Cover

VATERTAG

Noch schlafbenommen räkelte Manfred sich wohlig in seinem Bett und grunzte selbstzufrieden vor sich hin. Heute würde ein guter Tag werden, denn es war ein Feiertag: Christi Himmelfahrt oder Vatertag.

Nicht, dass nicht jeder Tag in Manfreds Leben ein guter Tag wäre. Er hatte es „geschafft“. Manfred, 34 Jahre jung, hatte eine rasante Karriere als Geschäftsführer einer beachtlichen mittelständischen Firma hingelegt und war mittlerweile an dem Punkt, dass er selber nur durch gelegentliche Anwesenheit in der Firma glänzen musste und andere für sich arbeiten lassen konnte. Eine luxuriöse Penthouse-Wohnung, ein schickes BMW-Cabrio und exklusive Kurzurlaube rundeten das Ganze perfekt ab.

Für sein körperliches Wohl und die Aufpolierung seines Egos sorgte Angelina, die er ursprünglich als Sekretärin in seiner Firma eingestellt hatte. Aber schnell stellte sich heraus, dass Angelinas Qualitäten nicht in der Buchhaltung anzusiedeln waren, sondern dass sie eher etwas fürs Auge und Bett war. Letzteres teilte sie seit Neuestem mit Hingabe mit Manfred. Sie hieß nicht nur zufällig Angelina, sondern sie glich der besseren Hälfte von Brad Pitt auffallend. Allerdings war sie jünger, noch attraktiver und natürlich total wild auf Manfred.

 

Mit einem zufriedenen Grinsen drehte sich Manfred im Bett um. Wo er gerade an Angelina dachte, könnte er sich den Tagesbeginn mit ihr versüßen. Seine Hand tappte aber ins Leere …

„Manfreeeeed … Maaaaaaaaaanfreeed!“, tönte es aus der Ferne.

Hups, was war das? Hatte Angelina nicht eine lieblich säuselnde Stimme? Diese nörgelige, leicht keifende Frequenz konnte er damit gar nicht in Einklang bringen. Die Putzfrau hatte heute auch einen freien Tag - und „per du“ war er mit der definitiv nicht.

 

Allmählich fiel der letzte Rest Schlafbenommenheit von Manfred ab. Seit wann quietschte ein Wasserbett eigentlich? Er öffnete die Augen und blinzelte gegen das durch den Rollladen einfallende Sonnenlicht an. Als er einen Blick auf die altmodische Schlafzimmereinrichtung in „Eiche rustikal“ erhaschen konnte und das schleppende Schlurfen auf dem Flur vernahm, welches einen Körper von etwa 130 Kilo Gewicht erahnen ließ, dämmerte es ihm allmählich.

Kurz darauf schob sich ein teigiges Gesicht durch den Türspalt: „Manfred, also wirklich. Nur weil heute Feiertag ist, musst du den doch nicht komplett verschlafen. Komm frühstücken.“

Angela, seine Frau. Nicht annähernd die Angelina aus seiner Traumwelt. Die einzige Übereinstimmung: Auch sie hatte eine berühmte Namensvetterin; diese bekleidete ein hohes Amt in der Politik. Zu Manfreds Überdruss war die Bundeskanzlerin in direktem Vergleich mit seiner Frau das weitaus attraktivere Modell, auch wenn sie 30 Jahre älter war.

Willkommen in der Realität, Manfred! Lediglich sein Alter stimmte, der Rest wich erheblich von seiner Traumvorstellung ab. Langweiliger Buchhalter-Posten mit mieser Bezahlung, eine schäbige Wohnung im Plattenbau und ein altersschwacher Renault, von dem ihn die nächste TÜV-Untersuchung trennen würde. Das Bild wurde abgerundet durch eine ewig nörgelnde, unattraktive und dümmliche Ehefrau und seine 14-jährige Tochter Mandy-Chantal. Zu der hatte er nicht einmal eine wirkliche Meinung; pubertierende Mädchen waren für ihn sowieso ein Buch mit sieben Siegeln.

 

Die Realität traf ihn immer wieder aufs Neue wie ein Faustschlag. Und zwar mitten in die Fresse. Es nutzte alles nichts … Er stand auf, schlurfte mit hängenden Schultern ins Badezimmer und brummelte: „Bin gleich da.“

Er betrachtete sich kurz im Badezimmerspiegel und musste sich eingestehen, dass auch sein Anblick nicht allzu viel mit seiner Traumvorstellung von sich selber zu tun hatte. Resigniert und gelangweilt begann er, seine Zähne zu putzen.

 

„Manfred, gehst du nach dem Essen mit Sir Henry um den Block?“, tönte es über den Flur. Vielmehr ein Befehl statt einer Frage. Ach herrje, Sir Henry! Den gab es auch noch. Der nervige, verzogene Chihuahua seiner Schwiegermutter, den sie für acht Wochen beherbergen mussten, da Angelas Mutter momentan auf einer Schönheitsfarm weilte. Die Fettleibigkeit lag definitiv in der Familie.

Manfred erwiderte: „Geh du, Sir Henry hasst mich!“ Die Bewegung würde seiner Frau nicht schaden.

Kaum war der Name des nervigen Kläffers ausgesprochen, schoss dieser zu Manfred ins Badezimmer. Mit zielgerichteter Genauigkeit peilte er die Pantoffeln von Manfred an und verbiss sich in ihnen; das gleiche Spiel wie in den letzten drei Tagen. „Lass das, AUS!“, rief Manfred halbherzig, hatte aber keine Chance. Auf die leichten Abwehrbewegungen mit seinen Füßen reagierte Sir Henry noch aggressiver, hatte mittlerweile schon das Ende eines Hosenbeins im Maul und zerrte daran. Manfred versuchte es mit einem etwas kräftigeren Tritt nach Sir Henry. Das hatte zur Folge, dass er aus dem Gleichgewicht geriet und sich nicht halten konnte, da das eine Hosenbein mittlerweile über den Pantoffel gerutscht war. Manfred strauchelte, ruderte mit den Armen und griff haltsuchend nach dem Badezimmerregal, um zu verhindern, dass er rücklings hinknallte und sich den Kopf am Badewannenrand aufschlug. „Puh, gerade nochmal gut gegangen“, dachte Manfred, als er eine Ecke des Regals erwischte und Halt fand. Allerdings geriet das Regal bei dieser Aktion nicht unbeträchtlich ins Wanken, wodurch ein Parfumflacon vom obersten Regalbrett aus mit Karacho auf den Fliesenboden knallte - und zerbrach. Während sich unmittelbar ein für Manfreds Empfinden widerlicher Gestank im Badezimmer ausbreitete, versuchte der leidgeplagte Mann aus dem Gefahrenbereich der Scherben zu hüpfen. Immerhin hatte Sir Henry vor Schreck das Weite gesucht. Aber Angela kam stampfenden Schrittes angebraust und schnaubte: „Oh nein, ausgerechnet Trésor! Mein teuerstes Parfum!“

Manfred erinnerte sich. Über 70 Euro hatte er dafür zähneknirschend auf den Tresen der Parfümerie gelegt. Er hatte sich erst letzte Woche zum Hochzeitstag (mein Gott – der 15.!!!) dazu breitschlagen lassen mit Angela loszugehen, damit sie sich ein Parfum aussuchen konnte. Immer im Hinterkopf, dass Angela für gewöhnlich diese Parfumimitationen im Ramschladen an der Ecke kaufte, die um die fünf Euro kosteten. Aber irgendwie waren sie dann in die Nobel-Parfümerie geraten, die zwei Häuser weiter lag. Toll, und nun ergossen sich diese 70 Euro in einer stinkenden Scherbenbrühe vor seinen Füßen. Die anderen Billig-Flacons standen noch wie in Stein gemeißelt an Ort und Stelle. Oder vielmehr festgeklebt in einer Mischung aus Staub und herausgesifftem Parfum.

 

Nachdem Manfred das Desaster im Bad notdürftig beseitigt hatte - Angela hatte immer solche Probleme mit dem Bücken - und gerne das nicht vorhandene Badezimmerfenster aufgerissen hätte, schlurfte er hinüber in die Küche, wo seine Frau und seine Tochter bereits mit dem Frühstück beschäftigt waren.

Er ermahnte Mandy-Chantal: „Kannst du nicht wenigstens beim Frühstück die Zeitschrift an die Seite legen? Seit wann liest du überhaupt freiwillig?“

„Ich lese nicht, ich mache hier schnell ein Rätsel fertig. Das Lösungswort muss ich heute rübermailen. Da kann ich ein ‚meet and greet‘ mit Justin Bieber gewinnen!“, entgegnete die Tochter enthusiastisch.

„Aha“, brummte Manfred. „Meet and greet“ konnte er sich zusammenreimen. Auch wenn man es kaum für möglich halten mochte, hatte er ein Abitur mit 1,3 hingelegt. Fast zeitgleich hatte er die damals minderjährige Angela in einer Bierlaune geschwängert und sein Leben nahm eine Wendung, die er nicht geplant hatte. Kein Jura-Studium, sondern eine Lehre in dem Betrieb, in dem auch Angelas Vater arbeitete. Allerdings verstand Manfred nicht, warum seine Tochter so heiß auf ein Treffen mit einem Biber war. Aber das war eben einer dieser Punkte, warum er Teenager nicht verstand … nicht verstehen wollte … wie auch immer.

„Hm, mir fehlt nur noch ein Wort für die Lösung“, unterbrach Mandy-Chantal seine Gedankengänge, einen angestrengten Gesichtsausdruck zur Schau tragend. „Paps, was ist denn ein ‚Diagnosewerkzeug zur Beurteilung von Schallphänomenen‘?“

Manfreds Gesicht erhellte sich schlagartig. Seine Tochter befasste sich mit durchaus anspruchsvolleren Dingen, als er es für möglich gehalten hätte!

Er entgegnete: „Überleg mal, Mandy …“ Er nannte sie nur bei ihrem ersten Namen. Chantal fand er fürchterlich. Mandy eigentlich auch, aber irgendwie musste er sie mitunter ansprechen.

Mandy-Chantal schaute verzweifelt: „Irgendwas mit Echo oder so?“

Manfred wollte seiner Tochter auf die Sprünge helfen: „Nein, wie heißt denn das Gerät, mit dem der Arzt deine Herztöne abhört?“

„Abhörgerät?“, kam die fragende Antwort. „Au ja, das passt! Zehn Buchstaben!“, grinste sie kurz darauf erfreut.

Das Gesicht von Manfred verdüsterte sich wieder. Warum hatte das Kind nicht wenigstens seine Intelligenz geerbt, wenn es schon mit dem Aussehen der Mutter gestraft war?

„Nee, passt doch nicht. Der vorletzte Buchstabe muss ein ‚o‘ sein“, setzte Mandy-Chantal dann auch direkt resignierend hinzu.

Manfred hatte keine Geduld für sowas. Er hätte Denkanstöße in die richtige Richtung geben können, aber wo nicht wirklich etwas zum Anstoßen war, sollte man gar nicht erst falsche Hoffnungen aufkommen lassen. „Stethoskop“, sagte er daher nüchtern.

„Boah, Paps. Was du alles weißt! Cool!“, jubelte Mandy-Chantal und schrieb eifrig los.

Kurz darauf machte sich wieder dieser ratlose Blick auf Mandys Gesicht breit. „Paps, da passt aber was nicht. Der fünfte Buchstabe ist ja ein ‚t‘. Das passt so nicht in das Lösungswort!“, quengelte sie.

Manfred rief sich die Schreibweise kurz vor Augen und entgegnete: „Kind, der fünfte Buchstabe ist ein ‚h‘!“

„Ach …“, kam es erstaunt von Mandy. „Buchstabier mal!“

Leicht genervt, aber auch gebauchpinselt, dass er den Oberlehrer raushängen lassen durfte und das Kind ausnahmsweise gebannt an seinen Lippen hing, legte er los: „S-T-E-T-H-O-S-K-O-P“.

„Das schreibt man aber komisch!“, platzte es aus Mandy-Chantal heraus. „Ich hätte es ‚S-T-E-H-T-O-S-K-O-P‘ geschrieben.“

„Mandyleinchen …“

Manfred zuckte zusammen, als sich Angela mit säuselnder Stimme in das Gespräch einmischte. Er hatte ihr Geschmatze und Kaffeegeschlürfe ignoriert und ihre Anwesenheit komplett ausgeblendet. Für ihn die erträglichste Variante. Gerade wollte er seine Tochter aufklären, dass dieses Wort sich von dem griechischen Wort „stethos“ für „Brust“ ableitet.

Aber seine Frau kam ihm zuvor. „Mandyleinchen, das ist doch ganz logisch, dass man das so schreibt, wie Papa sagt.“

Entgeistert blickt Manfred seine Frau an. Woher sollte die sowas wissen? Hauptschule abgebrochen und von Etymologie so wenig Ahnung wie ein Schwein vom Fliegen. Der Vergleich mit dem Schwein hatte allerdings was …

Und Angela setzte zu ihrer Erklärung an: „Man schreibt das nicht mit ‚h‘ nach dem ‚e‘, weil das nicht von ‚stehen‘ kommt. So ein Ding steht ja nicht, sondern das liegt. Oder hängt bestenfalls am Hals vom Arzt.“ Selbstzufrieden grinsend ob dieser intellektuellen Glanzleistung schnitt sie sich ihr viertes Brötchen auf.

Manfred hatte gerade die Kaffeetasse angesetzt, um den ersten Schluck zu nehmen. Konsterniert stellte er sie unverrichteter Dinge wieder auf den Tisch und starrte seine Frau an. Als aus Mandys Richtung ein eifrig nickendes „Na klar Mama - ist ja logo!“ kam, legte er auch seine noch nicht angebissene Brötchenhälfte wieder auf den Teller. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Das konnte alles nicht wahr sein!

Angela plärrte ihm hinterher: „Manfreeed, du hast doch noch gar nichts gegessen!“

„Mir ist der Appetit vergangen. Ich vertrage die von Intelligenz geschwängerte Luft in der Küche nicht“, erwiderte er.

„Ach Manfred, ich verstehe dich nicht. Sei doch nicht immer so … so …“, rang Angela nach Worten.

„Zynisch“, murmelte Manfred grimmig vor sich hin. „Mit ‚ü‘.“

 

Der Tag verstrich mit der Ausführung zahlreicher lästiger Aufgaben, die Angela ihm aufgetragen hatte. Alles begleitet von dem nervtötenden Gebrabbel seiner Frau. Angefangen mit der Runde um den Block mit Sir Henry ging es weiter mit der Reparatur eines tropfenden Wasserhahns, dem Ölen der quietschenden Haustür, dem Aufbau eines IKEA-Regals und dem Einrichten einer neuen Email-Adresse für Mandy-Chantal, welche das Passwort für ihre eigentliche Adresse zum gefühlten 15. Mal unwiderruflich vergessen hatte. Und nun musste sie dringend ihr Lösungswort für das Treffen mit dem Nagetier einschicken.

Nachmittags verreckte der klapprige Renault vollends, als Manfred seine Tochter zu einer Freundin kutschiert hatte und sich auf den Rückweg machen wollte. Er fluchte vor sich hin, hatte sein Handy natürlich nicht dabei und war nur noch genervt. „Elendes Scheißteil“, fluchte er und ließ das Auto unverschlossen stehen - an dem Ding würde sich sowieso keiner vergreifen! Er machte sich zu Fuß auf den Weg. Wäre Mandy doch mit dem Fahrrad gefahren, wie das zu seiner Jugendzeit üblich war! Schaden würde es ihr garantiert nicht.

Während er missgelaunt vor sich hin stapfte, sah er die vergnügten alkoholisierten Männergruppen, die auf Vatertagstour waren. Da hätte er auch Spaß dran! Aber Angela erlaubte ihm sowas nicht. Seine Abteilung von der Arbeit war heute auch fast geschlossen unterwegs. Ok, ihn hatte gar keiner gefragt, ob er mit wollte.

Er kehrte spontan in einer Kneipe ein, in der viel Trubel herrschte, und trank so viel Bier, wie das von Angela eingeteilte Geld in seinem Portemonnaie ihm erlaubte. Hinterher war er in einer Stimmung, die ihm sein Zuhause fast erträglich erscheinen ließ. Also wankte er nach Hause - der endlos scheinenden Strafpredigt von Angela entgegen.

 

Manfred schmiss sich auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Auf DMAX lief eine Reportage über „echte Männerberufe“. Er beobachtete eine Gruppe von muskelbepackten und ölverschmierten Männern, die mit Schneidbrennern an einem riesigen Stahlgerüst rummachten. Ja, das wäre was! Intellektuell nicht unbedingt anspruchsvoll (war sein Buchhalterposten auch nicht wirklich), aber das hatte etwas von Freiheit … von Wildheit. Während er seinen Phantasien nachhing, drang das Genöle von Angela wieder an sein Ohr: „Erst bist du den ganzen Tag verschwunden und tust nichts, aber auch gar nichts hier, dann kommst du besoffen nach Hause und stinkst das Wohnzimmer voll. Fernsehen kannst du dir direkt abschminken. In drei Minuten fängt meine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung an.“ Und sie setzte noch anklagend hinzu: „An den Männern da in den Filmen solltest du dir mal ein Beispiel nehmen!“

Sie brabbelte endlos weiter, aber Manfred hörte gar nicht mehr zu. In seiner Phantasie hatte er bereits zehn Kilo seiner Fettmasse durch Muskelmasse ersetzt und war mit einem Schneidbrenner bewaffnet. Ob man damit wohl auch menschliches Fleisch durchtrennen könnte? Zum Beispiel teigige Köpfe von fetten Leibern? Bestimmt nicht schnell und sauber, aber mit einer sadistischen Ader äußerst befriedigend. Mit einem Grinsen im Gesicht schlief er ein …

 

Manfred wurde wach, weil das Liegen auf der Couch unbequem wurde. Schade, gerade war er wieder bei Angelina gewesen, wie die Wölbung in seiner Hose unschwer erkennen ließ. Auf dem anderen Sofa sah er Angela, wie sie sich zu der Abspannmusik der Liebesschnulze die Augen mit einem Taschentuch trocken tupfte, leise vor sich hin schniefte und ergriffen Sir Henrys Fell tätschelte. Das ließ die Ausbuchtung in seiner Hose rapide schrumpfen.

Er murmelte „Ich geh ins Bett“ und schlurfte mit einem kurzen Umweg über das Badezimmer ins Schlafzimmer.

Kurz darauf lag Angela neben ihm: „Hach, das war sooo schön. Und sooo romantisch.“ Sie seufzte und schmiegte sich an ihren Mann. „Duhuuu… Manniiiii…“, flötete sie und legte ihre Hand dorthin, wo vor zehn Minuten noch eine beachtliche Wölbung gewesen war. Manfred erstarrte; er hatte das Gefühl, als ob seine Männlichkeit verzweifelt versuchte, schlagartig den Rückzug in seinen Körper anzutreten. Herrje, auch das noch! Heute war weder Weihnachten noch hatte jemand Geburtstag. Und der Hochzeitstag war erst vor einer Woche gewesen. Die Versuche von sexueller Ekstase hatte er leider noch recht bildhaft vor Augen.

Aber vielleicht, wenn er ganz fest im Dunklen an Angelina dachte … und wenn Angela endlich mal die Klappe hielt … und wenn Sir Henry sich nicht geräuschvoll am Fußende des Bettes seine Klöten lecken würde (beneidenswertes Geschöpf!) ... und wenn es aus der Richtung seiner vor dem Bett geparkten Pantoffeln nicht so penetrant nach diesem widerlichen Parfum stinken würde …

Hm, das waren eindeutig zu viele irreale Bedingungssätze. Und bei dem Pech, was er heute (mal wieder) hatte, würde da noch ein Justin-Jason bei rumkommen. Nee, lieber nicht!

„Gute Nacht“, murmelte er, drehte seiner Frau demonstrativ den Rücken zu und schlief mit dem Gedanken ein, dass morgen zum Glück kein freier Tag war.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.02.2017

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /