Freiheit
Ich war mal wieder mit meinen Gedanken pausenlos überfordert, ja das war ich. Deshalb beschloss ich mir mein Brett zu schnappen und in das Meer hinaus zu paddeln, ganz weit weg. Von allem, was mir zu viel wurde.
Genau da draußen konnte ich meine Gedanken einfach so in Luft auflösen.
Erst als mein Gefühl mir sagte das ich weit genug draußen war, bemerkte ich das ich schon hinter der Sandbank war. Ich setzte mich auf mein Brett und wartete. Auf was?
Ich wusste es jetzt noch nicht, aber wenn es da sein und passieren wird, dann wusste ich das es genau so richtig war.
Mein Blick ging zum Horizont, so groß und so weit weg. Wir leben in einer so riesigen Welt und jeder hat seine großen Probleme mit sich zu tragen. Man muss sie los werden und es ist egal wie, die Hauptsache ist, sie sind nicht mehr da!
Sondern jetzt, im Moment, ganz weit weg. Von mir
.
Als meine Augen sich zum Himmel richteten, sah ich die unendliche Ferne. Alles war so weit weg, doch aber sogleich ganz nah. Hier fühle ich mich wohl. Der hellblaue Himmel der am Horizont in ein tiefes dunkles Blau überging. Die Farbe des Meeres sollte mir eigentlich Angst machen, da sie so Dunkel war, aber es war nur so Dunkel in der Ferne, am Horizont, eben ganz weit weg von mir. Hier direkt unter mir, war alles ganz klar. Ich konnte auf den Grund sehen. Meine Hände fuhren immer wieder hin und her im Wasser. Es war so klar, doch sogleich so kräftig und fühlbar.
Und da schloss ich die Augen, nahm eine tiefe Briese vom salzigen Geschmack in der Luft wahr und merkte die Kraft vom Wasser unter mir. Mein Kopf war leer. Ich sollte eher sagen befreit, vom Stress, von den Sorgen und alles andere an Problemen. Ohne Nachzudenken legte ich mich auf mein Brett und paddelte ganz leicht los. Ich machte meine Augen auf und merkte wie sich unter mir eine Welle aufbaute. Dieser leichte Druck, der mich empor hob und mich praktisch mit sich trug.
Genau das war es. Zu spüren, wie doch so etwas Klares und vollkommen harmloses sich plötzlich zu so etwas Kräftigem und Ausdrucksstarkem Gefühl ausbaute. Die Sekunden vergingen ganz langsam und ich stand auf als die Welle zum brechen anfing. Sie fiel sozusagen einfach in sich zusammen, direkt hinter mir, als hätte ich sie kontrolliert und es ihr befohlen. Ich surfte mit der Kante. Ganz scharf und doch geschmeidig. Ich wusste genau was ich hier machte, mit jeder Bewegung, ohne darüber vorher Nachdenken zu müssen. Meine Hand streifte seitlich das Wasser und das Adrenalin schoss in meinen Körper.
Mich fasziniert jedes mal dieses Gefühl unter meinen Füßen. Das Wasser war wie ein weicher Boden, der leicht nachgibt, wenn man sich darauf stellte, doch dann kam noch die Geschwindigkeit dazu. Wie der Wind einem entgegen bläst, als ob er dich nur Aufhalten will, doch ich weiß jedes mal aufs neue: ich kann und schaff das!
Es fühlt sich wunderschön an, nicht zu fallen und die Welle auszusurfen. Einfach als wär man frei
. Wie ein Vogel der gerade erst fliegen lernt. Frei
von allen Sorgen und Ängsten. Als würde die Welt stillstehen und mich hier zufällig vergessen und übersehen haben. Obwohl ich hier im Meer nicht alleine war, dachte ich es. Ich fühlte mich nicht alleine, aber wollte alleine sein. Hier war ich einfach nur da!
Frei von dem was ich jetzt nicht gebrauchen konnte. Mein Kopf war frei von allem. Ich war wie konzentriert auf die Wellen, dem Horizont und dem Himmel, die mich umgaben.
Genau hier war ich doch so groß, stark, nicht zerbrechlich und vor allem konnte ich hier machen was ich wollte und wie ich es wollte. Ich spürte meine Energie, durch das Adrenalin, obwohl ich mich jeden Abend so schwach fühlte, bevor ich müde ins Bett fiel. Spürte den Kampfgeist in mir, der so oft im Alltag nachließ und gar nicht da war. Spürte das die Welt doch so groß war, das meine Probleme mir jedes mal doch noch so winzig vorkamen. So klein das ich alles in diesem einem Moment vergessen konnte. Egal was für Probleme und Sorgen mich hier jedes mal raus treibten. Wenn es nur eine Geldsorge war, mich von jemanden Verlassen fühlte, oder mich einfach nur der Stress von der Arbeit und dem Alltag einholte. Hier war ich frei
. Das werd ich hier immer
sein. Jeder braucht das Gefühl von Freiheit. Irgendwo
. Ich hatte es gefunden. Nach langem Suchen… endlich!
Tag der Veröffentlichung: 17.06.2009
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