Die Handlung des Romans ist eine Erfindung des Schriftstellers. Alle Orte, Völker, Schiffe und Technologien sind fiktiv, die Charaktere in der Geschichte frei erfunden. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen, lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
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Im Jahr 2382 ist die USS Solace, befehligt von Captain Carlyle, in den Weiten des Alls unterwegs, als das Schiff einen verstümmelten Notruf empfängt. Ein Landeteam entdeckt in einem unterirdischen Labor auf Tau-Hydra IV drei Ermordete und eine Überlebende, welche sich mit einem unbekannten Virus infiziert hat. Carlyle ist sich sicher, dass die Wissenschaftler dort verbotene Biowaffen für die Sternenflotte entwickelt haben und will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen...
Senatsgebäude,
Planet Romulus,
Romulanisches Imperium
Im großen Saal des Senats saß T'lak, die neue Prätorin über das Romulanische Imperiums, in ihrem Sessel. Sie trug eine farblose Militäruniform und sah auf klassische romulanische Weise attraktiv aus. Das Haar schwarz, hier und dort mit einem bläulichen Glanz, geschwungene Brauen über schwarzen Augen, eine Aura kraftvoller Leidenschaft. Mit Entschlossenheit und Intelligenz hatte sie bereits in jungen Jahren den Rang eines Senators erreicht und wurde nach dem Tod von Prätor Kamemor zur Herrscherin des Reiches. T'lak hatte die Spitze der romulanischen Hierarchie nicht erreicht, weil sie unschuldig und vertrauensvoll war, sondern das Militär auf ihre Seite zog.
Die Gesellschaft, in der sie lebte, war seit Jahrtausenden urban. Trotzdem wurzelte das romulanische Wesen tief in den Abläufen der Natur. Jenseits der dicken, alten Mauern, so wusste T'lak, dass die rote Sonne bald unter ging und gab dem Himmel sowie den Gebäuden ätherisches Scharlachrot.
Schwere Vorhänge waren an den Fenstern des Senatssaals vorgezogen, um das Sonnenlicht fernzuhalten. Das große Wappen an der Wand zeigte den Raubvogel, der sie Welten Romulus und Remus in seinen Klauen hielt. Die Schicksale beider Welten waren miteinander verbunden.
Commander Soreth beobachtete, wie Admiral Tomalak mit der Herrscherin sprach. Die beiden Leibwächter standen in der Nähe und ließen die Prätorin nicht aus den Augen. Diese brachten dem Geschehen nicht weniger Aufmerksamkeit entgegen. Soreth hatte das Gefühl, dass T'lak etwas vor der Flotte verheimlichte und die Loyalität der Kommandeure auf eine harte Probe stellte.
Tomalak erlaubte sich, seinen Ärger offen zu zeigen, indem er vor ihr auf und ab ging, was T'lak dazu veranlasste, ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen. Die Flottenkommandeure hatten beschlossen, der Prätorin eine Nachricht zu übermitteln, damit sie den ursprünglich vereinbarten Plan durchführte. Sie hielten nichts davon, länger zu warten und sahen darin nur ein Zeichen dafür, dass T'lak andere Absichten verfolgte. Jetzt Zeit zu verlieren bedeutete nur, dass der Sternenflotte die Gelegenheit bekam, Verteidigungsmaßnahmen zu ergreifen.
»Prätorin, die Flottenkommandeure haben sich bereit erklärt, zu warten und verstehen nicht, warum wir die Föderation nicht angreifen!«, sagte Tomalak.
»Ich habe meine Gründe«, antwortete T'lak kühi.
Er drehte sich ganz zur Prätorin um.
»Vielleicht wären Sie so freundlich, ihre Gründe zu erklären...«
Die Herrscherin schloss die Hände um die Armlehnen des Sessels und ihr Gesicht verfärbte sich rot. Die Luft selbst schien zu vibrieren .
»Genug!«, fauchte sie verärgert.
Stille folgte. Soreth wandte sich mit einer bittenden Geste dem Thron zu. Gleichzeitig brachte sie damit den Admiral zum Schweigen.
»Prätorin«, begann sie in einem beschwichtigenden Tonfall, »Die ganze Flotte steht Ihnen zur Verfügung. Die Kommandeure werden Ihnen folgen. Doch sie wünschen den Zeitpunkt zu wissen.«
Vielleicht war es dumm von ihr, auf diese Weise mit T'lak zu sprechen. Sie riskierte nicht nur ihr Leben, sondern auch noch etwas, das ihr weitaus mehr bedeutete: Tomalaks Zustimmung. Die Herrscherin musterte sie und Soreth hielt dem Blick mutig stand. Im Gegensatz zum Admiral neigte sie nicht den Kopf. Sie zweifelte kaum daran, dass T'lak einen der Wächter rufen würde, um sie auf der Stelle töten zu lassen. Aber der Moment verstrich so schnell, dass sie nicht sicher sein konnte, was sie gesehen hatte Wohlwollen zeigte sich nun im Gesicht der Prätorin. Sie lächelte ohne Bosheit und Arglist.
»Teilen Sie der Flotte mit, dass die Tage des Wartens bald vorbei sind. Die mächtige Föderation wird fallen. So wie ich es versprochen habe. Gehen Sie jetzt, ich muss mich um persönliche Angelegenheiten kümmern.«
»Prätorin«, sagte Tomalak in einem respektvollen Tonfall und neigte seinen Kopf.
Der Admiral lief zur Tür. Soreth wollte ihm folgen, aber die Herrscherin rief ihr zu.
»Bitte bleiben Sie, Commander.«
Sie kam der Aufforderung nach und drehte sich um.
»Wir haben einmal über die Macht von Worten gesprochen, erinnern Sie sich?«, sagte sie wie beiläufig, als der Admiral gegangen war.
»Ja, Prätorin.«
»Hier ist ein Wort, über das Sie nachdenken sollten: Treue. Ich verlange sie von denen, die mir dienen.«
T'lak wusste also, dass sie die Flotte zu verlieren drohte, wenn sie angesichts unverständlicher Verzögerungen Loyalität verlangte.
»Diene ich Ihnen?«, fragte Soreth schlicht.
»Ja«, antwortete die Prädorin. »Und getreu, wie ich glaube. Admiral Tomalak hingegen stimmt mich nachdenklich.«
Soreth zögerte. Sie spürte bei ihr eine hohe Gesinnung, eine tiefe Loyalität jenen gegenüber, die sie für ihre Getreuen hielt. So etwas wusste der Commander durchaus zu schätzen. Wie viele andere stand sie hinter der Expansionspolitik des Reiches. Die neue Anführerin bot ihren Gefolgsleuten die Hoffnung, dass sie jene Politik fortsetzte. Deshalb unterstützte Soreth die Herrscherin.
»Hier ist noch ein Wort, Prätorin: Vertrauen. Wie tief reicht es? Und was muss ich tun, um ihnen zu zeigen, dass ich Ihr Vertrauen verdiene?«
T'lak legte die Hände auf den Rücken und entfernte sich von Soreth.
»Commander, leisten Sie mir gute, treue Dienste, dann werden Sie belohnt. Und lassen Sie Admiral Tomalak nicht aus Ihren Augen. Beim ersten Anzeichen von Verrat beseitigen Sie ihn. Dann haben Sie Ihre Loyalität bewiesen.«
»Ja, Prätorin«, erwiderte Soreth mit der von ihr erwarteten Unterwürfigkeit.
T'lak nickte gebieterisch
»Und nun gehen Sie.«
Soreth verbeugte sich mit geheucheltem Respekt und ging zur Tür. Sie spürte sie Bewegung hinter sich und der Instinkt des Soldaten, der einen Angriff befürchtete, veranlasste sie, sich umzudrehen. Ein Romulaner in der Uniform des Tal Shiar betrat aus einem Seiteneingang den Saal und lief der Prätorin entgegen. Der Mann verbeugte sich und sprach dann mit leiser, ernster Stimme zu T'lak. Soreth verstand die Worte nicht, aber wenn sie beim Lauschen erwischte würde, musste sie mit der Todesstrafe rechnen. Bevor die Tür zu glitt, gewann sie jedoch den Eindruck, dass etwas im Gange war. Ihr blieb allerdings ein Rätsel, was der romulanische Geheimdienst mit der Herrscherin zu tun hatte.
Quartier von Captain Carlyle,
USS Solace,
Unbekannter Sektor
»Logbucheintrag: Die Solace ist seit drei Wochen an den Grenzen der Föderation unterwegs. Wir kartografieren und untersuchen alle Planeten... Computer, Eintrag unterbrechen«, sagte Jim Carlyle.
Der Captain hatte das Bedürfnis nach einem Kaffee, erhob sich von seinem Tisch und trat zum Replikator.
»Individualprogramm Nummer zwei«, sagte er geistesabwesend.
Die Maschine summte und Sekunden später materialisierte sich im Ausgabefach eine dampfende Tasse. Carlyle griff danach, hob er an die Nase. Er schnupperte an der Tasse, schloss die Augen, genoss das Aroma und trank einen Schluck. Köstlich. Ganz gleich, wie weit wir reisen, immer nehmen wir Anblicke, Gerüche und Aromen aus der Heimat mit, dachte er.
Mit der warmen Tasse in der Hand schritt er zum Tisch zurück und setzte sich wieder. Im nächsten Augenblick erklang plötzlich das Interkom-Signal.
»Hier Carlyle. Sprechen Sie.«
Seine Stimme klang energisch. Die vage Niedergeschlagenheit fiel jäh von ihm ab, als sein Denken und das Empfinden zur Pflicht zurückkehrten.
»Captain«, ertönte die Stimme des Ersten Offiziers, »bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie während Ihrer dienstfreien Zeit störe. Der Oberkommando der Sternenflotte hat sich gerade mit uns in Verbindung gesetzt und möchte Sie sprechen. Alpha-Priorität.«
»Bestätigt. Legen Sie es bitte in meine Kabine, Commander«, antwortete er, dann strich seine Uniform glatt und trank einen Schluck aus dem Becher.
Carlyle hoffte, dass ihn eine gute Nachricht erwartete, keine schlechte. Die Alpha-Priorität blieb den wichtigsten Mitteilungen vorbehalten: ein Aufstand auf einem Planeten, eine Katastrophe, die ein ganzes Sonnensystem betraf, ein neuer Krieg...
Er aktivierte den Terminal, worauf sich der Bildschirm erhellte.
GESPRÄCH VOM HAUPTQUARTIER DER STERNENFLOTTE, FÜR CAPTAIN JIM CARLYLE, USS SOLACE. KOMMANDOCODE ERFORDERLICH.
Der Captain räusperte sich.
»Autorisierungscode Carlyle-Tango-acht-zwei-sechs.«
Das Projektionsfeld zeigte kurz das Dreieck-Symbol der Sternenflotte. Dann verschwand es sofort wieder und wich der Darstellung von Admiral Theresa Torrace. Sie war Mitte fünfzig, in ihrem Haar zeigten sich nur wenige graue Strähnen und kleine Falten umgaben ihre Augen. Sie zeichnete sich noch immer durch jene elfenhafte Anmut aus, wie er sie damals auf der Sternenflotten-Akademie kennengelernt hatte. Aber er nahm auch noch etwas anderes wahr, eine gewisse Zähigkeit, die nur nach langen Jahren der Erfahrung entstehen konnte.
»Admiral Torrace, schön Sie zu sehen«, begann Carlyle freundlich.
»Es freut mich ebenfalls, Sie zu sehen, alter Freund. Wie lange ist es her, Jim?« fragte Torrace. »Etwa zwanzig Jahre, seit wir auf der Canopus dienten?«
»Ein paar Jährchen mehr, glaube ich und ich muss feststellen, dass Sie inzwischen Karriere gemacht haben. Sie sind jetzt Admiral«, erwiderte er beeindruckt.
Torrace lachte kurz, ein angenehmes, melodisches Geräusch. Carlyle dagegen ließ sich in seinen Sessel sinken, hielt die Tasse in der Hand und wartete darauf, dass ihr Inhalt ein wenig abkühlte.
»Es ist nicht annähernd so angenehm, wie Sie vielleicht glauben. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Haben Sie es mit der nächsten Beförderung nicht zu eilig.«
»Da besteht keine Gefahr, glauben Sie mir, ich bin mit meiner gegenwärtigen Position vollauf zufrieden«, erwiderte Carlyle und trank einen Schluck Kaffee.
»Dazu haben Sie auch allen Grund«, sagte sie. »Ich habe mir ihre Personalakte ansehen. Sie haben es für einen Kadetten, der ständig nur Krach geschlagen hat, sehr weit gebracht. Ihre berufliche Laufbahn ist beeindruckend und haben sich einen Namen gemacht. Sie werden es noch weiter bringen, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
»Nun ja, Sie hatten einen beträchtlichen Anteil daran, Admiral. Leider muss ich gestehen, dass ich nicht so gut über Ihre Karriere Bescheid weiß.«
»Es ist nett, dass Sie das sagen und machen Sie sich keine Vorwürfe. Wenn man für die Operationsabteilung der Sternenflotte arbeitet, tritt man nicht oft an die Öffentlichkeit.«
Carlyle war überrascht und fragte sich, weshalb Torrace ihn kontaktierte. Der Auftrag, den sie für ihn hatte, mochte nicht schlecht sein, aber zweifellos kam ihm wohl große Bedeutung zu.
»Ich schätze, es gibt einen besonderen Grund, warum Sie sich melden?«
»So ist es, Jim. Vielleicht sollte ich Ihnen einfach erklären, worum es geht«, begann Torrace. »Das Tau-Hydra-System ist nicht weit von der Neutralen Zone entfernt. Es wäre kaum ein Problem für die Romulaner, sie außerhalb der Reichweite unserer Scanner zu durchqueren und wir können unmöglich die gesamte Grenze überwachen. Das ist schließlich nicht der Bestandteil. Unsere Aufgabe ist es lediglich, die Kolonien zu verwalten, die Beziehungen zu den lokalen Regierungen zu pflegen sowie die Schiffe der Föderation in diesem Sektor zu schützen. Was mich zu dem Problem bringt, das ich ganz am Anfang erwähnt habe. Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Romulaner am Tau-Hydra-System interessiert sind und es möglicherweise annektieren wollen. Deshalb möchte das Oberkommando, dass Sie dort die Lage erkunden. Es handelt sich um eine reine Aufklärungsmission. Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich.«
»Hat Tau-Hydra vielleicht eine größere Bedeutung, als man nach den offiziellen Berichten glauben kann?«
»Das System ist tatsächlich nichts wert«, erwiderte Torrace und lächelte schief. »Es besteht aus einer kaum bewohnbaren Planeten, einigen Subraum-Anomalien, bei denen es sich vielleicht nur um Messfehler der Sensoren handelt und viel langweiligem Weltraum.«
Carlyle blieb skeptisch und versuchte, seinen Einwand so diplomatisch wie möglich zu formulieren.
»Dennoch zeigen die Romulaner großes Interesse an diesem langweiligen All.«
»Aus Gründen, die vermutlich mehr mit romulanischen Fehlinformationen zu tun haben als mit dem echten Wert des Tau-Hydra-Systems«, antwortet sie und zuckte mit den Schultern.
»Aber für das Imperium scheint das System wohl so wichtig zu sein, dass sie einen Krieg mit der Föderation riskieren.«
»Deren Logik lässt sich nur schwer einschätzen, solange wir kaum etwas über ihre Absichten und der neuen Prätorin wissen.«
»Eine neue Prätorin?«, wiederholte Carlyle verblüfft.
»Ihr Name ist T'lak«, berichtete. Torrace. »Wir gehen davon aus, dass sie relativ jung ist. Während des romulanisch-klingonischen Krieges nahm an mehreren Frontkämpfen teil, immer mit Erfolg. Darüber hinaus wissen wir nichts. Schon aus diesem Grund müssen wir herausfinden, was die Romulaner vorhaben, um keine böse Überraschung zu erleben.«
»Entschuldigen Sie bitte meine Offenheit, Admiral«, sagte er vorsichtig, »aber darf ich fragen, weshalb Sie gerade mich ausgewählt haben?«
Torrace blieb äußerlich gelassen, aber in ihren grauen Augen loderte es.
»Die Solace hat den kürzesten Weg und sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, sind Sie der richtige Mann, um die Romulaner in die Schranken zu weisen. Es ist also kein Zufall, sondern eine ganz bewusste Entscheidung.«
Der Captain schmunzelte, denn er wusste, dass sie ihn mit seiner Kampferfahrung für einen hervorragenden Kommandanten hielt und begegnete ihren Blick.
»Na schön, Admiral, ich versichere Ihnen, dass ich der Sache auf den Grund gehe.«
Sie entspannte sich und lächelte.
»Danke, Jim. Ich wusste, dass ich mich auf Sie zählen kann«, erwiderte Torrace zufrieden. »Ich schicke Ihnen alle Informationen, die wir haben, aber viel ist es nicht. Ich brauche ihnen wohl nicht extra zu raten, auf der Hut zu sein.«
»Nicht bei den Romulanern.«
»Dann wollen wir hoffen, dass Ihnen das Glück auch diesmal holt ist. Schicken Sie mir einen Bericht, sobald Sie etwas wissen. Torrace, Ende.«
Als ihr Gesicht vom Bildschirm verschwunden war, dachte er über die eben geführte Unterhaltung nach und sein Blick glitt dabei aus dem Fenster zu den fernen Sternen. Ein paar Minuten später öffnete Carlyle den Interkom-Kanal zur Brücke, um neue Instruktionen zu erteilen.
»Mr. Taurik, wir verlassen unsere gegenwärtige Position und begeben uns unverzüglich ins Tau-Hydra-System.«
Der Erste Offizier betrachtete die Sternkarte.
»Sir, wenn wir dorthin fliegen, kommen wir der Neutralen Zone ziemlich nahe.«
»Richtig, aber wir bleiben auf unserer Seite«, antwortete er lächelnd.
Kurz darauf verzerrten sich die Lichtpunkte der Sterne zu langen, bläulich-weißen Strichen, als die Solace auf Lichtgeschwindigkeit ging.
Kommandobrücke,
USS Solace, Tau-Hydra-System,
Hydra-Sektor
Nach 22 Stunden Hyperraumflug meldete sich der Vulkanier über das Interkom im Quartier des Kommandanten.
»Taurik an Captain.«
»Carlyle hier«, erwiderte er. »Was gibt es, Commander?«
»Sir, wir werden in wenigen Minuten das Tau-Hydra-System erreichen.«
»Verstanden, ich bin in Kürze bei Ihnen.«
Kurz darauf verließ der Kommandant den rechten Turbolift. Die Sovereign-Klasse mit ihren sanft wirkenden Konturen, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eine geballte Ansammlung der modernsten Flottentechnologie darstellte. Die Brücke hatte im Gegensatz zu seinem vorherigen Schiff einige Veränderungen auf. Sie war groß, sehr geräumig und vom technologischen Stand relativ einfach ausgestattet. Auf der Frontseite bot der vom Boden bis zur Decke reichende Wandschirm einen klaren Blick auf den gewölbten Horizont des Planeten und die Milliarden Sterne jenseits davon. Die Kontroll- und Schaltkonsolen mit ihren weit nach hinten geneigten Sitzen standen unmittelbar vor der breiten Projektionsfläche. Weiter hinten, auf dem zweistufigen Podium, das den rückwärtigen Bereich der Brücke von der Kommandosektion trennte. Er sah seinen Sessel, daneben einige weitere für den Ersten Offizier und Besucher oder Offiziere aus anderen Abteilungen, die zur Brücke beordert worden waren. Eine Stufe führte links und rechts vom Befehlsstand des Captains nach achtern, wo man einige Instrumentenpulte und Computerbänke installiert hatte. Dort arbeiteten die wissenschaftlichen Offiziere und Triebwerkstechniker. Des Weiteren gaben sie der Brückencrew die Möglichkeit zur manuellen Steuerung aller wichtigen Bordanlagen und zur Überwachung der Lebenserhaltungssysteme. Der Zugang der beiden hinteren Turbolifte befand sich unmittelbar neben den Fächern mit der Notausrüstung. Rechts führte eine Tür zum Bereitschaftszimmer des Captains. Zur Decke gehörte eine kleine spezielle Beobachtungskuppel, durch die man ebenfalls in das All hinaussehen konnte. Er fand den Anblick atemberaubend, doch die wenigen Personen, die derzeit auf der Brücke ihren Dienst verrichteten, achteten überhaupt nicht darauf. Calryle hoffte, niemals den zufriedenen Stolz zu vergessen, der seinen Pulsschlag beschleunigte, als er vor drei Jahren das erste Mal die Hauptbrücke der Solace betreten hatte.
Der Erste Offizier erhob sich aus seinem Sessel und lächelte zurückhaltend.
»Captain auf der Brücke«, sagte der Vulkanier.
Die anwesenden Männer und Frauen sahen kurz zum Kommandanten. Es waren gute Offiziere, alles wissenschaftlich-technische Spezialisten. Carlyle bedauerte, dass das Protokoll sie bei der Arbeit unterbrach, wenn auch nur für wenige Sekunden. Er nickte den Brückenoffizieren ein stummes Weitermachen zu, woraufhin diese sich wieder ihren Konsolen zuwandten.
»Lagebericht, Mr. Taurik.«
»Wir sind auf Impulsantrieb gegangen. Unsere Langstreckensensoren zeigen keine anderen Schiffe in der Nähe. Allerdings könnte unsere Instrumentierung unzulänglich sein oder absichtlich getäuscht werden«, berichtete der Vulkanier.
»Mr. Kemura, überprüfen Sie bitte die Sensoren«, befahl Carlyle dem Steuermann, setzte sich in seinen Kommandosessel und sah zum großen Wandschirm.
»Miss Selca, was wissen wir über dieses Sonnensystem?«, fragte der Captain.
»Es besteht aus einem Doppelsternsystem, das aus einem roten Riesen und einem ihn umkreisenden weißen Zwerg besteht. Es gibt insgesamt sechs Himmelskörper sowie acht Monde, die teilweise unbewohnt sind. Die Anziehungskraft beider Sonnen sowie ihre Konvektionsströme erzeugen sehr starke gravimetrische Felder«, berichtete die Vulkanerin.
»Mr. Cohen, starten Sie eine Aufklärungssonde, die das System nach Spuren romulanischer Schiffedurchsucht.«
»Aye, Sir.«
Die Finger des taktischen Offiziers huschten über die Schaltflächen. Dann verließ ein längliches Objekt die Solace. Carlyle beugte sich im Sessel vor und sah zum großen Wandschirm, als das kleine Fluggerät durch das All sauste. Er kniff die Augen zusammen, als könnte er dadurch mehr sehen.
»Soll ich die visuelle Telemetrie aktivieren, Sir? Das wäre effektiver.«
Taurik sah zum taktischen Offizier. Die Direktheit des Mannes erstaunte ihn immer wieder. Wenn jemand anders eine solche Frage gestellt hätte, wäre sie fast eine Beleidigung gewesen, aber der Vulkanier und alle anderen auf der Brücke wussten, dass die Sache bei Cohen anders aussah.
»Ja, tun Sie das, Lieutenant«, erwiderte Carlyle und lehnte sich wieder zurück.
Das Bild auf dem Schirm änderte sich ein wenig. Am Rand des Projektionsfelds wiesen digitale Anzeigen und Koordinatengrafiken auf die Daten hin, die von der Sonde während ihres Flugs ermittelt, aufgezeichnet und gesendet wurden.
»Captain, die von der Sonde ermittelten Daten konnten keinerlei romulanische Signaturen ausmachen.«
»Verstanden, Mr. Cohen. Scannen Sie das System nach anderen Auffälligkeiten.«
Plötzlich wurde ihm von den Sensoren eine Ortung gemeldet. Der Offizier blickte mit gerunzelter Stirn auf die Anzeigen der Konsole. Er beugte sich vor, betrachtete das Display und spürte, wie sein Herz schneller klopfte.
»Sie haben etwas entdeckt, Lieutenant?«, fragte Carlyle.
Der Offizier sah auf und erwiderte den Blick des Kommandanten. Er schluckte und merkte unmittelbar darauf, wie seine Wangen zu glühen begannen. In den blauen Augen des Captains zeigte sich mehr als nur beiläufiges Interesse. Er schien direkt in das Zentrum seiner Seele zu sehen und dort selbst die geheimsten Gedanken zu erkennen. Daher wusste er, dass Cohen etwas Interessantes entdeckt hatte.
»Ja, Captain«, erwiderte der Offizier. »Die Sensoren registrieren mehrere Trümmer. Sie scheinen in diesen Raumbereich getrieben zu sein, vielleicht aufgrund des Strahlungsdrucks der Sonne oder einer räumlichen Verzerrungswelle.«
Cohen deutete zum Wandschirm, der unterschiedlich große Tiele zeigte. Den Hintergrund bildete der Planet Tau-Hydra VI, in dessen Atmosphäre immer wieder Blitze flackerten.
»Laut den Sensoren gehören die Wrackstücke zur Außenhülle eines Schiffes der Föderation...«
»Gibt es Überlebende, Mr, Cohen?« unterbrach Carlyle den Lieutenant.
»Unbekannt, Sir. Die Trümmer sind weit verstreut, dass sich nicht feststellen lässt, ob Rettungskapseln ausgeschleust wurden. Wenn es Überlebende gibt, dann sind sie bestimmt auf Tau-Hydra VI gelandet.«
»Haben Sie dort Signale von Insignienkommunikatoren geortet?«
»Die Atmosphäre des Planeten scheint für solche Signale undurchdringlich zu sein und stört auch den übrigen Subraum-Signalverkehr, was insbesondere für Transporter und Sensoren gilt«, antwortete Cohen.
»Sir, ich schlage vor, wir aktivieren die Schilde und gehen auf Alarmstufe Rot«, sagte Taurik respektvoll.
»Noch nicht, Commander.«
Der Erste Offizier sah den Captain fast beschwörend an.
»Bitte um Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen, Sir..«
Carlyle nickte.
»Ich kenne die Romulaner und halte sie nicht vertrauenswürdig. Sie leben nur für die Eroberung und haben keine Ehre. Deshalb rate ich zur allergrößten Vorsicht.«
»Ich muss mich an die Protokolle der Föderation halten. Aber ich versichere Ihnen: Beim ersten Anzeichen von Problemen werfe ich diese Protokolle über Bord.«
Tauriks Schultern sanken kaum merklich, als er ausatmete. Doch die Bedenken in seinen Augen verflüchtigten sich nicht.
»Sir, es lassen sich drei Signaturen auf dem Planeten feststellen«, meldete Cohen von der technischen Station. »Sie sind in einem einige Kilometer großen Bereich auf der Oberfläche verteilt.«
»Was wissen wir über die Bewohner des Planeten?«
»Es gibt einzelne Siedlungen, in denen Humanoide leben«, sagte Selca und blickte auf die Anzeigen ihrer Konsole. »Offenbar handelt es sich um eine Präwarp-Zivilisation in einer frühen industriellen Entwicklungsphase.«
Chefingenieur Furgessoni sah von seiner Station auf und schüttelte den Kopf.
»Auf den Einsatz des Transporters sollten wir besser verzichten, Captain. Der Ionensturm in diesem System gefällt mir nicht. Er könnte sich jederzeit bis hierher ausdehnen.«
»Verstanden.«
Carlyle erhob sich.
»Miss Selca, Mr. Hendricks, Sie begleiten mich.«
Die beiden Offiziere folgten dem Kommandanten zum Turbolift. Der Vulkanier stand ebenfalls von seinem Platz auf.
»Captain, ich muss Sie hoffentlich nicht daran erinnern...«
»Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen«, sagte Carlyle mit einem Lächeln. »Aber es reizt mich, die Ares auszuprobieren. Es ist das Vorrecht des Captains.«
Zusammen mit Selca und Hendricks trat er in den Turbolift.
»Sie haben das Kommando, Mr, Taurik.«
Planetenoberfläche,
Tau-Hydra VI,
Hydra-Sektor
Die Ares stellte ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis und landete wenig später auf der unebenen Oberfläche des Planeten. Doch Carlyles Interesse galt nicht in erster Linie dem großen Shuttle. Als die Einsatzgruppe darauf wartete, dass sich die Tür des Frachtraums öffnete, lächelte er und lehnte sich im Pilotensessel des neuesten Bodenfahrzeugs zurück. Selca nahm neben ihm den Platz des Kopiloten ein und Hendricks saß hinten.
Der mit vier Rädern ausgestattete Wagen war offen. Zwei silbrig glänzende Stangen ragten hinter den beiden Passagiersitzen nach oben, formten einen gewölbten Überrollbügel und reichten über den Frontmotor hinweg. Im Heck befand sich eine Art Käfig. Dort konnten sich weitere Personen festhalten und die im Boden verborgenen Waffensysteme einsetzen, wenn das notwendig werden sollte. Schließlich öffnete sich die große Luke und gab den Blick frei auf eine Wüstenlandschaft: sandiger Boden, Felsbrocken und spärliche Vegetation unter einer unbarmherzig gleißenden Sonne.
Die Ares war in der Mitte eines Tals gelandet. In der Hitze flirrende Luft verwischte immer wieder die Konturen der fernen lehmbraunen Berge. Carlyle wagte es nicht, die Entfernung abzuschätzen, denn er wusste, dass Wüsten in dieser Hinsicht sehr trügerisch sein konnten. Er atmete tief durch. Die Luft war heiß und roch nach trockenem Gebüsch, im Innern des Fahrzeugs blieb es zum Glück angenehm kühl. Verspielt und ausgelassen beschleunigte Carlyle und genoss diesen Moment. Zu seiner großen Freude reagierte das Fahrzeug sofort. Der Motor brummte kraftvoll und der Wagen sprang praktisch aus dem Shuttle. Carlyle trat ganz plötzlich auf die Bremse, wodurch sich Selca und Hendricks in ihren Sitzen nach vorn neigten. Staub wirbelte auf. Die Vulkanierin nutzte den Schwung nach vorn, um ein Schaltelement am Armaturenbrett zu betätigen, während sich hinter ihnen die Luke der Ares schloss.
Selca sah auf die Anzeigen seines Tricorders.
»Die erste Signatur befindet sich westlich von uns, zwei Kilometer entfernt.«
Er nickte in die entsprechende Richtung.
»Dorthin, Sir.«
»Danke, Selca«, erwiderte Carlyle und erlaubte sich ein verschmitztes Lächeln. »Mal sehen, wozu dieses Ding fähig ist.«
Er gab Gas und ließ den Wagen halsbrecherisch schnell über die Wüstenlandschaft sausen, genoss den direkten Kontakt mit dem Boden, das jähe Schaukeln, hervorgerufen von Felsen und Mulden, die Vibrationen des Fahrzeugs. Selbst den Fahrtwind empfand der Captain als herrlich. Sein Lächeln wuchs in die Breite. Er wandte sich an Selca und Hendricks, um seine Freude mit ihnen zu teilen, aber ganz offensichtlich konnten sie der rasenden Fahrt nicht annähernd so viel Begeisterung abgewinnen wie der Carlyle. Die Vulkanierin hielt sich wie verzweifelt am Armaturenbrett fest und der Sicherheitsoffizier klammerte sich hinten an eine Stange des Überrollbügels. Seine Hände schlössen sich so fest darum, dass die Fingerknöchel weiß vortraten. Selca sprach, bevor Carlyle etwas sagen konnte.
»Ich wundere mich immer wieder über die Neigung von Menschen, Fahrzeuge bei unsicheren Bodenverhältnissen mit hoher Geschwindigkeit zu steuern«, frotzelte Selca.
Sie sondierte mit seinem Tricorder die Umgebung; während der Captain noch etwas mehr Gas gab.
»Über die Anhöhe dort, Sir«, sagte sie schließlich. »Noch einen halben Kilometer.«
Nach Carlyles Meinung legten sie die Entfernung viel zu schnell zurück. Er hielt an, als Selca meinte, sie hätten die betreffende Stelle erreicht. Sie stiegen aus und der Captain gewann den Eindruck, in einen Backofen zu treten. Nicht eine einzige Wolke zeigte sich am Himmel und die Luft war völlig trocken. Die Sonne brannte regelrecht auf sie herab. Der Carlyle fühlte sich an Vulkan erinnert und fragte sich, wie die Bewohner dieser Welt überlebten. Selca behielt die Anzeigen des Tricorders im Auge.
»Interferenzen stören die Sondierungssignale, aber ich bin sicher, dass uns nur noch wenige Meter von der Signatur trennen.«
Carlyle wischte sich Schweiß von der Stirn, schritt langsam weiter, ließ den Blick über Felsen und ausgedörrten Boden gleiten. Er hielt Ausschau, aber wonach? Wovon auch immer die Signaturen ausgingen: Es konnte kaum das Werk der Einheimischen sein. Selca und Hendricks gingen ebenfalls los, in unterschiedliche Richtungen. Aus den Augenwinkeln nahm Carlyle ein Schimmern im Sand wahr und hob es auf. Es bestand aus dunklem, unpoliertem Metall, das Selca mit ihrem Tricorder scannte.
»Bei dem Fragment handelt es sich offenbar um Teile der vermissten USS Aeolus. Die ermittelten Daten zeigen ein deutliches energetisches Muster, das von Disruptorenergie stammte. Art unbekannt.«
Carlyle kehrte zum Wagen zurück und deutete auf die Ladefläche. Hendricks legte das Stück dorthin, dann nahmen sie wieder ihre Plätze ein. Einmal mehr blickte Selca auf ihren Tricorder.
»Die zweite Signatur befindet sich südlich von uns, einen Kilometer entfernt.«
Erneut gestattete sich Carlyle das Vergnügen, durch die Wüste zu rasen. Innerhalb einer Stunde fand die Einsatzgruppe in der Wüste ein wieder ein Trümmerteil. Carlyle sah nach hinten. Hendricks stand im Frachtbereich des Wagens, neben den einzelnen Teilen. Die Vulkanierin nahm eine weitere Sondierung vor.
»Von der letzten Signatur trennen uns etwa 100 Meter, Sir. Nach Norden.«
Der Captain fuhr los und hielt dann an. Zuerst sah er nur flirrende Luft, die vom heißen Boden aufstieg, aber dann bemerkte er ein kupferfarbenes Objekt im Sand. Sie stiegen aus und näherten sich dem Stück. Selca erreichte den Fundort als Erster und bückte sich, um ihn aus der Nähe zu betrachten. Offenbar lag das Teil schon seit einer ganzen Weile im Wüstensand. Staub bedeckte die schmutzige Metallfläche.
Plötzlich gab es einere Explosion hinter ihnen. Carlyle duckte sich instinktiv, drehte den Kopf und stellte fest, dass ein naher Felsblock auseinander geplatzt war. Eine Gruppe von Einheimischen näherte sich mit primitiven Wüstenfahrzeugen dem Sternenflotten-Trio. Auf dem Dach angebrachte Plasmawaffen feuerten. Diese hatten die Explosion verursacht.
»Kommen Sie!«, rief der Captain.
Er und seine Offiziere sprangen in den Wagen und der Captain beschleunigte sofort.
»Sollen wir es jetzt mit hoher Geschwindigkeit bei unsicheren Bodenverhältnissen versuchen?«, wandte er sich kurz an Selca und gab Vollgas.
Hinten betätigte Hendricks einen Schalter, der die Phaserkanone nach oben brachte. Carlyle hörte, wie der Sicherheitsoffizier ihre Verfolger unter Beschuss nahm. Es krachte, als einige der primitiven Fahrzeuge getroffen wurden und sich überschlugen.
Zwar war die Situation gefährlich, aber trotzdem spürte Carlyle wieder so etwas wie prickelnde Aufregung, als der Wagen mit Höchstgeschwindigkeit durch die Wüste raste, dabei gelegentlich den Bodenkontakt verlor und einige Meter weit flog. Er fuhr im Zickzack, um den Verfolgern das Zielen zu erschweren, während Hendricks immer wieder von der Kanone Gebrauch machte. Es dauerte nicht lange, bis sie in Sichtweite der Ares gerieten. Unglücklicherweise war sie von einem zweiten Kontingent der Fremden umgeben. Carlyle konnte jetzt Einzelheiten der Humanoiden erkennen. Sie hatten dunkle, olivgrüne Haut und ihre Gesichter erweckten den Eindruck, aus dem Felsgestein der Wüste gehauen zu sein.
»Miss Selca...«, begann Carlyle.
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Die Vulkanierin verstand sofort und betätigte ein Schaltelement des Armaturenbretts. Die Ares startete, zur großen Überraschung der Fremden. Doch dann griff auch die zweite Gruppe der Einheimischen an. Gleichzeitig näherte sich die erste Gruppe von hinten. Plasmafeuer zischte. Primitive Motoren dröhnten. Kehlige Schreie erklangen. Carlyle nahm den Fuß nicht vom Beschleunigungspedal, obwohl heftige Erschütterungen ihn selbst und seine beiden Begleiter hin und her warfen. Die Aufregung hatte sich inzwischen gelegt und war der Anspannung gewichen. Er konzentrierte sich darauf, der fliegenden Ares zu folgen. Zwar lenkte Selca den Shuttle mit großem Geschick, aber die ständigen Plasmablitze hinderten ihn daran, die Ares lange genug anzuhalten, um dem Wagen die Rückkehr an Bord zu ermöglichen.
Hendricks schoss noch immer mit der Phaserkanone, ein Verfolgerwagen nach dem anderen stürzte um, aber immer mehr Bewohner dieser Welt kamen aus Verstecken hinter den Felsen, als wären ganze Schwärme von ihnen in unterirdischen Grotten versteckt. Carlyle gestand sich gerade ein, dass er zu wenige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, um sich und seine Offiziere vor den Bewohnern des Planeten zu schützen, als er plötzlich einen Ausweg sah: eine Anhöhe in Flugrichtung der Ares.
»Miss. Selca...«, sagte er.
Sie folgte dem Blick des Captains, nickte und hatte verstanden. Carlyle drehte das Lenkrad des Wagens, änderte dadurch abrupt die Fahrtrichtung und hielt auf das neue Ziel zu. Selca beugte sich zum Armaturenbrett vor, betätigte die Schaltelemente und positionierte die Ares unmittelbar hinter der Anhöhe und öffnete die Luke ihres Frachtraums. Der Wagen donnerte am Hang empor, wie über eine Rampe, erreichte die höchste Stelle und flog auf die Ares zu.. Carlyle wagte es nicht, in die Tiefe zu blicken. Ihm genügte, was er aus den Augenwinkeln sah, nämlich nichts. Leere erstreckte sich unter dem Wagen: Die Anhöhe erwies sich als Rand einer Schlucht. Er schnappte nach Luft, hielt das Lenkrad fest und hörte, wie Hendricks leise stöhnte. Und dann, einen Herzschlag später, knallten die Räder des Wagens auf den Boden des Frachtraums.
Carlyle trat auf die Bremse, lautes Quietschen hallte von den Wänden wider, als sich die Luke hinter der Einsatzgruppe schloss. Sein Puls raste noch immer, aber es bereitete ihm kindliche Schadenfreude zu sehen, dass sich Hendricks und Selca noch nicht von der wilden Fahrt erholt hatten. Er gab sich gelassen, als er ausstieg, so als hätten sie nur einen gemütlichen Ausflug hinter sich, zögerte kurz und wischte ein wenig Staub von der Motorhaube. Dann ging er zum Pilotensessel des Shuttles, und flog zur Solace zurück.
Kommandobrücke,
USS Solace, Tau-Hydra-System,
Hydra-Sektor
Inzwischen konzentrierte sich Lieutanent Wes Cooper auf die Anzeigen seiner Konsole. Die Balkenindikatoren blieben in ständiger Bewegung und wechselnde Farben der grafischen Darstellungen wiesen auf instabile Signalstärken hin. Begann Hendicks damit, die Emissionen im oberen Frequenzbereich aus dem Empfangsspektrum zu verbannen. Er erinnerte sich an den Ausbilder an der Akademie, der die Fokussierung auf ein schwaches Signal mit der Bildhauerkunst verglichen hatte. Also eliminierte er alles aus dem Empfang, bis nur noch das Signal übrig war. Er betätigte die Kontrollen, doch am Rauschen der statischen Störungen änderte sich zunächst nichts. Verärgert biss sich er sich auf die Lippe und setzte seine Bemühungen fort. Cooper spürte, wie seine Ohren zu glühen begannen. Ich habe mich nicht geirrt, dachte er. Das Notsignal existiert wirklich. Er blickte kurz zur Wissenschaftsstation und stellte fest, dass Selca nicht in seine Richtung sah. Erlaubte sich die Vulkanierin vielleicht so etwas wie Sarkasmus? Konnte sie überhaupt sarkastisch sein? Er bezweifelte, dass sich diese beiden Fragen beantworten ließen. Seine Großmutter hatte immer wieder behauptet, die Augen seien Fenster zur Seele, doch er war nie imstande gewesen, in ihren etwas zu erkennen.
Sarkasmus oder nicht, es galt, eine Pflicht zu erfüllen. Und er kam bestimmt nicht weiter, wenn er zu ihr starrte. Der Lieutanent beugte sich gerade vor und bewies damit seine Neigung zum Perfektionismus. Was auch immer die Displays anzeigten, er wollte sich keine Einzelheiten entgehen lassen. Cooper wusste, dass Selca durchaus fähig war, eine halbe Stunde lang in dieser Haltung zu verharren.
Neue Entschlossenheit erfüllte ihn, als er die intensive Strahlungsaktivität der Sonne herausfilterte und ein Interferenzmuster nach dem anderen eliminierte. Es ist genau wie damals an der Sternenflotten-Akademie, fuhr es ihm durch den Sinn. Dies könnte aus einem von einem verfassten Lehrbuch des Ausbilders stammen.
Einen Atemzug später verschwand das Funksignal im Durcheinander der Statik. Die Entfernung ist zu groß, dachte er enttäuscht. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, um den Empfang zu stabilisieren. Nun, es gab eine Möglichkeit: Cooper verzichtete darauf, auch weiterhin die üblichen Signalkollektoren zu benutzen und verwendete stattdessen die interne Verkabelung des Schiffes. Zwar gehörte die Solace mit ihren Komponenten zu den modernsten Einheiten der Föderation-Flotte, aber sie verfügte auch über ganz gewöhnliche elektrische Leitungen. Ließ sich so etwas auch hier bewerkstelligen? Seine Finger huschten über die Kontrollen und öffneten neue Kanäle für den Signaltransfer. Die üblichen Verbindungen konnte er nicht ganz unterbrechen. Immerhin musste es auch weiterhin möglich sein, wichtige Signale zu übertragen. Aber er veränderte ihre Priorität, drängte sie gewissermaßen an den Rand des Computersystems und gab den Subsystemen Vorrang. In den technischen Handbüchern wurden derartige Methoden nicht erwähnt, aber sie funktionierten trotzdem.
Als er das neue Empfangssystem aktivierte, fauchte Statik aus den Lautsprechern. Er schnitt eine Grimasse und reduzierte die Lautstärke. Soviel zur Sphärenmusik des Alls. Die automatischen Regelungssysteme arbeiteten jetzt nicht mehr, was für ihn bedeutete, dass er alle Abstimmungen manuell vornehmen musste. Cooper begann damit, indem er erneut einen Filter für die Emissionen des Doppelsterns schuf. Unmittelbar darauf vernahm er wieder Geräusche, die nach regelmäßigen Impulsen klangen. Er seufzte erleichtert. Endlich zeichnete sich ein Erfolg seiner Bemühungen ab. Der Lieutenant lächelte. Chefingenieur Furgeson war nicht der einzige, der den einen oder anderen Trick kannte.
Wenig später öffneten sich die Türen des Turbolifts und Carlyle erschien mit Hendichs und Selca auf der Brücke.
»Captain, ich habe einen verstümmelten Notruf empfangen«, wandte sich Cooper an den Kommandanten..
Der Kommandant sah den Lieutenant interessiert und wartete auf eine Antwort.
»Angesichts der vielen elektromagnetischen Störungen in diesem Sektor lässt sich das schlecht feststellen,«
»Versuchen Sie, die Störungen herauszufiltern. Ich möchte wissen, was es damit auf sich hat«, erwiderte Carlyle.
Nach ein paar Minuten sah Cooper auf und sprach den Captain an.
»Sir, Ich habe den Notruf lokalisiert. Er ist mit Bild und kommt von einem unterirdischen Forschungslabor auf Tau-Hydra IV,«
»Legen Sie es auf den Schirm«; befahl der Captain.
»Was wissen wir über den Planeten, Miss Selca?«
»Er ist kartographisch nicht erfasst. Wir müssen näher heran, um Daten über ihn zu gewinnen.«
Der große Frontschirm flackerte. Eine Sekunde lang konnte man eine weibliche Stimme hören und den Umriss eines Gesichtes in der Dunkelheit erkennen. Dann fiel es wieder auseinander.
»Mr. Cooper, können Sie das Signal nicht verstärken?«
»Ich versuche es, Sir. Es ist sehr stark gestört.«
»An alle Schiffe....Helfen Sie uns... Bitte...!«
Der Ton war ganz weg, der Bildschirm grau.
»Mr. Cooper, was ist los, verdammt noch mal?«
»Tut mir leid, Sir. Ich empfange nichts mehr. Es wird gestört.«
»Gestört?«
»Ja, Captain.«
Carlyle blickte seinen den Ersten Offizier verwundert an und runzelte dabei die Stirn.
»Mr. Taurik, wie lautet Ihre Analyse?«
»Sir, es ist in der Tat merkwürdig, dass wir von dort ein Notsignal auffangen. So weit bekannt, existiert auf dem Planeten keine Einrichtung der Föderation. Deshalb rate ich davon ab, dem Signal weiter Beachtung zu schenken.«
Swenson räusperte sich. Er schien etwas sagen zu wollen, zögerte jedoch, da er sich in das Gespräch nicht einmischen wollte.
»Möchten Sie einen Kommentar abgeben, Lieutenant?«, wandte sich der Captain an den Navigator.
»Sir, ich gebe Commander Taurik recht. Mein Gefühl sagt mir, dass mit dem Signal etwas nicht stimmt. Vielleicht will man uns nur hinlocken.«
»Nun, es ist nicht völlig auszuschließen. Aber bislang weist nichts auf eine Falle hin und laut den Sternenflotten-Protokollen sind wir in der Pflicht Hilfe zu leisten. Wir dürfen ein Notsignal nicht einfach ignorieren, ganz gleich, von wem es stammt. Also sollten wir der Sache auf den Grund gehen«, antwortete Carlyle. »Mr. Kemura, ändern Sie den Kurs nach Tau-Hydra IV.«
Der Steuermann an der Konsole vor dem Wandschirm nickte und seine Finger huschten mit geübtem Geschick über die Schaltflächen.
»Kurs korrigiert, Captain.«
»Gut. Sehen wir uns die Sache aus der Nähe an. Warp acht.«
»Aye, Sir.«
Nach einer Weile erhob sich Carlyle aus seinem Sessel, übergab Taurik das Kommando auf der Brücke und suchte den Bereitschaftsraum auf, um sich dort den liegengebliebenen Berichten zu widmen. Er hatte einen Rückstand an Bewertungen über zahlreiche Mannschaftsmitglieder aufzuarbeiten und musste noch den von Chefingenieur Furgeson detaillierten regelmäßigen Wartungsbericht studieren sowie abzeichnen, den er schon mindestens ein Dutzendmal verschoben hatte.
Kommandobrücke,
USS Solace, Tau-Hydra IV,
Hydra-Sektor
Etwa vier Stunden später erreichte die Solace den Planeten Tau-Hydra IV. Als sich die Tür vom Bereitschaftsraum zur Brücke öffnete, spürte Carlyle die Anspannung, der anderen. Eine seiner Aufgaben bestand darin, der Mannschaft ein Beispiel zu geben, deshalb versuchte er, möglichst entspannt zu wirken. Mit seinem Verhalten erinnerte Carlyle alle anderen daran, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Trotzdem musste er darauf achten, ruhig und gleichmäßig zu atmen, um sich die Unruhe in seinem Innern nicht anmerken zu lassen. Ihn beunruhigte der Gedanke, was sie hier vorfinden würden.
Der Wandschirm zeigte den großen rot-braunen Planeten, der seine träge Bahn um das Zentralgestirn zog. Der Kommandant sah auf die Konsole an seinem Befehlsstand und studierte das Netzgitter, welches auf dem kleinen Schirm projiziert war. Im unteren Quadranten bewegte sich die Solace als weißer Punkt auf den Planeten zu.
»Mr. Kemura, reduzieren Sie unsere Geschwindigkeit auf 30 Prozent Impulskraft. Und bringen Sie das Schiff in eine sichere orbitale Umlaufbahn.«
»Aye, Sir«, bestätigte der Steuermann.
»Miss Parks, versuchen Sie Kontakt mit dem Labor aufzunehmen?«
»Jawohl«, erwiderte die Asiatin. »USS Solace ruft Forschungslabor. Melden Sie sich! Bitte kommen! Hören Sie uns?«
»Miss Selca, was sagen ihre Sensoren über den Planeten?«
»Er hat ungefähr die Masse der Erde, besitzt eine dichte Kohlendioxid-Atmosphäre und ist der Klasse D zugeordnet. Der Planet liegt in der heißen Zone. Durch die starke Sonneneinstrahlung ist seine Oberfläche sehr heiß. Leben ist dort unmöglich.«
»Haben Sie auch Informationen über das Labor?«
»Leider nein. Unsere Datenbanken geben keine Auskunft darüber«, antwortete die Frau Kopf schüttelnd.
Carlyle hielt es nicht länger im Sessel aus und spürte das unwiderstehliche Verlangen, aufzustehen, um sich zu bewegen. Er legte die Hände auf den Rücken, als er zum Wandschirm trat und blieb erst stehen, als er die vorderen Konsolen erreichte. Der Captain beobachtete so konzentriert die Sterne, als könne er ein feindliches Raumschiff entdecken, indem er nur aufmerksam genug Ausschau hielt, als sei er in der Lage, allein mit fester Entschlossenheit mehr zu leisten als die komplexen Ortungsinstrumente der Solace. Aber natürlich war von dem überhaupt nichts zu sehen. Selbst wenn sich das Schiff in der Umlaufbahn eines Planeten befunden hätte, war die Entfernung noch immer viel zu groß, um es mit bloßem Auge zu erkennen.
»Sir, ich würde gern die Schilde aktivieren, falls wir es hier mit einer trügerischen Situation zu tun haben«, sagte Taurik. »Es heißt, die romulanischen Schiffe schießen erst und stellten später Fragen.«
»Selbstverständlich«, antwortete Carlyle. »Ergreifen Sie alle Maßnahmen, die Sie für richtig halten, Commander.«
Nach zwei wiederholten Funkversuchen, das Forschungslabor über Funk zu erreichen, wandte sich Parks an den Kommandanten.
»Sir, es ist einfach zwecklos. Ich bekomme keine Rückmeldung.«
»Werden die Verbindungen blockiert?«
»Keine Störungen mehr.«
Carlyle wandte sich zum Ersten Offizier.
»Ihre Theorie. Mr. Taurik?«
Der Vulkanier antwortete sofort.
»Meiner Ansicht nach, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder will niemand vom Labor antworten, oder er kann es nicht.«
»Also gut, schicken ein Landeteam hinunter«, sagte der Captain. »Das Team wird von Dr. Bellwood, Lieutenant Selca sowie Lieutenant Hendricks gebildet.«
»Verzeihung, Sir«, unterbrach die Wissenschaftsoffizierin. »In Anbetracht der bekannten Anomalien in diesem System, sollte ich wegen potenzieller Störungen unserer Bordanlagen besser nicht dem Landungstrupp zugeteilt werden. Deshalb schlage ich Fähnrich Dahlgren als Ersatz vor.«
Beherrscht nahm der Kommandant die Unterbrechung hin.
»Befürchten Sie eine ernsthafte Gefahr, Lieutenant?«
»Nein, Sir, offen gestanden nicht. Allerdings liegt der Wahrscheinlichkeitsquotient für eine eventuelle Gefährdung bei immerhin 15,9 Prozent.«
Carlyle erlaubte sich ein Lächeln.
»Miss Selca, bei bisherigen Landeeinsätzen haben Sie immer hervorragende Leistungen erbracht. Es missfällt mir, Sie diesmal auszuschließen, doch Ihre Überlegungen leuchten auch mir ein.«
Er drehte seinen Sessel der Frau am Kommunikationsterminal zu.
»Miss Parks, unterrichten Sie bitte Dr. Bellwood, Mr. Hendricks und Miss Dahlgren, dass sie sich umgehend im Transporterraum drei einfinden sollen.«
»Ja, Sir.«
Unterirdischer Laborkomplex,
Forschungslabor, Tau-Hydra IV,
Hydra-Sektor
Dr. Bellwood verabscheute moderne Technik und war davon überzeugt, dass sie ihn eines Tages umbringen würde. Als ihn der Transporterstrahl tief unter der Oberfläche des Planeten rematerialisieren ließ, stand er in völliger Dunkelheit da und glaubte seine Befürchtungen auf schreckliche Weise bestätigt. Eine schöne Situation für einen Arzt, dachte er. Hier stehe ich und lasse mir vielleicht von irgendjemanden den Kopf wegbrennen.
»Allmächtiger Gott!«
Matlöck sah kurz ein mattes energetisches Schimmern, bevor es wieder verschwand.
»Sind Sie da, Hendricks?«
»Ja, Doktor.«
Der sanfte Tenor ertönte einige Meter weiter rechts.
»Keine Sorge, das haben wir gleich...«
Einen Sekundenbruchteil später schnitt rechts ein Lichtstrahl durch die Finsternis. Dahinter erkannte Bellwood das Gesicht des Sicherheitsoffiziers. Links von hatte sich noch eine Frau der Wissenschaftsabteilung materialisiert. Die Drei bildeten einen Abwehrkreis.
»Fähnrich«, wandte sich Bellwood nun an Dahlgren von der Wissenschaftsabteilung.
Die junge Frau wurde zur Vervollständigung des Landeteams ausgewählt.
»Orten Sie Biosignale?«
»Jawohl, Sir. Ich erkenne Lebenszeichen von wenigstens einer... Nein, von zwei Personen.«
»Hoffentlich geht das Ortungsergebnis auf Störungen zurück, Fähnrich. Also, dann mal los. Uns steht ernsthafte Arbeit bevor«, sagte der Mediziner. »Einen Moment noch. Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, was hier passiert sein könnte?«
»Nein, Sir«, bestätigte Dahlgren. »Die Sensordaten zeigen an, dass die Anlage unbeschädigt und unvermindert stabil ist.«
»Gut, suchen wir nach dem Personal«, drängte der Arzt voller Ungeduld. »Es gibt vermutlich Verletzte, die Behandlung benötigen.«
Das dreiköpfige Team befand sich in einer Höhle. Mehrere Tunnel führten von ihr ab. Die Kavernen waren mit Sicherheit künstlich angelegt worden und kein Werk der Natur. Am Ende eines langen Ganges standen sie als Nächstes vor der geschlossenen Innentür. Diese hatte einen Griff. Hendricks drehte ihn. Ein Klicken ertönte und die Tür rollte ein Stück zur Seite. Auf einmal jedoch klemmte sie.
»Abgesperrt ist sie nicht«, meldete der Sicherheitsoffizier. »Anscheinend hat sie aber einen elektronischen Hilfsmechanismus und momentan ist wohl kein Strom da.«
»Soll ich mit anpacken?«, rief von hinten Dahlgren.
»Danke, Fähnrich. Ich glaube, das bewältige ich allein.«
Hendricks schob den Arm in den Türspalt, zwängte sich hinein und stemmte sich gegen die Tür. Ein paar Sekunden lang widerstand ihm die Tür. Dann aber gab sie allmählich nach und fuhr langsam zurück.
Er drückte sie vollends in die Wand und machte der Gruppe den Eingang frei. Bellwood spähte in das Innere. Die Räumlichkeiten waren unbeleuchtet, erfüllt mit Dunkelheit. Allerdings drangen verschiedentlich von oben gedämpftes, rotes Licht herab und spendete so viel Helligkeit, dass man im Großen und Ganzen auf die Benutzung der Stablampen verzichten konnte.
Aus irgendeinem Grund war dem Arzt mulmig zumute, obwohl die Sensormessungen von Dahlgren an der Stabilität des Komplexes keinen Zweifel ließen. Dass die Decke ihnen auf den Kopf fiel, war also unwahrscheinlich. Aber allem Anschein nach, gab es in dieser unterirdischen Anlage überlebende. Mitmenschen, die der Rettung bedurften. Sobald der Arzt, nachdem er eingetreten war und Hendricks sorgenvollen Blick bemerkt hatte, besann er sich auf die angebrachte Entschlossenheit zum Handeln.
»Los, gehen wir weiter.«
Das Team sammelte sich in einem Umkleideraum. In der Mitte stand eine Sitzbank. Darunter hatte man in ordentlichen Reihen Stiefel abgestellt. Spinde
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Oliver M. Pabst
Bildmaterialien: Oliver M. Pabst
Cover: Oliver M. Pabst
Lektorat: Korrekturen.de Julian von Heyl
Korrektorat: Korrekturen.de Julian von Heyl
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2024
ISBN: 978-3-7554-6713-7
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