Hallo meine Lieben!
Dies ist eines meiner neuesten Bücher, welches ich auch im Moment versuche öfter fortzusetzten. Wenn ihr wissen wollt, wann es hier immer weitergeht, dann schickt mir einfach eine Freundschaftsanfrage, da ich immer eine Nachricht an alle meine Bookrixkontakte verschicke!
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe euch gefällt das, was mein Gehirn produziert hat.
Liebe Grüße,
Eure Phoebe
Dankeschön
Die letzten Tage war er so seltsam gewesen. Er schaute nicht mehr so glücklich und war generell nicht mehr so fröhlich wie sonst. So ruhig und anders.
„Dy? Was hast du denn?“ fragte ich zum wiederholtem Male. Nur ich nannte ihn so.
„Nichts.“ Bekam ich wieder zur Antwort. Gezwungen lächelte mich der Junge an, in dem ich mich schon jetzt mit meinen 7 Jahren total verliebt hatte.
„Komm, lass uns König der Löwen gucken.“ Sagte er zu mir. Das war mein Lieblingsfilm und er wusste das. Es machte mich immer so glücklich, wenn er daran dachte. Freudestrahlend ging ich ihm hinterher und Dy machte den Film an. Schon erklang die Titelmusik und ich machte es mir zwischen den Kissen auf dem Bett gemütlich. Dy legte sich zu mir, lächelte mich an und legte seinen Arm um meine Schultern. Diese Momente liebte ich, denn er war total süß. Ich wusste nicht, ob er mich auch so sehr mochte wie ich ihn, aber das war auch nicht so wichtig. So lange wir die besten Freunde waren und viel Zeit zusammen verbrachten, war ich glücklich.
Der Film war zu Ende und ich wusste was das hieß. Es war 8 Uhr abends. Er musste nachhause. Und auch wenn ich ihn morgen wiedersehen würde, um Hausaufgaben zusammen zu machen und irgendwelchen Blödsinn zu fabrizieren, wurde ich immer traurig, wenn er nachhause lief. Ich brachte ihn zur Tür.
„Dann bis… morgen, Mary.“ Sagte er leise und drückte mich an sich und es fühlte sich so… anders an. Nicht so warm und schön wie sonst, eher traurig, wie ein Abschied. Keine Ahnung, wieso es sich so anfühlte. Vielleicht war dies ja ein Hinweis auf das Bevorstehende.
„Ja, bis morgen.“ Nuschelte ich an seiner Brust. Dann ließ er mich los, drehte sich um und ging aus der Tür. Ich schaute ihm nach und kurz blickte er mich nochmal an und sein Blick war so traurig und verletzt, dass ich schon fast losrennen und fragen wollte, was los ist. Jedoch ließ ich es, nahm es so hin und schloss die Tür als er abbog.
Hätte ich da gewusst, dass ich ihn da das letzte Mal sah, hätte ich ihn niemals losgehen lassen.
„Marina! Bist du soweit?“ rief meine Mutter von unten. Ich war gerade noch beim Bekämpfen meiner Haare und sie hatte ernsthaft Hoffnung, dass ich schon fertig war. Na den Enthusiasmus wollte ich auch mal haben.
„Wir haben noch 5 Minuten verdammt!“ brüllte ich und arbeitete weiter an meinen schönen langen roten Wellen, welche momentan alles andere als schön waren. Sie wollte mich unbedingt mit Jemandem bekanntmachen. Ich hoffte ja sehr für sie, dass das kein Verkuppelungsversuch war, denn sonst würde ich sie killen. Nur weil ich seit 2 Jahren keinen Freund mehr hatte, hieß das ja nicht gleich, dass ich allein sterben würde. Immerhin war ich jetzt süße 19 und befand mich in meinem Studium. Da hatte man halt kaum Zeit für so etwas, außer in den gerade begonnenen Semesterferien. Aber das verstand meine liebste Mutter nicht und plagte mich ständig mit Fragen, ob ich denn jemanden hätte. In solchen Momenten fragte ich mich dann auch immer, wieso ich sie für so lange Zeit besuchte. Gerade hätte ich nämlich echt lieber in meiner Wohnung gesessen und gelernt oder gezeichnet, anstatt mich mit meiner Mum rumzuschlagen und keine Ahnung zu haben was sie vorhatte.
Endlich hatte ich meine Haare im Griff und blickte stolz in mein fertiges Spiegelbild. Einige Strähnen nach hinten gesteckt, flossen meine taillenlangen, feuerroten Haare über meine Brust und Rücken. Mein durchgehender Pony war endlich ordentlich an seinem Platz und meine grünen mit braunen Tupfern übersäten Augen waren von langen, dichten Wimpern umrundet. Eyeliner, etwas Rouge, leichte Sommersprossen und volle, leicht rote Lippen rundeten das Gesamtbild ab. Mit meinen 1,70m ließ sich meine schlanke, aber kurvige Figur in einem schlichten knielangen, dunkelblauen Kleid zeigen.
„Kommst du jetzt endlich!“ hörte ich Mum wieder.
„Ja, bleib mal auf dem Teppich!“ rief ich zurück und begab mich genervt nach unten. Warum war ihr das bloß so wichtig? Sie hatte gewollt, dass ich mich herausputze, aber sagte mir nicht wen wir treffen würden. Das kotzte mich regelrecht an. Warum machte sie da so ein Geheimnis draus?
Als ich die letzte Treppenstufe erreichte, stand da auch schon meine Mutter. Arme verschränkt, mit den Fuß garstig auftippend und ein ‚Wegen dir kommen wir jetzt zu spät‘- Blick begrüßten mich. Ich lächelte ganz leicht und hoffte sie würde nicht gleich an die Decke gehen.
„Du bist auch der einzige Mensch, der erst 10 Minuten vorher auf die Idee kommt sich fertig zu machen!“ herrschte sie mich an und verschwand aus der Tür. Ja was sollte man da sagen? Ich war etwas vergesslich. Sogar wenn man mich jeden Tag tausendmal an das Thema und Datum erinnerte. Ich lief ihr nach und stieg ins Auto. Wortlos startete Mum den Wagen und fuhr runter in die Stadt.
„Und bitte, bitte bekomm keinen zu großen Jubelanfall.“ Meinte sie nach einigen Minuten der Stille. Einen Jubelanfall? Kannte ich denjenigen etwa schon? Oder war es jemand prominentes?
„Man Mum das ist echt unfair! Du sprichst in Rätseln und machst mich immer neugieriger! Dann sag doch lieber gar nichts, außer, dass wir essen gehen.“ zickte ich. Das machte ich schließlich auch nicht mit ihr, also.
„Ach ja neugierig warst du ja schon immer, Liebes.“ Trällerte sie fröhlich und mich fasste halb der Wahnsinn. Ihre Laune wechselte ja sekündlich!
Endlich waren wir da und Mum hüpfte nur so aus dem Auto. Immer verwunderter über ihr Verhalten lief ich ihr nach. Wir gingen in ein teures, italienisches Restaurant. Halt! Nein! Sie wollte mich doch verkuppeln! Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Na der würde ich eine Show geben und dem Typen den sie für mich angeschleppt hatte, erst recht! Extrem wütend ging ich ihr nach und sie trällerte immer noch fröhlich vor sich hin, nachdem sie dem Ober die Reservierungsnummer genannt hatte. 'Dir wird die Freude schon noch vergehen', dachte ich mir.
„Ah! Da sind sie!“ schrie sie aufgeregt und zog mich an den Arm zu einem Tisch, wo ein Typ in meinem Alter und eine Frau -die etwas älter als Mum aussah- saßen. Irgendwoher kam mir die Dame bekannt vor. Quietschend und schreiend umarmte meine Mutter die Frau und ich musterte derweil den Typen, der die beiden etwas schockiert ansah. Verständlich.
Er sah echt gut aus. Blondes wirres Haar, dunkle braune Augen, wo ich altbekannte blaue Farbspritzer drin zu sehen glaubte, feine Lippen, perfekte Wangenknochen und ein breites Kreuz, welches verriet, dass sich unter seinem Aufzug gut trainierte Muskeln verstecken mussten. Auch wenn er saß, schien er sehr groß zu sein. Als er merkte wie ich ihn anstarrte, stand er auf um mich mit einem traumhaften Lächeln zu begrüßen. Und ich hatte recht, er war groß. Mindestens einen Kopf überragte er mich. Seine stählernen Augen hielten kurzzeitig meine fest, bis mir seine Hand zwischen uns auffiel. Sollte ich sie echt annehmen? Das war doch alles ein fauler Trick meiner Mutter um mich zu verkuppeln! Bestimmt war die andere Frau eine Arbeitskollegin von ihr und sie hatten darüber gesprochen wie einsam ihre Kinder doch waren. Demonstrativ verschränkte ich die Arme und ließ mich auf einen der Stühle fallen. Der Typ tat es mir gleich und setzte sich mir gegenüber. Er schien etwas verwirrt über meine Reaktion und auch etwas verärgert. Warum auch immer er verärgert war, mich sollte das nicht interessieren. Ginge es nach mir, wäre ich erst gar nicht hergekommen, von daher. Ich wartete lediglich darauf, dass die beiden Schnattertanten 2 Meter neben uns, aufhörten wie kleine Kinder herum zu hopsen und herum zu kreischen.
„Begrüßt man so also alte Bekannte, Mary?“ kam es da von dem heißen Typen und perplex ruckte ich meinen Kopf in seine Richtung. Er kannte die Kurzform meines Namens?!
„Alte Bekannte?“ wer war er? Ich konnte mich nicht daran erinnern ihn schon einmal gesehen zu haben. Und um mal ehrlich zu sein: so einen gutaussehenden Mann wie ihn, würde keine Frau so schnell vergessen. Das war die Sorte Mann, über die man noch mit der besten Freundin schwärmte, weil er einfach zu verboten gut aussah.
„Dylan O'Connor. Vielleicht sagt dir das ja noch etwas.“ Er zuckte die Schultern und guckte weiter gespannt in mein Gesicht als erwarte er eine Glühbirne über meinen Kopf. Erschrocken blickte ich ihn an. Ich war wie erstarrt.
Nein.
Das konnte nicht sein. Ich kannte nur einen Dylan und der war meine frühere Sandkastenliebe gewesen. Ich war damals 7 und er 10, als seine Familie mit ihm wegzog. Meine Mum und seine waren damals beste Freundinnen gewesen, weswegen wir uns schon seit meiner Geburt kannten. Damals hatte er sich nicht mal verabschiedet, obwohl er schon lange gewusst hatte, dass sie umziehen würden. Jeder wusste Bescheid, nur mir hatte keiner was sagen wollen. Deswegen hatte ich auch angefangen die Gedanken an ihm, meine erste Kindergartenliebe, zu verdrängen. Ja, auch schon bei kleinen Kindern gab es manchmal große Gefühle. Zumindest war es bei mir so gewesen. Doch die hatte er nie bemerkt, ist eines Tages mir nichts dir nichts verschwunden und ich stand todtraurig da und hatte es nie verstanden, wieso ich es nicht früher erfahren durfte, dass sie weggingen. Dies war nun schon 12 Jahre her und ich war erwachsen, aber trotzdem machte es mich auf eine unerklärliche Weise wütend und traurig. Vielleicht überreagierte ich nun, aber damals als Kind war es schwer damit klar zu kommen, dass der beste Freund einfach weg war.
Hasserfüllt blickte ich ihn an.
„Dy.“ Flüsterte ich und wollte gerade zu einem Satz ansetzen, da kamen die Wildhühner zu uns.
„Na? Und freust du dich Dylan wiederzusehen, Liebes?“ fragte meine Mutter und lächelte ihn an. Dylan musterte mich, wahrscheinlich um daraus schlau zu werden was ich dachte.
„Oh ja, ich würde ihn am liebsten vor Freude erdrücken.“ Gab ich sarkastisch zur Antwort und ließ dabei die ganze Zeit meine Augen auf seinem Gesicht. Er schien allmählich zu kapieren, denn er sah mich plötzlich so traurig an als würde es ihm leidtun. 'Hättest mich einfach mal damals einweihen sollen du heißes Arschloch!'
„Und du Dylan? Aus Marina ist doch eine echt hübsche junge Dame geworden, oder?“ fragte seine Mum und ich wurde rot. Oh Gott warum sagte sie so etwas? Das war doch etwas sehr peinlich das so zu formulieren. Doch viel wichtiger war Dylans Antwort.
„Also zu früher mit ihren zwei Zöpfchen und ihren Zahnlücken, sieht sie echt atemberaubend aus. Auch wenn sie früher schon echt süß war.“ er beugte sich etwas zu mir und lächelte mich an. Ich kniff die Augen zusammen und wurde wieder rot. So ein Mist.
„Immerhin hab ich mich äußerlich sehr verändert und das zum Gutem im Gegensatz zu dir. Du bist nur gewachsen, die verwuschelte Frisur und das doofe Grinsen ist geblieben.“ Teuflisch wie es nur ging, lächelte ich zurück. Wie hieß es so schön? Wie du mir, so ich dir? Ja, so war das. Also Dylan, das war nicht der letzte fiese Spruch für heute Abend. Denn ich war extrem wütend, superextrem.
„Ach Liebes, was hast du denn, sei doch nicht so.“ sagte meine Mum zu mir und sogleich erntete sie einen vernichtenden Blick meinerseits. Meine Sandkastenliebe schien amüsiert, denn er lachte leise. Da wanderte der vernichtende Blick zu ihm. Seine Mutter, ihr Name war Jeanette, blickte meine vieldeutend an und wirkte als hätte sie etwas vor. Ach nö, was kam denn jetzt? Ich hatte eine leichte Vorahnung, aber wollte erst einmal abwarten. Schließlich hatte ich noch Hoffnung, dass meine Mutter doch nicht der Teufel persönlich war. Jedoch belehrte sie mich eines besseren mit ihrer nächstes Aussage.
„So… wir lassen euch jetzt mal allein.“ NEIN! Nicht mit dem Idioten aus meiner Kindheit! Das konnten sie nicht machen. Sie war wirklich der Teufel und seine Mum auch! Ich hatte doch gewusst, dass so was kam! Er lächelte. Na toll, das war also geplant gewesen. Die 3 steckten tatsächlich unter einer Decke. Zum Verrückt werden war das! Gerötet verschränkte ich wieder die Arme und sagte nichts. Blickte einfach finster in die Runde und wartete auf die nächste Verschwörung oder eine Rettung, je nachdem, ob ich noch positiv oder negativ war, das konnte ich gerade nicht entscheiden.
„Also genießt das Essen. Ihr habt euch sicher eine Menge zu erzählen.“ Damit standen unsere Mütter lächelnd auf und am liebsten hätte ich Mum dafür angefallen, dass sie mir das antat. Ich war verdammt. Oh ja! So etwas jemandem anzutun war nur für Verdammte bestimmt. Sie wusste ganz genau, wie schlimm es mir damals ergangen war und trotzdem tat sie das jetzt. Wahrscheinlich dachte sie es würde mich freuen, aber nein, das tat es eben nicht!
„Einen schönen Abend noch.“ Sagte Jeanette und lächelte uns an. Gezwungen gab ich ein kleines Lächeln zurück. Dann waren sie auch schon aus der Tür des Restaurants verschwunden. Ich starrte Dylan wütend an. So als wäre nichts grinste er mich an und steckte seine Nase in die Speisekarte. Nach einiger Zeit sagte er etwas.
„Und was möchtest du?“
„Nicht mit dir essen.“ Gab ich genervt zur Antwort. Wieder huschte Verwunderung über sein Gesicht und er erinnerte sich anscheinend an vorhin.
„Mary…“ begann er.
„Nein.“ meinte ich nur und stand auf. 'Du dachtest doch nicht ernsthaft ich würde das so einfach hinnehmen und auf „Ahh bin ich happy dich wiederzusehen“ zu machen, oder? Mich konnte man nicht mehr als naives Kind betrachten, die Zeiten waren vorbei, Süßer.' Ich ging an ihm vorbei und lief Richtung Ausgang. Draußen angekommen, überlegte ich. Na klasse, ein Auto hatte ich nicht hier und ein Bus oder eine Bahn fuhr auch nicht. Das hieß dann wohl spazieren gehen. Sehr lange spazieren gehen.
Entschlossen trat ich also meine 1stündige Reise an, bis mich nach 2 Metern eine Hand aufhielt. Mensch, war ich weit gekommen. Ich drehte mich um und natürlich war es niemand geringeres als Dylan, der mich festhielt. Sofort schaute ich wieder hasserfüllt in sein Gesicht und wollte mich losreißen, doch er hielt mich eisern fest.
„Jetzt warte doch mal, Mary!“ brachte er hervor und sah total verletzt aus. Ich blieb stehen. Naja vielleicht könnte man ihm ja kurz zuhören. aber auch nur, weil ich eine herzensgute Person war, das hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er gerade echt süß aussah, ja!
„Wasn?“ fragte ich so trotzig es ging. Er verdrehte die Augen, ich machte ihn nach.
„Man Mary!“ sagte er verzweifelt.
„Man Dylan!“ ich kicherte. Trieben wir ihn einfach mal zur Weißglut. Das würde er schon verkraften, schließlich musste ich mich ja langsam aber sicher rächen wenn ich ihn ab jetzt wieder an der Backe hatte. Meine arme Pobacke! Was hatte sie nur getan?! Keine Ahnung, aber ich würde für sie Rache nehmen.
„Du, das ist jetzt gar nicht lustig, ich will dir was Ernstes sagen.“
„Du, das ist jetzt gar nicht lustig, na na na!!“ ahmte ich ihn wieder nach. Sein Gesicht veränderte sich. Die Verzweiflung bekam Gesellschaft von der Genervtheit. 'Na Verzweiflung auch wegen Mary hier? Ja, Genervtheit, das wird wohl nicht nur bei uns beiden bleiben'. Ja, ich wusste was Dylans Gefühle zueinander sagten. Ich war Gott! Okay nein, war ich nicht, aber fast.
„Mary.“ Okay, die Genervtheit nahm Überhand.
„Ma-„ und schon wurde das Wiederholen meines Namens erstickt. Seine Lippen lagen innerhalb eines Sekundenbruchteils auf meinen und ich war unfähig mich zu bewegen. Was zum..? Passierte das gerade wirklich? Allen ernstes?
Blöde Frage, natürlich war es echt. Träumen würde ich das sicher nie wieder. Dylan küsste mich und das nur weil ich ihn genervt habe. Also das dachte ich zumindest. Doch auch wenn ich ihn mit meinem Nachahmen genervt hatte, war das noch lange kein Grund mich mal eben zu küssen. Leider und das musste ja sein, war ich zu einer Eissäule erstarrt, was so viel hieß wie: Ich konnte mich auf Grund einiger bestimmten Lippen nicht bewegen, da sie mich festhielten wie ein Käfig, nur, dass es schöner war als einer.
Als ich klein war, hätte ich dieses Gefühl zu gern gehabt. Ja, ich wollte ihn damals natürlich küssen. So wie die Prinzessin und ihren Prinzen. Jeder Traum eines kleinen Mädchens eben.
Und man ich musste sagen, dieses Gefühl war so unglaublich. Wie ein wunderschöner Sturm brauste es durch mich hindurch und riss mich fast mit. Dazu kamen noch tausende von Schmetterlingen, so als würden gerade all die Gefühle aus meiner Kindheit eine Party in meinem Bauch veranstalten. Ich hatte echt keine Ahnung wie ein Kuss so etwas in mir auslösen konnte, denn schließlich hatte ich schon andere geküsst, aber es war noch nie so intensiv wie in diesem Moment. Noch immer erstarrt, ließ ich den Kuss zu, schloss meine Augen um es zu genießen. Klar war, dass ich ihn somit erwiderte und das merkte auch Dylan. Er nahm seine Arme um mich und zog mich so dicht an sich wie es nur ging. Kurz darauf aber löste er sich von mir und blickte mich an als wäre ihm wieder eingefallen, was er mir eigentlich gerade noch sagen wollte.
„Mary.“ Hörte ich ihn sagen und da stieß mir die Hitze in die Wangen.
„Ich. Warte. Darf ich jetzt sagen was ich sagen wollte oder muss ich dich nochmal küssen?“ fragte er. Am liebsten hätte ich gewollt, dass er mich nochmal küsste, um diese unglaublichen Gefühle nochmal zu haben, aber das würde ich natürlich nicht sagen, also entschied ich mich fürs zuhören.
„Ich hör dir zu.“ Er ließ mich los und blickte mich abwartend an bevor er anfing. Ich verschränkte die Arme und zeigte somit, dass ich immer noch sauer war. Nur weil er mich geküsst hatte und sonst was für alte Gefühle in mir aufkamen, hieß das noch lange nicht, dass ich ihm jetzt verfallen war oder so. Was für ein Blödsinn. Auch wenn das vielleicht stur und zickig war, ich konnte das nicht einfach hinnehmen.
„Mary, ich kann verstehen warum du sauer bist. Ich wäre es auch. Aber du musst verstehen, hätte ich als dein damaliger bester Freund, dir gesagt, dass ich wegziehe und wir uns womöglich nie wiedersehen, dann hättest du dich wahrscheinlich an mich geklammert und hättest mich auf keinen Fall gehen lassen, oder? Schließlich haben wir jeden Tag was zusammen gemacht und so wäre es nur schwerer gewesen. Ich hielt es damals für besser. Abschiede sind viel schwerer und schlimmer.“
„Ich war am Boden zerstört, Dylan. Denn du warst mein bester Freund und als du weg warst, war ich so schrecklich allein. Das war als Kind erst recht hart.“ Sagte ich daraufhin.
„Es tut mir leid. Aber ich konnte nichts dafür, dass mein Dad woanders eine bessere Arbeit gefunden hatte. Ich kann mir vorstellen, dass du verletzt warst, ich war schließlich auch traurig, weil du mir wirklich gefehlt hast. Aber das waren Kindertage, die hatten doch nur mit Freundschaft zu tun. Da war doch nichts mit großen Gefühlen, die du aufgeben musstest, oder? Schließlich waren wir nur kleine Kinder. Oder nicht?“ fragte er und sah mich gespannt an. Erschrocken merkte ich, dass meine damalige Vermutung richtig gewesen war. Ich war nur verliebt in ihn gewesen, er nie in mich. Also musste ich lügen.
„Nein. da waren keine Gefühle. Ich habe nur einen sehr wichtigen Menschen nicht mehr bei mir gehabt und hab auch danach nichts mehr von ihm gehört. Das hatte mich getroffen. Nichts, rein gar nichts war da mit irgendwelchen Liebesgefühlen verbunden, genauso wie heute.“ Das versetzte mir einen noch größeren Stich. Ich hatte mich gerade selbst belogen und das wusste ich, aber ich musste das sagen, denn sonst würde ich nur noch größere Schmerzen der Abweisung ertragen müssen.
„Okay.“ Meinte er leise und blickte mich mit traurigen Augen an. Warum? Warum sah er so traurig aus? Ich hatte keinen blassen Schimmer. Ich schätze mal einfach es tat ihm leid, dass er mich im Stich gelassen hatte.
„Ich hab eine Frage.“ Sagte ich und war echt gespannt auf seine Antwort. Ich bin mir sicher ihr wisst worauf ich hinaus will.
„Ja?“ „Warum hast du mich gerade geküsst?“ kam es von mir. Er blickte mich kurz ertappt an um sogleich ein Pokerface aufzusetzen.
„Spielt das eine große Rolle?“ er grinste leicht.
„Ne, überhaupt nicht du Depp! Ist ja nicht so, dass man hätte fragen können, nein. Ich renne auch durch die Gegend und knutsche irgendwelche wildfre-“ „Ich muss dich also immer erst fragen, wenn ich dich küssen will?“ seine Augen weiteten sich.
„Wie? Du willst das öfter machen?“ der hatte sie doch nicht mehr alle. Was war mit ihm los? Hat man ihn gegen eine Wand geklatscht? Wahrscheinlich. Keine Gefühle für mich haben, aber mich andauernd küssen, oder was? Nicht, dass ich wollte, dass er Gefühle für mich hatte, nein, es ging ums Prinzip! Dass er meiner Frage ausgewichen war, war mir durchaus bewusst, aber ich würde auch erst einmal nicht nochmal fragen.
„Wer weiß..“ sagte er in einer geheimnisvollen Stimme und spielte mit einer Strähne meines Haars. Mein Herz fing laut an zu pochen und ich musste mich beherrschen nicht rot zu werden. Man, der brachte mich hier total durcheinander. Erst mich küssen, dann traurig sein und jetzt auf gut gelaunt machen? Hatte er Drogen genommen? Ganz bestimmt! Anders ließ sich das nicht erklären.
Weiterhin spielte er mit meiner Strähne und das begann mir tierisch auf die Nerven zu gehen.
„Aus!“ ich zuckte zurück, so dass er sie nicht mehr halten konnte. „Und jetzt fahr mich nachhause!“ meinte ich als er mich verdutzt ansah.
„Ich bin kein Hund.“ „Doch ab jetzt schon!“ er verdrehte die Augen und lachte leise. „Lachst du mich aus?“ fragte ich und verengte meine Augen zu Schlitzen. Er kam mir viel zu gut gelaunt vor nach einem so ernsten Gespräch.. der plante etwas! Nein, das war keine Paranoia, nur gute Menschenkenntnis... vielleicht.
Dylan schüttelte den Kopf und kam mir plötzlich bedrohlich nahe. Sagte ich doch, da war Böses im Busch! Meerjungfraumann, Blaubarsch- halt dafür war ich allmählich doch zu alt. Anscheinend kamen nicht nur meine Gefühle wieder, sondern auch das was ich aus meiner Kindheit toll fand. Klasse. Dylan, ich hoffe sehr für dich, dass du bald wieder weg bist, denn das halte ich, weiß Gott, nicht lange aus mein Lieber.
„Ich bin also dein Hund?“ vergnügt lächelte er mich an.
„Ja!... und ich fühl mich langsam wie in einem Horrorfilm.“ er kam noch näher und flüsterte mir etwas zu „Brauchst du nicht, Marysüße.“ und mit diesem Satz wirbelte er mich auf seine Arme und lief los, fragt mich nicht wohin, das war gerade auch völlig egal, denn der Typ hier hatte mal mega eins an der Waffel. Ich glaube, er hatte einen Hormonüberschuss, oder Arroganzanfälle oder war einfach lebensmüde oder eben alles zusammen.
Ich blieb eine Weile still, bis ich mich innerlich zu ende aufgeregt hatte, um dann loszulegen. „Sag mal, Dylahaaan?“ ich zog sein Namen extra in die Länge damit er merkte, wie sauer ich eigentlich war und dass er noch 2 Sekunden hatte um mich runter zu lassen, ansonsten würde ich sehr ungemütlich werden.
„Ja?“ er grinste mir ins Gesicht. „Du hast nicht vor mich runter zu lassen, oder?“
„Ganz richtig.“
„Du weißt aber schon was passiert, wenn du mich nicht runter lässt.“
„Jap. Aber wenn du nicht nochmal geküsst werden willst, solltest du das lassen.“ Mist! Ich wollte gerade zum schreien ansetzen. Nun aber blieb ich brav wo ich war, verschränkte meine Arme und überlegte ihn einfach zu hauen, entschied mich aber schnell dagegen, als mir klar wurde, dass er mich deswegen wahrscheinlich auch küssen würde. Also blickte ich ihn einfach nur verbissen und absolut entnervt an. Er wiederum musste natürlich wieder so charmant lächeln wie es nur ging. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich heiße, wunderschöne Kerle hasste? Die hatten immer den Vorteil, dass sie einfach so gut aussahen und das auch wohl wissend ausnutzten. Denen konnte man nie lange böse sein. Aber diesmal nicht mit mir. Ich würde nicht nachgeben, kein Stück. Ganz gleich wie süß Dylan O'Connor auch sein mag und konnte. Dafür hatte er nämlich einen zu großen Nachteil und das war unsere gemeinsame Vergangenheit!
Tag der Veröffentlichung: 28.08.2013
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