Cover

Verliebt

Du stehst vor mir so engelgleich,
so lieblich und adrett.
Mir werden fast die Knie weich,
ich wünscht’, dass ich dich hätt’.

Dein herrlich blondes langes Haar
fällt bis hinab zum Rücken,
die blauen Augen können gar
mich bringen in Verzücken.

Du lächelst lieb mir ins Gesicht,
von Falschheit keine Spur.
Ich könnt Dich lieben, wärst Du nicht,
die Schaufensterfigur.


Die Fliege und Herr Schneider
Gemeinschaftsgedicht von Leonore Enzmann und Michael Lüttke

Die Fliege saß auf seinem Bett,
sie wollte kurz 'ne Pause machen
Herr Schneider fand das gar nicht nett,
und fand's auch nicht zum Lachen,

Die Klatsche aus dem Schrank genommen,
sich an die Fliege schnell geschlichen.
Doch als er gerade angekommen,
ist sie ihm lange schon entwichen.

Jetzt sitzt sie still auf seinem Rücken
und schaut sich an das Schneider-Treiben.
Sie schmunzelt leise vor Entzücken,
hier werd' ich wohl was sitzen bleiben.

Und die Moral von der Geschicht:
Jag' Fliegen nicht, schreib ein Gedicht.


Nun sitzt Herr Schneider da und dichtet,
die Fliege auf der Schulter sitzt,
hat ihren Rüssel aufgerichtet
und auch die Ohren gut gespitzt.

Facettenaugen schau’n begeistert,
sie liest, dass er sie nicht mehr jagt.
Was tät er, wenn sie nun bekleistert
die Schneiderjacke, sie sich fragt.

Doch lange bleibt sie da nicht sitzen,
das wär nicht typisch für die Fliege.
Sie will um seinen Kopf rum flitzen,
er klatscht, doch sie kriegt noch die Biege.

Sie lacht, Herr Schneider will’s nicht glauben,
nun holt er doch die Fliegenklatsche.
Sie wird ihm nicht die Ruhe rauben,
denn diesmal liegt sie in der Patsche.


Bei seiner Jagd nach dem Getier,
sank seine Laune immer weiter.
Er trank dabei auch zu viel Bier,
nahm sich dann auch noch eine Leiter,

um an der Decke sie zu jagen.
Die Fliege aber war nicht dumm,
sie fühlte früh das Unbehagen.
Die Leiter viel danach auch um.

Da lag er nun und hatte Schmerzen,
er fluchte laut und schrie.
Die Fliege hatte Spaß am Scherzen:
Du kriegst mich sicher nie.

Er jagt sie weiter nun geschwind,
durchs Fenster sehen’s alle Leute.
Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann jagt er sie noch heute.


Bei Petrus endlich angekommen,
sind Fliege und Herr Schneider.
Er hat sich beider angenommen,
sind uneinsichtig leider.

Sie jagen sich durchs Gottesreich
und können es nicht lassen.
Her Schneider ist verbittert bleich
und kriegt sie nicht zu fassen.


Der Ledertaschen – Quatsch

Der Henkel riss mit einem Pfatsch.
Die Ledertasche mit ´nem Platsch,
fiel in den Matsch.
Da trat sie ein Latsch,
der war grad beim Tratsch.
Die Naht riss mit ´nem Ratsch,
der Matsch lief hinein mit ´nem Flatsch.
Jetzt sitzt sie ganz schön in der Patsch.
So ein Quatsch!


Hundert Zigaretten

Ich kenn einen Mann dort in Bretten,
der raucht am Tag hundert Zig´retten.
Ganz schwarz ist die Zunge,
drauf klebt seine Lunge.
Ich glaub´, er ist nicht mehr zu retten.


Die gebackene Platte

Ich forme Teig zur runden Scheibe
und ritze liebe Worte ein.
Wünsch´, dass das Glück stets bei Dir bleibe
und schieb sie in den Ofen rein.

Doch ist der Teig nicht aufgegangen,
weil Hefe ich vergessen hatte.
Nehm´ ihn heraus nun mit zwei Zangen,
press eine Rille in die Platte.


Daneben ging mir zwar mein Kuchen,
drum laufe ich schnell in den Keller,
das alte Grammophon zu suchen,
und leg die Platte auf den Teller.

Nun dreht sie sich und schnurrt ganz leise,
„viel Glück dem lieben Jubilar“.
So geht sie als Präsent auf Reise –
Glückwunsch zum neuen Lebensjahr.


Der Hefeteig ist männlich

Den Hefeteig ließ ich heut stehen,
er sollte eine Stunde gehen.
So holte ich mir meine Tasche
und tat hinein die leere Flasche,
den Schlüssel und das Portemonnaie
und trat hinaus auf die Chaussee.


Ich lief zum Lebensmittelmarkt,
dort traf mich fast ein Herzinfarkt.
Das konnte ich nun gar nicht fassen,
es wimmelte vor Menschenmassen.
Das Einkaufen war eine Qual,
ich kam heran kaum ans Regal.

Und an der Kasse standen stumm
so um die hundert Menschen rum.
Als ich dann endlich nach drei Stunden
den Weg zum Ausgang hab gefunden,
da überraschte mich der Regen.
Der Hefeteig kam mir entgegen,

schon auf der Treppe vor dem Haus,
er sah wie Dunderklumpen aus.
Ich sah ihn an, so voller Grauen,
er sprach: ich wollte nach Dir schauen.
Wärst Du nicht so lang weggegangen,
dann wär ich nicht so aufgegangen.


Du ließt mich hier alleine stehen,
jetzt kannst’ mit mir hausieren gehen.
Und die Moral von der Geschicht’:
Vergiss den Hefeteig nie nicht.
Der Hefeteig ist wie ein Mann,
den man allein nicht lassen kann.

Kaum weilt man ein paar Stunden draußen,
schon kriegt im Kopf er seine Flausen.
Seine Gedanken sind verrucht
und er vergeht vor Eifersucht.
Lässt Du den Teig und Mann allein,
der Teig geht auf, der Mann geht ein.


Es war mal

Es war mal ein Bursche in Bremen,
der wollte ein Mädel sich nehmen.
Doch die war zu stur,
drum poppt er sie nur.
Pfui Bursche, du solltest dich schämen.

Das Mädchen kam nämlich aus Flandern
und war sehr verliebt in ´nen andern.
Doch der doofe Mann,
schaut sie nicht mal an.
Darum muss sie jetzt weiter wandern.

Sie wanderte darauf nach Minden,
um dort einen Burschen zu finden,
weil schwanger sie war,
drum wurde ihr klar,
sie musste sich endlich nun binden.

Sie wanderte auch bis nach Mayen,
um dort einen Burschen zu freien.
Doch kein süßer Schatz,
war an diesem Platz.
Sie konnt´ nur noch heulen und schreien.

Sie landet im sächsischen Maxen
mit schrecklich zerschundenen Haxen.
Dort kommt sie zur Ruh,
die dämliche Kuh.
Ihr Kind ist schon beinah´ erwachsen.


Jeder hat sein Laster

Mein Schwiegergroßvater, der Otto,
der spielt für sein Leben gern Lotto.
Ein Dreier mal bloß,
das ist wohl sein Los.
Hauptsache viel Spaß ist sein Motto.

Sein Sohn, also mein Schwiegervater,
ist Schwiegergroßvaters Berater,
dem ist das zu dumm,
drum schnauzt er bloß rum,
macht wegen der Nieten Theater.

Mein Vater, gebürtiger Kieler,
ist Gott sei Dank nicht so ein Spieler.
Trotzdem hat er Moos,
wie macht er das bloß?
Der alte Verbrecher ist Dealer.


Nur ich bin ein ganz braves Wesen,
bin fleißig und schwinge den Besen.
Ich kann nichts dafür,
geh ich vor die Tür,
versumpfe ich völlig am Tresen.


So was kommt von so was

Sie traf diesen Mann in Dillingen,
der kaufte sie mit paar Schillingen.
Sie hatte Geld nötig
und war drum erbötig.
Nun sitzt sie da mit den Drillingen.

Sie wanderte aus nach Amsterdam,
wo sie sich nun einen Schamster* nahm.
Die Kinder jedoch,
entdeckten ein Loch,
woraus ganz plötzlich ein Hamster kam.


Der Hamster führt sie nach Saarbrücken,
dort kennt er ´ne ganze Schar Mücken.
Er fiel übern Stein
und brach sich ein Bein-
Seitdem humpelt er an Paar Krücken.

* Schamster= mundartl. Liebhaber

Der Nagel

Ich wollt meinen Liebsten in Buchen
am Samstagnachmittag besuchen.
Er stürzte vom Sitz,
der Nagel war spitz.
Nun liebe ich einen Eunuchen.


Lynchjustiz

Es wollte ein Maler in München
die Wand seines Eigenheims tünchen.
Er fand ein Nest Asseln –
die könnten´s vermasseln,
die musste er erst einmal lynchen


Ei, Ei, Ei

Ich fuhr mal ins Saarland nach Tholey
und aß in dem Wirtshaus ein Solei.
Die hab´n Salmonellen,
hört ich jemand schellen.
Ich glaube das war die Frau Boley.*
*Bärbel Boley = DDR Bürgerrechtlerin

Mendig

Ein Einbrecher trieb es in Mendig,
er war sowohl flink als auch wendig.
Doch einmal geschah es,
die Polizei sah es.
Da sagte der Bulle: Ich kenn Dich!


Senden

Der Postbote Konrad in Senden
hielt einst ein Paket in den Händen.
Er starrte darauf,
kein Name stand drauf.
Da half auch kein Drehen und Wenden.

Warschau

Es war mal ein Angler in Warschau,
der sagte: Bereite den Barsch, Frau!
Die wollt keinen Fisch,
zumindest nicht frisch.
Sie trat ihren Mann in den Arsch. Au!

Füssen

Die jungen Leute in Füssen,
die üben sich ständig im Küssen.
Auch wenn man sich irrt,
geheiratet wird!
Sie wollen zwar nicht, doch sie müssen!


Pfronten

Die Sänger im bayrischen Pfronten
sich wieder nicht einigen konnten,
ob jodeln ein Bergschrei -? -
vielleicht doch Gesang sei -? -
verhärten sich darob die Fronten.

Halle

Wie heißen die Bürger in Halle?
Sie nennen Hallenser sich alle!
Erlogen – erstunken,
es gibt auch Hallunken –
so einige in jedem Falle.


Das ist übel

Beim Schmücken der Kirche in Konstanz,
entfiel dem Herrn Küster die Monstranz.
Er schreit weh und ach,
die Monstranz zerbrach,
es blieb nur der Kopf des Patrons ganz.


Das ist so Sitte

Es war einst am Sportplatz in Gießen,
da übten die Sportschützen schießen.
Doch ließen sie auch,
nach uraltem Brauch,
bei jedem Ring einen Schnaps fließen.

Klagenfurt

Ich hab Dich besucht einst in Klagenfurt,
dort wollte ich Dich auch gleich fragen: Kurt,
kennst Du ein Lokal?
Es war mir fatal,
doch Du hörtest schon, dass mein Magen knurrt


Leipzig

Ich lernte sie kennen in Leipzig.
Mein Gott, dachte ich, ist das Weib schick!
Ich war ihr zu mollig,
sie fand mich nur drollig,
doch ich faste niemals, ich bleib dick!

Krinkelt
(Belgien)

Es riecht in den Gassen von Krinkelt,
die sind ja auch ziemlich verwinkelt.
Es gibt keine Klos –
Was macht man da bloß?
Naja, in die Ecken man pinkelt!


Tötensen

Es sagte der Bohlen aus Tötensen:
Da muss ich noch nicht mal erröten, denn,
ich lud mir zu Tische,
den Mark mit dem Fische,
denn das war für ihn sehr vonnöten, Henn!


Zossen

Im brandenburgischen Zossen,
da gibt es auch heut noch Genossen.
Vielleicht, dass die Alten
zur Stange noch halten
und treiben da stur ihre Possen.

Bad Wimpfen

Die Leute im schönen Bad Wimpfen,
die hörte man immer nur schimpfen.
Doch ein Doktor rerum,
erfand jetzt ein Serum
und kann sie dagegen nun impfen.


Witten

Die Mädchen und Frauen in Witten,
die sind alle ganz unbestritten,
sehr fraulich und schön,
das kann man leicht sehn,
an ihren so prachtvollen Titten.


Appen

Ich suchte das Wappen von Appen
und denk, vielleicht ist drauf ein Rappen,
doch dass Rose und Ähre
und ein Kranich drauf wäre,
das konnt für den „Limmi“ nicht klappen.

Barmbek

Zur Typhuszeit in Hamburg – Barmbek
da hatte fast jeder ein Darmleck.
Ich glaube, Sie wissen,
die Zeit war beschissen,
da war bei so manchem der Charme weg.

Wanne-Eikel

Weil Fräulein Ruth aus Wanne-Eikel
stand unter dem Sex-Banne, heikel
wurd´ nicht nur ihr Ruf,
nein dieser Zwang schuf,
auch Zwist mit dem Freund Manne-Maikl.


Essen

Mein Freund, der fuhr schnell mal nach Essen,
hat dort wegen Rasens gesessen..
Er war sonst ganz bieder,
ich sah ihn nie wieder.
Ich glaub, man hat ihn dort vergessen.


Mein Wolpertinger

Ich hab´ mir einen Wolpertinger
vom Bayernurlaub mitgebracht.
Ich dachte, dass sind süße Dinger,
doch was geschah darauf zur Nacht?

Mich weckte auf ein laut Rumoren,
ein Wispern und ein eklig Schmatzen.
Ich traute fast nicht meinen Ohren,
ein Schniefen, Kichern und ein Kratzen


haben geraubt mir meinen Schlaf.
Ich suchte meinen Wolpertinger,
von dem ich dacht´, er wäre brav,
da biss er mich in meinen Finger.

Dann hörte ich ihn feindlich zischen,
er will zurück in sein Revier.
Ich konnt´ ihn leider nicht erwischen,
schon war er raus aus meiner Tür.

Er ist klammheimlich nun verschwunden.
Ich stillte meines Fingers Blut,
hab endlich nun den Schlaf gefunden.
Vielleicht war die Lektion ganz gut.


Pilze

Man kann unter Fichten, Linden,
Pilze nur im Lichten finden.
Kann sie auch in finstern Gassen
unter vielen Ginstern fassen.


Regenschirm kann pflegen Rücken,
willst Du sie im Regen pflücken.
Man soll nicht in der Gosse sammeln,
weil sie dann in der Sosse gammeln.

Heut tat ich sie rotzig kochen,
wonach sie dann kotzig rochen.
Ich servier´ die Kleistermasse
nun der Fußball-Meisterklasse.

Als die sie durch die „Barten“ zogen,
schossen sie im zarten Bogen.
Spitalwärts in der Neo-Lore.
Schönen Gruß von Leonore


Der Haufen

Ich geh so dösend vor mich hin,
bin ganz allein, ist mir im Sinn,
kratz mich am Kopf und in der Nase
und plötzlich drückt mich Darm und Blase.

Ich hock mich hin am Wegesrand –
von hinten fühl ich eine Hand.
Der Förster sagt: Das ist nicht schön,
ich glaub, ich hab den Mond geseh´n.

Der scheint des Nachts und in der Früh,
doch nachmittags, da scheint er nie.
Ich werde schamrot, schau mich um,
was ich da sehe, ist zu dumm.

Ich schau mich um im ganzen Rund.
Der Förster fragt: Wo ist mein Hund?
Was haben Sie mit ihm gemacht?
Da kommt ein Mann vorbei und lacht.

Ihr glaubt mir nicht, was ich geseh´n,
wie kann denn so etwas nur geh´n?
Da lief vorbei, ich könnt fast meinen,
ein Scheißhaufen mit Dackelbeinen.


DSDS

Wieder krächzen, winseln, johlen
Kandidaten dieses Jahr.
Machen sich zum Depp vor Bohlen,
glauben, sie sind Superstar.

Übten laut in ihrer Kammer,
sicher, dass sie musisch sind,
unterstützt bei dem Gejammer
von den Eltern – taub und blind.

Schaut der Depp nicht in den Spiegel,
hört nicht, was es fabriziert?
Sperrt ihn hinter Schloss und Riegel,
bis den Schwachsinn er kapiert!

Mir gefällt von all den Sachen
Dieters Blick und Kommentar.
Ja – darüber kann ich lachen,
er ist hier der Superstar.


Reißt er auch makabre Zoten,
singen können EIN Prozent!
Alles andre sind Idioten –
wie auch immer er sie nennt.


Bügelmanie

Was ich liebend gerne hätt´,
wär´ ein neues Bügelbrett.
Bügeln, das ist ein Plaisier,
auf welches ich stets Lust verspür.

Wenn Hemden in der Wäsche knittern,
fängt meine Hand gleich an zu zittern.
Ob Jacken, Hosen, Socken, Röcke,
nach Knittern ich sofort sie checke.

Krawatten, Nachthemd, Pudelmützen ,
müssen faltenlos glatt sitzen,
auch Taschentuch und Tanga-Slip,
Unterhosen – grau – Feinripp,

Mäntel, Sweater, T-Shirts, Westen,
auch die Schals von meinen Gästen.
Und ich bügle, wenn ich kriege,
auch vom Ober noch die Fliege.

Anzughosen, Oberhemden,
und die Jeans noch, von der fremden
Frau, die meinen Mann grad „zügelt“,
werden von mir glattgebügelt .

Was um mich herum passiert,
hat noch nie mich int’ressiert.
Nur, wenn irgendwas verknittert,
macht der Zustand mich verbittert.

Was, so werdet Ihr jetzt denken,
kann man dieser Frau nur schenken,
zum Geburtstag, Weihnachtsfeste,
was wär´ für die Frau das Beste?


Da braucht Ihr nicht lang zu suchen,
keinen Wein, Pralinen, Kuchen.
Diese Frau geht nie auf Reisen,
drum schenkt ihr ein Bügeleisen.


Die Birne fällt nicht weit vom Apfelbaum

Mein Nachbar hat ´nen Apfelbaum,
der trägt sehr schöne Früchte.
Doch heute sah ich, wie im Traum,
´ne komische Geschichte.

Da wachsen Birnen an dem Ast,
ich glaub´, ich bin beklopft.
Da habe ich wohl was verpasst?
Er hat sie aufgepfropft!

Ich frag ihn, warum er das macht,
wollt´ meine Neugier stillen.
Ich mach noch mehr, hat er gelacht,
noch Pflaumen und Marillen.

Sein Garten, der wär´ viel zu klein
Für so diverse Bäume,
drum soll alles an einem sein,
vom Multibaum er träume.


Salat, Salat

Ständig dieses Hasenfutter,
sagt der Sohn zu seiner Mutter.
Ich dreh hier gleich noch am Rad,
immer machst du nur Salat!

Kannst du nicht mal Nudeln kochen?
Hab beim Nachbarn sie gerochen,
mit ´ner Soße aus Tomaten,
und dazu ein Schnitzel braten.

Und du könntest auch mal Fisch
wieder bringen auf den Tisch.
Schweinebraten und Buletten
könnten meine Laune retten.


Oder brat ein Spiegelei,
Röstkartoffeln mit dabei.
Schreite endlich nun zur Tat
und verschon mich mit Salat!


Hypochonder

Hypochonder, das sind Wesen,
die das Schlimmste gleich ereilt,
sind sie an der Luft gewesen,
wo die Viren sich verteilt.

Nur ein Husten? kann nicht stimmen!
Was sagst Du - ´ne Allergie?
Schmerzen bringen mich zum krümmen.
Das ist eine Pneumonie!

Kopfschmerz quält mich immer wieder,
das kommt jetzt recht häufig vor.
Oh, ich glaub, der streckt mich nieder,
das ist ein Gehirntumor!


Schaut mal, wie mich Pusteln quälen -
soll nicht in der Sonne hocken?
Ihr könnt mir da viel erzählen,
seht Ihr nicht, das sind die Pocken!

Muskelkater soll ich haben,
weil beim Sport ich manchmal schwitze?
Nein- bald kann ich nicht mehr traben,
mit MS im Rollstuhl sitze.

Ach bin ich ein armes Wesen,
bin so krank und nah dem Tod,
hab´s im Pschyrembel gelesen,
darin steht, was einem droht.


Die bucklige Verwandtschaft

Es braust ein Ruf wie Donnerhall:
Geheiratet wird überall.
Von fern und nah kann man sie hören,
die ’s gern am liebsten selber wären.


Da kommen Scharen von Verwandten,
die wir vom Hören nicht mal kannten.
Da kommt der Onkel und die Tante,
zwei neugeborne Anverwandte.

Der Sohn von Urgroßvaters Neffen,
der lange und der kurze Steffen.
Die Tochter von des Onkels Base,
die Nichte mit der spitzen Nase.

Cousin, Cousine, Urgroßmutter,
ein Ururenkel noch von Luther.
Und alle, alle kommen her,
weil ’s Freibier gibt, wie Sand am Meer.

Man hat den Braten schon gerochen.
Dem wird nun tüchtig zugesprochen.
Aus ehern‘ Fässern gibt ‘s den Wein.
Man schmaust und schlingt ‘s in sich hinein.


Danach die Torte und den Kuchen
und auch das Eis muss man versuchen.
Danach ‘nen Schnaps noch für den Magen,
dann kann man noch ein Schnittchen wagen.

In Strömen rinnt nun schon der Schweiß
von jeder Stirn, obwohl ‘s nicht heiß.
Das kann ‘s noch nicht gewesen sein,
jetzt muss nur noch ein Würstchen rein.

Ein Hühnerbeinchen und ein Ei,
ein Kognak macht die Kehle frei.
Und ein Salat noch kann nicht schaden.
Sooft ist man nicht eingeladen.

Und geht das Fest dem Ende zu,
will man genießen noch in Ruh
eine von den Brazilzigarren.
Dann lässt man sich nach Hause karren.


Noch eine Woche schmerzt der Magen,
doch danach kann man ruhig fragen,
wo man als nächstes ganz im Stillen,
so billig sich den Wanst kann füllen.


Jedem Tierchen sein Plaisierchen

Ein Löwe und ein Elefant
die trafen sich am Meer.
Sie gaben freundlich sich die Hand,
da kam ein Wal daher.

Was ist das für ein großes Tier?
Der Löwe dieses fragt.
Ich bin der größte König hier,
der Wal den beiden sagt.

Der Löwe sagt, das kann nicht sein,
ich bin der Tiere König.
Du solltest mir gehorsam sein
und dieses nicht zuwenig.


Ich bin das größte Tier, das lebt.
Der Wal sagt´s, kommt und schaut.
Der Elefant den Rüssel hebt,
trompetet furchtbar laut.

Ich bin das allergrößte Tier
und bin auch viel auf Reisen.
Komm in den Wald recht schnell mit mir,
da kann ich dir´s beweisen.

Der Wal verlässt das Wasser nicht,
das arrogante Tierchen.
Und die Moral von der Geschicht:
Lasst jedem sein Plaisierchen!


Der selbstbewusste Bauer

Wozu brauch ich Klamotten?
Ich wohn nicht in der Stadt,
da würde man verspotten,
wer nicht das Neuste hat.


Ich wohne auf dem Dorfe,
leg keinen Wert auf Schein.
Wenn ich in „Schlappen schlorfe“,
fühl ich mich trotzdem fein.

Ich brauche keinen Anzug,
ich brauche keinen Schlips,
das ist hier alles Unfug,
ich mach mich nicht zum „Fips“.

Ich müsste mich verkleiden,
so, wie ich doch nicht bin,
dann kann mich keiner leiden,
das hat doch keinen Sinn.

Ich bin und bleib ein Bauer,
fühl mich im Dorf zu Haus
und seid Ihr Städter sauer,
dann lache ich Euch aus.


Depri

Vor einem Jahr tat weh mein Steiß,
ich glaub, dass das noch jeder weiß.
Ich schrieb damals so manchen Stuss,
gereimt von meinem Hexenschuss.

Vor Jahren hatte ich´s im Knie,
los werde ich die Schmerzen nie.
Ich hinke, wenn das Wetter nass,
wenn´s kalt, macht´s Gehen keinen Spaß.

Und meine Finger, meine Zehen,
die müsst Ihr mal bei Wärme sehen.
Sie schwellen an und tun mir weh,
mir wird ganz Angst, wenn ich das seh.

In meiner Jugend trieb ich Sport,
ich wanderte von Ort zu Ort.
Ich ging viel tanzen und fuhr Rad.
Nun kann ich´s nicht mehr, das ist schad.


Jetzt bin ich auch nicht mehr sehr schlank,
nur schwimmen geht noch, Gott sei Dank.
Mich reizen würz´ge Speisedüfte,
doch essen schadet meiner Hüfte.

Steck ich was Leck´res in den Mund,
dann wird nicht nur die Taille rund,
sogar verschiedene Getränke
sind nicht sehr gut für die Gelenke.

Wie kann ich ölen die Scharniere?
Sagt, wie ich an Gewicht verliere.
Die Luft zum Atmen wird schon knapp,
ich frag mich nur, wie nehm ich ab,

wenn ich mich kaum bewegen kann?
Mit wenig essen fang ich an,
doch werd´ nervös ich, zänkisch, matt,
mein Magen knurrt, wenn er nicht satt.


Ich kann nicht denken, kann nicht dichten,
muss ich auf´s Essen oft verzichten.
Ich hab es ganz schön schwer auf Erden,
da darf ich wohl mal depri werden!

Sport frei

Sacht beginn ich am Montage,
Rumpfbeugen in Rückenlage,
Armkreisen und Hampelmann –
sportlich fängt die Woche an.

Dienstag treff´ ich mich mit vielen
Freunden stets zum Tennis spielen.
Mittwochs Kletterwand erklimmen,
donnerstags geh ich dann Schwimmen.

Freitags Rad fahr´n über Felder,
samstags Jogging durch die Wälder.
Knopf im Ohr , mit Modern Talking,
sonntags dann zum Nordic Walking.


So säh´ meine Woche aus,
hätt´ ich Zeit und wär´ zu Haus.
Doch was ist denn schon dabei?
Guter Wille zählt – Sport frei!


Ich Esel

Heute bin ich wieder mal
ziemlich deppert, wie fatal.
Könnt´ mich einen Esel nennen,
ließ doch glatt das Fleisch anbrennen.

Denn ich hörte einen Ton:
Klingelterror Telefon.
Hab beim Quatschen dann das Essen
irgendwie total vergessen.

Ich war ins Gespräch vertieft,
plötzlich roch ich, dass es mieft.
Ganz schnell noch ein „Tschüss dann“ hauch,
da empfängt mich schon der Rauch.


Fleisch hat eine schwarze Kruste,
Augen Tränen und ich huste.
Holzkohle ist ungesund –
Einer freut sich, unser Hund!

Das Brett vorm Kopf

Ein Brett, das ist oft gar nicht schlecht,
da braucht man nicht zu jammern,
denn beim Ertrinken kommt´s grad recht,
kann fest mich daran klammern.

Seh ich nicht viel, dann ist´s mir gleich,
dran will ich mich nicht stören..
Bin doch an Sinnen ziemlich reich,
kann riechen und kann hören.

Und ist´s um mich herum mal still,
leg ich das Brett kurz nieder,
dann seh ich, was ich sehen will
und dann benutz ich ´s wieder.


Osterkater

Alles grünt, gedeiht und blüht,
wenn ich aus dem Fenster seh.
Vögel singen laut ihr Lied
und ich koch mir Magentee.

Bienen fliegen mit Gebrumm,
Katzen rollen sich im Gras.
Mir zieht es den Magen krumm
und der Tee dampft heiß im Glas.

Kinder schau’n nach Osternestern,
süß lockt mich ein Hefezopf.
Ich denk an den Wein von gestern
und mir brummt der Katerkopf.


Der spinnt

Der Kerl, der spinnt, das sag ich dir,
auch wenn ich mich jetzt schön blamier.
Ich geh so gern mit ihm spazieren,
er lässt sich nur nicht gerne führen.

Will ich nach rechts, will er gradaus –
Ach ja, dort läuft ´ne fesche Maus.
Will ich gradaus, will er nach links,
für ihn ist´s klar, jedoch mir stinkt´s.

Wenn ich mal schneller gehen will,
dann bleibt er plötzlich stehn ganz still.
Ich sag dir ja, der spinnt ganz schön,
ob ich mich jemals dran gewöhn?

Ich lieb ihn ja und er mich auch,
er kuschelt gern an meinem Bauch.
Bin ich verstimmt, dann ist er da,
schon weiß ich nicht mehr, wie ´s geschah.


Fahr ich ihm zärtlich durch das Haar,
dann findet er das wunderbar,
will mit mir schmusen und mich küssen –
ja, dieser Kerl, der ist gerissen.

Dann schaut er mich nur an ganz treu,
doch ich hab ein Problem dabei.
Ich bin gewiss ja nicht sehr prüde –
Doch bin ich Frau – und er ein Rüde.


DIN-Figur

Ich glaube fast, so ergonomisch,
da bin ich wohl nicht ganz in Form.
Man presst die Körper, das ist komisch
figurenmäßig in die Norm.

Schmale Schultern, schlanke Taille,
pralle Busen, schmaler Fuß,
eine Haut, fast wie Emaille,
anzusehen ein Genuss.


Ich hab keine langen Beine
und mein Po ist auch nicht straff.
Mit dem Körper, ja ich meine,
fall ich durch den TÜV ganz schlaff.

Soll ich mir das Fett absaugen?
Joggen bis zum geht nicht mehr?
Essen nur noch mit den Augen,
dass der Magen bleibt schön leer?

Wenn auf Bildern ich betrachte,
was man uns zum Vorbild macht,
sage ich mir doch ganz sachte:
Wenn das Pflicht wird – gute Nacht!


Zahnlos

Es ist ein Kreuz, kann man nicht kauen.
Wie soll man´s Essen da verdauen?

Wenn überall die Zähne fehlen,
kann sie an einer Hand abzählen.

Der Zahnarzt hat gezogen acht,
scheinbar, weil ihm das Freude macht.

Doch ich kann jetzt fast nichts mehr beißen,
muss alles mit der „Felge“ reißen.

Sechs Woche dauert mein Gebiss,
bis es dann endlich fertig is´.

Muss mich drum in mein Schicksal fügen
und nur mit Babybrei begnügen.

Ein gutes hat die ganze Chose,
jetzt passt mir endlich meine Hose.


Schlaflose Nacht

Ich wälz’ mich unruhig hin und her,
des nachts muss ich mich quälen.
Es hilft mir überhaupt nichts mehr,
nicht einmal Schafe zählen.

Auf den Wecker schaue ich,
alle halben Stunden.
Hab fünf Uhr, wie fürchterlich
noch keinen Schlaf gefunden.

Es juckt das Bein, der Kopf, die Hand,
ich kratze mir die Nase.
Das bringt mich noch um den Verstand,
nun drückt mich auch die Blase.

Du schnarchst so friedlich neben mir,
möcht’ Dich am liebsten beißen.
Ich weiß ja, Du kannst nichts dafür,
nun muss ich auch noch sch…


Trauriges Ende

Warum schaust Du mich so traurig an?
Warum lässt Du Deinen Kopf nur hängen?
Wenn ich wüsste, wie ich helfen kann –
Ob mit Witzen, Streicheln, mit Gesängen?

Sag, aus welchem Grunde bist Du blass?
Was kann ich nur tun, Dich aufzurichten?
Was, mein Liebchen, macht Dir wirklich Spaß,
kann erfreuen ich Dich mit Geschichten?

Warum, Schatz, bist Du so sehr geknickt?
Vielleicht bist Du einfach auch nur müd´?
Ach, hätt´ ich Dich lieber nicht gepflückt,
stolze Rose, nun bist Du verblüht!


Dir verfallen

Du strahlst mich an, du süßes, kühles Wesen,
ich bin verfallen dir mit allen meinen Sinnen.
Ach, wär´ ich dir doch nie so nah gewesen,
denn ich weiß nicht, wo soll ich nur beginnen.

Dein süßer Duft verführt mich in Gedanken,
dein kühler Leib bringt mich um den Verstand.
Seit ich dich sah, da brechen alle Schranken,
ich muss berühren dich mit meiner heißen Hand.

Ich muss liebkosen dich mit meinen gierig Lippen.
Der Geist ist willig, doch der Leib wird schwächer.
Lass mich den Löffel tief in dich rein stippen,
du wunderbarer Mandarineisbecher.


Verfressen

Es sitzt zur Mahlzeit der Wauwau
dicht neben mir, glotzt wie ich kau.
Es könnt ja etwas runterfallen,
er leckt sich aufgeregt die Krallen

und bettelt, ich soll ihm was geben,
so sitzt er stundenlang daneben.
Geb ich ihm nichts, wird er nicht geh´n.
Wer kann dem Hund schon widersteh´n?

Er denkt sich: Sei nicht so gemein
und zählt mir jeden Bissen rein.
Ich sag dann: Du verfressner Dieb.
Geb ihm was ab. Ich hab ihn lieb.


Osterhase

Dem Wetter sieht man ´s zwar nicht an,
doch Ostern ist schon wieder ran.
Noch kalt die Luft, doch welche Wonne,
es scheint schon hier und da die Sonne.

Auch an den Bäumen und auf Wiesen,
sieht man schon bunte Blüten sprießen.
Der Farbenvielfalt Konjunktur –
bin ich auf Osterhasens Spur.

Die Eier sind schon ausgeblasen
und warten nur noch auf den Hasen.
Der soll sie recht schön dekorieren,
die bunten Farben ausprobieren.

Der spitze Pinsel liegt bereit.
Ich hoffe nur, er hat auch Zeit.
Kommt er zu spät, Ihr könnt ´s erraten,
dann endet er als Hasenbraten.


Zwiebelduft

Ich schäle Zwiebeln mit Genuss,
weil ich dabei nicht weinen muss.
Schneid´ sie in superdünne Scheiben,
oder wird´ zu Mus sie reiben.

Würfle oder presse sie,
doch dabei vergesse nie,
ich noch Knoblauch beizufügen,
das ist wahrlich ein Vergnügen.

Wie der Duft durchs Zimmer zieht,
Hund mit viel Gewimmer flieht,
mein Mann, der reißt das Fenster auf,
doch das nehme ich in Kauf.

Ja, was weinst du denn, mein Kleiner,
hör doch auf, dich schlägt ja keiner,
schau doch mal in meinen Topf!
Wieso ist so rot dein Kopf?


Oma, hier stinkt´s penetrant!
Das ist wirklich allerhand –
Traue wohl nicht meinen Ohren!
Herrlich, wie die Zwiebeln schmoren.

Duften schon im ganzen Haus,
die Familie nimmt Reißaus.
Lass sie mir alleine munden,
lüfte danach drei-vier Stunden.

Zwiebeln sind ja so gesund!
Keiner glaubt´s, nicht mal der Hund.
Wollten essen doch gemeinsam –
Zwiebelduft macht leider einsam!


Bild

Was ich in der Zeitung lese
macht mich mürbe irgendwann.
Meistens ist das so ein Käse,
dass ich’s gar nicht glauben kann.

Der Herr Graf, der alte Trottel,
heiratet Fräulein Cecil.
Dieses Fräulein ist ein Model
Und der Graf, der ist debil.

Frau Baronin trug zur Feier
ein Kleid mit ´nem Dekolleté,
dahinein fiel von Herrn Maier
überraschend das Toupet.

Franzi ist ein Busenwunder,
trägt den Ausschnitt bis zum Bein.
Fünfzig Kilo hat die Flunder,
die gefangen wurd’ im Rhein.

Bürgermeister O. ist sauer,
Prinz E.A. ist in der Stadt,
pisst gegen die Friedhofsmauer,
wenn er zu viel intus hat.


Deutschland sucht den Superstar!
Grölt dem Bohlen in die Ohren –
Der hat davon, ist doch klar,
Gehör und Charme total verloren.

Grüne Lippen, blaue Haare,
schwarze Nägel, Nasenring,
sind modern in diesem Jahre,
und die Augenbrauen pink.

Ja, den Fußball woll’n wir loben.
Spieler sein, das muss sich lohnen,
werden hin und her geschoben,
abgekauft für zehn Millionen.

Liebe Herren Redakteure,
was Sie uns heut wieder boten,
dieser große Mist, ich schwöre,
ist nur etwas für Idioten.


Im Krankenhaus

Den Vormittag kann man vergessen,
man wartet immer nur aufs Essen.
Und um das Essen zu verdau’n,
braucht man sich bloß aufs Ohr zu hau’n.

Hat man geschlafen zwei/drei Stunden
und sich danach zurückgefunden
zum alltäglichen Einerlei,
dann schlägt die Turmuhr auch schon Drei.

Und wieder hört man seinen Magen
zum Hirn die beiden Worte sagen:
„Wie spät?“ Dann schaut man auf den Wecker
und denkt: Wie schön wär‘s jetzt beim Bäcker.

Doch leider kann man da nichts tun,
versucht sich weiter auszuruh’n.
Den Nachmittag kann man vergessen,
man wartet immer nur aufs Essen.


Man schneidet es in winz’ge Stücke,
als wär‘ man selbst nur eine Mücke,
damit man lang sich dran erfreue.
Isst man zu schnell, plagt bald die Reue.

Denn lange zieht sich hin die Nacht,
bis man das Frühstück kriegt gebracht.
Ja, selbst die Nacht kann man vergessen,
man wartet immer nur aufs Essen.


Dimensionen

Die Mücke und der Elefant,
dass weiß ein jeder nur zu gut,
sind miteinander eng verwandt,
weil man aus ihr ihn machen tut.


Hirnrissig

Ich bin wieder mal am Kochen,
plötzlich werd’ ich unterbrochen –
was nur wollten wir heut essen?
Hab die Zutaten vergessen.

Ich schlag mir gegen die Stirn,
frag mich: Was ist drin im Hirn?
Hat es mich im Stich gelassen,
fehlen mir im Schrank paar Tassen?

Rede nicht so einen Stuss,
sagt mein Hypothalamus.
Du bist in uns gefanglien,
wispern leis’ die Ganglien.

Und die weißliche Substanz
spielt schon auf zum Freudentanz.
Du benimmst Dich wie `ne Blinde,
schreit erbost die Großhirnrinde.

Und ich suche mein Gemüse
„Keins da“ lacht die Hypophyse.
„Brauchst keins“, sagt das Hirnventrikel,
„so was ist doch für Karnikel“.


Bin ich denn schon am Verkalken?
„Glaub schon“ spricht zu mir mein Balken.
„Hör bloß auf mit dem Genöle“
meint sarkastisch die Stirnhöhle.

„So was macht sie aber gerne“
mischt sich ein nun die Zysterne.
„Mach doch einfach nur paar Happen“,
sagt zu mir der Scheitellappen.

Hast Du einen heut im Lack?,
meldet sich der Durasack.
Und ich drehe mich im Kreise,
hin und her in einer Weise,

denke, ist es schon so arg?
„Tja“ sagt nur das Rückenmark.
Wer ist schuld?, denk ich zum Schluss.
„Ich – Truncus Sympathicus“


Aus der Traum

Oh, wie sehnt sie sich so sehr
nach dem selig-lustvoll Gleiten.
Doch der Ort der Lust bleibt leer,
kann ihr keine Freud´ bereiten.

Noch fühlt sie die inn´ren Triebe,
hört die zärtliche Musik.
Doch wo ist die große Liebe?
Ist Vergangenheit das Glück?

Möchte sich noch einmal winden
in der Glut des Augenblicks,
möchte die Bewegung finden
steil hinan den Berg des Glücks.

Doch so sehr die Lust auch zehret,
eins wird ihr für immer klar,
diese Chance bleibt verwehret,
wo sie Eisprinzessin war.


Frühlingsgefühle

Die Vögel singen, tirilieren
und vögeln lustig und vergnügt,
weil sie nun endlich nicht mehr frieren.
Den Winter hat der Lenz besiegt.

Mein Hund, der treibt es auf die Spitze,
er jault und jodelt immerzu.
Die Nachbarhündin ist in Hitze,
lässt unsern Rüden nicht in Ruh.

Und auch der Mensch bekommt Gefühle.
Im Garten und am Campingplatz,
da klappt er auf die Liegestühle
und menschelt heftig mit dem Schatz.

Die Katze rollt wie toll im Grase,
der Rammler rammelt tief beglückt.
Ich wünschte mir, ich wär ein Hase,
der Frühling macht mich noch verrückt!


Waldpilzfest

Im Walde ist der Teufel los.
Wo sind die ganzen Pilze bloß?
Zum Waldfest hat sie eingeladen,
die Durchlaucht Pilz von Fliegens Gnaden.

Zum Tanze auf spielt die Schalmei,
die Stinkmorchel im Hexenei.
Es wurde von den Champignons
der Wald geschmückt mit Lampions.

Gefüllt mit starkem Kräuterling,
steht schon bereit der Becherling.
Komm tanz mit mir, ruft schon der Täubling
und schnappt sich gleich den Hasenstäubling.

Der Hexenröhrling kriegt ´nen Kuss
von Frau Geschmückter Gürtelfuß.
Hab Hunger – gibt’s hier keine Häppchen? –
ruft zwischendurch das Gallertkäppchen.


Und Hallimaschfrau Erna-Walli,
tanzt mit dem Tintling Halligalli.
Ist das hier eine geile Fete,
trötet sehr laut die Herbsttrompete.

Vergreife Dich hier nicht im Tone,
bemerkt pikiert gleich die Marone.
Komm her, trink einen Bitterling,
sagt lächelnd drauf der Ritterling.

Jetzt bläst auch noch auf seinem Kamm
der große graue Klapperschwamm.
Da bleibt mir weg doch gleich die Spucke –
begeistert sich die Krause Glucke.

Wo steht denn nur der Alkohol?,
fragt tanzverschwitzt der Parasol.
Ich saufe weiter auf der Milz,
lallt daraufhin der Leberpilz.


Wir landen alle bald im Topf,
grunzt missmutig der Schwefelkopf.
Ich hau dir gleich ´ne riesen Beule,
droht ihm die Stumpfe Röhrenkeule.

Ihr benehmt euch nicht wie Christen,
schimpfen mehrere Bovisten.
Und schon gibt´s ´ne Keilerei.
Schluss jetzt, sagt das Hexenei!


Das Vogelkonzert

Tirili, tirila, tirilorum,
im Lenz klingt der Vögelein Chorum.
Es trällern, die Amseln, Pirole,
es krächzt auch der Rabe, die Dohle.

Schnell hämmert ein Specht, so ein bunter,
die Buche hinauf und herunter.
Der Kuckuck, der listige Freier,
verschenkt an den Star seine Eier.


Bussarde und Falken, sie kreisen
hoch über den Finken und Meisen.
Laut schnattert die Ente im Weiher,
auf Fischfang fliegt drüber der Reiher.

Es klingt jubilierender Schall,
das Abendlied der Nachtigall.
Und nachts hört man lautes Geheule
von Uhu, Kauz und Waldohreule.

Vogel Strauß

Ich lief so im Savannensand,
da hab ich mich erschrocken.
Es stand ein Tier, gar nicht galant,
dreibeinig, ohne Socken.

Ich frag, was ist das für ein Tier,
sieht aus, wie aus der Fabel.
Ich pack ein Bein, da zeigt es mir,
statt Fuß, den Kopf mit Schnabel.


Es glotzt mir dumm ins Angesicht,
setzt einen Vogelhaufen.
Nicht einmal fliegen kann es nicht,
das Viecht, das kann nur laufen.


Fliegenpilz – wohl bekommt’s

Macht Euch bitte keine Sorgen
über Fliegenpilzvergiftung.
Genießt Ihn nur, Ihr merkt bis morgen
halluzinogene Driftung.

Denn der Pilz ist eine Droge,
nehmt statt Opium ihn zum Tausch,
dann schwebt Ihr auf einer Woge,
schwelgt in einem Freudenrausch.

Wisst, die Russen haben diesen
Pilz auch früher schon genossen,
möcht’ die Lust Euch nicht vermiesen,
draus entstehen manche Possen.


Seid Ihr wieder bei Verstande
und das Gift ist ausgeschieden,
wisst, warum in diesem Lande
wird der Fliegenpilz gemieden.

Russen und auch die Berserker
konnten Dröhnung gut gebrauchen,
wir dagegen sind viel stärker,
Deutsche kiffen, saufen, rauchen.

Warum sollen wir mit Fliegen-
pilzen uns zufrieden geben?
Überall ist Dop’ zu kriegen,
was braucht man denn mehr im Leben?


Impressum

Texte: © 2009 Alle Rechte bei Leonore Enzmann. Nachdruck oder Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 12.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

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