„Daniella? Daniella Stevens?“
Ich blickte ihm in seine Augen und nickte traurig.
Er hatte mich erkannt. Nach so langer Zeit voller Lügen und Blindheit hatte er mich wieder erkannt.
Schade nur, dass er es erst nach vielen Monaten getan hat – Immerhin waren wir ja gemeinsam an einer Privatschule gewesen.
5 Monate voller Verschwiegenheit. 3 Mal Sex. 2 Mal fast von seiner Verlobten erwischt worden. Und ein einziges Mal braucht er, um mich anhand eines alten Fotos plötzlich wieder zu erkennen.
„Oh Gott, warum erkenne ich dich erst jetzt wieder?“
Das fragte ich mich auch.
„Warst du nicht früher blond?“
Ja, wegen dir.
„Warst du nicht einmal in mich verliebt?“
Er fragte immer weiter, wunderte sich nicht, weshalb ich schwieg.
„Ja“, hauchte ich leise, während ich meinen Blick zum Fenster wandte, damit er meine Tränen nicht sah.
„Wie lange denn?“
„3 Jahre“
„Wow, das ist echt lange...“
Langsam wandte ich wieder meinen Blick zu seinen Augen, die immer noch erstaunt in meine blicken.
Blau traf auf braun.
„Ja, das ist es gewesen...“
„Warum hab ich dich nie so gesehen, wie ich dich jetzt kennengelernt habe?“
„Du hattest jede Woche eine andere...Blondine.“
Er lachte kurz und griff sich verlegen an den Hinterkopf.
„Oh ja, ich war echt ein Frauenheld...aber ich hab mich geändert. Und hey, ich heirate bald.“
Aber du liebst sie nicht, sonst hättest du ja wohl schlecht mit mir geschlafen. 3 Mal um es nochmal zu erwähnen.
Ich nickte erneut, während eine einzelne Träne meine Wange herunter lief.
„Ella?“, er kam näher und strich mir sanft die Träne weg.
„Bist du immer noch in mich verliebt?“ Sein Blick haftete an mir.
Meine Augen blickten wieder in seine.
Und wieder nickte ich leicht.
„BTR-Sänger Logan Henderson heiratet Dauerfreundin“, groß prägte die Überschrift irgendein unbedeutendes Starmagazin, welches ich mir vor wenigen Minuten gekauft hatte. Ich blies die Luft langsam aus meinen Lungen und betrachtete das Bild des smarten Sängers. Er sah gut aus, der neue Style stand ihm gut.
„Na, Ella. Steht was interessantes über dich drin?“, vernahm ich eine Stimme neben mir, die mich zusammenzucken ließ.
Rosie, die Bedienung des kleinen netten Imbisses brachte mir meinen bestellten Cheeseburger und die Cola Light.
„Nein, heute nicht. Oder doch, Moment.“
Ich blätterte nach weiter hinten, wo die Styles der Stars beurteilt wurden.
„Hier, mein schwarzes Abendkleid bei den AMA's hat 5 von 5 Sternen bekommen. Ich muss sagen, Roberto hat echt gute Arbeit geleistet.“
„Da muss ich dir zustimmen, du sahst wirklich bezaubernd aus. Soll ich dir noch irgendwas bringen?“, Rosie hielt ihren kleinen weißen Notizblock in der Hand und spielte nebenbei gut gelaunt mit ihrem Kugelschreiber.
„Ähm.. ja. Ich nehme noch einen kleinen Salat. Aber beeile dich bitte, ich rieche schon die Paparazzis.“
Rosie zwinkerte mir freundlich zu, dann verschwand sie wieder, überquerte den langen Flur und verschwand hinter dem großen Tresen. Ich beobachtete sie, wie sie meine Bestellung auf einen Bildschirm eingab und sich dann wieder einem anderen Kunden widmete, welcher gerade bezahlen wollte. Mit müden Augen beobachtete ich jede ihrer kleinen Bewegungen. Ein kleines Lächeln huschte mir über die Lippen, als sie, tollpatschig wie sie war, das Wechselgeld des Kunden auf den Boden fallen ließ. Der Kunde nahm es aber mit Humor und lachte ebenfalls. Ich schüttelte grinsend den Kopf, dann widmete ich mich wieder meinem Essen zu.
Mit dem Blick aus dem Fenster gerichtet nahm ich meinen Cheeseburger in die Hand und begann zu essen. Meine Gedanken kreisten dabei um das zuvor Geschehene.
Die Paparazzis hatten mich den ganzen Tag lang schon verfolgt, bis ich schließlich in einem großen Einkaufszentrum verschwunden war. Erst da konnte ich unbemerkt untertauchen und mich zu meinem Lieblingsimbiss begeben. Ich blickte durch das Fenster auf die Innenstadt von Los Angeles. Rosie's Imbiss lag zwar nicht gerade in der besten Ecke, aber dafür hatte Rosie einfach die besten Burger weltweit.
Und außerdem war ich hier vor den vielen Paparazzis geschützt.
Die kleine, etwas rundliche Frau, die mich schon meine ganze Kindheit begleitet hatte, stellte mir lächelnd den Salat hin, dann verschwand sie wieder hinter ihrem altbekannten Tresen. Seufzend blickte ich ihr hinterher, erinnerte mich an das Leben, in dem ich noch keine berühmte Sängerin gewesen war.
Das Leben, in dem ich nur als 'Daniella Stevens, die Außenseiterin' bekannt gewesen war.
Gelangweilt durchblätterte ich das Magazin, bis ich an dem Artikel der Titelseite hängen blieb. Kurz überflog ich die Zeilen, dann wandte ich mich dem Bild des dunkelhaarigen Sängers zu.
Er sah wirklich sehr gut aus, sogar noch viel besser als früher. Seine braunen Haare waren mit der Zeit etwas dunkler und kürzer geworden und er hatte mehr Muskeln bekommen. Und sein Boyband-Image hatte ihn zum perfekten Frauenschwarm gemacht, doch das war er auch schon früher gewesen.
Ich erinnerte mich an meine Schulzeit, in der ich fast 3 Jahre lang unsterblich in ihn verliebt gewesen war. Er jedoch hatte fast jede Woche eine andere Freundin. Und meistens war es eine Blondine. Jedes Mädchen, das nur ein wenig IQ hatte, verstand sofort, dass er nur auf blonde Mädels stand und so färbte es sich die Haare blond. Wie auch ich. Jedoch hatte es keineswegs etwas genützt. Klar kannte er meinen Namen, immerhin war ich mit ihm auf einer Privatschule gewesen, doch mehr war es auch nicht...leider.
Und nun würde er heiraten. Mit 23 bereits. Meiner Ansicht nach etwas zu jung...und außerdem konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass er es endgültig mit einem Mädchen ernst meinte. Dazu kannte ich ihn von früher zu gut. Er war immer ein kleiner, nein ein großer Player gewesen.
Ich konnte mich noch genau an sein Aussehen erinnern. Er trug jeden Tag eine Sonnenbrille auf dem Weg zur Schule, selbst wenn es regnete. Und dann hatte er immer diese Surferfrisur und trug stets Karohemden und Vans. Mit einem Blick auf das Magazin konnte ich bestätigen, dass er sich keineswegs verändert hatte. Lediglich die Haare waren, wie gesagt, etwas dunkler und auch deutlich kürzer geworden.
Als ich aufgegessen hatte, schnappte ich mir meine Sachen und ging noch einmal auf die Toilette. Ich blickte in den Spiegel und klatschte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht.
Das sonst perfekte Hollywood-Lächeln war meinem Gesicht gewichen, ersetzt durch einen traurigen, nachdenklichen Blick.
Ich holte einmal tief Luft, ließ die kalte Luft durch meine Lungen strömen, dann atmete ich langsam aus. 'Ganz ruhig Ella, du hast den Typen jetzt seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Was er jetzt macht kann dir eigentlich verdammt noch mal egal sein', sprach ich leise zu mir selbst. Doch es half keineswegs, ich dachte immer noch an Logan. Warum auch immer das so war. Schließlich hatten wir uns jetzt seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich hatte ein neues Leben. Ein glücklicheres Leben, auch wenn es manchmal große Probleme mit sich brachte, wenn man reich und berühmt war. Man konnte wenigen Menschen vertrauen, dass hatte ich mit der Zeit gelernt.
Ich holte meine Haarbürste aus der Tasche und kämmte meine langen dunkelbraune Haare. Mein Blick war dabei stets auf mein Spiegelbild gerichtet. Meine dunkel geschminkten Augen sahen traurig aus. Warum? Weil ich erfahren hatte, dass meine Jugendliebe nun heiraten würde. Wieso machte mich das traurig? Weil ich immer noch nicht verkraftet hatte, dass er mich nie so gemocht hatte, wie ich ihn mochte.
Aber das sollte mir jetzt egal sein, schließlich wurde ich von vielen Männern angehimmelt. Doch keiner war wie Logan Philip Henderson, meine Jugendliebe.
'Was denkst du nur für blödes Zeug. Vielleicht ist er jetzt ganz anders, verhält sich wie die ganzen anderen eingebildeten Hollywood Schnepfen', ermahnte ich mich selbst.
Meine Haarbürste wurde wieder zurück in meine Handtasche gelegt, dann verließ ich die Toilette, verließ Rosie's Diner.
Wieso machte ich mir überhaupt solche Gedanken über Logan? Er war kein Teil meines neuen Lebens.
Aber vielleicht lag es auch daran, dass er ein Teil meiner Vergangenheit war. Der Vergangenheit, die ich nie mehr zurück haben wollte, seit dem ich ein neues Leben hatte. Allein der Gedanke an all die schrecklichen Geschehnisse, ließ mir eine Träne die Wange herunter laufen.
Ich knüllte die Zeitung zusammen und warf sie in den nächsten Mülleimer.
Nein, meine Vergangenheit würde mir dieses Mal nicht so viele Probleme verursachen, nicht schon wieder.
Mit leichtem Herzklopfen machte ich mich auf den Weg zu meinem Wagen. Heute würde mich noch ein Interview für einen Radiosender und ein Auftritt bei einer TV-Show erwarten. Mein Gesicht tarnte ich hinter einer viel zu großen Sonnenbrille und hielt meine Tasche eng vor mein Gesicht, als ich die vielen Paparazzis entdeckte.
Ich stöhnte genervt, lief aber weiter zu meinem Wagen. Die tausenden Fragen zu meinem neuen Album und der Trennung von meinem Freund Max ignorierte ich gekonnt.Als ich bei dem großen schwarzen Geländewagen ankam, riss ich direkt die Tür auf und ließ mich hinter dem Steuer nieder. Die Paparazzis belagerten die Tür und wollten ein Bild erhaschen, wo ich meinen angeblichen zutiefst traurigen Blick über die Trennung von meinem Ex-Freund zeigen würde.
Aber fehlgeschlagen, ich kämpfte gegen die Paparazzis, bis ich endlich die Tür hinter mir schließen konnte. Die Scheiben meines Wagens waren abgedunkelt, weshalb ich mir endlich meine viel zu große Sonnenbrille von der Nase streifen konnte.
Ich hasste diese Menschen.
Sie schossen den ganzen Tag lang Bilder von einem und interpretierten in jede meiner Gesten irgendwelche psychischen Probleme rein. Wenn ich wegen der grellen Sonne meine Augen zusammen kniff interpretierten sie es als Weinen. Ein längeres auf den Boden gucken um nicht hinzufallen war eine Depression. Jede kleine Geste ohne Lächeln wurde kritisiert. Kurzum: Ich wollte sie am liebsten umbringen.
Natürlich nicht wortwörtlich, aber ich würde sie am liebsten aus meinem Leben verbannen. Sie sollten mich und mein Leben in Ruhe lassen.
Genervt startete ich den Motor und fuhr direkt los. Die Paparazzis sprangen erst im letzten Moment zur Seite. Selbst wenn ich sie umgefahren hätte wäre mir das egal gewesen. Klar, sie machten auch nur ihren Job, aber wenn ich auch so schon genervt war garantierte ich für nichts.
Der stockende Verkehr in Los Angeles ließ mich stöhnend die Musik lauter drehen und unruhiger in meinem Sitz hin und her rutschen. Ich fuhr zu mir nach Hause, duschte mich und zog mir ein weißes Tanktop, eine dunkle Röhrenjeans, eine rote Lederjacke und schwarze Pumps an. Meine langen dunkelbraunen Haare lockte ich wie immer leicht und ließ sie sanft meine Schultern hinunter fallen. Kurz verabschiedete ich mich noch von meinem altdeutschen Schäferhund Johka. Ja. Schäferhund. Kein Chiwawa. Ich bin keine von diesen verwöhnten Paris Hilton – Schnepfen.
Gerade wollte ich die Wohnung wieder verlassen, als mit einem Mal an meiner Tür klingelte. Johka begann direkt zu bellen. Er hasste Klingeln. Ich sperrte ihn in mein Schlafzimmer, dann ging ich wieder durch den Flur zurück zu meiner Wohnungstür und öffnete diese. Davor befand sich mein Manager Michael, der mir ein strahlendes Lächeln schenkte.
„Hey Ella“, begrüßte er mich freundlich.
Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln und ließ ihn meine Wohnung betreten.
„Michael, was gibt’s?“
„Ich hab ein Attentat auf dich vor“, grinste er, während er sich auf einen Barhocker in meiner Küche niederließ.
„Attentat? Wie darf ich denn das verstehen?“, lachte ich verwirrt.
„Na ein Attentat eben. Ich werde dir heute Abend genaueres berichten.“
„Heute Abend? Och nee.. Michael, ich bin schon bis um 10 bei dem TV Interview, wie lange soll mein Tag denn noch werden? Ich hab auch noch ein Leben“, gab ich genervt von mir.
„Tut mir leid, aber es muss sein. Dafür hast du doch auch nächste Woche 3 Tage frei.“
„Ja toll, aber dafür muss ich jetzt andauernd 24 Stunden verfügbar sein.“
„Ella du wolltest das so. Also beschwere dich nicht. Und ich sorge doch schon dafür dass du noch genug Freizeit hast. Außerdem liebst du doch deinen Beruf.“
„Ja ich liebe ihn, aber ich liebe ihn nicht wenn ich ein Interview habe und ständig über meinen Exfreund ausgefragt werde obwohl ich vorher zu dir gesagt habe, dass du dieses Thema vorher verbieten sollst da ich sonst kein Interview mache.“
„Ich hab es vergessen, ist das so schlimm? Ach komm schon, du kannst nicht ewig auf mich sauer sein.“
„Blah blah.“
„Du kannst nicht ewig auf mich sauer sein, dass weißt du“, grinste er und sah mich siegessicher an.
„Jaja, ich weiß“, gab ich schließlich zu und lachte.
„Okay, dann bis nachher im Tonstudio. Ich hab eine tolle Überraschung für dich!“
Mit den Worten hüpfte Michael von dem Barhocker, umarmte mich noch kurz und verschwand dann in Windeseile aus meiner Wohnung. Lachend verdrehte ich die Augen. Ein Kratzen an der Schlafzimmertür ließ mich durch den Flur wandern um meine Hündin wieder aus dem Schlafzimmer zu befreien. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, sprang sie mir direkt entgegen und schmiss mich fast um.
„Jaja, ich weiß du magst das nicht“, lachte ich und streichelte die Hündin beruhigend. „Aber was mach ich denn jetzt mit dir? Ich kann dich nicht...“
Ich blickte auf die Uhr. 3 Uhr nachmittags. DerTermin im Tonstudio würde locker bis um 11 gehen.
„...8 Stunden alleine lassen...“, murmelte ich.
Johka setzte sich vor mich, legte den Kopf schief und sah mich schon fast flehend an.
„Na gut, aber du musst dich benehmen“, meinte ich mahnend, kraulte sie aber dann lachend hinter den Ohren.
Gemeinsam mit Johka verließ ich schließlich die Wohnung und tapste auf meinen Pumps die lange Treppe hinunter. Vor der Haustür wartete schon Rob, mein Bodyguard auf mich, der mich zu dem schwarzen Van begleitete, der mich immer zu öffentlichen Auftritten fuhr. Drinnen begrüßte ich Anne und Serena, die für meine Haare und mein MakeUp verantwortlich waren. Nach 20 Minuten Fahrt, während der Serena mein MakeUp gemacht hatte, kamen wir an dem Radiosender an. Vor dem Interview gab ich noch einige Autogramme auf dem Flur, dann betrat ich mit meinem Team den Raum, in dem das Interview stattfinden würde.Es dauerte nochmals 10 Minuten, dann begann das Radiointerview.
„Ella, erzähl uns was zu deinem neuen Album. Wann wird es erscheinen? Mit wem arbeitest du zusammen?“
„Im Moment bin ich viel im Studio und nehme einiges auf. Wir haben schon viele Songs zusammen, aber die genaue Auswahl ist noch nicht getroffen. Ich habe das Gefühl, dass das Album noch nicht vollständig ist. Für meine Fans soll es perfekt sein und das braucht eben Zeit. Deswegen kann ich noch nicht genau sagen, wann es fertig sein wird, aber ich denke es dürfte Ende des Jahres auf dem Markt erscheinen“, sprach ich lächelnd und gut gelaunt in das Mikro.
Das Hollywood-Lächeln war wieder auf meinem Gesicht und so konnte ich das Interview ohne Probleme führen – Bis es zu der einen Frage kam.
„Was ist eigentlich mit deinem Exfreund Max, stimmt es dass er dich betrogen hat?“
Ich zog scharf die Luft ein, blickte nervös auf meine Hände und dann wieder auf das Mikro vor mir. Klar stimmte die Geschichte, aber zugeben konnte ich es nicht. Niemals.
„Nein..nein. An den Gerüchten ist nichts dran. Wir sind im Guten auseinander gegangen. Es hat einfach nicht mehr gepasst und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Ich blickte wieder in die Augen des Moderators, der halbherzig lächelte.
„Gut, das war's für heute und nochmals vielen Dank für das Interview, Ella“, beendete er das Gespräch.
Der Jingle des Radiosenders erklang und daraufhin folgte meine aktuelle Single. Doch ich hörte schon gar nicht mehr zu. Innerlich verfluchte ich Michael.
„Komm Ella, wir müssen weiter zu dem TV Interview“, meinte Rob und folgte mir, als ich durch den schmalen Flur den Weg nach draußen suchte.
Meine Gedanken kreisten um Max. Wieder sah ich die Bilder vor mir, wie ich ihm beim Sex mit meiner ehemaligen Freundin Amber erwischt hatte. Mir wurde leicht schwindelig bei dem Gedanken, dass Max mich die ganze Zeit hintergangen hatte.
„Los Ella, wir haben nicht ewig Zeit“, drängelte Rob und schob mich einfach unsanft in den schwarzen Van. Johka wurde wieder gegen ihren Willen in den Kofferraum gesperrt. Mitfühlend blickte ich in ihre braunen Hundeaugen. Na toll, erst erfahre ich von Logans bevorstehender Hochzeit und dann werde ich wieder daran erinnert, dass mich mein Exfreund die ganze Zeit eiskalt verarscht hat. Langsam atmete ich ein und aus, betrachtete dabei die vollen Straßen von Los Angeles.
„Hey, das wird schon“, murmelte Anne neben mir. Dabei legte sie einen Arm um mich und zog mich in eine sanfte Umarmung.
„Ich hoffe es“, murmelte ich nur.
Nach vielen Stunden in dem TV Studio und einem glücklicherweise normalen Interview mit anschließendem Auftritt befand ich mich auf dem Weg ins Tonstudio.
Ich hatte die hohen Pumps gegen meine bequemen UGG-Boots getauscht und lief nun mit Johka an der Leine die dunklen Gänge entlang. Es war kaum jemand in dem großen Gebäude zu sehen, sodass ich sehr froh über meine tierische Begleitung war.Am Ende des Ganges gelangte ich zu einem hell erleuchteten Raum. Von weitem konnte ich bereits Michael erkennen und noch einen weiteren Mann, der an dem Mischpult lehnte. Er schien im selben Alter wie Michael zu sein und begrüßte mich lächelnd, als ich den Raum betrat.
„Hallo Ella, schön dass Sie es geschafft haben. Ich freue mich schon jetzt sehr auf die Zusammenarbeit.“
Perplex blickte ich zwischen Michael und dem Mann hin und her. Moment. Zusammenarbeit?
„Ja Ella. Ich hab dir doch gesagt ich hab eine Überraschung für dich.“
„Und die wäre?“, fragte ich immer noch verwirrt.
„Das ist hier Greg Thomas, der Manager von Big Time Rush. Wir planen eine Zusammenarbeit für euch. Jetzt nach dem Ende der Serie wollen die Jungs natürlich weiter machen. Und zwar mit ihrer eigenen Musik und mit einem neuen Album. Dafür wollen wir eine Zusammenarbeit von dir mit den Jungs.“
Big Time Rush.
Moment.
Logan ist Mitglied von Big Time Rush.
Ich werde ihn wiedersehen.
Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich zwischen den beiden Männern hin und her.
„Ähm.. und wieso soll ausgerechnet ich ihnen dabei helfen?“
„Weil Sie einen ähnlichen Musikstil haben wie wir ihn bei Big Time Rush erreichen wollen. Außerdem haben Sie ebenfalls eine hohe Erfolgsquote, was sich bereits bei ihren letzten Duetten mit Newcomern gezeigt hat, Ella.“
Ich blickte kurz zu Boden, dann zu Johka und dann wieder zu den beiden Männern.
„Na gut“, gab ich schließlich nach einer langen Pause von mir.
„Super! Wir sehen uns dann übermorgen gegen 16 Uhr wieder hier im Tonstudio. Dann werden Sie gemeinsam mit den Jungs ein paar Probeaufnahmen machen damit wir sehen, wie ihre Stimmen miteinander harmonieren. Und dann werden Sie gemeinsam mit den Jungs und unseren Songschreibern an einer Single basteln.“
„Ich weiß wie das Prozedere abläuft“, murmelte ich nur leise.
„Gut, wir sehen uns dann übermorgen“, meinte der Manager nur, tat so, als ob er meine Worte nicht gehört hatte.
Er lief an uns beiden vorbei, streichelte kurz über Johkas Kopf und verschwand dann durch den langen Flur.
„Wie war das mit Überraschung? Du weißt genau dass ich im Moment wegen dem neuen Album so schon genug Stress hab. Das Promoten meiner neuen Single, meine anstehende Tour. Wie soll ich das alles schaffen?“, genervt verschränkte ich beide Arme vor der Brust.
„Ella das bringt uns eine Menge Geld ein. Und glaub mir: Die Jungs sind nett.“
„Kann ja sein. Aber hast du mal ihr letztes Album gehört? Man merkt, dass sie von Nickelodeon gemacht wurden.“
„Genau deswegen planen wir ja eine Zusammenarbeit! Sie werden sich vollkommen deinem Stil anpassen, versprochen.“
„Na gut. Ausnahmsweise“, meinte ich genervt.
„Ich wusste doch dass du mir keinen Deal abschlagen kannst“, grinste er siegessicher.
„Darf ich nun gehen? Ich bin hundemüde...“
„Ja mach nur, wir sehen uns morgen“, lächelte Michael und umarmte mich wie immer kurz zum Abschied.
Müde lief ich mit Johka den Flur zurück zum Eingang, wo Rob auf mich wartete und gemeinsam liefen wir zurück zum schwarzen Van, welcher mich und die anderen nach Hause geleitete. Dort angekommen gab ich Johka noch etwas zu fressen, dann legten wir uns beide schließlich schlafen.
Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker bereits um 7 Uhr. Grummelnd schmiss ich ihn an die Wand und wollte mich auf die Seite legen um weiter zu schlafen, doch ich hatte nicht die Rechnung mit Johka gemacht. Diese kam mit einem Mal in mein Bett gesprungen und bellte wild.
Wie bereits gesagt, sie hasste Klingeln.
„Geh runter von mir du Walross“, nuschelte ich und Johka tat nach einigen Augenblicken wie ihr geheißen.
Müde schwang ich meine Beine aus dem Bett und tapste ins Bad. Dort duschte ich mich kurz, putzte mir die Zähne und zog mir einen gemütlichen schwarzen Hoodie, eine rote Röhrenjeans und schwarze Boots an. Meine Haare föhnte ich mir kurz und knotete sie anschließend zu einem Dutt zusammen.
Als ich die Küche betrat, wartete Johka schon ungeduldig vor ihrem Futternapf auf mich. Ich hab ihr ihr Futter, dann machte ich mir eine Schüssel Müsli und ließ mich am Tisch nieder. Mit der Morgenzeitung vor mir frühstückte ich. Auf der Seite über die Stars wurde schon wieder über Logans Hochzeit mit einer Schauspielerin namens Victoria Justice berichtet. Beide hätten sich am Set von Nickelodeon kennengelernt und seien nun seit 2 Jahren ein Paar.
Den Rest des Artikels las ich gar nicht, da Johka wild durch den Flur lief.
Vielleicht war es aber auch besser so, dann musste ich mir nicht schon wieder Gedanken über mein bevorstehendes Wiedersehen mit Logan machen.
Wobei.. was sollte ich eigentlich tun, wenn ich ihm gegenübertrat? Ich sah nun komplett anders aus. Meine damals blonden Haare waren nun dunkel, meine schiefe Nase war gerichtet worden, meine Zahnspange war verschwunden und durch noch einen Eingriff hatte ich jetzt perfekte und strahlend weiße Zähne. Außerdem war ich deutlich schlanker, besaß Tattoos und zuletzt hatte ich einen neuen Namen.
Die Daniella Stevens von damals gab es nicht mehr. Ich war nur noch als 'Ella' bekannt. Selbst in dem Wikipedia Artikel über mich stand ein anderer Name. Rebecca Ella Winston hieß ich dort. Mein Manager hatte diesen Namen und meine Lebensgeschichte für mich erfunden. Keiner außer ihm kannte meine wahre Identität und das war auch gut so.
Schnell schnappte ich mir noch meine Tasche und Sonnenbrille, dann verschwand ich mit Johka nach draußen. Auf der Straße begegneten mir direkt Paparazzis und knipsten mich fleißig, wie ich durch den Park lief um meine morgendliches Gassigehen mit Johka zu erledigen. Die Fragen nach meinem aktuellen Beziehungsstand ignorierte ich gekonnt mit einem Lächeln.
Nach einer halben Stunde voller Verfolgungsjagd ging ich schließlich wieder zurück in meine Wohnung. Gerade wollte ich mir andere Sachen anziehen für meine heutigen Radiointerviews, da klingelte mein Handy.
„Hallo“?, meldete ich mich, während ich in meinem Ankleidezimmer nach meiner schwarzen Lieblingsbluse suchte.
„Hey Ella, Emily hier“, vernahm ich die Stimme meiner besten Freundin.
„Huhu, wie geht’s? Was treibst du so?“
„Ach mir geht’s gut, danke der Nachfrage. Hocke gerade ein wenig am Set rum und hab Langeweile, was beschäftigt dich gerade so?“
„Ich mach mich gerade fertig für die heutige Radiotour. Nachmittags geht’s nochmal ins Tonstudio meine neue Single als Remix aufnehmen und abends hab ich ausnahmsweise mal frei.“
„Das klingt gut, ich hab dann nämlich auch frei und wollte fragen, ob du Lust auf Venice Beach hast?“
„Klar, wieso nicht? Wer fährt?“
„Ich kann fahren, liegt ja auf dem Weg. Wann soll ich dich abholen?“
„Gegen 7?“
„Okay geht klar, dann bis später, hab dich lieb“
„Ich dich auch, bis später“, verabschiedete ich mich von ihr und legte auf.
Kaum hatte ich meine Lieblingsbluse in meinem riesengroßen Kleiderschrank meines Ankleidezimmers gefunden, klingelte es an der Tür.
Johka begann wie immer laut los zu bellen.
„Ich muss echt mal was machen wegen dir, das geht so nicht weiter, dass du immer meine Nachbarn verschreckst“, maulte ich und versuchte Johka im Zaum zu halten, als ich die schwere Wohnungstür öffnete.
Vor mir standen Serena und Anne, die mich für meine Radiotour zurecht machen wollten.
„Kommt rein Mädels“, begrüßte ich die beiden und umarmte sie kurz.
Während sie meine Haare und mein MakeUp machten, twitterte ich an meinem Handy ein wenig, antwortete ein paar Fans und checkte das neuste auf den Seiten meiner berühmten Freunde.
Als ich fertig gestylt war, klingelte auch schon Rob und begleitete uns nach unten zum schwarzen Van. Wie auch bereits am Tag zuvor begleitete mich Johka stets, als ich die Interviews gab. Sie lag in der Ecke und döste ein wenig oder rannte durch das komplette Gebäude und hielt meine beiden Stylistinnen auf Trab, die Johka immer wieder hinterher rennen mussten um sie zurück zu bringen. Ich beantwortete die ganze Aktion nur mit einem lauten Lachen.
„So Ella, dann beginnen wir mal. Kannst du uns schon etwas zu deinem neuen Album sagen?“, begann der Moderator meines letzten Radiointerviews das Gespräch.
„Es wird vermutlich Ende des Jahres erscheinen und sehr Electropop und R&B lastig sein. Ich habe mit vielen tollen Menschen zusammen gearbeitet und die Zusammenarbeit hat mir riesengroßen Spaß gemacht. Ich bin schon wahnsinnig gespannt, was meine Fans davon halten werden.“
„Mit welchen Künstlern haben sie denn zusammengearbeitet?“
„Mit Will.i.am, meiner besten Freundin Emily Osment, Snoop Lion und bald werde ich auch noch eine gemeinsame Single mit Big Time Rush aufnehmen.“
„Big Time Rush? Darf ich fragen wie es zu dieser Zusammenarbeit kam?“
„Unsere Managements haben miteinander kooperiert und nun wird eine gemeinsame Single von uns erscheinen. Ich bin schon gespannt, wie sich unsere beiden doch sehr verschiedenen Musikstile miteinander vermischen lassen.“
„Wie wir erfahren durften sind sie ja seit neustem wieder single. Soweit uns bekannt ist, ist lediglich einer der Jungs vergeben. Könnten sie sich vorstellen, dass aus einer Zusammenarbeit mehr entstehen würde?“, siegessicher grinste der Moderator.
Oh Gott, wie sehr ich doch Journalisten hasse..
„Dafür kenne ich die Jungs zu wenig um dazu eine Aussage machen zu können. Aber momentan genieße ich einfach mein Singleleben und bin glücklich damit.“
Meine Gedanken glitten zu Logan, welchen ich bereits am Nachmitag des nächsten Tages wieder sehen würde. Würde er mich wieder erkennen? Wie würde ich persönlich reagieren? In meinem Magen machte sich ein stechendes Gefühl breit, gefolgt von einer Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
Schnell verwarf ich jedoch die Gedanken wieder. Hollywood hatte mich gelehrt, die Gedanken nach innen zu kehren und stets das perfekte Leben eines Stars wieder zu spiegeln.
Also schüttelte ich kurz meinen Kopf, dann wandte ich mich wieder dem Moderator zu und führte das Interview weiter.
Nach einer weiteren halben Stunde beendete der Moderator schließlich das Gespräch mit den Worten „Gut, das war es dann für heute. Ich bedanke mich recht herzlich für das Interview und wünsche ihnen noch weiterhin viel Erfolg.“
Ich lächelte nur freundlich, dann stand ich erleichtert von meinem Stuhl auf. Die Luft sog ich tief in meine Lungen auf und atmete sie langsam wieder aus.
Dann machte ich mich auf die Suche nach Johka und fuhr mit ihr und den anderen nach Hause.
Bei mir angekommen bereitete ich Johka ihr fressen zu, dann legte ich mich für eine halbe Stunde vor den Fernseher um mich danach alleine auf den Weg zum Tonstudio zu machen.
Meinen großen schwarzen Geländewagen parkte ich in der Nähe des Tonstudios um so wenigen Paparazzis wie möglich zu begegnen.
Dann begab ich mich durch den Eingang des Tonstudios direkt durch den langen Flur in den hintersten Bereich, wo ich immer meine Aufnahmen betätigte.
Bereits erwartet wurde ich von meinem Produzenten, meinem Co-Writer und noch zwei anderen Männern.
„So Ella, dann legen wir mal los. Du singst zuerst wie immer normal ein, dann mischen wir ein wenig.“
Ich legte nur stumm meinen schwarzen Blazer ab, zog meine Pumps aus uns lief zu meinem Mikro. Die beiden unbekannten Männer schauten verwirrt, als ich barfuß hinter dem Mikro stand. Anscheinend hatte ihnen niemand gesagt, dass ich generell immer in Socken, kuscheligen Hausschuhen oder eben barfuß meine Songs aufnahm.
„Okay. Let's go“, vernahm ich die Stimme meines Produzenten über meine Kopfhörer. Ich nickte nur, dann begann auch schon das Playback meiner aktuellen Single „We can't stop“.
Gegen 18 Uhr verließ ich wieder das Tonstudio. Müde machte ich mich auf den langen Weg nach Hause. Dort angekommen wurde ich bereits überschwänglich von Johka begrüßt. Ich lachte laut, dann gab ich ihr Leckerli und machte mich im Bad fertig für den Strandbesuch mit Emily. Ich zog mir einen dunkelblauen Bikini, ein langes schwarzes Strandkleid und Römersandalen an. Meine Haare ließ ich gewellt. Fertig gestylt ließ ich mich neben Johka auf die Couch nieder und wartete auf meine beste Freundin. Diese stand auch bereits 10 Minuten später grinsend vor meiner Wohnungstür.
„Du siehst toll aus“, lächelte sie.
„Danke, du auch“, lächelte ich ebenfalls und betrachtete ihr Outfit, welches aus einer Jeansshorts, einem weißen Top und braunen Flip Flops bestand.
Zusammen mit Johka verließen wir schließlich die Wohnung und liefen die Treppen runter zu ihrem schwarzen Cabrio, welches direkt vor der Haustür des Wohnkomplexes stand.
Nach einer etwa 30 minütigen Fahrt kamen wir schließlich am Venice Beach an. Wir liefen zu einer ruhigeren Ecke nah bei den Felsen und ließen uns aus unsere Handtücher nieder. Zumindest hatten wir das vor gehabt. Als Johka aber wild über den Strand rannte, beschloss ich mich ein wenig mit ihr und ihrer unendlichen Ausdauer auseinander zu setzen.
Ich nahm ein Hundespielzeug aus meiner Tasche, zog meine Schuhe aus und lief mit meinem langen Strandkleid am Wasser entlang. Johka kam direkt auf mich zu gerannt, als sie das Spielzeug entdeckt hatte. Lachend warf ich es über den Strand und ließ die Schäferhündin über den Strand flitzen.
Dies ging eine Weile gut, doch mit einem Mal befand sich neben meiner Hündin noch ein weiterer Schäferhund. Verwirrt betrachtete ich das Schauspiel, dem sich auch noch ein weiterer kleiner Hund anschloss. Meiner Erkenntnis nach handelte es sich hierbei um einen Husky im Kleinformat. Den genauen Namen der Rasse erkannte ich nicht, aber das war auch in diesem Moment egal.
Johka rannte auf mich zu, gefolgt von den zwei Weiteren Hunden. Alle 3 schmissen sich vor mir in den Sand.
„Na wer seid ihr denn?“, fragte ich die anderen beiden. Sie schauten mich nur mit großen Augen an, dann widmeten sie sich wieder Johka zu.
„Fox!“, vernahm ich eine Stimme unweit von mir. Mein Blick wandte sich kurz zu den Hunden, von dem sich der kleinste mit einem Mal um seine eigene Achse drehte.
Dann erspähte ich auch schon den großen Mann, der direkt auf mich zu kam. Ihm folgte ein kleinerer, der ebenfalls eine Leine in der Hand trug.
„Sydney! Hier her“, rief er und klopfte sich dabei auf die Schenkel.
Den beiden Männern folgten noch zwei weitere. Ich wollte sie näher betrachten, doch genau in dem Moment schlich Johka um meine Beine, ließ mich aufschrecken und durch die Wucht ihres Körpers saß ich wenige Sekunden später im Sand.
„Ella? Alles okay?“, vernahm ich die Stimme meiner besten Freundin. Besorgt war sie aufgestanden und kam auf mich zu.
„Hey, alles okay?“ Eine weitere Stimme war plötzlich neben mir.
Ich blickte zur Seite, erkannte mit einem Mal, wer der Besitzer des kleinsten der Hunde war. James Maslow.
Er reichte mir seine Hand und half mir hoch.
„Hey du bist doch Ella“, entfuhr es einem der anderen. Ich drehte mich zu diesem um, erkannte Kendall, Kendall Schmidt.
Ich brauchte nicht viel nach zu denken, dann wusste ich schon wer die anderen beiden waren. Carlos widmete sich seinem Hund, wie ich es im Augenwinkel ermitteln konnte.
Dann wandte sich mein Blick zu dem letzten der Runde. Direkt blickte ich in seine Augen. Mein Atem stockte. Es waren dieselben Augen, in die ich mich im zarten Alter von 14 Jahren verliebt hatte.
Braun traf auf Blau.
„Hey Ella, es freut mich dich kennen zu lernen“, lächelte Logan freundlich und reichte mir die Hand.
Immer noch perplex von der Schönheit seiner Augen reagierte ich erst, nachdem mich Emily von der Seite angestupst hatte.
„Hey“, hauchte ich leise, gab ihm ebenfalls zaghaft die Hand.
„Ist alles in Ordnung bei dir? Dein Hund hat dich ganz schön schnell umgeschmissen“, vernahm ich wieder Kendalls Stimme neben mir.
„Ja...ja. Alles in Ordnung“, meinte ich, als ich mich endlich wieder gefasst hatte.
Schnell blickte ich zu Boden und suchte Johka, welche unweit von uns mit den anderen beiden Hunden spielte.
„Ist ja cool, dich mal so zufällig am Strand zu treffen. Hätte ich nicht erwartet“, lächelte James neben mir.
„Ja.. ich bin eigentlich schon öfter hier... wenn dann aber mehr in der ruhigeren Ecke und meist abends“, gab ich vorsichtig zurück.
„Cool, vielleicht sehen wir uns ja doch nochmal öfter. Ich bin auch öfters mit Fox hier“, grinste wieder der große Braunhaarige.
Es war offensichtlich, dass er dabei spezielle Hintergedanken hatte.
„Ja, mal schauen“, meinte ich nur
.„Meine Freundin kennt ihr bestimmt, oder?“, fuhr ich zunächst fort.
„Klar, Emily Osment. Von Hannah Montana“, mischte sich nun auch Kendall wieder ins Gespräch ein.
Er reichte ihr lächelnd die Hand, welche sie leicht schüchtern entgegen nahm. In diesem Moment fiel mir auf, dass sich Carlos noch gar nicht an unserem 'Gespräch' beteiligt hatte. Suchend blickte ich mich um und erkannte ihn neben seinem Hund, welcher gerade wild mit Johka raufte. Ich ging zu den beiden rüber, um Johka ein wenig zu bremsen. Als ich sie schließlich anleinen konnte, schenkte mir Carlos ein dankbares Lächeln.
„Entschuldige, Sydney wird immer total wild wenn sie andere Hunde außer Fox sieht“, meinte er und reichte mir schüchtern die Hand.
„Kein Problem. Johka ist genau so drauf“, lachte ich.
Im Augenwinkel sah ich, wie die anderen sich um uns scharrten und unser Gespräch genau belauschten. Was ich weiterhin noch bemerkte war, wie die Jungs mich ständig von der Seite begutachteten. Besonders Logans Blick stach hierbei hervor. Aber vielleicht kam mir das auch nur so vor..Und außerdem: Die ständigen Blicke war ich schon immer gewohnt.. aber warum machte mich dies trotzdem irgendwie nervös?
„Johka? Das ist aber kein amerikanischer Name, oder?“, fragte nun Logan.
„Nein.. das ist ein finnischer. Meine...Eltern kommen aus Finnland“, stotterte ich leicht, blickte dabei unsicher in seine Augen.
Seine dunkelbraunen Augen leuchteten regelrecht. Ich betrachtete genauer sein Gesicht. Die leichten Bartstoppeln umschmeichelten sein Kinn, während seine perfekten weißen Zähne mich sanft anlächelten.
„Deine Eltern kommen aus Finnland? Hast du dann auch eigentlich einen finnischen Namen?“, fragte nun Logan weiter.
Die anderen Jungs kümmerten sich im Moment eher um Emily. Nur James lauschte uns mit Fox auf dem Arm.
„Ella ist finnisch. Ist aber nur mein Zweitname. Eigentlich heiße ich Rebecca.“
„Rebecca? Cool.. den Namen hätte ich mir jetzt bei dir nie vorgestellt..“, meinte James.
'Ist ja auch nicht mein richtiger', dachte ich und grinste innerlich.
„Hey ähm.. hast du Lust zu uns rüber zu kommen? Mit Emily?“, fragte nun Logan.
„Ems? Wollen wir mit den Jungs rüber zu ihrem Platz gehen?“
„Klar, ich hole nur schnell meine Sachen. Soll ich deine mitbringen?“
„Nee nee, ich komme auch mit.“
Ich folgte ihr zu unserem Platz, während die Jungs an Ort und Stelle blieben.
„Die Kerle haben es auf dich abgesehen, glaub mir“, grinste Emily in einem stillen Moment.
„Quatsch, wir arbeiten nur zusammen.. und glaub mir. Wenn ich Orlando Bloom oder sonstigem geilen Kerl begegnen würde wäre ich auch genauso“, gab ich nur als Antwort zurück.
„Nee nee jetzt mal im Ernst. Logan hat dir als auf den Hintern geguckt.“
Bei seinem Namen zuckte ich zusammen. Dann blickte ich sie nervös an.
„Meinst du echt?“
„Klar. Sehe ich so aus als ob ich dich anlügen würde?“
Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte sie genau. Sie hielt meinem strengen Blick stand, dann mussten wir jedoch beide lachen.
„Die sind eh nur sexgeil...“, murmelte ich, nachdem ich die Jungs kurz von der Seite gemustert hatte.
„Na und? Du hast ein wenig Spaß verdient. Hey, das ist Hollywood. Hier hat jeder was mit jedem!“
Mit den Worten schnappte sie sich ihre Tasche und lief an mir vorbei zu den Jungs.'Das ist Hollywood...', murmelte ich leise zu mir selbst und folgte ihr dann.
Bei den anderen angekommen musste ich mich zwanghaft zwischen Logan und Kendall niederlassen, da sich Emily neben die anderen beiden gequetscht hatte und somit neben ihr kein Platz mehr für mich war. Ich blickte sie böse an, während sie dies aber nur mit einem Grinsen beantwortete.
„Ella erzähl uns was über dich. Woher kommst du ursprünglich? Wie bist du dorthin gelangt, wo du heute bist? Ich.. ich denke wir alle... würden gerne so viel mehr über dich wissen als das Zeug aus den Medien“, begann Kendall.
„Ähm.. ich komme aus...Montana. Ging normal auf eine High School und hab durch meinen Vater die Möglichkeit gehabt, bei einem Plattenproduzenten vor zu singen und ja.. hier bin ich nun.“
Dass ich aus Texas kam und mit Logan auf die gleiche Privatschule ging durfte keiner erfahren. Lediglich die Geschichte mit meinem Vater stimmte.
„Aus Montana? Cool“, lächelte Logan neben mir.
Ich blickte in seine tollen Augen und lächelte dabei sanft zurück.Nein, Logan durfte nicht erfahren, wer ich wirklich war. Wenn er die Wahrheit kannte, würde er mich verspotten. So, wie er es damals in der Schule schon getan hatte. Vielleicht hatte ich nun endlich die Chance, für ihn so zu sein, wie ich es nie konnte. Die taffe Karrierefrau, die viele Männerherzen brach. Okay, das letzte war nun echt übertrieben..
„Ella?“, schreckte mich Emily aus meinen Gedanken.
„Mh?“
Ich spürte, wie ich langsam rot wurde. Schnell blickte ich zu Boden, damit es niemand bemerkte.
„James hat gefragt was du so in deiner Freizeit machst.“
„Ähm.. wird das hier jetzt ein Interview?“, bei den Worten zog ich eine Augenbraue hoch.
„Ähm.. nee nee.. wir... haben eben noch nie einfach so einen Star mitten am Strand getroffen“, gab James zu und wurde leicht rot um die Nase.
„Gut, das wirkt hier nämlich schon etwas.. gestellt...“
Ich blickte in meinem Schoß und spielte nervös ein wenig mit meinen Fingern. Es herrschte Stille. Keiner wusste, was er sagen sollte.'Super Ella, hast du ja mal wieder toll hinbekommen', schimpfte ich in Gedanken mit mir selbst.
„Was haltet ihr davon wenn wir uns was zu Essen holen?“, versuchte es schließlich Carlos nach einer Weile.
„Klingt gut. Und danach erzählt ihr uns was von eurer Band“, lächelte ich sanft.
Die Jungs beschlossen, dass Carlos und James zu der Imbissbude gingen und Eis für alle besorgten. Während die anderen verschwanden, blieben wir zu viert auf der Decke sitzen. Keiner traute sich das Gespräch fort zu setzen, also machte ich den ersten Schritt.
„Wie habt ihr Jungs euch eigentlich kennengelernt? Ich meine... ihr müsst euch schon verdammt lange kennen dass ihr euch untereinander so gut versteht.“
„Kendall und ich kennen uns schon länger. Ich habe ihn auch damals für die Serie ins Boot geholt. Und.. so hat das ganze seinen Lauf genommen. Heute sind wir wie Brüder.. und ich möchte das auch nie wieder missen“, sprach Logan und blickte währenddessen die ganze Zeit lächelnd in meine Augen.
Es war für mich unmöglich, sein Lächeln nicht zu erwidern. Ich spürte ein sanftes warmes Kribbeln in meiner Magengegend, jedoch ermahnte ich mich selbst: Ich durfte die alten Gefühle für Logan nicht wieder hoch kommen lassen. Er war verlobt. Und außerdem hatte er mich in meiner Schulzeit so oft zutiefst verletzt. Aber vielleicht konnte ich ihm nun das alles endlich heimzahlen.
Es kam mir gerade Recht, dass genau in diesem Moment mein Handy klingelte. Auf dem Display stand der Name 'Pierre'. Ich grinste, dann nahm ich ab.
„Hey du“, begrüßte ich meinen besten Freund.
„Heyho. Was machst du?“
„Sitze am Strand mit Emily und Big Time Rush. Was treibst du so?“
„Setze mich jetzt ins Auto und fahre zu dir. Wo bist du?“
„Venice Beach, nahe bei den Klippen.“
„Alles klar, ich bin bald da.“
Danach legte ich auf und steckte das Handy mit einem Lächeln zurück in meine Tasche
.„Wer war's?“, fragte Emily mich von der Seite.
„Pierre. Er kommt hierher.“
„Pierre? Wer ist Pierre, wenn ich fragen darf?“, wollte Kendall wissen.
„Pierre ist mein.. Freund.“ Dass er nur mein bester Freund war, verschwieg ich.
„Freund? Ich dachte du seist single?“, fragte nun Logan.
Ich konnte eine leichte Trauer in seiner Stimme hören.Innerlich freute ich mich über die Reaktion von Logan. Es war im Vornherein klar gewesen, dass er nur mit einem Star schlafen wollte. Dazu kannte ich ihn zu gut von früher.
„Es ist noch ganz frisch“, murmelte ich, blickte dabei entschuldigend in seine Richtung.
Auch wenn mir diese Situation im Moment ein wenig grotesk vorkam, irgendwie machte es Spaß. Ich meine, Logan war verlobt und ich war meine ganze Jugend lang hoffnungslos in ihn verliebt aber wurde immer von ihm verspottet.Doch jetzt erkannte er mich nicht wieder.. wieso sollte ich es ihm also nicht heimzahlen? Vielleicht, weil ich immer noch leicht die Gefühle von Damals für ihn hegte, doch diesen Gedanken verwarf ich schnell.
„Ella? Was soll das?“, Emily hatte mich von den Jungs weggezogen, was ich gar nicht wirklich mitbekommen hatte.
„Okay pass auf. Ich kenne Logan von früher und er hat mich damals immer zur Volldeppin der ganzen Schule gemacht. Das will ich ihm nun heimzahlen“, flüsterte ich leise.
„Moment.. du kommst doch aus Montana?“
„Nein.. ich komme aus Texas..“, ich warf einen Blick zur Seite und erkannte, dass Carlos und James wieder kamen.
„Ich erklär dir das alles später“, murmelte ich noch, dann ging ich wieder zu den Jungs.
Eine halbe Stunde später kam ein tätowierter Mann mit Sonnenbrille und Cappy auf uns zu. Pierre.
Ich grinste innerlich, dann ging ich auf ihn zu.
„Hey Schatz“, hauchte ich leise, als ich ihm gegenüber stand.
„Huch? Was geht denn hier ab?“, perplex starrte er mich an.
„Spiel einfach mit“, grinste ich, dann zog ich ihn an mich ran und küsste ihn.
Das Spiel konnte beginnen.
Als ich mich wieder von ihm löste, schaute Pierre immer noch so verwirrt wie zuvor.
„Ella? Was...ist...hier...los“, fragte er ernst.
„Ich erkläre es dir später, okay? Bitte spiel mit...“
„Ich hab was gut bei dir“, meinte er noch, dann legte er seinen Arm um mich und zog mich zu den anderen.
„Hey Leute. Also das ist Pierre. Ihr kennt ihn bestimmt.“
Mit den Worten zog ich ihn enger an mich und blickte grinsend in der Gruppe vor mir hin und her.
„Ja klar... Pierre Bouvier von Simple Plan“, gab Carlos nach einer Weile von sich.
Er war der Einzige der Jungs gewesen, er Pierre nicht argwöhnisch betrachtet hatte. Nacheinander erwachten die Jungs aus ihrer Starre und gaben ihm die Hand. Ich betrachtete dies währenddessen mit neugierigem Blick. Besonders Logan stach mir dabei ins Auge. Aber vielleicht war es auch nur Einbildung.
„Wir würden jetzt echt gerne noch länger bleiben...aber wir müssen leider los“, begann Kendall kaum, nachdem der letzte der Runde Pierre die Hand gegeben hatte.
„Okay, man sieht sich ja dann morgen“, verabschiedete ich mich schließlich von den Jungs.
Ich stand auf und schloss jeden von ihnen in die Arme, Emily tat es mir gleich. Als letztes kam ich bei Logan an.Wieder blickte ich in seine warmen braunen Augen. Sanft lächelte ich, was er leicht erwiderte. Dann zog ich ihn in meine Arme und konnte es dabei nicht vermeiden, seinen köstlich riechenden Duft einzuatmen. Das unaufhörliche Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren war unmöglich.
„Tja, dann bis morgen“, murmelte er, als wir uns voneinander gelöst hatten.
Er lächelte wieder schüchtern.
„Ja, bis morgen“, erwiderte ich leise.
Wenige Augenblicke später waren die Jungs wieder verschwunden und ich blieb alleine mit meinen beiden besten Freunden zurück.
„Okay Ella. Erklärungsbedarf.“
Ich blickte zu Emily, die mich erwartungsvoll anblickte.
„Da stimme ich Emily zu.“
Pierre stellte sich neben Emily und verschränkte ebenfalls seine Arme.
„Okay... ich kenne Logan schon von früher... wir... wir waren gemeinsam auf einer Schule. Ich war total in ihn verschossen, 3 Jahre lang... aber er... er hat mich wie das Allerletzte behandelt. Mich vor anderen bloßgestellt und lächerlich gemacht... und dafür will ich mich einfach an ihm rächen...“
„Moment. Soweit ich weiß kommt Logan doch aus Texas und du aus Montana?“, fragte Pierre.
„Sie ist aus Texas“, antwortete ihm Emily direkt.
„Moment.. du bist aus Texas? Was hast du uns denn noch alles für Lügen erzählt?“
Pierre hatte seine sonst so ruhige Art von sich gelegt und sie durch eine Wütende ersetzt.
„Sehr viele“, murmelte ich nur und schaute beschämt zu Boden.
„Was alles, Ella. Was alles...“, mischte sich nun auch Emily wütend ein.
„Mein richtiger Name ist Daniella Stevens, ich komme aus Texas, war früher in der Schule die größte Außenseiterin gewesen und jahrelang in Logan verliebt. Er hat mich nur verspottet... Ich habe alles versucht, um den Ruf als Außenseiterin los zu werden, doch es hat nie geklappt. Am Ende war Logan sogar nicht mal mehr der Schuldige gewesen. Er hat nur einfach am Anfang sein Umfeld zu sehr geprägt und alle anderen haben immer weiter gemacht. Meine komplette Schulzeit war für den Arsch. Und dann hab ich eben durch meinen Vater meinen jetzigen Manager kennen gelernt und gemeinsam mit ihm haben wir mir eine neue Identität verschafft.“
„Wieso? Wieso Ella? Wieso hast du eine komplett neue Lebensgeschichte?“, unterbrach mich Emily, während Pierre immer noch vor sich hin starrte.
„Wer will schon als Außenseiterin bekannt werden? Ich wollte einfach die Vergangenheit vergessen, deswegen habe ich es gemacht. Ich wollte einfach ein komplett neues Leben in dem meine wahre Vergangenheit nie existiert hat. Und das hat auch jahrelang gut geklappt... keiner hat etwas gemerkt... bis Logan wieder in mein Leben getreten ist.“
„Und weshalb soll ich jetzt deinen Freund spielen?“, fragte Pierre, nachdem ich geendet hatte.
„Die Jungs wollen mehr als nur Händchenhalten, das hab ich... das haben wir... direkt auf den ersten Blick bemerkt. Und mal ehrlich. Würdest du es bei ’nem Star wie Rihanna oder sonst wem nicht auch wollen?"
Er zuckte nur mit den Schultern, also fuhr ich fort.„Und ich will...nun ja... ein wenig angeben eben. Ich will ihm zeigen wie es ist, von oben herab behandelt zu werden. Ich will ihn eifersüchtig machen... ich will...“
„Okay das reicht. Ich hab's kapiert“, unterbrach Pierre mich.
Dann herrschte Stille zwischen uns. Ich blickte zu Johka, welche gerade im Wasser herumtollte, dann wieder zu Emily und Pierre. „Okay“, war das Einzige, was beide nach Ewigkeiten von sich gaben.
„Jetzt ist die Stimmung versaut“, murmelte ich und begann, meine Sachen zusammen zu packen.
„Gib uns einfach... ein wenig Zeit. Okay?“, versuchte mich Emily ein wenig aufzuheitern.
„Okay, dann machen wir uns jetzt mal heim. Okay?“
Emily nickte nur und zusammen mit Pierre verließen wir den Strand. Pierre stieg in sein eigenes Auto, während Johka und ich wieder in Emilys verschwanden.Als ich eine halbe Stunde später daheim ankam, stieg ich nur kurz unter die Dusche und gab Johka ihr Fressen, dann legte ich mich ins Bett und schlief trotz tausender Gedanken recht schnell ein.
Als ich am nächsten Morgen früh von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde, schmiss ich diesen lediglich gegen die Wand und drehte mich wieder herum. Wenig später klingelte jedoch mein Handy und so musste ich mich wohl oder übel doch aus meinem Bett quälen.„Hallo?“, nahm ich schließlich nach Ewigkeiten den Anruf entgegen.
„Hey, hier ist Logan.“
Mein Herz stockte.
LOGAN?
Woher hatte er meine Nummer?
Doch da fiel mir wieder ein, dass ich ja am vorherigen Tag mit den Jungs Handynummern ausgetauscht hatte. Mein Herz beruhigte sich ein wenig, doch schlug immer noch in einem schnellen Takt.
„Ähm.. hi. Was gibt’s?“
„Hab ich dich geweckt? Du klingst so verschlafen...“, fragte er belustigt.
„Nee, ohne dich hätte ich meine Autogrammstunde gleich verpasst. Danke!“, lächelte ich zurück.
Mir war bewusst, dass er dies nicht sehen konnte, doch ich konnte es auch nicht vermeiden. Er brachte mich, wie damals, immer noch zum Grinsen. War es, weil ich glücklich war, dass er scheinbar wirklich Interesse an mir hatte, obwohl er verlobt war? Oder war es schlicht und weg der Rachegedanke, der mich seit gestern überrollte?
„Oh schade“, antwortete er zunehmend traurig.
„Wieso? Was ist los?“
„Ach die Jungs und ich wollten fragen ob du Lust hast vor heute Nachmittag was zu unternehmen.“
„Nee sorry, geht echt nicht. Hab in ’ner Stunde ne Autogrammstunde die bis um 2 geht. Und um 4 sehen wir uns ja dann schon.“
„Hast du vielleicht Lust nach deiner Autogrammstunde mit uns essen zu gehen?“, schlug er schließlich vor.
Ich überlegte kurz, dann willigte ich jedoch ein.
„Okay, um kurz nach 2, die Adresse schick ich dir per SMS.“
„Cool, das freut mich. Bis später“, erwiderte er freudig, dann legten wir beide auf.
Noch kurz ließ ich den Anruf reflektieren, dann zog ich mich an, machte mich im Bad fertig, drehte meine morgendliche Gassirunde mit Johka und wurde dann auch schon von meinem Team abgeholt. Unterwegs reichte es gerade noch dazu, mir ein Brötchen und Kaffee beim Bäcker zu holen, dann musste ich mich schon wieder vor den Paparazzos flüchtend in den schwarzen Van begeben und zur Autogrammstunde fahren.Backstage wurde ich noch fertig gestylt, dann begann meine zweistündige Autogrammstunde mit anschließendem Interview und kurzem Konzert. Es war wie immer brechend voll, doch dank der guten Security kam es nicht zu großen Sicherheitsproblemen. So etwas, wie ich es vor einem Jahr erlebt hatte, wollte ich nicht nochmal erfahren müssen.
Der Tag hatte mit 30 Fans und mir selbst im Krankenhaus geendet. Und ich war dabei eine der wenigen, die das Krankenhaus nach wenigen Stunden wieder verlassen konnte. Doch für ein kleines Mädchen kam jede Hilfe zu spät.Seit diesem Tag war ich gebrandmarkt und vermied größere Menschenmengen. Ich hatte nicht nur Angst um mich, sondern auch um meine Fans.Vielleicht konnte man jetzt endlich nachvollziehen, dass das Leben als Promi durchaus auch Schattenseiten hat. Panikattacken durch Paparazzos gehörten zum Alltag. Selbst nach 3 Jahren hatte ich mich immer noch nicht damit abgefunden.
Aber genug davon.
„Hey Ella“, begrüßten mich die Jungs, als ich im Backstage Bereich ankamen.
„Hey“, lächelte ich und umarmte jeden.
Dieses Mal hatten sie ihre Hunde nicht dabei, was Johka direkt auffiel. Traurig wuselte sie im die Beine der Jungs und suchte ihre neugewonnenen Freunde.
„Und wo geht’s jetzt hin?“, fragte ich, als wir den Backstage Bereich verlassen hatten und uns zu ihrem schwarzen Van begaben.
„Sagen wir dir gleich drinnen“, murmelte nur Kendall, der gerade versuchte mich vor den Paparazzos abzuschirmen. Ich wusste, dass es nichts brachte. Paparazzos waren schlau. Sehr schlau.
„Wir fahren etwas außerhalb von Los Angeles was essen. Ein kleines italienisches Restaurant in einer ruhigen Ecke. Wir waren schon öfters dort“, lächelte James.
Ich nickte kurz, dann widmete ich mich wieder der unbekannten aber wundervollen Landschaft, an der wir vorbeifuhren.Nach etwa 20 Minuten Fahrt kamen wir an. Das kleine Restaurant lag am Rande eines Waldes und machte bereits auf den ersten Blick einen sehr gemütlichen Eindruck. Ich schoss ein paar Fotos, da ich noch nie in dieser Ecke Kaliforniens gewesen war, dann folgte ich den Jungs in das Restaurant. Das Essen war gut, das Gespräch angenehm. Die Jungs erzählten viel von ihrem Werdegang und ihrem heutigen Bestehen als Band. Gespannt hörte ich ihren Erzählungen zu und war froh, dass ich selbst einmal nicht im Mittelpunkt stand. Es fühlte sich gut an, einfach mal normal sein zu können. Fernab von dem ganzen Starrummel. Deswegen war es sogar ein wahrhaftiges und echtes Lächeln gewesen, welches ich auf dem Bild zeigte, dass ich mit den Jungs vor dem Restaurant gemacht hatte.
James und Kendall saßen auf zwei größeren Steinbrocken auf dem Boden. Ich saß genau so zwischen ihnen, dass ich auf jeweils einem Oberschenkel der Jungs saß. Carlos stand hinter mir, während Logan vor mir saß und ich von hinten meine Arme um seinen Hals geschlossen hatte. Dies war allerdings nicht meine Idee, sondern seine Eigene gewesen. Wieder einmal erkannte ich, dass er sich keineswegs verändert hatte. Er forderte es regelrecht heraus, dass sich Mädchen in ihn verliebten. Seine Flirtlaune war schon immer die größte gewesen, die mir je begegnet war.Doch trotz dessen genoss ich das gemeinsame Essen mit den Jungs. Und der Grund dafür war nicht Logan gewesen... obwohl ich zugeben musste, dass seine leuchtenden braunen Augen und sein strahlendes Lächeln eine wohlige Wärme in mir auslösten.
Gemeinsam fuhren wir zum Tonstudio, wo wir auch bereits die Songwriter und unsere Manager trafen. Doch zu meiner Verwunderung befand sich noch eine weitere Frau in dem Raum. Lange braune Haare, perfekte Figur, perfektes Gesicht. Diese Frau war einfach nur perfekt. Aber was wollte sie hier? Als Logan sich zu ihr begab und ihr einen sanften Kuss gab, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Victoria Justice.
Logans Verlobte.
Und nur wenige Stunden zuvor hatte ich gedacht, dass sich alles geändert hatte. Dass sich alles ändern könnte. Doch das würde es nicht, das wurde mir in diesem Moment bewusst. Erst recht nicht, als mir die schlanke Braunhaarige ein siegessicheres Lächeln zuwarf. Und wieder fühlte ich mich wie damals auf dem Schulhof. Logan der Frauenheld und ich die graue Maus, über die sich alle lustig machten. Es war so, als ob ich das ganze für einen kurzen Moment vergessen hatte. Dass Logan verlobt war und bald heiraten würde. Und mitunter beschlich mich der Gedanke, dass sie ständigen Blicke seinerseits bloß Einbildung gewesen waren.
Genau in dem Moment blickte er mir wieder tief in die Augen.
Wieder stockte mir der Atem.
„Ella? Das ist meine Verlobte Victoria“, stellte mir Logan seine Freundin vor, die bis vor wenigen Sekunden noch an seinen Lippen gehangen hatte.
„Hi“, hauchte ich nur schüchtern und reichte ihr die Hand, welche sie nach kurzem Zögern entgegen nahm.
„Hey“, murmelte sie nur, dann wandte sie sich wieder ihrem Liebsten zu.
Mein Puls stieg ins Unermessliche. Ich war nervös, aufgeregt, verzweifelt.
Wie konnte ich auch vergessen, dass er immer noch verlobt war? Dass er bald heiraten würde? Innerlich verfluchte ich mich selbst für meine Naivität.
„Okay, dann lasst uns mal loslegen. Wir haben schon ein paar Ideen für den Song“, unterbrach Michael, mein Manager, meinen Gedankenfluss.
„Gut, ich bin gespannt“, murmelte ich nur und ließ mich neben James auf die Couch nieder – möglichst weit weg von Logan und seiner Verlobten.
„Wir haben uns einen Song überlegt in dem es um Verliebte geht. Um Big Time Rush's Wandel der Musik zu verkörpern, haben wir uns Hilfe des Rappers TJ besorgt. Er wird sich mit euch zusammensetzen. Vielleicht können wir Erlebnisse aus eurem Leben einfließen lassen. Wie lief denn eure erste Begegnung ab?“ Bei seinen Worten betrat ein dunkelhäutiger Mann den Raum und stellte sich neben Michael. Alle blickten mich erwartungsvoll an.
„Ähm ... ich bin hingefallen, aber James hat mich rechtzeitig aufgefangen ... das war ... ganz witzig“, meinte ich schüchtern, warf dabei einen kurzen Seitenblick zu Logan und Victoria. Sie spielte an ihrem Handy herum, während Logan einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte aber meinen Worten lauschte.
„Ja ich hab sie aufgefangen, sonst wäre sie schmerzvoll auf dem Boden gelandet. Naja, auch wenn es nur Sand war“, fügte James leise lachend hinzu.
„Da haben wir doch schon einen Anfang. 'Du fängst mich auf, wenn ich falle' passt schon mal. Dann lasst uns weiter machen“, meinte der dunkelhäutige Rapper zu uns. „Gut, am besten verlassen jetzt alle den Raum bis auf Ella und die vier Jungs. Dann habt ihr eure Ruhe“, meinte Michael, nachdem J Dash geendet hatte. Dankend blickte ich ihn an.
„Bis dann, Schatz“, murmelte Victoria zu Logan und drückte ihm einen langen Kuss auf die Lippen. Ich verzog nur angewidert das Gesicht, dann wandte ich meinen Blick zu Johka, welche unter dem Tisch lag und vor sich hin schlummerte.
Als ich mich wieder umdrehte, saßen die 4 Jungs mit J Dash auf dem Boden in einem Halbkreis. Ich zog mir kurz meine Bikerboots aus, sodass ich nur noch in Shorts, ärmelloser Bluse und Söckchen dort saß. Alle schauten mich mit großen Augen an.
„Ich mach das immer so“, murmelte ich nur und zuckte mit den Schultern. Dann ließ ich mich auf den freien Platz zwischen J Dash und Logan nieder, um mich 3 anstrengenden Stunden Songschreibens zu widmen.
Als der Song endlich geschrieben waren, begonnen die Probeaufnahmen. Den ganzen Abend und die halbe Nacht verbrachten wir zusammen im Tonstudio. Wir alberten viel herum, lachten während den Aufnahmen, sodass diese wiederholt werden mussten.
Wir genossen einfach die gemeinsame Zeit.
Mir war bewusst, dass diese Momente vielleicht die letzten mit Logan waren. Eine gemeinsame Radiotour um den Song zu promoten, 3-4 Auftritte und das war es auch schon. Dann würde Logan wieder aus meinem Leben verschwinden.
Ob ich traurig oder glücklich darüber war, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber in diesem Moment wusste ich auch noch nicht, dass meine gemeinsame Zeit mit Logan vielleicht doch noch nicht vorbei war.
„Kommt, lasst uns für heute Schluss machen“, beschloss J Dash, als es bereits 2 Uhr morgens war.
„Gute Idee“, meinte auch Kendall und begann, seine Sachen zusammenzupacken.
Auch ich stand auf und zog mir wieder Schuhe und Jacke an.
„Hey Ella, hast du vielleicht Lust und Zeit morgen etwas mit uns zu unternehmen?“, fragte mich Logan, als ich gerade meine Hündin vorsichtig weckte.
„Ja, genau. Hast du Lust?“, mischte sich nun auch Carlos ein.
Ich richtete mich auf und blickte zwischen beiden hin und her.
„Ich weiß nicht. Zeit habe ich schon, Lust auch ... aber ... eigentlich ... wollte ich morgen etwas mit Pierre machen ...“, stotterte ich leicht.
Okay, das mit Pierre war gelogen, aber meine bezweckte Wirkung passierte tatsächlich. Logan sog scharf die Luft ein.
„Du kannst ihn gerne mitbringen“, lächelte James, welcher sich nun auch zu uns gesellt hatte.
„Echt? Das ist wirklich okay für euch?“, fragte ich nochmals vorsichtig.
„Klar“, murmelte Logan zähneknirschend.
Aus dem Jungen wurde ich echt nicht schlau. Einerseits flirtete er mit mir aber andererseits hatte er nachmittags noch an den Lippen seiner Verlobten geklebt.
„Gut, dann morgen Abend um 6 zum BBQ bei mir?“, schlug Kendall vor.
„Alles klar, ich werde versuchen pünktlich zu sein“, lächelte ich.
Dann ging ich mit meiner zutiefst müden Hündin nach draußen, wo der BTR Van jeden von uns nach der Reihe nach Hause brachte.
Dort angekommen ließ ich mich gegen 3 müde aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ins Bett fallen.
* ~ * ~ *
"Ella! Du bist auch endlich da! Wie konntest du uns so lange warten lassen?", rief Carlos freudig aus, als er mir die Tür aufmachte. Ich legte mein Kopf schief und schmunzelte ihn an. "Carlos, es sind gerade mal 5 Minuten", erwiderte ich und ging an ihm vorbei. Beim Vorbeigehen kniff ich ihm noch in die Wange. Dann, als ich mich umdrehte, stand dort auf der anderen Seite, Logan in der Terrassentür. Er küsste sie.
Mein Magen zog sich zusammen und mein Herz klopfte schneller. Warum? Warum war ausgerechnet sie da?
Ich räusperte mich, woraufhin sich die beiden voneinander lösten.
„Hey Ella! Schön, dass du da bist“, begrüßte mich Logan freundlich und zog mich in eine kurze Umarmung.
Dann betrachtete ich unschlüssig Victoria, die mir nur ein sanftes 'Hi' entgegenwarf.
Sie trug ein zartrosa Sommerkleid, welches ihre perfekte Figur umschmeichelte. Ihre Haare waren locker gewellt und auf einer Seite steckte eine kleine weiße Blume in ihrem Haar. Kurz gesagt: Sie sah wunderschön aus.
Meine Wenigkeit trug hingegen nur eine schwarze Waist Shorts , ein einfaches weißes bauchfreies Top und schlichte graue Sneaker. Meine Haare waren lediglich locker zu einem Dutt zusammen gesteckt.
Kurzum: Sie sah tausende Male besser aus als ich.
„Hey“, lächelte ich trotzdem tapfer, dann ging ich zu den anderen in den Garten.
Ich erspähte Kendall, wie er am Grill hantierte und daneben stand James, welcher verzweifelt versuchte die Steaks aus ihren Plastikverpackungen zu befreien.
Auf einem Liegestuhl lag ein weiterer Mann mit Brille, welcher mit Fox auf dem Schoß auf seinem Handy spielte.
Johka hatte sich Sydney geschnappt und tollte mit ihr wild durch den Garten, was genau in diesem Moment im Pool endete.
Lachend ging ich zum Pool hinüber und half meiner kleinen aus dem Wasser. Carlos hatte sich Sydney geschnappt.
„Hey Ella, hab dich gar nicht reinkommen sehen“, meinte Kendall neben mir.
„Hey du. Ja, ich bin gerade erst gekommen“, erwiderte ich und umarmte ihn kurz.
Auch James gesellte sich zu uns und umarmte mich zur Begrüßung kurz.
„Ella, das ist übrigens Dustin, mein bester Freund. Er ist mit mir in der Band Heffron Drive von der ich dir erzählt hab. Und zusätzlich ist er unser Gitarrist“, stellte mir Kendall den Unbekannten vor.
„Hey, nett dich kennenzulernen“, er reichte mir lächelnd die Hand.
„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Kendall hat mir schon viel von dir erzählt“, erwiderte ich freundlich.
„Ich hoffe doch nur Gutes“, er lachte kurz und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Nur das Beste“, kicherte ich.
„Hey, wo hast du denn Pierre gelassen?“, fragte nun Logan neben uns.
Ich konnte nicht sagen, ob der Ton seiner Stimme traurig oder fröhlich war. Aber sie klang sehr gespielt.
„Er kommt in etwa einer halben Stunde, er war noch bei einem Gig.“
„Okay“, murmelte er nur.
Es kam mir wie Stunden vor, die ich auf Pierre wartete. Ich saß zwischen den Jungs am Tisch und fast die ganze Zeit wurde lediglich über die Hochzeit von Logan und Victoria geredet, die in weniger als 3 Monaten stattfinden sollte.
Ich atmete nur schwer und versuchte mich auf mein Essen zu konzentrieren. Leicht war dies keineswegs.
Als es schließlich klingelte, stürmte ich regelrecht zur Haustür, was die anderen verwirrt aufblicken ließ.
„Hey“, hauchte ich, als mir der tätowierte Sänger gegenüber stand.
„Ich hab was gut bei dir, das weißt du. Oder?“, meinte er lediglich streng.
„Ja ...“, stöhnte ich genervt und ließ ihn eintreten.
„Das wird auf Dauer echt teuer für dich“, grinste er und umarmte mich lange.
„Jaja, jetzt komm schon“, lachte ich als wir uns voneinander getrennt hatten.
Seine Hand griff nach meiner und gemeinsam gingen wir nach draußen zu den Anderen.
James, Kendall, Carlos und Logan begrüßten ihn wie einen alten Kumpel. Dustin war zwar anfangs zurückhaltend, dann reichte aber auch er Pierre freundlich die Hand. Lediglich Victoria saß immer noch schüchtern auf ihrem Stuhl. Es war ihr deutlich anzusehen, dass Pierre sie mit seinen Tattoos und seiner Kippe im Mund einschüchterte. Innerlich grinste ich; Victoria war zu brav für diese Welt.
„Entschuldigt, dass ich das sage, aber ich hätte nie gedacht, dass ihr beide ein Paar seid“, gab Dustin kleinlaut zu. Nun ja, ich musste zugeben ... ein wenig hatte er schon recht. Pierre war ein Rockmusiker, ich machte eher R&B. Wir passten rein äußerlich und musikalisch gesehen überhaupt nicht zueinander. Lediglich die Tattoos hatten wir als Verbindung zwischen uns. Auch wenn ich noch nicht einmal halb so viele Motive wie er besaß.
„Komm, setz dich zu uns“, meinte ich schließlich, nachdem Victoria ihn immer noch nicht begrüßt hatte. Pierre zuckte die Schultern, dann ließ er sich auf den freien Platz neben mir nieder.
* ~ * ~ *
„Hey Ella, was sitzt du denn hier so allein?“, fragte mich Logan, als er mich alleine am Rande des Pools entdeckte.
Die anderen befanden sich drinnen und spielten immer noch Wii. Da mich aber eine leichte Übelkeit plagte, saß ich nun hier alleine mit Fox und Johka am Pool und starrte gedankenverloren auf das Wasser.
„Da drinnen war es mir ein wenig zu stickig...“, murmelte ich nur, ohne aufzusehen.
„Darf ich mich setzen?“
„Klar“, lächelte ich nach kurzem Zögern.
Logan zog sich ebenfalls die Schuhe aus, setzte sich neben mich und ließ seine nackten Füße im Wasser baumeln.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit dir hier sitzen würde“, meinte Logan nach einem langen Moment der Stille.
Ich schwieg nur lächelnd.
„Wäre ich nicht verlobt, dann würde ich dich jetzt nach einem privaten Date fragen“, fügte er lachend hinzu.
„Mal mit einem berühmten Star ausgehen oder was?“, fragte ich lachend.
„Hey, ich bin auch nur ein Mann“, grinste er spitzbübisch.
„Victoria kann sich echt glücklich schätzen ... ihr seid echt ein schönes Paar“, gab ich mit belegter Stimme von mir. Mein Herz klopfte wild.
„Findest du?“, fragte er ehrlich.
„Ja“, murmelte ich. Alleine dieses einzige Wort kostete mich viel Überwindung.
„Ich liebe sie ... ich liebe sie sehr. Sie ist die Frau, mit der ich mein Leben verbringen will. Weißt du ... ich habe früher viel falsch gemacht mit Frauen. Ich habe sie nur benutzt. Und jetzt bei Victoria ... ich will einfach alles richtig machen. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich Angst habe, dass ich wieder zu meinem alten Ich mutieren könnte. Victoria ist ein so toller Mensch ...“
Bei dem Rest seiner Worte hörte ich gar nicht mehr wirklich zu. Es tat weh zu hören, dass er mit ihr glücklich war. Dass er sie liebte. Dass er mit ihr sein Leben verbringen wollte.
Dass ich nie eine Chance hatte und nie eine haben würde.
„Ella? Ist alles okay? Du bist auf einmal so still ...“
Ertappt blickte ich kurz auf meine Füße, welche im kühlen Wasser baumelten, dann wieder hoch in Logans Augen.
„Entschuldige ... ich war in Gedanken“, murmelte ich und wandte meinen Blick wieder schnell ab.
„Was ist denn los? Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, ich spürte, wie seine Hand nach meiner griff und er beruhigend über meinen Handrücken streichelte.
Die sanfte Bewegung seiner warmen Hand sorgte für leichte Stromschläge, die durch meinen Körper zuckten. Mein Herz klopfte unaufhörlich.
„Nein ... es ist nur ... ich habe nie so viel Glück in der Liebe gehabt wie du es im Moment mit Victoria hast. Du hast bestimmt viel aus der Presse gehört ... auch wenn das Meiste nur gelogen ist...“
„Ja, so am Rande habe ich da was mit deinem Exfreund mitbekommen ... aber Genaueres weiß ich nicht ... magst du es mir vielleicht erzählen?“
Ich entzog ihm meine Hand und blickte auf das Spiegelbild des Mondes im Wasser.
„Öffentlich habe ich immer gesagt wir hätten uns im Guten getrennt ... aber er hat mich betrogen. Mehrmals ... Ich habe immer den Fehler bei mir gesucht, ihm verziehen. Aber als er mich das 4. Mal betrogen hat ... mit meiner ehemaligen besten Freundin ... da war für mich Schluss. Und tja, jetzt sitze ich hier. Mit gebrochenem Herzen.“
„Vier Mal betrogen und immer verziehen? Wow ... du musst ihn echt sehr geliebt haben ...“
„Er war alles für mich. Ich hätte das alles hier alleine nie geschafft. Er war immer mein Rückhalt ... Und tja, jetzt bin ich alleine in dem großen Business. Habe nur noch zu einer Hand voll Menschen Vertrauen. Ich will einfach nicht nochmal so sehr verletzt werden.“
Ich hauchte die letzten Worte, während eine Träne meine Wange herunter kullerte.
„Das ist echt hart ... aber was ist mit Pierre? Er ist doch jetzt der Mann an deiner Seite?“
Logan blickte mich leicht perplex aus seinen wunderschönen braunen Augen an.
„Mit ihm ist das alles im Moment noch sehr frisch. Ich kann nicht sagen, ob es lange halten wird, weil wir beide aus einer langweiligen Beziehung kommen und einfach die Zeit miteinander genießen ... aber ...“
Ich sah Victoria die Terrassentür öffnen und langsam auf uns zu kommen.
„Genug davon ...“, murmelte ich nur noch, dann war Victoria auch schon bei uns angelangt.
Im Mondschein sah sie noch perfekter aus, als sie ohnehin schon war.
„Huhu, was macht ihr?“, strahlte sie über beide Ohren und schenkte uns ein übertriebenes Lächeln.
Ich wischte mir schnell die Tränen von den Wangen.
„Nichts, ich muss jetzt nach Hause“, murmelte ich und warf einen kurzen Blick zu Logan, bevor ich aufstand, meine Schuhe anzog und wieder ins Haus ging.
Das musste ich mir nun echt nicht geben. Gerade hatte ich mich Logan so geöffnet wie noch nie zuvor und dann funkte Victoria mal wieder dazwischen. Machte sie das mit Absicht? Wollte sie jeglichen Kontakt zwischen Logan und mir verhindern?
„Hey Maus, du scheinst ganz schön durch den Wind zu sein. Willst du Heim?“, fragte mich Pierre besorgt, als ich ihm im Flur begegnete.
Ich nickte nur leicht, wurde jedoch von einer warmen Hand auf meiner Schulter am Gehen gehindert. Verwirrt blickte ich zu Pierre, doch seine Hand war es nicht.
„Ella ...“, hauchte eine Stimme hinter mir.
Logans Stimme.
Müde drehte ich mich zu ihm um und blickte hoch in seine Augen.
„Du musstest nicht gehen nur weil Victoria kam ...“, murmelte er, während seine Hand immer noch behutsam auf meiner Schulter ruhte.
„Ich muss sowieso los ... ich fliege morgen Nachmittag nach New York“, antwortete ich leise, den Blick von seinen Augen abgewandt.
„Nach New York? Wie ... wie lange bist du weg?“
„Voraussichtlich eine Woche.“
Mit einem Mal löste sich die warme Hand von meiner Schulter. Ich drehte mich zu ihm um. Er blickte auf den Boden und schien nachzudenken.
„Logan? Ich gehe dann jetzt“, meinte ich, woraufhin er den Blick wieder hob.
„Ja ... mach’s gut ... und danke, dass du dich mir so geöffnet hast. Es tut mir wirklich leid, dass Victoria uns dazwischen geplatzt ist.“
„Da kannst du ja nichts für“, lächelte ich leicht.
„Gut, dann bis in einer Woche. Es würde mich echt freuen, wenn wir unser Gespräch weiterführen könnten.“
Nun lächelte auch er halbherzig und zog mich in eine enge Umarmung.Als neben uns jemand scharf die Luft einzog wussten wir beide, dass wir uns lieber voneinander lösen sollten.Victoria stand direkt neben uns, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Logan? Was sollte das eben?“, zischte sie ihrem Freund zu.
„Ich geh dann mal lieber“, flüsterte ich ihm ins Ohr, dann löste ich mich von ihm und wandte mich direkt Pierre zu.
„Können wir dann los?“, fragte ich und griff nach seiner Hand.
„Klar“, lächelte er und gemeinsam gingen wir zu den Anderen, um uns auch von ihnen zu verabschieden.
Kendall und James lagen auf dem Sofa, während Carlos auf dem Boden hockte und alle 3 Hunde neben sich kraulte.
„Heyho, wir gehen jetzt. Vielen lieben Dank für die Einladung“, bedankte ich mich bei den Jungs.
Kendall und James lächelten sanft und standen, wie auch Carlos, auf und kamen auf mich zu.
„Freut mich, dass du Zeit hattest. Wir sehen uns ja dann morgen im Studio, oder?“, fragte Kendall, nachdem er mich lange umarmt hatte.
„Nee sorry, ich hab’s auch eben schon Logan gesagt; Ich bin ab morgen für eine Woche in New York, dort werde ich meinen restlichen Teil aufnehmen und ihr hier euren. Aber ich hoffe wir sehen uns trotzdem bald wieder“, lächelte ich ermutigend.
„Wir können doch zusammen feiern gehen, also die Single feiern“, schlug James vor.
„Klingt gar nicht mal so schlecht“, lachte ich leise.
„Dann würde ich sagen machen wir kurzfristig noch ’ne Uhrzeit und ’nen Ort aus und dann sehen wir uns wenn du wieder da bist, okay?“
„Klingt gut“, antwortete ich auf Kendalls Vorschlag.
Dann umarmte ich auch James und zuletzt Carlos, welcher sich endlich von den Hunden losreißen konnte.
„Wirst du die Kleine sehr vermissen?“, fragte ich belustigt und deutete auf Johka.
„Ach ich glaube Sydney wird sie mehr vermissen“, grinste Carlos spitzbübisch.
Dann verabschiedeten auch wir uns mit einer langen Umarmung. Nachdem ich mich auch von Fox und Sydney verabschiedet hatte, ging ich Hand in Hand mit Pierre, sowie Johka an der Leine, nach draußen zu meinem Auto.
„Dann bis in einer Woche, oder?“
Unsicher stand Pierre zwischen unseren beiden Autos.
„Jap, bis in einer Woche.“
„Sollen wir uns noch zum Abschied küssen?“, flüsterte Pierre leise und grinste leicht.
Antworten konnte ich ihm jedoch nicht auf die Frage, da in diesem Moment Logan und Victoria an uns vorbei liefen. Sie schienen heftigst zu streiten, den genauen Wortlaut konnte ich aber nicht vernehmen. Als sie mich erblickten, verstummten beide.
„Mach’s gut ihr zwei“, zwinkerte ich den beiden zu und warf jedem einen kurzen Blick zu.
„Viel Spaß in New York“, murmelte Logan und versuchte leicht zu lächeln.
Victoria hatte sich währenddessen schon zum Gehen umgewandt und wartete auf Logan. Dieser stand jedoch immer noch starr an Ort und Stelle und betrachtete stumm Pierre und mich. Ich schüttelte nur verwirrt den Kopf, dann gab ich Pierre einen langen Kuss.
„Logan, wo bleibst du?“, zischte Victoria schließlich genervt.
Bei dem Gedanken, dass Logans Blick an uns hängen geblieben war, musste ich grinsen.Als ich seine sich entfernenden Schritte vernahm, lösten auch Pierre und ich uns voneinander.
„Du wirst mir fehlen ... Schatz“, lachte Pierre.
„Ey, es ist ja nur eine Woche. Aber das mit dem 'Schatz' gefällt mir“, lachte ich ebenfalls und stieg in mein Auto.
Texte: Sateenkaari
Bildmaterialien: Cover © Mangolie
Lektorat: Seliiia
Tag der Veröffentlichung: 02.07.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Anregung: 'Someone Like You' von Adele
Charaktere: Daniella 'Ella' Stevens (21), Logan Henderson (23), Kendall Schmidt (22), James Maslow (22), Carlos Pena (23)