Der Roman ist eine Erfindung des Schriftstellers. Die Charaktere der Handlung sind frei erfunden. Die Charaktere der Handlung sind frei erfunden. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen, lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
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In Honolulu wurde ein Soldat ermordet, der nicht auf der Insel stationiert war. Die Task Force 4-0 übernimmt den Fall. Doch das Team der polizeilichen Sondereinheit hat nur wenig Anhaltspunkte über das Opfer oder den Täter und tappt zunächst im Dunkeln. Erst als eine mysteriöse Soldatin unerwartet ihre Hilfe anbietet, finden die Ermittler eine Spur, die bis nach Washington D.C. führt...
Alice Diners,
Downtown Honolulu,
Oahu, Hawaii
In Honolulu war es die letzten Tage ruhig und besonnen zugegangen. Es gab keine Fälle für die polizeiliche Sondereinheit Task Force 4-0. Es schien fast so, als würden die Verbrecher das herrliche Wetter lieber zum surfen, schwimmen oder andere Dinge tun, anstatt ihrer kriminellen Aktivitäten nachzugehen. So kam es, dass an diesem Tag Major Steven Garth bereits zur Mittagszeit den Arbeitstag für beendet erklärte. Die Ermittler Detective Chad Colby sowie seine Cousine, Officer Kylee Parker, hatten Pläne für den Nachmittag, sodass nur der Teamleiter und Sergeant Nick Hudson übrig blieben.
»Gehen wir mal wieder zu Alice?«, fragte dieser seinen Chef.
»Gute Idee, da waren wir schon lange nicht mehr«, stimmte Garth zu, dann machten sich beide mit ihrem schwarzen Ford Dodge auf den Weg von ihrem Hauptquartier in das Stadtzentrum.
»Ob Alice uns wohl noch erkennt?«, fragte Hudson im Wagen.
»Ich hoffe nicht, sonst können wir uns eine Standpauke anhören lassen«, erwiderte der Major grinsend.
»Da hast du wohl recht«, meinte der Sergeant und lehnte sich im Beifahrersitz locker zurück.
Wenige Minuten später hielten sie am Straßenrand vor dem Lokal. Kaum hatten sie das kleine, familiengeführte Restaurant betreten, kam ihnen die Besitzerin auch schon entgegen.
»Hallo ihr beiden. Ich hatte bereits befürchtet, ihr hättet euch abgesetzt.«
Die schlanke Frau kam mit einem vorwurfsvollen Blick auf die beiden gestandenen Männer zu. Wie immer waren ihre dunklen, langen Haare zu einem Dutt zusammen gesteckt. Sie schaute die beiden Gäste zwar vorwurfsvoll an, aber ihre braunen Augen strahlten Herzlichkeit und Liebe aus, die sie so einzigartig machte. Deshalb kamen viele der Besucher gerade deswegen regelmäßig in das Lokal. Das familiäre Ambiente und die fröhliche Art der Besitzerin machten das Restaurant so etwas Besonderem in Honolulu.
»Tut uns Leid, Alice. Wir hatten in letzter Zeit wirklich viel um die Ohren«, versuchte Hudson die Wogen zu glätten.
Die Frau musterte die beiden Ermittler und griff jedem jeweils an den Oberarm.
»Also, so viel um die Ohren scheint ihr Jungs nicht gehabt zu haben. Schließlich seid ihr immer noch muskulös und kräftig«, stellte sie belustigt fest.
»Darling, habe Nachsicht mit ihnen. In der heutigen Zeit fehlt es den jungen Leuten leider immer an Zeit«, begrüßte Randy, der Ehemann von Alice, die beiden mit einem Handschlag.
»Randy, schön dich wiederzusehen«, gab Garth zu.
Daraufhin schob die Ehefrau ihren Unmut über den fehlenden Besuch der beiden Stammkunden beiseite und umarmte sie herzlich. Nach der Begrüßung entschuldigte sich der Mann, bevor er wieder in die Küche ging und die Ermittler setzten sich auf eine der Sitzplätze direkt am Fenster. Der Teamleiter in Blickrichtung des Eingangs, sein Partner ihm gegenüber. Als beide die Speisekarte studiert hatten, kam Alice zu ihnen, um die Bestellung aufzunehmen.
»Was möchtet ihr essen?«
»Für mich bitte den Hamburger und Kaffee«, erwiderte der Major.
Sie nickte, dann wandte sie sich Hudson zu.
»Und für dich das übliche?«
»Ja, du kennst mich einfach zu gut«, schmunzelte er.
Die Frau kniff ihm in die Wange.
»Du bist hier schon als Kind ein und aus gegangen. Da wäre es eine Schande, wenn ich das nicht mehr wüsste.«
Mit einem Lächeln drehte sie sich um und ging zurück hinter den Tresen, um die Bestellung der beiden in der Küche weiterzugeben.
Nach ein paar Minuten kam die Frau mit den Getränken wieder, die sie auf den Tisch stellte. Beide bedankten sich und Alice verschwand wieder. An der Theke nahmen gerade zwei weitere Gäste Platz, die bedient werden wollten. Ansonsten war das Lokal zu dieser Zeit leer.
Als das Essen serviert wurde, verfielen sie in eine Unterhaltung über das letzte Wochenende. Wenig später wurde Garths Aufmerksamkeit unterbrochen. Sein Blick fiel wie elektrisiert auf eine Frau, die alleine durch die Eingangstür des Restaurants trat. Sie war um die Mitte zwanzig, eins siebzig Meter groß, aber wohl kaum größer. Sie hatte hellblaue Augen und ihre blonden Haare hatte die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der unter ihrer Kopfbedeckung hervorschaute. Und da sie eine khakifarbene Combat-Uniform trug, musste sie beim Militär sein.
Nachdem sich die sportliche Frau an einen Tisch gesetzt hatte, ließ sie unauffällig ihren Blick durch das Lokal schweifen und ihr wurde schnell klar, dass sie gemustert wurde. Es war Garth, der sie bereits beim hineingehen beobachtet hatte. Da er nicht einmal versuchte hatte, seinen Blick von ihr abzuwenden, betrachtete sie ihn nun. Er war durchtrainiert, trug Cargohosen, ein T-Shirt von einem offenen, hochgekrempelten Hemd überdeckt und hatte kurze schwarze Haare. Seine markanten Gesichtszüge deuteten eine Spur von Arroganz hin. Was ihr ebenfalls nicht entging, war die Waffe in einem Lederholster an seiner Hüfte. In der Sekunde, wo sie alles genauestens in sich aufnahm, lächelte der Major ihr zu, was sie erwiderte. Dann widmete er sich seinem Handy, das plötzlich läutete. Der Teamleiter holte es aus einer Hosentasche und erkannte die Nummer des Anrufers auf dem Display.
»Was gibt es, Chad? Okay, wir machen uns gleich auf den Weg«, antwortete Garth und drückte die Austaste.
»Lass mich raten. Das war Colby und es gibt einen neuen Fall«, seufzte Hudson.
»Ja, einen Toten im Holiday Inn Express Hotel.«
Daraufhin bezahlten beide, verabschiedeten sich von Alice und verließen das Restaurant, um zum Tatort zu fahren.
Holiday Inn Express Hotel,
Downtown Honolulu,
Oahu, Hawaii
Als Garth mit Hudson auf dem Parkplatz im Innenhof des Hotels parkte, sah alles genauso aus, wie er es erwartet hatte. Sowohl der Van der Pathologie, als auch der des Kriminallabors waren dort geparkt und mehrere Polizisten des Honolulu Police Departments hielten die Schaulustigen fern.
Als sie die Lobby betraten, sprach der Teamleiter einen Kollegen auf den aktuellen Fall an, der als erster da war.
»Also, was haben wir, Chad?«, fragte der Major und sah auch schon Officer Parker auf sich zu kommen.
»Nun, es gab einen Mord im Hotel. Der Tote heißt Master Sergeant James Bancroft und scheint beim Marine Corps zu sein. Er trug eine metallene Erkennungsmarke um den Hals«, berichtete der Ermittler und sah mit schürzenden Lippen zu seinem Chef.
»Hast du beim NCIS nachgefragt, ob wir die Ermittlungen leiten können?«, meinte Garth und implizierte damit, dass die Task Force 4-0 diesen Mordfall übernehmen wollte.
»Sie überlassen uns den Fall, sollen sie aber auf dem Laufenden halten«, erwiderte der Detective.
Der Teamleiter nickte daraufhin mit zufriedener Miene.
»Ist bekannt, was der Soldat hier gemacht hat?«, fragte Hudson nach.
»So wie es aussieht, war er nicht von hier und muss auf Urlaub gewesen sein. Zumindest gab er das so an die Rezeption an«, berichtete Colby. »Die Zimmernachbarn haben sofort den Empfang angerufen, als der erste Schuss fiel.«
»Erster Schuss?«, fragte Garth verdutzt.
»Ja, nach Aussagen der Nachbarn sind insgesamt drei Schüsse gefallen. Aber Sam wird sicherlich noch mehr dazu sagen können.«
»Wo befindet sich die Leiche?«
»Im dritten Stock.«
»Okay, dann sehen uns den Tatort mal genauer an«, sagte der Teamleiter und folgte Colby zum Fahrstuhl, während Hudson und Parker hinterher trotteten.
Nachdem sie mit dem Aufzug nach oben gefahren waren, musste der Teamleiter einem Zimmermädchen ausweichen, das ihnen gerade mit einem Reinigungswagen entgegenkam. Er schaffte es gerade noch auf die Seite zu springen, wodurch sich Hudson bei diesem Manöver ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
»Was grinst du so, Nick?«, zischte der Major.
»Na ja, das kam einem Walross nahe, das zu spät den Eisberg gesehen hat.«
»Pass ja auf. Ich bin grazil wie eine Gazelle und schnell wie ein Jaguar. Du willst doch nicht erleben, wie ich dir an den Fersen klebe«, antwortete der Teamleiter verdrossen, mit einem säuerlichen Ton in der Stimme.
Wenig später erreichte das vierköpfige Team das Zimmer mit der Nummer dreiundvierzig. Außen an der Türklinke hing das ‘Bitte nicht stören-Schild‘ für die Putzkräfte im Hotel. Colby steckte die Schlüsselkarte in das Schloss und betrat als erster den Raum. Das Zimmer sah aus, als wäre es kaum benutzt worden. Das Doppelbett sah noch genauso aus, wie es das Zimmermädchen es gerichtet hatte. Der Reisekoffer stand neben einem Stuhl am Tisch und war augenscheinlich nicht ausgepackt. Neben dem Bett auf dem Boden lag die Leiche. Sein Hemd wies zwei blutige Einschusslöcher auf. Eines im Bauch und ein weiteres in der Brust. Doch für alle Anwesenden war klar, dass die dritte Kugel tödlich war: ein Schuss in den Kopf. Offenbar ging es bei diesem Fall weit mehr, als um einen einfachen Mord. Der tote Soldat musste das Opfer eines gezielten Anschlages geworden zu sein. Doch was wollte der Täter von ihm? Was war an ihm so wichtig, dass er dafür sterben musste?
Im Raum war Gerichtsmediziner Dr. Sam Bellwood anwesend, der den Toten gerade untersuchte. Inzwischen durchsuchten vier Leute vom Kriminallabor des HPD den Raum nach etwaigen DNA-Spuren und Fingerabdrücken, die hoffentlich einen Hinweis auf die Identität des Täters geben könnte.
»Hallo, Sam, was kannst du uns über den Toten sagen?«, wandte sich Garth an den Pathologen, der neben der Leiche kniete.
»Er ist männlich, etwa zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahre. Den Todeszeitpunkt schätze ich auf letzter Nacht, zwischen 05:00 und 06:00 Uhr, genaueres lässt sich erst im Labor feststellen. Aber die Todesursache ist eindeutig ein Kopfschuss, obwohl er noch einen Schuss in den Bauch und einen in die Brust erhielt«, meinte Bellwood und schob dabei seine Brille zurecht, bevor er seine Blicke weiter an dem leblosen Körper entlang gleiten ließ.
»Das sehe ich auch«, kam es vom Teamleiter gereizt.
»Sam, ignoriere ihn einfach. Unser Boss hat heute Morgen noch keinen Kaffee bekommen«, meinte Hudson und schmunzelte ein wenig.
»Ich muss seine Wunden erst noch genauer unter die Lupe nehmen, um ganz genau sagen zu können, mit welcher Waffe er erschossen wurde. Es ist allerdings verwunderlich, dass der Tote eine Schnittverletzung am rechten Unterarm aufweist«, erklärte der Mediziner und zeigte ihnen einen schmalen Riss im Unterarm, mit einem drei fingerbreiten, sehr glatten Schnitt auf der Haut.
»Sieht mir nicht gerade danach aus, als wäre der Zufall an seinem Tod schuld«, meinte Garth.
»Wann hat der Zufall jemals Schuld daran, dass jemand stirbt?«, erwiderte Hudson, erntete jedoch von seinem Partner nur ein genervtes Augenrollen.
»Okay, also es kommt jemand hierher, schießt dem Soldaten in den Oberkörper, dann in den Kopf und schlitzt ihm den Unterarm auf? Wieso dann so viele Schüsse? Ein Kopfschuss hätte gereicht«, fasste der Major verwundert zusammen. »Kylee, finde heraus, wie der Mörder hier hereingekommen ist? Und wir brauchen die Überwachungsbänder. Das Hotel wird sicherlich welche in Fluren haben«, vergab er die erste Aufgabe. »Chad, du nimmst den Tatort unter die Lupe und durchsuche seine Sachen. Ich will wissen, wieso er in diesem Hotel war, was er in Honolulu vorhatte oder wen er treffen wollte. Überprüfe auch sein Handy, einfach alles.«
Colby nickte und machte sich gleich an die Arbeit.
»Und was ist mit mir?«, fragte Hudson und deutete mit dem Finger auf sich.
»Wir beide fahren zur Basis des Marine Corps nach Kanehoe. Mal sehen, was wir dort über den Toten herausfinden können«, meinte der Major und drehte sich zum Gehen.
»Oh, das ist interessant«, räusperte sich der Pathologe unvermittelt.
»Was ist los, Sam?«, fragte Garth.
Bellwood hatte indessen die Leiche auf die Seite gedreht.
»Das Opfer wurde nach dem Brustschuss bewegt. Die Blutspuren deuten darauf hin, dass er nach links gedreht wurde«, sagte der Pathologe.
Der Teamleiter blickte auf die Blutspuren am Boden, die zum Nachttisch führten, auf dem ein Telefon stand.
»Die Leiche wurde nicht bewegt, sondern er hat offenbar versuchte dorthin zu robben. Wahrscheinlich wollte er Hilfe zu rufen«, mutmaßte er.
»Oder um jemanden anderes zu warnen«, stellte Hudson die These auf.
Der Pathologe, für den die Arbeit im Hotelzimmer erst einmal beendet war, denn weitere Untersuchungen würde er in seinem Labor vornehmen, schnappte sich seinen Arbeitskoffer und erhob sich. Er blieb bei Garth kurz stehen und flüsterte ihm etwas in das Ohr. Danach verabschiedete er sich mit einem Handschlag.
»Bis später!«, rief Bellwood noch zum Rest des Teams zu.
Der Major verließ daraufhin den Tatort, während sein Partner ihm folgte. Draußen am Auto angekommen, blieb Hudson an der Beifahrerseite stehen.
»Seit wann ist Sam dein bester Kumpel, mit Geheimnissen vor den anderen?«
Eigentlich sollte es dem Sergeant egal sein, aber er wollte einfach immer über alles und jeden informiert sein.
»Bist du eifersüchtig oder einfach nur neugierig«, erwiderte der Major schmunzelnd und startete dabei den Wagen.
Sein Partner fing zu lachen an.
»Ich, eifersüchtig? Auf Kermit? Der Witz war gut, mein Freund.«
Immer noch lachend stieg er in den Dodge ein, dann fuhr Garth los.
USMC-Marinestützpunkt,
Marine Corps, Kanehoe,
Oahu, Hawaii
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Oliver M. Pabst
Bildmaterialien: Oliver M. Pabst
Cover: Oliver M. Pabst
Lektorat: Korrekturen.de Julian von Heyl
Korrektorat: Korrekturen.de Julian von Heyl
Tag der Veröffentlichung: 17.01.2023
ISBN: 978-3-7554-2998-2
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