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Leseprobe

 

 

 

 

Ein Vorurteil kommt selten allein

XXL Leseprobe

Karin Lindberg

Liebesroman

 

 

 

 

  1. Auflage

Lektorat: Katrin Engstfeld, www.kalliope-lektorat.de

Korrektorat: Andreas Fischer

Umschlaggestaltung: andanghana by 99designs

 

Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Copyright © Karin Lindberg

www.karinlindberg.info

 

 

 

Über das Buch:
Er ist Erotikautor und ein echter Bad Boy. Sie liebt die Poesie der deutschen Sprache.

Beim ersten Zusammenstoß auf dem Parkplatz stellt Lilli fest: Dieser sexy Kerl ist ein Idiot! Als sie ihm unverhofft wiederbegegnet, fliegen jedoch statt heftiger Worte die Funken. Was gegensätzlich aussieht, erweist sich als gar nicht so unterschiedlich. Alles wäre ganz einfach, wenn es da nicht seine verhängnisvolle Lüge gäbe, die fast zerstört, was beide verbindet.

Gibt Lilli der Liebe trotzdem eine Chance, oder wird sie selbst zu einer tragischen Heldin wie in den Büchern, die sie so heiß und innig liebt?

 

Sie lesen die XXL-Leseprobe zu „Ein Vorurteil kommt selten allein“, der vollständige Roman erscheint am 23. Februar 2017 und wird in allen gängigen Online-Shops erhältlich sein.

 

Prolog

Warum funktionierte das mit dem Wunsch ans Universum eigentlich nie, wenn man einen Parkplatz suchte. Lilli verdrehte die Augen und setzte zur dritten Runde an, doch noch eine der heißbegehrten Parklücken Lüneburgs zu ergattern. Vielleicht machte sie bei ihren Bestellungen ja grundsätzlich was falsch – ganz sicher sogar, denn der Traummann war auch noch nicht an sie ausgeliefert worden. Dabei klang es so einfach im Buch „The Secret“, … Wunsch absenden und das Universum kümmert sich darum. Nun ja …

„Yes!“, rief sie erleichtert aus, als sie endlich eine Lücke gefunden hatte, und steuerte sie geradewegs an. Den Blinker hatte sie bereits gesetzt, als ein schwarzer Sportwagen wenige Meter vor ihr einen U-Turn machte und direkt auf ihrem Parkplatz zum Stehen kam.

„Das kann ja wohl nicht wahr sein!“, schimpfte sie lautstark, hielt Caros Wagen an und stieg aus. Sie stapfte zum anderen Auto und klopfte unsanft an die Scheibe des Lückendiebes, um ihrem Unmut Luft zu machen. Es kam nicht oft vor, dass sie sich den Wagen ihrer Freundin Caro auslieh, aber ihre Katze Sarotti mit dem Fahrrad zum Tierarzt zu fahren, war keine Option gewesen. Und in genau fünf Minuten hatten sie ihren Termin, es wurde also Zeit, dass sie endlich fündig wurde. Ihr Verständnis für die Aktion des Sportwagenfahrers hielt sich schon allein deshalb sehr in Grenzen.

Das leicht getönte Glas wurde heruntergelassen und Lilli starrte in ein Paar intensiv leuchtende Augen, die verständnislos zurückstierten Das Eisblau war außergewöhnlich und durchdringend.

„Was ist?“, fragte der Besitzer der Husky-Augen knapp. Sein Gesichtsausdruck war dabei bestenfalls gelangweilt. Lillis Wut wuchs durch sein Desinteresse ins Unermessliche.

„Das ist doch wohl die Höhe! Das war meine Parklücke, ich hatte den Blinker schon gesetzt. Fahr deine Schüssel hier sofort weg!“, wetterte sie.

Lilli hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sich breitbeinig vor dem zugegebenermaßen gutaussehenden Typen aufgebaut, der nach wie vor bei laufendem Motor in seinem Auto saß und mit keiner Wimper zuckte. Ohne mit der Wimper zu zucken, war die Untertreibung des Jahres. Anstelle einer angemessen zerknirschten Reaktion musterte der Kerl sie von oben bis unten … und machte keine Anstalten, seinen Fauxpas einzugestehen. Lillis Gesicht brannte – nicht nur, weil sie wütend und ihr Blutdruck weit über hundertachtzig war. Der Kerl ließ sie in keinster Weise kalt.

So eine Unverschämtheit!, erinnerte sie sich selbst noch einmal an sein Fehlverhalten.

„Du warst eben nicht schnell genug und das ist keine Schüssel, das ist ein Bugatti Grand Sport Vitesse“, hörte sie den sexy Arsch auch noch sagen.

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Lilli stieß zischend die Luft aus, machte energisch mit der Hand eine Geste vor der Stirn, um anzudeuten, dass er bekloppt sei, und fuhr ihn heftig an: „Das Ding ist doch sicher in fünf Sekunden auf hundert. Dann zeig mal, was du kannst, und fahr deine Penisverlängerung hier weg. Pronto!“

Er sah sie kurz an und verblüffte sie mit einer unerwarteten Reaktion: Er lachte laut auf. Das entfachte ihre Wut noch mehr. Dieser Blödmann hatte allen Ernstes die Kaltschnäuzigkeit, sie auch noch zu verhöhnen, dabei hatte sie ihn provozieren wollen! Normalerweise funktionierte das immer.

Bis jetzt jedenfalls.

„Schätzchen, mein Baby hier“, er klopfte mit der Hand aufs Lederlenkrad, „ist in 2,6 Sekunden auf hundert. Schön, dich kennengelernt zu haben, bla, bla, jetzt habe ich leider keine Zeit für eine Fortsetzung unserer netten Bekanntschaft. Ich bin auf dem Weg zu einem wichtigen Termin.“

Bevor Lilli antworten konnte, fuhr er die Scheibe wieder nach oben und stellte den Motor ab.

Ihre Kinnlade klappte nach unten und sie schnappte nach Luft.

„Das glaub’ ich jetzt nicht!“ Lillis Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen.

Sie war so wütend, dass sie das Blut in ihren Ohren rauschen hörte. Gleichzeitig verspürte sie das dringende Bedürfnis, laut loszuheulen, aber hinter Caros Wagen hatte sich mittlerweile eine kleine Schlange aus anderen Fahrzeugen gebildet, die nun auch noch anfingen zu hupen. Sie schüttelte den Kopf und wägte eilig ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Schwachmat seine Karre wegfuhr, ging gegen null. Sie konnte ihn ja schlecht dazu zwingen. Außerdem war Gewalt auch keine Lösung, wobei der Gedanke, ihren Frust an dem Idioten auszulassen, äußerst verlockend war.

Um das Hupkonzert zu beenden, räumte sie schließlich zähneknirschend das Feld.

Ihre Wut hielt jedoch an und wurde nicht gerade geringer, als sie wegen des Arschlochs weitere zehn Minuten nach einem Plätzchen für Caros Flitzer suchen musste. Dass die gutaussehenden Männer immer Wichser sein müssen, dachte sie, als sie die Schlüssel endlich abzog und sich mit der Transportbox, in der ihre Katze miaute, auf den Weg zum Tierarzt machte.

 

Normalerweise war er nicht der unhöfliche Typ, der es nötig hatte, sich vorzudrängeln, rechtfertigte Ansgar sein Verhalten vor sich selbst, als er nach dem Notartermin zu seinem Wagen zurückschlenderte. Aber in diesem speziellen Fall war er spät dran gewesen und die Testamentseröffnung hatte er schon aus Respekt vor seinem kürzlich verstorbenen Großvater nicht verpassen wollen. Unter anderen Umständen hätte er sich für sein Verhalten entschuldigt oder sich erklärt, aber die Frau mit den wehenden Haaren und den blitzenden Augen war vor ihm gestanden wie eine Walküre. Eine hübsche Walküre. Ihm hatte es schlicht die Sprache verschlagen – was nicht oft vorkam, eigentlich nie. Zudem war er es nicht mehr wirklich gewohnt, beschimpft zu werden, seit er so erfolgreich war. Wahrscheinlich hatte sie ihn nicht mal erkannt. Sicher sogar. Rückblickend amüsierte ihn ihr wütendes Verhalten sogar ein bisschen. Es war ein erfrischender Zusammenstoß im Einerlei der Huldigungen, die man ihm sonst entgegenbrachte.

Er hatte allerdings keinen blassen Schimmer, warum er auf ihren verständlichen Ärger reagiert hatte wie ein arroganter Schnösel. Zu seiner Verteidigung sagte er sich, dass sie ihn absichtlich hatte provozieren wollen. Und auf eine perverse Art hatte es ihm Spaß gemacht, sie daraufhin noch wütender zu machen. Egal, er würde sie wahrscheinlich sowieso nie wiedersehen und falls doch, würde er eine Entschuldigung nachholen. Jetzt ging es erst mal nach Berlin zurück, sein Kurztrip nach Lüneburg war mit Verlesung des Testaments beendet. Er öffnete die Wagentür und stieg ein. Nachdem er die Zeit auf dem Armaturenbrett kontrolliert hatte, startete er den Wagen und fuhr los.

Das Testament hatte ihn überrascht – er konnte immer noch nicht glauben, dass ihm sein Großvater die Villa hinterlassen hatte. Seine Schwestern hatten beide ein hübsches Sümmchen erhalten und seine Eltern nur den Pflichtteil. Der Alte war also bis in den Tod nachtragend gewesen. Ansgar musste lächeln, das war sein Opa, wie er leibte und lebte. Wenn jemand, in diesem Fall seine Tochter, nicht nach seiner Pfeife tanzte, hatte er die Konsequenzen zu tragen, über Jahrzehnte hinaus. Seine Mutter war achtzehn, als sie mit einem jungen, mittellosen Studenten über Nacht abgehauen war, was ihr Vater ihr niemals verziehen hatte. Er selbst redete mit seinen Eltern auch nur noch das Nötigste, aber das hatte andere Gründe. Sie waren nie mit seinen beruflichen Entscheidungen konform gegangen, und schließlich war es Ansgar zu dumm geworden und er hatte die sozialen Kontakte radikal heruntergefahren.

Seine Gedanken wanderten zu der knapp gehaltenen Begegnung mit seinen Eltern und Geschwistern, als er den Wagen startete und ausparkte. Die Beerdigung am Tag zuvor war ein trauriges Ereignis gewesen, das die Familie nach Ewigkeiten wieder einmal in Lüneburg zusammengebracht hatte. Sonst wohnten alle verstreut über ganz Deutschland, nur er und seine Eltern waren in Berlin geblieben, wo er aufgewachsen war. Seine Schwestern lebten mit ihren Familien in einem kleinen Dorf an der Nordsee und in München. Sie hatten nicht so viel Kontakt jenseits der üblichen Telefonate zum Geburtstag und den normalen Familienfeiern wie Taufe, Hochzeiten oder auch mal an Weihnachten. Sie mochten sich durchaus, daran lag es nicht. Aber im Alltag blieb nicht viel Zeit, quer durch die Republik zu reisen oder um Familientreffen zu organisieren; und wegen des ohnehin schlechten Verhältnisses zu seinen Eltern riss Ansgar sich auch kein Bein aus, um bei jedem Wiegenfest dabei zu sein. Nur seinen Großvater hatte er in den vergangenen Jahren, wenn irgend möglich, zum Geburtstag besucht.

Das brachte ihn zu seinem Erbe. Was sollte er mit der Jugendstilvilla in der verschlafenen Lüneburger Heide anfangen? Er hatte noch keine Idee, aber auch keine Zeit, sich mit dem Zustand des Hauses näher zu befassen, da unaufschiebbare Termine ihn nach Berlin zurückriefen. Ansgar rechnete damit, dass das Haus seiner Großeltern schlecht instandgehalten war. Bald würde er sich alles genauer ansehen und dann entscheiden, ob er die Immobilie verkaufen oder behalten wollte. Mit diesem Entschluss bog er auf die Autobahn ein und ließ Lüneburg Vollgas gebend hinter sich.

Kapitel 1

Zwei Wochen später

„Lilli, komm schon. Trink noch einen mit!“, forderte die blonde Caro ihre Freundin auf.

„Ihr wisst genau, dass ich Alkohol nicht gut vertrage“, versuchte Lilli, sich aus der Affäre zu ziehen.

„Ich vertrag auch nichts“, kicherte Inga. „Und – lasse ich mich davon abhalten?“

Caro beendete die Diskussion, indem sie noch eine Runde Caipi für alle bestellte.

Lilli stöhnte auf und rief der Bedienung hinterher: „Ein Glas Leitungswasser für mich dazu, bitte!“

„Tröste dich, Lilli“, sagte Eva, die Vierte im Bunde, „ich muss morgen früh aufstehen, du musst an einem Samstag ja nicht arbeiten.“

„Stehen die Lünebürger schon so früh auf, um ihre Sextoys zu kaufen?“, fragte Lilli und trank mit schlürfenden Geräuschen den Rest ihres ersten Cocktails durch den Strohhalm aus.

„Ich verkaufe keine Sextoys oder, na ja, nur ein paar. Hauptsächlich geht es doch um Sinnliches und Erotisches, Lingerie zum Beispiel. Aber warum muss ich euch das immer wieder erklären?“

„Dein Laden muss doch boomen, seit dieser Sex-Roman Teuflisches Begehren – Dangerous Passion so bekannt wurde. Phänomenal, wie das ankommt. Aber der Autor Tom Black ist ja auch ein Schnuckelchen“, kommentierte Caro und zog sich anschließend die Lippen nach.

Lilli verzog den Mund. Von dieser Art Literatur hielt sie nicht viel. Genauer gesagt, würde sie es nicht mal als Literatur bezeichnen. Dieser frauenverachtende Erotikschund sollte überhaupt nicht veröffentlicht werden, wenn es nach ihr ginge.

„Auf jeden Fall trauen sich mehr Frauen in meinen Laden und die meisten suchen auch keine Kabelbinder“, lachte Eva.

„Ich hab’ in der Bunten gelesen …“, mischte sich Inga ein.

Du liest die Bunte?“, unterbrach Eva ihre Freundin mit großen Augen.

„Natürlich liest Frau die Bunte“, warf Caro ein. „Man muss doch wissen, was in der High Society abgeht. Ich habe auch gelesen, das wolltest du doch sagen, Schätzelein, dass dieser T. C. Black ein ziemlich schlimmer Finger ist. Man munkelt, er vögelt mehr Frauen als Casanova seinerzeit.“

„Ekelhaft!“, kommentierte Lilli nun entgegen ihrer Vorsätze doch. „Wie kann man sich das nur antun? Das ist widerlich. Was ist mit all den Emanzipationsbestrebungen passiert, der Eigenständigkeit, für die unsere Großmütter und Mütter gekämpft haben!“

„Ach, du wieder!“, lachte Caro. „Du verstehst doch gar nicht, worum es geht. Hast du die Bücher gelesen?“

„Natürlich nicht“, antwortete Lilli mit einem empörten Schnauben und nahm ihren Caipi entgegen, der soeben von einer jungen Bedienung gebracht wurde.

„Aber das ist doch dein Job! Die Trilogie gehört mittlerweile zur Allgemeinbildung!“, gab Caro nicht nach.

„Nein. Also wirklich nicht. Oscar Wilde oder die Brontë-Schwestern, die gehören zur Allgemeinbildung. Aber doch nicht die Aneinanderreihung von pornografischen Szenen, die die Psyche der Frauen mit Füßen treten!“

„Mädels, keinen Streit“, ging Eva dazwischen. „Ich kann wirklich sagen, dass seit dieser Reihe auch Frauen in meinen Laden kommen, die sich das vorher wahrscheinlich nie getraut hätten. Das ist doch auch eine Form der Emanzipation oder der sexuellen Befreiung.“

Lilli presste die Lippen aufeinander. Warum keine ihrer Freundinnen verstehen wollte, dass man sich als Frau nicht so erniedrigen lassen sollte, wie es von diesem Pfuscher Black beschrieben wurde, war ihr unverständlich. Natürlich hatte sie eine ganze Reihe von Kritiken über diese Bücher gelesen, ebenso wie Textausschnitte daraus, und sie hatte Diskussionen zum Thema verfolgt. Aber mehr Interesse hatte sie dem Phänomen ansonsten nicht entgegengebracht. Nicht entgegenbringen können, weil es ihr Übelkeit verursachte.

Inga trank einen Schluck und warf mit alkoholverhangenem Blick ein: „Ich muss schon sagen, dieser T. C. Black sieht echt scharf aus, also wenn ich Jan nicht hätte …“

„Nicht du auch noch, Inga!“, seufzte Lilli. Sie sog am Strohhalm und verzog das Gesicht, da sie vergessen hatte, vorher umzurühren, und nun Zuckerbrösel in ihrem Mund schwammen.

Caro beugte sich ein Stück vor und flüsterte: „Ich hab auch gelesen, dass Hollywood die Reihe verfilmen will, und angeblich hat man ihm die Hauptrolle seines eigenen Protagonisten angeboten. Ist das nicht hot?“

„Ich würde eher sagen not!“ So einfach wollte Lilli nicht klein beigeben.

„Pah. Du musst mal ein bisschen lockerer werden.“ Caro schüttelte den Kopf und widmete sich nun ebenfalls ihrem Drink.

„Ach, Caro. Nicht persönlich werden, nur weil ich keine Lust darauf habe, mein Selbstwertgefühl mit Füßen treten zu lassen.“

„Du musst dir den Kerl mal ansehen, Lilli“, pflichtete Eva den Anderen bei, „sein Image passt perfekt zu dem seines Protagonisten Vincent Skye. Er ist immer komplett in Schwarz gekleidet, trägt oftmals einen dunklen Hut, ist immer glattrasiert, seine Augen sind schwarz betont.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Karin Lindberg
Bildmaterialien: Andanghana by 99designs
Lektorat: Katrin Engstfeld/Andreas Fischer
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2017
ISBN: 978-3-7396-9819-9

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