Jakob Klein
32 Jahre Sehnsucht
mein Sylt-Tagebuch
achtung: k(L)ein reiseführer
August 2020
Copyright © beim Autor
All rights reserved.
Lektorat: ohne, weil handgemacht in Deutschland
Umschlaggestaltung: der Autor
E-Mail: jakob.klein@provinzpoet.de
Vorbemerkungen über dieses Buch
Prolog
ZEHN – 16. August 2020
NEUN – 17. August 2020
ACHT – 18. August 2020
SIEBEN - 19. August 2020
SECHS – 20. August 2020
FÜNF – 21. August 2020
VIER – 22. August 2020
DREI – 23. August 2020
ZWEI – 24. August 2020
EINS – 25. August 2020
KEINS – ende
Jakobs Sylter Fahrradikette (und andere Tipps zum Radeln auf Sylt)
Epilog
Danke
Bitte
über den Autor
Bibliographie
Leseprobe
Kopierverbot, Impressum und Haftungsausschluss
Jetzt kommen nur noch die Endnoten:
Willkommen in diesem Buch.
Naturgemäß wurde dieser Text aus meiner Erinnerung heraus geschrieben, ohne weitergehende Recherchen. Damit handelt es sich um ein Sammelsurium meiner Gedanken, die aus früher gehörten, irgendwo aufgeschnappten und von mir subjektiv interpretierten Informationen beruht. Und als Besonderheit in diesem Buch mit meinen tagesfrischen Erlebnissen durchgemischt wird! Das ist als Warnung zu verstehen und als Aufforderung beim Lesen die eigenen Ressourcen zwischen den Gehörgängen aktiv zu verwenden.
Somit kann ich keinerlei Garantien für irgendwas geben. Besonders nicht für Rechtschreibung und Grammatik, dass habe ich ausführlich in meinem Buch „Wie wir den kalten Krieg gewonnen haben“1 erklärt. Da habe ich auch meine grundsätzliche Vorgehensweise des Schreibens dargestellt, wenn es Dich interessiert lese das Buch einfach auch noch. Natürlich kann es passiert sein, dass ich das eine oder andere ausgeschmückt habe, so aus meiner dichterischen Freiheit heraus. Deshalb sind eventuelle Ähnlichkeiten zu irgendwelchen Personen in der Gesamtheit betrachtet nicht beabsichtigt sondern zufällig. Jetzt aber geschwind zum eigentlichen Thema, ich hoffe, es macht Dir Spaß.
32 Jahre sind eine lange Zeit und von dem Zeitpunkt, an dem ich dieses Buch schreibe, war das 1988. Damals war ich siebzehn, machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und lebte noch dort, wo ich aufgewachsen bin, in Berlin, genauer geschrieben in Reinickendorf. Mit dem Beginn der Ausbildung im Jahr davor fing ich auch an mit meinen Kumpels das Berliner Nachtleben zu erkunden und zu erobern. Wenn ich auf dem Rückweg vom Bus in den frühen Morgenstunden durch die letzte Einbahnstraße lief, die zu unserer Wohnung führte, sinnierte ich manchmal darüber nach, dass in meiner Kindheit nur auf einer Seite Autos parkten. Aber man hatte auf dem Gehweg auf der anderen Seite einfach einen weißen Strich aufgemalt und nun standen da noch mehr Autos. Alles voll, und ich fragte mich, wo die auf einmal alle herkamen, aber dass ist jetzt egal. Etwas anderes war damals auch auffällig. Einige Autos hatten hinten am Kofferraumdeckel den selben Lackschaden. Sah jedenfalls so aus, war aber tatsächlich ein Aufkleber, der nur die Silhouette einer deutschen Nordseeinsel darstellte. Diese Fahrzeuge, die stolz diese Markierung wie Opas Wanderstab die Hüttenplaketten trugen, waren alles so Yuppie-Schüsseln, also geschniegelte Aufsteigerautos. Relativ neu. Relativ etwas teurer. Immer gewaschen und aufgeräumt. Garantiert ohne Beule, Kratzer oder Flugrost. Immer gültiger TÜV. Scheckheftgepflegt. Kurz der Inbegriff der neuen Spießergeneration. Wir hatten noch nicht einmal ein Auto. Und obwohl ich ja eine Bankausbildung machte, wollte ich kein Spießer sein.
Sylt war somit absolut kein Urlaubsziel von mir. Das war etwas für die Reichen oder die, die dazu gehören wollten. Poloshirts haben mir in der achten Klasse schon nicht gefallen, egal ob nun ein Krokodil drauf war oder nicht. Ich hatte meinen eigenen Stil, zumindestens nannte ich das damals so. Doch dann passierte etwas, was etwas Neues in mir weckte. Ich stand als junger Mann vor der Entfaltung meines Lebens, die Hormone erwachten und eröffneten mir einen neuen Blick auf die Welt. Und auf einer der letzten Langspielplatten, die ich mir kurz vor meinem 17. Geburtstag im Sommer 1988 von einer bei mir beliebten kleinen Berliner Combo2 kaufte, hörte ich dieses Lied3, dass diese tiefe Sehnsucht in mir weckte. Ich wusste seitdem genau, wohin ich gehörte, dass Suchen hatte endlich ein Ende. Ich war zwar noch nie dort, aber ich wusste sofort, dorthin muss ich zurück. Nur blöd, ich hatte gerade keine Zeit dazu und über Geld redet man auch nicht, wenn man es nicht gerade hat.
Seither irre ich durch die Weltgeschichte und versuche diesen Schmerz zu unterdrücken. Ich lag auf meinem Handtuch an der Kiesgrube, Wellen gab es dort eigentlich keine. Ich fuhr mit meinem Fahrrad über die Havel sogar nach Spandau, die Sehnsucht blieb, ich musste unbedingt auf diese eine Insel. Sehnsucht Sylt. Das Leben hat es zwar gut mit mir gemeint, aber alle meine Wege führten woanders hin. Ich zog nach Ostwestfalen und danach in den Nordschwarzwald. Urlaube verbrachte ich in der sächsischen Schweiz, dem Festland an der Ostsee. In Holland lief ich über Dünen an den Strand und auch am Steinhuder Meer erlosch auf der Badeinsel nicht meine Sehnsucht. Steter Begleiter mein Gin Fizz-Badetuch. Selbst ein Besuch auf Mallorca oder der irischen Insel füllte nicht die 1988 entstandene Leere in mir. All die Jahre zogen ungenutzt vorbei. Das Geld war einfach zu knapp und der Weg mit drei Kindern vom Nordschwarzwald zu weit. Doch nun, nach 32 Jahren ist es endlich soweit. Im Januar 2020 haben wir unsere Ferienwohnung in Wenningstedt gebucht4, Westerland ist einfach zu teuer und unpraktisch. Am kommenden Sonntag, den 16. August 2020 wird es dann passieren. Soweit die Bahn pünktlich ist, werde ich um 17:05 Uhr den erhabenen Boden Westerlands betreten.
Heute ist gerade der Donnerstag davor. Seit Wochen fiebere ich darauf und befürchte, dass Corona5 mir womöglich noch einen Strich durch die Rechnung zieht. Meine Frau wird mich auf diesem historischen Weg, diesem Meilenstein meines Lebens, begleiten. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Seit Tagen werden im Schlafzimmer die Dinge zum Einpacken gestapelt. Wir haben sogar eine neue Stranddecke gekauft, weil unsere bisherige nicht mehr repräsentativ genug ist. Fahrrad und E-Bike sind bereits bestellt und werden uns an die Ferienwohnung geliefert. Die Schlüsselübergabe ist besprochen. Das wird der Urlaub meines Lebens. Endlich werde ich zurück sein, wo ich niemals zuvor war.
Und ich habe beschlossen, dass muss für die Nachwelt angemessen dokumentiert werden. Nicht nur durch ein paar läppische Handybilder im Status. Schließlich bin ich ja ein unbekannter Buchautor. Deshalb habe ich beschlossen, ein Sylt-Tagebuch zu schreiben. Meine Erlebnisse und Gedanken, Eindrücke und Empfindungen festzuhalten. Vielleicht kann das dann als so eine Art alternativer Reiseführer gesehen werden. Spätere Generationen pilgern mir nach auf meinen Wegen zurück, zur Stillung der Sehnsucht.
Damit alles so authentisch wie möglich bleibt, wird der Text auch in seiner Rohfassung veröffentlicht. Das ist dann sozusagen alles aus meiner Hand ohne Korrektor und Lektor und Graphiker. Unverfälscht, aber somit eben auch einfach bodenständig. Ich werde ja zu nix Besserem, nur weil ich dann auch zu denen gehöre, die auf Sylt Urlaub machen. Und wenn Dir als mein Leser die Augen wehtun, wegen dem einen oder anderen Rechtschreib- oder Grammatikfehler, dann scheue Dich nicht und maile mir einfach an jakob.klein@provinzpoet.de. Ich werde dann den Fehler korrigieren und Danke Dir schon einmal vorab für Deine Unterstützung. Du kannst mir natürlich auch schreiben, wenn Du etwas nicht verstanden hast, weil ich weiß, dass ich manchmal so krumme Gehirnwindungen habe und dann im Text so völlig verdreht abbiege, dass es sein kann, dass ich dabei einen Gedanken verliere und über einen anderen schreibe. Aber bevor Du mir schreiben kannst, muss ich dies weiter tun. Ich verrate Dir meinen Plan von dem Buch. Ich werde jeden Tag vom Vortag berichten, oder auch schon gleich mal ein Erlebnis notieren, je nachdem, wie ich dazu komme und die Gedanken laufen. Denn ich mache dort auch Urlaub und kann nicht nur vor dem Bildschirm an der Tastatur hängen. Aber jeder Tag bekommt ein Kapitel und da wir 10 Übernachtungen gebucht haben, dachte ich, ich mache einen Countdown. Wenn alles so klappt, sollte das Buch schon im September zu haben sein. Die Gedanken sollen ja möglichst frisch zu Dir und nicht durch zigmal drüber Lesen verwischt und verwässert werden. Das Cover ist schon fertig, dass habe ich gestern bereits gestaltet. Also los geht es mit:
Boahh, dass soll Urlaub sein, wenn man mitten in der Nacht aufstehen muss? Warum nehmen wir eigentlich das immer in Kauf, sich kaputt zu machen, nur damit man möglichst früh im Urlaub sein kann? Als wir nach Mallorca geflogen sind kamen wir trotz des ewigen Marsches vom Flugzeug bis zum Transferbus und der über einstündigen Fahrt quer durch die Insel noch so im Hotel an, dass die uns dort erst einmal in den Speisesaal zum Frühstück verfrachteten und meinten, dass unser Zimmer dann geputzt sei, wenn wir aufgegessen haben. Hat so geklappt, aber drei Stunden später ankommen und dafür ausgeschlafen sein, wäre auch schön gewesen. Nach Wien sind wir extra so früh geflogen, weil dies die einzige Möglichkeit war, noch eine Veranstaltung an der Hofreitschule anzugucken (Morgentraining, für die interessierten Leser) – das hat sich definitiv nicht gelohnt, sozusagen eine persönliche Ausflugswarnung und die klare Empfehlung entweder auszuschlafen oder in einem netten Kaffeehaus zu frühstücken. Da wir mit dem Zug nach Westerland fahren, habe ich jetzt schon Zeit etwas zu schreiben. Soweit die Vorsätze, aber wir, also Du und ich, sind ja dafür flexibel genug, denke ich.
Also los ging es in aller frühe. Weil für den ersten Umstieg nur fünf Minuten zur Verfügung standen, sind wir die erste Etappe gleich mal sicherheitsorientiert mit dem Auto gefahren. Das ist gut, wenn man ohne Kinder reist und die dann schon so groß sind, dass man das Auto nicht kostenpflichtig an dem Bahnhof für die Reisezeit abstellen muss. Das Kind musste einfach auch früh aufstehen und hat dann das Auto mit zurückgenommen. Und wir haben dann auf dem Bahnsteig vier in Pforzheim auf unseren Regionalexpress nach Karlsruhe gemütlich warten können. 17 Grad ist ja nicht so kalt, es hat auch nicht geregnet. Um 7:59 h ist dann pünktlich der Zug angekommen, mit dem wir zu Hause hätten losfahren müssen. Aber der ist auch maximal flexibel. Dies weiß ich deshalb, da ich außerhalb meiner Urlaube die Strecke regelmäßig fahre, weil ich Berufspendler bin und in der Pforzheimer Innenstadt mein Büro ist. Was ich da die letzten zwei Jahre alles mitgemacht habe wegen Zugausfällen und Verspätungen, also wenn ich mal richtig Zeit habe, schreibe ich darüber etwas. Aber lange Bücher sind nicht so mein Ding, weder zum Lesen noch zum Schreiben. Also wird das wahrscheinlich nix mit dem Buch „Jakobs Abenteuer als Bahnpendler“, alternativer Titel „Jakobs unendliche Reisen mit dem Zug“, weil da könnte ich dann nochmal einige Kapitel über meine Fernreiseerlebnisse aus über dreißig Jahren Erfahrung anhängen6. Aber das lasse ich mal und wie Du merkst: ich begebe mich immer wieder in das Abenteuer. Gerade fahren wir in Mannheim ein, somit alles gut. Denn von Pforzheim ging es mit dem Regionalexpress pünktlich nach Karlsruhe, dort sind wir nicht auf der Haupttreppe, sondern der hinteren gemütlich ohne Gedränge und Gegenläufer von Gleis 9 zu Gleis 3 mit unserem 25 kg Koffer und zwei Rücksäcken gelaufen und konnten stressfrei auf dem Wagenstandanzeiger erkennen, dass unser Waggon im Bereich E Richtung F uns aufnehmen wird. Ja, wir investieren in reservierte Plätze. Und weil wir ohne Kinder reisen sogar im sogenannten Ruhebereich, wir wollen schließlich keine reisenden Familien stören. Ich habe die Plätze sogar selber im Internet ausgesucht mit Tisch und gegenüber von so einem Kofferfach. Und Dank Corona ist der Zug auch leer. Oder weil wir Sonntags Richtung Norden fahren, während ja die Urlaubrückreiser von Oben wiederkommen. Das nennt man antizyklisches Handeln, welches nicht nur an der Börse, sondern auch beim Reisen und an Buffets sinnvoll ist. Außerdem konnten wir so gestern noch alles in Ruhe packen, aber es ist ja ein Sylt-Tagebuch und gestern waren wir ja noch nicht mal, so wie heute, auf dem Weg dorthin. Nur gedanklich. Also Vorteil, wenn alle runter wollen, fahre hoch und deshalb fahren wir zum Beispiel auch nach zehn Übernachtungen wieder zurück. An einem Donnerstag und nicht Sonntags, wie alle anderen, die dann Montags wieder zur Arbeit müssen. Aber weiter will ich noch nix verraten. Also, wir standen ohne Hektik in Karlsruhe auf dem Bahnsteig, natürlich schon in dem Bereich, in dem unser Waggon anhalten sollte. Soweit so gut. Dann kam die Durchsage. Verspätung.
Das war jetzt kein Formatierungsfehler. Was schoss Dir als erstes durch den Kopf? Gedankenkette: Urlaubsreise – Bahn – Verspätung!
Ergänzende Information: Es geht um deinen Hauptzug, der Dich bis nach Hamburg bringen soll. Und um Deine einzigen reservierten Plätze auf der insgesamt elfstündigen Fahrt!
Verspätung!
Du hast alles gegeben.
Du hast gestern alle Sachen vorbereitet.
Du bist extra früh aufgestanden.
Verspätung!
Du hast Dein Kind genötigt, ebenfalls früh aufzustehen.
Du bist extra doch mit dem Auto gefahren, um in Pforzheim nicht den Regionalexpress nach Karlsruhe zu verpassen, damit Du auch Deinen ICE dort rechtzeitig erreichst.
Du hast alles menschenmögliche gegeben!
Verspätung!
Und jetzt stehst Du auf diesem Bahnsteig mit Frau und Gepäck.
Du verlierst den Verstand.
Verspätung!
Du willst wieder an die Nordsee und jetzt stehst Du hier in der badischen Metropole!
Anti-Stress-Management-Seminar Punkt eins: erst einmal tief durch die Nase in den Bauch
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Autor
Bildmaterialien: Autor
Cover: Autor
Lektorat: Autor
Tag der Veröffentlichung: 31.08.2020
ISBN: 978-3-7487-5586-9
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