Cover

Vorwort des Autors

 

Die Handlung des Romans ist eine Erfindung des Schriftstellers, orientiert sich aber an chinesischen Geschichten und Legenden. Die im Buch vorkommenden Charaktere basieren sowohl auf jene der Song-Dynastie und des Liao-Reiches, als auch fiktive Personen um 970 n. Chr.

 

Copyright-Hinweis: Sämtliche Inhalte, Fotos und Texte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne schriftliche Genehmigung des Verfassers weder ganz noch auszugsweise kopiert, verändert, vervielfältigt oder veröffentlicht werden. ©Oliver M. Pabst

 

Das Buch

 

China 970 n. Chr.: Liu Liang war noch ein Mädchen, als ihr Vater starb. Viele Jahre später verlässt sie ihre Heimat und reist nach Kaifeng, dem Zentrum des nördlichen Song-Reiches, um in die Garde des Kaisers einzutreten. Gleichzeitig sinnt Liu auf Rache an ihrem ermordeten Vater. In der Hauptstadt lernt sie drei Schwertkämpfer kennen und schließt mit ihnen Freundschaft. Zusammen kämpfen sie gegen den machtgierigen Kanzler, der einen Umsturz plant und erleben gefährliche Abenteuer...

Kapitel 1

 

Nördliches Song-Reich,

Sommer 970 n. Chr.

 

Auf einem Hof, nahe der Stadt Yingtian, hatte sich seit dem Tod von Jian Liang nicht viel verändert. Die verwitwete Ehefrau Fu konnte das Anwesen dank einiger Helfer nach wie vor bewirtschaften. Selbst Liu hatte noch immer das ungestüme, aufbrausende Wesen ihres Vaters und nur Schwertkampf im Sinn. Ihre Gestalt wirkte zierlich. Die hüftlanges schwarzes Haar war vom Wind zerzaust und das Kleid, welches sie heute trug, war wieder voller Schmutz. Doch das alles sollte sich an diesem Tag ändern.

Wenn es nach ihrer Mutter gegangen wäre, hätte ihre Tochter schon längst heiraten sollen, aber immer wieder konnte sich Liu erfolgreich davor drücken. Allerdings würde ihr all die Gegenwehr diesmal nichts nutzen, denn an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag sollte sie nun endlich vermählt werden.

»Jian wäre heute sehr stolz auf dich, mein Kind«, sprach die Mutter.

»Vater hätte mich nie dazu gezwungen, einen Mann zu heiraten, den ich nicht liebe«, widersprach Liu trotzig, während ihre Haare gebürstet wurden.

»Selten werden Hochzeiten nur aus Liebe gefeiert, Mama. Es ist ungerecht und nicht das, was ich meinem Vater versprochen habe.«

Die Mutter wusste, welches Versprechen ihre Tochter damals ihrem Vater in Kaifeng gab. Sobald sie einundzwanzig Jahre alt geworden war, so schwor Liu, würde sie den Mann finden, der ihr den geliebten Vater genommen hatte, sich an ihm rächen und ihr Versprechen einlösen, in die Leibgarde von Kaiser Taizu eintreten.

»Sei doch vernünftig, mein Kind. Frauen werden in der Garde nicht aufgenommen. Dort ist auch bei Gott nicht der richtige Platz für dich. du musst heiraten, wie jede anständige und wohlerzogene Frau in deinem Alter. Dann schenkst du deinem Mann Kinder und hast für sie zu sorgen.«

Sollte es das wirklich gewesen sein, so wie ihre Mutter es ihr soeben gesagt hatte? Nein, das war es nicht, was Liu im Sinn hatte. Sie war zutiefst überzeugt, dass ihr Vater genauso empfinden würde, wäre er noch am Leben.

»Nein, so ein Leben will ich nicht«, kam es ihr energisch über die Lippen. »Bitte verstehe mich. Jian hat immer gesagt, dass ich Großes erreichen kann, wenn ich mich nur genug bemühe. Er wäre sicher traurig, wenn aus mir nur eine Hausfrau werden würde. Meine Begabungen liegen nicht am Herd oder auf dem Feld.«

Da sprach ihre Tochter wahre Worte, was auch die Mutter einsehen musste. Liu war nie sehr geschickt bei der Hausarbeit. Häufig ging etwas zu Bruch, weil sie zu stürmisch oder ungeduldig war und auf dem Acker sorgte sie auch nur für noch mehr Unordnung, anstatt für ordentlich bestellte Felder. Sie würde ihre Tochter ziehen lassen müssen, das wusste sie, auch wenn sich ihr Herz zunehmend dagegen sträubte.

»Ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpasse. Ich kann geschickt mit dem Schwert umgehen und flink bin ich noch dazu.«

Schwer seufzend legte die Mutter die Haarbürste nieder und griff stattdessen zu einer Schere.

»Wie du willst, mein Kind«, erwiderte diese und verwies mit ihrer linken Hand auf den leeren Stuhl direkt vor ihr. »Als Mädchen werden sie dich gleich wieder fortschicken, aber als Jungen geben sie dir vielleicht die Möglichkeit, dein Geschick unter Beweis zu stellen. Doch leicht wird es nicht, so zierlich wie du bist.«

Ungläubig betrachtete Liu ihre Mutter, bevor sie begriff, dass es dieser ernst war.

»Versprich mir nur, dass du dich nie verrätst. In keiner Sekunde darf man daran zweifeln, dass du kein Junge bist.«

Die junge Frau nickte zusichernd. Daraufhin fiel eine schwarze Haarsträhne nach der anderen bei ihrer Tochter zu Boden, bis die hüftlangen Haare nur noch leicht über die Schultern reichten. Die übrigen Haare, zugebunden mit einem schwarzen Band, brachten Liu ihrer Verkleidung nur langsam ein Stück näher. Auch ihre Brüste mussten abgebunden werden, damit unter ihrer Kleidung keine verräterischen Wölbungen zu sehen waren.

»Mutter, was wirst du den Hochzeitsgästen sagen?«

»Ach, Liebes, lasse das mal meine Sorge sein.«

Wie sie das Verschwinden ihrer Tochter erklären sollte, dessen war sich Fu Liang nicht sicher, aber ihr würde schon etwas einfallen. Viel wichtiger war, dass sie, auch aus Liebe zu ihrem Mann, Liu gehen lassen musste.

Ein rotes Oberteil, die farblich gleiche Hose mit den schwarzen Stiefeln, welche zur bis zu den Knien gingen, sowie der runde Bambushut, vollendeten das Äußere der jungen Frau, während ihre Mutter in der Küche noch etwas Reis, Pökelfleisch sowie Fisch in eine lederne Tasche einpackte.

»Der Weg nach Kaifeng ist weit, hier ist etwas zu essen für dich«, sprach die Mutter lächelnd, als sie ihrer Tochter den Beutel reichte, die sie sich um die Schultern hängte.

Schnellen Schrittes machte sich Liu auf den Weg zum Stall, um ihr Pferd zu satteln. Da hörte sie auf einmal Fußschritte hinter sich.

»Mein Liebes, du hast das hier vergessen!«

Die Augen ihrer Tochter betrachteten für einen Moment die Mutter, bevor ihr Blick auf das Schwert des Vaters fiel.

»Ein neues zu kaufen wäre viel zu teuer und ich weiß, dass du schon früher gern damit geübt hast. Jian wäre sicher stolz.«

»Nein, Mutter, ich bin stolz, dass ich seine Waffe bei mir trage. So seid ihr beide in Gedanken stets bei mir.«

»Mein Kind, bevor du den Hof verlässt, möchte ich dir noch etwas auf den Weg geben: Solltest du die Ehre haben, in der Garde aufgenommen zu werden, dann erweise dich deines Namens würdig, wie es deine Ahnen seit mehr als hundert Jahren gehalten haben. Du tust es für dich, deine Verwandten und Freunde. Nimm keine Kränkung hin, es sei denn vom Kaiser oder vom Kanzler. Du bist jung und musst aus Gründen tapfer sein: einmal, weil du eine eine Liang bist. Gehe keiner Gelegenheit aus dem Wege, suche die Abenteuer. Du hast gelernt, das Schwert zu führen. Schlage dich, wenn jemand dich oder den Namen deiner Familie beleidigt. Ich kann dir nur fünfzehn Silberstücke, das Pferd und diese Ratschläge mit auf den Weg geben. Außerdem habe ich dir noch das Rezept einer gewissen Salbe hinzufügen, das ich von einer Zigeunerin bekommen habe. Diese hat die wunderbare Eigenschaft, jede Wunde zu heilen, wenn nicht gerade das Herz getroffen ist. Mache dir alles zunutze, lebe glücklich und lange.«

Ihr Mutter küsste Liu liebevoll auf beide Wangen und gab ihr ihren Segen. Dann verabschiedeten sich beide voneinander, mit einer letzten, innigen Umarmung. Und während sie in Richtung Nordwesten davon ritt, sah sie beim Verlassen des Hofes nur noch, wie von weitem die ersten Gäste, zu Pferd oder ihren Kutschen, für die nun nicht mehr stattfindende Hochzeit auf dem Hof der Liangs eintrafen.

Kapitel 2

 

Zur gleichen Zeit, als sich Liu Liang mit ihrem Pferd auf den Weg nach Kaifeng, der Hauptstadt des Song-Reiches begab, schritt Leutnant Lianchun die Haupthalle der Garnison entlang, wo die kaiserlichen Gardisten untergebracht waren. Endlich war seine Zeit gekommen, sich an jenen zu rächen, mit denen er einst Seite an Seite gekämpft hatte.

Lügner wurde er genannt und als Verräter am Song-Reich bezeichnet, doch all dies war bald fünfzehn Jahre her und nun würde er endlich Genugtuung erfahren können. Zwei Männer der Leibgarde von Kanzler Zhangyan warteten bereits auf den hageren, ganz in schwarz gekleideten Mann mit seiner Augenklappe. Es kam ihm schon bald wie eine kleine Ewigkeit vor, als er sein linkes Augenlicht für immer im Kampf gegen einen Schwertkämpfer der kaiserlichen Garde verlor und doch befriedigte ihn der Gedanke an dessen Tod keinen Augenblick. Zu tief saß sein Hass, als deren Banner, welches über dem großen Kamin hing, zu Boden fiel und in das offene Feuer geschoben wurde.

Unscheinbar lächelnd betrachtete Lianchun mit dem ihm noch verbliebenen Auge, wie der Stoff langsam zu brennen begann. Anschließend schritt er vor den Eingang des Gebäudes und besah sich der Gardisten des Kaisers, welche schon ihren roten Gewändern, mit der Rüstung sowie dem Helm, ungeduldig im Innenhof der Garnison warteten. Sofort verstummte jegliches Murmeln und Raunen, als Lianchun die Hand hob, um die Männer vor ihm so zum Schweigen zu bringen.

»Kaisergarde«, begann er mit tiefer Stimme. »Auf gemeinsamen Befehl seiner Majestät Taizu und seinem Kanzler Zhangyan, wird das Regiment der Garde hiermit aufgelöst.«

Kaum waren diese Worte gesprochen, erhoben sich die Stimmen der soeben angesprochenen. Empörung machte sich breit. Unglauben über das, was ihnen gerade mitgeteilt worden war.

»Im Hinblick auf den bevorstehenden Krieg mit dem Liao-Reich, werden alle Mannschaften und Offiziere der Garnison zur Infanterie der kaiserlichen Armee unterstellt. Ihr habt diesem Befehl folge zu leisten.«

Fassungslos sahen die Schwertkämpfer zu Lianchun auf, als einer aus ihren Reihen das Wort an den Schergen des Kanzlers wandte.

»Und wer beschützt unseren Kaiser?«, fragte einer der fünfzehn Gardisten.

Darauf hatte der Leutnant gewartet.

»Die Gardisten des Kanzlers werden dies übernehmen. Diese sind ebenso gut imstande, wie Ihr«, antwortete er mit bedrohlichem Unterton.

Aufgebracht von diesen Worten waren die Männer der königlichen Leibgarde schon zum Kampf gegen Lianchun bereit, doch ein Aufstand hätte nichts genutzt. Sofort kamen zwanzig Soldaten der Garde des Kanzlers auf ihren Pferden, mit gezückten Schwertern, auf die tobende Meute zugeritten, während zehn Mann zu Fuß mit ihren Handarmbrüsten in Stellung gingen, um die Gardisten des Kaisers in ihre Grenzen zu weisen.

»Ihr habt gehört, wie Euer Befehl lautet. Sollte ihm nur einer nicht nachkommen, werde ich jene Männer, die sich weigern sollten, verhaften lassen.«

Mit abwartendem Blick besah sich Lianchun der wütenden Meute direkt unter ihm. Dann trat einer aus der Masse der Kaisergarde nach vorn, entfernte seine Rüstung über dem Gewand, nur um sie, zusammen mit Helm und Schwert, auf den Boden vor seinen Füßen fallen zu lassen. Dann verließ er den Innenhof, gefolgt von vielen weiteren Männern, die es ihm gleich taten.

Mit einer großen Genugtuung betrachtete der Leutnant das Schauspiel, bevor er zu einem letzten Schlag gegen die Gardisten ausholte.

»Zum Wohl des Kaisers«, murmelte er mit deutlich hörbarem Zynismus in der Stimme, bevor er die Garnison verließ.

Die Garde des Kanzlers ging daraufhin ihrer Arbeit nach. Während ein Teil der Soldaten die Rüstungen einsammelten, verbrannten andere die Banner des Regiment.

Nun sollte es also Geschichte sein, die berühmte Kaisergarde, die einst so treu und ergeben Taizu dienten. Doch er wusste, dass nicht alle an diesem Tag in der Garnison anwesend waren. Viele von ihnen, noch immer dem Kaiser treu ergeben, weigerten sich diesen Umstand einfach so hinzunehmen, dass Kanzler Zhangyan jetzt für den Schutz des Kaiserpaars verantwortlich war.

Kapitel 3

 

Als Liu Liang am späten Nachmittag von weitem die Tore von Kaifeng erkannte, beschloss sie vorerst in einer Herberge zu rasten. Ihr Pferd benötigte dringend frisches Wasser und Hafer zur Stärkung. Auch sie selbst war erschöpft von der langen Reise. Dank der Voraussicht ihrer Mutter hatte die junge Frau auch ein paar Silbermünzen bei sich, um sich ein kleines Zimmer für die Nacht leisten zu können. Am nächsten Tag würde sie dann zur Garnison der Kaisergarde reiten.

Um ihr Pferd, mit dem Namen Perseus, etwas zu schonen, stieg Liu mit einem gekonnten Satz von dem prächtigen Fuchs und führte ihn an der Hand zu der nahegelegenen Herberge. Hier würde sie hoffentlich Unterschlupf finden und hoffte ebenso auf ein frisches Bad, um sich wieder wohl in ihrer Haut zu fühlen.

Langsamen Schrittes näherten sie sich dem Haus, aus dem gerade zwei volltrunkene, ältere Männer taumelten und sie beinahe anrempelten.

»Warte hier auf mich. Ich gehe rein und frage, ob in der Scheune Platz für dich ist«, sprach Liu leise zu ihrem Pferd, welches daraufhin ein kurzes Schnauben von sich gab und ließ sich von seiner Herrin noch einmal durch die Mähne streichen, bevor sie gleich darauf im Haus verschwand.

In dem großen, dunklen Gastraum roch es muffig und noch dazu stark nach Alkohol. Doch wählerisch sein mit ihrer Unterkunft konnte Liu bei weitem nicht sein. Für ihre Mutter käme so eine Absteige nie in Frage, das wusste sie und wenn diese wüsste, wo ihre Tochter nun gedachte, die Nacht zu verbringen, wäre sie mehr als nur entrüstet und empört darüber. Sie selbst war dagegen nicht so kleinlich und eine heruntergekommene Stätte, wie diese machte ihr nicht im Geringsten etwas aus. Seelenruhig ließ sie ihren Blick durch den Raum streifen, als sie den Tresen entdeckte.

»Was kann ich für Euch tun, junger Mann?«, fragte die dicke Frau dahinter, die ein paar Bierkrüge mit einem schmutzigen Tuch polierte.

»Ich hätte gern ein Zimmer für die Nacht und einen Platz für mein Pferd in Eurer Scheune«, antwortete Liu und versuchte dabei so tief zu sprechen, wie es ihr möglich war, ohne dabei eigenartig zu klingen.

Nur gut, dass sie aus ihrem Dorf genug junge Männer kannten, die in ihrem Alter eine noch nicht zu tiefe Stimme hatten. So machte sie sich selbst Mut, mit ihrer von Gott gegebenen Stimme, als getarnte Frau nicht zu sehr aufzufallen.

»Das macht vier Silbermünzen, aber das Heu für Euer Tier kostet extra«, brummte die Alte.

Liu griff in den ledernen Beutel, welchen sie an ihrem Gürtel trug, nach den gewünschten Münzen und legte diese als Bezahlung auf den Tresen.

»Das Zimmer ist die Treppe hoch, zweite Tür rechts.«

»Ich danke Euch vielmals.«

Mit diesen Worten verschwand sie noch einmal nach draußen, um ihr Pferd in die Scheune direkt neben der Herberge zu führen. Dort sattelte sie Perseus ab und band ihn an einen Holzbalken. Danach griff sie nach der Heugabel, welche in einem Haufen Heu steckte. Nachdem Liu ein paar Gabeln davon direkt vor das Tier geworfen hatte, tätschelte sie ihm zum Abschied nochmal über das rötlich glänzende Fell.

»Lass es dir schmecken, mein Guter. Wir sehen uns morgen«, verabschiedete sie sich von ihrem Pferd.

Dann begab sich die junge Frau wieder zurück in der Herberge und nahm an einem Tisch Platz, um sich einen Becher Wasser zu bestellen. Von der Wirtin mit einem fragwürdigen Blick bedacht, bekam sie dennoch eines, wobei ein Bier nicht hätte schlimmer sein können, als sie das trübe Getränk erblickte.

Während Liu am Tisch saß, stand der Becher eine ganze Weile unberührt direkt vor ihr, während sie sich ein wenig umsah. Es waren nur noch drei weitere Gäste da. Ein älterer Mann mit einem jungen Mädchen, vielleicht in ihrem Alter. Ganz hinten erspähte sie den dritten Gast. Fast hätte sie ihn nicht wahrgenommen, aber bei genauerer Betrachtung wirkte er nicht so, als würde er gefunden werden wollen. Das Gesicht fast komplett von den dichten, blonden, schulterlangen Haaren verdeckt und die Lippen fast ausnahmslos an einer großen Flasche, in der Liu entweder Wein oder Bier vermutete. Er wirkte auf sie nicht gerade glücklich, doch was kümmerte sie das Elend eines Mannes, der möglicherweise von seiner Frau verlassen wurde.

Den noch immer vollen Becher Wasser stehen lassend, begab sie sich wortlos auf ihr Zimmer. Die Bretter unter ihren Füßen knarrten leise, als sie den Gang entlang schritt und die zweite Schiebetür auf der rechten Seite des schmalen Korridors öffnete. Der Raum war durch ein Fenster etwas heller, als der große Gastraum und der Schlafplatz schien auch keinen soliden Eindruck zu machen. Auf einem kleinen Beistelltisch direkt neben dem Bett befand sich eine Schüssel mit klarem Wasser, was Liu ein wenig erstaunte, da sie Gastraum nur eine dreckige Brühe erhalten hatte. Vielleicht war es auch nur die Rache der Wirtin, weil sie keinen Wein verkaufen konnte.

Erschöpft und leicht hungrig ließ sich die junge Frau auf das Bett sinken, öffnete die Ledertasche, in der Reis, Pökelfleisch und Fisch eingepackt waren und aß davon. Sie dachte an ihre Mutter, wie es ihr nun ergehen mag, auf dem Anwesen. Doch am allermeisten hoffte sie, dass diese keine Schwierigkeiten bekommen würde, wegen der Hochzeit, zu der die Braut nicht erschienen war.

Es war mitten in der Nacht, als Liu von einem lauten Knall aufgeschreckt wurde. Draußen auf dem Gang polterte es, als würde eine ganze Armee das Gebäude stürmen. Ihr Schwert ergreifend, das neben am Boden lag, stand sie auf und schlich barfüßig zur Tür. Als es erneut auf dem Flur polterte, öffnete sie langsam die Zimmertür, doch erst konnte sie in dem schwachen Kerzenlicht, das den Flur erhellen sollte, nichts erkennen. Beim Blick auf die Wand direkt gegenüber ihrer Tür, entdeckte sie jedoch, dass jemand dort lehnte und nach einer ganzen Menge Wein roch. Der blonde Mann aus der hintersten Ecke des Gastraumes schoss es Liu durch den Kopf. Scheinbar hatte auch er hier auch ein Zimmer. Aber anstatt ihm zu helfen, schloss sie wieder die Schiebetür und legte sich wieder auf ihren Platz, um weiterzuschlafen. Diesem Mann und seinen Dämonen hätte sie sowieso nicht helfen können.

Die Sonne schien am darauffolgenden Morgen durch die Fenster von ihrem Zimmer, als sie sich gerade ihre Stiefel anzog und bereit machte, um zur Garnison der Kaisergarde zu reiten. Auch wenn es schon viele Jahre her war, seit sie das letzte Mal gemeinsam mit ihrer Mutter in Kaifeng gewesen war, um die Kleidung und Waffen des Vaters zu holen. Mit Wehmut erinnerte sich die junge Frau an die Beerdigung und wie glanzvoll ihr Vater von seinen Freunden verabschiedet wurde. Es war ein ähnlich warmer und sonniger Morgen, wie dieser, an dem sie in seine Fußstapfen treten wollte.

Zügig und mit selbstsicheren Schritten begab sich Liu in die Scheune, um ihr Pferd aufzusatteln. Die große Ledertasche hatte sie zuvor an den Sattel gebunden, da sie sich nicht sicher war, ob sie diese Herberge noch einmal betreten würde und die Wirtin überhaupt vertrauenswürdig genug war, auch wenn sich nur die Reste ihres Essens, ein an anderes Gewand zum Wechseln darin befanden.

»Los, Perseus, auf zur Garnison«, spornte sie den Fuchs an und ritt mit ihm in Richtung der Stadt.

Kapitel 4

 

Als sie schon bald das südliche Stadttor von Kaifeng durchquerte und die belebten Gassen der Hauptstadt durchritt, musste sie aufpassen, dass sie kein Kind oder Tier übersah, das achtlos über die gepflasterten Straßen rannten. Es dauerte nicht allzu lang, da erspähte Liu den Torbogen, der in die Garnison führte. Nun war der Moment der Wahrheit gekommen. So sehr hatte sie sich in den vergangenen Jahren gewünscht, endlich hierherkommen zu können, dass sie an sich beherrschen musste, nicht doch noch eine Träne ihres geliebten Vaters wegen zu vergießen.

»Auf geht’s, Perseus, wir schaffen das schon«, sprach sie sich und dem Pferd Mut zu.

Nachdem sie den gemauerten Bogen passiert hatte, fiel ihr Blick auf den weiten Innenhof. Was sie hier jedoch vorfand, verwirrte Liu. Der Hof war verlassen, es roch nach verbranntem Stoff und Rauch, der über den staubigen Boden waberte. Noch während Perseus sich langsam vorwärts bewegte, sprang sie mit einem Satz ab und blickte sich um. Auch als sie ihre Augen in Richtung des Einganges zum Hauptgebäude richtete, war niemand weit und breit zu sehen. Lediglich ein weiteres Pferd stand unweit von ihrem eigenen entfernt. Es musste also jemand da sein, der ihr vielleicht weiterhelfen konnte und der ihr womöglich auch mitteilen konnte, was hier eigentlich passiert war.

»Ich bin gleich wieder da«, sagte sie zu Perseus und ging schnellen Schrittes die Treppe hinauf, welche zur Eingangstür führte.

Vor der geschlossenen Tür hielt Liu für einen Moment inne, strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und schob die große, schwere Holztür auf. Kaum drang morgendliches Sonnenlicht von außen in die große Halle, erkannte sie, dass auch hier völlige Verwüstung herrschte. Das Gold bestickten Banner der Kaisergarde in ihrem leuchtenden rot waren von den Wänden gerissen oder lagen in Fetzen auf dem Boden. Die Vorhänge an den Fenstern waren zu einem schwarzen, stinkenden Haufen Asche verbrannt, während die Möbel allem Anschein nach klein geschlagen wurden.

Zögernd ging sie noch ein paar Schritte tiefer hinein, als sie nicht weit entfernt vor einem breiten Kamin, in dem ein Feuer loderte, jemanden sitzen sah.

»Ist hier die Garnison der kaiserlichen Garde?«, fragte Liu unsicher.

Aufgeschreckt wirbelte die fremde Person am Kamin herum, richtete sich auf und ergriff sofort die Hand zu seinem Schwert an der Gürtelschnalle und zog es aus der Scheide. Blonde, schulterlange Haare umspielten das Gesicht des Mannes, dem sie sich nun gegenübersah. Seine Augen fixierten die junge Frau, die jetzt ebenso aufgeschreckt durch das Handeln des Fremden nach ihrem Schwert griff. Was war hier nur geschehen, fragte sie sich, als der Unbekannte seine Waffe wieder in die Scheide am Gürtel steckte.

»Nein, es war einmal ihr Quartier gewesen«, kam es mit hörbarer Wut über die Lippen des Mannes.

»Dann ist das Regiment verlegt worden?«, fragte sie leichtgläubig, als sich ihr Gegenüber schon wieder zum Kamin abwenden wollte.

»Nicht verlegt, sondern aufgelöst. Es existiert nicht mehr«, gab der Blonde harsch als Antwort und kam schnellen Schrittes auf die junge Frau zu.

»Wenn Ihr hier seid, um ein Andenken zu ergattern, dann bedient Euch.«

Mit diesen Worten wollte der Fremde Liu stehen lassen und war schon fast an ihr vorbei, als sie ihn jedoch davon abhielt. Sie verstand einfach nicht, warum das Regiment der Kaisergarde aufgelöst wurde. Wer sollte denn sonst den Kaiser beschützen? Und wie sollte sie in die kaiserliche Garde eintreten?

»Was heißt aufgelöst?«, hakte die junge Frau nach, die linke Hand nach dem Mann ausgestreckt, sodass dieser nicht so ohne weiteres an ihr vorübergehen konnte.

»Tja, dann habt Ihr ein Problem«, giftete der Blonde.

Nun, wo sie ihm so nah war, in die hellgrauen Augen blickend, die ihr in der vergangenen Nacht aufgrund des kargen Lichts nicht aufgefallen waren, wusste sie, dennoch, wer vor ihr stand. Und doch wollte sie sich sein Verhalten nicht einfach so gefallen lassen, als er erneut versuchte an ihr vorbeizukommen. Ohne groß darüber nachzudenken, streckte sie ihre linke Hand erneut aus, hielt den Blonden am Oberarm fest und krallte sich in den hellbraunen Stoff seines Umhanges. Ungläubig sah der Mann zu Liu Arm und wie sie ihn mit ihrer schlanken Hand davon abhielt, zu gehen.

»Was fällt Euch ein! Muss ich Euch erst Manieren beibringen?«, drohte er und sah wütend in ihr blasses Gesicht.

Doch es machte für Liu nicht den Anschein, als würde er in ihr eine Frau sehen. Allem Anschein nach zeigte ihre Verkleidung wohl seine Wirkung. Dieser Mann würde sicherlich keinen Jungen zu einem Duell herausfordern und sie hatte sicherlich auch keine Angst, sich einem zu stellen. Viel zu lange hatte sie dafür erst heimlich und später mit Erlaubnis ihrer Mutter bei einer Schwertmeisterin kämpfen gelernt. Sie wusste also, mit dem Schwert ihres Vaters umzugehen, als wäre es für sie ein verlängerter Arm.

»Ich stehe zu Eurer Verfügung«, gab Liu mutig zurück, den festen Blick des Mannes ihr gegenüber standhaltend, der sie jedoch nur müde belächelte, als sie seine Herausforderung annehmen wollte.

»Seid Ihr Euch klar darüber, auf was Ihr Euch einlasst?«

»Natürlich«, antwortete sie knapp.

»Na gut, dann treffen wir uns zur Mittagsstunde am Temepl im Park. Wisst Ihr, wo das ist?«

Sie nickte.

»Und seht zu, dass Ihr mich nicht warten lasst! Nach einer Viertelstunde laufe ich hinter Euch her und schneide Euch die Ohren ab.«

»Abgemacht«, antwortete Liu, »ich bin rechtzeitig da!«

Der Fremde belächelnd die junge Frau zynisch, schritt davon und ließ sie in der großen Halle allein zurück. Scheinbar glaubte dieser Mann, dass sie nicht die geringste Chance gegen ihn hatte, doch sie würde ihm schon beweisen, wie gut sie wirklich war.

Mit Wehmut im Herzen lief sie noch einige Zeit über das verlassene Gelände der Garnison. Bis zur Mittagsstunde blieb ihr noch ein wenig Zeit und verbrachte damit an die Vergangenheit zu denken, als es das Regiment noch gab und sie noch Hoffnung hatte, selbst einer zu werden. Nun sah sie diese jedoch dahinschwinden. Wie sollte sie ein Gardist des Kaisers werden und ihren Vater rächen, wenn es das Regiment nicht mehr gab?

Kapitel 5

 

Als die Mittagsstunde immer näher rückte, begab sich Liu mit Perseus auf den Weg zum Park, wo das Duell stattfinden sollte. Wenn sie als kleines Mädchen ihren Vater manchmal in Kaifeng besuchte, hatte er mit seiner Tochter Kung Fu trainiert. Sich diesen Ort für den Zweikampf auszusuchen, kam ihr sehr gelegen, denn kaum ein Platz war ihr mehr vertraut. Lediglich der Hof ihrer Eltern kannte sie nur noch besser.

Liu kannte niemand in dieser Stadt. Sie ging also ohne Sekundanten zum Zweikampf mit dem Unbekannten, entschlossen, sich mit denen zu begnügen, die sein Gegner mitbringen würde. Übrigens hatte sie den festen Vorsatz, sich bei dem Mann in aller Form, wenn auch ohne Schwäche, zu entschuldigen, denn sie fürchtete, dieses Duell könne mit einem Missklang enden, wie es fast immer der Fall ist, wenn ein junger unversehrter Mann auf einen geschwächten Gegner trifft: wird er besiegt, so verdoppelt er den Triumph seines Widersachers, siegt er aber, bezichtigt man ihn eines frevlerischen Mutes.

In Galopp kam die junge Frau ihrem Ziel näher. Der Weg war gesäumt von schmalen Gassen und Fachwerkhäusern, zwischen großen Gebäuden. Kaum hatte Liu den Tempel erreicht, entdeckte sie schon den Fremden. Er lehnte im Schatten an einem Baum und zog gerade an einer kleinen Holzpfeife, als sie von ihrem Pferd abstieg und es an einen nahestehenden Baum band. Der Schwertkämpfer schien es mit den Zeiten sehr genau zu nehmen, denn er rügte sie, kaum dass sie vor ihm stand. Und zu ihrer Überraschung war er nicht allein erschienen.

»Die Uhrzeiten scheint Ihr wohl nicht zu kennen, weil Ihr Euch verspätet habt.«

»Habt Ihr solche Angst, von einem zukünftigen Gardisten der Kaisergarde besiegt zu werden?«, gab Liu als Reaktion auf die beiden anderen Männer mit den großen Bambushüten zurück, als diese auf ihren Pferden angeritten kamen.

»Das sind meine Sekundanten«, meinte er lächelnd und ließ seine Freunde absteigen.

»Shao, du hast gesagt, du hättest ein Duell«, sprach der Gardist.

»Das habe ich ja auch«, erwiderte der Blonde ruhig zurück, wohl bemerkend, dass seine Freunde den jungen Mann kaum als Gegner ernst nahmen.

»Mein Herr, ich habe leider keinen Sekundanten, denn ich bin erst gestern nach Kaifeng gekommen und kenne hier niemanden.«

Shao überlegte einen Augenblick.

»Was tut Ihr hier eigentlich hier, außer Euch zu duellieren?«

»Ich will Schwertkämpfer der kaiserlichen Garde werden«, entgegnete sie sicher.

Die drei Männer lachten.

»Ihr glaubt also, gut genug zu sein, dass man Euch aufnehmen würde?«, meinte der Gardist schmunzelnd.

»So ist es, mein Herr«, entgegnete Liu.

»Aber, wenn ich Euch nun töte, hält man mich bestimmt für einen Kindermörder«, sagte er zu dem vermeintlichen Jungen.

»Keineswegs«, erwiderte sie und verbeugte sich nicht ohne Würde, »denn Ihr erweist mir die Ehre, gegen Euch das Schwert zu ziehen.«

Liu war einen Kopf kleiner als ihr Duellant und durch ihre schmale Gestalt zierlicher. Doch entmutigen ließ sie sich davon bei weitem nicht. Dadurch, dass die junge Frau kleiner war als ihr Gegner, war sie auch um einiges wendiger und könnte seinen Angriffen gut ausweichen. So war zumindest ihr Plan, wenn sie seinen harten Schlägen nichts entgegensetzen konnte.

»Dann wollen wir mal anfangen, Junge«, unterbrach Shao die Gedanken von Liu und gesellte sich auf die Seite seiner beiden Freunde, um seinen Umhang abzulegen.

Zu ihrer Überraschung befand sich unter seinem langen Umhang ein rotes Gewand, das an den Ärmeln sowie am Kragen goldene Insignien trug. Diese waren ihr gut bekannt, denn ihr Vater hatte seine Tochter darüber aufgekärt. Also musste der Mann ein Gardist des Kaisers sein.

»Ihr seid gut bei der Wahl Eurer Gegner. Oder sollte ich eher sagen schlecht?«, riss Shao die junge Frau aus ihren Erinnerungen.

Auch dessen Freunde sah sich Liu genauer an und war noch immer fassungslos. Immerhin hatte sie genau jene Männer gesucht.

»Ich suchte die ganze Zeit nach Euch«, kam es ihr über die Lippen und war voller Freude, dass ihre Hoffnung nun doch noch nicht ganz erloschen war, selbst einer von ihnen zu werden.

»Jetzt habt Ihr uns gefunden. Aber nun lasst uns anfangen oder wollen wir es lieber auf nächste Woche verlegen?«, provozierte Shao, um sie an das Duell zu erinnern.

»Nein. Ich stehe zu meinem Wort«, antwortete Liu. »Aber täuscht Euch nicht. So einfach lasse ich mich nicht besiegen, wie Ihr vielleicht glaubt«, fügte sie selbstbewusst hinzu und zückte ihr Schwert.

Shao tat es ihr gleich und nahm seine Kampfstellung ein. Ihre beiden Klingen hatten sich kaum berührt, als das Getrappel von Hufen aus der Ferne ertönte. Verwirrt über die Störenfriede wandte sie sich von Shao ab, ihre Waffe jedoch weiterhin auf ihn gerichtet und blickte in Richtung der herannahenden Pferde. Der Gardist schien weniger verwirrt, als eher wütend darüber zu sein, wer da gerade auf sie zukam. Es handelte sich um mehrere Männer, die auf ihren Pferden saßen. Die violette Farbe ihrer Gewänder und die schwarzen Rüstungen kannte Liu von der Garde des Kanzlers. Doch was hatten diese Soldaten hier im Park verloren?

»Die Garde des Kanzlers!«, rief Chunlei.

»Steckt die Schwerter in die Scheide! Schnell!«, fügte Yikuan hinzu.

Zu spät. Die beiden Duellanten waren in einer Stellung gesehen worden, die keinen Zweifel mehr an ihren Absichten zuließ.

»Nur ein Idiot würde versuchen, uns zweimal an einem Tag zu verhaften«, meinte Shao an seine beiden Kameraden gewandt.

Liu stutzte. Also wurden die drei Männer gesucht. Aber was mochten sie wohl verbrochen haben, dass die Soldaten des Kanzlers hinter ihnen her waren?

»Meine Herren«, ertönte da auch schon die Stimme eines Offiziers der Kanzlergarde, »es ist mir überaus unangenehm, aber wir müssen Euch verhaften. Ihr müsstet eigentlich wissen sein, dass Duelle durch ein Edikt des Kaisers verboten sind. Steckt also Eure Schwerter ein und folgt uns!«

»Mein lieber Herr Gong«, sagte Yikuan, den Gardisten nachäffend, »es wäre uns überaus angenehm, Ihrer liebenswürdigen Aufforderung Folge zu leisten, aber leider ist das nicht möglich. Unsere Treue zum Kaiser verbietet es uns nämlich. Zieht also Eures Weges, das ist das Beste, was Ihr und Eure Leute tun könnt!«

Der Unteroffizier lachte.

»Ergebt Ihr Euch freiwillig oder gedenkt Ihr Widerstand zu leisten?«

Jetzt senkte Liu doch ihr Schwert und sah abwartend von den in violett gekleideten Soldaten zu den drei Gardisten in Rot.

»Wir werden uns kurz beraten«, kam es von Shao.

Mit diesen Worten entfernten sich die Gardisten des Kaisers etwas, um zu entscheiden, was sie tun wollten, während der Offizier des Kanzlers leicht verwirrt zu seinem Gefolge blickte, als könne er nicht glauben, was er soeben gehört hatte.

»Also, was machen wir? Diese sechs Hampelmänner sind keine ernsten Gegner für uns«, kam es von Yikuan.

Liu konnte jedoch kaum deren Worte verstehen, also ging sie etwas näher heran, um mehr von dem Gespräch mitzuhören. Doch kaum war sie bei ihnen, wurde sie auch schon weggeschoben. Sie wusste, dass diese gut waren, da sie schon viele von ihnen hatte kämpfen sehen, aber würden sie es auch schaffen, wenn sie unterlegen waren? Denn das waren sie eindeutig und allein schon wegen ihres Vaters beabsichtigte Liu ihnen beizustehen, um gegen die Garde des Kanzlers zu kämpfen.

»Wenn sie schlau sind, ergeben sie sich«, kam es von Chunlei, der bisher noch nichts gesagt hatte, aber dieser Gedanke konnte nur ein Wunsch gewesen sein.

»Verzeiht, aber wir sind zu viert«, unterbrach Liu das Gespräch zwischen den Männern, nachdem sie sich doch einen Platz in ihrem kleinen Kreis sichern konnte.

Shao wies sie jedoch ab, kaum, dass sie ihre Hilfe angeboten hatte.

»Ihr seid kein Gardist und habt damit nichts zu tun«, sagt er.

»Das ist richtig«, konterte sie sogleich. »Aber wenn ich auch nicht Euer Gewand trage, mein Herz ist auf Eurer Seite und auf Seiten der Kaisergarde. Außerdem kann ich gut mit dem Schwert gut umgehen.«

Sie wurde von den Männern mit ungläubigen Blicken bedacht. Scheinbar kam es nicht oft vor, dass jemand wie sie dem blonden Schwertkämpfer etwas entgegenzusetzen hatte.

»Wie mutig«, kam es von Chunlei, doch Shao wirkte immer noch nicht überzeugt von den Künsten seines so jungen Gegners.

Für einige Sekunden herrschte Schweigen zwischen den drei

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Oliver M. Pabst
Bildmaterialien: Oliver M. Pabst
Cover: Oliver M. Pabst
Lektorat: Korrekturen.de Julian von Heyl
Korrektorat: Korrekturen.de Julian von Heyl
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2022
ISBN: 978-3-7554-2201-3

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