoch gerade noch so fangen. Laubbäume wechselten sich mit dem Nadelgehölz ab, doch im Dunkeln waren es nur unheimliche Gestalten, die sich mit ihren schweren Armen zu mir herunterbeugen und mich zu fangen versuchten. Nur knapp wich ich dem begrenzten Gebiet aus und rannte einen kleinen Trampelpfad herunter. Der Zaun hielt die neugierigen Rehe auch nicht mehr auf und mich noch weniger. Noch immer glaubte ich das dröhnende Geräusch hinter mir zu vernehmen und ich stolperte so gut es ging weiter. Eine Weggablung kreuzte meine Route. Mist. Welchen Weg sollte ich nehmen. Ich entschied mich für Querfeldein, denn die Angst saß mir immer noch im Nacken. Zweige schlugen mir ins Gesicht und ein Brennen an meiner Wange kündete von einem tiefen Kratzer, doch hielt ich mich damit nicht weiter auf. Immer weiter und weiter. Nun konnte ich bereits die Schritte hinter mir hören. Meine Verfolger holten auf. Links die wunderschöne Kiefer, auf der ich einst geklettert war, die nun jedoch mit Nägeln versehen wie eine urige Gestalt vor mir auftauchte. Rechts, weitere, schmalere Nadellebewesen. Und hinter mir, dieses Grunzen. Dort vorne, würde ich endlich in Sicherheit sein, denn das Licht einer Straßenlaterne schimmerte schwach durch die dunklen Bäume. Ich fluchte, als ich über eine Wurzel der „Krone des Waldes“, meinen Kletterbaum stolperte und ich konnte deutlich vernehmen, wie die Geräusche hinter mir lauter wurden. Noch vier Meter bis zum rettenden Waldrand, drei, zwei- Ein Schuss durchbrach die Stille.

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Tag der Veröffentlichung: 24.09.2016

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