Cover

Leseprobe

 

Detlef Dodenhoff

In deiner Asche ruht mein Herz

 

Chronik eines Abschieds

 

 

 

 

Für Barry

 

 

 

Impressum

 

Erste Auflage © 2023

Detlef Dodenhoff c/o autorenglück.de

Franz-Mehring-Str. 15

01237 Dresden

 

Das gesamte Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

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Herstellung & Verlag:

BookRix GmbH % Co. KG, München, www.bookrix.com

 

 

 

 

Für den besten Freund des Menschen

unseren Hunden.

 

 

 

Die Erlöse aus dem Verkauf dieses Buches fließen ohne Abzug in den Tierschutz.

 

 

 

 

 

 

Mein Leben änderte sich mit dem Tag, an dem Du in mein Leben kamst.

Mein Herz öffnete sich, meine Traurigkeit,

sie schwand.

Zaghaft wuchs in mir ein Gefühl der Freude und tiefen Glücks.

Durch Dich fand ich

meinen Weg ins Leben zurück.

 

Auf einmal konnte ich wieder lachen!

 

 

 

 

Freundschaft,

das ist eine Seele in zwei Körpern

Aristoteles

 

 

 

In Memoriam

 

Der 27. Juni 2022 wird mir als einer der schmerzhaftesten Tage in meinem Leben für immer in Erinnerung bleiben. Es ist der Tag, an dem mein Seelenbruder Barry verstorben ist. Ich musste ihn loslassen, damit er in Frieden gehen konnte. Barry war für mich mehr als nur ein Hund. Er war mein geliebter Freund, mein Gefährte, mein Sozialpartner, mein Seelenbruder.

 

Zwölfeinhalb Jahre hat er mich durch mein Leben begleitet.

Seit seinem Tod vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Ich ertappe mich dabei, wie ich mit ihm spreche. Ich kann ihn fühlen, spüre ihn, und weiß, dass er bei mir ist. Ich trage ihn für immer in meinem Herzen.

 

Barry hat mich mit seiner Freundschaft und Liebe, die er mir entgegenbrachte, unsagbar reich beschenkt. Dafür bin ich zutiefst dankbar. Dankbar, dass das Schicksal mich auserwählte und ich einen Teil meines Lebens mit solch einem wunderbaren Freund verbringen durfte.

 

Ich bleibe mit dem Gefühl des untröstlichen Bedauerns darüber zurück, dass unsere gemeinsame Zeit viel zu kurz war. Meine Liebe zu Barry ist mit seinem Tod nicht erloschen, weil wahre Liebe niemals sterben kann. Mit jeder Faser meines Daseins lebt meine Liebe, die mich mit ihm verbindet, bis zum Ende meiner eigenen Existenz in mir weiter.

 

Und wenn ich eines Tages auf die andere Seite gehe, dann wird mich diese Liebe dort hinübertragen. Ich finde keine Worte für den Schmerz, den Barrys Tod bei mir hinterlassen hat. Sein Tod hat in mir eine tiefe, klaffende, schmerzende Wunde zurückgelassen. Ob sie jemals wieder heilen wird? Ich habe das Gefühl, als ob etwas in mir mit Barry gestorben ist. Abgestorben wie ein gebrochener Ast, der von seinem lebensspendenden Stamm abgetrennt wurde und nun hilflos im Wind baumelt, bis er endgültig zu Boden stürzt. Ich fühle mich nicht mehr vollständig. Wahrscheinlich war ich es auch nie. Doch jetzt, durch Barrys Tod, wird mir die Unvollständigkeit meines Daseins auf schmerzhafte Weise bewusst. Ich bin ein seelenamputierter Invalide, außerstande, meine Empfindungen in Worten auszudrücken.

 

Zurück bleibt eine abgrundtiefe, schweigende, paralysierende Leere. Ich versuche mich zu trösten, indem ich mir einrede, dass es nicht darauf ankommt, wie lange ein Leben währt. Viel wichtiger ist es doch, wie intensiv und bewusst ein Leben gelebt wurde. Doch können Worte, die aus dem Verstand geboren wurden, ein gebrochenes Herz trösten?

 

Barry war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Unglaublich schön, sehr intelligent und sensibel. Seine Geduld und Nachsicht angesichts meiner Begriffsstutzigkeit und menschlichen Schwächen waren bewundernswert. Durch ihn habe ich den Glauben an die Liebe nicht verloren. Er hat mir gezeigt: Es gibt sie, die bedingungslose Liebe. Gibt es ein größeres Geschenk?

 

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Barry mich zu etwas Besserem gemacht hat. Er hat Seelenanteile in mir berührt, die kein menschliches Wesen je hätte erreichen können. Immer dann, wenn ich es am dringendsten benötigt habe, hat er mir Trost, Lebensfreude, Zuversicht und Mut geschenkt. In meinen schwersten Stunden, wenn mich wieder einmal meine Depressionen in Geiselhaft genommen haben und ich von ihnen zu Boden gerungen wurde, stand er wie ein Fels in der Brandung an meiner Seite. Mit seiner Liebe gab er mir die Kraft, die ich benötigte, um mich aus dem undurchdringlichen Gestrüpp meiner Depressionen befreien zu können. Mit seiner Hilfe konnte ich mich immer wieder ins Leben zurückkämpfen. Wo wäre ich jetzt, wenn es ihn nicht gegeben hätte? Barry war ein Geschenk, eine Bereicherung für mein Leben. Geblieben sind mir die Liebe und all die schönen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, für die ich tiefe Dankbarkeit empfinde. Davon zehre ich. Darin finde ich Trost. Das macht meine Trauer erträglicher und hilft mir, meinen Schmerz zu lindern. Ich habe ihm so unendlich viel zu verdanken! Er fehlt mir so sehr.

 

Um meinem Hals trage ich eine Kette mit drei Glasperlen, darin eingeschlossen sind Spuren seiner Asche. Ich lege sie niemals ab. Ich berühre sie zigmal am Tag und dann spüre ich die Anwesenheit von Barry, seine Kraft, seine Liebe. Wenn ich mich in meinem Schmerz zu verlieren drohe, mir alles sinnlos erscheint, dann ist es diese Berührung, die mir die Stärke verleiht, nicht aufzugeben. Weiterzumachen, auch wenn es schwer ist. Ein Leben will gelebt werden, mit all seinen Höhen und seinen Tiefen. Das ist der Dünger für Wachstum, Reifung und Resilienz.

 

Barrys Tod war absehbar. Schon ein Jahr vorher habe ich gespürt, dass uns beiden nicht mehr viel gemeinsame Zeit bleibt. Ob ich wollte oder nicht, ich musste dieser brutalen Realität ins Auge sehen. Ich habe mich in dieser Zeit sehr intensiv mit der Vergänglichkeit des Lebens befasst. Auch mit meiner eigenen. Das bleibt nicht aus, wenn man seinen Seelenbruder auf dem letzten Stück seines noch verbleibenden Weges begleitet.

 

Das letzte Lebensjahr mit Barry war die wohl intensivste Zeit, die ich mit ihm und mit mir selber erleben durfte. Wir kamen uns noch näher als je zuvor. Es war eine Zeit, die mich herausforderte und zeitweise auch überforderte. Eine Zeit, die geprägt war von großem Glück, tiefer Liebe und berührender Nähe, aber auch von unsagbar tiefem Schmerz, Trauer und Verzweiflung. Ein Wechselbad der Gefühle.

 

Weil ich niemanden hatte, mit dem ich über meine desaströsen Seelenzustände sprechen konnte, habe ich begonnen zu schreiben. Das Schreiben war mein Ventil, um den in mir angestauten Druck abzubauen. Schonungslos habe ich alles, was mich bewegt, meine Ängste, meine Sorgen, meine Verzweiflung, aber auch meine Dankbarkeit und Freude, die ich empfunden habe, meinem Tagebuch anvertraut. Ich habe um die richtigen Worte gerungen. Habe Kämpfe mit meinen inneren Kritikern und meinen Dämonen ausgefochten. Habe dabei geweint, geflucht und geschrien. Gegenstände zertrümmert. Habe seitenweise Blätter voller Wut herausgerissen und sie in den Papierkorb geschmissen oder gleich dem Element des Feuers übergeben und dabei mit leeren Augen zugesehen, wie meine verwirrten Worte stumm zu Asche verbrannten.

 

Ich habe meinem Tagebuch viel zugemutet. Vermutlich hätte es sich, wenn es die Wahl gehabt hätte, an manchen Abenden gerne geweigert, seine Buchdeckel zu öffnen. Hätte flehend um eine Auszeit gebeten. So viel Seelenmüll, das hält ja keiner aus. Wer versteht schon die Beziehung eines „erwachsenen“ Mannes zu seinem Hund, dessen Sterben und Tod eine solche tiefe Trauer auslösen?

 

Ich habe mich ja in dem ganzen emotionalen Chaos, das wie ein Orkan in mir wütete, selbst nicht mehr verstanden. Die vielen quälenden Widersprüche, die wie Ratten an einem Kadaver in mir nagten. Meine impulsiven Wutausbrüche, die wie ein zerstörerischer Tornado alles hinwegfegten, was mir gerade im Weg stand. Wem hätte ich das zumuten können? Abgesehen davon, dass ich einfach niemanden kannte, zu dem ich genug Vertrauen gehabt hätte, um ihm meine innersten Geheimnisse preiszugeben. Ich musste da alleine durch. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich in dieser schweren Zeit das Schreiben für mich entdeckt habe.

 

Mir all das, was mich so sehr belastet hat, von der Seele schreiben zu dürfen, kam einer Therapie gleich und hat mich sehr in meiner Trauerbewältigung unterstützt. Dass daraus am Ende ein Buch entstehen würde, habe ich nicht geahnt.

 

„Dir, meinem Seelenbruder, meinem über alles geliebten Freund, widme ich diese Zeilen. Nie werde ich Dich vergessen!

In tiefer Dankbarkeit und innig verbundener Liebe bin ich immer bei Dir und trage Dich bis zum Ende meiner Tage in meinem Herzen.

Ich glaube fest daran, dass wir uns wiedersehen werden!

Denn wahre Liebe ist unsterblich und überdauert alle Zeiten! Mein Herz ruht in Deiner Asche. “

 

Dein

Dich liebender Seelenbruder

 

 

 

In Deiner Asche ruht mein Herz,

wohnt all meine Liebe

und mein Schmerz.

Sanft entschlafen bist Du schon lang,

Schweigend schwingen

unser beider Herzen

im stillen gleichen Klang.

Von Vergänglichkeit behutsam bedeckt,

alles Leben am Ende

zu Staub oder Asche wird.

 

 

 

Teil 1, 2021

 

 

Ich nannte ihn „mein Grauer“

 

Unter Menschen

fühle ich mich häufig

unwohl und einsam

Unter Hunden

fühle ich mich pudelwohl

 

Seit ich denken kann, fühle ich mich zu Tieren mehr hingezogen als zu Menschen. Zu ihnen verspürte ich von jeher eine tiefe Verbundenheit und Vertrautheit. In meinen Kindheitsträumen lebte ich immer mit einer ganzen Schar von Tieren zusammen, abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Stets an meiner Seite war ein großer, brauner Hund mit Schlappohren, der mir auf Schritt und Tritt folgte. In meiner gesamten Schulzeit hatte ich nie einen richtigen Freund. Zeitlebens habe ich mich schwergetan, Menschen vorbehaltlos zu vertrauen. Gestörtes Urvertrauen nennt man das wohl. Ein Kindheitstrauma. Trennung, Enttäuschungen, gebrochene Versprechen, Lügen und Verletzungen. Erfahrungen, die mein Vertrauen in Menschen bis zum heutigen Tag nachhaltig erschüttert haben. Die meiste Zeit meiner Kindheit verbrachte ich alleine. Ich wurde zu einem Einzelgänger. Trost fand ich in dieser Zeit in der Gestalt eines grauen, struppigen Hofhundes, der die meiste Zeit angekettet vor seiner Hundehütte lag. Hunde an der Kette zu halten, war in meiner Kindheit weitverbreitet und völlig normal. Außer mir schien sich kaum jemand an dieser Tierquälerei zu stören. Seinen Namen kannte ich nicht. Ich nannte ihn einfach nur liebevoll „mein Grauer“. Immer wenn ich zu ihm kam, begrüßte er mich stürmisch, sprang voller Freude an mir hoch, legte mir seine großen Pfoten auf die Schultern und leckte mir mein Gesicht ab. Ich glaube, ich war eine der ganz wenigen Abwechslungen in seinem tristen Gefangenenalltag. Wahrscheinlich war ich sogar das einzige menschliche Wesen, das sein zotteliges Fell streichelte und freundlich zu ihm war. Ich liebte diesen massigen Körper, der so viel Kraft, Schutz und Wärme ausstrahlte. Wenn ich ihm von meinen Ängsten und Problemen erzählte, blickte er mich aufmerksam aus seinen braunen Augen an, dabei neigte er seinen Kopf mal nach rechts und mal nach links, zwischendurch klopfte seine kräftige Rute rhythmisch auf den Boden. Für mich war das eine deutliche Bestätigung, dass er all das, was ich ihm anvertraute, verstand. Seine Hundehütte war mein Schutz- und Rückzugsort. Besonders schön waren immer die Regentage. Ich liebte das Geräusch der Regentropfen, die prasselnd auf das Blechdach fielen, während wir beide eng aneinandergekuschelt in seiner Hundehütte lagen. Wer kam schon auf die Idee, dass ein kleiner Junge gemeinsam mit einem Kettenhund in einer schmutzigen Hundehütte liegen würde? Dicht an meinen Hundefreund geschmiegt, konnte ich mich ungestört meinen Tagträumereien hingeben. Meine Geheimnisse, die ich ihm anvertraute, blieben Geheimnisse. Bei ihm fand ich das, was mir in der Welt der Menschen fehlte. Vertrauen, Liebe, Verständnis, Wärme und Geborgenheit. Von ihm fühlte ich mich geliebt. Er war für mich mehr als nur ein Freund. Er war Seelentröster, Beichtvater, liebevoller Gefährte, Therapeut, verständnisvoller Zuhörer, starker Beschützer, ein Zauberer, der mich in andere Welten entführte, in denen es keine Angst gab und die aus mir für ein paar Stunden einen Helden machten. Ich weiß nicht, was ohne diesen wunderbaren, grauen, struppigen Hofhund aus mir geworden wäre. Noch heute, über siebenundfünfzig Jahre später, blicke ich mit großer Dankbarkeit auf diese ungewöhnliche Freundschaft zwischen mir, einem kleinen, bedürftigen Jungen, und diesem wundervollen Hund zurück. Die liebevolle Zuneigung, mit der mich dieser außergewöhnliche Hund beschenkt hat, war wärmender, heilender Balsam für meine geschundene Kinderseele. Meinem grauen Hundefreund habe ich es zu verdanken, dass meine Seele nicht zu einem Eisblock erstarrt ist. Dafür bin ich ihm bis zum heutigen Tag dankbar. Ich habe nicht allzu viele gute Erinnerungen an meine Kindheit. Was jedoch für immer in meinem Gedächtnis bleiben wird, ist meine Freundschaft zu einem wunderbaren Hund und meine ausgedehnten Ausflüge in die Natur. Ich liebte das stundenlange Herumstreifen in den Wäldern. Hütten zu bauen, am Lagerfeuer zu sitzen, dem melodischen Plätschern des Baches zu lauschen und im Sommer darin zu baden. Gerne erinnere ich mich an die staubigen Wege, die ich auf meinen Streifzügen ging, begleitet von einem vielstimmigen Vogelkonzert. Das schreiende Hiää des kreisenden Bussards. Den jubelnden Gesang der emporsteigenden Feldlerchen, der heute nur noch sehr selten zu hören ist. Den intensiven erdigen Geruch der frisch gebrochenen Ackerscholle. Das Summen der Bienen, bunte Schmetterlinge, die im Rausch des Überflusses tänzelnd von einer Blüte zur anderen flogen. Den feuchten Nebeldunst, ausgeatmet von der morgendlichen, frischen Herbstluft, der sich wie ein durchsichtiger Schleier sanft über die Landschaft legte. Das weichgespülte Licht der milden Herbstsonne, dass alles, was es berührte, in goldenen Glanz tauchte. Die wogenden Getreidefelder, über die der Wind zärtlich strich. Die prachtvoll blühenden, bunten Herbstwiesen, die den melancholischen Duft eines Abschiedes verbreiteten. Zwischen langen gebogenen Grashalmen hingen meisterhaft geknüpfte Spinnennetze, filigrane Kunstwerke, in dem der gefangene Morgentau wie tanzende, kleine Diamanten glitzerte. Bis zum heutigen Tage habe ich mir meine kindliche Liebe und Bewunderung für die Natur bewahrt. Sie ist für mich ein Hort der Geborgenheit und Zuflucht. Ein Schutzraum, in dem meine Seele Asyl findet. Ich benötige keine Kirche, um Gott nahe zu sein.Meine Kathedrale ist die Natur, dort spüre ich die Allgegenwärtigkeit Gottes.

 

 

 

Hundeliebe

 

Die Liebe, die mir meine Hunde entgegenbringen, ist bedingungslos. Völlig frei von Bewertungen. Aufrichtig und ehrlich, ohne Hintergedanken, ohne Berechnung, ohne Wenn und Aber. Welcher Mensch könnte schon so bedingungslos lieben? Ich kenne niemanden, der dazu in der Lage wäre. Ich auch nicht. Ich schon gleich gar nicht.

 

Wenn der Rest der Menschheit sich angewidert von mir abwenden würde, die Liebe und Zuneigung meiner Hunde würde bestehen bleiben.

 

Wie hat die Natur das nur hingekriegt, solch ein einzigartiges Lebewesen zu erschaffen, dem ich Liebe schenken darf und das mir das Gefühl gibt, bedingungslos von ihm zurückgeliebt zu werden? Könnte es vielleicht sein, dass es doch einen Gott gibt, der uns Menschen in seiner liebevollen Güte und Weisheit dieses wundervolle, großherzige Geschenk gemacht hat? Hunde sind das wärmende Feuer der Liebe. Solange dieses Feuer brennt, frieren unsere Herzen nicht ein. Schenken wir unseren Hunden genau die gleiche Liebe zurück, die sie uns so selbstlos entgegenbringen. Dann wird das herzerwärmende Feuer der Liebe niemals erlöschen.

 

 

 

 

Ein Augen Blick

 

Ein Blick in Deine Augen,

in mir tobt ein Meer voller Liebe.

Ein Augen Blick genügte,

zu wissen, nichts kann uns trennen!

Unser beider Herzen sind eins,

auf ewig werden wir verbunden sein!

Jeder Augen Blick

Ein Augenblick

voller Liebe und Glück.

 

 

 

In den Augen meines Hundes

liegt mein ganzes Glück,

all mein Inneres,

Krankes, Wundes

heilt in seinem Blick.

Friederike Kempner (1828–1904),

deutsche Dichterin

25

25

 

 

 

Liebe und Schmerz sind eins

 

Ein sonniger warmer Herbsttag. Barry läuft in einem leichten eleganten Trab vor mir her. Sein Fell leuchtet in der milden Herbstsonne und lässt die vielen verschiedenen Brauntöne seines Fells in einer unglaublichen Klarheit und Schönheit erstrahlen wie polierten Bernstein. Gedanken schießen in meinen Kopf. Wie schön Du doch bist, wie wunderschön. Bitte bleib bei mir. Geh nicht weg! Verlass mich nicht!

 

Meine harmlos dahinplätschernden Gedanken verwandeln sich urplötzlich in einen reißenden Fluss von Emotionen. Gegenwehr zwecklos. Überwältigt von meinen Gefühlen kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Lautlos rinnen sie über mein Gesicht. Jede Träne hat einen Namen.

 

Liebe, Zuneigung, Achtsamkeit, Schmerz, Verbundenheit, Dankbarkeit, Abschied, Trauer, Loslassen, Angst, Erinnerungen, Wut, Sorgen, Freude und Glück.

 

Ich nehme einen kleinen Umweg und laufe zu dem nahegelegenen Flussufer der Donau. Auf einem alten Baumstamm sitzend blicke ich mit feuchten Augen auf die Wasseroberfläche. Der Anblick der gleichförmig dahinfließenden Donau wirkt beruhigend auf mich.

 

Ich nehme mein Notizheft aus meinem Rucksack und schreibe unter Ausschluss meines Verstandes, nur meinen Gefühlen folgend, einfach drauflos.

 

 

 

Liebe und Schmerz sind eins

 

Gebannt von Deiner Schönheit,

ruhte mein Blick auf Dir,

überschäumende Gefühle von Liebe und Nähe

wogten tosend wie ein wilder Sturm in mir.

 

Plötzlich, unerwartet

überfiel mich ein heftig brennender Schmerz,

in diesem Augenblick wusste ich,

dass die Zeit nicht aufzuhalten ist,

der Tag des Abschieds bald kommen wird.

 

Überwältigt vom Sturm meiner Gefühle,

so viele,

so verschiedene.

Freude, Dankbarkeit, Schmerz,

Trauer und Liebe,

sie übermannten mich.

 

Trieben mir Tränen in die Augen,

eine Träne nur für Dich

und eine für mich.

Am Ende ihres Weges

haben beide Tränen,

bevor sie lautlos zu Boden fielen,

sich zu einer vereint

und ich begriff,

 

Liebe und Schmerz sind eins.

 

 

 

Ohne Worte

 

Die großen ewigen Wahrheiten

lassen sich nicht durch menschliche Worte mitteilen,

vielmehr wählen sie das Schweigen

als Brücke zwischen den Seelen.

Khalil Gibran (1883–1931)

libanesisch-US-amerikanischer Dichter und Philosoph

 

Da ich allein lebe, bieten sich nicht so viele Gelegenheiten zu Gesprächen mit menschlichen Artgenossen. Meine Kontakte sind insgesamt sehr überschaubar. Mit den Jahren wurde daraus Schweigsamkeit. Der Schweigsamkeit folgte die Stille und nun habe ich beides. Friedvolles Schweigen und beruhigende Stille. Oberflächliche Gespräche (neudeutsch: Small Talk) empfinde ich als ermüdend und als reine Zeitverschwendung, also lasse ich es. Meine Hunde und ich genießen die Stille und das Schweigen. Wir verstehen uns hervorragend, ohne dass es dazu vieler Worte bedarf. Ich schätze diese Art von Beziehungen sehr. Ein Grund von vielen, warum ich so gerne mit meinen Hunden zusammenlebe.

 

 

 

Vermenschlichen

 

Mir wurde gesagt

„Du vermenschlichst deine Hunde!“

Ich erwiderte:

„Es ist eher so, dass meine

Hunde mich vermenschlichen!“

 

Meine Hunde lassen mich das sein, was ich bin: ein Mensch!

Ich lasse meine Hunde einfach das sein, was sie sind: Hunde! Bis dato kommen wir in dieser Verschiedenartigkeit glänzend miteinander aus. Damit das Zusammenleben in unserer Wohngemeinschaft harmonisch funktioniert, gibt es von mir festgelegte Grenzen, Strukturen, Routinen und Regeln. Außenstehenden drängt sich manchmal der Eindruck auf, dass es bei uns eher zugeht wie in einem Waldorfkindergarten, wo jeder das macht, worauf er gerade Lust hat. Dieser Eindruck täuscht! Ich bin generell großzügig in der Handhabung von persönlichen Freiheiten und ich etabliere keine Regeln, deren Sinn sich mir nicht erschließt. Mir ist es egal, ob meine Hunde zuerst durch die Tür gehen oder ob sie in meinem Bett, auf meinem Sofa oder dem Lesesessel liegen. Wenn ich sie darum bitte, den Platz mir zu überlassen, tun sie es ohne Widerspruch. Es gibt kein Zimmer in meiner Behausung, das für meine Hunde tabu wäre. Kommandos brauche ich selten, wir kommen die meiste Zeit ohne große Debatten zurecht. Kunststücke müssen sie nicht vollführen und das, was sie können, wie „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“, haben sie sich weitgehend selber beigebracht. Mein Beitrag dazu war bescheiden! Unsere Beziehung und die damit verbundene Rollenverteilung sind klar. Das reduziert zeitraubende und nervige Erziehungsaufgaben. Ich finde es selbstverständlich, dass ich freundlich zu meinen Mitbewohnern bin. Ihnen mit Respekt begegne und ihnen Wertschätzung entgegenbringe. Dass ich nachsichtig, geduldig, mitfühlend, liebevoll und, wenn es sein muss, auch mal streng zu ihnen bin. Damit sie wieder eine Orientierung haben und wissen, wo es langgeht.

 

Orientierung gibt Sicherheit und Sicherheit schafft Vertrauen! Ich finde es auch sehr richtig, dass ich mich bei meinen Hunden entschuldige, wenn ich ihnen aus Versehen mal auf die Pfote latsche. Ich halte es für sehr verantwortungsvoll, dass ich mich um sie sorge und alles dafür tue, dass es ihnen gut geht. Daran kann ich nichts Falsches finden! Das ist nach meinem Verständnis die originäre Aufgabe von verantwortungsvoller Führung! Führung bedeutet für mich, zu dienen und nicht zu beherrschen oder die dafür notwendige Macht für eigene Zwecke zu missbrauchen. Streng genommen hat der, der die Führung übernimmt, in der Regel die Arschkarte. Es bedeutet nämlich ein Mehr an Verantwortung, ein Mehr an Arbeit, Fürsorge und das Zurückstellen eigener Interessen zum Wohle der Gemeinschaft! Wenn also manch einer meint, dass ich meine Hunde durch mein Verständnis von Führung zu sehr vermenschliche, dann bin ich damit ausdrücklich einverstanden. Dann habe ich mir nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil! Ich glaube, es ist vielmehr so: Indem meine Hunde die helle Seite meines Menschseins immer und immer wieder hervorbringen, machen sie mich erst zu einem echten Menschen!

 

 

 

Was wäre ich ohne Euch?

 

Wer gäbe mir Struktur und

Halt in meinem Alltag?

Wer würde sich freuen,

wenn ich nach Hause komme?

Wer gäbe mir Liebe und Nähe?

Wer würde mich trösten?

Wer würde mir zuhören?

Wer würde mich etwas

über das Leben lehren?

Wer würde mir Gesellschaft leisten?

Wer brächte mich zum Lachen?

Wer wäre zärtlich zu mir?

Wer ertrüge meine Macken?

 

Und – wem könnte ich all das wieder zurückgeben,

wenn es Euch nicht gäbe?

 

Monty & Nala

 

Nico & Patty

 

Sandy & Barry

 

 

 

Intuition

 

Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk

und der rationale Verstand sein treuer Diener.

Wir haben uns eine Gesellschaft erschaffen,

die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat

Albert Einstein (1879–1955)

deutsch-schweizerischer Physiker und Nobelpreisträger

 

Rückblick! November 2017, ein kalter und grauer Wintersonntag. Die Dämmerung macht sich langsam auf den Weg, um den Tag abzulösen. Schichtwechsel. Trotz der Kälte sitze ich in meinem alten Backhaus bei einem Glas Whisky, in Gesellschaft von einem Dutzend flackernder Kerzen. Blaue Stunde! Mein Feierabendritual. Ich schaue aus dem vor wenigen Tagen neu eingebauten Fenster hinaus in die winterliche Landschaft und genieße die Stille. Dieses Fenster wird in wenigen Minuten das wichtige Detail einer dramatischen Lebensrettung, doch davon ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Meine Hunde haben sich auf dem Grundstück verteilt und beschäftigen sich genüsslich mit einem Ochsenschwanzstück. Während ich aus dem Fenster schauend meinen Gedanken nachhänge, sehe ich, wie Monty über die Wiese Richtung Zaun läuft. Da bringt wohl einer seine Beute in Sicherheit, denke ich bei mir.

 

Gedankenverloren nippe ich an meinem Whisky. Geradezu blitzartig überkommt mich eine eigenartige Unruhe, begleitet von panischer Angst. Eine innere Stimme schreit mich geradezu an: Da stimmt was nicht– schau nach!!! So schnell ich kann, stürze ich ins Freie, in die Richtung, in die ich Monty zuletzt habe laufen sehen. Dank des fehlenden Laubes entdecke ich ihn sofort unter der Buschgruppe. Ich sehe nur sein Hinterteil. Doch ich spüre sofort: Irgendetwas stimmt nicht. Er bewegt sich nicht. Ich spreche ihn mit lauter Stimme an. Keine Reaktion. Ich werfe mich wie ein Soldat, der unter feindlichem Beschuss ist, auf den Bauch und robbe unter den Busch. Ich bekomme ihn am Nacken zu fassen und ziehe ihn hervor. Seine Augen sind weit aufgerissen, röchelnd ringt er um Luft, sein ganzes Maul ist mit Speichel und Schaum bedeckt, das Zahnfleisch bläulich violett verfärbt. Trotz der lebensbedrohlichen Dramatik gelingt es mir, ruhig zu bleiben. Jetzt kommt mir meine jahrzehntelange Rettungsdiensterfahrung zugute. Ich behalte die Übersicht, reiße mich zusammen und tue das Richtige. Ich halte Monty an den Hinterläufen hoch, seinen Kopf nach unten, er wiegt Gott sei Dank nur 10 Kilogramm. Mit der anderen Hand lange ich ihm ins Maul und da spüre ich die Bescherung. Der Knochen ist ihm in den Rachen gerutscht, dort hängengeblieben und verschließt seine Atemwege. Mit Zeigefinger und Daumen versuche ich, ihn herauszuziehen, doch es gelingt mir nicht. Stattdessen beißt Monty mir reflexartig in die Hand. Ich renne mit ihm zur Scheune, nehme das nächstbeste Holzstück und schiebe es ihm quer ins Maul. Mit der unverletzten Hand gelingt es mir, diesen verdammten Knochen aus seinem Rachen hervorzuholen. Gott sei Dank! Er lebt! Fängt wieder an zu atmen. Ich reibe mit meinen beiden Händen kräftig über seinen ganzen Körper und verteile dabei mein Blut über sein weißes Fell. Ich wickle mir schnell ein Handtuch über meine blutende Hand. Während ich mit Monty zum Auto laufe, rufe ich meine Tierärztin an und informiere sie darüber, was passiert ist. Bei meiner Ankunft werde ich schon von ihr erwartet. Während sie sich um Monty kümmert und ihn sicherheitshalber einer Röntgenuntersuchung unterzieht, verbindet ihr Mann meine Hand. Es ist noch mal alles gut gegangen! Wieder zu Hause angekommen, finde ich keine Ruhe. Ich setze mich wieder in mein Backhaus, schaue aus dem lebensrettenden Fenster, nehme einen kräftigen Schluck Whisky. Es wird an diesem Abend nicht bei einem Schluck bleiben. Ich lasse das Erlebte mit all den aufkommenden Fragen noch mal Revue passieren. Was wäre gewesen, wenn ich dieses Fenster nicht hätte einbauen lassen? Was, wenn ich meinen Whisky im Haus getrunken hätte? Was, wenn ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört hätte? Woher kam diese Intuition, dass da etwas nicht stimmt, die am Ende Monty das Leben gerettet hat? Wieder einmal sah ich mich auf dramatische Weise darin bestätigt, wie wichtig es ist, meiner Intuition zu vertrauen. Auf mein Bauchgefühl zu hören. Neben einer Kette von glücklichen Umständen hat dies am Ende Montys Leben gerettet. Ich bin unendlich dankbar und schäme mich nicht meiner Tränen, die, nachdem sich meine Anspannung gelöst hat, über mein Gesicht fließen. Für Monty war das offensichtlich ein traumatisches Erlebnis. Er scheint verstanden zu haben, dass ich ihm durch mein beherztes Eingreifen das Leben gerettet habe. Seit diesem dramatischen Vorfall weicht Monty nicht mehr von meiner Seite.

 

 

 

Trotz allem

 

Der Herbst zeigt sich gerade von seiner schönsten Seite, trotzdem kann ich mich nicht so recht daran erfreuen.

 

Hilflos muss ich mitansehen, wie Barry Stück für Stück immer mehr abbaut. Das Aufstehen und das Hinlegen fallen ihm zunehmend schwer. Ab und an verliert er auch ein paar Tropfen Urin. Er hat an Gewicht verloren. Er stolpert und strauchelt vermehrt. Wie ein angeschlagener Boxer ist er um sein Gleichgewicht bemüht. Manchmal knicken seine Beine während des Laufens urplötzlich ein und er fällt im wahrsten Sinn des Wortes auf seine Schnauze. Obwohl ich weiß, dass seine zunehmende Altersgebrechlichkeit ein ganz natürlicher Entwicklungsprozess ist, fällt es mir schwer, dies zu akzeptieren. Bei dem Gedanken, dass ich ihn bald verlieren könnte, steigt in mir eine kalte Angst auf, die mich trotz der warmen Herbstsonne innerlich frösteln lässt. Barry lässt sich von all dem nicht beeindrucken. Wenn er fällt, dann steht er wieder auf, schüttelt sich kurz und geht weiter, ganz so, als wenn nichts passiert wäre. Mein Mitleid benötigt er nicht. Er nimmt die Dinge klaglos hin. Jammert nicht. Genießt trotz aller Beschwernisse sein Dasein! Das beeindruckt mich und dafür bewundere ich ihn sehr. Mir passiert auch ab und an ähnliches. Straucheln, stürzen, sich ächzend und fluchend wieder aufrappeln, in der Hoffnung, dass es niemand gesehen hat. Verantwortlich dafür sind die Folgen eines schweren Motorradunfalles, den ich nur mit knapper Not überlebt habe. Seit Jahrzehnten kämpfe ich mit den schleichend wachsenden körperlichen Beeinträchtigungen, die mit zunehmendem Alter meinen Alltag nicht gerade leichter machen. Chronische Schmerzen sind seit Jahrzehnten meine ständigen Begleiter. Wir duzen uns mittlerweile, so vertraut sind wir miteinander. Während ich an manchen Tagen mit meinem Schicksal lautstark fluchend hadere, sind Barry solche Gefühlsausbrüche völlig fremd. Keine Spur von Verbitterung oder gar Wut. Er nimmt sein Leben mit stoischer Gelassenheit hin. Er konzentriert sich auf die schönen Momente. Seine Haltung, trotz allem sein Leben zu lieben und klaglos anzunehmen, strahlt Würde und Weisheit aus. Was mich angesichts meines Verhaltens und meiner Undankbarkeit, die zeitweise bis hin zur Verbitterung reicht, beschämt. Ich gelobe Besserung. Mit Barry als Vorbild schaffe ich es vielleicht doch noch, mein eigenes Älterwerden mit stetig zunehmender Gelassenheit und Dankbarkeit anzunehmen.

 

 

 

Kostbare Zeit

 

Mit zunehmenden Alter wird meine Lebenszeit zu einem immer wertvolleren Gut. Das liegt wohl auch daran, dass ich das Gefühl habe, dass sie mit jedem weiteren Lebensjahr schneller vergeht und mir immer weniger davon übrig bleibt. Zeit ist keine zinstragende Kapitalanlage. Zeit lässt sich nicht einfangen, nicht zurückdrehen, sich nicht auf später verschieben. Sie vergeht einfach. Der einzige Gewinn, den man aus seiner Lebenszeit schöpfen kann, ist, sie sinnvoll zu nutzen. Und was gibt es Sinnvolleres im Leben, als Zeit mit denen zu verbringen, die man liebt und seine Lebenszeit mit dem auszufüllen, was man liebt? Weil mir bewusst ist, dass die Zeit mit Barry begrenzt ist, empfinde ich sie als ganz besonders wertvoll. Geschenkte Zeit, für die ich Dankbarkeit empfinde. Die Beziehung zu Barry ist noch intensiver geworden. Berührende Nähe und liebvolle Fürsorge. Es ist eine Bereicherung meines Lebens. Neue inspirierende Erkenntnisse. Intensive Gefühle. Zeit zum Verweilen und Nachdenken. Es sind so unsagbar kostbare Augenblicke, für die ich unendlich dankbar bin. Augenblicke, von denen ich mir wünschen würde, sie würden nie vergehen. Ich möchte nicht einen dieser wertvollen Momente vergessen. Darum konserviere ich sie, indem ich alles in mein Tagebuch schreibe. Es ist der dilettantische Versuch, die Zeit zu überlisten. Mir einzubilden, dass das, was geschrieben ist, bleibt. Ich hege die leichte Hoffnung, dass mir meine Aufzeichnungen eines Tages helfen werden, manches besser zu verstehen. Rückblickend werde ich mich wohl über manch einen meiner Gedanken wundern, den ich da niedergeschrieben habe. Mein Tagebuch ist eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Eines Tages wird sich herausstellen, ob ihre Tragfähigkeit ausreicht, um mich trotz all meiner verbliebenen Zweifel und Ängste in eine ungewisse Zukunft zu führen. Ich werde lesen können, ob die von mir angestrebten Veränderungsprozesse in Gang gekommen sind. Welche Hoffnungen, Träume und Wünsche sich erfüllt haben. Ob es mir gelungen ist, mich mit mir und meiner Vergangenheit auszusöhnen. Mit längst überfälligen Entscheidungen, die von mir getroffen wurden. Bin ich an den Krisen, die das Leben mir vor die Füße geworfen hat, gescheitert oder gewachsen?

Werden die drängenden Fragen ihre Antworten finden? Wie wird meine Bilanz am Ende aussehen?

 

Mein Tagebuch wird als unbestechlicher Zeitzeuge keine faulen Ausreden dulden. Steht ja alles schwarz oder blau auf weiß da. Amtlich sozusagen. Ein Vertrag mit mir selbst. Pacta sunt servanda, wie der Lateiner sagt. Verträge sind einzuhalten!

 

Barry in seinem Element

 

 

 

Über die Zeit

 

I schau in Spiegel nei,

und seh in mei Gsicht

und des wos I da siech,

des gfollt mer garnet.

 

Die Johr sie san net spurlos,

an mir vorüber ganga,

die Zeit hod ihre Spurn hinterlassn.

I denk mer, des gibt’s do garnet,

wo isn die ganze Zeit bliem,

wo is denn hi, so schnell is vorbei.

 

Zeit, oh Zeit, wo bist denn hin,

wo bist denn nur bliem?

Zeit, oh Zeit, i vermiss di,

wärst halt no a bisserl länger bliem.

 

Mit Wehmut denk i an die Zeit,

als sie noch bedeutungslos woa,

weil i glabt hob,

dass i ja no so viel davon hob.

 

Mei, wenn i heit no do dran denk,

was i an Zeit hob verschenkt,

weil i docht hob,

es Leben dauert no a Ewigkeit lang.

 

Die Zeit, sie verrinnt,

unaufhoitsam, ganz gschwind,

wie Wasser in meinen Händen.

 

Der Augenblick entschwind

in jedem Moment

und wird zur

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Korrektorat: Kia Kahawa Verlagsdienstleistungen
Satz: Kia Kahawa Verlagsdienstleistungen
Tag der Veröffentlichung: 10.10.2023
ISBN: 978-3-7554-5569-1

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