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Underground - Die Verbannung

(1)

Alissa Black saß wie gewöhnlich mit angezogenen Beinen auf der Fensterbank ihres Zimmer im 2.Stock des 2 Familienhauses. Der rote Schimmer des Sonnenuntergangs hing über den Straßen von New York City und verschönerten den Anblick der pompösen Stadt. Als sich ihr Magen mit einem dunklen Knurren meldete, stand sie auf und ging in die Küche, wo Alissas Mutter schon dabei war, das Abendessen auf den Tisch zu stellen. ,, Alissa, ich wollte dich gerade holen gehen. Hast du hunger?'', fragte die sanfte Stimme von Alissas Mutter, Cathrin Black. ,,Ich sterbe gleich vor hunger. Was gibt's denn?'' ,, Das Lieblingsessen von Dad, Blumenkohlauflauf'', antwortete Cathrin ihrer Tochter. Alissas Vater ist vor ca. 15 Jahren, vier Monate vor ihrer Geburt, bei einem Großbrand ums Leben gekommen. Seitdem gab es alle zwei Wochen samstags Blumenkohlauflauf. Beim Abwasch platzte Alissa die Frage heraus, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge lag: ,,Mom, kann ich heute Abend vielleicht mit Toni in die neue Disco gehen? Ich weiß, ich bin das letzte mal schon zu spät gekommen, aber diesmal werde ich pünktlich zu Hause sein. Ich verspreche es.'' ,, Das hast du auch schon das letzte mal gesagt, Alissa. Nein, und dabei bleibt es. Außerdem bin ich eh nicht davon begeistert, dass du Abends noch so spät weg bist.'' ,, Aber wieso denn? Mom, ich bin schon fast sechzehn! Du kannst mich nicht immer wegsperren wie ein Haustier!'', meinte Alissa wütend. ,, Weil es einfach zu gefährlich ist und ich sperre dich nicht weg. Ein bisschen musst du mich ja auch verstehen können, oder?'', konterte Cathrin. ,, Ja, aber Mom...Toni ist auch noch da und du weißt genau, dass er immer für mich da ist. Mir wird nichts passieren, Mom, bitte!'',, Ach Alissa...Okey, ist gut. Aber dein Handy bleibt an und Toni soll dich bitte auch nach Hause bringen. Verstanden?'', gab Alissas Mom nach.,, Ist angekommen. Danke.''

(2)

Zwei Stunden später kam Toni um Alissa abzuholen. Cathrin öffnete ihm die Tür und er ging in Alissas Zimmer, wo sie gerade verzweifelt vor ihrem Kleiderschrank stand, auf der Suche nach einem passenden Outfit für die Disco. ,, Hey, Alissa.'', begrüßte er sie und schloss die Tür hinter sich.,,Toni, gut dass du da bist. Du musst mir bei meinen Klamotten helfen. Mein Schrank ist groß und voll aber ich hab einfach nichts Anzuziehen!'', sagte Alissa und zog ihn in eine Umarmung. Lachend ließ Toni sich auf ihr Bett fallen.,, Dann zeig mal was zur Auswahl steht'', sagte er.,, Alles klar. Was hälst du davon?'', fragte sie und hielt eine kurze Hose mit Nietengürtel und ein rotes Top hoch.,, Nee, das nicht'', antwortete Toni.,, Hmm...Und wie ist das?'', jetzt zeigte sie ein ziemlich kurzes schwarzes Spitzenkleid mit Lederjacke.,, Wow, das ist klasse.'',, Das ist klasse, wenn ich am Straßenrand stehen und auf verzweifelte dicke alte Männer warten würde, Toni.'',, Quatsch, das ist perfekt. Zieh doch mal an.'',, Ach, also gut'', stöhnte sie und zog das karrierte Hemd und die dunkle Jeans aus. Alissa störte es überhaupt nicht, dass Toni ihr beim Umziehen zusah, denn schließlich kannten sie sich schon seit der Grundschule und waren seither dick befreundet. An eine Beziehung hätte Alissa nie gedacht, sowieso hat sie sich nie die Frage gestellt, ob Toni Clearwater überhaupt gut aussah. Er hatte glänzende blonde Haare, dunkelblaue Augen und eine schlanke Figur. Seinen Charakter fand sie auch schon immer toll, denn er war fast wie sie. Toni war stets nett und hilfsbereit, aber er konnte auch mal ganz gut und selbstbewusst seine eigene Meinung vertreten, wenn er wollte. Alissa dagegen war zwar auch schlank und immer nett und hilfsbereit, hatte aber dunkelrote Haare und dunkle große Augen, ähnlich wie ihre Mutter. Fertig umgezogen betrachtete sie sich im Spiegel.,, Und? Wie findest du mich?'', fragte sie unsicher.,, Also, für eine Alissa Black siehst du gar nicht mal so schlecht aus'', neckte er sie.Lachend schnappte sie sich ein Kissen vom Bett und warf es Toni mitten ins Gesicht, woraufhin er Alissa aufs Bett zog und sie beherzt durchkitzelte. ,, Okey...Halt...Ich geb' auf! Du hast gewonnen!'', lachte sie und versuchte ihn abzuwehren.,, Wie war das? Ich hab dich nicht verstanden. Würdest du das bitte noch einmal wiederholen, Alissa?'', fragte er und hielt ein Ohr hin.,, Ich sagte, du hast gewonnen. Hast du mich jetzt verstanden?'',, Laut und deutlich, danke sehr'', meinte Toni gut gelaunt und ließ Alissa frei. ,, Können wir dann?'',, Sofort. Ich hole nur schnell noch meine schwarzen Stiefel.''Es war schon dunkel, als die beiden durch die wunderschöne Eingangstür hinaus in die Nacht gingen.,, Und Mom will, dass du mich noch nach Hause bringst und ich soll pünktlich um Mitternacht wieder da sein. Sie hat Angst, dass mir irgendetwas passiert'', meinte Alissa und rollte mit den Augen.,, Klar, kein Problem. Mir wär auch nicht ganz wohl dabei, wenn ich wüsste, dass du Nachts alleine auf der Straße wärst.'',, Wie fürsorglich du doch bist, Toni'', schwärmte sie gespielt.,, Meine Wenigkeit eben'', sagte er im gespielten hochnäsigen Ton.Sie lachten und hörten erst wieder auf, als ihnen die Luft ausging.Eigentlich wusste keiner der beiden recht, wieso sie so heftig anfingen zu lachen.,, Sag mal, wie heißt die Disco überhaupt?'', fragte Toni noch halb lachend.,, Pirellie'', antwortete Alissa und wischte sich eine Lachträne aus dem Auge.,, Gut, dann sind wir da'', meinte er und blieb stehen.Sie standen nun vor einem Backsteinhaus mit einem riesigen Schild, wo bunt die Worte ,,Pirellie'' sprangen. Eine Schlange mit Menschen wartete vor der Eingangstür, um an den sehr großen und mit Muskeln bepackten Mann vorbei zu kommen.Ein Junge stand vor ihm und wirkte ziemlich nervös, während der Türsteher mit verschränkten Armen dastand und diskutierte:,, Du kommst hier nicht rein, Kleiner. Das ist nicht der richtige Laden für dich. Such woanders deine Mickeymousebar!''Gekränkt drehte der Junge dem Türsteher den Rücken zu und ging.,, Toni, meinst du, wir kommen hier rein?'', fragte Alissa, denn jetzt war sie sich nicht mehr so sicher, dass sie an dem Muskelprotz vorbeikommen. ,, Klar, lass mich nur machen'', stimmte er sie zuversichtlich.Wenn das mal gut geht, dachte sie.Als sie nun ganz vorne in der Schlange standen, blickte der Türsteher mit hochgezogenen Augenbrauen auf sie herab und wartete. Toni räusperte sich lautstark und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.,, Wie geht's denn so, Kollege?'', meinte er, woraufhin sich Alissa mit der Hand gegen die Stirn schlug und den Kopf schüttelte.Der Türsteher machte einen Schritt auf sie zu, sodass sie sich nun ganz nahe standen. Toni blieb wie abgewurzelt stehen und ließ sich nicht anmerken, wie mulmig ihm wirklich war. Das muss wohl richtig gewesen sein, denn der Muskelprotz lächelte plötzlich, machte einen Schritt beiseite und öffnete das rote Band, damit sie durchgehen konnten. ,, Ich sagte doch, ich mach das'', sagte Toni nun wirklich etwas hochnäsig.,, Was anderes hätte ich auch nicht erwartet'', murmelte Alissa ironisch, nahm Toni an die Hand und zog in weiter hinein.In der Disco war es warm und es roch nach Schweiß. Die Musik war gut, es war ein Mix aus Techno und Pop. In dunklen Ecken standen Paare eng umschlungen und wild knutschend. Alissa und Toni gingen nun auf die überfüllte Tanzfläche und schauten sich, halb stehend und halb tanzend, die anderen Leute um sie herum an. ,, Der DJ ist gar nicht mal so schlecht oder?'', rief Toni Alissa zu.,, Gab schon schlechtere'', meinte sie nur. Sie tanzten nun ausgelassen, lachten und hatten Spaß. Nach einer Weile sah sie sich wieder um und bemerkte plötzlich, dass sie von einem schwarzhaarigen Jungen, der ungefähr siebzehn sein musste, beobachtet wurde. Er zwinkerte sie an, lächelte und ging. ,, Soll ich uns etwas zu trinken holen, Alissa?'', meldete sich Toni nun.,, Ja gerne, danke.''Verwirrt schaute sie ihm hinterher.Bis kurz vor Mitternacht blieben sie und tanzten, dann mussten sie auch schon gehen. Die kühle Sommerabendluft tat gut, als sie das warme Pirellie verließen und sich nun auf den Weg nach Hause machten. Ein schwarzer Pick-Up mit getönten Scheiben fuhr plötzlich ganz langsam hinter ihnen her und schien sie zu verfolgen.,, Toni? Meinst du das Auto verfolgt uns?'', flüsterte Alissa ihm etwas ängstlich zu und griff nach seiner Hand.,, Nee, bestimmt sucht er nur eine Hausnummer oder so'', versuchte er sie zu beruhigen.,, Eine Hausnummer? Um Mitternacht? Wieso bin ich darauf nicht gleich gekommen? Nein wirklich, lass uns hier weggehen.''Sie legten einen Gang zu aber das Auto schien sie wirklich zu verfolgen. Erleichtert atmete Alissa auf, als sie die breite weiße Eingangstür sah. ,, Möchtest du noch mit nach oben kommen, Toni?'', fragte sie.,, Nein danke. Ich geh nach Hause, ich bin müde. Sehen wir uns morgen im Cafe ,, La push''?'',, Klar, ich bin so gegen vier da, okey? Bis morgen'', sagte sie und sie verabschiedeten sich noch mit einer Umarmung. Das Auto fuhr nun um eine Ecke und verschwand. Leise machte sie die Tür auf, um die alte Frau, die im Erdgeschoss wohnt, nicht aufzuwecken. Madame Rosevelt meckerte gerne und viel über alles und jeden. Einmal hat sie Cathrin angeschrien, weil Alissa mit vier Jahren wohl zu laut gespielt hatte und sie keine Rücksicht auf so arme alte Menschen nehmen würde. Madame Rosevelt drohte damals sogar mit der Polizei. Diese kam dann auch, ging kurz darauf aber wieder, weil man Kindern das Spielen nicht verbieten dürfte. Daraufhin murmelte sie etwas von wegen ,, Frechheit'' , verschwand in ihrer kleinen behaglichen Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu. Für ihre knapp fünfundsechzig Jahren hatte sie doch ganz schönes Temperament.Alissa legte die Schlüssel auf die Theke und ging in die Wohnstube, wo Cathrin am Tisch saß und Überweisungen ausfüllte.,, Hey Mom, so spät noch auf?'', begrüßte sie sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.,, Ja, ich konnte nicht schlafen. Hat Toni dich nach Hause gebracht?'', fragte Cahrin.,, Ja, hat er. Zufrieden?'',, Ja, sehr. Besonders, weil du diesmal pünktlich bist.'',, Gut, wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich jetzt schlafen, okey? Nacht'', meinte Alissa genervt.Doch an Schlaf war nicht zu denken. Irgendetwas ließ sie die ganze Zeit an den geheimnisvollen Jungen im Pirellie denken. War es vielleicht der Abgang, den der Junge machte oder diese lässige Art?Ganz in Gedanken an ihn zog sie sich ihre Schlafshorts und ein T-Shirt an und setzte sich wieder auf die Fensterbank. Vermutlich meinte er ein anderes Mädchen in meiner Nähe, dachte sie. Aber trotzdem ließ der Gedanke an ihn Alissa nicht los. Erst, als sie müde und erschöpft gegen das Fenster sank und einschlief.

(3)

Sie rannte so schnell sie konnte. Aber wieso kam sie nicht vorwärts? Irgendetwas stimmte hier nicht. Alissa bekam Panik und versuchte nun noch schneller zu laufen, doch es half nicht. Jetzt saß sie in der Falle, sie war erledigt! Jemand kam auf sie zu. Er hatte eine Kapuze auf, sodass sie ihn nicht erkennen konnte. Was hatte er nur mit ihr vor? Er stand jetzt ganz nah vor ihr. So nah, dass sie ihn atmen hören konnte. Er hob den Kopf ganz langsam an. Alissa konnte wunderschöne schwarze Augen erkennen. Aber wer war dieser Jemand und was wollte er von ihr nur? Und plötzlich... RUMS!!Alissa wachte schweißgebadet auf. Sie war von ihrer Fensterbank gefallen. Nicht gerade der Beste Platz zum Schlafen, dachte sie und rieb sich den Kopf. Sie stand auf und schaute auf die Uhr: Halb fünf Uhr morgens. Sie seufzte, ging zum Fenster und schaute hinaus. Es war zwar noch nicht taghell, aber man konnte schon etwas erkennen. Hier und da schlich sich mal eine Katze um einen Baum oder es hupte in der Ferne mal ein Auto. Gedankenverloren sah sie sich um. Hier in dieser Gegend geschah nie etwas aufregendes. Aber plötzlich sah sie es! Dort, genau unter ihrem Fenster an der Straße stand genau der schwarze Pick-Up, der sie und Toni noch in der Nacht verfolgt hatte. Nur stand davor jemand. Er hatte eine lässige schwarze Jacke an und eine Kapuze über. Er schaute zu ihr hoch! Erschrocken wich sie vom Fenster zurück, sah sich kurz im Zimmer um und rannte wieder zum Fenster hin. Der Junge war verschwunden. Erleichtert aber immer noch zitternd ließ sie sich auf ihr Bett fallen und schaute zu Boden.

Zum Frühstück gab es Waffeln mit Sirup. Alissa ließ sich auf eines der Stühle nieder und machte sich hungrig über sie her.,, Ist etwas, Alissa? Du siehst so blass aus'', meinte Cathrin und schaute sie besorgt an.,, Nein Mom. Alles bestens. Hab nur schlecht geschlafen'', flunkerte sie ihre Mutter an. Aber eigentlich war daran ja nichts Falsches, denn schließlich hatte sie ja schlecht geschlafen. Nur den Jungen vor ihrem Fenster hatte sie verschwiegen. ,, Okey. Magst du gleich alleine abspülen? Ich muss heute früher in die Arztpraxis.'',, Klar, mach ich'', nuschelte Alissa.Cathrin verabschiedete sich von Alissa und verschwand aus der Tür. Nach einem tiefen Seufzer machte sie sich schließlich an den Abwasch. Auf einmal rutschte ihr der Teller aus der Hand und zersplitterte in viele scharfe Teile auf dem Boden. ,, Verdammt!'', fluchte Alissa und bückte sich, um die Scherben aufzuheben. Doch als sie alle Scherben aufgehoben hatte und sie zum Mülleimer bringen wollte, stolperte sie und rammte sich ein besonders großes Stück in den rechten Unterarm.,, Ahh...Nein'' Alissa nahm sich ein Geschirrhandtuch, um die Blutung zu stoppen und griff nach dem Erste-Hilfe-Koffer. Als sie die Wunde versorgt hatte, griff sie wütend nach ihren Schuhen und ging hinaus in die warme Vormittagssonne. Auf einem sonnigen Platz ließ sie sich auf einer Bank nieder und schloss die Augen. Die Sonne wärmte ihr Gesicht und Alissa konnte endlich mal wieder abschalten. Nach einer halben Stunde machte sie sich wieder auf den Weg zurück und vertrieb sich die restliche Zeit, bis zum Treffen mit Toni, mit lesen und zeichnen, denn sie hatte eine große Begabung dafür. Um kurz vor vier machte sie sich auf den Weg ins Cafe. Als Alissa dort ankam, wartete Toni bereits am Eingang auf sie und begrüßte sie wieder mit einer Umarmung. Das Cafe war klein aber hübsch. Überall standen gemütliche Sessel und Sofas. An der Bar waren süße Barhocker und auf jedem Tisch standen jeweils eine Kerze und einen kleinen Blumenstrauß. Toni und Alissa ließen sich auf einem Sofa in einer Ecke nieder. ,, Was möchtest du trinken?'', fragte Toni.,, Einen kalten Saft oder Cocktail, bitte'', antwortete sie, als sie ihre Jacke über die Sofalehne legte. Toni nickte und verschwand in Richtung Theke. Als er wiederkam, hatte er zwei bunte kühle Cocktails ohne Alkohol dabei.,, Danke'', sagte Alissa und nahm im ein Glas ab. Sie sah sich um und bemerkte, wie ein blondes Mädchen mit kurzem rotem Kleid sie und Toni beobachtete. ,, Ich muss mal'', meinte Toni und ging in Richtung Toiletten. Das Mädchen, welches sie eben noch beobachtet hatte, kam nun direkt auf sie zu und setzte sich neben Alissa.,, Ist das dein Freund?'', fragte das Mädchen direkt drauf los.,, Ähh...Nein. Also, wir nur befreundet, falls du das meinst.'',, Okey, sorry, wenn ich so direkt bin, aber irgendwie finde ich ihn schon süß. Hat er eine Freundin oder so?'',, Nein, hat er nicht.'',, Ist er schwul?'', fragte sie verdutzt.Die Antwort blieb Alissa aber ersparrt, da Toni nun wieder auf dem Weg zu ihr war und das Mädchen schnell auf ihren alten Platz flitzte. Als er sich setzte musste sie unwillkührlich grinsen. ,, Schau jetzt nicht hin, aber das Mädchen in dem roten Kleid findet dich süß.'', sagte sie leise.,, Wirklich? Aha. Und woher willst du das wissen?'', fragte er interessiert.,, Weil sie mich grade gefragt hat, ob du eine Freundin hast'', erwiederte sie und musste noch mehr grinsen.Er machte irgendein Geräusch, das sich nach einem leisen ,,Wow'' anhörte und schaute zu ihr rüber. Sie winkte ihm zu und er winkte zurück, woraufhin Alissa zu husten anfing, da sie sich vor lachen verschluckt hatte. Plötzlich sah sie ihn. Der Junge mit der Kaputze, der unter ihrem Fenster stand und sie beobachtete. Nun lief er da, lässig und ohne den Blick von ihr zu wenden, am Fenster vorbei und durch die Tür in das Cafe. Er nahm die Kaputze ab und Alissa traute ihren Augen nicht. Es war der Junge aus der Disco, mit den schwarzen Haaren und den wunderschönen schwarzen Augen. Jetzt saß er direkt gegenüber, am anderen Tisch und winkte ihr mit der linken Hand gelassen zu. Mit halb offenem Mund sah sie ihn an, wachte aus ihrer Trance aber auf, als Toni auf einmal mit ihr sprach: ,, Ist es schlimm, wenn ich dem Mädchen dort Gesellschaft leiste?'',, Nein, nein. Geh nur.'', meinte sie geistesabwesend und sah dem Jungen nun wieder direkt in die Augen. Toni und das Mädchen gingen nach draußen und verschwanden, als sie um die Ecke gingen. Der schwarzhaarige Junge kam jetzt auf Alissa zu und setzte sich neben ihr aufs Sofa. Ihr Herz schlug aus irgendeinem Grund wie wild. Seine lässige Art war fast schon provozierend.,, Hey, Kleine'', sagte er.,, I...I...Ich... Ich bin nicht klein.'', stotterte sie verwirrt.Der Junge lachte. ,, Ich mache dich nervös'', bemerkte er und grinste breit.,, Was? Nein!'', erwiederte sie, sprang auf und stürzte zur Tür hinaus.Es dauerte nicht lange, da hatte er sie mit großen Schritten schon wieder eingeholt und lief nun neben ihr her.,, Ich glaube, ich hätte mich erst vorstellen sollen. Ich heiße Alec. Du bist Alissa, stimmt's?'', sagte er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.Alissa blieb plötzlich stehen und drehte sich zu ihm um.,, Woher weißt du, wie ich heiße?'',, Diese Gegend ist verdammt klein, da kommt schon was rum.'',, Warst du das unter meinem Fenster letzte Nacht?'',, Ja'', bemerkte Alec kurz.Daraufhin drehte sie sich auf dem Absatz um und lief weiter. Zwei Straßen weiter drehte sie sich um und rechnete eigentlich damit, dass dieser Alec hinter ihr war, aber da war keiner. Erleichtert ging sie weiter. Zu Hause angekommen, ging sie schnell in ihr Zimmer, schaute noch einmal nervös aus dem Fenster und ging dann ins Badezimmer und ließ sich ein warmes Bad ein. Als sie sich aus ihrer Kleidung gepellt und sich in die Wanne gesetzt hat, schloss sie die Augen und dachte nach. Was will er von mir, dachte sie. Aber irgendwie war er ja schon süß, fand sie und grinste nun in sich hinein. Nach ungefähr einer Stunde, so fand sie, kam sie aus der Badewanne. Alissa legte sich ein flauschiges Handtuch um und ging in ihr Zimmer. Dort machte sie laute Musik an.

,, You take me by the hand. A question who I am'', kam es aus den Lautsprechern.

Sie schnappte sich ihr Handy vom Nachttisch und wählte Tonis Nummer. Tuut...Tuut...Tuut...Endlich schien jemand abzunehmen.,,Ja?'', kam es vom anderem Ende der Leitung.,,Toni? Wo bist du abgeblieben? Auf einmal bist du mit diesem Mädchen verschwunden.'' ,,Tut mir leid, Alissa. Nadine und ich wollten noch im Park spazieren gehen und Eis essen. Aber ich habe grade auch keine Zeit zum Reden. Wir sind grade sehr beschäftigt'', sagte er und Alissa meinte jemanden im Hintergrund kichern zu hören. Beleidigt legte sie auf und warf das Handy im hohen Bogen auf ihr Bett. Jetzt spürte sie wieder einen kleinen stechenden Schmerz an der Stelle, wo die Scherbe sich in ihren Arm gegraben hat. Alissa ignorierte ihn, ließ sich neben ihrem Handy auf das Bett fallen und stieß einen tiefen seufzer aus. Der Wecker verriet ihr, dass es erst acht Uhr war. Entschlossen stand sie auf, zog sich eine Jacke und Schuhe an, hinterließ eine Nachricht für ihre Mutter, wenn sie nach Hause kam, und ging wieder hinaus in die warme Sommernacht.

(4)

Mit tiefen Zügen atmete Alissa die frische Luft ein und ging ziellos die Straße entlang. Als sie um die Ecke in eine Gasse bog, stand dort eine kleine Gruppe Jungs. Anscheinend waren sie ziehmlich betrunken, denn jeder hielt ein oder zwei Flaschen in der Hand und auf dem Boden standen auch einige herum. Torkelt und johlend kamen sie nun auf sie zu. Alissa drehte sich um und wollte gehen, doch einer von den Jungs, die sie auf ungefähr siebzehn oder achtzehn geschätzt hätte, packte sie am Arm und drehte sie um.,, Hey, warte! Komm schon, trink was mit uns!'', sagte er und zog sie weiter. Sie versuchte loszukommen, aber sein Griff war einfach zu fest.,, Ja! Du kannst mit uns abhängen, Süße!'', meinte ein anderer und wollte den Reisverschluss ihrer Jacke öffnen, aber sie kickte ihm mit dem Knie zwischen die Beine. Ein dritter griff sie und versuchte jetzt mit Gewalt die Jacke zu öffnen. Plötzlich fuhr ein schwarzer Pick-Up in die Gasse. Genau der, der Nachts unter ihrem Fenster stand. Das war jetzt geschah, hätte Alissa sich nie im Leben träumen lassen. Der gutaussehende Alec stieg aus dem Auto aus, mit wutverzehrtem Gesicht. Schnell war er bei ihr, griff sie sanft am Oberarm und zog sie zu sich. Jetzt machte er noch einen Schritt mehr auf den Typen zu, der sie gerade so hart angepackt hat und schlug ihm mit der Faust mit voller Wucht ins Gesicht. Der Typ fiel auf den Boden und blieb mit blutverschmiertem Gesicht liegen. Böse und erwartungsoll schaute er die anderen beiden an, die sich daraufhin zurückzogen. Alec drehte sich wieder zu Alissa um, die bewegungslos hinter ihm gestanden hat, und nahm sie am Handgelenk. Zusammen gingen sie zu seinem Auto und stiegen ein. Immernoch sprachlos starrte Alissa ihren Retter an, während er geschickt rückwärts wieder aus der Gasse hinausfuhr. ,, Alles gut bei dir, Alissa?'', fragte er und schaute sie nun direkt an.Sie sagte nichts. Sie konnte nichts sagen. Sie nickte nur und schaute nun auf ihre Hände, die in ihrem Schoß ruhten.,, Tut mir leid, dass ich nicht schon früher gekommen bin. Da war so ein beknackter Autofahrer vor mir, der mich nicht durchlassen wollte. Ich fahr dich noch nach Hause. Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?'', Alissa hatte eine seltsame Farbe angenommen. Es war eine Mischung aus sehr blass und einen grünlichen Schimmer. Wieder nickte sie nur. Alec schüttelte den Kopf und seine Fingernägel gruben sich jetzt in das Leder des Lenkrads.,, Diese Schweine...Sie hätten sonst was mit dir machen können, wenn ich nur ein paar Minuten zuspät gekommen wäre.'',, Bist du ja nicht...Danke, Alec. Du hast mich echt gerettet'', sagte Alissa, als sie ihre Stimme wiedergefunden hat. ,, Schon gut, Kleine.'' Jetzt lächelte er sie wieder so unverschämt süß an, dass sie auch einfach leicht lächeln musste. Vor dem Haus stellte er den Motor aus, nahm die Hände aber nicht vom Lenkrad. ,, Möchtest du vielleicht noch mit ins Haus kommen?'', fragte sie zögernd. Er lächelte sie wieder an.Sie stiegen aus und schlichen die Treppe zu der Wohnung im 2. Stock hoch. Gerade sind sie in der Wohnung, in der Küche, als auch schon das Haustelefon klingelte. ,, Alissa, ich bin's. Es tut mir leid aber ich muss heute eine Nachtschicht schieben. Eine Kollegin ist ausgefallen'', meldete sich Alissas Mom.,, Ist schon okey. Wann bist du denn wieder da?'',, Spätestens morgenfrüh gegen neun bin ich wieder da. Ich muss jetzt wieder arbeiten. Ich liebe dich mein Schatz. Schlaf schön.'',, Ich dich auch, Mom. Wir sehen uns morgen.''Sie legte den Hörer wieder auf die Gabel und schaute Alec wieder direkt in seine wunderschönen Augen. ,, Das war meine Mom. Sie wird erst morgenfrüh wiederkommen. Sie ist arbeiten.''Er nickte und schaute sich weiterhin unbekümmert um.,, Komm, wir gehen in mein Zimmer'', sagte Alissa und führte ihn dorthin. Dort schaute er sich kurz um und pfiff leise durch die Zähne, als er die ganzen Gemälde an ihrer hellgrünen Tapete hängen sah. Alle waren selbst gemalt. Es waren Motive von ihren Lieblingsplätzen im Haus oder vom Hof der Ferienwohnung. Manche waren mit Engeln bemalt.Sie ließen sich auf das Bett fallen und schwiegen eine Weile, bis die Stille von Alissa unterbrochen wurde: ,, Danke nochmal, Alec.''Sie betrachtete ihrem Fußboden, um ihn nicht direkt dabei ansehen zu müssen.,, Nicht dafür'', meinte er und schubste sie leicht mit seiner Schulter an, um sie aufzumuntern. Jetzt musste sie lächeln und er auch. Wieso muss er mich nur so schnell zum Lachen bringen, fragte sie sich und schaute ihn an. ,, Woher wusstest du überhaupt, dass ich dort war?'',, Ich bin die Straße entlanggefahren und dann habe ich dich gesehen. Mir kam das so komisch vor, als du in diese Gasse gegangen bist und dann musste ich dir einfach hinterherfahren. Ich hatte so ein seltsames Gefühl, dich beschützen zu müssen, Alissa. Und das habe ich auch jetzt noch. Ich versichere dir, dass dir nichts dergleichen mehr passieren wird, okey?'', sagte Alec und schaute ihr tief in die Augen. Alissa nickte zögernd, dann seufzte sie und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Was passierte nur? Sie kannten sich doch kaum aber irgendwie war da etwas sehr Vertrautes zwischen ihnen. Alec legte schützend einen Arm um sie. Sie sprachen die ganze Nacht miteinander und vergaßen dabei ganz die Zeit. Als Alec aufstand, um zu gehen, hatte die Uhr schon längst halb fünf Uhr morgens.,, Ich sollte jetzt besser gehen. Wir sehen uns, Alissa'', meinte er und ging Richtung Tür.,, Ist gut. Ich bringe dich noch raus.''Als er gegangen ist, kam Alissa wieder in ihr Zimmer und schmiss sich auf ihr Bett. Sie schloss die Augen und schlief sofort ein.

,, Alissa! Alissa, aufstehen!'', rief eine Stimme weit weg von ihr.Langsam öffnete sie die Augen. Alissa blinzelte einige Male, da sich ihre Augen erst an das grelle Licht gewöhnen mussten.,, Wie spät ist es denn?'', fragte sie Cathrin und setzte sich vorsichtig auf, da sich ihre Wunde wieder bemerkbar machte.,, Fast Mittag. Wann bist du denn schlafen gegangen? Du warst doch wohl nicht noch so spät draußen?'', erklang Cathrins Stimme streng aber besorgt. Jetzt sah sie auch noch die Wunde an ihrem rechten Unterarm, da Alissa ihren Pullover hochzog, und sie bekam fast einen Herzinfarkt.,, Um Himmels Willen, was ist dir denn passiert? Wo warst du zum Teufel, Alissa?'',, Keine Sorge, mir ist gestern beim Spülen etwas runtergefallen und ich habe mich an der Scherbe geschnitten. Es sieht aber schlimmer aus, als es ist, Mom. Und ich war gestern nicht weg. Ich hab nur erst um halb fünf, fünf schlafen können'', antwortete Alissa und musste sich aber ein Grinsen verkneifen, als sie an die Nacht mit Alec dachte. Es war wunderschön, obwohl sie nur geredet haben.,, Besser, ich schaue mir das mal an, okey? Schließlich ist das mein Beruf'', sagte Cathrin und öffnete vorsichtig den Verband.,, Das muss genäht werden. Ich hole schnell meine Sachen dafür.''Cathrin verschwand in schnellen Schritten aus dem Raum und kam wenig später mit einem großen schwarzen Koffer in der Hand wieder.Als sie fertig war, hatte Alissa nun eine sorgfälltig genähte Linie am Unterarm.,, Danke'', sagte Alissa zu ihrer Mom.,, Schon gut, mein Schatz. Ich habe dich geweckt, weil ich jetzt leider wieder zur Arbeit muss. Es tut mir leid, dass ich nicht so viel Zeit für dich habe.'',, Das ist nicht schlimm. Ich habe ja noch meine Freunde und immerhin musst du ja arbeiten gehen.'',, Gut. Bevor ich es vergesse, Toni hat angerufen. Er wollte, dass du ihn zurückrufst. Habt ihr euch gestritten?'',, Nein, alles gut. Musst du nicht zur Arbeit?'', meinte sie jetzt genervter, weil ihre Mutter Toni erwähnt hat.,, Du hast recht. Wenn etwas ist, kannst du mich jederzeit anrufen, verstanden? Ich bin so gegen sieben wieder da'', sagte sie beim hinausgehen und warf Alissa noch schnell einen Luftkuss zu, den sie allerdings nur halbherzig erwiederte. Eine Weile saß sie noch auf ihrem Bett, dann schwang sie sich heraus und ging in die Küche, wo sie sich das Haustelefon schnappte und Tonis Nummer wählte. Kurze Zeit später ging er ran.,, Hallo?'', erklang seine Stimme.,, Hey, Toni, hier ist Alissa. Mom sagte, dass du angerufen hast.'',, Stimmt, ich wollte mich für neulich bei dir entschuldigen, weil ich einfach weggegangen bin, ohne dir vorher etwas gesagt zu haben.''Stille. Alissa dachte wieder an Alec, der kurz darauf zu ihr gekommen ist.,, Alissa, bist du noch da?'',, Was? Ja, klar. Das muss dir nicht leidtun, Toni. Du findest das Mädchen toll und das verstehe ich. Außerdem sehen wir uns sowieso fast jeden Tag'', sagte sie beruhigend zu ihm, als sie aus ihrer Trance herausgerissen wurde.,, Okey, dann ist gut. Was hast du gemacht, als ich mit Nadine gegangen bin? Heiße Typen aufgerissen?'', meinte Toni und lachte.Auch Alissa musste lachen und erwiederte dann: ,, Ja klar. Und danach haben wir uns zusammen bekifft, betrunken und anschließend eine Bank ausgeraubt. Du hast also viel verpasst, Toni.'',, Ja, ich merke schon. Tut mir leid, aber Nadine und ich treffen uns jetzt gleich im Park. Ich muss schon los.'',, Kein Problem. Ich wünsche euch viel Spaß und grüße schön von mir, in Ordnung?'',, Mach ich. Bis dann, Alissa Black'', sagte er und ließ noch einen dicken Kuss durch das Telefon gehen.,, Bis dann Toni Clearwater'', meinter Alissa, lachte und schickte einen Kuss wieder zurück. Sie legte das Telefon wieder auf die Gabel und schaute auf die Uhr. Sie erschrak, als sie sah, wie spät es schon war. Kurz nach eins und sie hatte noch nichts gegessen. Sie lief zum Kühlschrank und öffnete ihn. Genervt stöhnte Alissa auf, als sie den leeren Kühlschrank betrachtete. Nur zwei Tüten Milch, Käse und Salat waren zu finden. Toll, Mom hat es wieder nicht geschafft einzukaufen, dachte sie und ließ die Tür zufallen. Hungrig schnappte Alissa sich ihre Handtasche, zog sich an und maschierte hinaus, um zur nächsten Pizzaria zu laufen. Es war wärmer als gestern und die Straßen staubten von den Autos. Sie nahm einen anderen Weg zur Pizzaria, damit sie nicht an der Gasse vorbeilaufen musste, an der ihr gestern Nacht fast etwas sehr Schlimmes passiert wäre. Die Pizzaria stand nur zwei Blocks weiter und war deshalb nicht sehr weit entfernt. Als sie ankam und hineinging, roch sie den wundervollen Duft von frisch gebackener Pizza ein. Alissa setzte sich an einen Tisch an der Wand und ließ ihrem Blick zuerst auf die Karte wandern. Pizza Magaretta, Schinkenpizza, Salamipizza, Hawaipizza und noch einige Pizzen mehr waren dort verzeichent. Alissa entschied sich für eine leckere Schinkenpizza und winkte die Kellnerin heran.,, Was kann ich dir bringen?'', fragte sie sehr höflich und lächelte.,, Eine kleine Cola und eine Schinkenpizza, bitte.'',, Sehr gerne'', meinte sie und notierte sich alles auf einem kleinen rosa Notizblock.Nun ließ Alissa Black ihren Blick durch die Pizzaria schweifen und entdeckte jemanden, als sie aus dem Fenster schaute. Alec stand dort und schaute sie nun auch an. Diesmal war er nicht in schwarz gekleidet. Er hatte eine graue Hose, Sneekers und ein weißes aber durchsichtiges T-Shirt an. Jetzt kam er herein und steuerte direkt auf sie zu. ,, Hey, Kleine'', sagte er mit einem frechen Lächeln im Gesicht und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von ihr sinken.,, Ich hab dir schonmal gesagt, ich bin nicht klein'', meinte Alissa, konnte sich ein kleines grinsen aber nicht verkneifen.Alec lachte und winkte dann auch die Kellnerin heran.,, Und was darf es für dich sein?'', fragte sie und zwinkerte ihm zu. Geht es noch, fragte sie sich, die soll bloß die Finger von ihm lassen. Wieso war sie denn jetzt plötzlich so eifersüchtig?,, Eine Cola und deine Handynummer, bitte'', meinte Alec und zwinkerte zurück. Die Kellnerin notierte sich seinen Wunsch und ging. Kurz darauf kam sie schon mit einer Schinkenpizza und zwei Gläsern Cola. Ein Glas überreichte sie Alissa mit der Pizza und das andere Glas bekam Alec, an dem ein rosa Zettelchen mit einer Nummer klebte.,, Was ist? Ich hab ja nicht gesagt, dass ich gleich mit ihr schlafe, oder?'', sagte er abwehrend mit erhobenen Händen, als sie ging und Alissa ihn mit bohrendem Blick ansah. Er nahm den Zettel ab, steckte ihn in seine Hosentasche und nahm einen Schluck.,, Also gut. Du weißt jetzt alles über mich, aber ich wüsste gerne auch etwas mehr über dich. Schließlich kenne ich nur deinen Vornamen'', sagte Alissa und biss von ihrer Pizza ab.Alec fuhr mit seinen Händen durch die sowieso schon wuscheligen Haaren, steckte sie in die Hosentaschen und lehnte sich zurück.,, Also gut, Dann fange ich aber ganz von vorne an. Meine Eltern zeugten mich. Ich hoffe, du weißt, wie das geht'', meinte er und fing an zu lachen, als Alissa ,, Alec!'' rief.,, Nur ein kleiner Scherz am Rande, Alissa. Also, geboren wurde ich am 16. September in Deutschland. Meine Mutter verschwand plötzlich, als ich zwei Jahre alt wurde. Ich wuchs also bei meinem Vater alleine auf. Geschwister habe ich keine. Als ich sieben war zogen wir hierher. Letztes Jahr starb er bei einem Motoradunfall. Feiern ist mein größtes Hobby. Danach kommt Klavier spielen. Jetzt bin ich siebzehn und sitze hier und trinke meine Cola mit einem hübschen Mädchen, das ich in einer Disco gesehen habe und dem ich sozusagen das Leben gerettet habe'', Alec atmete einmal tief ein und aus, bevor er weiter sprach: ,, Jetzt weißt du also das Wichtigste über mich. Zufrieden?'',, Ja. Das mit deinen Eltern tut mir leid, Alec'', sagte Alissa und griff nach seiner Hand, die inzwischen auf dem Tisch lag.,, Das braucht es nicht. Du kannst ja nichts dafür, Alissa.''Alissa hatte nun aufgegessen und lehnte sich jetzt auch zurück.,, Wollen wir einen Spaziergang machen? Ich kenne da einen hübschen Platz im Park, wo sonst keiner hinkommt'', meinte er und schaute sie erwartungsvoll an.,, Gerne.'',, Die Pizza und die Cola geht auf mich. Ich hatte ja auch ein Stück davon'', sagte Alec und bezahlte.,, Danke. Du kannst ja ein richtiger Gentlemen sein, Alec. Aber ich kenne deinen Nachnamen noch nicht.'',, Rowland.'',, Alec Rowland, also'', sagte sie gedehnt, als sie die Pizzaria verließen und die Straße entlangliefen.Als sie im Park ankamen, hatte die Uhr schon kurz nach drei.Sie blieben im Parkeingang stehen.,, Und jetzt?'', fragte Alissa und wartete gespannt auf das, was kommen sollte.,, Komm mit'', sagte Alec und streckte seinen rechten muskulösen Arm aus. Sie griff nach seiner Hand und zusammen gingen sie den Weg entlang. Sie gingen durch einen kleinen wunderschönen dichtbewachsenen Wald und kamen an einem See wieder heraus. Es schien hier nie jemand herzukommen. Es sah zwar ziemlich kümmerlich aus, aber trotzdem noch irgendwie hübsch und romantisch. Um den See herum standen Bäume und an manchen kleinen Plätzen wuchsen kleine weiße Blumen. Am Seerand lag ein umgekippter Baumstamm, auf dem Alec sich niederließ. Alissa nahm neben ihm Platz, allerdings mit Abstand, da sie ein komisches Gefühl hatte. Aber wieso? Es war doch wunderschön hier und außerdem hatte Alec ihr das Leben geretten. Wieso sollte er ihr etwas tun?Einen Moment herrschte Stille, dann unterbrach er sie aber. ,, Und? Wie findest du's?'',, Es ist hier wunderschön. Kommst du öfters hierher?'',, Nur zum nachdenken. Dafür ist es hier ruhig genug.'',, Und an was denkst du so nach?'', fragte sie, obwohl sie wusste, dass es eigentlich ziemlich privat ist. Aber sie war erleichtert, als sie sah, dass er lächelte und sie nicht zu weit gegangen ist.,, An meinen Vater, an meine Mutter und an dich.''Letzteres ließ ihr Herz höher schlagen. Wieso denkt er an mich, fragte Alissa sich.,, Wirklich? Und was denkst du so über mich nach, wenn ich das fragen darf?'',, Hast du einen Freund?''

(5)

,, I...I...Ich...Nein, hab ich nicht'', stammelte Alissa verlegen.Alec war jetzt etwas zu ihr herübergerutscht. Alissa war wie gelähmt. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und auch nicht mehr klar denken. Würde er jetzt das machen, was sie glaubte? Er schaute sie nun mit seinen wunderschönen schwarzen Augen direkt an. Langsam kam er ihr näher. Alissa spürte seine Wärme und seinen Atem. Er griff nach ihren Haaren und zog sie am Hals näher zu sich heran. Langsam legte er seine weichen Lippen auf ihre. Alissas Herz schlug wie wild, sodass sie befürchtete, er könnte es hören. Er küsste sie. Erst langsam und vorsichtig und dann immer inniger.

Die Uhr hatte kurz vor sechs, als Alissa Black auf ihrem Zimmer in ihrem behaglichem zu Hause war und die Tür schloss. Ihre Mom war noch nicht wieder da. Sie sagte, sie käme erst gegen sieben. Immernoch zittrig in den Beinen ließ sie sich auf ihr Bett fallen und war wie gelähmt. Dann schnappte sie sich ihren Skitzenblock vom Schreibtisch und begann zu zeichnen. Seit ihrer Kindheit liebte Alissa das Zeichnen und hatte auch ein recht großes Talent dafür entwickelt.Das, an was die dachte, zeichnete sie im Detail genau. Jetzt dachte sie an Alec. Sie zeichnete ihn mit verschränkten Armen vor der Brust und lässtig gegen einen schwarzen Pick-Up gelehnt. Plötzlich raschelte es an der Tür. Alissa ließ schnell ihre Zeichnung unter ihrem Kopfkissen verschwinden und ging hinaus in den Flur. Cathrin Black stand da mit Einkaufstüten in den Händen.,, Magst du mir ein paar abnehmen, Schätzchen?'', fragte sie und schloss die Tür hinter sich. Alissa nahm ihr zwei Tüten ab und legte sie auf den Tisch in der Küche.,, Was hast du zum Mittag gegessen? Es tut mir leid, ich hab es noch nicht geschafft einzukaufen.'',, Ich bin in der Pizzaria essen gegangen.'',, Das ist schön. Das Geld dafür gebe ich dir natürlich zurück.'',, Mom, das brauchst du nicht. Ich habe nichts dafür ausgegeben. Ein Freund war bei mir. Er hat bezahlt.'',, Aha, was denn für ein Freund? Toni?'', fragte Cathrin neugierig.,, Nein, nicht Toni. Ich habe ihn im Pirellie kennengelernt. Er ist super nett'', schwärmte sie.,, Ach wirklich? Und wie heißt er, bitte?'',, Alec. Er kommt aus Deutschland. Er ist wirklich nett, Mom. Keine Sorge.'',, Okey, ich mache uns erstmal etwas zu Essen. Was hälst du von Pfannkuchen?'', wechselte Cathrin das Thema.,, Klingt gut. Ich geh telefonieren, okey?'',, Mach das. Und apropos, was hatte Toni denn?'',, Ach, nur Probleme bei den Hausaufgaben'', schwindelte Alissa.,, Probleme bei den Hausaufgaben? Ihr habt Sommerferien, also raus mit der Sprache'', forderte ihre Mutter sie auf.,, Ja, Hausaufgaben, die wir bis Schulanfang erledigen sollen. Ein kleines Ferienprojekt. Toni hat das Thema Rennstrecken und Motorenbau und ich habe das Thema Dämonen'', entgegnete Alissa genervt.,, Okey, aber du weißt, was ich von dem Thema Dämonen halte, richtig? Es gibt sie nicht und deswegen halte ich es für den größten Blödsinn darüber ein Projekt zu machen, Alissa Black'', erwiederte Cathrin streng, schaute ihre Tochter allerdings nicht an, da sie mit den Zutaten für das Abendessen beschäftigt war.,, Ja, Mom. Es ist aber nur ein Schulprojekt, okey? Also kein Grund zur Sorge. Ich gehe jetzt.''Mürrisch schnappte sie sich das Telefon und lief in ihr Zimmer. Sie schloss die Tür, setzte sich auf ihren flauschigen Plüschsessel und wählte die Nummer, die Alec ihr am See gegeben hat. ,, Hmm'', grummelte jemand.,, Hey, ich bin's, Alissa.'',, Achso, hey. Wie geht's dir?'', fragte Alec.,, Ganz gut und dir?'',, Bis auf das, dass mein Schuh eben noch hier war und jetzt plötzlich verschwunden ist, auch gut'', meinte er säuerlich.,, Was heißt verschwunden?'',, Tja, was heißt verschwunden? Weg, nicht da, wie vom Erdboden verschluckt, nicht präsent. Es gibt sehr viele Ausdrucksweisen, weißt du'', sagte er nun in einem sarkastischen belehrenden Ton.,, Rätselhaft.'',, Oh, rätselhaft ist ein viel deffinierbares und großes Wort, Alissa'', antwortete er in dem selben Ton wie eben.,, Ja und du bist ein großes...'',, Ts, ts, ts. Keine Flüche beim Telefonieren, Kleine. Wieso auf einmal so böse?'' Diese Frage sprach er eher normal und besorgt aus.,, Tut mir ja leid, aber meine Mutter kann manchmal echt nerven'', seufzte sie ins Telefon.,, Tja, so ist das manchmal.'',, Geht dir dein Vater denn nie auf die Nerven?'',, Ich sehe ihn kaum. Er ist ständig zur Arbeit.'',, Oh, das tut mir leid'', sagte Alissa mitfühlend, da sie wusste, wie sich das anfühlte, da Cathrin auch ständig arbeiten war.,, Alissa, du musst aufhören, dich ständig für alles zu entschuldigen'', meinte Alec halb belustigt halb genervt.,, Okey. Alec, kann ich dich was fragen?'',, Wenn es um Popel geht, kann ich dir nur sagen, dass ich keine deiner Fragen beantworten werde'', erwiederte er.,, Nein! Es geht nicht um Popel!'',, Dann erkläre ich mich dazu bereit, dir einige deiner Fragen zu beantworten.'',, Schön. Bist du vergeben?'', platzte es aus ihr heraus. Stille, dann:,, Ja, tut mir leid. Mit meiner Wenigkeit. Es kann manchmal etwas eintönig sein, aber deswegen gebe ich mir ab und zu selber einen Korb, um das Ganze interessanter zu gestalten'', sagte Alec leichthin.,, Oh, dann pass nur auf, dass du dir nicht das Herz brichts.'',, Tja, ich bin versucht schluss zu machen.'',, Wer treibt Euch in diese furchtbare Versuchung, Romeo?'', sagte Alissa und konnte den gespielt geschockten Unterton nicht verbergen.,, Das seid wohl Ihr, Julia'', meinte er.,, Und was verleitet mich zu einer solch schrecklichen Tat?'',, Ihr habt mir das Herz gestohlen. Ich muss es mir wohl oder übel wiederholen.'',, Erst, wenn Ihr mir das Meine wiedergebt'', antwortete Alissa und musste lachen.,, Alissa?'', seine Stimme klang nun weich, wie das Fell einer Katze.,, Ja?'', ihr Herz schlug ihr wieder bis zum Hals.,, Ich liebe dich.''Jetzt war es passiert, ihr Herz ist vor Aufregung zersprungen. Ihre Knie zitterten plötzlich, sie fing an zu frieren, aber ihre Hände schwitzten. War das möglich? War tatsächlich so ein süßer Junge in sie verliebt? War sie auch in ihn verliebt? Keine Frage, ja! Eine Weile herrschte Stille, dann: ,, Alissa, es wär nett von dir, auch etwas zu sagen.'',, Ich dich auch, Alec'', platzte es ihr heraus.Wieder Stille. Diesmal war es Alissa die sie brach: ,, Sind wir dann jetzt sowas, wie Freund und Freundin?'', fragte sie zögernd. Alec lachte. Es war wieder dieses freche, lässige Lachen.,, Wenn man es so will, würde ich sagen, ja.''Alissa hörte ihre Mutter nach ihr zum Abendessen rufen.,, Okey, ich muss jetzt auflegen. Es gibt Essen'', sagte sie.,, Dann lass es dir schmecken. Ich liebe dich'', verabschiedete er sich.,, Danke, ich liebe dich auch.''Sie legte auf und zurück blieb eine überglückliche Alissa, deren Herz gleich zu zerspringen drohte. Sie hatte einen Freund. Sie hatte schon mal einen gehabt, aber diesmal war es nicht irgendeiner. Es war der Richtige. In der Küche stellte Cathrin gerade alles auf den Tisch, als Alissa hereinkam.,, Du strahlst ja so. Ist was?'', fragte sie gut gelaunt.,, Nein, es ist nichts'', meinte sie und versuchte nicht mehr so arg zu grinsen, da sie sich nicht sicher war, ob sie ihrer Mom davon erzählen sollte, weil es alles noch sehr frisch war. Außerdem wusste nicht einmal Toni davon, denn normalerweise erzählte sie ihm immer alles als Erstes. Ich denke, ich erzähle Toni erstmal auch nichts davon, dachte sie, er hielt noch nie was von Discobekanntschaften.

(6)

Beim Essen ertönte plötzlich Alissas Handy. Cathrin stöhnte genervt und schaute sie missbilligend an. Alissa wusste, dass ihre Mutter es hasste, beim Essen auf das Handy zu schauen, aber sie musste es einfach. Die Neugierde war zu groß. Was, wenn es Alec war? Und tatsächlich! Als sie auf das Handydiscplay schaute, sah sie eine SMS von ihm:,, Alissa, ich habe eine Überraschung für dich. Ich bin gegen 12 Uhr bei dir und hole dich ab. Ich warte draußen auf dich. Alec''Ihr Herz drohte erneut zu zerspringen. Er hatte eine Überraschung für sie! Und das noch so spät in der Nacht! Die Bemühung, sich nichts anmerken zu lassen, klappte ganz gut. Nach dem Essen, flitzte sie sofort in ihr Zimmer und stand ratlos vor ihrem offenem Kleiderschrank, wie an dem Abend, als Toni und sie ins Pirellie gegangen sind. Sie schaute auf die Uhr. Gut, es blieben ihr noch drei einhalb Stunden, bis Alec sie abholte. Da sie nicht wusste, was für eine Überraschung sie erwarten würde, entschied sie sich für eine schwarze Hotpen mit Nietengürtel, ein hübsches Top und eine Lederjacke. Dazu zog sie sich ihre roten Sneekers an, die sie so sehr liebte. Alissa betrachtete sich im Spiegel. Das Outfit sah hammermäßig aus, nur eine Kleinigkeit fehlte. Im Bad trug sie sich Wimperntusche und Eyeliner auf und fuhr auflockernd durch ihre dunkelroten lockigen Haare. Toll, dachte sie, so kann ich mich blicken lassen. Um viertel vor zwölf ging Alissa ins Wohnzimmer, wo Cathrin auf dem Sofa lag und schlief. Offenbar war sie beim Fernsehen eingeschlafen. Das passierte ihr oft. Sie warf ihr eine Decke über und schaltete den Fernseher aus, dann ging sie ganz leise in die Küche, schnappte sich den Schlüssel von der Theke und verschwand draußen im Hausflur. Unten, bei der Treppe angekommen, sah sie plötzlich einen Schatten, wie den eines Fuchses, wegrennen. War das möglich? Ein Fuchs, hier im Flur eines Hauses? Nein, dachte Alissa sich zur beruhigung, das war bestimmt nur eine Katze. Moment! Hier in der Gegend hatte niemand eine Katze. Merkwürdig, dachte sie sich und ging hinaus. Am Straßenrand stand Alec, wie immer, lässig an einem Auto gelehnt, welches sie nicht kannte. Diesmal war es nicht der schwarze Pick-Up, sondern ein silberner Porsche. Ihr klappte die Kinnlage hinunter und Alec schaute sie mit einem kleinen Lächeln an.,, Gefällt er dir?'', sagte er und begrüßte sie mit einem Kuss auf die Stirn.,, Und wie! Wie kannst du dir so einen denn überhaupt leisten? Ich dachte, du wärst erst siebzehn'', meinte sie und ging um das Auto herum. Er lachte. Es war wieder dieses freche und lässige Lachen, welches sie so an ihm liebte.,, Tja, ich hab eben so meine Geheimnisse. Aber es stimmt, ich bin siebzehn'', er hielt ihr die Wagentür auf und sie stieg ein.,, Jetzt zu deiner Überraschung. Dafür muss ich dir leider die Augen verbinden, Alissa.Alec band ihr ein Tuch um die Augen, prüfte, ob sie auch wirklich nichts sehen konnte und küsste sie. Die ganze Autofahrt über hielt er ihre Hand. Alissa versuchte den Weg zu folgen, wie oft er links oder rechte abbog und wie oft sie an einer Ampel stehen blieben, aber sie konnte einfach nicht folgen, wo sie gerade waren. Sie vertraute ihm, schließlich hatte er ihr quasi das Leben gerettet. Nach einer gefühlten halben Stunde hielt der Wagen endlich an. ,, Noch nicht die Augenbinde abnehmen, wir sind noch nicht ganz da, Alissa'', seine Stimme hörte sich anders an, irgendwie sanfter, aber trotzdem auch irgendwie normal. Alec half ihr beim Aussteigen und zusammen gingen sie einige Meter, bis kleine Stufen kamen. Alissa hörte, wie er eine Tür aufschloss und sie öffnete. Zusammen gingen sie hinein. Alec hielte sie im Arm, damit sie nirgendwo gegenlief. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und es herrschte absolute Stille. Sie konnte nur noch seinen Atem hören. Sanft führte Alec sie eine Treppe hinauf und blieb oben stehen. Er nahm ihr nun vorsichtig das Tuch ab. Sie standen vor einer normalen Holztür, in der schöne Gravierungen geschnitzt waren. Er öffnete auch diese Tür, ohne den Blick von ihr zu wenden, welchen sie erwiederte. Was dahinter war, verschlug ihr völlig die Sprache. Sie hob die Hände vor ihrem Mund, unfähig zu sprechen. Alec ging ins Zimmer und führte Alissa hinter sich her. Es war ein schönes Zimmer. Feuer prasselte in einem dunklem Granitkamin, in der Ecke stand ein helles breites Sofa mit Fell von einem Braunbären drauf, an den Seiten brennende Kerzen und auf dem Sofatisch stand eine Flasche Rotwein, daneben zwei Gläser und Schokolade. Alec schloss die Tür und zog Alissa zu sich. Sie schlung ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Mit Leichtigkeit hob er sie an der Hüfte hoch. Sie schlang nun noch ihre Beine um seinen Körper. Küssend trug er sie zum Sofa, wo sie sich draufsetzten. Alissa brachte nur ein kurzes ,, Danke schön'' hervor, da wurde ihre Stimme wieder von seinen Küssen unterbrochen. Alec drückte sie herunter auf das Sofa und stützte sich dann mit seinen muskulösen Armen ab, um sie nicht zu zerquetschen. Noch lange blieben sie so küssend, bis Alec sich ans Herz fasste und von ihr abließ.,, Das war noch nicht alles.'' Er goss ihnen nun Rotwein ein und gab ihr ein Glas. Ohne die Blicke voneinander zu lassen, tranken sie die Gläser in vollen Zügen. Alissa nahm sich ein Stück Schokolade und ließ sich gegen ihn sinken.,, Es ist wunderschön hier, Alec. Wohnst du hier?'',, Ja, ich hoffe, es gefällt dir.'',, Es ist unglaublich hier. Danke schön, nochmal. Das hat noch nie jemand für mich gemacht.'',, Tja, ich bin halt anders, als die anderen. Das solltet du dir merken'', flüsterte er ihr ins Ohr. Alissa bekam Gänsehaut am ganzen Körper und ihr Herz schlug nun wieder wie wild. Warum machte er sie nur so verrückt?,, Ich bin gleich wieder da. Lauf nicht weg'', zwinkerte Alec ihr zu und hüpfte leichtfüssig von Sofa und verschwand. Alissa hörte, wie er die Treppe hinunter ging. Sie nahm sich noch ein Stück Schokolade und lehnte sich zurück, bis sie plötzlich eine Stimme von unten hörte. Es war Alec, aber mit wem redete er? Leise stahl sie sich aus dem Raum und ging die Treppe hinunter. Da stand er, mit dem Rücken zu ihr, eine Hand mit dem Telefon am Ohr und die andere abstützend auf dem Spülbeckenrand in der Küche. ,, Das kann ich nicht machen, Dad. Sie ist die Erste, die mir wirklich etwas bedeutet. Lieber bleibe ich für immer verbannt, als ihr etwas anzutun!''Aber sagte er nicht, er habe gar keine Eltern mehr?,, Nein, das werde ich erstrecht nicht tun! Weder ich mache es, noch macht Jessica oder Rayen es!''Wovon redete er bloß? Und mit wem redete er? Alec stöhnte auf und sagte so zornig, wie Alissa es ihm nie zugetraut hätte:,, Gut, ich habe vielleicht einen großen Fehler gemacht, aber ich habe meine Schuld schon längst beglichen. Ich werde nichts mehr tun! Und, nur damit du es weißt, ich werde nicht mehr tun, was du mir sagst, verstanden?'' Stille.,, Ich habe dir schon fast alle gebracht. Mir reicht es langsam, Dad! Wenn Alissa irgendetwas passiert, dann schwöre ich beim Satan, dass ich sie rächen werde!'' Damit legte er auf und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Alissa war zu geschockt, um sich zu bewegen. Was war mit ihr? Schnell, viel zu schnell, um zu reagieren, drehte Alec sich nach einiger Zeit um. Sie sahen einander an. In seinen Augen mischten sich Traurigkeit, Wut, Erstaunen, Zährtlichkeit und Tapferkeit. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Verwirrt und beängstigt lief sie zur Tür, aber Alec brauchte nur wenige Schritte, um sich dazwischen zu stellen. Er war blitzschnell, so schnell hatte sie ihn noch nie laufen sehen. Sie sagten nichts, sondern schauten einander nur an. Alissa versuchte sich an ihm vorbeizudrücken, doch er packte sie und schob sie wieder zurück. Sie versuchte sich von ihm zu lösen, aber Alec verstärkte sein Griff nur noch mehr. ,, Ich weiß nicht, wie viel du mitbekommen hast, aber...'',, Ich habe alles mitbekommen'', wollte sie ihn anschreien, aber flüsterte es halb, da ihre Stimme zitterte und anschließend versagte. Alec ließ seinen Kopf sinken, ließ sie aber nicht los.,, Ich kann dir das erklären. Ich brauche nur Zeit und du musst mir zuhören, Alissa'', sagte er, als Alissa sich wieder wehren wollte. Sein Griff war eisern.,, Dann erklär es mir! Ich verstehe es nämlich nicht. Bitte erkläre es mir hier und jetzt, Alec!'',, Ich würde es dir lieber in Ruhe erklären. Vielleicht kommst du wieder rauf. Es ist eine lange Erklärung und sie bedarf viel Verständnis.'' Zornig aber verwirrt gingen sie wieder die Treppe hinauf. Oben angekommen setzten sie sich wieder auf das Sofa, allerdings hielt Alissa sich auf Abstand. ,, Dann fang mal an zu erklären.'',, Ich muss dir zuerst etwas zeigen, damit du mir glaubst.''Sie runzelte die Stirn. Was hatte er vor? Alec stand auf hob sein T-Shirt hoch. Es zeigte sich einen nabellosen Bauch. ,, Das ist noch nicht alles'', meinte er und nahm sich eine Kerze.Er streckte seine Hand aus und fasste in die lodernde Flamme der Kerze. Nichts geschah. Er drehte die Hand und schaute sie an. Alissa sah ihm mit offenem Mund zu. War das möglich? Welcher Mensch hatte keinen Bauchnabel und konnte seine Hand im Feuer halten, ohne dass etwas passierte?,, Und da wär noch etwas, was ich dir zeigen müsste, damit du mir gleich Glauben schenkst, Alissa.'' Jetzt zog er sein T-Shirt ganz aus und drehte sich um, damit sie seinen Rücken betrachten konnte. Er war markellos, bis auf eine Narbe, die sich zwischen seinen Schulterblättern zeigte. Es war eine Art Flamme, nur sehr geschwungen.,, Jetzt kann ich anfangen zu erzählen...'', setzte er an, doch Alissa unterbrach ihn. Ihre Stimmt klang verängstigt.,, Wieso kannst du das und warum hast du keinen Bauchnabel und eine Narbe, in der Form eines Feuers auf deinem Rücken? Erklär es mir!'',, Reg dich ab, Alissa. Bitte'', damit setzte er sich wieder neben ihr hin und atmete einmal tief durch.

(7)

,, Ich heiße wirklich Alec Rowland und bin siebzehn Jahre alt. Meine Mom ist nur nicht verschwunden. Sie wurde ermordet. Ermordet von Engelrittern. Das sind Seelen von Verstorbenen, die dazu ausgesucht und ausgebildet wurden, um Dämonen zu töten. Also uns. Mein Vater, Natas Rowland, ist der Fürst der Dämonen. Er ist für die gesamte Unterwelt verantwortlich. Alledings ist er der Meinung, dass wir Dämonen, weil unsere Rasse schon vom Aussterben bedroht ist, mit der Kugel der Schöpfung noch mehr von uns schaffen sollten, um die Engel zu besiegen und über alles und jeden zu herrschen. Anfangs war ich begeistert von seinem Plan, doch dann erkannte ich, dass er damit auch der normalen Welt schaden wollte, also euch. Er wurde immer unzurechnungsfähiger. Dad, also Natas, schickte Krieger aus, um eure Welt zu erforschen, um rauszufinden, ob es sich lohnen würde sie einzunehmen. Langsam arbeitete ich gegen ihn. Er wurde sehr wütend und hat mich schließlich vor ca. einem Jahr verbannt. Ich dürfte erst wiederkommen, wenn ich einhundert Menschenseelen gefangen hätte und sie zu ihm gebracht hätte. Er benötigt sie, um später mit ihnen weitere Dämonen zu erschaffen, wenn er die Kugel der Schöpfung gefunden hat. Um weitere Dämonen zu schaffen muss man mit der Seele, die verwandelt werden soll, zu der Kugel gehen und sie mit der Flüssigkeit taufen, die in der Kugel enthalten ist. Wenn man als Dämon erschaffen worden ist, bekommt man eine Narbe, wie ich sie habe, über dem Herzen. Wenn man als solcher geboren wurde, trägt man sie, wie ich. Keiner weiß, wo sich die Kugel befindet. Sie ist schon seit dem letzten Krieg zwischen Dämonen und Engelrittern verschwunden. Es heißt, dass Dads ehemaliger Kriegsbruder und bester Freund, Nicallom Black, die Kugel versteckte, bevor er umgebracht wurde. Seine Frau, die schwanger war, hat er kurz vor dem Krieg versteckt. Der Krieg liegt jetzt zwar schon fünfzehn Jahre zurück, aber er ist immernoch sauer auf ihn'', Alec hielt inne und holte wieder tief Luft.,, Aber was habe ich damit zu tun?'', Alissa war verwirrt, sie konnte das alles nicht glauben. Sie war panisch und schrie ihn schon beinahe an. Alec schloss die Augen und erzählte weiter.,, Ich sollte, wie ich schon sagte, hundert Seelen sammeln. Über die Hälfte habe ich schon. Ich habe sie erst verführt und dann irgendwann umgebracht, um ihre Seelen zu bekommen. Du solltest mein nächstes Opfer werden, Alissa. Ich habe noch nie bei einem Mädchen so gefühlt, wie jetzt bei dir. Ich gebe zu, ich wollte dich am Anfang wirklich umbringen, aber ich habe dich besser kennengelernt und konnte es nicht. Ich glaube, mich in dich verliebt zu haben, Alissa. Du hast das Gespräch doch eben gehört. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, dafür sorge ich. Jessica und Rayen sind meine einzigsten Freunde und Kriegsgefährten. Sie sollen mir helfen die Seelen zu sammeln. Aber ich bin ausgestiegen, das schwöre ich dir bei meinem Leben. Sie werden dir auch nichts tun. Du musst mir glauben, auch wenn es sich alles ziemlich unglaubwürdig anhört, Alissa. Es stimmt alles. Es gibt Dämonen, Engel und Engelritter. Ich bin ein Dämon!'', schloss er.

Das war zu viel für Alissa. Ihr wurde schwarz vor Augen und im nächsten Moment war sie auch schon bewusstlos, doch Alec fing sie auf, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Sanft legte er sie auf das Sofa, setzte sich neben ihr hin und vergrub das Gesicht in den Händen. Der Kamin prasselte herrlich, doch plötzlich hoben sich die Flammen an und wurden blutrot. Eine Gestalt erhob sich aus den Flammen und schritt nun leichtfüssig auf ihn zu. Alec erhob seinen Kopf und erschrack. Damit hätte er nie gerechnet. Auch er stand auf, konnte aber keinen Fuß vor den anderes setzen.,, Dad?''

(8)

Natas Rowland, ein stattlich hochgewachsener Mann, kam in großen Schritten auf seinen Sohn zu. Verdattert blickte dieser seinen Vater an, als hätte er eben nackt Rad geschlagen.,, Mein Sohn, wie groß deine Freude ausfällt, mich zu sehen. Was machst du hier?'', meinte Natas, sein Blick ging von Alec zu Alissa, wo er kurz hängen blieb, und dann wieder zurück. ,, Das könnte ich dich auch fragen, Vater'', meinte Alec, nun eher wütend als überrascht. ,, Und wie hast du mich gefunden?'',, Ein Vater findet immer einen Weg seinen Sohn aufzuspüren. Aber freust du dich denn gar nicht, mich wieder zu sehen?'', fragte er und blieb jetzt vor ihm stehen.,, Du hast mich verbannt und sagtest, ich solle mich erst wieder blicken lassen, wenn ich das habe, was du willst. Du nutzt mich nur für das aus, was du erreichen willst. Du weißt, ich habe nichts gegen das Töten, aber das geht zu weit. Und dann wunderst du dich, warum ich mich nicht freue, dich zu sehen?'', antwortete Alec wütend.,, Ich weiß, mein Sohn. Lass uns darüber etwas Trinken. Hol mir ein Glas'', befahl Natas und machte eine ausladene Handbewegeung.Mit einem bösen Blick zu seinem Vater und einem sehr besorgten zu Alissa ging Alec hinunter in die Küche. Kurz nachdem er durch die Tür verschwand, öffnete der Fürst der Dämonen die Flasche Rotwein und kippte dort eine seltsam grünliche Flüssigkeit hinein, die aus dem Ring an seinem Mittelfinger kam. Eine kleine Rauchwolke stieg empor, verschwand aber genauso schnell, wie sie auch kam. Schnell schloss er die Flasche und seinen Ring und tat so, als würde er sich für das Wohlergehen des bewusstlosen Mädchens auf dem Sofa kümmern. Alec schritt herein und stellte, etwas zu fest, ein weiteres Weinglas auf den Holztisch. ,, Und jetzt, auf dein, mein und das Wohle des Mädchen'', sagte Natas und goss ihnen ein Glas ein. Sie stießen an. Alec nahm nicht einmal einen vollständigen Schluck, schon kippte er neben Alissa auf das Sofa. Natas Rowland schritt herbei und prüfte den Pulsschlag seines Sohnes. Er stellte sein Glas ab, aus dem er nur vortäuschte zu trinken, und nahm Alissa, als wäre sie leicht wie eine Feder, in die Arme und verschwand mit ihr so, wie er auch angekommen ist.

(9)

Goldenes Licht fiel durch ihre Augenlieder. Sie blinzelte und erkannte nur verschwommene Gestalten, die um sie herum standen, als sei sie ein neuentdecktes Wesen. ,, Sie wacht auf. Colbie, hol den Meister'', sagte einer der Männer mit einer tiefen und rauen Stimme.,, Sofort, Axtrott'', hörte sie einen anderen mit einer kindlichen Stimme sprechen.Nun erkannte Alissa Black die Gestalten um sie herum. Es waren gewöhnliche Menschen, so sahen sie zumindest aus. In Wirklichkeit waren es alle Dämonen. Links von ihr war Axtrott, daneben stand ein Junge, etwa so alt wie Alec und rechts von ihr stand ein hübsches Mädchen, auch etwa so alt wie der Junge neben Axtrott. Axtrott hatte kurze dunkelblonde Haare und einen ausgefransten Pullover an. Der Junge hatte hellblonde Haare und hatte fast den gleichen Körperbau wie Alec. Sein Gesicht war kantig, aber schön und seine helle Hose und das schwarze Hemd ließen ihn ziemlich gewöhnlich aussehen. Das Mädchen hatte lange schwarze Haare und eine sehr schlanke Figur. Allerdings war sie auch ziemlich groß. Sie hatte ein bodenlanges schwarzes Kleid an. Alissa öffnete die Augen jetzt ganz. Wo war sie? Wo war Alec und wer zum Teufel waren all diese Menschen, wenn man sie so bezeichnen konnte. Erschrocken setzte sie sich auf und kniete sich an die Wand.,, Du brauchst vor uns keine Angst zu haben. Wir werden dir nichts tun'', sagte Axtrott.,, Erstmal'', ergänzte der Junge, der anscheinend schlecht gelaunt war.,, Rayen, lass doch gut sein. Das bringt doch nichts'', meinte das Mädchen genervt zu ihrem Bruder. Dieser verdrehte die Augen und ließ sich in ein Sessel, der ganz in der Nähe stand, hineinfallen.,, Nein, Jessica hat Recht. Mach ihr nicht noch mehr Angst, als sie ohnehin schon hat'', entgegnete Axtrott und gab Alissa ein Glas Wasser. Sie trank es und gab es ihm wieder. ,, Wo bin ich hier und wo ist Alec?'',, Ich kann dir nicht viel sagen, nur, dass du bei uns in der Unterwelt bist. Was Alec angeht...Ich weiß nicht was mit ihm ist. Meister Natas wird gleich mit dir reden.'' Als sie nickte kam Colbie, ein kleiner Junge mit hellroten Haaren, wieder zurück in den Raum, gefolgt von Natas Rowland. Axtrott, Colbie, Rayen und Jessica gingen hinaus und zurück blieben Alissa und Alec's Vater. Sie schaute sich nun zum ersten Mal richtig um. Es war ein kleiner Raum, an dem weitere kleine Räume mit Torbögen grenzten. Eine Krankenstation, dachte Alissa. Überall standen Betten, kleine Trennwände und Nachttische. Kronleuchter hingen von der Decke herab. Natas setzte sich auf ihr Bett und schaute sie ganz genau an. Natas hatte Ähnlichkeiten mit seinem Sohn, nur dass sich die Kampfnarben bei ihm im Gesicht bemerkbar machten und bei Alec auf den Armen.,, Wo ist Alec?'', traute sie sich nach einiger Zeit endlich zu fragen.,, Ihm gehts es soweit gut. Er schläft tief und fest'', antwortete er gedehnt.,, Und was wollt ihr von mir?''Er schaute sie an und zog eine Augenbraue hoch. Alissa bewunderte das, denn sie wollte es auch können. Allerdings legte sie darauf jetzt keinen Wert.,, Ich dachte, du weißt warum du hier bist, Alissa Black'', sagte er ruhig und sanft, sodass sie eine Gänsehaut bekam.,, Woher kennst du meinen Namen?'',, Jeder kennt hier deinen Namen. Du bist fast schon so bekannt, wie der Weihnachtsmann bei den Sterblichen.'',, Was? Das kann nicht sein, denn schließlich kannte ich vorher noch keinen Dämon. Ich habe nicht einmal daran geglaubt!'', konterte Alissa aufgebracht, schlug die Bettdecke weg und stand auf.,, Alec hat dir, kurz bevor ich zu euch gestoßen bin, alles erzählt, richtig? Nun, fast alles, denn er hat dir etwas sehr Wichtiges verschwiegen'', erklärte Natas immernoch im ruhigen Ton, als Alissa im Raum auf und ab schritt.,, Woher weißt du das?'', jetzt blieb sie stehen und schaute ihn perplext an.,, Ich muss dir wohl noch eine Menge erzählen. Setz dich, Alissa'', seufzte er und gebot ihr, sich zu setzen. Das tat sie, mit einem großen Abstand, und er begann zu erzählen:,, Also, Alec hat dir das Meiste gesagt, richtig? Dann hat er dir auch gesagt, dass ich der Fürst bin und über die Unterwelt herrsche. Dass du jetzt mit mir reden darfst, ist eine große Ehre, denn nur meine engsten Untergeordneten dürfen das. Ich weiß alles, was er dir vorhin gesagt hat, weil meine Krieger, von denen er auch erzählt hat, euch beobachtet haben. Du kennst deinen richtigen Vater nicht, hab ich Recht? Er kam bei keinem Brand ums Leben, er wurde ermordet. Ermordet von den Engelrittern, bei dem Krieg vor fünfzehn Jahren. Sein Name war Nicallom Black. Sicher kommt er dir bekannt vor. Er war dein Vater, Alissa. Deine Mutter ist mit dir, nach seinem Tod, abgehauen und untergetaucht. Cathrin Black, deine Mutter, war nie ein Dämon. Nicallom hat sich also in eine Sterbliche verliebt und sie geschwängert. Nun bist du zur Hälfte Dämon und zur Hälfte sterblich. Was ich von dir will? Nicallom hat vorher meinen Plan durchkreuzt und hat die Kugel der Schöpfung versteckt. Ich möchte nun deine Hilfe, um sie wieder zu bekommen. Sicher fragst du dich auch wie du dabei helfen kannst. Deine Mutter wird nichts unversucht lassen, um dich zu ihr zurückzuholen, also wird sie auch verraten, wo die Kugel ist. Das ist jetzt deine Geschichte. Und falle bitte nicht wieder in Ohnmacht'', schloss Natas genervt. Alissa war leichenblass im Gesicht und krallte ihre Finger in die Matratze des Bettes. War das alles real oder träumte sie bloß? Nein, das musste ein Traum sein, gleich würde sie in Alecs starken Armen aufwachen und den Rest des Abends mit ihm genießen. Zumindest hoffte sie das. ,, Du spinnst doch'', brachte sie nur heiser heraus. Der Schock saß zu tief. ,, Du kannst mir glauben oder auch nicht. Das liegt bei dir. Allerdings sage ich die Wahrheit und du kannst nichts dagegen Unternehmen. Ich weiß nicht, was du dich beschwerst, denn immerhin kannst du hier solange in Frieden leben, bis deine liebe Mutter auftaucht. Sorgen musst du dir erst machen, wenn sie mir die Kugel nicht gibt. Ich wette, dass es dann wieder zu einem Krieg kommen wird und ich irre mich so gut wie nie, Alissa. Denk dran'', damit stand er auf und ging ohne ein weiteres Wort raus. Jetzt war Alissa alleine mit ihrer Verwirrung, mit ihrer Angst, mit ihren Sorgen und mit der Hoffnung, Alec könnte sie schnell finden und sie befreien, bevor Cathrin es tut und es erneut zu einem Krieg kommt.

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Ihm schmerzte jeder Knochen in seinem Körper und er wurde von schrecklichen Kopfschmerzen innerlich aufgefressen, so fühlte es sich an. Alec Rowland fasste sich mit verzerrtem Gesicht an seinen Kopf und setzte sich auf. Er war kurz erblindet, dann sah er wieder etwas. Alec sah nun auch etwas, was ihn gar nicht gefiel und was ihn sofort rasend vor Wut lassen ließ. Alissa lag nicht mehr dort, wo sie bewusstlos geworden war. Sie war verschwunden. Dad, dachte er verbittert und zwang sich aufzustehen. Allerdings wurde er fast schon wieder zu Boden gerissen von seinen Schmerzen, aber für Alissa tat er alles. Ich muss sie suchen, dachte Alec nun und rannte Richtung Tür. Er brauchte nicht lange zu überlegen, wo sie war, aber er wollte sich ganz sicher sein, denn schließlich hätte sie auch zu Toni laufen können, während er geschlafen hat. Nur wo wohnte er? Draußen wurde es schon wieder hell, die Sonne ließ die Stadt orange-rot aufglänzen. Mit seinem silbernem Porsche machte er sich auf den Weg, um ihrem besten Freund zu suchen und fand ihn auch recht schnell. Toni Clearwater stand an einem Fenster im Erdgeschoss eines fünf-stöckigen Hauses und schaute hinaus. Mit einer gewagten scharfen Kurve parkte er vor dem Haus und winkte ihn hinaus. Kurze Zeit später stand Toni nun Alec gegenüber.,, Dich habe ich doch schon einmal gesehen, stimmts? Im Pirellie. Du warst doch der, der Alissa so angelächelt hat. Was willst du?'', fragte er verwundert.,, Bemerkenswert, dass du dich daran noch erinnern kannst. Alec Rowland, angenehm. Alissa ist weg. Ist sie bei dir?'', stellte Alec fest.,, Was? Nein, sie ist nicht bei mir. Was heißt, sie ist weg?'',, Verschwunden, abwesend, nicht präsent, woanders, nur nicht hier. Verdammt, ich hab gedacht, dass du, als ihr bester Freund, ein wenig Grips besitzt, aber da habe ich mich wohl getäuscht'', stöhnte er genervt, rollte mit den Augen und ging mit großen Schritten zum Wagen zurück.,, Aber wo ist sie denn?'', rief Toni ihm hinterher, allerdings war Alec zu schnell für ihn. Er war schon im Auto und hatte ausgeparkt. Jetzt musste sie dort sein, wo er sie erst vermutet hatte. Mit weit überschrittender Geschwindigkeit raste er zurück zu seinem Haus, denn nur dort gab es einen Kamin, der ihm Zugang zur Unterwelt verschaffen konnte, da er von Dämonenpriestern geweiht worden war. Nur Sekunden nachdem er ihn betreten hatte, kam er in einem anderen Kamin wieder heraus. Es war ebenfalls ein Mamorkamin, allerdings stand dieser in einem großen Raum mit Sofaecke, Tischchen und einem wunderschönen Flügel an der Wand. Der Raum sah so aus, als gehöre er einem altmodischen Millionär. Wütend wie nie schritt Alec durch den Raum, auf den langen Flur. Er kannte sich hier sehr gut aus, denn schließlich wohnte er hier vor einem Jahr noch. Der lange Flur war mit einem roten Teppich ausgelegt. Alec beschleunigte seine Schritte und schaute imVorbeigehen in jeden Raum. Als er an der Waffenkammer vorbei kam, zögerte er kurz und lief dann dort hinein. Die Waffenkammer machte seinem Namen alle Ehre. Hier fand man alles, was man sich an Waffen vorstellen konnte. Dolche in allen größen und längen, Schwerter und Scheiden, Sensen, Peitschen, Morgensterne, Hand-und Fußschellen, Köcher mit Pfeile und Bögen und noch unendlich viele mehr.Alec schnappte sich zwei Dolche, die er sich in seine schwarzen Schuhe steckte, ein Schwert, das er sich mit einem Gurt umhängte und es unter seinem T-Shirt versteckte und ein Paar Handschellen, die er in seiner Hosentasche verstaute. Schnell lief er weiter, allerdings leise, da in diesem großen und schönen Gebäude fast fünfzig Dämonen leben. Bevor ich mich mit Dad anlege muss ich Alissa finden, damit ich weiß, dass sie in Sicherheit ist, dachte er. Jetzt war er an der Krankenstation angekommen und warf einen Blick hinein. Auf anhieb sah er Alissa nicht gleich, da sie im hinteren Teil des Raumes auf einem Bett saß. Alissa schreckte hoch, als sie Alec auf sich zuschreiten sah. Obwohl er wütend und besorgt war, sah man es ihm nicht an. Sein Ausdruck war, sobald er sie sah, wieder lässig und schon fast gelangweilt. Sie wusste nicht, ob sie wütend, erleichtert oder verängstigt sein sollte. Nachdem, was geschehen war, wusste sie nichts mehr. Sie entschied sich dafür, einfach stehen zu bleiben und Alec auf sich zukommen zu lassen.,, Geht es dir gut? Hat man dir wehgetan?'', fragte er und diesmal wusste Alissa, dass er sehr besorgt war. Alec griff nach ihren Ellenbogen, als wollte er sie stützen.,, Nein...Ich meine ja. Und nein, man hat mir nicht wehgetan'', antwortete sie verwirrt.,, Aber was machst du hier? Ich dachte, du wurdest verbannt.'',, Wurde ich auch, aber das ist mir egal. Ich bin hier, um dich zu retten, Alissa. Es hieß, wenn ich hier noch einmal auftauchen sollte, tötet man mich, aber ich bin bestens ausgebildet worden und kann mich sehr gut verteidigen, also keine Sorge.'',, Du musst abhauen. Natas ist hinter mir und meiner Mutter hier. Er will von ihr die Kugel. Verschwinde und sage ihr, dass sie nicht hierher kommen soll. Bringe dich, Toni und Mom in Sicherheit. Wenn sie nicht kommt, lässt er mich auch frei.'',, Nein, niemals. Du kennst meinen Vater nicht. Er ist hinterhältig und falsch und er wird dich so oder so töten, egal ob er die Kugel hat oder nicht. Ich werde uns beide hier rausbringen'', sagte Alec, nahm Alissa an die Hand und wollte gehen, doch dort stand Natas gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete seelenruhig das Schauspiel. ,, Mein Sohn, wie ich sehe bist du wohl wieder munter. Schade, ich hatte gedacht, die Tropfen halten noch etwas Länger. Was machst du denn hier?'', meldete er sich mit sanfter Stimme und kam langsam auf sie zu.,, Ich wollte Alissa abholen und dich dann umbringen, wenn du es genau wissen willst'', Alec's Stimme klang gelangweilt.,, Mich umbringen? Aber warum denn? Wir hatten doch immer so ein gutes Verhältnis zueinander'', erwiderte Natas mit gespieltem Schock in seinem Tonfall. Nun blieb er stehen. Alec, mit Alissa an der Hand stand nun keine fünf Meter von seinem Vater entfernt.

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Toni sah Alec hinterher, als er vom Platz fuhr. Alissa ist verschwunden, hatte er gesagt. Wo war sie um Himmels Willen? Bei ihm klingelten alle Alarmglocken. Sofort wusste auch er, was er zu tun hatte. Toni sprintete zurück ins Haus und griff nach dem Telefon auf dem Couchtisch im Wohnzimmer. Mrs. Black, gehen Sie schon endlich ans Telefon, betete er und lief unruhig hin und her. ,, Ja?'', meldete sich eine verschlafene Stimme.,, Hallo, Mrs. Black. Hier ist Toni. Alissa ist verschwunden!'', beeilte er sich zu sagen. Kurze Zeit Stille, dann:,, Was? Was ist passiert? Wo ist sie und woher weißt du das, Toni?'',, Ich weiß es nicht. Vorhin kam so ein merkwürdiger Junge, den sie wohl im Pirellie kennengelernt hat, denn als ich ihr das Getränk gegeben habe, sah ich nur, wie er weggegangen ist. Der Typ sagte nur, dass sie verschwunden ist. Er dachte wohl, sie sei bei mir, denn er hat mich gefragt, ob sie hier ist. Was machen wir denn jetzt?'', endete Toni verzweifelt und lief sich in das Sofa sinken, wo er seinen Kopf mit den Händen stützte.,, Ruhig, du kannst ja nichts Dafür. Was war das für ein Junge und wie hieß er?'',, Ich glaube er hieß Alex Worland oder Aley Moorland. Nein, ich weiß es wieder. Er hieß Alec Rowland. Schwarze zottelige Haare, hohe Wangenknochen, schlank und Muskeln hatte er leider auch noch. Eigentlich der Typ, auf den Alissa so steht.''Alec Rowland sagst du? Oh nein, das kann nicht sein'', sagte Cathrin betürzt.,, Wieso was ist mit dem Kerl? Ist er irgend so ein Pädophiler möchtegern Macho, oder was?'',, Nein. Ich muss dir das erklären, aber du darfst es unter keinen Umständen jemand anderen erzählen, verstanden?'',, Geht klar, was ist denn los?'', fragte Toni besorgt.Und nun erklärte Cathrin die Selbe Geschichte auch Toni, da er Alissa's bester Freund ist und sie ohnehin wusste, dass sie nun auch alles wusste. Alissa hätte Toni es früher oder später auch alles erzählt uns somit blieb ihr nichts Anderes übrig. Als sie geendet hatte blieb er stumm wie ein Fisch. Nach einiger Zeit fing er sich jedoch wieder.,, Und was machen wir jetzt?'',, Wir? Nein, mein Junge. Du bleibst schön dort, wo du bist und ich mache mich sofort auf den Weg zur Unterwelt, um Alissa zu retten. Außerdem könnte ich dich nicht mitnehmen, da irdische keinen Zugang haben. Sie würden im Kamin verbrennen. Du bleibst hier und passt auf dich auf. Bis später, Toni.'',, Bis später, Mrs. Black'', beendete er das Gespräch betrübt und besorgt zugleich. Was würde jetzt nur mit ihnen geschehen?

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Alec und Natas sahen einander mit funkelnden Augen an. Die Stille war fast schon greifbar. Doch plötzlich wurde sie von einem lauten Knall unterbrochen. Cathrin Black, gefolgt von wunderschönen Gestalten, allesamt mit Schwertern ausgestattet, standen in der Tür. ,, Mom!'', rief Alissa erleichtert und wollte auf sie zurennen, doch Alec hielt sie fest im Griff. Als er ihr einen entschuldigenden Blick zuwarf, verstand sie und nickte. Natas sah nicht weniger überrascht aus. Cathrin schritt auf sie zu, in der einen Hand hielt sie das Schwert und die andere Hand hielt sie erhoben, damit ihre Gefolgsleute nicht angriffen.,, Cathrin Black, wie schön es ist auch dich wiederzusehen, nach all den Jahren'', sagte Natas.,, Die Freude ist nicht meiner Seits, Natas. Du weißt, warum ich hier bin?'', erwiderte sie scharf und blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.,, Ja, aber ich sehe den Grund nicht, warum du gleich Engelritter hinter dir her ziehst.''So sehen also Engelritter aus, dachte Alissa und blickte sie mit leicht geöffnetem Mund an. Die Engelritter waren umgeben von schwachem Licht.,, Weil ich auch genau weiß, worauf du hinaus willst. Nur leider händige ich dir die Kugel nicht aus. Vorher musst du mich Wohl oder Übel töten.'',, Sterben wirst du noch früh genug, meine Liebe. Nur ich bezweifle, dass du mir die Kugel immernoch vorenthalten wirst, wenn ich dein kleines hübsches Mädchen töte'', konterte Natas und zog Alissa blitzschnell an sich, so schnell, dass Alec gar nicht reagieren konnte. Genau so schnell zog Alec sein Schwert, das er unter seinem T-Shirt hatte hervor.,, Ts ts, du wirst mich doch wohl nicht angreifen, oder?'', er schnippste mit den Fingern und wie aus dem Nichts erschienen um die fünfzig Dämonen und stellten sich hinter ihren Anführer.,, Das ist nur ein Bruchteil meiner Leute. Die anderes warten auf mein Zeichen. Sie leben in eurer kleinen irdischen Welt'', meinte Natas nun wieder.,, Das macht uns nichts. Schau nur, wie viele Engelritter hinter mir stehen, Natas. Sie wurden von den Erzengeln Gabriel und Michael auserwählt, um mit uns gegen euch zu kämpfen. Also lass gefälligst deine dreckigen Finger von meiner Tochter.'',, Nur nicht so eilig. Du vergisst, dass es Engelritter waren, die damals deinen geliebten Mann umgebracht haben. Nicallom ist wegen ihnen gestorben, Cathrin. Du kannst ihr rächen. Räche ihn, indem du mir sagst, wo er die Kugel versteckt hat.'',, Das war ein Unfall. Die Engelritter wussten nicht, dass er die Seite gewechselt hat. Er nahm sie und versteckte mich mit ihr. Ich sehe keinen Grund ihn zu rächen. Ich werde dir niemals sagen, wo die Kugel ist, denn du weißt es selber. Denk mal nach. Wo hat der Krieg damals stattgefunden? Glaubst du wirklich, dass er aus dem Tumult rausgekommen ist?''Natas überlegte, hielt seinen Dolch allerdings immernoch an Alissa's Kehle. Sie spürte, wie ihr etwas heißes und feuchtes die Kehle entlang herunterlief.,, Natürlich! Der Pokalraum! Wieso bin ich in all den Jahren nie selber drauf gekommen? Er ist bestimmt hinter einen der Wände versteckt, so wie ich unseren Nicallom kenne. Danke Cathrin. Ich werde die Dienste deines Mädchens und die Deine nicht mehr brauchen'', sagte er triumphierend. Er wollte gerade ansetzen, um Alissa die Kehle durchzuschneiden, als Cathrin die Hand sinken ließ und die Engelritter angriffen. Zur gleichen Zeit griff auch Alec an und konnte gerade noch so das Schlimmste verhindern. Die Dämonen, die sich bisher im Hintergrund hielten gingen nun auch auf sie los. Vornean standen Jessica und Rayn, die sich zu Alec gesellten und an seiner Seite kämpften.

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Mit Glücksgefühlen und rasendem Puls rannte Alec auf einen Dämon ganz in seiner Nähe zu. Kämpfen war schon immer seine Leidenschaft gewesen. Das war auch das einzigste Fach, indem er damals in der Schule gut gewesen war. Blitzschnell stieß er sein Schwert in die Rippen seines Gegners und brauchte danach nicht lange nach jemand anderen zu suchen. Er schien sie förmlich anzuziehen. Noch einer kam. Rayn stand direkt neben Alec. Er schmiss den Angreifer auf den nächsten Nachttisch und Alec rammte ihn das Schwert in den Rücken. Plötzlich durchstoß ihn ein heftiger Schmerz am Hinterkopf. Ein weiterer Dämon hat ihm eine Nachttischlampe über den Kopf gezogen. Rayn kümmerte sich um ihn. Jetzt sah er auch Alissa. Sie stand an der Wand gequetscht, vor ihr Axtrott, der mit gehässigem Gesichtsausdruck zu ihr hinunterblickte. Alec griff nach einem Dolch in seinem Schuh, sprintete auf sie zu und schnitt ihm gekonnt die Kehle durch. Er gab den Dolch Alissa, die ihn zittrig entgegennahm und ließ sie mit einem vielsagendem Blick wissen, dass sie keine Angst haben brauch. Lässig fuhr er sich durch die Haare, bevor er nach seinem Vater Ausschau hielt. Dort stand er, mit einer glänzenden schwarzen Kugel in der Hand und vor ihm kniete Colbie, der ihm sie anscheinend überbracht hat. Ein Engelritter schlug dem Jungen den Kopf ab und versuchte nun auch Natas anzugreifen.,, Hey, Engelritter! Wie kannst du es wagen? Es ist mein Vater!'', rief Alec wütend durch den Lärm der kämpfenden Menge.,, Du kommt nun doch auf meine Seite, mein Sohn?'',, Nein, ich sagte, du bist mein Vater und daher möchte ich dich umbringen!''Cathrin kämpfte ganz in der Nähe mit einem anderen Dämon. Sie schaffte es ihn zu verletzen, bevor er ihr die Kehle durchschnitt. Furchtbar blutend blieb sie bewegungslos am Boden liegen. Alec hörte Alissa schreien. Selbst er konnte sich erstmal nicht bewegen und zögerte. Alissa rannte auf ihre Mutter zu. Der Dämon, der Cathrin das angetan hatte, stand hinter ihr und lachte dreckig. Alissa, die neben ihrer toten Mutter kniete, stand auf und rammte den Dolch, den sie von Alec bekommen hatte, in seine Brust. Der Dämon zuckte zusammen, hörte auf zu lachen und sah sie überrascht an. Alec stand kurz da, bis er sein Zögern bemerkte und sich wieder hinter seinen Vater hermachte. Es war ein Gemetzel, das sich keiner vorstellen konnte. Der Boden war schon bald voller Blut und Leichen. Allerdings waren noch über die Hälfte der Dämonen übrig. Alec und Natas lieferten sich einen brutalen Kampf. Ebenso kämpften auch Jessica und Rayn gegen drei ihrer Leute gleichzeitig und Alissa schlug sich auch durch. Im Bruchteil einer Sekunde, wo Alec einmal nicht aufgepasst hatte, da er nach Alissa gesehen hatte, war sein Vater verschwunden. Schlimmer war noch, dass er mit der Kugel verschwunden war. Wie auf Komando hörten seine Gefolgsleute auf anzugreifen und zogen sich verschmitzt lächelnd zurück. Es waren nicht mehr viele von ihnen. Alissa zählte vierzehn. Alec, der auf einem Bücherregal stand, da er dort eben noch mit seinem Vater gekämpft hatte, sprang leichtfüssig hinunter und ging lässig zum Nächstbesten Dämon hin und stieß ihm sein blutiges Schwert in den Rücken. Der Körper fiel mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. Es war wieder still. Allerdings nur kurze Zeit, denn dann griffen die Engelritter mit Alec, Rayn, Jessica und Alissa im Vordergrund wieder an. Mit den Rittern als Verstärkung schafften sie es jeden Dämon in diesem Raum umzubringen. Stille, dann verschwanden die Engelritter plötzlich und die vier Teenagers blieben alleine zurück.

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Jessica, Rayn und Alec standen dort, wo sie aufgehört haben zu kämpfen, nur Alissa ging ganz langsam und schlurfend auf die Leiche ihrer Mutter zu. Schluchzend ließ sie sich neben ihr hinfallen und fing stumm an zu weinen. Alec konnte es nicht mit ansehen und ging auf sie zu. Er wollte sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde, obwohl er wusste, dass es nicht so war. Alissa schlug seine Hand weg, als er ihr aufhelfen wollte.,, Lass mich!'', schluchzte sie und weinte.,, Alissa...'', meldete sich Jessica zögernd und kam ebenfalls auf sie zu. Sie verspürte Mitleid, obwohl sie sie nicht wirklich kannte. Auch Rayn kam jetzt dazu und legte Alissa vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Nach einer Weile konnte Alec es nicht mehr ertragen, sie so traurig zu sehen.,, Alissa, du musst hier weg. Komm, ich bring dich nach Hause'', sagte er und griff sie nun an den Oberarmen, um sie hochzuheben. Sie hatte ganz vergessen, wie stark er war und konnte und wollte sich nicht mehr wehren. In seinen Armen brach sie zusammen. Alec fing sie auf. Als sie in ihrem Bett bei ihr zu Hause aufwachte, saß Alec am Fußende, mit den Ellenbogen auf den Knien abgestützt, und schaute mit gerunzelter Stirn zu Boden. Sie musster ein paarmal gegen das schwache Licht blinzeln und dann packte sie noch ein Hustenreiz. Alec schaute sie an.,, Du bist wach.'',, Ja. Wie lange war ich weg?'',, Den ganzen Tag'', sagte Alec, runzelte die Stirn wieder und nahm ihre Hand. ,, Wo sind die anderen?'',, Jessica, Rayn und Toni sind im Wohnzimmer. Sie haben ihm alles erzählt. Er wusste aber bereits, wo du warst. Deine Mutter hat ihm alles erklärt'', erwiederte er sanft. Noch nie hatte Alissa ihn so sprechen hören. Seine Stimme klang sonst immer neutral, lässig und manchmal ziemlich gelangweilt. Nur jetzt war sie besorgt und sanft. Alissa ließ sich wieder in die weichen Kissen ihres Bettes sinken.,, Wie gehts es dir?'', fragte er.Sie schüttelte den Kopf.,, Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Meine Mutter ist tot, Natas hat die Kugel und es sind mehr Geheimnisse aufgedeckt worden, als mir lieb sind. Was machen wir jetzt?'',, Weißt du, als meine Mutter ermordet wurde habe ich geweint. Sogar sehr schlimm, auch, wenn du es dir nicht vorstellen kannst. Aber seitdem habe ich nie wieder geweint. Mit zwei Jahren das letzte Mal. Ich denke, der Vorfall hat mich stärker und zu einem noch besseren Kämpfer gemacht. So ist es auch bei dir. Du bist tapfer, Alissa'', sagte er und küsste sie. Dieses Gefühl, von ihm geküsst zu werden, schenkte Alissa neuen Mut. Plötzlich ging die Tür auf und Jessica, Rayn und Toni kamen hinein. Toni sah sehr bestürzt und mitgenommen aus. Alissa konnte nicht unterordnen, ob er so aussah, weil sie und Alec sich geküsst haben, oder weil er nun wusste, was in der Unterwelt passiert war. ,, Mit dem Bestattungsunternehmen ist alles geklärt'', sagte Jessica und setzte sich auf das Sofa in der Ecke, neben ihrer Staffelei.Überrascht sah Alissa zu Alec.,, Ihr habt ein Bestattungsunternehmen angerufen? Mom wir bestattet? Aber was sagen sie zu der Schnittwunde?'',, Mach dir darüber keine Gedanken. Die Kosten übernehmen meine Eltern und wohnen kannst du auch erstmal bei uns'', erklärte Toni ihr und strich ihr über ihre warme Wange.,, Das ist nett. Aber natürlich ich lege auch noch was dazu.'',, Ist schon gut, Alissa.'',, Es tut mir leid, dass ich am Anfang nicht gerade nett zu dir war'', meldete Rayn sich jetzt und scharte mit den Schuhen auf den Parkettboden, mit den Händen in den Hosentaschen.,, Schon vergessen.''

Eine Woche später fand die Beerdigung von Cathrin Black statt. Alissa wohnte jetzt erstmal bei Toni. In schwarz gekleidet gingen sie und Toni's Eltern zu der Bestattung. Selbst Alec, Jessica und Rayn kamen. Alec, Toni und Rayn in schwarzer Hose und Hemd und Jessica und Alissa in schwarzen Kleidern. Nach der Verabschiedung legte jeder von ihnen noch eine Rose auf das Grab, da es die Lieblingsblume von Cathrin war. Die Suche nach Natas lief auf hochtouren.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Lesern, denen dieses Buch gefallen hat. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen. Danke, dass ihr es so fleißig gelesen habt. Ich hoffe, es hat euch gefallen. LG Celina

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