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Prolog


Ein lautes jaulen, und noch ein lauterer Schrei. Ich schreckte hoch. Auch meine Mitschüler blickten geschockt zur Tür. Wir wussten alle, was geschehen ist. Das Biest hatte schon wieder zugeschlagen. Mein Herz hämmerte. Immer wieder hatte ich das Gefühl, ich sei die nächste. Unsere Mathelehrerin, Frau Wull, stöhnte leise und ging zur Tür und blickte auf den Flur. Dann trat sie ganz raus und man hörte sie mit anderen Lehrern reden. Monica, meine beste Freundin die neben mir saß, schnappte nach Luft. „Wer wohl diesmal das Opfer war…“, überlegte sie. Ich nickte stumm. Zur einen Hälfte hatte ich Angst, doch zur anderen Hälfte war ich ziemlich neugierig. Dem Mörder, der auf keinem Fall ein Mensch sein konnte, gelang es immer, jemanden zu töten und dann spurlos zu verschwinden. Und niemand hatte ihn je gesehen, außer die Toten, die uns nun aber auch nichts mehr erzählen konnten. Frau Wull kam wieder herein und sagte: „Die letzten zwei Stunden entfallen heute. Ihr dürft nachhause gehen.“ So war es auch immer, immer, wenn jemand ermordet wurde. Meine Mutter meinte schon, wir lernen nicht mehr wirklich. Außerdem fragt sie mich immer wieder, ob ich die Schule nicht doch wechseln wollte. Doch ich war keine Memme, ich wollte hier bleiben. Also packten wir unsere Sachen, und wie immer verließ ich als erste das Klassenzimmer. Plötzlich tippte mich jemand an der Schulter an. Verwirrt drehte ich mich um und blickte in das Gesicht von Christian, wir nannten ihn aber nur Chris oder Chrisi. Er war einer der süßesten in der Klasse und eigentlich wusste nun jeder dass ich auf ihn stand. „Was gibt’s?“, fragte ich ihn, schüchtern, wer traut sich den mit seinen Schwarm so richtig zu reden? Naja, ich nicht. „Ich weis wer das Opfer war. Sein Name ist Tom, den Nachnamen weis ich leider nicht. Er ist aus unserer Parallelklasse. Die Lehrer haben ihm in Flur mit aufgeschlitzter Kehle gefunden.“ Ich schauderte. „Wir müssen uns in acht nehmen, zwar wurde noch niemand aus unserer Klasse ermordet, aber trotzdem. Es kann jeden treffen. Vorallem die Mädchen, die sich..nicht wehren können.“ Jetzt war ich empört. „Wie bitte? Die meisten Opfer waren doch Jungs! Außerdem gehöre ich nicht zu den Zicken, die schreiend weglaufen würden. Denn wenn doch hätte ich diese Schule schon längst verlassen.“ Mit einem Anflug von Stolz in den Augen fügte ich hinzu: „Ich will der Sache auf den Grund gehen.“ Chrisi nur noch kurz flüsterte: „Mal sehen“, dabei lächelte er sein wundervollstes Lächeln, dass meine Knie zittern lässt. Dann drehte er sich um und ging im schnellen Schritte Richtung Ausgang. Ich verstand immer noch nicht, wieso es alle danach so eilig hatten. Der Mörder schlägt doch nur einmal am Tag zu, das sollte eigentlich jeder wissen. Und plötzlich ging auch der letzte, und ich stand alleine im Flur. „Mist, ich verpasse noch meinen Zug!“, dachte ich. Wie ein verrücktes Tier rannte ich aus der Schule Richtung Bahnhof…

Kapitel 1


„Kim? Kommst du bitte?“ Ich blickte verwundert auf. Ich saß auf meinem Bett und lies grad eines meiner Bücher (ihr müsst wissen, ich bin ein Bücherfreak, schon in meinem Zimmer bunkere ich vielleicht 60 Bücher). „Was gibt’s denn?“, rief ich. „Komm bitte“, war die Antwort. Ich seufzte und stand widerwillig auf, legte das Buch zur Seite und tappste ins Wohnzimmer. „Setzt dich, ich muss mit dir reden“. Nicht schon wieder! Schon wieder wird meine Mutter mir etwas über die ganzen Mordvorfälle erzählen und will mich auf eine andere Schule schicken. Ich setzte mich aufs Sofa und blickte sie ausdruckslos an. „Du weist bestimmt, worüber es geht. Aber bitte, hör mir zu. Ich liebe dich, und du bist das einzige, was mir jetzt noch übrig bleibt.“ Mein Vater hat meine Mutter verlassen, als ich grad mal 2 Jahre alt war. „Und ich will dich nicht verlieren. Verstehst du?“ „Na klar verstehe ich dich, aber Mutter. Ich werde bald 14, und ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Ich bin schließlich keine Tussi die nur Pfefferspray bei sich hat.“, antwortete ich stolz. Doch der Stolz in meinen Augen gefiel meiner Mutter nicht. „Bitte, nimm das ernst Kim. Dieser Tom, der am Freitag getötet wurde, er war schon 14. Er wäre heute 15 geworden. Ist das nicht schlimm? Anstatt zu feiern ist seine Familie heute am Friedhof und trauern.“ „Ah, Mum. Aber das war Tom, und ich bin Kim.“ „Ja, aber du kannst die nächste sein! Ich mache mir Sorgen, ich habe sogar eine kleine Zeitschrift gefunden… Guck sie dir doch mal an.“ Sie legte etwas neben mich. „Sag mal, du spinnst, oder?!“ Auf der Zeitschrift stand: Die besten Internate Deutschlands. „Hey, beruhige dich, und so sprichst du nicht mit deiner Mutter.“, warnte sie. Fassungslos blickte ich sie an. „Du willst doch nicht ernsthaft, dass ich auf eine dieser Internate gehe, oder?! Da sind doch nur die Tussen, mit denen es die Eltern nicht mehr aushalten!“ Meine Mutter blickte mich lange an. Dann seufzte sie. „Dort wärst du sicher…“ „Mum, hier bin ich auch sicher! Ich werde herrausfinden, wer der Mörder ist. Und dann…“ „Was?! Nein, auf keinen Fall! Du bleibst schön brav in der Nähe deiner Klasse. Mörder greifen nur einsame an.“ „Mum, ich bin bald 14! Außerdem ist Monica bei mir!“ „Aber die kann dich auch nicht beschützen. Also, guck dir diese Zeitschrift an, ich muss jetzt weg.“ Sie stand auf, nahm ihre Tasche, die am Tisch lag und ging aus dem Haus. Ich bemerkte, dass sie ihr Handy vergessen hat. „Selbst schuld“, dachte ich. Die Zeitschrift ließ ich dort liegen, wo sie war, und ging wieder hoch in mein Zimmer. Dort blickte ich zum zehnten mal an diesem Tag in den Kalender. „Sonntag… Ob die Eisdiele noch offen hat?“ Ich packte einen Zehneuroschein, mein Buch und den Ersatzhausschlüssel in meine coole, kleine Umhänge Tasche, schmierte noch schnell auf einen Zettel ‚Bin in der Stadt unterwegs‘, legte diesen dann auf den Tisch in unserem Wohnzimmer und ging aus dem Haus.
Ich saß auf einem der Stühle draußen, aß mein Himbeereis und las währenddessen mein Buch weiter. Plötzlich tippte mich jemand von an. Ich drehte meinen Kopf und erblickte eine Gruppe schwarzangezogener Jugendliche, alle waren Jungs und vielleicht so 16 oder 17. „Du sitzt auf meinem Platz“, knurrte einer der fünf mich an. „Oh, steht hier etwa dein Name?“, blaffte ich und las weiter. „Oh, seht mal, das kleine Mädchen liest ein Buch. Wie langweilig!“, spottete er und fegte das Buch von dem Tisch. „Und ein Eis isst sie auch noch! Ich finde, es würde ihrem T-shirt stehen“ Und schon nahm er mein Eis und schleuderte es zu mir, doch ich duckte mich und sein Freund hinter mir bekam es ins Gesicht. „Mädchen sind jedenfalls tausendmal schlauer als Jungs“, sagte ich knapp, hob mein Buch wieder auf und steckte es in meine Tasche. Sofort sprang der Typ, der mich angemotzt hat, zu meiner Tasche und wollte sie mir entreißen. Doch ich war schneller und wich aus. „Schnappt euch diese Schlampe!“, knurrte er und seine Freunde rannten schon auf mich los. Also gab es keine andere Wahl: Ich fing an, wegzulaufen. Zum Glück war ich die schnellste in meiner Klasse und konnte eine ganz schöne Weile sprinten. Doch die Jungs waren wirklich nicht die langsamsten. Als ich bemerkte, dass ich langsam selbst immer langsamer wurde, bog ich ab und rannte in ein Lotto-Geschäft. „Hoy, was ist denn mit dir los?“, fragte die Verkäuferin. „Da sind so Typen die verfolgen mich!“, keuchte ich. Und plötzlich kamen auch die schwarzen Jungs ins Geschäft. „Sind dass die?“, fragte die Verkäuferin nochmals. „J-ja…“, keuchte ich weiter. „Macht dass ihr aus meinem Laden kommt!“, schrie die Verkäuferin und verscheuchte so die Typen. „Geht es dir sonst gut?“, fragte sie. „Ja… Phu… Danke.“ „Gern geschehen. Es passiert öfter, dass diese Heinis jüngere Kinder anbaggern.“ „Ok.. Danke… Ich…Moment, was ist das?“, fragte ich und ging zu einer Zeitschrift hinüber. „Oh, das? Das ist eine Zeitschrift, in der gute Bücher präsentiert werden. Willst du sie kaufen? Sie kostet 1,40.“ Ich überlegte. Das Buch auf der Vorderseite regte mich an… „Hmm… Nein, mich interessiert nur das eine Buch hier. Aber danke. Ich geh dann wieder. Tschüss, und danke nochmals.“ Schnell verließ ich den Laden und joggte zur Buchhandlung. „Guten Tag.“, begrüßte mich der Verkäufer. Ich fand es cool, dass die Eisdiele und die Buchhandlung an einem Sonntag geöffnet hatten. Und meine Mutter fand es ganz praktisch, dass der Lotto-Laden heute geöffnet hatte. „Ähm..Guten Tag… Ich hätte eine Frage… Hätten sie denn vielleicht das Buch…“ Doch ich sah es schon. „Ah, nichts mehr, ich habe es schon gefunden.“ Schnell trabte ich zu dem Bücherregal und nahm das Buch herraus. „Mord im Mondlicht“, klang interessant. Auf dem Cover waren zwei dunkelblaue Katzenaugen und der Hintergrund war eine in der Nacht verlassene Hütte. „Das Buch kostet 15 Euro“, sagte plötzlich der Verkäufer. „Mist…“ Ich kramte in meiner Tasche. Ich hatte nur noch 9,20… „Aber weil du hier ein gerngesehener Gast bist, gebe ich dir Rabatt. 9 Euro.“ Ich blickte ihn dankend an. Schnell kaufte ich das Buch und ging zurück zu mir nachhause. Dort schmiss ich den Zettel weg, anscheinend war meine Mutter nicht da und sie musste ja nichts von meinem Spaziergang wissen. Dann ging ich hoch in mein Zimmer, setzte mich in meinen Sessel und fing an, die Rückseite des Buches zu lesen. Klang wirklich interessant, es ging um soetwas ähnliches wie bei uns in der Schule. Also entspannte ich mich und fing an, das Buch von vorne an zu lesen. Nach einer Weile wurden meine Augen immer schwerer und ich nickte schließlich ein…

2. Kapitel


Mit einem Gähnen öffnete ich meine Augen wieder. Die Sonne schien durch das Fenster und blendete mich. „So hell schon?“, dachte ich. Verschlafen richtete ich mich auf und streckte mich. Irgendjemand hatte in der Nacht eine Decke über mich gelegt. Naja, bestimmt meine Mutter. Mit einem etwas verschwommenem Blick schaute ich auf die Uhr. 10:30…. 10:30 ?! Als ob ein Blitz durch mich geschossen wäre sprang ich auf. Um 8 musste ich schon in der Schule sein! „MUM!“, schrie ich. Nichts antwortete. „Verflixt, die arbeitet ja!“ Wie der Wind raste ich runter und entdeckte einen Zettel auf dem Tisch. „Nanu?“ Ich nahm ihn in die Hand und las. „Hi Schatz, bin arbeiten. Frühstück steht in der Küche. Guten Appetit! Ich komme um 18.00 wieder, wie gewöhnlich. Deine Mutter.Ps: vergiss nicht, du hast heute keine Schule. Nur so“ Und ein Smiley hinten dran. Ich klatschte mir auf die Stirn. Wie dumm muss man sein um zu vergessen, wann Schule ausfällt? Naja, hauptsache ich konnte heute in die Stadt und schön shoppen gehen. Aber diesmal… Ich schlich –warum auch immer- die Treppe wieder hoch und nahm mir 25 Euro aus meinem Sparschwein. Die steckte ich dann in meine Lieblingstasche und ging raus. Die Sonne schien mir entgegen und schon bald ging ich zurück ins Haus und zog meine Jacke aus. Dann holte ich mein Fahrrad und fuhr so los in die Stadt. Ich stieg gerade vor dem Bäckerladen ab, als plötzlich wütende Rufe aus der Metzgerei –die stand auf der gegenüberliegenden Straße- kamen. „Mistvieh! Mach dass du rauskommst! OHNE MEINEN SCHINKEN! Du kleines dummes… ARG!“ Dann sprang ein kleines schwarz weißes etwas aus dem Laden, mit einer Ladung Schinken im Maul, und preschte über die Straße, neben mir vorbei und dann in die Hecke. Verwundert blickte ich ihm hinterher. „Das war eindeutig eine Katze!“, dachte ich mir. Eigentlich wollte ich mir jetzt etwas süßes kaufen, doch das kleine Wesen erregte meine Aufmerksamkeit. „Komm her, komm her Mitzmitzmitz…“, lockte ich. Bald zeigte sich ein kleiner, schwarz weißer Kopf und blickte mich mit seinen rubinroten knopfaugen fragend an. „Mein Gott bist du süß! Komm her…“ Ich kniete mich hin und klopfte auf meine Oberschenkel. Das Kätzchen verstand und kam aus der Hecke. Erst fixierte sie mich Misstrauisch, doch als sie erkannte, dass ich ihr nichts antun würde, rieb sie schnurrend ihr Köpfchen an meinem Fuß, rollte sich auf den Rücken und ließ sich von mir am Bauch kraulen. „So ein süßes Ding… Und so abgemagert…“ Ich seufzte. Mutti würde mir bestimmt nicht erlauben, eine Katze mit nach hause zu nehmen aber… Ich hatte eine Idee! Wieso müsste sie denn von ihr wissen? Ich hob die Kleine –es war ein kleines Mädchen und ich nannte sie Zitry- hoch und stieg wieder aufs Fahrrad. Mit der einen Hand hielt ich meine neue Freundin fest, mit der anderen versuchte ich das Rad zu lenken. „Sollte ich ihr etwas zum essen kaufen? Oder doch erst zum Arzt?“ Ich beschloss, erst zum Tierarzt zu fahren, Futter könnte ich ihr ja selbst was zusammenmischen. Vor der Tierarztpraxis hielt ich an, stieg ab und ging mit Zitry in der Hand hinein. Ich hatte Glück, niemand war da, und der Tierarzt begrüßte mich herzlich und führte mich in den Untersuchungsraum. „Na, von wo hast du denn dieses hübsche Fräulein?“, fragte er mich und streichelte Zitry. „Gefunden… Sie hatte kein Halsband und keine Tätowierung, da dachte ich mir….wieso nicht?“ Ich war ziemlich beliebt bei den Leuten in unserer Umgebung. Und so kannte mich fast jeder in der Stadt. „Ist deine Mutter denn damit einverstanden?“, fragte er. „Na klar“, lügte ich. Ah, übrigends, Zitry war weiß mit dunkelgrauen Flecken und daraufliegenden, schwarzen Streifen. Und diesen wunderschönen Rubinroten Augen… „Na dann… Sie sieht wirklich nicht so aus, als gehöre sie jemandem. Naja, untersuchen wir sie mal.“ Mit einem komischen Ohrdingends untersuchte er Zitrys Ohren. Dann nahm er eine kleine Lampe und leuchtete ihr in die Augen. Zum Schluss tastete er sie ab. „Also, gebrochen oder sowas ist nichts, mit ihren Augen stimmt auch alles. Nur, sie hat Ohrmilben. Außerdem glaube ich, sie ist nicht geimpft. Sollen wir dass denn noch machen?“ „Ähm… Ja, solange die Creme gegen Ohrmilben und die Impfung nicht mehr als 25 Euro kosten würden.“ „Ah, deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen! Ich mache für dich einen Rabatt. Also, zuerst…“ Er suchte in einem Schrank zwei kleine Schächtelchen raus. „Das hier sind Tröpfen. Die tröpfelst du ihr rein, wäscht die Ohren dann mit einem warmen Lappen und tust dann diese Creme in ihre Ohren schmieren. Das musst du dreimal pro Tag machen. Und am Samstag kommst du dann wieder zu mir, und ich schau sie mir an.“ Er überrechte mir die zwei Päckchen, impfte Zitry dann noch und pflanzte ihr noch einen Chip rein. Dann streichelte er und lobte sie. „Fein gemacht. Gut… Ah ja, vergiss nicht, sie täglich zu bürsten, es wird ihr gut tun. Außerdem lieben Katzen das.“ Er lächelte. Ich verabschiedete mich (und bezahlte 25 Euro, für alles), stieg dann wieder auf mein Rad und fuhr Nachhause. „Zu dumm!“, dachte ich. Mein Zimmer lag im obersten Stockwerk, und Zitry kann dann nicht raus in den Garten. „Aber Mum, sie hat doch das etwas kleinere Zimmer im Keller. Vielleicht will sie mit mir tauschen? Oben hätte sie dann schließlich auch noch ein Badezimmer.“ Aber bis meine Mum kam, musste Zitry erstmal bei mir oben bleiben. Ich schloss die Tür und legte Zitry auf den Teppich. Sie blickte sich um und gab ein fragendes ‚Miau‘ von sich. Ich lächelte. „Stimmt, das Essen!“ Ich rannte zurück ins untere Stockwerk und in die Küche. „Ok, kein rohes Schweinefleisch.“ Ich entdeckte Hühnchenreste von gestern abend, suchte die Milch herraus und fand wie durch Zufall noch ein Rindersteak. Schnell machte ich alles nochmal warm und mischte es dann, die Hühnchenreste und das zerstückelte Steak, und die verdünnte Milch extra. Mit zwei Schüsseln ging ich dann wieder nach oben. Dann legte ich alles auf den Teppich. „so, hoffe es schmeckt dir.“ Zitry schnurrte und fing sofort an, das Fleisch gierig zu verschlingen. Ihr Bauch wurde immer runder und runder. Schließlich rülpste sie irgendwann mal und ging zur Milchschüssel, aus der sie die Hälfte des Inhalts aufschleckte. „So klein, und so hungrig“, lachte ich. Nochmals blickte ich auf die Uhr. Gerade mal 12.30. Ich hatte noch viel Zeit. „Hmmm…“, überlegte ich. „Vielleicht sollte ich noch schnell los und…“ Doch ich konnte nicht zuende reden, denn Zitry ist auf meinen Schoß gehüpft, hat angefangen zu schnurren und ist engeschlafen. Ich gähnte. Auch ich wurde langsam wieder müde. So legte ich mich, mit Zitry im Arm, aufs Sofa und schloss die Augen. Und für einen Moment waren die Morde in der schule vergessen….

3. Kapitel




„Warte! Kim!“, rief jemand hinter mir. Verwundert drehte ich
mich um und erblickte Chrisi. Ich war gerade auf den Weg zu unserem
Klassenzimmer. „Was gibt’s?“, fragte ich verwirrt. „Ich wollte dir sagen, dass…dass…
Ich liebe dich, Kim! Ich liebe dich! Du warst für mich schon immer das
wunderschönste Mädchen aus unserer Klasse! Immer! Aber ich habe mich nie
getraut, dir das zu sagen, aber nun… Ich bin nicht wie die anderen Jungen. Klar
will ich cool sein aber in deiner Nähe sieht man meine inneren Werte.“ Mit
leuchtenden Augen blickte ich ihn an. „W-w-wirklich?“ Chrisi hat sich vor mir hingekniet und wartete
einen Moment. Plötzlich hörte ich das rumgezicke von den anderen Tussis aus
unserer Klasse. „Chrisi? Du…Du willst wirklich mit mir gehen? Ganz ehrlich?“,
fragte ich ihn nochmals. Der stand auf und blickte mich spöttisch an. „Nein,
ich will nicht mit einer dummen, fetten Kuh wie dir zusammen sein. Schau dir
die an, sie haben so eine schöne Figur!“ Ich war entsetzt. „Aber…aber…aber…“, schluchzte
ich. Ich bemerkte zuerst nicht, wie
Julia, die ich aber Jul nenne, zu uns kam. Sie ist total schön und hat eine
perfekte Figur, aber anders als die anderen Zicken ist sie nett und
hilfsbereit. Deshalb gehört sie auch zu meinen besten Freunden. Sie berührte mich an der Schulter und wie auf
Kommando brach ich in Tränen aus. „Jul…Er…Es ist so schrecklich!“, schluchzte
ich. „Ich weis, wie du dich fühlst…“, flüsterte sie zärtlich. „Obwohl… Nein,
dich verstehe ich nicht. Nur Chrisi. Wer will denn schon mit DIR zusammen sein?“,
spottete sie, stolzierte zu Chrisi und
ließ sich in seine Arme fallen. Mit glasigen Augen blickte ich das Paar an. Was
war denn mit Jul los? Sie fand doch nichts an Chrisi, oder etwa doch? „Wieso…aber…“,
stotterte ich. „Eifersüchtig?“, fragte Jul, die in Chrisis Armen lag und ihre
Armen um seinen Hals geschlungen hatte. „Wir wechseln die Schule und gehen nun
als Paar auf eine private auf den Malediven. Na, wie ist es arm zu sein?“,
spottete Jul. „Hört auf!“, schrie ich und hielt mir die Ohren zu. „Hört einfach
auf!“ Wieder fing ich an zu weinen. Mir wurde schwindelig, das Bild vor meinen
Augen verschwamm. Ein plötzliches
Kreischen, ein schrecklicher Schmerz in meinem Rücken! Der Mörder war wieder
da, und sein opfer war diesmal ich. Doch vor lauter Tränen erkannte ich nicht,
wer es war…


Keuchend und mit nassen Augen schreckte ich hoch. Alles war dunkel. Der Schmerz war weg, genauso wie Chrisi und
Jul….und der Mörder. Ich rieb mir die Augen und langsam sah ich die dunklen
Umrisse; Ich war in meinem Zimmer. Bessergesagt auf meinem Bett. Also war das alles nur ein Traum. Ein Glück!
Doch im nächstem Moment bekam ich es mit der Angst zutun. Meine Mutter musste
mich auf das Bett gelegt haben. Aber als ich auf dem Sofa eingeschlafen bin,
lag doch Zitry neben mir! Hatte sie sie entdeckt? Hatte sie sie ins Tierheim
gebracht? Noch schlimmer; Hatte sie Zitry einfach auf die Straße gesetzt? Mir
kamen wieder die Tränen und ich fing an zu weinen. Wieso konnte ich nicht vorsichtiger sein?
Zitry musste jetzt wahrscheinlich frieren und hungern! Und alles nur wegen mir!
Wieso habe ich mich überhaupt zu ihr gelegt? Wieso habe ich sie nicht verdeckt
und mich dann auf mein Bett gelegt? Ich
schniefte oft und schon wieder verschwamm das Bild vor meinen Augen. „Ich bin
so dumm!“ Gerade wollte ich aufstehen,
um ins Bad zu gehen und mir das Gesicht zu waschen, als ich plötzlich eine
Bewegung in meiner Kniekehle spürte. Etwas warmes mit Fell stand auf und
schlich unter meiner Decke zu meinem Kopf hoch. In einem Moment dachte ich an
das schlimmste; Irgendeine Ratte war hier und würde mich gleich angreifen! Doch
als mich plötzlich zwei hell leuchtende Augen frech anfunkelten und das Wesen
schnurrte, begriff ich; Es war Zitry!
Sie war noch da, anscheinend hatte sie
sich versteckt bevor meine Mutter in mein Zimmer gekommen ist. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an
mein Gesicht. Ihr schnurren beruhigte mich. Danach legte ich sie neben meinen
Kopf auf ein weiteres Kissen. Doch diesmal dachte ich gleich daran; Im dunklen
tappste ich zu meinem Sessel, auf dem viele kleine und größere Plüschtiere
saßen, nahm mir fünf oder sechs und bildete mit denen schließlich einen Kreis
um Zitry. Mutter würde jetzt meinen, sie sei ein neues Plüschtier von mir. Glücklich legte ich mich neben sie
und schloss die Augen. Doch auf einmal fiel mir mein Traum wieder ein; War das
eine Prophezeiung? Würde mich Chrisi wirklich so verarschen? Und würde Jul
unsere Freundschaft doch noch verraten? Ich zitterte kurz. Dann gab ich mir
selbst eine schallende Ohrfeige. Beruhig dich Kim! Du bist die mutigste und
wildeste aus unserer Klasse und jetzt zitterst du vor Angst nur wegen einem
Traum? Aber ich musste gestehen, dass Chrisi wirklich etwas wichtiges für
mich war, und ich den Traum deshalb nicht so schnell vergessen würde. Komm schon Kim, es gibt genügend andere süße
Jungs die auf eine heiße Braut wie dich warten.

Aber stimmt das wirklich? Oder bin ich
wirklich so eine fette Kuh? Ich nahm mir vor, morgen in den Spiegel zu schauen
und im schlimmstem Falle abnehmen, um hübscher zu werden…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.03.2012

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