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Das geheime Buch

Etwas ängstlich starrte Fabian den alten Mann an, der gerade eben um die Hausecke auf den Hof gebogen war – und dabei den Fußball von Fabian an den Kopf bekommen hatte.

»Oh, Ent-Entschuldigung, das tut mir leid. W-Wirklich ... das wollte ich nicht«, stammelte er unbeholfen und mit halb gesenktem Kopf in Richtung des Mannes.
»Kein Problem! Was renne ich hier auch mit meinem Krückstock so ungestüm um die Ecke«, scherzte der ältere Mann, und ein entwaffnendes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
Fabian seufzte innerlich erleichtert auf. Hm, der neue Nachbar schien doch gar nicht so schlimm zu sein; eigentlich sogar richtig nett. Und nicht so, wie das Getuschel aller Bewohner aus dem Haus hinter vorgehaltener Hand über ihn vermuten ließ. Seit ein paar Wochen wohnte er jetzt in der Wohnung im Erdgeschoss, aber keiner der Nachbarn hatte ihn bislang näher kennengelernt. Wie das eben so ist: Einer hat immer einen Bekannten, von dessen Nachbar der Bruder jemanden kennt, der den neuen Nachbarn schon kennt. Und dieser hier war ein »alter Knastbruder«. Über 20 Jahre soll der wegen Mordes im Gefängnis gesessen haben. Schaurig!
Der Junge musterte den Mann, der ein Stück näher auf ihn zugekommen war und immer noch freundlich lächelte. Wirklich freundlich, die Augen lachten mit! Das konnte Fabian mit seinen neun Jahren schon beurteilen. Nicht so ein Lächeln, wie sein Vater es drauf hatte, wenn er Gemeinheiten zu ihm sagte, und sein eiskalter, böser Blick ihn dabei durchbohrte.
Also fasste er sich ein Herz, ging seinerseits auch einen Schritt auf den Mann zu, streckte seine Hand aus und sagte: »Ich bin Fabian. Fabian Gruschke. Ich bin gestern neun Jahre alt geworden und habe diesen Fußball geschenkt bekommen.« Er grinste stolz und setzte fort: »Ich wohne ganz oben im 3. Stock mit meinen Eltern.«

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: pixabay - Public Domain
Tag der Veröffentlichung: 19.12.2013
ISBN: 978-3-7368-6598-3

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