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Leseprobe

 

 

Sandra Pulletz

 

Weihnachtswunderküsse

 

 

 

eBook Ausgabe November 2019

Veröffentlicht über Bookrix

www.bookrix.de

 

BookRix GmbH & Co. KG

Implerstraße 24

D - 81371 München

 

Copyright © 2019 by Sandra Pulletz

Covergestaltung: © 2019 rebecacovers, fiverr.com

 

Korrektorat: Manuela Goncalves Vetter ~ Der Korrektur Fuchs

 

Informationen über die Autorin finden Sie hier:

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Vollständiges Impressum am Ende des Buches.

 

Alle Rechte vorbehalten.

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autorin.

 

 

Ich wünsche euch ein bezauberndes Weihnachtsfest!

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Rezepte

Low Carb Schwarzwälder-Kirsch-Torte

Amarettokugeln

Liebe Leserin, lieber Leser!

Über die Autorin

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Einblick in »Sternensommerküsse«

Einblick in »Alpensternküsse«

Einblick in »Konfekt mit Zucker-Kuss«

Einblick in »Ein Ire zum Verlieben«

Danke

Impressum

Disclaimer und Haftungsausschluss

Inhalt

 

Eigentlich will Holly das Weihnachtsfest in Ruhe und ganz allein zu Hause verbringen. Aber eine Last Minute Bestellung für eine Weihnachtstorte bringt ihre Pläne durcheinander. Auf dem Rückweg von der Lieferung gerät sie in einen Schneesturm. Holly bleibt nichts anderes übrig, als im einzigen Bed and Breakfast des winzigen Ortes Winters Grove zu übernachten.

Noel, der Besitzer, entpuppt sich zudem als Weihnachtsmuffel. Holly will Noel von dem Fest der Liebe überzeugen, doch das ist nicht so einfach. Schon bald landen die beiden nicht nur in einem Weihnachtschaos, sondern auch in einem Gefühlswirrwarr. Ob der Weihnachtsmann da seine Finger im Spiel hat?

 

 

Weihnachtswunderküsse

 

 

 

Kapitel 1

 

Ho, ho, ho!

 

»Ich darf auf keinen Fall den richtigen Moment verpassen!«, denke ich und rühre emsig das heiße Karamell um.

Doch meine Aufmerksamkeit richtet sich plötzlich auf etwas anderes. Mit einem Pling kündigt sich eine E-Mail an. Sofort stürze ich zum Laptop, der unweit vom Herd, auf der Küchenarbeitsplatte, steht und sehe nach, um was es sich handelt, obwohl man das Karamell überhaupt nicht aus den Augen lassen darf. Aber bis Weihnachten sind es nur noch zwei Tage und die Bestellungen in meinem Tortenshop häufen sich seit Adventsbeginn, was mich durchaus freut, aber so kurz vor den Feiertagen wird es dann doch knapp, wenn zu viele Aufträge hereinflattern. Deshalb habe ich eigentlich einen Auftragsstopp erteilt und ich will nachsehen, ob es sich um eine letzte Änderung oder Stornierung handelt, was sehr ärgerlich wäre, denn ich befinde mich in den letzten Zügen der Arbeit. Doch falsch gedacht, es ist eine Bitte um eine Weihnachtstorte. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

 

»Liebe Miss oder Misses Hendersen,

 

leider weiß ich nicht genau, ob Sie verheiratet sind oder Familie haben. Ich habe jedenfalls eine sehr liebe Mom und einen sehr lieben Dad. Fast hätten sich meine Eltern getrennt, aber sie haben doch noch die Kurve bekommen. Können Sie sich vorstellen, was für ein Glück ich habe? Hätten sie sich getrennt, hätte ich mich für einen Elternteil entscheiden müssen und das wäre mir verdammt schwergefallen. Wie soll ich mit meinen zwölf Jahren wissen, bei wem ich wohnen möchte? Am liebsten natürlich mit Mom und Dad zusammen. Diesen Wunsch habe ich auch an den Weihnachtsmann geschickt. Und nun raten Sie, der Weihnachtsmann war so lieb, mir den Wunsch zu erfüllen und das noch vor Christmas Eve.

Er hat mir übrigens von Ihnen vorgeschwärmt und dass Sie die schönsten Torten der Welt machen.

Naja, jedenfalls habe ich einen zweiten Wunsch, der sich an Weihnachten erfüllen soll. Ich würde meinen Eltern gerne eine Torte von Ihnen schenken.

Wäre das möglich?

Der Weihnachtsmann hat gemeint, er wird es Ihnen danken!

 

Viele Grüße und ein vorsorgliches Danke

Mary J. White aus Edgewater

 

P.S. Da der Weihnachtsmann so lieb gewesen ist, könnten Sie ihm doch eine Mini-Torte backen und schenken, oder?«

 

Diese Mail kann nicht ernst gemeint sein, dennoch zaubert sie mir ein Schmunzeln auf das Gesicht. So ein Unsinn, als würde der Weihnachtsmann mich empfehlen!

Trotzdem bringt mich die Nachricht kurz aus dem Konzept und ich vergesse einen zu langen Augenblick auf das Karamell zu achten. Erst als es zu stinken beginnt, schaue ich in den Topf. Zu spät. Das Karamell ist bereits schwarz und somit hinüber.

Verärgert ziehe ich den Topf vom Herd. Und nun? Alles von vorne! Meine kostbare Zeit … Ich muss nebst dieser Marzipan-Orangenlikör-Torte noch eine mit Eierlikörcremefüllung machen. Als Deko habe ich für beide an Karamell-Netze gedacht, aber das habe ich ja gerade versaut.

Also fülle ich den Zucker in einen neuen Topf, gebe Wasser dazu und rühre die Masse um. Diesmal kommt mir nichts dazwischen!

Mit meinem Ergebnis bin ich zufrieden. Die Karamellnetze müssen nun erstmal aushärten. Dazu liegen sie auf einem Backpapier.

Nun mache ich mich an die letzte Torte, die ich vor Weihnachten zu backen habe. Ich komme gut voran und verziere beide Torten zum Schluss mit den Karamell-Netzen. Uff, das wäre geschafft!

Die übriggebliebenen Zutaten stelle ich zurück ins Regal, das ich zusätzlich zur Küche gemietet habe. Ich arbeite nämlich in einer angemieteten Firmenküche, eine eigene oder gar einen eigenen Laden kann ich mir nicht leisten.

Das Regal ist ziemlich voll und mein Nudelholz will nicht mehr hineinpassen. Ich drücke und quetsche alle Packungen und was sonst noch im Regal steht. Es klappt! Alles ist verstaut. Rasch verschaffe ich mir einen Überblick und beschließe, dass ich beizeiten dringend sortieren muss. Soeben will ich das Regal schließen, da rutscht das Nudelholz wieder heraus und knallt mir auf den Schädel. Als Draufgabe fällt mir auch noch der Puderzucker sowie eine Packung Mehl auf den Kopf.

»So ein Mist!«, fluche ich und halte eine Hand auf die schmerzende Stelle. Das wird eine Beule geben.

Ich tränke ein Geschirrtuch in kaltes Wasser und halte es auf meinen Kopf. Das tut gut.

Die herausgefallenen Dinge sammle ich mit der freien Hand ein und gebe sie vorsichtig zurück in den Schrank.

Der kalte Lappen hilft. Nach wenigen Minuten fühle ich mich besser, der Schmerz lässt nach.

Jetzt muss ich schnell die Torten ausliefern!

Als ich alles geschafft habe, bin ich zwar erschöpft, aber glücklich und froh, dass ich meinen Traum vom eigenen Tortenkreieren wahrgemacht habe. Mein Geschäft ist noch klein und ziemlich neu, aber es reicht, um über die Runden zu kommen. Klar muss ich Abstriche machen. Zum Beispiel fahre ich einen alten Wagen, der ächzt und knarrt, wenn ich den Motor starte. Aber für den Moment reicht es, auf ein neues Auto spare ich gerade. Wer weiß, vielleicht kann ich mir schon nächstes Jahr eines leisten.

Die Miete für die Küche, in der ich backen darf, ist jedenfalls auch recht hoch. Manchmal glaube ich, es wäre besser gewesen, zu Hause zu backen, aber meine Miniküche gibt weder sämtliche Geräte her, die ich benötige, noch hätte ich so die Bewilligung für mein Geschäft bekommen. Egal, Hauptsache, ich komme vorerst so gut zurecht.

Außerdem muss das Geschäft mit den Torten erst richtig anlaufen. Ich bin ja ganz frisch dabei und befinde mich sozusagen noch im Aufbau. Aber als Ein-Mann-Betrieb kann ich auch nur so viel arbeiten, wie meine Hände es erlauben. Schließlich besitze ich nur zwei davon.

Es ist bereits öfter vorgekommen, dass ich bis spät nachts in der Mietküche gestanden habe. Auch manchmal, bis der nächste Mieter schon an die Tür gehämmert hat, um seinen Arbeitsbeginn antreten zu können. Zurzeit teile ich nämlich den Platz mit drei weiteren Mietern. Das ist erträglich, auch wenn jeder seine Zeit gut nützen möchte. Deshalb ist es sogar einige Male vorgekommen, dass ich die Nachtschicht übernommen habe. Interessanterweise ist die Zeit von Mitternacht bis sechs Uhr morgens nicht sehr beliebt. Aber mir macht das wenig aus, ich habe mich nach diesen Nächten eben vormittags zu Bett gelegt. Natürlich erst, nachdem ich die Torten ausgeliefert hatte.

Gelegentlich gibt es so viel zu tun, dass ich einen Hilfsarbeiter gebrauchen könnte, vor allem seit Beginn der Adventszeit.

Heute habe ich die Küche bis zwanzig Uhr besetzt und bin bis zweiundzwanzig Uhr unterwegs, obwohl die Torten beide in Calgary ausgeliefert werden. Doch die Stadt ist groß und es herrscht recht viel Verkehr.

Müde fläze ich mich jetzt auf das Sofa in meiner gemütlichen Wohnung. Da ich kein Abendessen hatte, mal abgesehen von einigen Kostproben der Tortencremes, habe ich mir vorhin eine Pizza beim Laden an der Ecke mitgenommen, die ich nun genüsslich verspeise. Natürlich schalte ich mir dazu den Fernseher ein, denn ich will mich einfach nur noch berieseln lassen. Gerade wird »Drei Geister an Weihnachten« gezeigt, einer meiner Lieblingsfilme in der Adventszeit.

Ich mampfe, gucke in den TV und scrolle nebenbei auch noch meine Mails durch. Mein Augenmerk landet auf der unbeantworteten Geschäftsnachricht. Die, bei der sich jemand einen Scherz erlaubt hat, zumindest was die Torte für den Weihnachtsmann betrifft. Ob diese Mary J. White wirklich real ist, weiß ich natürlich nicht. Aber sie hat es verdient, eine Antwort zu bekommen, egal ob die Mail echt, oder ein Fake ist. Kurzerhand tippe ich einige Worte und erteile ihr eine Absage. Ich kann unmöglich noch rechtzeitig bis Weihnachten backen und ausliefern. Noch dazu, wenn das irgendwo hinter den Bergen ist und nicht in der Stadt. Durch die Rocky Mountains zu düsen ist in dieser Jahreszeit ohnehin nicht optimal. Zu viel Schnee, zu viel Eis. Kopfschüttelnd drücke ich auf Senden und schalte danach den Laptop aus.

Jetzt heißt es nur noch relaxen. Außerdem tut meine Beule weh und ich habe leichte Kopfschmerzen. Wie so oft, wenn ich es mir gemütlich mache und den Alltagsstress loslasse, schlafe ich direkt ein.

Mitten in der Nacht erwache ich, denn ich glaube, ich habe etwas gehört. Oder war das bloß ein Geräusch aus dem Fernseher? Ich schalte ihn ab und lausche in die Dunkelheit.

Ein Husten dringt an mein Ohr und ich versteife mich. Da ist ein Einbrecher im Haus! Was soll ich tun? Am liebsten würde ich mich unter dem Bett verstecken, aber ich liege ja nicht darin, sondern auf der Couch. Waffen habe ich keine im Haus und auch sonst nichts, was ich stattdessen benützen könnte, zumindest befindet sich davon nichts in Greifweite. Nur ein dicker Wälzer liegt auf dem Tischchen vor mir, das weiß ich, da ich ihn mir da hingelegt habe, um einige Rezeptbilder durchzusehen. Aber dann bin ich wohl eingeschlafen …

Wieder ein Husten, diesmal klingt es nicht mehr so weit entfernt.

Ich zögere nicht, setze mich auf und taste nach dem Buch. Es hilft nichts, ich muss aufstehen und nachsehen, wer da bei mir in der Wohnung rumlungert.

Doof ist nur, dass es stockfinster ist und ich im Wohnzimmer das Rollo fast bis ganz nach unten gezogen habe, somit dringt kaum ein Lichtschimmer von draußen herein. Gerade so wenig, dass ich mich im Raum etwas orientieren und einige Schatten und Umrisse wahrnehmen kann.

Ich tapse vorsichtig durch das Zimmer und bete, dass bloß nichts auf dem Boden liegt, worauf ich treten könnte. Aber gleichzeitig fällt mir ein, dass ich immer sehr sorgfältig aufräume und der Weg bestimmt frei ist.

Jetzt rumpelt es irgendwo neben mir und ich erstarre. Da ist eindeutig jemand im selben Raum mit mir!

Sogleich wünsche ich mir, dass ich mehr Betacarotin in Form von Karottenkuchen gegessen hätte, somit wäre ich vielleicht nicht so nachtblind wie jetzt. Aber das hilft mir gerade nicht weiter. Ich halte die Luft an und kneife die Augen zusammen, um besser sehen zu können.

Plötzlich geht ein Licht an und lässt eine rundliche Gestalt erkenntlich werden.

»Ho, ho, ho!«, tönt diese zur Begrüßung.

Oder ist das eine Warnung? Ich bin mir nicht sicher und bekomme Herzklopfen. Dieser Mann, der da mitten im Zimmer steht, ist viel zu groß und vor allem zu schwer, als dass ich mich zur Wehr setzen könnte.

»Nehmen Sie einfach, was Sie wollen und hauen Sie ab«, krächze ich.

»Gerne würde ich ein Stück von der Torte in der Küche probieren«, sagt der Einbrecher mit dunkler Stimme.

Ich sehe noch immer nicht, woher das Licht kommt, das ihn von hinten anleuchtet. Aber das kann mir auch egal sein, denn ich will nur, dass der Kerl verschwindet.

»Torte?«, frage ich verwirrt.

»Genau. Und ein Glas Milch. Dabei lässt es sich gut reden.«

Ich runzle die Stirn. Was meint der Typ? Reden? Ich will nicht reden … Aber aus einem Online-Selbstverteidigungskurs, den ich leider mehr nebenbei als konzentriert geschaut habe, weiß ich, dass es gut ist, den Täter abzulenken und vorerst so zu tun, als würde man seinem Vorhaben zustimmen.

Den dicken Wälzer habe ich noch immer in der Hand und muss feststellen, dass meine Arme immer schwerer werden. In der Küche hätte ich zudem die ein oder andere Pfanne, die bestimmt wirkungsvoller als das Buch wäre, überlege ich.

»Also gut, da lang …«, sage ich und deute auf die gegenüberliegende Zimmerseite. Ich bewohne nur ein winziges Apartment, das aus zwei Räumen sowie einem ultrakleinen Bad besteht. Mehr benötige ich auch nicht, da ich ohnehin meist auswärts bin.

Da der stämmige Mann sich nicht bewegt, gehe ich eben voraus. Auch schon egal.

»Ich mache jetzt das Licht an«, warne ich ihn. Sogleich erleuchten mehrere Spots an der Decke.

Plötzlich vernehme ich ein leises Klingeln und drehe mich zur Seite. »Ein Hund?«, frage ich erschrocken. Mist, dann kann ich mein Vorhaben, den Kerl zu erschlagen, direkt in die Pfanne werfen. Das Tier würde mich angreifen, wenn ich seinem Herrchen wehtue.

Der Einbrecher lacht aber nur auf meine Frage und mir ist, als würde ich ein empörtes Schnaufen hören. Etwa von dem Vierbeiner? Da er zum Großteil von seinem Herrchen verdeckt wird, kann ich ihn nicht so genau ausmachen.

Abwartend betrachte ich den Eindringling. Er trägt ein albernes Kostüm, damit ich später der Polizei keine genaue Auskunft geben kann, wie er wirklich aussieht. Aber ich muss zugeben, die Idee, als Weihnachtsmann durch die Stadt zu ziehen, ist natürlich nicht doof. Niemand würde so je Verdacht schöpfen.

»Was ist mit der versprochenen Torte?«, brummt er und lacht schon wieder.

Er ist ein sehr gut gelaunter Einbrecher, wie mir scheint. Der muss ja weiß zum Geier was denken, was es bei mir zu holen gibt.

»Wenn Sie glauben, bei mir finden Sie Schätze und Reichtum, dann irren Sie sich«, murre ich und schneide ein Stück der Schwarzwälder-Kirsch-Torte ab, die ich noch übrig habe, da ich für einen Kunden eine Low Carb Version backen musste und natürlich nicht wusste, wie ich das am besten angehe. So oft habe ich noch nicht Low Carb gebacken. Ein Glas Milch schenke ich auch noch voll.

»Ich finde, du irrst dich, Holly!«

Verblüfft starre ich den Weihnachtsmann-Einbrecher an. »Woher kennen Sie meinen Namen?«

»Der Weihnachtsmann kennt eben jeden«, antwortet er belustigt.

Langsam komme ich mir veräppelt vor. Nun, bestimmt hat er draußen an der Tür das Namensschild gelesen.

»Bitte nehmen Sie, was Sie so toll an meiner Wohnung finden, und sehen Sie zu, dass Sie verschwinden.«

»Tja, wenn das so einfach wäre …«, murmelt der stämmige Kerl und nimmt eine Gabel voll in den Mund.

»Milch?«, piepst nun eine Stimme.

Ich sollte mir wirklich dringend die Ohren putzen. Oder kann der Einbrecher verschiedene Stimmfarben vortäuschen?

»Hast du noch ein Gläschen für meinen Kumpel?« Fragend sieht mich der Weihnachtsmann an.

Ich erstarre. »Ist da noch jemand?« Shit, dann bin ich geliefert. Zwei Kerlen und einem gefährlichen Hund bin ich wirklich nicht gewachsen.

»Natürlich, hast du Snoopy nicht bemerkt?« Der bärtige Typ lacht und schiebt sich die Brille weiter auf die Nase.

Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, denn meine Glieder sind wie gelähmt. »Bitte, ich habe kaum Geld zu Hause … nur ein paar Scheine in meiner Brieftasche … auch sonst besitze ich nichts Wertvolles …«

»Das weiß ich doch«, meint der Kerl, der an meinem Küchentresen sitzt und gerade den letzten Bissen von der Torte verspeist.

»Was wollt ihr dann von mir?« Meine Beine zittern und ich halte mich an der Arbeitsplatte fest, um nicht umzukippen.

»Dass du einen Auftrag erledigst.« Er schiebt mir den Teller rüber, was ich aber ignoriere.

»E-einen Auftrag? Einbrecherkuchen oder was?« Hätte ich nicht so viel Angst, würde ich glatt darüber lachen.

Immer wieder schiele ich in Richtung Flur, kann aber den Komplizen nicht sichten. Was, wenn er längst mein Hab und Gut durchsucht?

Na klar! Dass ich da nicht früher draufgekommen bin! Der eine lenkt mich ab und der andere durchstöbert alles. Geniale Taktik!

»Sag deinem Kumpel ruhig, dass es bei mir keine Wertsachen gibt«, versuche ich zu erklären. Vor Angst bin ich direkt ins Du gerutscht. »Er soll lieber auch ein Stück Torte essen und danach ist es an der Zeit, euch zu verabschieden.« Mein Herz klopft mir trotz der coolen Worte bis zum Hals.

»Torte mag er nicht, aber vielleicht einen Keks«, antwortet der Weihnachts-Einbrecher.

»Und Milch!«, piepst wieder eine Stimme hinter ihm.

Ich stelle mich auf Zehenspitzen, aber sehe niemanden weiteren als das Tier. Außerdem wundert mich diese helle Stimme. Klingt ja beinahe wie ein Kind, aber das kann doch nicht sein, oder?

Also richte ich zwei Gläser Milch und warte, bis der zweite Einbrecher auftaucht.

»Kann ich noch eine Schale haben, bitte?«

Fast bin ich erstaunt über die freundlichen Worte des Einbrechers, aber ich nicke und stelle eine auf den Tresen. Zudem hole ich tatsächlich noch eine Keksdose hervor.

Mein Gegenüber leert die Milch in die Schale um und stellt diese auf den Boden. Zwar will ich Widerspruch einlegen, als aber das Tier näherkommt und daran schlabbert, bin ich still und frage mich, seit wann Hunde denn Milch trinken? Und seit wann sie eine Lichterkette um den Hals tragen? Da ist also der Lichtschein vorhin hergekommen.

 

Kapitel 2

 

Ein merkwürdiger Traum

 

»Das ist übrigens Snoopy.« Der Einbrecher zeigt auf das Tier.

»Aha«, meine ich und bin total verwirrt. Ist das der besagte Kumpel? Und was ist das für ein seltsamer Name … aber das kann mir ja egal sein, denn ich will nichts als meine Ruhe! »Habt ihr gefunden, wonach ihr sucht?«

Der Weihnachts-Einbrecher lacht. »Und ob!«

Zwar erstaunt mich das, aber ich bin froh, wenn die jetzt abziehen. »Dann ist ja gut. Ich bin auch ganz leise, wenn ihr geht. Das verspreche ich.« Und danach werde ich direkt die Polizei rufen, denke ich.

»Daran zweifle ich nicht«, brummt der Kerl, der am Tresen sitzt. »Also, hast du es dir überlegt?«

Überrascht hebe ich eine Augenbraue. »Was denn?«

»Den Auftrag anzunehmen …« Herausfordernd sieht er mich an.

Ich überlege, ob ich vielleicht etwas verpasst habe. »Welcher wäre das?«

»Die E-Mail!« Nun nimmt er einen Keks und reicht ihm diesem Snoopy.

»Welche E-Mail denn?« Oh Mann …

»Von Mary J. White …«

Jetzt macht es Klick. »Aus Edgewater?«

»Genau!«, sagt er triumphierend.

»Woher weißt du davon und was gehen dich meine privaten Dinge an?« Nun werde ich doch etwas ärgerlich.

»Erstens ist das nicht privat, sondern eine geschäftliche Nachricht gewesen und zweitens möchte ich, dass Mary J. ein schönes Weihnachtsfest hat.« Er räuspert sich. »Und sie wünscht sich nun mal nichts sehnlicher, als eine Torte von dir …«

Ich kann nichts anderes tun, als auf diesen Mist meinen Kopf zu schütteln. »Du willst mich also nicht beklauen?«

Er lacht laut auf. »Aber nein! Falls du jedoch noch ein Stück Torte zum Mitgeben hättest … würde ich nicht nein sagen.«

»Und wieso kommst du in diesem Aufzug zu mir? Ich habe doch den Auftrag schon abgelehnt …«

»Eben darum.« Er nickt. »Ich bin zwar Santa Claus, aber für so manche speziellen Wünsche meiner Lieben muss ich doch direkter werden und persönlich vorsprechen.«

So, nun glaub ich´s! Der Kerl spielt seine Rolle ja gut. »Tut mir leid … meine Entscheidung steht fest.«

»Oh!«, seufzt die helle Stimme wieder.

Diesmal habe ich den Hund im Visier, der sofort die Schnauze wieder senkt und so tut, als würde er Milch trinken. Das kann doch alles nicht wahr sein … Oder ist das etwa kein Hund, sondern eine Ziege? Irgendwie hat das Tier so etwas wie Hörner am Kopf.

»Wie kann ich dich dazu überreden?«, hakt Santa Claus nach.

»Keine Ahnung«, antworte ich, obwohl ich etwas anderes sagen will. Dieses Tier beansprucht meine Aufmerksamkeit, denn es rückt nun näher … ist das etwa … nein … unmöglich … es sei denn, der Weihnachtsmann ist echt … Blödsinn! Holly, du drehst gleich durch! Schockzustand nennt man so etwas. Aus Angst vor dem Einbruch. Aber … angeblich ist das ja gar keiner …

»Holly?« Santa Claus sieht mich fragend an.

»Was? Ich?«

»Was denkst du, wen ich sonst meine?« Er lacht wieder laut und hält sich dabei den Bauch. »Ich will deinen Weihnachtswunsch wissen.«

Mit großen Augen stiere ich ihn an und zucke mit den Schultern. »Ich habe keinen.« Nun gut, eigentlich hätte ich tausende.

»Du schwindelst.«

»Tu ich nicht!« Das ist ja die Höhe, mir so etwas zu unterstellen. Gedankenlesen kann der Kerl wohl nicht, oder?

»Ich kann es an deinem Gesicht erkennen.« Der Weihnachtsmann zwinkert mir zu. »Schließlich habe ich jahrelange Praxis darin.«

»Also schön, ich wünsche mir ein tolles Weihnachtsfest mit viel Deko, Keksen und Kuchen. Wenn ein oder mehrere Leute um mich wären, die ich mag, hätte ich nichts dagegen«, sprudelt es aus mir. Was soll´s denke ich, das ist ohnehin ein Wunsch, den man nicht erfüllen kann, denn er lässt sich ja auch nicht kaufen …

Der Weihnachtsmann nickt zufrieden. »Das habe ich mir notiert.«

Ich lache. »Ach ja? Wo denn?« Weit und breit ist kein Schreibzeug zu sehen.

»Erledigst du den Auftrag für Mary J. bitte?«, wechselt er wieder das Thema.

Da ich mittlerweile draufgekommen bin, dass ich in einem absurden Traum gefangen bin, ist mir dieses Gespräch piep egal, da es sowieso nicht real ist.

»Mache ich. Spezielle Vorstellungen?«

»Oh … naja, weihnachtlich, hieß es doch, oder? Vielleicht ein Abbild von mir oder meinem süßen Snoopy.«

Nun bin ich mir vollkommen sicher, dass es ein Traum ist, denn wer will denn einen Hund auf einer Torte? Außer man ist ein Hundefan … Oder ist es doch eine Ziege?

Ich betrachte das Tier noch einmal eingehend. Oder handelt es sich etwa doch um einen Babyhirsch? Es ist schwer festzustellen und meine Augen sind auch irgendwie ermüdet … Ich reibe sie.

»Ein Rentier kommt immer gut«, fügt der Weihnachtsmann hinzu. »Willst du ein Foto von Snoopy machen?«

»Bitte?«

Er deutet auf den Hund oder die Ziege oder den Hirsch. Langsam dämmert es mir. »Das soll ein Rentier sein?«

Sofort funkelt mich das Tier böse an. »Was denkst du denn?«, fiept es.

Jetzt muss ich mich doch wieder an der Arbeitsplatte festhalten, denn ich bin überrascht, dass der Vierbeiner spricht. Wobei … bin ich das wirklich? Wo mir doch längst klar ist, dass das ein Traum ist.

»Okay, ich denke darüber nach«, beeile ich mich zu sagen. »Noch einen Keks?«

Das Rentier nickt und ich hole einen weiteren Keks aus der Dose.

Der Weihnachtsmann räuspert sich. »Dann wäre das ja geklärt.« Er steht auf. »Hättest du noch ein Stück Torte für unterwegs?«

»Klar.« Ich packe ihm eines in eine Vorratsbox und reiche sie ihm.

»Danke. Die Box bringe ich dir bei Gelegenheit zurück.« Er lächelt. »Könntest du Mary J. noch schreiben, dass du morgen die Torte backst und sie zu ihr lieferst.«

»Genau das hatte ich vor«, schwindle ich.

»Bitte tu es wirklich, denn es ist wichtig!« Ein mahnender Ton liegt in seiner Stimme.

»Ist ja schon gut …«

»Fein, dann wünsche ich dir zauberhafte Tage. Wir sehen uns … an Weihnachten!« Er winkt mir.

»Und immer schön fleißig sein«, sage ich schmunzelnd.

Plötzlich spüre ich einen Stupser an meiner Hand und sehe nach unten.

Das Rentier schaut hoch zu mir. »Danke für die leckeren Kekse und die Milch.«

»Gern doch.« Ich muss grinsen. So einen absurden Traum habe ich wirklich noch nie gehabt.

Ich drehe mich um und verstaue die Milch im Kühlschrank. Als ich die Kühlschranktür schließe, bin ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.08.2020
ISBN: 978-3-7487-5572-2

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