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Kapitel 3




Kapitel 3




Das Erste, was ich sah, als ich aufwachte, war Johans Gesicht. Im ersten Moment war ich verwirrt, bis mir der harte Boden bewusst machte, wo wir waren. Und noch etwas anderes wurde mir schlagartig klar; wir waren uns viel zu nah. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast.
Schnell rutschte ich etwas zurück. Diesmal schaffte ich es allerdings nicht so unbemerkt davon zukommen, Jos Lider flatterten leicht, bevor sie sich blinzelnd öffneten.
Beinahe entwischte mir ein verzückter Seufzer, doch das wäre peinlich und bescheuert gewesen. Ich seufzte doch nicht, nur weil ich meinem Kumpel in die grauen Augen blickte. Zwar bestand bei jedem Blick für mich akute Ertrinkungsgefahr, aber soweit war's dann doch nicht!
„Guten Morgen Hasi“, überspielte ich meine Unsicherheit und erntete ein herzhaftes Gähnen.
„Morgen Schnucki“, nuschelte er verschlafen, während er sich verfroren den Schlafsack bis zur Nasenspitze zog. „Wie spät ist es?“
Mit den zerzausten Haaren und diesem verpennten Gesichtsausdruck sah er zu knuffig aus – ich musste einfach grinsen. Und verdammt, wie sollte das Herz bei so einem Anblick auf Normaltempo laufen? Unmöglich.
„Du hast doch selbst 'ne Uhr“, hielt ich ihm vor und war erleichtert, dass meine Stimme nicht wackelte. Was durch das Geboller in meiner Brust durchaus hätte sein können.
„Um da draufzugucken, müsste ich aber den Arm rauswurschteln und hier drin ist es so schön warm“, muffelte er.
„Ich wusste gar nicht, dass du so 'ne extreme Frostbeule bist“, neckte ich ihn, tat ihm dann aber den Gefallen und blickte auf meine Uhr. „Kurz nach acht.“
„Fuck, warum sind wir dann schon wach?“
„Keine Ahnung, werde am ersten Tag aber immer so früh wach“, gab ich zurück.
„Zelten gefällt mir immer weniger.“
Derweil juckte es mich immer mehr in den Fingern. Ich wollte ihm durch die Haare wuscheln oder ihn sonst wie berühren. Deswegen zwang ich mich, mich auf den Rücken zu drehen, um ihn nicht länger anzusehen. Zu viel Versuchung war auch nicht gesund. Konnte böse und vor allem peinlich enden.
„Dann versuch doch noch 'ne Runde zu pennen“, schlug ich vor.
„Und du?“
„Ich steh auf. Hab Kohldampf.“ Ich ließ meinen Worten Taten folgen und setzte mich auf, um in meinem Rucksack nach einem Shirt zu kramen.
„Nee, dann steh ich auch auf“, gähnte er erneut und fuhr sich über die Augen.
Während er noch träge mit dem Reißverschluss seines Schlafsacks kämpfte, schlüpfte ich bereits in meine Cargohose und ein T-Shirt. Plötzlich hatte ich es sehr eilig, musste einfach aus seiner Nähe. Die verrückte Angst saß mir im Nacken, dass er mir meine Gedanken und Träume von der Stirn ablesen konnte, wenn er zu genau hinsah. Schnell kroch ich also aus dem Zelt, blinzelte in die Morgensonne und reckte mich erst einmal. Die Anderen waren zum größten Teil bereits wach und wuselten umher. Nur Rony fehlte noch.
„Wer geht freiwillig Brötchen holen?“, erkundigte sich Sandra verschlafen und hantierte mit dem Kessel für das Kaffeewasser.
„Ich mach das“, bot ich gleich an.
„Dann helf' ich dir“, gähnte Elias und trottete bereits in Richtung Waldweg. Aus den Augenwinkeln nahm ich noch Johan wahr, wie dieser nun ebenfalls aus dem Zelt krabbelte.
Sein Blick war verwundert und teils grimmig. Meiner wurde es auch, als sich sofort Meike zu ihm gesellte. Klar, die nutzte jede Gelegenheit. Um diesem Bild zu entgehen, beschleunigte ich meine Schritte und schloss zu Elias auf.
„Seit wann bist du eigentlich so versessen aufs Brötchen holen?“, wollte er wissen und musterte mich. Für meinen Geschmack zu eindringlich.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen.“
„Brauch noch was zu rauchen“, gab Elias zu und rubbelte sich durch die schwarzen Locken, die nun in alle Himmelsrichtungen standen.
Unter der Woche bändigte er sie jobbedingt mit massenhaft Haargel. Das gab ihm ein seriöseres Erscheinungsbild, wie Elias meinte und so vertraute man ihm eher sein hart verdientes Geld in der Bank an, statt Medusa. Hier gönnte er sich und seinen Haaren allerdings eine Stylingpause. Mir persönlich gefiel sein Struwwelpeterlook auch bei Weitem besser. Als ich Elias zu Beginn seiner Bankkaufmannslehre das erste Mal mit der zugekleisterten Frisur gesehen hatte, waren mir die Tränen gekommen und zwar vor Lachen.
„Elender Kettenraucher“, grinste ich nun und schüttelte den Kopf.
„Na, ein Laster muss man ja haben. Kann ja nicht jeder so brav sein wie du.“
Fast hätte ich gelacht. Im Moment wäre mir ein Tausch ganz recht gewesen. Ich bekam die Nikotinsucht, er die Jo-Sucht. Elias wäre sicher begeistert.
„Ich mein, wie machst du das? Echt, jetzt. Kein Alkohol, keine Zigaretten, von Drogen gar nicht zu reden und bei den Frauen schnippst du mit dem Finger und hast die Traumfrau schlechthin an der Angel und dann hält das auch noch.“
„Ja klar, deswegen bin ich jetzt ja auch seit acht Monaten Single, ne?“, hielt ich dagegen.
Was das andere betraf – von Alkohol ließ ich dank, nennen wir es, familiärer Vorbelastung die Finger.
Rauchen war nie mein Ding gewesen, genauso wie jegliche Art von Drogen und was das Thema Frauen betraf, spielte Elias auf Rike an.
Mit siebzehn hatte ich mich in das hübscheste Mädchen der Schule verliebt und sie sich – für mich vollkommen unerklärlich –, in mich. Unsere Beziehung war wirklich wie aus dem Bilderbuch gewesen, bis sie sich entschlossen hatte, ins Ausland zu gehen. Wir waren beide der Meinung, dass eine Fernbeziehung nicht klappen würde und so war auch unsere Trennung beinahe harmonisch verlaufen. Soweit man das von einer Trennung behaupten konnte.
Ansonsten sah es, was Frauen betraf, mau aus. Wie mir jetzt schon schwante, würde sich daran wohl auch in Zukunft nichts mehr ändern.
„Was deine Schuld ist“, konterte Elias. „Da gäb's ja wohl die Eine oder Andere, die nicht abgeneigt wäre. Aber stimmt schon, nach Rike sitzt die Messlatte ganz schön hoch.“
So ganz stimmte das nicht, nur hatte die sich irgendwie verschoben. Vielleicht würde sich das aber auch wieder revidieren, wenn ich mich wirklich verliebte?
Verdrängung war manchmal was Herrliches. Mann, ich log mir hier doch 1a selbst in die Tasche.
„Bin wahrscheinlich einfach noch nicht so weit“, machte ich daher gleich bei Elias weiter. Hoffentlich mit mehr Erfolg.
„Na, wenn du auch ständig mit Johan zusammenhockst, wo willst du dann auch eine Kandidatin finden?“
„Klirr, Glashaus“, meinte ich.
„Du kennst Rony, der ist alleine nicht überlebensfähig“, zuckte Elias mit den Schultern. „Ernsthaft jetzt, dir geht’s gut, oder?“
„Klar, wie kommst du darauf?“ Elias' Blick machte mich leicht nervös. Er kannte mich verdammt gut. Manchmal zu gut.
„Hab nur den Eindruck, dich belastet was. Wenn was ist, du weißt, mein Nebenjob ist Kummerkastenonkel.“
„Wie könnte ich das vergessen? Nee, alles bestens, wirklich“, versuchte ich ihn zu beruhigen, wie bereits Jo am Vortag.
Langsam sollte ich wohl aufpassen, die Sache mit der Infotafel auf der Stirn war anscheinend doch nicht so abwegig.
Allerdings war Elias auch mein bester und ältester Freund. Sonst erzählte ich ihm wirklich alles! Doch dieses Mal konnte ich es nicht.
Damals, als ich mich in Rike verliebt hatte, war es schon schwer gewesen. Einfach aus der Angst heraus, mich total lächerlich zu machen, weil diese Göttin schließlich niemals einen Ork wie mich wahrnehmen würde.
Denn nebenbei bemerkt, besonders toll sehe ich nicht aus.
Seit einem sehr schmerzhaften Zusammentreffen mit einem Fußball im Alter von zwölf ist meine Nase schief.
Was meine Mitmenschen bestreiten. Sie wäre eventuell nicht ganz gerade zusammengewachsen, mehr nicht. Für mich ist sie schief und fertig!
Eine tolle Augenfarbe, mit der ich vielleicht punkten könnte, besaß ich auch nicht. Sie waren braun, aber nicht schön dunkel oder so etwas, nein, ein ganz seltsames Hellbraun. Passend zu meinen Haaren.
Würde ich mich selbst bewerten, wäre ich mittelmäßig, durchschnittlich halt. Auf einer Skala von Eins bis Zehn eine ... hm ... Vier plus vielleicht. Allerdings nur an guten Tagen, an schlechten 'ne Drei. Also bei weitem nicht Mister LoverLover, der Jo dazu überreden könnte, mit ihm zusammen ans andere Ufer auszuwandern. Was sowieso vollkommen verrückt war und ich mir deswegen am Besten gleich aus dem Kopf schlug. Ich würde eh absaufen.
„Okay, okay, dann glaub ich dir mal“, knurrte Elias. Warf mir aber dennoch weiterhin nachdenkliche Blicke von der Seite zu. Schwer seufzte ich.
„Gut, du hast gewonnen. Ich hab mich verknallt“, gab ich schließlich zu und notierte mir gedanklich, mich nie wieder freiwillig zum Brötchen holen zu melden. Schon dreimal nicht, mit meinem neugierigen besten Freund, dessen zweiter Name Zitronenpresse war! Und so was am frühen Morgen und auf nüchternen Magen. Folter war doch verboten, oder?
„Ha, wusste ich's doch!“, triumphierte Elias. „Und, wer ist sie?“
Sie, natürlich sie, was auch sonst! Was würde er wohl sagen, wenn ich ihm eröffnete, dass es keine „Sie“ war?
Sicherlich würde er mich nicht angeekelt verstoßen oder so, aber begeistert wäre er wohl auch nicht.
Ihm diese pikante Neuigkeit ausgerechnet bei diesem Ausflug zu beichten, mit seiner garantierten Schlussfolgerung, um wen es sich bei meinem Herzblatt handelte, wollte ich mir sicherlich nicht antun. Also log ich erneut.
„Kennst du nicht.“
„Und, wie ist sie so? Auch so toll wie Rike?“
Seine Augen strahlten geradezu vor Begeisterung.
Kurz dachte ich über seine Frage nach. War Jo so toll wie Rike?
„Besser“, rutschte es mir heraus und Elias' Grinsen verstärkte sich nur.
„Ey Mann, das freut mich so für dich!“ Es klang ehrlich. Verdammt, so absolut ehrlich und ich log hier, dass sich die Balken bogen. Mein schlechtes Gewissen bescherte mir gleich eine leichte Übelkeit, oder es war der Hunger, so genau konnte ich das nicht unterscheiden.
„Spruchreif ist das noch nicht, okay? Wir sind nicht zusammen. Ich weiß auch gar nicht, ob daraus was wird“, beeilte ich mich. Mir fehlte gerade noch, dass Elias die Neuigkeit in seiner Euphorie gleich in der Gruppe hinausposaunte. Auf die darauffolgenden Fragen hatte ich weder Lust noch Antworten; vor allem was Jo betraf. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ihm die Wahrheit sagen, eine Wahrheit, die ich selbst gerade erst verdaute, konnte ich auch nicht.
„Klar, ich schweige wie ein Grab“, giggelte er und stieß mich an. Oh Mann, ich hoffte es! Ansonsten würde ich ihn in Selbiges eigenhändig befördern. „Ich dachte echt, die Trennung und das alles zieht dich so runter. Hättest mir ja auch schon früher was sagen können!“
„Genau genommen gibt es da noch nix zu erzählen. Ich bin verknallt. Mehr auch nicht.“
„Das wird schon“, meinte Elias zuversichtlich und zwar mehr, als ich mich selbst fühlte.
Endlich kam der kleine Lebensmittelladen in Sicht, wo wir uns mit einer riesigen Ladung Brötchen eindeckten. Elias seine Zigaretten erstand, ich Kaugummi und ein kleines Päckchen Aprikosenmarmelade für Johan.
Verstehen konnte ich's zwar nicht, aber der Mann war süchtig nach dem Zeug und brauchte morgens seine Dosis. Ich war mir allerdings ziemlich sicher, dass der Trottel erst bemerken würde, dass er etwas vergessen hatte – an seine allabendlichen Gummibärchen hatte er zumindest gedacht –, wenn wir gleich die Brötchen schmierten. Auf sein enttäuschtes Gesicht und Gegrummel hatte ich jedoch wenig Lust.


Als wir mit der Verpflegung zurückkamen, wehte uns bereits frischer Kaffeeduft entgegen. Sofort machte sich meine zweite Sucht bemerkbar. Ich würde einen Mord für eine schöne heiße Tasse Kaffee begehen und so lud ich meine zwei Tüten Semmeln bei Sandra ab, um erst einmal dieser Sucht zu frönen, wenn ich mir die andere schon immer brav verkniff.
Zufrieden seufzend ließ ich mich mit meinem Becher in der Nähe meines Zeltes auf die Wiese plumpsen und atmete tief ein.
„Warum hast du grad nicht gewartet? Ich wäre doch mitgekommen“, erklang da Jos Stimme neben mir. Und er klang sauer. Wobei auch sein Gesichtsausdruck nicht gerade heiter Sonnenschein anzeigte.
„Du bist jetzt nicht wirklich sauer, weil du 'nen morgendlichen Marsch durch die Pampa verpasst hast, oder?“, nuschelte ich und nippte vorsichtig an meinem Becher.
Er machte den Mund auf, schloss ihn aber wieder, als ihm wohl selbst aufging, wie bekloppt das war. Das war es doch, oder? Warum sollte er das wollen, wo ihm dieser ganze Naturquatsch sowieso zum Hals heraushing?
„Ich fand's nur unfair, mich hier mit Meike alleine zu lassen. Die wird mir langsam unheimlich“, murmelte er und schielte quer über die Wiese zum Mädchenzelt, vor dem Meike saß und uns musterte. Mir auch, aber das behielt ich für mich.
„Sie mag dich halt“, zuckte ich, so locker wie möglich und darauf bedacht, nichts von meinem Kaffee zu verschütten, mit den Schultern. „Ich mag sie auch, aber auf unzertrennlich muss man deswegen ja nicht gleich machen“, knurrte Johan und ich hätte fast über seine Begriffsstutzigkeit gelacht.
„Jo, sie mag dich“, versuchte ich ihm erneut auf die Sprünge zu helfen. Manchmal war ich eben leicht bekloppt, da stieß ich ihn auch noch mit der Nase darauf. Partnervermittlung Bjorn Toma, allzeit zu Ihren Diensten. Ich Idiot!
Mit gerunzelter Stirn sah er mich an. Schließlich konnte ich förmlich sehen, wie es bei ihm klick machte und der Kronleuchter anging.
„Oh“, war zunächst alles, was er sagte. „Oh Scheiße, ich Volltrottel!“
Willkommen im Club.
„Hast du das wirklich nicht bemerkt?“, grinste ich.
„Nein, ich bin in so was nicht gut. Ich mein, ich kapier so was nie“, murmelte er und zupfte verlegen an einigen Grashalmen herum. „Mein Radar ist da wohl irgendwie kaputt.“
Ob mich das jetzt beruhigen sollte? Somit lief ich, zumindest was ihn anging, nicht Gefahr enttarnt zu werden, oder?
Allerdings machte sich auch irgendwie eine gewisse Enttäuschung in mir breit. Also würde er es von selbst nicht merken und ich müsste es ihm – wenn ich es jemals wollte –, direkt sagen. Mist! Warum einfach, wenn's auch kompliziert ging?
„Und du bist dir da sicher?“, hakte er nach und starrte angestrengt auf seine Finger.
„Unzertrennlich?“, stellte ich die Gegenfrage und er seufzte schwer.
„Shit.“
„Nicht dein Typ?“, erkundigte ich mich, wie ich hoffte, beiläufig, denn komischerweise hatten wir darüber noch nie so genau gesprochen.
„Weiß nicht. Sie ist nett und sieht nicht schlecht aus ...“, druckste er herum. Na wenn das nicht die ganz große Liebe war. Junge, Junge.
Warum fragte ich ihn derlei überhaupt?
Aber wie schon erwähnt, war ich eben ein Idiot und als solcher schaufelte man sich gerne mal selbst sein Grab oder machte sich das Leben noch ein bisschen schwerer. Zum Beispiel mit Antworten, die man eigentlich gar nicht wissen wollte. Dass Sandra genau in dem Moment verkündete, dass das Rührei fertig sei, kam mir ganz recht.
„Los, beeilen wir uns. Wenn Rony erstmal zugeschlagen hat, ist nix mehr übrig“, damit stand ich auf, um meinem leeren Magen einen Gefallen zu tun. Johan folgte mir, und sobald wir uns jeweils einen Teller nahmen, gesellte sich auch Meike zu uns. Pardon, zu Jo – ich war nämlich Luft für sie.
Dass Johan sich auch, nachdem wir uns mit Brötchen, Ei, einer Portion Schokocreme und Butter eingedeckt hatten, zu mir setzte und nicht zu Meike, erfüllte mich mit einer gewissen Genugtuung.
Um ihren bösen Blicken zu entgehen und mein zufriedenes Grinsen zu kaschieren, senkte ich meinen Blick auf mein Frühstück. Allerdings konnte ich nicht widerstehen, Jo ab und zu anzusehen. So entging mir auch nicht, wie er, nachdem er sein Brötchen aufgeschnitten und mit Butter bestrichen hatte, seine Stirn runzelte. Ich musste ein Grinsen unterdrücken.
„Fehlt was?“, fragte ich unschuldig und biss in mein Brötchen mit Rührei.
„Ja, hm, hab da wohl was vergessen“, grummelte er und ich fischte aus meiner Hosentasche das Marmeladenpäckchen heraus.
„Vielleicht das?“ Nun konnte ich mein triumphierendes Schmunzeln nicht mehr zurückhalten.
Im ersten Moment schien er verblüfft, doch dann begann er zu strahlen und bescherte mir damit ein warmes Gefühl in der Magengegend. Okay, Herzgegend, aber so kleinlich musste man ja nicht sein. Es freute mich einfach, dass ich ihm eine Freude machen konnte. Belassen wir es dabei.
„Du bist echt …“, er brach ab und schien nach Worten zu suchen. Seine Augen waren ein helles Grau, das sagte mir genug.
„Der Beste? Du wärst ohne mich aufgeschmissen und unfähig, in der grausamen Wildnis zu überleben?“, schlug ich kauend vor.
„Oh ja, mein Held, mein Herz, mein Augenstern“, flötete er und schmierte sich die Marmelade auf sein Brötchen. „Jetzt mal Quatsch beiseite, danke Alter. Hab das echt vergessen.“
Genüsslich biss er in die erste Hälfte und leckte sich über die Oberlippe.
„Hab ich mir irgendwie gedacht“, murmelte ich und wandte schnell den Blick ab.
„Kennst mich einfach zu gut“, nuschelte er und grinste.
Ja, anscheinend und zum Glück kannte er mich wohl weit weniger. Ansonsten hätte er mir bestimmt meine nicht ganz jugendfreien Gedanken, wo er das süße Klebezeugs von etwas anderem schleckte als seiner Oberlippe, an der Nasenspitze ablesen können.
Scheiß Hormone!

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Tag der Veröffentlichung: 18.02.2012

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