Cover

Prolog

Nur nicht stressen lassen
Kurz vergessen machen
Auf dem Boden liegen,
Smiths-Platten sprechen lassen
An Hände fassen - reden tabu
Depression war nie tragbar
Doch steht uns so gut
Wie wir Rotwein und Pillen mischen
So kleine Pupillen blitzen auf
Endlich taub
Dort im Mondschein erfüllt en' bisschen Raum
Hier zu Haus - im Verlorenen der Welt
Immer leben für's Fliegen
Doch sind geboren, um zu rennen
- und wir rennen


Ich tätowier' mir deinen Namen über's Herz
Mit Ankern, damit jeder weiß wo meins' hingehört
'Nen Leuchtturm daneben
Egal wie neblig, es leitet mich
Schwalben an den Hals Dass jeder sieht wie frei wir sind
Wir liegen lachend in den Trümmern und fühlen uns frei
Wir sind 30 Fuß high und steigend

 

Zu Hause ist da, wo man sich vermisst
Doch wir glauben an ein Licht, das niemals erlischt 

 


Eines Tages Vegas, Baby
Buchen den Flug und weg
Setzen auf Rot
Sind so perfekt unperfekt
Die Welt - unser Bett
Leben in den Tag - Licht nur vom Testbild
überlegen Kindernamen
Und immer wieder diese süßen Endorphine-Schübe
Fliegen über den Dingen
Leben die Lieder, die wir lieben
Die Pläne, die wir schmieden
Ungenau, jung und dumm
Wir malen uns die Welt in kuntergraudunkelbunt

 

~Casper, XOXO

Freiheit

Die Zeit früher war soviel einfacher, zumindest denke ich das manchmal. Heute mit 20 Jahren denk ich anders über die Zeit als ich es damals gesehen habe. Ich erinner mich oft noch daran wie ich es mit drei oder vier Jahren geliebt habe zu singen. Ich bin im Kindergarten umhergelaufen und habe vor mich her gesummt. Vielleicht war ich deshalb immer allein? Weil es für die anderen komisch war? Weil ich für die anderen komisch war? Ich hatte im Kindergarten nur eine Freundin und einen Freund. Mit den anderen Kindern kam ich nie klar, und sie ebenso wenig mit mir. Ich war generell ein sehr schüchternes Kind. Nur den Menschen denen ich vertraut habe, konnte ich mich öffnen und war dann auch immer sehr lautstark, obwohl ich bei den anderen kaum ein Ton rauskriegen konnte.

 

Einmal standen mehrere Kinder am Zaun des Kindergartens. Sie sahen mich an und sagten mir ich würde es eh nicht schaffen über den Zaun zu klettern. Um Ihnen eines besseren zu belehren kletterte ich über den Zaun, indem ich mich erst einen Baum hochkletterte und dann hinüber sprang. Vielleicht wollte ich auch mir selber beweisen das ich mehr kann als andere mir zutrauen. Das ich mehr kann als ich mir selbst zutraue. Als ich schließlich drüben war, waren alle anderen Kinder erst einmal ziemlich erstaunt das ich es tatsächlich geschafft habe. Doch wenig später schrie die eine, dass sie eine Erzieherin holen würde um mich zu verpetzen, anstatt mir zu helfen wieder auf das Kindergartengelände zu kommen. Ich versuchte zwar eine halbe Minute wieder rüber zu kommen aber ich schaffte es nicht und ich bekam Panik. Was würde ich Ärger bekommen von der Erzieherin und vorallem von meiner Mama. Meine Freundin sah mir die Verzweiflung förmlich an und sagte: "Pass auf, ich komm zu dir rüber und dann hauen wir ab, dann können sie nicht schimpfen." Ich war froh als sie zu mir kam und das sie auf meiner Seite war, wobei ich von den anderen ziemlich enttäuscht war. Wie hinterhältig war es, mich erst rüber zu schicken um mich dann in die Pfanne zu hauen? Vielleicht fing ich da schon an andere Menschen einfach nicht zu mögen, denn viel geändert hat sich es bis heute nicht. Immer wieder begegnet man Menschen, die einfach schlecht für einen sind. Und die einen veraten und enttäuschen und manchmal auch ziemlich verletzen.

 

Wir liefen den langen Gang hinaus bis wir an der Hauptstraße raus kamen. Als wir uns umdrehten, es waren vielleicht 300 meter entfernt sahen wir grade noch die Erzieherin kommen und bogen schnell links ab, vor ein Haus um nicht gesehen zu werden. Ich war froh endlich "Frei" zu sein und hatte gar keine Angst mehr. Denn finden würden sie uns eh nicht mehr schließlich war es eine Stadt, kein kleines Dorf wo jeder jeden kennt. Ich wohnte früher am Stadtrand, es waren also auch viele Felder und Pferdehöfe in der Nähe. Also liefen wir los um unseren Spaß zu haben. Wir liefen auf einen Hof und streichelten die Pferde mehr brauchten wir auch noch nicht. Es hat Spaß gemacht und wir haben uns keine Gedanken gemacht ob wir später gefunden werden und Ärger kriegen. So gedankenlos war ich nie wieder. Dieses Gefühl der Freiheit und machen zu können was man wollte. Es war wunderschön. Später dachte ich, dass ich frei werde wen ich volljährig bin. Wenn ich nicht mehr das machen musste was meine Familie von mir verlangte. Erst jetzt weiß ich, dass die Gesellschaft das genauso verlangt, wie damals meine Eltern. Man wird nie das machen können was man gerne möchte. Natürlich kann man viele schöne Momente erleben aber man ist nicht frei, immer eingeschränkt von der Gesellschaft.

 

Irgendwann bekamen wir jedoch Hunger, schließlich waren wir schon morgen frühs abgehauen und es war ca. 3 Uhr, die Sonne schien nicht mehr so grell und war wieder am untergehen. Wir liefen zu meinem Opa, der hatte in den Schrebergärten eine Gaststätte. Das war zwar ein Stück, aber auf dem Weg dahin waren immer wieder vereinzelte Ställe mit Pferden oder Kühen, und manchmal waren auch Hühner auf dem Hof. Schwer vorzustellen, das dort jetzt ein Drogentreffpunkt ist. Wir liefen am Bach entlang, und wie kleine Kinder nun mal sind, sprangen wir in den Bach, machten eine Wasserschlacht, und waren hinterher mit voller Schlamm bedeckt. Die Sonne gab nur noch wenig Lichtsstrahlen ab, als wir bei meinem Opa ankamen. Wir liefen an die Hintertür der Gaststätte, ich hatte doch ein wenig Angst, das meine Eltern dort auf mich warteten. Die Tür machte eine Freundin meines Opas auf, die ich allerdings nicht mochte. Sie war immer sehr gemein zu mir, schnauzte mich immer nur an. Mittlerweile kann ich sie sogar verstehen, vielleicht war ich einfach ein nerviges Kind und heutzutage regt es mich genauso auf. Ich fragte sie ob wir ein Eis bekommen könnten, sie wusste schließlich wer ich bin. Sie schaute mich allerdings nur böse an und knallte dann die Tür zu. Also liefen wir wieder los, sahen uns die Gärten an, und schlenderten langsam auf dem Weg zu mir nach hause. Ich war so kaputt das ich vergessen hatte was wir getan haben. Ich klingelte, da ich ja noch keinen Schlüssel hatte. Doch es machte keiner auf, schließlich klingelte ich bei der Nachbarin. Sie kannte meinen Papa auch schon seit klein auf, sie war fast wie eine Oma für mich. Später brachte ich ihr auch immer Brot aus dem Kiosk mit oder Zeitschriften. Sie schrieb immer einen Zettel und jeden Mittwoch und Samstag ging ich los und besorgte Ihr die Sachen. Und jedes mal gab sie mir 50 cent, damit ich mir davon etwas holen konnte.

 

Sie machte die Tür auf, und sah mich erschrocken an. Sie fragte wo wir waren und wie wir aussehen würden, dass uns bereits alle suchen. Sie gab uns Waschzeug und neue Klamotten, damit wir erst einmal sauber werden konnten. Nachdem sie uns alles gab, hörte ich wie sie mit meinen Eltern telefonierte. Ich bekam wieder etwas Angst und auch meine Freundin sah mich panisch an. Aber da mussten wir jetzt durch. Mein Papa kam nach hause und sah nicht so sauer aus wie ich es erwartet hätte. Er sah eher erleichtert aus. Er nahm uns beide mit ins Auto und fuhr zum Kindergarten. Es war inzwischen 18 Uhr, und ich hatte etwas Angst was mich erwartet. Wir stiegen aus und meine Mama sah mich an, ähnlich wie mein Papa zuvor. Zwei Polizisten standen vor dem Kindergarten und grinsten vor sich hin. "Na dann hat sich das ja jetzt zum Glück erledigt, schönen Tag noch", und weg waren sie schon wieder. Doch sobald sie um die Ecke verschwunden waren, schaute meine Mama mich grimmig an. Sie fragte mich warum ich soetwas mache und was mir einfallen würde. Und ich wusste keine Antwort darauf, denn sie hätte mich ja doch nicht verstanden. Ich verabschiedete mich von meiner Freundin und bekam Hausarest, die Erzieher im Kindergarten ließen mich drei Monate nicht raus und die anderen Kinder wendetet sich noch mehr ab. Vielleicht haben die Eltern denen ja gesagt sie sollen nicht mit so "Assi"-Kindern spielen. Sie sollen sich anständige Leute zum spielen suchen. Dabei wussten sie nicht, das ihre Kinder selbst an dem Schlamasel Schuld waren. Vielleicht nicht direkt, aber hätten sie mich nicht provoziert wäre ich doch nie über den Zaun gesprungen und hätten sie mir geholfen wäre ich schon gar nicht abgehauen. Denn ich war eigentlich ein braves Kind, was vielleicht einfach nur von der Angst vor meiner Mutter kam, aber gehört habe ich trotzdem. Meine Mutter hat mich sehr oft geschlagen, ich erinnere mich nicht mehr an jedes mal, aber an die ich mich noch erinnern kann, waren keines falls schön. Sie war keine Alkoholikerin die dann ausrastete wenn sie betrunken war, wie man es vielleicht bei anderen kennt. Sie schlug mich wenn sie sauer auf mich war, wenn ich zum Beispiel meine Spielsachen nicht weg räumte oder nicht pünktlich nach hause kam. Manchmal schlug sie mich auch ohne Grund. Immer dann wenn sie langeweile hatte, oder vielleicht nichts besseres zu tun hatte. Meistens wusste ich aber wenn etwas kommt und bereitete mich schon einmal psychisch darauf vor, denn dann tat es nicht so weh, wie ein unerwarteter Schlag. Irgendwann dachte ich, das ich die Schläge brauchte und wenn sie es mal nicht tat, vermisste ich es schon fast. Es hört sich vielleicht komisch an, aber für mich war es einfach schon Normalität. Und es war für mich auch nichts ungewöhnliches, viele Kinder werden wenn sie klein sind geschlagen, da wusste ich aber nur noch nicht das die anderen nicht in diesem Ausmaß geschlagen werden. Ein Klatsch auf die Finger, ja. Aber nie so. Und immer wieder dachte ich, du hast es verdient. Du bist ein schlechter Mensch. Du bist einfach nichts wert. Immer wieder, du hast nichts besseres verdient. Da war ich vier Jahre.

 

 

 

 

 Zeit heilt keine Wunden,

du gewöhnst dich nur an den Schmerz.

~ Bushido

 

Traumwelten

Als ich fünf war, erzählte meine Mutter mir, ich würde ein Geschwisterchen bekommen. Das war zu Weihnachten und sie erzählte der Weihnachtsmann hätte es ihr gebracht. Ich freute mich riesig und konnte es gar nicht abwarten. Eine kleine Schwester und mit ihr Friseur spielen oder Barbie? Oder doch einen Bruder, und mit ihm mit Autos spielen? Ich sah Mamas Bauch wachsen und an dem Tag meiner Einschulung war es soweit. Mein kleiner Bruder kam auf die Welt mit 6 Jahren Unterschied. Im September. Und am Tag meiner Einschulung. Ich weiß wie es für ein Kind ist, nur seinen Papa auf der Einschulung zu haben. Weder Oma noch Opa konnten kommen, denn sie mussten ja für das Baby da sein. Diesen Satz musste ich sehr oft anhören. Ich war so nervös, mein erster Schultag und nur mein Papa war da. Er hat sich so gefreut, sein kleines Mädchen in der Schule zu sehen. Und ich war froh, das er sich die Zeit für mich genommen hatte.

 

Wir gingen von der Kirche hoch zur Grundschule. Ich lernte ein Mädchen kennen, sie war ähnlich wie ich. Wir wurden für lange Zeit beste Freunde. Wenn wir uns stritten hatte ich aber niemanden. Dann saß ich wieder alleine und sie unterhielt sich mit den anderen. Ich mochte die anderen aber nicht. Die Jungs waren ganz nett. Auch im Kindergarten bin ich wesentlich besser mit ihnen klar gekommen als mit den Mädchen. Doch zu dieser Zeit war es ecklig mit einen Jungen zu reden. Man war gleich wieder anders. Und komisch.

 

Ich spielte oft mit meiner Freundin, wir trafen uns jeden Tag. Sie hatte einen Garten, er war zwar nicht groß aber für uns reichte es aus um zu spielen. Wir zelteten fast jedes Wochenende dort, und waren generell viel draußen. Auch an Orten an denen wir nicht sein sollten, weil da zu viele böse Leute waren. Mittlerweile hätte ich auch Angst um meine Kinder, aber damals hab ich die Welt so einfacher wahr genommen. Und der Spielplatz dort war viel schöner und interessanter als der bei uns auf der Seite. Um zum anderen Spielplatz zu gelangen musste man durch das Krankenhausgelände und dann über einen Fluss. Normalerweise nahmen wir immer die Brücke aber manchmal gingen wir auch über ein großes Rohr was direkt neben der Brücke lag. Schließlich machte es viel mehr Spaß, war ja auch gefährlicher. Irgendwann sahen wir eine Ente die grade brütete. Ohne zu überlegen scheuchten wir die Ente dort weg und nahmen uns ein Ei mit. Wie toll wäre es bloß ein Entenbaby zu haben? Wir liefen schnell nach Hause und holten eine rote Wärmelampe um das Ei zu brüten. Wir legten noch eine Wärmflasche darunter damit es von allen Seiten gewärmt wurde. Alle zwei Stunden mussten wir die Wärmflasche wechseln, da es sonst wieder zu kalt wurde. Und wir haben uns wirklich Mühe gegeben auch wenn ich manchmal ein schlechtes Gewissen hatte. Das Ende vom Lied war das es ein leeres Ei war, es wurde nicht befruchtet. Wir haben dieses Ei zwei Monate umsorgt und das umsonst. Aber es war wahrscheinlich besser so, wie hätten wir das schließlich mit sieben Jahren hinkriegen sollen?

 

Als mein Bruder kam hatte keiner mehr Zeit für mich. Für alle war das Baby wichtig und ich? Ich blieb auf der Strecke. Anstatt mich auf meinen kleinen Bruder zu freuen und Zeit mit ihm zu verbringen schottete ich mich immer weiter von allen ab. Meine Mama fing immer öfter an mich zu schlagen, sie hatte so viel Stress mit dem Baby und konnte mich nicht auch noch ertragen. Alle Sachen in der Schule musste ich selbstständig machen, meine Mama hatte schließlich kaum Zeit für mich. Mein Papa war immer öfter in der Uni, weil seine Prüfungen immer näher rückten. Er wollte seiner Familie schließlich etwas bieten. Er wollte Geld verdienen um auch Geschenke machen zu können. Bis ich neun war, hat nur meine Mama gearbeitet, deswegen hatte sie auch da keine Zeit. Mein Papa hat mich großgezogen, denn er hatte ja mehr Zeit und musste nicht so lange an die Uni wie Mama an die Arbeit. Trotz allem schrieb ich immer gute Noten, doch meine Mama konnte sich darüber nicht freuen. Sie war immer nur sauer wenn ich schlechte Noten schrieb, dann gab es wieder Schläge. Aber es war ja normal für mich geworden.

 

Mit sieben Jahren hatten meine Eltern einen großen Streit. Ich dachte sie trennen sich, auch wenn das damals ein großer Wunsch gewesen ist. Ich wollte immer alleine mit meinen Papa zusammen wohnen, da ich mit meiner Mama ja nicht zu recht kam. Meine Mutter ließ bei dem Streit sogar meinen Bruder auf den Boden fallen und Mama und Papa schrien sich als an. Ich nahm meinen Bruder und versteckte mich hinter der Tür bis es ruhig war. Ich hörte es ab und zu mal laut knallen, ob es die Türen waren oder das Geschirr was umher flog und kaputt sprang. Ich blieb noch eine Weile hinter der Tür, seitdem es ruhig war, um sicher zu gehen. Dann packte ich meinen Bruder in sein Bett und ging ins Wohnzimmer wo mein Papa saß und Fernseh schaute. Ich fragte ihn was los sei, doch er wollte nicht sprechen. Dann ging ich ins Schlafzimmer und sah meine Mama weinend auf dem Boden hockend. Ich fragte sie ob sie sich nicht wieder vertragen können und sie sah mich nur böse an. Ich wusste das wieder ein Schlag kommen würde, und danach ging ich in mein Zimmer. Ich wusste nicht was ich tuen sollte, raus traute ich mich nicht mehr. Und es war erst halb sechs, zu früh um ins Bett zu gehen und zu spät um sich noch draußen zu treffen. Ich setzte mich dann schließlich hin und las, zu der Zeit las ich sehr viel und gerne. Bis ich 14 war habe ich kaum was anderes getan. Die Geschichten beförderten mich in eine andere Welt. In eine Welt wo es keinen Stress gab. Wo man der Fantasie freien Lauf lassen konnte. Manchmal stellte ich mir vor, das die Figuren immer bei mir waren, wenn wir zum Beispiel mit dem Auto fuhren. Ich stellte mir vor, wie sie neben dem Auto herliefen und mich unterhielten, mit mir über meine Probleme redeten. Die Probleme die man als kleines Kind halt hat. Dann lebte ich wieder in meiner Traumwelt, in der ich alles andere vergessen konnte. In der ich das tun konnte was ich wollte. In der ich frei sein konnte.

 

Ich war vielleicht 8 Jahre alt, als ich mit meiner Freundin draußen spielte. Wir gingen zu einem Spielplatz, der drei Häuser von unsrer Wohnung entfernt war. Wir hatten eine Puppe mit, und wollten Familie spielen, sie war der Papa und ich die Mama. Wir stellten uns an einen Baum und spielten das wir kochen würden. Nach vielleicht einer Stunde auf dem Spielplatz, kam ein Junge, er war vielleicht dreizehn, maximal vierzehn? Er nahm uns unsre Puppe weg und meinte wir würden sie erst wieder bekommen wenn wir Aufgaben erfüllen würden. Wir sollten rum schreien das wir ein Baby sind, sollten irgendwo runter springen und ähnliches. Dann sagte er wir sollen seinen Penis anfassen, danach würden wir die Puppe bekommen. Wir waren beide acht Jahre und es war das erste mal das ich einen Penis angefasst habe. Überhaupt kannte ich mich mit dem anderen Geschlecht intim gar nicht aus. Ich war ja noch ein Kind! Es fühlte sich schwabelich und ecklig an, aber wir beide taten es und als wir die Puppe endlich hatten gingen wir schnell nach Hause. Wir hatten echt Angst, weil wir selbst nicht wussten was auf dem Spielplatz passierte. Bis heute weiß keiner von dieser Geschichte, nur sie und ich. Vielleicht weil wir es nicht für wichtig empfanden? Damals sahen wir es nicht so als Gefahr, er tat uns ja nicht weh und es war schließlich nur ein Körperteil wie jedes andere? Zumindest dachten wir das damals.

 

Ungefähr zwei Monate später gingen wir auf den Spielplatz an dem wir das Entenei gefunden haben. Wir spielten und wir hatten Spaß, doch irgendwann hatten wir ein schlechtes Gewissen, schließlich sollten wir gar nicht an diesem Ort sein. Als wir auf dem Rückweg waren trafen wir auf zwei Jungs, beide müssen um die 16 Jahre gewesen sein. Sie fragten uns ob wir kurz Zeit hätten uns mit Ihnen auf eine Bank zu setzen. Wir dachten nicht weiter nach und setzten uns mit Ihnen auf die Bank. Der eine zerrte meine Freundin auf seinen Schoß und sie sah mich nur verzweifelt an. Wir wollten beide schleunigst weg. Der andere Junge sah mich mit einem Blick an, den ich nicht richtig deuten konnte. So wie ein Raubtier was seine nächste Beute erblickt hat, vielleicht? Sie fragten uns ob wir Jungfrauen seien, und mit acht Jahren sagte ich nein, ich bin Stier. Woher sollte ich auch die andere Bedeutung dafür kennen? Wir sagten beide, wir müssten schnell nach Hause und liefen zügig zurück. Wenn ich zurück denke, frage ich mich welche Typen bitte auf so kleine Kinder stehen? Damals wusste ich es noch nicht besser, auf solche Situationen ist man ja auch nie vorbereitet. Und ich war so klein. So unschuldig und viel zu jung.

 

 

 Es ist besser loszulassen,

als daran kaputt zu gehen

~Kendrick

Anfang vom Ende

 Ich kam auf die neue Schule. Sie war viel größer als meine erste. Meine Freundin kam nicht mit mir, sie musste ein Jahr wiederholen. Und da war ich nun, vor einem riesengroßen Gebäude, indem ich nicht wusste zu recht zu kommen. Und kennen tat ich ja auch keinen. Meine Mama hatte wieder keine Zeit, nur mein Papa lächelte als ich Richtung Schule lief. Ich lernte erst einige Wochen später meine Mitschüler kennen, da ich nicht viel mit Ihnen redete, und auch kein Interesse daran hatte. Ich war nun mal lieber allein als mit zu vielen Menschen gemeinsam. Einige schienen mir ganz nett. Aber ich konnte einfach nie ich sein. Mich gehen lassen, ohne aufzupassen was ich sage. was ich mache und und und.. Einfach nie. Meine Freundin sah ich immer seltener, denn sie traf sich mit ihren neuen Klassenkamaraden. Ich saß immer öfter zuhause und war alleine.

 

Mit ungefähr 11 Jahren traf ich mich mit meiner Freundin wieder öfter, wir waren zwar nicht mehr in der gleichen Klasse aber sie war wieder auf der gleichen Schule. Sie zeigte mir ein Lied von Casper, Rasierklingenliebe. Sie zeigte mir eine Stelle an der sie sich geschnitten hatte. Sie sagte es wäre ein schönes Gefühl, dass es sie erlösen würde. Wir hörten uns noch einige Lieder an und spielten Sims dazu. Am Abend als ich wieder zuhause war, probierte ich mit einer Schere aus wie es ist. Ob es auch erlösend für mich ist? Ich versuchte es, aber es tat nur weh. Ich fühlte nicht viel anderes. Verstehen konnte ich sie nicht. Noch nicht.

 

Mit 12 zogen wir dann in ein Haus, raus aus der Stadt. In ein Dorf mit 2.500 Einwohnern. Ich ging dann dort in die freiwillige Feuerwehr und hatte Spaß daran. Zwar nicht mit den Menschen aber an den Tätigkeiten die wir machten. Wir gingen auch oft Eis essen, oder Schlittschuhlaufen. Meine Freundin kam auch manchmal mit, dann war ich dort nicht alleine, denn mit den Leuten dort kam ich ja wieder einmal nicht zu recht. Bis ich 14 wurde hat sich nicht viel geändert. Ich schrieb gute Noten in der Schule, meine Mutter schlug mich vielleicht zwei mal in der Woche und mein Papa war jeden Tag bis 18 Uhr arbeiten. Er bekam es nie mit, wenn Mama mich schlug. Denn er war ja kaum da. Komischerweise schlug meine Mama nur mich, meinen Bruder fasste sie nie grob an. Egal was er machte, sie schrie vielleicht mal, aber geschlagen wurde er nie. Er bekam immer alles was er wollte, aber Mamas Wut bekam immer wieder ich ab.

 

Im September gingen ich und meine Freundin von der Feuerwehr aus auf ein Fest. Dort war ein Tauziehwettbewerb und da unsere Jugendfeuerwehr nur mit drei Leuten kam wurden wir mit anderen Jungs in ein Team gesteckt. Mit einem Jungen verstand ich mich sehr gut, er war ein Jahr älter wie ich. Er war sehr nett, aber ich hatte das Gefühl er war mehr an meiner Freundin interessiert als an mir.. Zu der Zeit hatte sie allerdings einen Freund, und es war auch nicht ihr Typ obwohl es auch nicht mein Typ war. Aber ich hatte immer Angst ich würde nie jemanden kennen lernen und für immer alleine bleiben. Wir tauschten alle die Nummern aus und eine Woche später traf ich mich wieder mit ihm. Meine Mama machte Waffeln und war nervöser als ich. Er verspätete sich um zwei Stunden, ich dachte erst er kommt nicht mehr. Da vor unserer Tür die Straße umgebaut wurde fand er es nicht und kam deshalb zu spät. Zumindest sagte er mir es so. Als er da war redeten wir kaum, wir schwiegen uns einfach nur an. Wir gingen dann raus eine Runde spazieren und er fragte mich ob ich rauchen würde. Ich nickte, dabei stimmte es gar nicht. Ich hatte vorher vielleicht einmal an einer Zigarette gezogen, aber geraucht hab ich nicht. Er gab mir eine und wir rauchten. Ich rauchte gleich auf Lunge und musste auch nicht husten. Wir unterhielten uns etwas, wir redeten über Familie und Freunde und dann fuhr er bald nach Hause. Am selben Abend schrieb er mir eine SMS ob wir zusammen sein wollten. Ich fand ihn zwar nicht hübsch, aber ein kleines kribbeln hatte ich im Bauch und ich antwortete mit ja. Am darauffolgenden Wochenende traf ich mich mit meiner Freundin, meinem festen Freund und seinem besten Kumpel. Wir saßen bei dem Kumpel im Wohnzimmer, er hatte schon eine eigene Wohnung. Wir hatten Alkohol besorgt und tranken etwas, meine Eltern sollten mich erst acht Stunden später abholen. Wir schauten einen Horror Film an, aber weder ich noch meine Freundin fanden diesen Film gruselig. Die beiden Jungs hatten mehr Schiss als wir. Auch an diesem Abend rauchte ich wieder. Ich trank Alkohol und rauchte. Mit 14 Jahren. Das ich das danach jedes Wochenende machen würde war mir noch nicht bewusst.

 

Ich fing an regelmäßig zu rauchen und ab und an trank ich auch mal Bier. Mit meinem Freund traf ich mich so oft wie möglich, meine Freundin blieb oft auf der Strecke. Im nachhinein breue ich das ein wenig, aber so ist das nun mal wenn man am Anfang einer Beziehung steht. Unsren ersten Kuss hatten wir nach zwei Wochen, es war mein erster Kuss ebenso wie bei ihm. Ich hatte mir alles schon so schön ausgemalt und nachdem ich ihn hinter mir hatte war ich etwas enttäuscht. Es war ein guter Küsser, gar keine Frage aber es war so zeitlos. Ich fing so sehr an ihn zu lieben das es schon fast schmerzte. Umso mehr tat es mir weh, das er mit einem Mädchen kontakt hielt, welches ich überhaupt nicht mochte. Sie machte sich immer wieder an ihn ran, aber sie wusste doch das er mich hat? Für ihn war es zwar nur eine Freundin, aber trotzdem war sie ein Dorn in meinem Auge. Welche Freundin ist auch begeistert wenn sie hört das ihr Freund und seine beste Freundin zusammen sind? Abgesehen davon das ich mit Mädchen ja eh nie besonders klar kam. Dieses Mädchen tat mir so unendlich weh und er tat nichts dagegen. Sie wusste das ich niemals soviel Zeit mit ihm verbringen könnte wie sie, da die beiden auf die selbe Schule gingen. Und genau das nutze sie aus. Und jedes mal kriegte ich von ihm von diesem Mädchen zu hören, was sie alles getan haben und so weiter. Und es tat so weh, weil ich nicht wusste ob er genauso über mich redete? Und dann dachte ich wieder an die Worte meiner Freundin. Das wenn sie sich schneidet, es sie erlöst und befreiend ist. Und genau das wollte ich in diesem Moment. Ich wollte nicht von einem Mann abhängig sein, ich wollte frei sein, ohne Schmerzen. Also nahm ich eine Schere und mir Schmerzen von außen zu um die Inneren zu vergessen. Und es tat gut. Ich brauchte nicht mehr nach denken, ich war alleine mit dem Schmerzen der meine Gefühle an die Seite drängte. Ich hatte ein so erlösendes Gefühl wie noch nie. Und es war so unheimlich gut. Annähernd perfekt.

 

Ich fing an mich immer öfter zu ritzen. Immer mit einer Schere, denn vor anderen Sachen hatte ich etwas Angst. Ich wollte auch kein Blut sehen, ich brauchte einfach nur diese Schmerzen. Niemand bemerkte es, und das wollte ich auch gar nicht. Anfangs schnitt ich mich zwar immer in den Arm aber deckte immer Klamotten über die Schnitte. Als ich es dann immer öfter tat, konnte ich nicht mehr sagen das ich mich einfach nur an einem Messer geschnitten hätte. Also nahm ich andere Körperstellen an denen man dies nicht entdeckte. Anfangs war es mein Oberschenkel, später wurden es meine Brüste, Bauch und Beine. Da ich eh nie ins Schwimmbad wollte konnte es keiner sehen. Außer mein Freund, aber der bemerkte dies am Anfang auch nicht.

 

Ich war ungefähr ein Monat mit meinem Freund zusammen, da ging ich mit der Feuerwehr ins Schwimmbad. Ich wollte erst nicht, aber wurde dann doch überredet. Die Schnitte konnte ich zwar nicht ganz verstecken, aber da waren es auch noch nicht sehr viele. Irgend eine Erklärung wäre mir schon eingefallen. Bevor ich meinen Freund kennen lernte, hatte ich eine art Schwarm, ich fand den Jungen sehr süß, allerdings war er 4 Jahre älter und stand nicht auf mich. Er hatte auch eine Freundin, ich habe mir da also nicht alszu viele Hoffnungen gemacht. Und als ich meinen Freund kennen lernte, fand ich ihn auch nicht mehr so hübsch wie davor. Im Schwimmbad waren wir eine Gruppe von ungefähr zehn Leuten, die meisten waren noch zehn Jahre alt, ich war also eine der Ältesten. meine beste Freundin war nicht mit, denn sie konnte nicht immer mitkommen da es ja ein weiter Weg war. Es war eigentlich ganz schön, wir spielten im Wasser und ich hatte seit langer Zeit endlich mal wieder Spaß. Wir gingen ins Außenbecken,  da es aber Oktober war, war es dort sehr kalt. Alle stiegen auf die Schultern von den größeren und versuchten den anderen runter ins Wasser zu kriegen. Ich hatte eigentlich keinen Bock darauf, aber bevor ich mich versehen konnte packte mein alter Schwarm mich auf seine Schultern und ich war oben. Ich hatte panische Angst, und mir war eisekalt. Und dann dachte ich nach. Die ganze Zeit hatte ich Interesse an ihm gezeigt, er aber sehr eindeutig kein Interesse an mir. Warum kam er genau in dem Moment zu mir und suchte meine Nähe, wo ich doch jetzt überhaupt kein Gedanken mehr an ihn verschwendete? Naja, vielleicht machte ich mir einfach zu viele Gedanken. Es wird keinen Grund dafür geben und er will dich auch nicht.

 

Es waren zwar alle draußen aber fast alle gingen schnell wieder rein. Außer ich. Ich schwamm ein bisschen umher. Ich wollte noch nicht rein zu den anderen, denn ich brauchte wieder meine Ruhe. Ich dachte etwas nach, es hatte zum Glück keiner meine Schnitte gesehen. Oder gesehen vielleicht schon, aber mich nicht angesprochen. Da ich meine Ruhe haben wollte, schwamm ich in eine Ecke, in der man mich nicht sehen konnte. Und hören konnte mich dort auch niemand. Ich war in meinen Gedanken versunken, bis plötzlich mein alter Schwarm auftauchte. Er ärgerte mich und kniff mich in die Seite. Ich musste anfang zu lachen, da ich eh ein sehr kitzliger Mensch bin. Ich drehte mich so das ich vor ihm stand und er direkt hinter mir, den Kopf legte er auf meine Schulter. Eigentlich war es mir viel zu Nahe, so nah war ich ja gerade mal meinem Freund. Er streichelte mit seiner Hand über meinen Bauch und glitt langsam damit hinunter. Ich sagte ihm, ich möchte das nicht, er soll mich nicht anfassen und los lassen, doch das tat er nicht. Er griff mir mit seiner Hand in den Schritt. Ich hatte so panik, ich wollte das nicht. Ich hatte einen Freund und er hatte eine Freundin. Ich wollte mein erstes Mal nicht im Schwimmbad und ungewollt haben. Ich versuchte ihn weg zu drängen, aber er war stärker als ich. Kein Wunder, er war sehr aktiv in der Feuerwehr und nicht grade schmal gebaut. Er war sehr muskulös, ein Traum für mich, weit weg und unerreichbar, und doch grade viel zu Nah. Ich versuchte weiter Abstand zu ihm zu kriegen, aber immer wenn ich etwas mehr Platz gewann, drängte er mich weiter zurück und war so dicht wie zuvor. Ich schrie ihn an, er soll endlich damit aufhören, das ich es nicht möchte. Aber er hörte nicht auf, er fasste mir an die Brüste, die mit 14 noch gar nicht so viel vorhanden waren, und ich konnte nichts dagegen tun, weil er mich im Griff hatte. Ich war so verzweifelt und dann hörte ich zum Glück jemanden in unsere Richtung kommen. Ich sagte ihm noch einmal er soll mich los lassen und aufhören mich anzufassen und als er dann auch jemanden hörte flüsterte er mir zu ich solle mich doch nicht so anstellen. Er nahm seine Hände von mir, ich stand völlig unter Schock. War das gerade wirklich passiert? Ich konnte es gar nicht glauben.. Ein Mädchen, auch aus der Feuerwehr, auch 10, kam schließlich zu uns. Er sagte gar nichts mehr und ging/schwamm einfach weg. Und ich sah einfach nur ins Leere, weil ich immer noch nicht das glauben konnte, was gerade passiert war. Sie fragte mich was los sei, was passiert wäre, ob alles in ordnung sei. Ich sagte einfach ja, sie musste ja nicht alles wissen. Ich rannte zu den Umkleiden und holte aus meiner Tasche die Schere raus. Ich ging in eine Umkleide und schnitt mich, so tief hatte ich noch nie in den Arm geschnitten. Aber es tat mir gut. Ich vergas den Rest und war glücklich. Ich verdrängte die Geschichte und fühlte nur noch den schönen angenehmen Schmerz.

 

Doch sie liebte die Klinge, liegt in der Klinge
 keiner würde sie je verstehen, ihre Liebe zur Klinge
sie ging ein Schritt weiter
ein Schnitt weiter
der beste Freund liegt ein Griff weiter..

~ Casper

Gespräche

Ich zog mich danach an, duschen würde ich zuhause, schließlich wollte ich nicht das jemand meinen neuen Schnitt sieht. Dann hätten es gleich alle gewusst. Wir fuhren nach Hause, ich war zum Glück nicht im selben Auto wie mein alter Schwarm. Sein Bruder saß aber mit im Auto, beziehungsweise fuhr das Auto. Er fragte mich immer wie es mir geht. Manchmal dachte ich, das ihm das wirklich wichtig ist und er wirklich wissen möchte wie es mir geht. Aber ich wollte meine Probleme lieber alleine klären und ich nickte nur. Oder hätte ich ihm erzählen sollen, dass sein kleiner Bruder mich vergewaltigen wollte? Obwohl Vergewaltigung sich härter anhört als ich es empfunden habe. Es war schlimm für mich, keine Frage, aber ihn Vergewaltiger nennen? Das wirkte mir etwas übertrieben, schließlich hatte er nichts gemacht. Irgendwann merkte ich wie unter meinem Pulli den ich trug etwas hinunter floss. Erst merkte ich gar nicht das ich blutete bis er mich erschrocken ansah und ich auf meinen Arm herunter sah. Er sagte, dass wir sofort ins Krankenhaus müssten und war richtig nervös, ich glaube ihm wurde auch etwas schlecht weil es soviel Blut war. Ich versuchte ihn zu beruhigen und erzählte ihm das ich mich vor kurzem geschnitten hätte, das bloß wieder aufgegangen wäre und gleich wieder aufhört, ich hätte versucht Kuchen zu schneiden und dabei bin ich ausgerutscht. Da er wusste wie tollpatschig ich sein konnte glaubte er mir das, beziehungweise nickte er kurz und fuhr mich dann nach Hause. Als ich aussteigen wollte, ich war die letzte die nach hause kam, sagte er mir ich solle kurz warten. Ich blieb sitzen, die Hand am Türgriff. "Ich weiß nicht ob du mir vertraust, und ich weiß es geht mich auch gar nichts an. Aber egal was du für Probleme hast, ich habe immer ein offenes Ohr für dich. Ich bin dein Freund, nicht nur ein Bekannter aus der Feuerwehr. Und wenn du nicht weißt mit wem du reden kannst, dann denk bitte an mich. Egal was ist oder passiert, ich bin für dich da. Versprich mir das du auf dich aufpasst und komm bei Problemen bitte zu mir, versprich mir das." Während er das sagte schaute er auf meinen Arm, nachdem er fertig gesprochen an versuchte er mir in die Augen zu sehen, ich hatte den Kopf allerdings gesenkt. Für mich da? Er? So wie alle anderen vorher wohl auch. Aber ich nickte brav und stieg dann aus dem Auto.

 

Lange Zeit wusste ich nicht ob ich mich meinen Freund anvertrauen sollte. Sollte ich ihm sagen was im Schwimmbad passiert war? Oder doch lieber für mich behalten? Zwei Wochen später entschied ich mich dafür, ihm zu erzählen was passiert war. Schließlich war es nicht so schlimm, und er hatte ein Recht sowas zu erfahren. Ich erzählte es ihm abends während wir telefonierten, er war erst ganz still und hörte mir zu. Es tat gut, darüber zu reden, denn ich machte mich innerlich mit den Gedanken in meinem Kopf kaputt. Als ich fertig erzählt hatte, fragte er mich wie der Name desjenigen ist. Ich sagte ihm den Namen und dann legte er auf. Ich war auf der einen Seite erleichtert, das ich mir den Frust von der Seele geredet habe, auf der anderen Seite frustierte mich die Antwort dieses Vertrauensbeweises. Ich fühlte mich in dem Augenblick so leer, und doch irgendwie so schwer beladen mit den Problemen. Ich ging ins Badezimmer und duschte, schließlich hatte ich nichts anderes zu tun. Nach dem Duschen schaute ich in den Spiegel. Meine Brüste waren voller Schnitte und auf meinem Bein war auch kaum mehr Platz. Ich war die letzten Wochen so verzweifelt, das ich langsam keinen anderen Ausweg mehr fand. Und es tat mir auch sehr gut. Ich ging wieder in mein Zimmer und einige minuten später klingelte mein Telefon wieder. Es war mein Freund, er fragte mich ob er kommen sollte, ob ich wen brauchen würde. Ich versicherte ihm das es mir gut ginge. Mir ging es auch wirklich gut, da ich kurz vorher wieder meine Schere in der Hand gehabt hatte. Er sagte mir das er das Problem geklärt hätte und ich mir keine Sorgen mehr machen brauchte. Ich fragte ihn was er gemacht hätte und er meinte er hätte ihm geschrieben das er zukünftig seine Pfoten von mir lassen solle, das es sonst Probleme geben würde und er mit ner Anzeige rechnen könne. Ich wollte ihn nicht anzeigen. Einmal hätten meine Eltern das dann auch erfahren, was ich vermeiden wollte und auf der anderen Seite hätte es mir eh niemand geglaubt. Was für ein Trubel sich daraus ergab, wusste ich noch nicht. Ich sagte ihm das er es vergessen solle und er blieb still. Dann fragte er mich ob er sich wirklich damit zufrieden geben solle das seine Freundin angepackt wurde? Was er für ein schlechter Freund sei, wenn er jetzt nichts machen würde? Ich beantwortete ihm die Fragen nicht und sagte nur das ich es nicht möchte. Das es mir gut geht, und alles in Ordnung wäre. Ich sagte ihm das so oft, das ich es mir schon fast selber glaubte.

 

Ein paar Tage nach dem Telefonat bekam ich Nachrichten. Von dem Bruder und von dem besten Freund meines alten Schwarms.

 

Bruder: Hey, hier ist Dennis. Ich denke wir sollten uns mal zu treffen und uns besprechen. Das was du deinem Freund erzählt hast, ich kann nicht glauben, dass das stimmen soll. Und die Beschimpfungen von deinen Freund gehen zu weit. Ich schlag einfach mal Donnerstag vor, 17:00 Uhr? Dann reden wir über das ganze Thema in Ruhe. Bring deine Eltern doch bitte auch mit. 

0156/698534: Du spinnst doch! Was wirfst du bitte meinem besten Freund vor??? Gehts dir noch gut? Er hat ne Freundin als ob er sowas wie dich anfassen würde!! Nur weil du nicht damit klar kommst, das du ihn nicht kriegst!! Sowas wirft man niemanden vor, und das sollte man wissen!! Wenn du wirklich zur Polizei gehen solltest, kommst du damit eh nicht durch.

 

Ich bekam Tränen in die Augen. Genau wie ich es erwartet hatte. Mir wurde schlecht und ich fing an zu zittern. Ich holte schnell meine Schere und schnitt. Aber es half kaum. Ich musste schon mindestens zehn mal ansetzen bis es überhaupt etwas half. Ich versuchte ruhig zu atmen. Ich wollte doch gar nicht, dass jeder davon weiß. Ich wollte diese Aufmerksamkeit nicht bekommen. Ich schrieb seinem Bruder, das kein Gespräch nötig wäre und meine Eltern davon gar nicht wüssten und sie es auch nicht erfahren sollten. Als Antwort kam, ich solle alleine mit meinem Freund kommen und das mit denen klären. Ich hatte Angst davor, ich wollte nicht noch einmal darüber sprechen. Mir fiel es bei dem Gespräch mit meinem Freund schon schwer genug. Aber ich musste dadurch. Zur Sicherheit nahm ich die Schere bei dem Gespräch mit.

 

Wir verabredeten uns an der Feuerwehr und sein Bruder öffnete mir die Tür, er war nett und freundlich wie immer zu mir. Ich hielt die Hand meines Freundes fester als ich meinen alten Schwarm sah. Ich bekam Panik und wollte eigentlich nicht mehr mit ihm in einen Raum sein. Sein bester Freund stand neben ihm und guckte mich hasserfüllt an. Er selbst guckte nur auf den Boden. "Nur damit du es weißt, unsere Eltern wissen auch schon dvon. Ich denke nicht das er es ihnen erzählen würde wenn was wahres dran wäre, will dir natürlich aber auch keine Lügen andichten." Ich hatte wieder Tränen in den Augen und verkrampfte. Ich wusste das es mir keiner glauben würde. Ich wusste das mich danach alle hassen würden. Aber es war wahr. Es ist passiert, ich konnte es am Anfang selber nicht glauben, aber es war nun mal so und ich war die letzte die was dafür konnte was passiert war. Sein Bruder redete weiter: "Also, ich würd mal sagen du erzählst erst mal was überhaupt passiert ist, mein Bruder meinte er hätte nichts gemacht und eigentlich wart ihr doch nie alleine? Ich war doch an dem Tag auch da, warum hast du es mir nicht erzählt?" Ich guckte ihn an. Ich musste einen ziemlich verzweifelten Blick auf ihn gemacht haben, denn er sah mich nicht so böse und arrogant an wie der Tonfall eben in seiner Stimme gewesen ist. Ich hatte einen Kloß im Hals, ich versuchte darüber zu reden: "Wir waren auch nicht alleine. Bis auf diesen einen Moment. Er hätte es ja auch kaum gemacht, wenn alle zugeguckt hätten oder?" ich schaute auf den Boden, es war mir so unangenehm darüber zu sprechen, "Wir waren in einer Ecke, und er hat mich halt angefasst. Ich hab gesagt er soll damit aufhören, er meinte ich soll mich nicht so anstellen und dann kam das Mädchen. Und das wars auch schon." Dafür wie nervös und angespannt ich war, war meine Stimme relativ stabil. Er guckte mich an, er wusste nicht wen er glauben sollte, aber wer hätte ihm das verübelt? Er schaute seinen Bruder an, "und was hast du dazu zu sagen? War das so?" Seine Stimme war zittrig, so als ob er die Antwort nicht hören wollte´. Mein alter Schwarm schüttelte nur den Kopf. Sein Bruder sah mich wieder an. "Mh, also ich glaube auch nicht das du dir das ausdenkst.. wir machen es einfach so, ihr beide meidet euch, wir versuchen euch nicht zueinander zu stecken. Weil ihr spaltet damit die Feuerwehr. Und unser Vater ist ja genauso da, und er weiß davon. Wir könnten natürlich auch mit dem Wehrführer sprechen und..." "Nein, das möchte ich nicht. Selbst meine Eltern wissen das nicht! Ich will nicht das das raus kommt, es ist mir verdammt nocheinmal unangenehm!!" Ich schrie ihn förmlich an, ich hatte nur solche Angst. Wenn meine Mutter das wüsste, würde es doch wieder Schläge geben, es war ja auch meine Schuld. Ich hätte nicht in die Ecke gehen sollen, oder ich hätte mich besser angezogen vielleicht wäre ein Badeanzug besser gewesen. Er schaute mich an und fragte ob ich seinen Bruder also nicht anzeigen wolle. So ein Blödsinn. "Nein, will ich nicht. Ich habe es meinem Freund erzählt weil es mich belastet hat. Aber ich möchte keine Anzeige. Ich hätte vielleicht mal ne Entschuldigung hören wollen, aber die kommt ja anscheinend nicht. Nur der Satz stell dich nicht so an. Aber es ist ok, ich komm damit irgendwie klar." Diesen Satz sagte ich sehr leise und ruhig. Ich musste gleich wieder ins Bad, wo mich niemand sehen könnte. Der Blick von meinem alten Schwarm verlor die gesamte Anspannung und auch sein Bruder wirkte erleichtert. War es deren Ernst? War das ihre größte Sorge? Hauptsache keine Anzeige? Das ich mit diesem Gewissen leben muss war den beiden wohl nicht klar. Ich ging ins Bad und setzte die Schere an. Dieser Druck, und dieses Gefühl der Befreiung nach dem ersten Schmerz. ich schwebte wie auf Wolke sieben. Es fühlt sich wie eine Droge an, dabei nahm ich ja nichts ein. Aber ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, in der ich einfach nur den Schmerz fühlte und alles um mich herum vergaß. 

Als ich hinaus ging, packte ich meinen Freund und wollte die Feuerwehr so schnell wie möglich verlassen. Ich wollte alleine sein, bzw. mit meinem Freund alleine sein. Er gab mir Ruhe und Kraft und genau das würde ich nun brauchen. Auch wenn ich mich nach dem ritzen stärker fühlte, war ich doch jedes mal psychisch ein klein wenig instabiler. Als wir zuhause angekommen waren, fragte mein Freund ob alles okay mit mir sei. Ob alles in Ordnung wäre. Ich nickte einfach nur und legte mich in seine Arme. Ich wollte schlafen, damit ich endlich an die ganzen anderen Sachen in meinem Kopf nicht denken müsste. Er streichelte mir über die Arme, und auch über einige Schnitte. Er flüsterte mir zu, ich solle damit doch bitte aufhören, das würde nicht helfen. Ich tat so, als ob ich schlafen würde, denn er hätte mich doch eh nicht verstanden. Oder hätte ich ihm erklären sollen, wie schön es wäre?

 

 bin entweder gigantisch und kämpfe mit Riesen

fühl mich wie der König der Welt.

Oder mein Tag ist unendlich beschissen, eintönig und nervt.

Doch nie geht's mir so lala

~ Raf Camora

Psychiatrie

Ich hatte immer wenn ich draußen war, panische Angstzustände. Wenn ich abends rum lief drehte ich mich alle paar Sekunden um, um sicher zu sein das niemand von hinten kommen kann. Ich ritzte mich immer mehr, trank immer mehr und rauchte täglich 30 Kippen. Jedes Wochenende hing ich an der Flasche mit meinem Freund. Er und sein bester Kumpel besorgten den Alc immer, denn ich kam ja nicht dran. Wir sahen Horrorfilme und es schreckte mich kaum mehr etwas ab. Außer wenn ich draußen alleine war. Dann bekam ich immer wieder Angst, entweder von den Filmen oder von der anderen Geschichte. Irgendwann konnte selbst der Alkohol nichts mehr vergessen machen was passiert war und ich fiel immer tiefer in dieses Loch. Ich stritt mich immer mehr mit meiner Mutter, Pubertät? Sie verstand mich einfach nicht. Einmal versuchte ich abzuhauen, ich wollte zu meinem Freund und das sie mich nicht findet. Irgendwie ziemlich dumm gewesen, zu glauben meine Mutter wüsste nicht wo ich hin gehen wollte. Sie sammelte mich, nachdem ich 5 Stunden unterwegs gewesen bin, ein und ich wusste was wieder passieren würde. Aber ich hatte es auch verdient, die Schläge machten mir immer weniger aus. Es war zwar nicht derselbe Schmerz wie beim ritzen, aber auch die Schläge taten mir gut. Ich weinte viel und versuchte mir immer wieder einzureden ich wäre stark. Ich würde alles schaffen. Ich malte mir mit meinem Freund eine Zukunft aus, wir würden Kinder haben ein Junge und ein Mädchen. Im anderen Momenten malte ich mir meine Beerdigung aus, wer kommen würde. Ich überlegte welche Selbstmordvariante die einfachste wäre. Ersticken versuchte ich öfter aber es klappte nie. An Tabletten kam ich nie ran, egal wie sehr ich versuchte den Apotheker zu bestechen oder meinen Arzt etwas vorzugaukeln. Mit meiner besten Freundin malte ich mir öfter was aus, wir verstanden uns immer besser. Wir hatten schließlich ähnliche Probleme und das schweißte uns zusammen.

 

Als ich keine drei Monate mit meinem Freund zusammen war, machte der Freund von meiner besten Freundin Schluss. Sie war sehr traurig und wir redeten sehr viel über Selbstmord. Aber zusammen, denn alleine würde es keiner von uns schaffen. Und dann kam sie in eine Psychiatrie. Sie schrieb und antwortete mir 2 Wochen nicht und ich machte mir etwas Sorgen weil wir einmal in der Woche mindestens noch schrieben. Irgendwann kam dann die Nachricht Ihre Mutter hätte die Schnitte gesehen. Anfangs dachte sie noch das die beiden es schaffen, aber irgendwann war ihr klar das sie es nicht schaffen konnten und sie sperrte ihr Kind weg. Ich fuhr sofort los und besuchte sie dort. Alles war abgesperrt und vor jedem Fenster waren Gitter. Es sah aus wie ein Gefängnis, aber es war ja auch kaum was anderes. Sie freute mich zu sehen und umarmte mich gleich. Sie grinste mich an und sagte mir ich solle ihr folgen. Wir gingen in ihr Zimmer, was sie sich mit einem anderen Mädchen teilte. Das Mädchen war aber nicht wegen dem ritzen hier. Sie war drogenabhängig und man sah ihr das ziemlich an. Sie war erst 11 Jahre und ihr Gesicht sah schrecklich aus, total eingefallen. Wir setzten uns aufs Bett meiner besten Freundin. Sie sah anders aus, und verhielt sich auch anders. „Und wie ist es hier so?“, fragte ich. „Mh, haben mir alle Klingen genommen. Hab gar nichts mehr, selbst das Deo nehmen sie einen weg. Für den Fall man würde sich damit umbringen“, sie verdrehte die Augen. Ich musste grinsen, denn wir wollten ja nur zusammen diesen Planeten verlassen. „paar Leute sind ganz nett. Mit manchen rauch ich draußen zusammen, andere schnurren einem alle Kippen weg. Von denen muss man sich etwas fern halten. Weil man kriegt ja selber kaum Kippen, es ist schwierig an welche ran zu kommen. Und wenn man welche hat muss man sie verstecken damit die Betreuer nichts merken und die nicht sofort wieder mit nehmen. Aber meistens sagen sie schon gar nichts mehr, die nehmen hier ja auch noch viel schlimmere Sachen als das.“ Sie sah ihre Mitbewohnerin an und redete weiter, „na ja, es gibt viele Dinge die man draußen hatte und die jetzt echt wertvoll geworden sind. Mein Handy krieg ich auch nur einmal am Tag. Die erste Woche durfte ich gar nicht raus, wegen guter Führung durfte ich schon so früh. Die anderen mussten zwei Wochen mindestens hier drinnen bleiben. Fühlt sich an wie ein Gefängnis, aber wenn du denen vorspielst dir geht es gut lassen sie dich in Ruhe. Dann darfste auch schon früher hier raus, muss man sich halt paar Wochen zusammenreißen und dann ist’s denen egal. Haben mir ein Schnipsgummi gegeben, damit kann man sich auch geil weh tun und man sieht nichts. Musst ich aber auch verstecken, selbst das nehmen die einen ab.“ Es hörte sich so schlimm an, keineswegs wie Hilfe. Aber bei solchen Problemen kann einem auch keiner helfen. Man muss alleine kämpfen, denn man kämpft auch viel gegen sich selber und das kann einem keiner abnehmen. Wir gingen raus und rauchten, sie hatte sich die Pause extra für mich aufgehoben. Wir fingen an zu träumen, wie es wäre wenn sie draußen ist. Wir wollten zusammen die Welt bereisen. Wir wollten diesen ganzen Kummer, diese ganzen Schmerzen vergessen und einfach raus aus dieser Stadt. In diesen Momenten war ich glücklich, weil ich die ganzen anderen Sorgen vergaß. Zumindest für einen Augenblick. Ich tauchte in eine andere Welt in der alles möglich war. Owohl mir auch da klar war, das wir niemals dies Stadt verlassen würden.

 

Um sechs musste ich gehen, dann war die Besuchszeit vorbei. Ich fragte sie ob sie noch was brauchen würde aber sie schüttelte nur den Kopf. "Ist nicht mehr lange, dann komm ich hier raus", flüsterte sie mir zu und lächelte mich danach an. Hoffentlich, dachte ich. Sie blieb noch drei Monate.

Ich fuhr danach zu meinem Freund, da es ein Freitag war und meine Eltern mich dort um 9 abholen würden. Am Wochenende durfte ich immer länger bei ihm bleiben, meine Eltern versprachen mir außerdem, dass wenn wir ein halbes Jahr zusammen wären, wir beieinander übernachten dürften. Und ich konnte es kaum abwarten. Wahrscheinlich dachten sie es würde eh nicht solange halten. Ich erzählte ihm, von woher ich kam und er hörte still zu. Wir tranken dabei eine Mischung Vodka Osaft, das würden meine Eltern auch nicht riechen. Irgendwann waren wir beide angetrunken und ich lachte viel. Denn es machte mir Spaß betrunken zu sein. Das ich nicht mehr alles mitkriegte, war befriedigend für mich. Wir küssten uns und ich legte mich in seine Arme. Wir sahen die Sonne untergehen und ich war so glücklich. In den Armen meiner großen Liebe zu sein, zu wissen das er mich liebt und das irgendwann alle Schmerzen vergessen seien. Er fasste mich dann vorsichtig an die Brüste, und ich zuckte zusammen. Ich strich seine Hand weg, wir waren ja erst zwei Monate zusammen. Ich wusste zwar das es der Mann meiner Träume ist, aber ich brauchte noch etwas Zeit. Vorallem nachdem was passiert war. Er hatte allerdings sofort Verständnis und war nicht mal böse drum. Er sagte, wenn ich die Zeit btauche will er sie mir geben und er drängte mich zu nichts. Es war ein schönes Gefühl, mich nicht bedrängen lassen zu müssen und das er mir so viel Zeit gab. Ich vertraute ihm immer mehr, und doch dachte ich manchmal es wäre ein Fehler mich ihm so hinzugeben. Vielleicht würde er es eines Tages ausnutzen?

 

Warn das Funken in der Luft zwischen uns?

Glühwürmchen in der Luft zwischen uns?

Ich weiß nur noch von Licht.

~ Casper

Erste Mal

Ich und mein Freund näherten uns immer mehr, und dazu ritzte ich mich immer mehr. Ich hatte zu starke Verlustängste, ich hätte das alleine niemals verkraftet. Was hätte ich auch ohne ihn machen sollen? Am 23 Dezember 2011 war es dann soweit. Ich hatte mein erstes Mal, ohne das mich jemand dazu drängte oder sonstiges. Ich vertraute meinem Freund einfach soviel das ich es kaum abwarten konnte. Es war für uns beide das erste Mal und ich freute mich riesig. Er war sehr vorsichtig und behutsam, aber sobald er drin war hatte ich unglaubliche Schmerzen. Mir tat es so leid für ihn, aber ich hatte das Gefühl ich sterbe. Alles tat weh, und ich wusste nicht was ich tun kann damit es weniger schmerzhaft war. Er hatte richtig Angst sich irgendwie zu bewegen, er wollte mir nicht weh tun. Ich sah in seinem Blick das er mit mir leidete und es tat mir so unglaublich leid für ihn. Trotz der Schmerzen brachte ich es irgendwie hinter mich und ich war entjungfert. Mit 14 verlor ich meine Unschuld an einen Jungen den ich über alles liebte. Vielleicht etwas früh, aber besser als wenn ich irgendeine Nummer eines anderen Typen gewesen wäre. Denn bei meinem Freund merkte ich wie sehr er mich liebte. Was ich allerdings nicht vermeiden konnte, war das er die Schnitte sah. Im Eifer des Gefechtes bemerkte er sie gar nicht aber nachdem wir fertig waren und ich mich in seine Arme kuschelte bemerkte er sie wieder. Er bat mich darum endlich damit aufzuhören und ich log ihn an. Das ich es lassen würde, er bräuchte sich keine Gedanken zu machen. Vielleicht glaubte ich auch selber an die Worte. Und es war ja auch nicht schwer damit aufzuhören, man musste es halt einfach lassen, oder nicht?

 

Nachdem ich mit meinem Freund ein halbes Jahr zusammen war, durfte ich endlich dort schlafen. Ich freute mich so riesig und konnte es kaum abwarten. An dem Abend gingen wir zu seinem besten Freund und wir tranken und grillten. Es war März und wurde wieder wärmer, draußen war es angenehm. Wir redeten viel und ich fühlte mich unglaublich wohl. Im Laufe der Zeit wurden wir immer mehr, aber ich war immer das einzigste Mädchen. Was ich nicht schlimm fand, denn die anderen behandelten mich auch dementsprechend gut. Ich genoss es im Mittelpunkt zu stehen und das sich alle mit mir gut verstanden. Wenn sie Probleme mit Mädchen hatten kamen alle zu mir, und ich versuchte weiter zu helfen. Wir sahen uns jedes Wochenende Horrorfilme an und irgendwann wurde mir davon langweilig. Ich saß dann immer nur da, starrte auf den Fernseher und trank mein Alkohol. In der Clique waren der beste Freund (18) meines Freundes (16), der Bruder (14) meines Freundes, ein Kumpel (17)  den wir beim Feiern kennen lernten und ich (mittlerweile 15). Wir hörten auch oft Musik oder gingen raus um dort irgendein scheiß anzustellen. Nach einer Weile kannte uns das ganze Dorf und alle sprachen sie über uns. Mir gefiel es irgendwie. Ich stand sonst nie im Mittelpunkt, und war auch immer artig gewesen. Und nun konnte ich tun und lassen was ich wollte, meine Eltern kriegten es nicht einmal mit. Meiner Mutter war es immer sehr wichtig gewesen, wie wir auf die anderen Leute wirken. Es sollte kein schlechtes Bild auf unsere Familie geworfen werden. Und nun konnte ich endlich einmal das tun, was alle anderen auch machen wie zum Beispiel Klingelstreiche. Auch wenn es mit 15 vielleicht total lächerlich war. Ich fühlte mich von meiner Mutter erdrückt und nicht verstanden, sie versuchte mich in etwas zu zwängen, was ich nicht bin. Und auch nie sein werde. Ich wollte scheiße bauen, ja verdammt! Wobei Klingelstreiche nicht mal richtiges scheiße bauen ist. Aber für meine Mutter war es schon schlimm und das reichte mir.

 

Irgendwann langweilte uns dieses auf dem Sofa sitzen und so nen scheiß gucken, so an, dass wir etwas übertreibten. 2 Whiskey Flaschen und ich war immer noch nicht voll. Und der Film war auch schon fast zu Ende. WIr gingen raus und bauten mal wieder scheiße. Wir bauten das halbe Dorf um, alle Straßenschilder wurden mitgenommen und woanders platziert, einige Autos waren geöffnet, diese verschoben wir und tauschten die Plätze. An einigen Ecken waren Blumen eingepflanzt und mein Freund und dessen bester rissen Sie alle aus und überall war Dreck. Das passierte natürlich nicht an einem Abend, dazu wäre er viel zu kurz gewesen. Das Dorf hasste uns immer mehr, und wir wurden immer auffälliger. Aber es war uns egal. Wir hatten unseren Spaß.

 

Ich und mein Freund feierten einjähriges. Wir gingen schick essen und genießten die Zweisamkeit. Danach gingen wir wieder trinken, es war ein Samstag. Und ich denke ab dem Tag fing es an schlimm zu werden. Ich liebte diesen Mann so abgöttisch und er fing an mich zu schlagen. Aber ich verzeihte ihm. Jedes Mal. Weil ich ihn liebte. Viele Menschen verstehen es nicht, aber er war der Mittelpunkt meiner Erde und egal was er mir antat, ich konnte ohne ihn einfach nicht sein. Wenn man einen Menschen liebt, glaubt man einfach alles was er sagt und wenn er sagt er hört auf dann glaubt man das. Es dauert ewig bis man soetwas verstehen kann. Weil man es auch kaum erklären kann, nur Menschen die in der selben Situation stecken verstehen soetwas. Ich fing an mich immer mehr zu hassen, ich fing an zu glauben ich wäre Schuld an den Schlägen. Weil ich immer provozieren musste, dass konnte mir selbst die Angst nicht nehmen. Ich musste mich immer wieder vor ihn stellen und schrie ihn an er solle mich doch schlagen. Ehrlich, wer hätte sich da nicht die Hände schmutzig gemacht? Und dann war ich wie in einen Rausch, unter der Woche war ich brav in der Schule, unterhielt mich mit eins, zwei Menschen und ging meistens nach Hause, direkt in mein Zimmer um meine Mutter nicht zu sehen. Das ärgerte sie zwar immer, und ab und zu bekam ich deshalb auch Schläge, aber es war ok. Am Wochenende, trank ich viel zu viel, stritt mich mit meinen Freund und bekam Schläge. Ab und zu wehrte ich mich, wenn er grob zu mir war, dann waren aber meistens seine Kumpels da, da tat er mir dann nichts. Aber trotzdem liebte ich ihn und konnte nicht genug von ihm haben. Ich war so dumm und so naiv. Einen Abend waren wir beide betrunken und liefen zu ihm nach Hause. Als wir da waren schlug er mich und ich lag auf dem Boden. Ich kam nicht mehr hoch, weil ich so betrunken war und fing an zu lachen. Dann tritt er mich und ich versuchte mich nicht mehr zu bewegen. Ich tat als ob ich schlafen würde. Er trug mich ins Bett und küsste mich auf die Stirn. Er liebte mich ja trotzdem!! Dieser kleine Beweis seiner Liebe reichte mir schon. Und dann tat er mir etwas an, was ich nie vergessen kann. Er fing an mich zu küssen, in seinem Bett. Ich erwiderte die Küsse nicht, schließlich stellte ich ich schlafend und er legte sich hinter mir. Er zog mich aus und fasste mich an. Es eckelte mich so an, aber ich bewegte mich nicht. Er bewegte sich und ich hatte Schmerzen, aber ich sagte nichts. Wie konnte er meine Lage so eiskühl ausnutzen? Schließlich dachte er ich würde schlafen.. mir tat das Gefühl so ausgenutzt zu werden tausend mal mehr weh, als die Schläge die kamen. Als er fertig war, drehte er sich um und schlief. Ich holte mir leise eine Schere und schnitt mich. Es tat so gut. Das Blut welches runter floss war warm und lief langsam den Arm herunter. Ich genoss diesen Augenblick und war seit langem richtig glücklich. Glücklicher als mit dem ganzen anderen Shit. Endlich spürte ich die schönen Schmerzen..

 

Die Tür fliegt auf,

Spür den Schlag ins Gesicht

Unter dem Rücken

Die Latte, die bricht 

~ Casper

Dreck

Ich fühlte mich wie Dreck. Konnte man mich überhaupt lieben? Wenn selbst ich mich nicht lieben kann, wie soll es dann wer anders je können? Ich fing an mich immer mehr zu hassen, mich immer tiefer zu schneiden, ich wollte mehr Schmerzen spüren. Ich genoss alles was mir weh tat. Ich liebte meinen Freund weiter hin auch wenn ich etwas Abstand zu ihm hielt. Er schlug mich wieder seltener und ich musste mich dadurch mehr ritzen. Ich war wie besessen von den Schmerzen. Und dann kam der Tag der Tage. Meine Eltern sahen die Schnitte an meinem Arm. Sie wunderten sich schon warum ich im Sommer immer lange Sachen anzog, aber sie sagten nichts. Es war nachmittags und mein Papa war noch nicht zuhause. Meine Mutter sah die Schnitte und hielt meinen Arm fest. Sie fragte mich was das sein sollte und schaute mich verletzt an. Als ob sie das interessieren würde, sie kümmerte sich doch die ganze Zeit nicht um mich, warum jetzt? Ich schwieg und wartete schon auf die Schläge, die folgen würden, aber es kamen keine. Ich ging hoch in mein Zimmer und wollte auch eigentlich nie wieder hinaus, was würde meine Mutter nun tun? Würde Sie es meinem Papa sagen? Er würde sehr enttäuscht sein.. Wollte sie mich in eine Klapse stecken? Ich wollte nicht in dieses Gefängnis! Ich versuchte mir immer wieder einzureden, dass ich nicht krank bin. Das ich einfach nur ein paar Schnitte hatte, aber es viel schlimmer seien konnte. Andere hatten die ganzen Arme auf, ich hatte nur viele kleinere Schnitte. Ich war nicht krank. Ich sagte es so oft bis ich es mir selber glaubte.

 

Mein Papa kam um 18 Uhr nach Hause. Er rief mich zu ihm und ich ging hin. Er schaute auf meine Arme, und fragte ob Mama recht habe.. Ich antwortete nicht und er schwieg einen Moment. Dann nahm er ein Messer und setzte es an. Ich schrie ihn an, was er da vor habe, was er da machen würde. Und er sagte nur total trocken: "Scheint toll zu sein, wenn du das schon machst. Ich will das auch mal ausprobieren, weiß zwar nicht was daran schön sein soll, aber wird schon klappen." Ich hatte Tränen in den Augen warum tat er mir das an? Wieso sagte er sowas? Ich wusste doch selber das es nicht toll ist, aber was sollte ich denn machen? Mein Papa schnitt sich nicht, und fragte mich ob ich mich jetzt schneiden wolle, er wollte sehen wie ich es machte. Ich fing an zu weinen und schüttelte den Kopf. Ich flüsterte nur, "du verstehst das nicht" und versuchte zu gehen. Er hielt mich an meinem Arm fest, er sagte ich solle es doch einfach lassen, so ein scheiß bringt doch nichts und ließ mich dann los. Ich ging in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Ich wollte meine Ruhe, ich wollte alleine sein. Ich holte mir eine Schere und schnitt in mein Oberschenkel. Dort würden meine Eltern es nicht sehen, ich trug schließlich keine kurzen Hosen. Jedes mal wenn es ein wenig aufhörte zu schmerzen schnitt ich wieder. Es war so erleichternd . Nur diesen Schmerz zu spüren, nichts anderes im Kopf zu haben. Meine Gedanken fühlten sich so frei. Nach 20 oder 30 Schnitten hörte ich auf. Mir ging es schon wesentlich besser, ich fühlte mich wieder richtig gut. Fast wie eine Wiedergeburt. Der ganze Stress war weg und ich fühlte mich irgendiwe erlöst. Ich schlief dann zufrieden ein.

 

 Meine Eltern stritten fast nur noch, wenn ich kam hörte mein Papa immer auf. Er wollte nicht das ich es mit kriegte. Meine Mutter hin gegen schrie mich immer an, was ich ihr antun würde, ich wäre daran Schuld das ihr leben so scheiße ist. Sie schob immer alles auf mich, sie beschimpfte mich nur oder schlug zu. Jede freie Minute ohne sie war erleichternd für mich, vielleicht lag es aber auch daran das ich immer wieder zu etwas scharfem griff. Dort zu wohnen war einfach nur noch die Hölle. Am Wochenende war ich dann meistens bei meinem Freund, wir gingen immer noch jedes mal trinken. Irgendwann wurde es ihm alles zu viel mit mir und meinen Schnitten. Er stellte mich vor die Wahl: ritzen oder Beziehung. Wir redeten sehr lange und ich versuchte ihm zu erklären, das es nicht so einfach ist. Das ich aufhören will, aber einfach nicht kann. Er hörte mir wirklich zu und versprach mir für mich da zu sein. Und ich versprach ihm aufzuhören. Zumindest das ich es versuchte.

 

Und dann fing der "Entzug" an. Er nahm mir alle scharfen Gegenstände weg. In meinem Zimmer waren nur noch Klamotten und Schminke, den anderen Rest nahm er fast alles mit. Selbst die Stifte nahm er mir, was ich ziemlich scheiße fand, im nachhinein aber wahrscheinlich gut so war. Frisch gespitzt konnte man sich zwar keine tiefen Schnitt gönnen, aber weh tun würde es trotzdem und genau darum ging es mir ja. Jedes mal wenn ich mit meiner Mutter stritt rief ich ihn an und wir redeten lange. Er gab sich echt Mühe und nach 4 Wochen war ich der Meinung ich würde es nie wieder tun. In den 4 Wochen musste ich mir zwar noch öfter mal weh tun, aber ich probierte es mit dem Schnipsgummi aus und das reichte mir fürs erste. Anders war es mir auch gar nicht möglich. Ich war der Meinung ich wäre geheilt und das erzählte ich meinem Freund auch. Dass das ein Irrtum war wusste ich da noch nicht. Mein Freund war überglücklich, er schlug mich auch seltener und ich hatte eine Phase in der es mir wirklich richtig gut ging. Wir tranken nicht mehr jedes Wochenende und wenn dann meistens nur ein Bier, wir malten uns wieder eine Zukunft aus, wie wir Kinder haben würden, in einem schönen Haus mit großem Garten. Ich fing zwar mehr an zu rauchen, aber ansonsten war alles gut. Dies ging ungefähr ein halbes Jahr gut. Danach fing alles wieder von vorne an. Ich und mein Freund stritten wieder öfter und er wurde immer öfter handgreiflich. Wir tranken wieder mehr, weil ich den Kummer versaufen wollte, und irgendwann setzte ich wieder zum ersten Schnitt an. In dem Moment des ersten Schnittes fühlte ich mich so gut wie noch nie. Nachdem dieser erste Moment nachgelassen hatte, bereute ich es wieder und fing an mich dafür zu hassen. Ich war so eine Enttäuschung. Ich setzte direkt wieder zum nächsten Schnitt an, wieder auf mein Oberschenkel, mein Freund würde es auch kaum bemerken. Hoffte ich zumindest. Ich fühlte mich schlecht und eine Leere durchflutete meinen Körper. Mein Freund drohte mir immer öfter Schluss zu machen wenn ich nicht direkt auf ihn hörte. Er sagte mir immer wieder er würde etwas besseres finden wie mich. Ich fing an mich richtig zu hassen. Ich wollte sterben, ich konnte mich selber nicht mehr ertragen. Es wurde immer schlimmer, ich wiederte mich immer mehr an. Mir gefiel mein Körper immer weniger, dabei nahm ich immer mehr ab. Ich wollte nichts mehr essen, ich wollte keinen mehr sehen. Der Draht zu meinem Papa ging immer mehr verloren, ich zog mich vor allem zurück. Ich wollte Abstand. Abstand vor allem. Ich wollte mit meiner Leere alleine sein, mit mir war schließlich eh nichts mehr anzufangen. Wie konnte mich jemand in so einem Zustand auch ertragen, ich konnte ja mich selber kaum ertragen.

 

Ich brauch Abstand.

Abstand von mir,

Abstand von dir,

ich brauch Abstand von hier!! 

~ KC Rebell

Abschluss

Kurz vor meinem Abschluss hatten wir eine Art Abschlussfahrt mit der Klasse. Eine Nacht in Hamburg. In meinem Koffer drufte natürlich eine Sache nicht fehlen. Ich nahm ein Federmäppchen mit und packte dort eine Schere ein. So würde es niemanden auffallen. Ich teilte mir ein Zimmer mit zwei "Freundinnen" oder eher Bekannten. Eine von Ihnen schmuggelte Tequila und Vodka mit, ich hoffte der Alkohol würde es mir ein bisschen erträglicher machen. Vielleicht um 7 Uhr war ich dann in einem angenehmen Alkoholpegel angekommen. Ich dachte nicht mehr viel nach, hatte dann aber Sehnsucht nach etwas anderem. Da wir in Hamburg um die Häuser zogen, und ich in meiner Handtasche die Schere hatte würde es keinem auffallen. Ich ging in der Kneipe auf die Tiolette, sie sahen ziemlich schäbig aus, alles war verdreckt und das Blaulicht flimmerte unheimlich. Es war zwar dunkel, aber zum schneiden würde es reichen. Ich zog meine Hose ein Stück nach unten und setzte drei mal an. Da ich keinen großen Druck hatte, reichte es mir erst einmal. Ich atmete noch fünf mal ein und aus, wischte das Blut mit Tiolettenpapier weg und zog die Hose wieder hoch, dann ging ich aus der Kabine und wieder zu den anderen, um meinen Alkoholpegel zu halten. Durch die Schmerzen und dem betrunken sein empfand ich fast soetwas wie glücklich sein. Zwar nur einen kleinen Moment, aber ich war zufrieden.

 

Dies änderte sich allerdings schlagartig als ich auf mein Handy schaute. Eine Nachricht meines Freundes:

 

Mir ist etwas klar geworden seitdem du weg bist. Ich brauche dich nicht, und ich ertrag dich nicht mehr. Melde dich nicht mehr bei mir, ich werde ohne dich leben.

 

Ich bekam Tränen in die Augen. Wie konnte er mich jetzt alleine lassen? Ich brauchte ihn, mehr als jeder andere ihn je brauchen würde! Ich rannte auf die Toilette und griff wieder zur Schere. Diesmal wollte ich gar nicht aufhören. Ich war so wütend. Wütend auf mich weil ich alles zerstört hatte. Enttäuscht darüber das mein Freund mich losließ. Traurig weil ich meine große Liebe verloren hatte. Ich bekam so einen Hass auf mich selber, ich hätte brechen können. Ich sah auf den Boden, dort waren einige Tropfen Blut zu sehen, aber hier in der Umgebung würde es kaum auffallen. Dann klopfte es an der Kabine, "Alles ok bei dir? Was ist passiert?". Ich versuchte meine ganzen Gefühle in Zaum zu halten, schnitt noch zwei mal und versuchte mich zu beruhigen. Ich würde auch ohne ihn klar kommen. Oder nicht? Denk an ein anderes Thema! Als ich meine Tränen unter Kontrolle hatte, betrachtete ich mich im Spiegel. Ich sah zwar etwas verheult aus, aber es war nicht so schlimm, als dass man es mit etwas Make-up und Wimperntusche nicht retten könnte. Als ich fertig war ging ich raus und sah ein Mädchen, mit welchem ich das Zimmer teilte. "Was war los?", fragte sie besorgt. Als ob sie sich Sorgen machen würde. Doch nicht um mich. "Freund hat sich getrennt, aber halb so wild, musste mich nur noch mal frisch machen, hatte ich eben vergessen." Ich zwang mir ein Lächeln auf. "Du weißt doch wie vergesslich ich sein kann", sagte ich lachend. Sie musterte mich kurz und kaufte mir das alles dann doch ab. "Na dann, dann gehts jetzt weiter, was?" Ich nickte ihr freudig zu, ich war es schon fast gewohnt meine Traurigkeit zu überspielen. Aber das ich so gut war, dass man es echt nicht merkte erstaunte mich doch ganz schön, für mich kam es weniger so rüber. Ich hatte Angst jeden Moment aufzufliegen. Ich hatte Angst man würde die Trauer doch bemerken, aber ich wollte keinem meine Gefühle zeigen. Irgendwie wollte ich das jemand merkte das etwas nicht stimmt. Das Leute sich Sorgen machen und mich trösten. Auf der anderen Seite konnte ich eh keinen leiden. Ich wollte für mich allein sein, meine Gefühle gehen ja niemanden etwas an. Ich wusste irgendwie selber nicht was ich wollte.

 

Am nächsten Tag saß ich mit noch drei anderen im Hotel in der Lobby. Der Rest war in die Stadt gefahren, aber darauf hatte ich keine Lust. Ich war so unmotiviert, ich wollte einfach nichts mehr machen. Ich ging mit einem Klassenkamerad eine rauchen. Er redete nicht viel, das fand ich gut. Er baute sich einen Joint, das war das erste Mal, das ich mit illegalen Drogen was zu tun hatte. Er fragte mich ob ich mitrauchen wollte, aber ich verneinte. Das war mir doch eine Nummer zu krass. Ich hatte keine Ahnung, was diese Droge machen würde und einfach nur Angst davor. Nachdem er mit dem rauchen fertig war, die Hälfte schmiss er weg weil er es nicht schaffte, gingen wir wieder ins Hotel. Ich beobachtete ihn ein wenig, er wirkte so entspannt und ruhig. Er war immer nur am grinsen, und sah zufrieden und glücklich aus.

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2017

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