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1. Der Absturz

Es war kurz vor Mitternacht als ich die Augen öffnete. Erschrocken schaute ich mich um da ich für gewöhnlich nicht um diese Zeit aufwachte. Aber Irgendwas war anders in dieser Nacht. Durch die Vorhänge meines Zimmers viel ein heller Lichtschein. Nicht etwas weiss wie es der Mond sonst getan hätte, Nein er war Rot. Panisch sprang ich aus dem Bett nicht darauf achtend das meine Klamotten noch im weg lagen. Unsanft landete ich auf dem Boden und schlug mir das Kinn an. Es brannte fürchterlich und der stechende Schmerz pochte bis hinein in die Kehle. Endlich am Fenster angekommen Riss ich die Vorhänge auf und starrte in den Himmel, und da sah ich ihn den Blutroten Mond.

Noch immer gebannt schaute ich empor. Etwas bewegte sich in der tiefschwarzen Nacht. Inmitten des Mondes konnte ich Schemenhaft etwas Fliegendes erkennen. Es war groß, größer als es ein Vogel sein könnte. Selbst die Raubvögel hier in der Gegend waren hiermit verglichen nur kleine Spatzen. Neugierig beobachtete ich das Schwarze Wesen weiter. Nein, es flog nicht, es fiel. Den Aufprall konnte man zwar nicht hören doch man konnte sich genau hineinversetzen wie es sich anfühlen müsste.

Nichts hielt mich noch am Fenster. Ich musste herausfinden was dort herunter kam. Eilig suchte ich in der Dunkelheit meines Zimmers die am Abend weggeworfenen Klamotten zusammen, schlüpfte in die Hellblaue Jeans mit den Nieten an der Seite. Das Top war eigentlich viel zu kurz doch ich trug es unheimlich gern. Es war Marineblau mit schwarzen Ornamenten und einfachen Spagettiträgern. Dass Shirt welches ich nur in der Nacht trug warf ich einfach zurück ins Bett, so wie ich es jeden morgen machte. Die Haare welche Pechschwarz waren und gerade mal bis zu den Schultern hingen band ich noch einmal neu mit dem Weißen Haarband von meiner Oma. Die Schuhe waren ein Problem die warf ich für gewöhnlich einfach irgendwo hin. Als ich dann auf der Suche nach ihnen war stieß ich schon sehr schnell mit dem ersten zusammen. Um nicht laut aufzuschreien musste ich mir erstmal die Hand vor den Mund halten. Gleich daneben lag auch der zweite. Welch ein Wunder wie hatte ich das wohl geschafft.

An der Tür des Zimmers angekommen lauschte ich dann erstmal bevor ich die Klinke nach unten bewegte. Nichts, es schliefen wohl alle. Auf Zehenspitzen gehend und weiterhin auf der lauer ging ich den Flur entlang und die steile Treppe hinunter. Die Eingangstür war wie jede Nacht abgesperrt. Kein Wunder bei dieser Gegend. Es wohnten in dieser Siedlung zwar nur Reiche Schnösel doch konnte man nie wissen. Vor allem nicht da wir erst seit knapp 4 Wochen hier wohnten. Mein Schlüssel befand sich noch immer in meiner Hosentasche in der ich nun auch schon eilig herum kramte. Als dann der Richtige Schlüssel gefunden wurde zog ich das Bund fest umklammert heraus. Der Weg war frei. Auf dem Absatz zog ich mir endlich die Schuhe an, die wären im Treppenflur einfach zu laut gewesen.  Schnellen Schrittes Bog ich um die Ecke unseres Hauses. Von hier an begann das Wiesenfeld welches noch etliche Kilometer lang und breit war. Keine Straße und keine Wege hier einfach nur das Satte Grün. Fehl gedacht. Es hatte die letzten Tage geregnet und schon steckten meine Füße bis zum Knöchel im Schlamm. Trotz des Ekels der mich aufgrund der bereits vollgelaufenen Schuhe überkam setze ich meinen weg zur Stelle wo das Schwarze Wesen herunter gekommen sein muss fort. Nach nur wenigen hundert Metern steckten meine Schuhe soweit fest dass ich sie ausziehen musste. Es gelang mir nicht wirklich also viel ich nun schon zum zweiten Mal diese Nacht vornüber. Diesmal war der Aufprall in den Matsch nur etwas Sanfter.

Noch immer war der Mond am Himmel in ein feuriges Rot getaucht welches mir die Sicht auf dem Feld  verwehrte. Warum nur war er ausgerechnet heute Rot? Weiter durch den Schlamm wartend hielt ich meine Schuhe empor. Warum nur? Ich ließ Sie fallen und kam dadurch doch etwas schneller, wenn auch nicht viel vorwärts. Irgendwo dahinten zwischen den Birkenbäumen müsste das Wesen runtergekommen sein. So langsam wurde mir auch mulmig, immerhin wusste ich ja gar nicht auf was ich mich da eingelassen habe. Diverse Fragen striffen mir durch den Kopf. Was kam da heute Nacht vom Himmel? War es überhaupt Lebendig? Was mach ich wenn ich dort angekommen bin?

Mittlerweile waren nicht nur sämtliche Klamotten von einer dicken braunen Schlammschicht bedeckt, auch Arme und Gesicht sahen nicht viel besser aus. So langsam wurde es auch anstrengend so zu laufen. Immer wieder versanken meine Füße im Matsch. Schon fast keuchend kam ich dann auch endlich bei den Eichen an. Stützend am Baum suchte ich in der ferne mein Ziel. Irgendwo hier muss es sein. Etwa Zweihundert Meter weiter erblickte ich dann auch das wonach ich suchte. Dort drüben war das Gras um einiges Niedergedrückter als auf der restlichen Wiese.  Das musste der Ort sein. Somit verließ ich meine Deckung und den halt den mir die Bäume gaben und stapfte weiter auf der noch immer triefend Nassen Wiese.

Nur noch wenige Meter trennten mich von der gerodeten Stelle inmitten der Wiese. Meine Schritte wurden zusehends Langsamer. Fast geduckt versuchte ich mich nun vorzuarbeiten, was mir nur schwer gelang da meine Füße ja immer noch in der braunen Pampe steckten und bei jedem Schritt laut aufschmatzten. Zum Glück waren teile der Wiese so hoch mit jeglichem Gestrüpp bedeckt sodass ich mich gut verstecken konnte. Sofern es meine Klamotten die mir doch nicht passend erschienen zuließen. Ich fühlte die Angst Langsam in mir hoch kriechen. Ein Gemisch aus Kälte, welches eh an den Fußsohlen klebte, die Waden hochkletterte bis hin zu diesem Trockenen Gefühl im Hals welches sich als plumper Kloß erwies. Schlucken traute ich mich schon längst nicht mehr. So dick wie es mir schon im Hals hing hätte es jeder gehört der sich auch nur in meiner Nähe befunden hätte.

Zögernd lugte ich nun durch den kleinen Strauch der mir als Deckung gerade Recht kam. Direkt dahinter befand sich die Stelle des Grauens. Eisige Schauer überfielen mich als ich den aufgewühlten Boden sah. Genauso wie in diesen Katastrophenfilmen wenn irgendwo ein Meteor einschlägt. Eine Langgezogene Schneise mitten auf dem Feld. Nur das war kein Film das war Real. Am Ende des Einschlagfeldes konnte ich nur Schemenhaft etwas Schwarzes erkennen. Zumindest Dunkel musste das etwas sein was da lag. Noch immer trennten mich bis zu diesem Ort gute fünfzig Meter. Obwohl die Angst schon fast einer Panik glitt war meine Neugier doch stärker. Ich verließ nach etlichen Atmungsübungen und Beruhigungstechniken meine Deckung und ging langsam inmitten der Absturzstelle auf das Schwarze Wesen zu.

Da war es. Nein Er. Da lag doch tatsächlich ein Mensch. Langsam tastete ich mich vor um  mir einen besseren Überblick zu schaffen. Zögert streckte ich meine Hand aus um die langen Rabenschwarzen Haare aus dem Gesicht desjenigen zu streichen. Doch bevor ich dazu kam hörte ich ein Geräusch direkt hinter mir. Ich drehte mich abrupt um und schaute in zwei grasgrüne Augen. „Lucia was machst du da?“ Angsterfüllt senkte ich meinen Kopf. Dieser hochgewachsene Mann dessen Augen mich weiterhin anstierten funkelten erbost. Mein Vater Edan war ebenfalls wach geworden und musste genau wie ich dem ganzen gefolgt sein. Da ich immer noch keine Antwort gab packte er mich kurzerhand am Arm und zog mich hinter sich. Erst als ich an hinter ihm stand sah ich meine Mutter Ilines und meine Großeltern Feden und Sahria die Schneise entlang eilen. Mein Vater war gerade dabei den Menschen umzudrehen und das Gesicht zu entblößen. Es stockte mir der Atem, da log doch tatsächlich ein junger Mann. Er sah auch noch gut aus obwohl er diese blasse fast weiße Haut hatte, seine Lippen hingegen waren fast Purpur. „Ilines er lebt noch“ rief mein Vater. Mutter hatte diese Worte wohl verstanden und setzte sich nun neben dem jungen Mann. Sie hielt ihre Hände direkt über seine Brust. Was sollte das denn jetzt. Völlig benommen stand ich neben meinen Großeltern und guckte mir das Schauspiel an. Großvater legte unterdessen einen Arm um meine Schulter und Großmutter nickte mir aufmunternd zu. Man was sollte das alles.

Dann geschah etwas was mir fast den Atem raubte. Die Hände meiner Mutter wurden von einem grünen Schleier umhüllt. Langsam legte sie diese auf die Brust des jungen Mannes. Eine Weile behielt sie das so bei bis der er sich langsam anfing zu bewegen. Mein Vater flüsterte ihm Irgendetwas zu was ich aber aufgrund der Entfernung nicht verstehen konnte. Er blieb daraufhin still liegen.

Sobald Ilines fertig war gab sie Edan ein Zeichen und er hob ihn auf seine Arme. Langsam ging er dann die Schneise entlang und drehte sich noch einmal zu uns um. „Lucia darüber reden wir später noch“ Es war als hätte er mich verstanden. Tief in meinem innerem war ich dadurch so aufgewühlt das ich immer noch mit offenem Mund dastand. Meine Mutter folgte in langsamen Schritt meinem Vater. Auch meine Großeltern setzten sich in Bewegung. Da Großvater mich immer noch festhielt zog er mich einfach mit.

Zusammen gingen wir zurück zu unserem Haus, wo Mutter und Vater gleich im Oberen Stockwerk mit dem jungen Verschwanden. Meine Großeltern hingegen gingen in das Wohnzimmer wo das Feuer im Kamin bereit Lichterloh brannte. War das schon an als ich aus dem Haus ging? Eigentlich nicht. Wir achteten stets darauf dass es immer gelöscht wurde bevor dann der letzte zu Bett ging. So eine Katastrophe wie vor zwei Jahren wollten wir nicht noch einmal erleben. Damals stand fast das Gesamte Wohnzimmer in Flammen. Zum Glück hatte Vater das noch rechtzeitig bemerkt. Großvater brachte mich zum Sessel wo ich mich dann erstmal setzte und versuchte das alles zu verdauen. Richtig Denken konnte ich in diesem Moment wohl nicht mehr. Das war alles zu verwirrend für mich.

Danach setzte er sich neben Großmutter. Diese meinte nur „Ob sie schon soweit ist?“  Großvater runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht, wenn wir die Nacht überstanden haben werden wir es sicherlich wissen.“ Noch immer saß ich da im Sessel und stierte in die Flammen. Zu benommen um überhaupt etwas zu tun. Doch eines schaffte ich noch. Ich schloss meine Augen und schlief ein.

 

 

2. Die Erkenntnis

Der Morgen fing ja gut an. Mir tat einfach alles weh. Bei jeder Bewegung Spannten sich die Muskeln so sehr an das ich hätte schreien können. Zu gerne hätte ich mich erstmal gestreckt. Also hörte ich auf mich zu bewegen und blinzelte erstmal in den Raum. Nur langsam gelang mir das Wachwerden. Leise Stimmen vernahm ich dann aus der Küche welche sich ja direkt neben dem Wohnzimmer befand. Da wurde es mir klar. Dass letzte Nacht war kein Traum, konnte es ja nicht, oder bin ich schlafgewandelt und hab mich einfach hierher ins Wohnzimmer begeben und mich auf den Sessel gesetzt. Auch wurde mir klar das es doch noch jemanden hier im Haus gab den ich wieder sehen wollte. Was war mit dem Jungen Mann passiert? Das letzte woran ich mich noch erinnerte war das mein Vater ihn nach oben gebracht hatte. Ob er noch immer dort oben war oder war in bereits wach und in der Küche bei meiner Familie?

Obwohl mein Körper von der unbequemen Lage der Nacht noch schmerzte tapste ich mich langsam vor zum Flur um dann ein wenig in die Küche hinzulugen ohne das mich jemand sah. Doch fehl gedacht. Meine Mutter scheint jeden meiner Schritte war genommen zu haben. Sie kam an die Tür, schaute mich an und lächelte mich an. „Guten morgen mein Schatz hast du Gut geschlafen“ Wie gut geschlafen? Versuch du Dich doch mal auf dem Sessel in ein recht unangenehme Position zu begeben und mach dann für mehrere Stunden die Augen zu um danach festzustellen dass es keine gute Idee war. So etwas konnte ich Ihr natürlich sagen. Auch wenn mir Ihre Worte manchmal an den Strich gingen hatte ich sie doch verdammt gern. Hatte ich das noch? Nachdem was da passiert ist? Ihre grün aufleuchtenden Hände machten mich irgendwie nervös. Auch wenn jetzt alles normal schien. „Alles bestens“ waren dann doch noch meine Antwort auf Ihre Frage auch wenn es nach meinem Gefühl Stunden später aus mir heraus kam. Langsam ging ich dennoch in die Küche wo auch mein Vater und meine Großeltern bereits am Tisch saßen und setzte mich auf den Stuhl direkt neben meiner Mutter.

Niemand sagte etwas. Es herrschte Totenstille und doch konnte man deutlich die Schwere Atmung meines Vaters und ab und das klägliche Seufzen meiner Mutter oder Großmutter vernehmen. Erst als mir Großvater in meinen Lieblingsbecher Kaffee eingoss schaute ich von meinen Frühstücksteller auf. Es war so ein großer Roter mit Drachentribal wo innen alles Schwarz war. Mein Vater räusperte sich und es schien ihm etwas auf der Zunge zu liegen. Doch bevor er etwas sagen konnte tat ich es. „W-was war das heute Nacht? Sagt nicht ich habe geträumt. Ich hab es mit eigenen Augen gesehen.“ Noch völlig verstört nahm ich meinen Becher ungeschickt in die Hand und versuchte daran zu nippen. Meine Hände zitterten so sehr da ich die Antwort die ich hoffentlich bekommen werde wohl kaum verstehen werde. Ich sah meiner Mutter in die Augen die darauf hin mit jedem an dem Tisch sitzenden selbst kurz Augenkontakt hielt. Sie suchte wohl selbst nach einer Antwort. „Lu, wir sind uns einig das es an der Zeit ist dich in unser Geheimnis einzuweihen. Du bist jetzt siebzehn und es würde eh nicht mehr lange Dauern bis wir dich aufklären müssten.“ Auch meine Großmutter mischte sich in diese kleine Unterhaltung mit ein. „ Kleines auf dich warten große Veränderungen, aber Hab keine Angst, wenn wir dir alles von Anfang an erzählen wirst du es schon verstehen. Bevor wir reden können müssen wir hier erstmal einiges klären und vor allem solltest du endlich anfangen etwas zu essen.“ Ich verstand zwar noch nicht recht, war aber erstmal mit dieser Antwort zufrieden. Somit fing ich an mir ein Toast aus der Verpackung zu nehmen und bestrich dieses nur mit etwas Butter und legte dort meinen heiß geliebten Käse oben auf. Ja eigentlich sollte das Toast noch in den Toaster, aber ich mag diese Harte Kruste einfach nicht essen. Genauso ergeht es mir wenn Mum dieses Brot vom Bäcker holt. Auch da schneide ich alle Ränder ab. Noch immer zittrig hob ich es an und as erstmal zwei, drei bissen. So richtig wollte es mir nicht schmecken. Zuviel schwirrten meine Gedanken an den jungen Mann der oben sicherlich im Gästezimmer schlief. Gerne würde ich mich davon stehlen und einen Blick hineinwerfen.

Nachdem dann nun alle mit dem Frühstück fertig waren schickte mein Vater mich erstmal auf mein Zimmer. Ich solle mich frisch machen und warten bis sie fertig waren. Er würde mich dann später holen und sie würden dann alle zusammen mich Einweihen. Einweihen so hatten sie es genannt. Nachdenklich schritt ich also die Treppe hinauf, aber einen Reim auf das ganze konnte ich mir nicht ausmalen. Wie auch, ich hatte ja nie etwas bemerkt, Geschweige wie hätte ich den ahnen können das meine Familie anscheinend krasser drauf ist als alle anderen. Ohne mir Gedanken um den Fremden zu machen ging ich weiter. An seiner Tür vorbei und schnurstracks in mein Zimmer. Dort setzte ich mich erstmal auf mein Bett. In Gedanken verloren starrte ich auf die gegenüberliegende Wand. Dort waren etliche Weiße Regale angebracht wo sich unzählige Bücher darin befanden. Viele von Ihnen Handelten von Fabelwesen und gehörten der Reihe Fantasy an. Nun ja meine Großmutter las mir als ich noch kleiner war jeden Abend eine neue Geschichte vor. Da war es doch kein Wunder das ich mich dann später für so etwas interessierte.

Mein Blick wanderte weiter im Zimmer herum bis ich schließlich an eine leicht aufstehende Tür kam. Gut das war das Badezimmer. Obwohl ich mich innerlich weigerte stand ich auf und ging auf die die Tür zu und knipste erstmal das Licht an. Ja genau da könnte ich heute noch mit mir selbst meckern. Da hat man sich zwar das größte der Schlafzimmer aussuchen dürfen hat aber genau das eine Zimmer erwischt wo das Badezimmer ohne Fenster war. Zum Glück hatte mein Vater mir sehr hell leuchtende Glühlampen besorgt. Sofort holte ich mir ein frisches Handtuch aus dem Regal und stellte erstmal die Dusche an. Das Wasser war angenehm warm. Somit konnte ich mich erstmal meiner Klamotten entledigen und eine warme Dusche genießen. Körper Einseifen, Haare Shampoonieren und alles wieder abwaschen. Die Haare mussten wie immer noch mit Pflege behandelt werden sonst würden die mir später beim Fönen in alle Richtungen abstehen. Nachdem ich dann endlich alle Prozeduren durch hatte wickelte ich mir das bereits zu recht gelegte Handtuch um und stolzierte erstmal wieder in mein Zimmer. Da ich nun erstmal frische Luft benötigte öffnete ich das Fenster. Mein Blick wanderte wie in der Nacht gen Himmel.

Mit offenem Mund stand ich da und konnte meinen Augen irgendwie immer noch nicht Glauben. Der Mond stand noch immer in seiner vollen Pracht dort oben. Genauso wie vor wenigen Stunden erstrahlte er in einem feurigen Rot. Kopfschüttelnd wand ich mich dennoch ab und fing an mich abzutrocknen und mir frische Kleider aus dem Schrank zu holen. Da meine Lieblingsklamotten voll mit Dreck waren musste etwas Neues her. Um es mir für den Tag gemütlicher zu machen reichten mir Jogginghose und ein einfaches Top. Fertig angezogen schnappte ich mir den Fön und stellte mich wie jeden Morgen an das offene Fenster. Irgendwie brauchte ich den Blick in die Ferne. Da meine Haare nicht sonderlich lang waren brauchte ich dafür auch nicht allzu lange.

Kaum war ich fertig, klopfte es an der Tür. „Darf ich rein kommen?“ Mein Vater stand vor der Tür und irgendwie wusste ich was jetzt kommen würde. „Ja“ war demnach nur meine knapp bemessene Antwort. Als er dann die Tür öffnete, lugte er trotzdem nur kurz herein. „Wenn du soweit bist? Wir warten im Wohnzimmer, da können wir dann alles in Ruhe bereden“ Ich nickte nur und drehte mich noch einmal zum Fenster um. Die Tür wurde geschlossen und ich hörte die leisen Schritte auf der Treppe. Es ging also los. Jetzt werde ich erfahren was das ganze zu bedeuten hatte.

Noch einmal tief durchatmen und los geht’s. Das war ein mehr als beklemmendes Gefühl welches mir da durch den Körper schoss. Trotzdem musste ich da jetzt durch. Nein ich wollte es so. Also strafte ich die Schultern und Ging aus meinem Zimmer und direkt auf die Treppen zu.

Noch einmal musste ich Tief Durchatmen um die letzten Stufen zu nehmen.

An der Wohnzimmer Tür angekommen, musste ich erstmal schlucken. Dort saßen nicht nur meine Eltern und Großeltern sondern auch der Fremde von heut Nacht. Verwirrt stand ich dort und wusste nicht was ich machen sollte. Starrte erst an die Wand, dann zum Kamin, dann auf den Boden. Meine Hände begannen zu Schwitzen und mit den Füßen fing ich schon fast an zu trampeln. Erst auf den Linken dann auf den Rechten und das ganze noch einmal von vorn.

Meine Großmutter kam auf mich zu und hielt mich unter meinem Arm fest und Zog mich mit auf die kleine Couch wo auch schon meine Mutter saß. Stille herrschte nur für einen Moment. Mein Vater fing an sich zu Räuspern und stellte mir erst einmal den Fremden vor.

„Lucia, das ist Nydell. Du erinnerst dich ja an das was letzte Nacht passiert ist“ Er sah mich mit seinen tief grünen Augen an und ich konnte nichts anderes al Nicken. Nun hatte ich schon mal einen Namen. „Bevor wir weiter auf ihn eingehen können müssen wir dir erst etwas anderes erklären“ er nickte nun Nydell zu und dieser erwiderte es auch noch mit einem Lächeln.

Bevor mein Vater allerdings weiter reden konnte, kippte meine Mutter erstmal den köstlich duftenden Tee in unsere Tassen ein. Schnell nahm ich diese und verkroch mich in die Ecke vom Sofa soweit es mir irgendwie möglich war. Wie gut das ich jetzt etwas in den Händen halten konnte. So nervös war ich. Meine Großeltern und meine Mutter senkten die Blicke was mir ein noch mulmigeres Gefühl bescherte. Ein letztes Räuspern und mein Vater begann die Story meines Lebens zu erzählen.

3. Die Wahrheit

„Am besten ich fange damit an das wir alle, die hier sitzen, besondere Menschen sind. Wie du sicherlich bemerkt hast konnte deine Mutter in der letzten Nacht Nydell ohne größere Probleme heilen.“ Ein Blick von ihm zu mir und ich konnte nichts anderes als Nicken.

„Im Grunde muss ich heute dein Leben auf den Kopf stellen Lu. Wir kommen nicht von hier. Der Ort wo wir einst lebten nennt sich Elisar. Elisar ist die Hauptstadt Gardenas. Ein Wundervoller Ort. Stell Dir einfach das Paradies vor und du siehst unsere Heimat“ Meine Augen wurden wohl immer Größer. „Was aber ich dachte das ich hier her komme. Gut wir wohnen erst seit vier Wochen hier aber ich kenne doch nichts anderes als das hier.“ Mein Vater seufzte.

„Ja Lu so ist es. Du bist auch hier geboren und aufgewachsen. Du kennst unserer Heimat nicht und warst bisher auch noch nicht dort.“ Ich trank erstmal ein paar Schlücke von meinem herrlich Duftenden Tee. „Auch wenn du das alles nicht kennst Lu bist du ein Teil davon. Im Grunde wachsen wir alle miteinander und Harmonisch auf gehen in eine Art Schule, Arbeiten für unser tägliches Brot. Eigentlich genau wie hier, nur nicht so stressig. Kommen wir also nun zu dem was deine Mutter gemacht hat.“ Meine Mutter zwinkerte mir zu und nahm mich in den Arm.

„Diese Gaben, wir nennen es Ramus erhalten wir bei unserem Geddan also an dem Tag an dem wir Erwachsen werden. Jeder erhält ein anderes Ramus sodass niemand genau sagen kann welch eine Berufung er später ausüben wird. Ich zum Beispiel wurde zur Heilerin wie du ja gesehen hast. Deine Großmutter besitzt den Ramus des Wissens. Sie kann mit der Kraft ihrer Gedanken Gegenstände bewegen.“ Und schon Flog die Teetasse meiner Großmutter die eben gerade noch auf dem Tisch stand in Ihre Hand.  „Dein Vater und dein Großvater bekamen den Ramus der Stärke. Demnach könnte man sie auch als Krieger bezeichnen. Die beiden können jede Schwere Aufgabe bewältigen solange Sie Ihre Muskeln dabei spielen lassen können.“ Kichernd hob sie die Hand vor dem Mund und mein Vater konnte nichts anderes als zu Schnauben, aber auch eher mit einem Grinsen im Gesicht. Nur Großvater verzog bisher keine Miene.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die Spaß am Lesen haben.

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