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Wo Märchen aufhören, liegt dort die Realität? Liegt dort das übersinnliche, unfassbare - das so unscheinbare Reich, von dem kleine Kinder immer Träumen. Oft sogar auch die älteren Menschen? Wo Märchen liegen, liegt auch immer eine Gefahr, etwas das den Nervenkitzel anregt hineinzutauchen.
In ein vollkommenes Erlebnis, ob man dabei stirbt oder ob man mit Wunden hinauskommt. Manche schaffen es, doch die Wunden sind zu groß, um in der anderen Welt überleben zu können, weiterhin. Also was macht ein Mädchen aus, das nur über eine Welt bescheid weiß? Sie hat die Sicherheit, in ihrer selbst. Doch wie lange so ein wundervolles Märchen anhält und womit das Happy End zusammenhängt, bleibt wohl immer im Verborgenen.



EINS

Raia - ein kleines Dorf am Ende des Flusses. In einer Welt, die der Menschheit nicht bekannt war.
Hier lebte ich also, mit meiner Mutter alleine. Grün, beherrschte mein Volk. Nichts als Bäume, Pflanzen. Nichts als die Elemente, mit denen wir aufwuchsen. Die psychische Energie mit der wir lernten, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Mit besseren Augen, mit besserer Konzentration und mit einer besseren Körperbeherrschung. Es trug mich Tag und Nacht hindurch. Durch den lieben Tag, der mit jedes Mal aufs neue, neue Kraft schenkte. Eine Kraft die heilend, genauso wie tödlich sein konnte.
Aber es ging meinem Dorf im Moment gar nicht gut. Eine Krankheit machte den Alltag schwerer. Auch meine Mutter war betroffen und mein Studium zur Psyrnergy war dahin.
>Mutter, wie geht’s dir?<, fragte ich besorgt und strich über ihre Stirn.
>Etwas besser<, entgegnete sie. Sie war noch immer ziemlich blass, ihr rostrotes Haar hing schlaff nach unten und ihre braunen Augen waren bereits leicht angeschwollen.
>Sicher?<, harkte ich nach und klimperte zweimal mit meinen grauen Augen um sicherzugehen, sie würde mich im nächsten Moment nicht anlügen.
Sie nickte und wie es den Anschein hatte - ehrlich.
Es war schwer geworden den Menschen zu vertrauen, seit es Krieg zwischen gut und böse gab. Andere würden es Aberglauben nennen ob es das gab, ich nannte es brutale Realität.
>Ich werde nach draußen gehen und mich in den Häusern umschauen<, flüsterte ich ihr ins Ohr und küsste ihre Stirn.
Langsam ging ich hinaus und blickte auf das frische Gras, dem großen Brunnen in der Mitte und eine Menge Häuser. Ein paar Kinder spielten draußen, die, die noch gesund waren.
Andere übten an ihren Fähigkeiten, um bereit zu sein, sollte der nächste Angriff starten.
>Wow das wird immer besser<, sagte ich zu unserem fleißig-früheren Hausherren. Er war noch jung, musste allerdings bei uns arbeiten, damit er lernen konnte. Seine Eltern waren normal, allein durch die Aura hatte dieser Ort ihm die Kraft verliehen. Psynergy. Eine Kraft die durch die Psyche des Menschen und der Energie, die durch unseren Körper fließt hergestellt werden kann. Nicht jeder beherrscht es und sollte man sich zu schnell überfordern, könnte es einen im schlimmsten Fall töten. Ich war nie wirklich interessiert daran, wusste aber genug darüber - Mein Vater war ein Professor was das anging.
Meine Mutter war ebenfalls nie daran interessiert, sie konnte es zwar, hatte es aber nie wirklich eingesetzt. Nun nur, mussten wir auch unsere jüngsten mit dieser Kraft konfrontieren. Die Welt wurde immer gefährlicher. Raia’s Schutz immer bedrohlicher. Die Natur alleine konnte uns nicht mehr wirklich beschützen.
>Danke<, gab Rick zurück und übte kräftig weiter. Inzwischen ging ich in ein kleines Haus, wo ein kleines Mädchen erkrankt war.
>Welche Symptome sind bereits eingetreten?<, fragte ich ernst. Würden noch mehr Leute erkranken, war ich sicher es nicht mehr schaffen zu können.
Ich war die einzige voll ausgebildete Heilerin hier im Dorf. Ein Druck, der auf mir lastete, dem ich nicht noch länger hätte standhalten können.
>Sie spuckte die ganze Zeit, nun ja, nichts aus<
Ein großes Fragezeichen musste auf meiner Stirn stehen und ich blickte mich kurz im Haus um. Es war braun, keine Tapeten nur Holz in sicht. Wenige Möbel. Sie hatten wohl nicht viel.
>Nunja, sie hustet, spuckt irgendetwas weißes aus und dann verschwindet es einfach wieder<
Ich verstand.
>Nebel<
>Was?<, fragte sie entsetzt.
>Nebel. Sie können beruhigt sein. Sie hat sich nicht mir Pernomia angesteckt. So wie meine Mutter<
Ich unterbrach kurz, hustete zweimal und fuhr dann fort: >Nebel ist eine Form von Aufstauung der Psynergy. Sie kommt bald in das Alter, wo sie es anwenden muss oder eher kann. Muss sagen wir eher. Denn staut sich die Energy zu sehr auf, nunja, könnte das etwas schlecht enden.
Die Frau nickte, während der Mann mit etwas Wasser ankam.
>Danke<, sagte ich und trank einen Schluck. Es schmeckte leicht verbittert, nicht sauber.
>Nehmen sie nicht das Wasser aus den Fällen, sondern aus dem Brunnen?<
>Wir haben keine Genehmigung<, entgegnete er.
>Ihr Sohn ist ebenfalls krank. Jedoch mit Pernomia, richtig?<, fragte ich interessiert und zückte mit den Augenbrauen.
Er nickte und fing fast an zu weinen. Ich nahm seine Hand und beruhigte ihn.
>Es kann sein, das ich das Problem gefunden habe, warum die Krankheit überhaupt erst angefangen hat. Ich und meine Mum hatten auch eine Weile aus dem Brunnen getrunken, weil er manchmal gut ist, für die innere Energie. Aber anscheinend haben wir uns dort geirrt<
>Machen sie sich auf und holen sie Wasser aus den Fällen, geben sie ihrer Tochter<
>Emily<, unterbrach mich die noch junge Frau. Ich nickte.
>Emily. Geben sie Emily einfach nur etwas Ruhe und schicken sie Emily nachher zu meinem Onkel, er wird ihr helfen. Ich muss dann auch wieder los<
>Danke Sharalea. Du bist wirklich ein tolles Mädchen. Für deine fünfzehn Jahre. Ich wünschte mein Kind würde auch so wie du<
Ich lächelte.
>Danke. Aber manchmal wünschte ich wirklich, ich wäre nicht ich<
Ich schüttelte beider Hände - der Mann war bereits verschwunden und ging dann hinaus.Der Platz war noch immer ziemlich voll, jedoch musste ich mich mal wieder um andere Dinge kümmern. Der Brunnen musste vorerst abgeschafft werden.
>Oh. Sharalea<, sprach mich jemand plötzlich an. Ich drehte mich schwungvoll um und konnte voller Freude entdecken das es nur Leila war.
>Was machst du denn hier? Ich dachte du warst noch in Perseus<, rief ich freudestrahlend und umarmte sie sogleich.
>Oh, ja. Ich hab gehört das es hier ein paar Schwierigkeiten gibt. Und das kann ich dich nicht alles allein machen lassen<
Ihr schwarzes, langes Haar war schön wie immer. Die perfekt gekurvten locken fielen ihr lang über die Schulter und ihre fast schwarzen Augen, ließen sie wie immer fast schon unheimlich wirken.
Sie war nur zwei Jahre älter wie ich. Und war so etwas wie meine beste Freundin. Immer für einen da, wenn man sie brauchte.
Ich schmiss mein blondes Haar zurück und berichtete ihr über die Ereignisse, die sich bereits in Raia zugetragen hatten.
>Pernomia. Eine Art seltener Krankheiten, bei der Leute nicht mehr laufen könne. Und vor allem keine Psyche mehr Einsetzen können. Das Chi wird dabei vom Unterbewusstsein kontrolliert. Man weiß nie wann das Maß voll ist. Es ist sehr gefährlich. Vor allem bei den jüngeren Leuten hier, bei uns. Einige sind schon erkrankt. Und wenn die Wachen von Nermidis wieder kommen, haben wir ein Problem. Sie versuchen immer noch Diener zu erlangen. Wir sind das einzige Dorf das die Psynergy noch unter Kontrolle haben. Nunja, aber sie wollen teilen. Wir können nicht<
>Ich verstehe




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Texte: Alle Rechte liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 19.10.2010

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