Zoé:
Die Kutschen biegen um die Kurve und ich kann das imposante Schloss vor mir sehen. Ich bin nun schon im 5. Jahr, trotzdem beeindruckt mich Hogwarts immer wieder. Die Türme ragen wie ein spitzer Dorn in den sternenübersäten Nachthimmel, die unzähligen Fenster sind einladen erleuchtet und der See neben uns glitzert geheimnisvoll im Mondlicht.
Mich beeindruckt wirklich nicht viel im Leben. Meine Eltern sind ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Ich bin total reinblütig. Meine Mutter, Hexe, arbeitet im Zaubereiministerium als Richterin, mein Vater, Zauberer, arbeitet zwar auch dort, aber in der Abteilung für gesuchte Personen und Leute, die etwas verbrochen haben. Sie konnten sich nicht viel um mich kümmern, da sie beide sehr an ihren Berufen hängen. So bin ich auf Hogwarts gelandet.
Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie ich an meinem elften Geburtstag die Eule mit dem Brief von Hogwarts erhalten habe. Da ich wusste, wie das alles abläuft, habe ich den ganzen Tag auf ihn gewartet, bis er am späten Abend endlich kam. Die Eule war in einen Kampf zwischen zwei Falken geraten und hatte deshalb eine Verspätung gehabt.
Und ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal das Schloss gesehen habe. Richtig, nicht auf Bildern. Es sah genauso aus wie jetzt, nur dass wir damals auf Booten über den See gefahren sind, mit einem gewaltigen Mann namens Hagrid, heute rollen wir in der Kutsche den Weg nach oben.
„Zoé?“
Meine beste Freundin Ally wirft mir einen fragenden Blick zu. „Alles okay bei dir?“
Ich lächele sie an. „Natürlich!“
„Freust du dich auch schon so, wieder hier zu sein?“ Sie wirkt aufgeregt.
„Jedes Jahr dasselbe - die Angst vor den Ferien, und dann die Freude, wieder zur Schule gehen zu dürfen. Schon seltsam.“, murmele ich in Gedanken versunken vor mich hin.
Ally wirkt bekümmert. „Ist es so schlimm?“
„Ja“, sage ich, grinse sie dabei aber aufmunternd an.
Die Verteilung der Schüler auf die vier Häuser interessiert mich schon lange nicht mehr. Ich bin, auch wenn ich das nicht immer nachvollziehen kann, in Gryffindor gelandet. Genauso wie Ally und Katy. Meine beiden besten Freundinnen.
Ich sitze an meinem Stammplatz in der großen Halle und beobachte die anderen Schüler ebenso, wie diese es mit mir tun. Ich bin eines der beliebtesten Mädchen der Schule, intelligent, hübsch, listig und mutig. Eine kleine Diva. Und ich bin stolz darauf. Mit meinen schwarzen Locken und den grünen Augen, die manchmal an die einer Katze erinnern, bin ich ein Mädchen, das es nicht häufig gibt. Schwarze Haare und grüne Augen sind selten. Und sie machen mich zu etwas Besonderem.
Ich erwidere teilweise die schüchternen Lächeln mit einem leichten Heben meiner Mundwinkel und wende mich dann wieder an Ally und Katy.
„Irgendwelche interessanten Neuigkeiten?“
„Nein“, antwortet Katy bedauernd. „Obwohl, etwas, das dir vielleicht gefallen wird...“
Ich fordere sie mit einem schnellen „Was?“ dazu auf, weiter zu sprechen.
„Schau dir den Tisch der Slytherins an. Draco Malfoy sieht die ganze Zeit zu dir herüber - hattet ihr was in den Ferien?
Ich starre sie entgeistert an. „Mit Draco? Nein, sicher nicht.“
„Dann ist ihm vielleicht über die Ferien etwas klar geworden“, grinst Ally.
Ich stupse sie etwas unsanft in die Seite. „Ally!“
Doch sie grinst nur und widmet sich wieder ihrem Essen.
Ich will gerade eine der Treppen zum Gryffindor - Gemeinschaftsraum hinaufgehen, als mich eine Hand an meinem Umhang zurückhält. Ich drehe mich rasch um und durchbohre den Störenden mit einem eiskalten Blick.
„Was willst du?!“
Meine Worte sind genauso scharf wie mein Blick. Der soll sich jetzt bloß keine Hoffnungen machen.
„Zoé“, säuselt Draco und zieht mich am Arm die Treppe hinauf.
„Ich habe dich gefragt, was du von mir willst!“
„Hey, alles gut, ich bin’s nur.“
Ich schnaube. Als ob mich das auch nur ein bisschen beruhigen würde - das putscht mich eher noch mehr auf. Ich hasse Draco, und bis zu dem heutigen Tag habe ich auch gedacht, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.
„Hast du kurz Zeit?“, lenkt Draco ein. Ally und Katy, die mir ein Stück vorausgegangen sind, werfen mir vom oberen Absatz der Treppe einen wissenden Blick zu. Ich strecke ihnen die Zunge heraus und folge Draco in einen ruhigen und leeren Gang.
Ich mustere ihn kritisch, während ich die linke Augenbraue gekonnt in die Höhe ziehe.
„Zum dritten Mal. Was willst du von mir?“ Ich kann nicht verhindern, dass sich ein zickiger Ton in meine Stimme schleicht. Aber so sehr stört mich das auch gar nicht, er soll ruhig merken, dass er mich nervt.
„Zoé, ich will mich einfach mal mit dir unterhalten. So von Reinblut zu Reinblut.“
Haha. Klar. Er will sich nur mit mir unterhalten. Garantiert doch. Er hat die letzten paar Jahre genug Gelegenheit dazu gehabt und sie doch nie genutzt, wieso soll er es dann jetzt tun?
Als ich nichts antworte, fängt er wieder an zu reden: „Wir haben die ganzen letzten Jahre nicht miteinander geredet, ich weiß, und das war ein Fehler.“ Er macht eine kurze Pause, in der ich ihn perplex anstarre, und fährt dann fort. „Aber glücklicherweise habe ich den Grund dafür nochmal überdacht und festgestellt, dass es gar keinen gibt.“
Ähm doch - wir hassen uns. Ist das nicht Grund genug?
Da ich schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt habe und er eine Reaktion meinerseits zu erwarten scheint, öffne ich meinen Mund und bringe ein „Aha“ heraus.
Er scheint die Situation so zu interpretieren, dass ich vor lauter Staunen über seine Gunst nichts weiter sagen kann, denn er beugt sich vor und flüstert mit den Lippen nahe an meinem Ohr: „Aber wo ich das jetzt gemerkt habe, lässt sich das ja ändern...“
Ich weiche vor ihm zurück, bis ich die kahle Wand in meinem Rücken spüre. Dummerweise folgt er mir und noch weiter zurück kann ich nicht.
„Draco, lass mich in Ruhe“, sage ich angespannt.
„Das willst du doch selbst nicht“, erwidert er mit einer Stimme, hinter der die Wut zittert.
„Doch, das will ich.“ Ich lege meine Hände auf seine Brust und drücke ihn ein Stück von mir weg.
Allerding hilft das nicht viel, denn er ist zu kräftig und stemmt sich gegen meine Bewegung.
„Zoé, ich will dich kennenlernen“, versucht er es jetzt nochmal auf die nette Tour. Aber darauf falle ich jetzt nicht mehr rein.
„Klar doch, Draco, und Katzen können fliegen.“
Das Grinsen, mit dem er mich bedenkt, wirkt irgendwie ein bisschen gruselig und ich presse mich noch enger an die Wand. Ich weiß nicht, ob ich froh sein soll, dass dieser Korridor so leer ist, oder ob ich lieber Angst haben sollte.
Ich will gerade wieder den Mund aufmachen, um ihn richtig anzuschnauzen, da kommt er plötzlich noch näher und presst seine Lippen für einen kurzen Augenblick auf meine. Ich erstarre für ungefähr eine Sekunde, in der er mich ungehemmt küsst, dann stoße ich ihn mit ungeahnter Kraft von mir und renne davon.
Es ist nicht so, dass das mein erster Kuss gewesen wäre, ich habe schon mehr Jungs geküsst als ich Finger habe, aber noch nie hat mich einer so gegen meinen Willen geküsst.
Ich drehe mich noch einmal um und sehe, wie er die Hand hebt, mir zuwinkt und mich wieder mit einem seltsamen Lächeln bedenkt.
Ich würdige ihn nicht mal eines Blickes, sondern renne weiter, während ich in Gedanken schon einen Plan für den Racheakt, der unweigerlich darauf folgen wird, aushecke.
Diamond
,,Du bist gemein", schreie ich meine Mutter an.
,,Das ist zu gefährlich, du bist erst 16!" sagt meine Mutter bestimmt.
,,Ach komm, ich kann auf mich selber aufpassen!" entgegne ich.
,,Ich hab nein gesagt!" schreit meine Mutter.
,,Ich hasse dich!", schreie ich so laut, dass es wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft hört.
Ich renne wütend in mein Zimmer, schlage die Tür zu und setze mich auf mein Bett. Ich trete mit meinem Bein gegen die Wand. Ich stehe auf ziehe mich um, packe mir Essen in eine Tasche und hänge sie mir um, ich öffne mein Fenster und springe raus, es sind nur 2 Meter bis zum Boden. Ich blicke zum Haus. ,,Es tut mir Leid, aber ich muss Bruchtal sehen!" sage ich und laufe los.
,,Nein!" schreit eine Frau, ihr kleiner Sohn wird von einem Ork getötet. Mir stockt der Atem, das Dorf in dem ich letzte Nacht übernachtet habe wird gerade von Orks niedergemezelt. Ich verstecke mich hinter einem Baum und muss mit ansehen wie sie alle sterben, wenn ich jetzt abhaue werden sie mich entdecken. "Ich hätte auf dich hören sollen, es tut mir Leid Mama!" denke ich und mir läuft eine Träne die Wange runter.
Nach ein paar Stunden waren alle Tot, sie haben niemanden am Leben gelassen, niemanden. Ich habe Angst und hoffe das sie mich nicht finden. Doch plötzlich packt mich etwas und schleppt mich mit, ich versuche zu schreien aber das etwas hält mir den Mund zu. Nach ein paar Metern lässt es mich los und ich liege auf dem Boden, um mich herum Orks. Ich stehe auf, der Ork der mich her geschleppt hat, steht genau vor mir, ich gehe auf ihn zu und trete ihm zwischen die Beine. Er fällt um, seine 'Freunde' lachen ihn aus, er ist jetzt sehr wütend und hält mir seine Klinge an den Hals, doch dann kommt sein Anführer und sagt: ,,Lass sie am Leben, wir könnten sie noch brauchen!"
Er kommt näher und streichelt mir über die Wange, ich schlage seine Hand weg und sage: ,,Lass deine dreckigen Finger von mir!"
Er verpasst mir eine und geht weg. ,,Fesselt sie und nehmt sie mit!" ruft er noch bevor er im Wald verschwindet. Einer der Orks packt mich und zieht mich mit.
,,Aua, das tut weh du Arsch!" sage ich wütend.
,,Sei ruhig!" erwidert der Ork garstig.
Er nimmt mich mit, fesselt mich und trägt mich auf seinen Rücken mit.
,,Ih, du stinkst, wisst ihr nicht was Wasser heißt?!" frage ich und kann mich gerade noch beherrschen mich nicht zu übergeben, er ignorierte mich.
Ich weiß nicht wie lange wir schon unterwegs sind, aber ich weiß eins, dass wenn ich nicht bald was zu trinken kriege werde ich nicht mehr lange durch halten. ,,Ich brauche was zu Trinken, sonst sterbe ich noch!" sage ich zum Ork. ,,Ja, ja, ja ist ja schon gut. Aber hör auf mich zu nerven!" sagt er und lässt mich runter, wir sind an einem großen Fluss.
,,Da, los geh trinken!" sagt der Ork. Er befreit mich von meinen Fesseln und ich renne zum Fluss, ich setzte mich an den Flussrand und fange an zu trinken. Es tut so gut, doch dann muss ich an meine Eltern denken und ich fange an zu weinen.
,,Weib komm jetzt!" ruft einer der Orks. Ich will weg laufen, aber wenn sie mich erwischen bin ich Tot, also gehe ich wieder zu ihm zurück und wir wandern weiter.
Diamond:
,,Beweg dich!" ruft der Ork. ,,Ja, ja ich komm ja schon. Aber kann ich bitte was zu Essen bekommen? Ich habe Riesen Hunger!" flehe ich ihn an. ,,Hier!" sagt er und wirft mir einen toten Hasen hin. Ich schaue ihn angewidert an. ,,Das soll ich essen? Bist du noch ganz bei trost?" meckere ich ihn an. ,,Dann sollst du verhungern!" sagt der Ork und kehrt mir den Rücken zu. ,,Ich bin Vegetarierin du hässliches Tier!" flüstere ich und nehme den Hasen. Ich buddele ein Loch und "Beerdige" ihn. Ich stecke ein selbst gebasteltes Kreuz in die Erde, stehe auf und gehe wieder zu den Orks.
Es ist spät in der Nacht, alle außer mir und ein paar Wachen schlafen. Ich habe seid langen nichts mehr gegessen, ich weiß nicht wie lange wir schon unterwegs sind und wie lange noch, ich weiß nicht wie lange ich es noch aushalten werde. Ich schaue in den Himmel, die Sterne leuchten und ich muss an meine Eltern denken. Sie machen sich bestimmt sorgen, ich hätte auf meine Mutter hören sollen. Doch jetzt sitze ich hier, zwischen einer Menge von Orks, die wahrscheinlich noch nie in Kontakt mit Wasser gekommen sind. ,,Wieso bin ich nur so dumm gewesen und bin abgehauen? Warum muss ich nur so ein Dickkopf sein?" fragte ich mich und schlug mir meine Hände an den Kopf. Doch plötzlich höre ich etwas, es hört sich wie eine Bogensehne an, als ich kleiner war hat mein Vater mir das bogenschießen bei gebracht, deshalb weiß ich wie sich das Geräusch an hört und da ich einen sehr ausgeprägten Gehörsinn habe höre ich die leisesten Sachen. Ich blicke mich um, aber ich kann nichts erkennen, doch dann schießen Pfeile aus dem Gebüsch. Das ist auch das letzte was ich mit bekomme, ich sacke zusammen und alles wird schwarz.
Der Ork rennt auf meine Mutter zu, mein Vater stellt sich schützend vor sie, doch vergeblichst. ,,Nein!" schreie ich. Doch der Ork rennt weiter und schlägt zu erst meinem Vater und dann meiner Mutter den Kopf ab. Tränen fließen mir wie ein Wasserfall die Wangen runter. Ich renne zu dem Ork und schlage auf ihn ein, ich kickte ihm zwischen die Beine und er fällt mit einem Schmerzerfüllten stöhnen auf den Boden. Auf einmal legt jemand seine Hand auf meine Schulter, ich drehe mich ruckartig um doch dort ist niemand.
Ich öffne erschrocken meine Augen, es war nur ein Traum. Ich wische mir erleichtert den Schweiß von der Stirn, ein Mann mit langen Braunen Haaren und spitzen Ohren steht hinter mir. Vor mir wiederum liegt ein Mann mit langen Blonden Haaren und ebenfalls spitzen Ohren. Er liegt Schmerz verkrümmt auf dem Boden, während er seine Hände schützend an seinen Unterleib hält.
Ich weiß nicht ob sie Freund oder Feind waren, als entferne ich die Hand von meiner Schulter und gehe ein paar Schritte weg von den Beiden. ,,Wer seit ihr und wo bin ich hier? Was ist mit dem Orks? Seit ihr Freund oder Feind?" frage ich mit angespannter Stimme. Der Mann mit den braunen Haaren half erst mal dem anderen Mann hoch und stellte sich dann mit ruhiger und sanfter Stimme vor: ,,Mein Name ist Elrond, du bist in Imladirs aber bei euch ist es unter einem anderen Namen bekannt..." ,,Bruchtal!" unterbreche ich ihn. Er nickt und fährt fort: ,,Genau! Thranduil und seine Gefolgsleute haben sie in der Nacht überwältigt und du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mir sind nicht dein Feind!"
,,Thranduil, der König vom Nördlichen Düsterwald? Woher weiß ich dass ihr nicht der Feind seit?" frage ich und ziehe die Augenbrauen hoch, Elrond nickte ,,Du bist schlau kleines!" meldete sich nun der Blonde. ,,Nennt mich nicht kleines und wer seit ihr überhaupt?!" fragte ich. ,,Mein Name ist Legolas Greenleaf, Sohn Thranduils, Prinz des Nördlichen Düsterwalds!" sagt er höflich und verbeugt sich. "Legolas? Was ist das für ein komischer Name?" frage ich mich. ,,Du hast gerade laut gedacht!" sagt Elrond und lacht. Ich schlage mir mit der Hand vors Gesicht, ich muss ja immer laut denken. ,,Wenn mein Name so komisch ist, wie ist dann deiner?!" fragt er mit einer Beleidigten Schnute, ich kann mir ein leises lachen einfach nicht verkneifen. ,,Mein Name ist Diamond Green!" sage ich. Er muss lachen und ich auch. ,,Okey, mein Name ist auch nicht besser!" gebe ich zu. Ich realisiere erst jetzt wirklich, dass ich in Bruchtal bin, also war die ganze Reise und das leiden nicht umsonst gewesen, ich habe mein Ziel erreicht.
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle, die Herr der Ringe UND Harry Potter lieben.