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Impressum

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Copyright © by Author/Edition Bärenklau, 2023 

© Cover: Foto der Autorin: GAP, Köln; Coverdesign: Lothar Jörger

 

Verlag: Edition Bärenklau

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Abenteuer des Ahornblatts 

Was nachts geschah, als es donnerte. 

Wie liebend gerne wäre er doch mitgeflogen. 

Durch ein Wunder kam die Rettung. 

Die Bärin, die Nacht und der Junge. 

Und als sich die Staubwolke legte. 

Es atmete stundenlang nur heißen Rauch. 

Noch wenige Meter bis zum Abgrund. 

Sie zitterte und hielt den Atem an. 

Der Weg, der führt in die Irre. 

Die Lunte, die brannte schon lichterloh. 

Die Hand vor Augen, die war nicht zu sehen. 

Über ihr eine zentnerschwere Last. 

Das Wort- und Sachregister 

Über die Autorin 

 

Das Buch

Das Buch

 

 

Solch ein Blatt vom Ahorn hat es noch nie gegeben: Es kann hellsehen, kann um die Ecke gucken und es kann sprechen und es kann zaubern und es kommt oftmals in letzter Sekunde als Retter in allerhöchster Not. Es fliegt mit dem Wind um die ganze Welt – von der Arktis bis zu den Pyramiden in Ägypten. Und in Südamerika begegnet es einem Jaguar; in Moskau trifft es auf ein Geschwisterpaar, das sich in schwindelnder Höhe an das höchste Bauwerk Europas klammert.

 

In diesem Buch sind folgende Geschichten enthalten:

› Was nachts geschah, als es donnerte

› Wie liebend gerne wäre er doch mitgeflogen

› Durch ein Wunder kam die Rettung

› Die Bärin, die Nacht und der Junge

› Und als sich die Staubwolke legte

› Es atmete stundenlang nur heißen Rauch

› Noch wenige Meter bis zum Abgrund

› Sie zitterte und hielt den Atem an

› Der Weg, der führt in die Irre

› Die Lunte, die brannte schon lichterloh

› Die Hand vor Augen, die war nicht zu sehen

› Über ihr eine zentnerschwere Last

› Das Wort- und Sachregister

 

 

 

***

 

 

Die Abenteuer des Ahornblatts

Die Abenteuer des Ahornblatts

 

Fortsetzungsroman

für kluge Jungen

und kluge Mädchen,

die noch klüger werden wollen.

 

 

***

 

 

Gewidmet den Kindern

überall auf der Welt,

die ihr Wohlergehen

und die ihr Glück

und die eine friedvolle

und eine von Angst freie Gegenwart

noch nicht erleben dürfen.

 

 

Für meine

Söhne Julian und Henry.

 

 

Was nachts geschah, als es donnerte.

Was nachts geschah, als es donnerte.

 

Achtung! Achtung! Aufgepasst! Alle mal herhören. Ich hab’ euch etwas sehr Wichtiges mitzuteilen. Etwas ganz, ganz Wichtiges! Ihr sollt es sogleich erfahren, bevor es auf dieser Seite überhaupt richtig losgeht. 

Im ersten Band dieses Fortsetzungsromans, den ihr in den Händen haltet, in dem steht die erstaunlichste, die tollste, die wunderbarste, die ergreifendste Geschichte, von der die Welt jemals erfahren hat. Und sie ist so spannend und sie ist so aufregend und sie ist so reich an Abenteuern und sie ist so bunt und so vielfältig, wie sie nur wenige Lebewesen auf Erden erfahren durften.

Und noch etwas ist so ungeheuerlich und so atemberaubend, das euer Herz immer schneller schlagen lässt, je mehr Seiten ihr davon gelesen habt. Es ist die Hauptfigur in diesem Buch. Es ist der Held, wie es ihn in seiner Art und in seiner Weise noch nie gegeben hat.

Nur so viel kann ich euch aber schon jetzt sagen: Er oder sie oder es ist nicht aus Fleisch und Blut. Er hat keine Knochen und er trägt keine Brille.

Und eine Haut, die ’nen Sonnenbrand kriegen kann, die hat er auch nicht. Und Zähne, die man putzen muss? Vergesst es! Schuhe, die trägt er auch nicht. Und er hat kein Hemd. Eine Badehose, die hat er ebenfalls nicht an. Und eine Mütze? Da muss ich lachen, wenn ich mir das vorstelle.

Er ist auch kein Fisch und kein Vogel, weder eine Schlange noch ein Fuchs. Und von einem Dinosaurier, von dem hat diese seltsame Gestalt, um die es hier auf diesen Seiten bis zum Schluss geht, schon überhaupt nichts.

Aber zunächst einmal beginne ich, wie es üblich ist, wenn etwas losgeht, mit dem Anfang dieser Erzählungen und ich stelle euch gleich mal einen Jungen vor, der gerade erst vor ein paar Stunden schlafen gegangen ist, der in einer Großstadt wohnt, deren Namen mit einem großen K anfängt und der sich im Traum nicht vorstellen kann, was ihm gleich widerfährt.

Und wüsste er bereits jetzt, wer oder was ihn schon sehr, sehr, sehr bald besuchen wird, er wäre sich absolut sicher, dieses Erlebnis nur für sich zu bewahren – und er hätte jeden Eid geschworen, es niemandem preiszugeben, in seinem ganzen Leben nicht. Warum würde er das getan haben? Weil er sicher gewesen wäre, dass ihm ohnehin niemand diese unglaublichen Abenteuer als bare Münze abgekauft hätte.

Dieser kluge, dieser sehr kluge Junge also, der war genau so groß wie sechs Weißbrote in der Länge. Und er war genau so schwer wie drei bis oben hin vollgepackte Schultaschen wiegen. Und lag nun in seinem Bett und der schlief ganz fest. Sein Alter, das zählte am heutigen Datum elf Jahre und vier Monate und achtzehn Tage.

Mit seinem Vornamen hieß er Roland. Seine Haare, die waren gelb-blond wie ein Rapsfeld, und seine Augen, die glänzten manchmal grün und die waren manchmal blau wie Tuschwasser. Und wenn er traurig war, dann schimmerten sie hellgrau, als wären sie aus Schiefer und einer Mehlsuppe gemacht.

Draußen herrschte tiefschwarze Dunkelheit. Es war weit nach Mitternacht, und es stürmte, und der Herbstwind, der heulte und der fauchte und der grölte und der quetschte sich jammernd in jede Ecke der Häuserschluchten. Es rasselte. Es knatterte. Es ratterte. Es stampfte. Es knurrte und es rappelte.

Und die Regentropfen, die prasselten auf das Dach des Reihenhauses, in dem er mit seinen Eltern wohnte, und sie trommelten hart gegen das Fenster seines Zimmers. Es hörte sich so an, als klopfte jemand mit vielen kleinen Hämmern dagegen. Und wenn man genau lauschte, dann glaubte man, eine helle Stimme zu vernehmen, die rief: „Lass mich rein. Lass mich rein. Bitte, bitte, lass mich rein.“

Aber Rolands Gedanken waren in seinem Traum gerade damit beschäftigt, wie er mit seinem Vater einen Drachen gebastelt hatte. Und seine Ohren, die hörten seine Mutter ihn zum Abendbrot rufen. Die fremde Stimme am Fenster jedoch, die wieder und wieder um Einlass bat, die drang nicht bis zu ihm. Roland träumte weiter, und ein Lächeln huschte mehrmals über sein Gesicht.

Doch plötzlich, da zuckte ein Blitz hell auf, und wenige Augenblicke später krachte ein lauter Donnerschlag aus den Wolken. Und es schien so, als wäre dieser Lärm ein Weckruf, der für Roland bestimmt war. Irgendjemand wollte, vielleicht war es sogar eine höhere Macht im Himmel, dass er aufwachte – jetzt, sofort, schnell, schnell, in diesem Augenblick.

Und so geschah es dann auch: so geschwind, so im Nu, so mit Blitzesschnells hingehext, so flixe-flaxe, so zacki-zacki-zuck wie ein Fingerschnipsen dauert.

Der Junge aus K, der in die fünfte Klasse ging und der rechnen nicht leiden mochte, der aber schreiben liebte und lesen ganz besonders, der schreckte hoch und der zuckte zusammen, als es noch einmal sonnenhell aufblitzte und es noch zweimal grollend donnerte.

Danach trat Stille ein. Es war eine tiefe Stille. Es war eine unheimliche Stille. Es war die Stille aller Stillen. Es war eine Stille, die Roland noch niemals zuvor erlebt hatte. Es war so still, dass man eine Katze hätte huschen hören oder ein Wegwerf-Taschentuch zu Boden fallen.

Der Regen, der hatte aufgehört, und der starke Wind, der blies nicht mehr. Da war kein Rauschen mehr in der Luft und kein Prasseln. Da war auch kein Rattern mehr und kein Fauchen.

Roland setzte sich auf in seinem Bett, und er hielt für einige Momente den Atem an. Was ist das eben für ein lauter Knall gewesen?, dachte er. Und dann noch einer und noch einer. 

Solch eine gewaltige Lautstärke, die hatte er zuvor noch nie gehört. Angst hatte er keine. Wovor auch? Und warum auch?

Er legte sich zurück in sein Kopfkissen und versuchte, wieder in seinen Schlaf zu finden. Aber es gelang ihm nicht. Er musste immer noch an den Donner denken. Aber dann hörte er eine Stimme, die so leise sprach, dass er sie kaum wahrnahm. Was war das?, ging es ihm durch den Kopf. Er schaute sich nach allen Seiten um. Wer redet hier? Wer sagt hier was? 

Roland kam mit seinem Oberkörper hoch, und er drehte noch einmal seine Ohren in alle Richtungen. Von wo kam es her, dieses Gemurmel? Er verharrte. Und er wurde ganz steif an Armen und Beinen. Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Er lauschte angespannt in die Stille hinein. Was kann das sein? Ach du mein Güte! Da … da … da war die Stimme wieder zu hören, und jetzt konnte Roland die Worte laut und deutlich verstehen. „Lass mich rein … bitte, bitte, lass mich rein. Lass mich doch rein … bitte.“

Er sprang aus dem Bett und ging auf das Fenster zu, das er öffnete. Er glaubte, von dort käme die Stimme. Aber wieder herrschte nur Stille. Es war nichts zu hören, und keine Person war zu sehen; weder auf der Wiese vor dem Haus, noch saß jemand in einem Baum am Ende des Gartens.

Bin ich überhaupt noch bei Sinnen?, stellte sich Roland die Frage. Oder träum’ ich noch immer? Wo kommt diese Stimme denn bloß her? Und wer steckt dahinter? Wer ist es, der da redet mit mir? 

Es war noch nicht auszumachen, ob es ein Junge war oder ein Mädchen, eine Frau oder ein Mann, denen die Stimme gehörte. Wer will – hier und jetzt – Einlass zu mir in mein Zimmer haben? 

Eine Hexe vielleicht? Oder eine Fee? Ein Kobold? Ein Zwerg eventuell? Der Klabautermann? Oder ein Zauberer? Ein Räuberhauptmann, der sich vor der Polizei versteckt?

Und zu welchem Zweck will der zu mir? Ist der womöglich auf der Flucht? Sucht der einen Unterschlupf? Ist der hungrig? Will der ein Bett zum Schlafen?

Auf all diese Fragen fand Roland keine Antworten. Sein Blutdruck aber, der stieg vor Aufregung an, und sein Puls, der raste immer schneller. Er schaute nach links gegen das aufgeklappte und mit vielen Wassertropfen bedeckte Fenster und er schaute nach rechts.

Und plötzlich … da … da … da sah er es. Da sah er ein Blatt, das dort von außen an der Scheibe klebte. Er hatte solch ein Blatt mit diesen angespitzten Zacken schon mal gesehen, den Namen jedoch, den kannte er nicht.

In diesem Augenblick hörte er die Stimme abermals. Aber dieses Mal, da war jedes Wort deutlich zu verstehen.

„Nimm mich rein zu dir. Bitte, tu’s doch. Ich bin ganz nass, und mir ist furchtbar kalt … Und müde, sehr müde, das bin ich auch.“

Roland schaute ungläubig hin und her, und er hörte die Stimme erneut zu ihm sprechen.

„Hier! Hier bin ich … Ich bin hier … Ich bin das Blatt. Das Blatt hier, das bin ich, und das, das redet mit dir.“

„Du? Du da! Du! Du bist es?“, fragte er erstaunt. „Die Stimme, die bist du? Du kannst sprechen? Ein Blatt? Ein Blatt, das kann sprechen? Das ist ja unglaublich!“, rief er aus.

„Ich kann’s aber nun mal. Da bist du platt, wie? Ich bin ein Blatt ein richtiges Blatt … und ich kann sprechen. Du hörst mich doch … und du siehst mich doch. Und ich kann noch viel mehr. Aber jetzt nimm mich endlich rein zu dir und mach, dass ich trocken werde … Bitte mach schnell. Beeil dich. Mich friert es sehr. Ich hol mir sonst noch den Tod. Ich zittere am ganzen Körper.“

Roland nahm – sehr, sehr … äußerst behutsam – mit Daumen und Zeigefinger beider Hände das Blatt von der Glasscheibe ab und trug es zu seinem Bett. Dort legte er es auf die Bettdecke. Anschließend schloss er das Fenster und fragte: „Was soll ich machen, damit du trocken wirst … und was soll ich noch machen, damit dir nicht mehr kalt ist?“

„Leg mich zwischen die Seiten eines Buches von dir. Dort werde ich wieder trocken und dort werde ich auch wieder warm“, antwortete das Blatt. Roland überlegte nicht lange. Er tat, worum er gebeten wurde.

Er nahm einen Atlas aus seinem Regal neben der Tür und legte das Blatt in die Mitte hinein. Bevor er die beiden Hälften des Buches zuklappte, fragte er: „Ist es auch nicht zu dunkel für dich … und … und bekommst du dort auch genügend Luft zum … zum Atmen?“

„Ja, ja … mach schon hin. Spute dich. Mir ist so fürchterlich kalt … und ich bin so fürchterlich müde.“

„Wann soll ich dich denn wecken?“

„Morgen … gleich morgen in der Frühe, wenn du aufgestanden bist. Du musst doch sicherlich zur Schule“, antwortete das Blatt. „Wenn du dich gewaschen und wenn du dir die Zähne geputzt hast, dann kannst du nach mir sehen … oder, wenn du unbedingt willst, auch schon früher.“

Roland nickte und schloss die beiden Deckel des Atlasses, dabei achtete er darauf, dass das Blatt nicht gequetscht wurde. Danach ging er wieder in sein Bett, deckte sich zu und hielt mit seiner rechten Hand den Atlas fest, den er neben sich gelegt hat.

Und während er noch daran dachte, welch’ seltsamer Gast ihn um Einlass gebeten hatte und was wohl nach dem Aufstehen geschehen würde, war er schon fest eingeschlafen. Einen Traum, den hatte er nicht mehr.

Und das Blatt, das vor mehr als dreihundert Jahren von einem Ahornbaum(1) in der kanadischen Provinz Alberta(2) während eines Herbststurmes abgefallen und vom Wind in den Himmel und von dort mehrere Tausende Mal über die ganze Erdkugel geblasen worden war, das fühlte sich sehr wohl zwischen den Seiten des Atlasses, der Roland gehörte. Es wurde dort allmählich getrocknet und es wurde zugleich gewärmt. 

Wie gut ich es doch hier habe, dachte es. Wo bin ich eigentlich gelandet? In welchem Haus übernachte ich hier? Und der Junge, wie wird der wohl heißen? Hoffentlich wird es morgen nicht noch mal so sehr regnen, dachte das Blatt. Ich habe keine Lust darauf, noch

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.01.2023
ISBN: 978-3-7554-3020-9

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