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Prolog

Prolog


Als ich die Augen aufschlug umgab mich nichts als Dunkelheit. Es stürmte, überall wo ich hinsah, befanden sich Bäume. “Wo bin ich?” Der Regen peitschte mir ins Gesicht und da sah ich IHN vor mir stehen. Er lächelte mich liebevoll an und kam langsam näher. Als wir einander gegenüberstanden, schloss er mich in seine Arme. Mir gefiel wie stark er doch war. Schließlich flüsterte er mir zu: “Du musst auf dich und deine Schwester aufpassen! Ihr seid in großer Gefahr!” Ich wollte ihn noch fragen was los war und wovor ich uns beschützen sollte. Wie zur Hölle sollte ich das überhaupt schaffen?! Aber da verschwand er auch schon wieder in die Nacht. Was für ein merkwürdiger aber dennoch interessanter Kerl. Er hatte schulterlanges, blondes, glattes Haar und war relativ altmodisch und doch elegant gekleidet - wirklich attraktiv. Nachdenklich  sah ich mich auf der Lichtung um. Aus irgendeinem Grund kam sie mir merkwürdig real und vertraut vor. Ich hatte das Gefühl schon einmal da gewesen zu sein.
Und dann verschwamm auf einmal alles in der Umgebung und wenig später wachte ich schließlich auf. Anfangs hat es mich etwas traurig gemacht, weil er nur in meinen Träumen zu existieren schien. Ich hatte solche merkwürdigen Träume nun schon seit drei Wochen  und inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt. Es war immer wieder dieselbe Lichtung und auch ER erschien mir in jedem dieser Träume und immer kam er mir nah. 
Als ich die Augen öffnete, blendete mich das Licht, welches durch meine orange-roten Vorhänge schien. Mein alter Mahagoni-Schreibtisch hatte seinen Platz direkt vor dem Fenster, was das Arbeiten sehr angenehm gestaltete. Vor meinem kleinen Doppelbett lächelte mir unser altes Familienfoto von meiner Kommode entgegen. Das ist eines der wenigen Dinge, die mir noch von meiner Familie geblieben sind, da meine Eltern vor einigen Jahren bei einem schweren Unfall verstorben sind. Deshalb haben meine 14-Jährige Schwester Kathrin und ich diese schönen, alten Möbel und das kleine gelbe Häuschen geerbt. Wir sind zusammen in Vancouver aufgewachsen.
Nachdem ich aufgewacht war, kletterte ich müde aus meinem warmen, gemütlichen Bett, ging frühstücken und räumte auf. Ich entschied mich noch duschen zu gehen, trug Make-Up auf und packte meine Tasche. Wenig später begab ich mich auf den Weg zum Bus. Als ich das Haus verließ, hielt mich unsere Nachbarin Carol auf. Sie rief: “Ach da ist sie ja! Ann Berry hättest du eine Minute für mich Zeit?” Schmunzelnd trat ich zu ihr an den Zaun. “Sind Sie auch schon auf den Beinen? Wie geht es Ihnen?” Carol antwortete lachend: “Auch wenn ich keine 17 mehr bin, kann ich mich durchaus noch nützlich machen! Dürfte ich dir eine Kleinigkeit für Kathrin mitgeben? Sie hat kürzlich danach gefragt, aber ich hatte leider keine Ahnung wo ich es hingelegt hatte.” Freundlich nickte ich und versprach ihr, Kathrin dieses alte Geschichtsbuch zu geben. Nachdem ich das Büchlein eingesteckt hatte, verabschiedete ich mich und ging zum Bus, welcher praktischerweise genau an der Columbia River High School hält. Ich seufzte als ich merkte, dass der Bus erneut verspätet ankommen würde. 
Das kam in letzter Zeit ziemlich häufig vor, was ich irgendwie merkwürdig fand. Während ich wartete, fragte ich mich was meine Schwester mit diesem komischen Mythenbuch wollte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie sich für solche Sachen interessierte. Ich beschloss sie später danach zu fragen. Das Klingeln meines Handys riss mich schließlich aus meinen Gedanken. Als ich den Anruf annahm, rief der Anrufer aufgeregt: “Lauf weg! SCHNELL!” Verwirrt erwiderte ich: ”Hä, was? Wer ist da und was ist los?” Und dann, ganz plötzlich, ertönte ein lautes Reifenquietschen. Entsetzt sah ich, wie ein kleiner, schwarzer Transporter direkt auf mich zu schlitterte. Vor Schreck, völlig unfähig mich zu bewegen, starrte ich meinem vermeintlichen Tod in die Augen - oder in die Scheinwerfer? Das nächste, was ich spürte, waren starke Schmerzen. In diesem Moment gingen mir tausend Dinge durch den Kopf: Wer war das am Telefon und woher wusste er, dass ich in Gefahr war? Und wenn er es gewusst hat, warum hat er mich nicht vorher gewarnt oder mir geholfen? So viele Fragen in meinem schmerzhaft pochenden Kopf.

Kap. 1: Das erste Aufeinandertreffen

Das erste Aufeinandertreffen

 
Ich weiß nicht wie lange ich bewusstlos gewesen bin oder was mich geweckt hatte, aber irgendwann wachte ich schließlich auf. Erschöpft sah ich mich um...Piepende Maschinen, Kabel, Monitore - typisches Krankenhausequipment und dann weiteten sich meine Augen vor Erstaunen. Neben meinem Bett saß der Junge aus meinen Träumen! Ich glaubte meinen Augen kaum, wie war das nur möglich? Hatte ich mir den Kopf aufgeschlagen? Oder träume ich wieder?“Du träumst nicht Ann. Warum bist du nicht weggelaufen?” Unsicher stotterte ich: “Ich...ähm...Weil...” Ich war vollkommen überrascht und wusste gar nicht was ich sagen, geschweige denn denken sollte. Er lächelte mich aufmunternd an und meinte: “Keine Panik. Du hast alle Zeit der Welt.” Wir schauten einander einige Zeit lang an und ein wenig später flüsterte ich schließlich: “Es ging alles viel zu schnell und ich hatte Angst und war total verwirrt. „Darauf erwiderte mein Fleisch gewordener Traumtyp schmunzelnd: “Also muss ich dich demnächst vor sämtlichen Gefahren davon tragen?”
Ich lächelte über diesen Gedanken. “Wer bist du eigentlich und warum bist du hier bei mir? Ich verstehe das alles nicht. Träume ich die ganze Zeit von dir oder passiert das wirklich?”, fragte ich ihn verwirrt. Ruhig antwortete er: “Mein Name lautet Damien und im Moment bist du wach. Es ist schön endlich einmal mit dir zu sprechen. Diese Konversationen im Traum sind wirklich umständlich.” Entsetzt sah ich ihn an: “Dann ist das also wirklich passiert? Du warst also wirklich da? Aber warum? Und warum ausgerechnet ich?!” Ich spürte wie mein Herz anfing zu rasen und es schien eine Ewigkeit zu vergehen, ehe er weiter sprach. “Ich war bei dir um auf dich aufzupassen und dich zu beschützen. Auch durch solche Hinweise.”
Verwirrung stand mir ins Gesicht geschrieben, aber ich versuchte sie zu verstecken. Was war so besonders an mir, dass ich einen so süßen Beschützer verdient hatte? Nervös kaute ich an meiner Lippe rum. Schließlich fragte ich: “Verrätst du mir, warum du das alles auf dich nimmst? Du bist doch bestimmt einsam!” Als Antwort bekam ich: “ Das ist meine Aufgabe. Ich will dich beschützen! Auch wenn es manchmal wirklich etwas einsam ist, ich mache das weiter!” Da platzte es aus mir heraus: “Dann bleib doch einfach bei mir! Mir macht das nichts aus! Dann bist du nicht mehr so alleine und außerdem ist das dann viel praktischer, wenn du auf mich aufpassen willst!” Damien runzelte die Stirn, kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach. Leise sagte er: “Ich weiß nicht recht... Es wäre schon einfacher aber trotzdem...”
Mir fiel auf, dass er ziemlich unsicher wirkte und blass geworden war. Ich flüsterte besorgt: “Was hast du denn auf einmal? Du wirkst du matt!” Es dauerte einen Moment bevor er weitersprach. “Es ist der Gedanke bei dir zu bleiben, geschweige denn zu sein, Ann...Ich will dich nicht ablenken und du sollst schließlich in Sicherheit sein. Dazu kommt die Sorge, dass ich einen dummen Fehler machen könnte.” Leicht enttäuscht sah ich ihn. So groß war mein Verlangen Damien kennen zu lernen. Als er meine Enttäuschung sah, machte er sich sofort Sorgen und flüsterte unsicher: “ Tut...Tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht kränken. Nimm es bitte nicht so persönlich. Ich glaube, dass es einfach nur nicht so gut wäre, wenn wir zwei dann so lange so eng beieinander sind. Es hat nichts mit dir zu tun! Ich habe einfach nur ein paar Bedenken meinetwegen.”
Ich sah ihm an, dass er es ehrlich meinte und war froh darüber, weil es mir zeigte, dass er ja eigentlich auch gern etwas Zeit mit mir verbringen möchte. Ich nickte beschwichtigend und fühlte mich auch ein bisschen schuldig, da ich ihm ein solch schlechtes Gewissen eingeredet hatte. “Ist schon in Ordnung, ich will dich ja zu nichts zwingen. Ich hoffe ich nerve dich nicht schon. Tut mir leid, ich habe etwas zu überstürzt reagiert. Nimm es mir bitte nicht übel.” Ich lächelte und hoffte auf ein lächeln oder irgendetwas dergleichen. Und zu meinem Glück schenkte er mir ein unwiderstehliches sanftes lächeln. “Mach dir keinen Kopf, du nervst in keinster Weise. Ich schätze einfach mal, dass viele Mädchen in einer solchen Situation so oder so ähnlich reagiert hätten. Ich lebe ja schon ein ganzes Weilchen länger hier und hab auch schon 'ne ganze Menge dazugelernt, auch was Mädchen betrifft.”
“Wie genau meinst du das jetzt? Hast du sowas schon öfter erlebt? Ich meine, ob du bei anderen Mädchen auch solche Erfahrungen gesammelt hast.” Er schien diesen gewissen Ton von Eifersucht in meiner Stimme zu hören und grinste. “Nun ja soo viele Mädchen kenne ich nun auch nicht aber es gibt eben das eine oder andere Mädchen, welches versucht hat meine Aufmerksamkeit zu ergattern. Ich habe ihr aber zu verstehen gegeben, dass ich nicht ein solches Interesse an ihr hatte und damit hat sie sich arrangieren können. Kein Grund zur Sorge also.” Ich lächelte erleichtert und musste feststellen, dass es mich dennoch störte, dass er noch andere Mädchen näher kannte. Damien redete noch eine Weile mit mir, bis er merkte, dass ich langsam müde wurde. Dabei hatte ich noch so viele Fragen, die er mir beantworten sollte. Als er bemerkte, wie mich die Müdigkeit zu überrollen drohte, sagte er ruhig: “Schlafe Ann. Wir müssen nichts überstürzen mein Engel. Werde erst einmal wieder gesund, dann teile ich dir meine Entscheidung mit."
“Nein noch nicht. Ich will noch so vieles von dir wissen Damien! Ich will jetzt noch nicht schlafen!” Darauf lächelte er und flüsterte mir zu: “Immer mit der Ruhe. Zuerst kümmern wir uns um dein Wohl und dann sehen wir weiter. Du wirst im Laufe der Zeit Antworten auf deine Fragen finden.” Ich seufzte und murmelte schon halb im Schlaf: “Bleibe aber bitte bei mir. Ich will nicht allein sein...” Mir fiel es sehr schwer die Augen offen zu halten und ich spürte, dass ich gleich einschlafen würde. Ich hörte nur noch wie er mir ins Ohr hauchte, dass er immer bei mir sein würde und ich nie allein sein werde. Und kurz darauf erlag ich meiner Müdigkeit und schlief ruhig ein.

Kap. 2: Verschwommene Realität

Verschwommene Realität

 
Es verging einige Zeit, bis ich schließlich durch laute, wirre Stimmen und das Umherlaufen von Ärzten oder Schwestern aufwachte. Ich schlug die Augen auf und hörte wie jemand “Sie ist am Leben! So ein Glück!”, rief. Ich spürte mehrere Blicke auf mir ruhen. Mir fiel auf, wie finster und irgendwie angsteinflößend mich einer der Ärzte ansah, worauf mir ein Schaudern eiskalt den Rücken runterlief. Ich entdeckte meine erleichtere Schwester weinend neben dem Bett sitzen. Sie stammelte leise: ”Ich hatte solche Angst um dich und war gestern fast den ganzen Tag bei dir! Du sahst so blass und schwach aus...Ich...Oh Ann! Was würde ich nur ohne dir tun Schwesterherz?” Da musste ich lächeln und erwiderte ruhig: “Dich kann ich doch nicht einfach so alleine zurücklassen, Kathy. Mich kriegt so schnell keiner klein!” Ein weiterer Arzt betrat das Zimmer. “Ah, Sie sind zu sich gekommen junges Fräulein. Wunderbar. Wie fühlen Sie sich?” Ich dachte kurz darüber nach und meinte schließlich: “ Mein Kopf tut etwas weh und meine rechte Seite schmerzt total:” Kathy erklärte mir: “ Du hast ein ganz paar Schnittwunden und Prellungen aber zum Glück nichts Lebensgefährliches oder ähnlich Schlimmes erlitten. Aber du solltest es trotzdem langsam angehen Süße.” Ihre Anwesenheit beruhigte mich sehr, auch wenn ich mich echt nicht gut fühlte. Da fiel mir ein gewaltiger Strauß voller wunderschöner Blumen auf. So viele Rosen...
“Von wem sind die? Und wie lange bin ich hier eigentlich schon?” Der Arzt antwortete lächelnd: “Die sind von einem gewissen Damien, ich schätze Ihrem Freund oder einem sehr engen Freund und Sie sind hier schon ganze drei Tage, haben aber die ganze Zeit über geschlafen. Voraussichtlich wollen wir Sie noch ungefähr zwei Wochen hier behalten, um sicherzugehen, dass alles ordentlich verheilt.” Nachdem ich müde seufzte sagte Kathrin daraufhin: “Ruh dich aus. Der Kerl, der dich fast tot gefahren hat, hat als kleine Wiedergutmachung deine ganze Behandlung bezahlt. Scheinbar hatten das Auto oder die Bremsen einen technischen Fehler, weshalb die Karre außer Kontrolle geraten ist. Er fühlt sich schrecklich, wegen dem was dir passiert ist.” Ich unterhielt mich noch eine ganze Weile mit meiner Schwester und die Ärzte klärten mich über alles Wichtige auf. In den darauf folgenden Tagen erholte ich mich und zu meiner Enttäuschung ließ sich Damien auch nicht mehr blicken. Während Damiens Besuche ausblieben, kam mich meine Schwester dafür jeden Tag besuchen. Einmal teilte ich ihr auch mit, wie unglaublich unheimlich ich den einen Doctor fand. Ständig fühlte ich mich total beobachtet und richtig unwohl in seiner Nähe noch dazu. Aber Kathrin tat das nur als Spinnerei, infolge meiner Verletzungen, ab. Sie riet mir lächelnd, dass ich dieses Gefühl einfach ignorieren sollte, da es ja höchst wahrscheinlich nur meine Einbildung war.
Nach insgesamt neun Tagen, nach meinem Aufwachen, ging es mir inzwischen so gut, dass ich aus eigener Kraft wieder laufen konnte. Am Abend, des neunten Tages, wurde ich urplötzlich aus dem Schlaf gerissen. Ein Zeitgefühl hatte ich während meines Krankenhausaufenthaltes nicht aber der Kalender gegenüber meines Bettes sagte das es Dienstag, der 28. Oktober wäre. Nachdem ich die Augen aufschlug, hörte ich ein lautes, merkwürdiges Geräusch, fast schon ein Knurren oder etwas dergleichen, ertönen. Beunruhigt sah ich mich um und fragte verunsichert: “Daniell? Bist du das? Mach keinen Scheiß, das macht mir echt Angst!” Als ich aber keine Antwort bekam, entschloss ich, mich etwas umzusehen, da ich auch wissen wollte was dieses Geräusch verursacht hatte. Auch wenn mein Bauchgefühl der Meinung war, dass das eine ganz dumme Idee war. Auf Zehenspitzen schlich ich bis zu meiner Zimmertür und linste vorsichtig in den Flur. Ich sah keine Menschenseele aber ein gewaltiges Chaos: umgeworfene Stühle, Tischchen und überall eine Menge Papier. Als ich mich genauer umschaute entdeckte ich sogar Blutspuren! Leise folgte ich der kleinen Spur und blieb an den Treppen stehen. Es sah so aus als würde die Blutspur mehrere Etagen weit runterführen.
Da ich mir Sorgen darüber machte, dass vielleicht andere Patienten, Personal oder eventuell sogar Damien verletzt worden sein könnten, raffte ich all meinen Mut zusammen und lief die Treppen vorsichtig runter. Auf dem Weg dachte ich darüber nach, dass vielleicht ein Kampf statt gefunden haben könnte, so wie es hier aussah aber ich konnte mir nicht vorstellen wer oder was hier gekämpft haben könnte. Als ich schließlich im Kellergewölbe oder etwas ähnlichem ankam, wurde mir doch etwas mulmig. Ich kam mir vor wie in einem dieser Klischeehaften Horrorfilme. In dem Moment wo ich um eine Ecke bog, glaubte ich meinen Augen nicht. Vor mir stand ein riesiges, pelziges DING! Ohne großartig darüber nachzudenken, drehte ich mich um und wollte einfach nur noch abhauen aber riss in meiner Eile und Tollpatschigkeit etwas Putz von der Wand. Ich dachte mir nur noch, warum das alles ausgerechnet mir passieren musste! Ängstlich drehte ich meinen Kopf dem Monstrum zu. Es stand direkt hinter mir, war geschätzte zwei ein halb Meter groß, hatte pechschwarze Augen und riesige, scharf aussehende Zähne. Alles in allem sah es aus wie eine Mischung aus Wolf, Bär und Menschen, da es sich auf zwei Beinen bewegte. Als ich sah was das Vieh für dicke, lange und blutige Krallen hatte, wurde mir richtig schlecht. Es gab erneut dieses widerliche Knurren von sich und ging auf mich zu.
Ich war nur wenige Sekunden stehen geblieben und rannte dann einfach nur noch um mein verdammtes Leben. Während ich davon hastete, schrie ich panisch und hasste mich dafür hier her gekommen zu sein. Dazu kam auch noch, dass ich nicht wusste ob irgendwer anders verletzt oder getötet worden ist, was ich ja eigentlich hatte herausfinden wollen. Im zweiten Stock wieder angekommen, stolperte ich über meine eigenen Füße und schlug der Länge nach hin. Verängstigt und außer Atem rollte ich mich auf den Rücken und sah noch, wie das Ding mit seiner Pranke zuschlug. Panisch und von Schmerzen erfüllte kreischte ich auf und versuchte davon zu kriechen.Da hörte ich eine mir sehr vertraute Stimme rufen: “Lass sofort deine Pfoten von diesem Mädchen du Ungetüm!” Darauf ertönte ein merkwürdiges metallisches Geräusch. Das lenkte das Monster von mir ab und ich kroch ein Stück weiter davon. Da bemerkte ich auf meiner rechten Bauchseite die klaffende, pochende Schnittwunde, die mir die Klauen des Monstrums verpasst hatten. Die Verletzung schien sehr tief zu sein und mein Kleid war inzwischen von Blut durchtränkt. Bei diesem Anblick wurde mir ganz schwummrig und ich lehnte mich erschöpft an die Wand.
Mir fielen immer wieder die Augen zu und bildete mir ein Damien mit einem leuchtenden Schwert und...Flügeln zu sehen?! Alles war so verschwommen...Irgendwann als der Kampflärm verschwand spürte ich wie mich jemand hochhob und davon trug. Die vertraute Stimme whisperte: “Hab keine Angst. Du bist bei mir in Sicherheit, Ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder jemand etwas antut!” Seine Stimme beruhigte mich sehr und ich fühlte mich leicht und schwerelos in seinen Armen. Erschöpft öffnete ich meine Augen. Damien...Er hatte so wunderschöne, hypnotische leuchtend grüne Augen. Und da fiel mir noch etwas auf - Flügel! Sie schimmerten weiß und glänzend im Mondlicht. Wunderschön - Wie er selbst. Vorsichtig streckte ich eine Hand nach einem seiner Flügel auf - so weich, glatt und kuschelig. Er lächelte und küsste mich sanft auf die Stirn, was mich erröten ließ und mir ein glückliches Grinsen aufs Gesicht zauberte. Da spürte ich einen leichten Luftzug an uns vorbei ziehen. Ich wunderte mich wie das nur möglich war und schaute mich unsicher um. Schockiert hielt ich den Atem an. Wir flogen wirklich! Ruhig hauchte mein Beschützer: “Es ist alles in Ordnung Ann. Ich bringe dich zu mir nach Hause. Dort bist du sicher! Schlafe jetzt meine Süße. Du hattest genug Aufregung für heute.” Ängstlich sah ich ihn an. Er schien meine Unsicherheit zu spüren und flüsterte: “Ich bleibe bei dir. Versprochen. Dieses Mal lass ich dich nicht allein.” Das war das letzte, was ich vernahm bevor ich in seinen Armen einschlief.

Kap. 3: Damien

Damien

 
Als ich endlich wieder aufwachte, strahlte mir die Sonne ins Gesicht. Ich blinzelte und reckte mich ein wenig. Nachdem ich einige Minuten später richtig wach war, schaute ich mich um. Die Nacht hatte ich in einem riesigen Himmelbett verbracht, welches mit moderner Bettwäsche (lila, rosa und schwarz) ausgestattet war. Gegenüber des Bettes befand sich eine große Balkontür. Von dort und dem angrenzenden Fenster schien warmes Sonnenlicht ins Zimmer. Vor dem Fenster stand ein viel Platz bietender, dunkler Schreibtisch mit einem gemütlich gepolsterten alten Holzstuhl. Links von mir befand sich eine dunkle Holztür. Neben ihr befand sich eine hübsch verzierte Kommode mit einem großen Spiegel. An den Wänden schmückten fünf wundervolle Portraits den Raum. Auf einem davon glaubte ich Daniell zu erkennen! Unter anderem schienen auch ein, zwei Familienportraits dabei zu sein. Im Großen und Ganzen wirkten alle Bilder ziemlich alt und die Ausstattung erweckte den Eindruck sehr edel und wertvoll zu sein. Auch die Fenster waren riesig und spendeten reichlich Licht. Nachdem ich alles auf mich wirken gelassen hatte, rief ich zögerlich: “ Wo bin ich? Hallo, ist da jemand?” Ich spürte wie mich jemand daraufhin am Arm berührte. Ich sah zu meinem Arm, folgte mit den Augen der anderen Hand und erblickte Damien. Sein Anblick war überwältigend... Ich sah ihn zum ersten Mal im Licht der Sonne. Seine grünen Augen musterten mich. Umhüllt von langen, schwarzen Wimpern wirkten sie wahnsinnig hypnotisch und sehr sanft. Seine schmalen, vollen Lippen waren zu einem süßen Lächeln verzogen und wirkten richtig einladend auf mich. Die schwungvollen Augenbrauen, die leicht geröteten Wangen, seine gerade Nase...Alles an Daniell gefiel mir und ich bekam richtig Schmetterlinge im Bauch. Das war das erste Mal, dass ich ihn richtig anschauen konnte. Jetzt erst fielen mir die blonden Strähnen auf, die ihm immer wieder ins Gesicht fielen. Ich bemerkte wie sich seine leichten Muskeln an seinem Hemd abzeichneten und wie glücklich seine Anwesenheit mich machte.
“Hey.”, whisperte er. Leise erwiderte ich: “Hey...Was ist passiert? Das kann doch alles nur ein schlimmer Alptraum gewesen sein!” Aber wäre es ein Traum, würde er mit einem Happy End ausgehen. Oder vielleicht sogar einem Kuss...? Während ich vor mich hin lächelte verzog Damien unglücklich und sorgenvoll das Gesicht. “Das hätte alles nie passieren dürfen Ann. Es tut mir unendlich leid!” Ich verstand nicht ganz was er meinte. “Wie meinst du das? Erklär mir was hier vor sich geht!” Damien seufzte. Ihm schien nicht zu gefallen, dass ich jetzt endlich mehr erfahren wollte und dieses Mal würde ich nicht einfach so nachgeben oder einschlafen.“Na gut Ann... Das Ding, welches dich angegriffen hat, hätte gar nicht erst hierher kommen dürfen. Meine Art ist dazu bestimmt worden, die Anderen, sprich euch Menschen, vor solchen Gefahren zu beschützen. Es ist fatal, dass ich dieses Monstrum so nah an dich heran gelassen habe. Du hättest sterben können Ann! Mehr kann ich dir im Moment noch nicht sagen, aber das ist auch nicht so wichtig jetzt. Fakt ist, dass ich dich beschütze, egal vor was oder vor wem!”Ich nickte und glaubte zu verstehen, was er mir da gerade erzählt hätte. Jedenfalls das Meiste davon. Lange sahen wir uns an. Ich glaubte, dass wir beide auf eine Antwort oder Reaktion des Anderen erwarteten.
Irgendwann fing ich an glücklich vor mich hin zu lächeln. Als Damien das bemerkte, musste auch er schmunzeln. Schließlich fragte er mich: “Warum freust du dich so?” Die Tatsache, dass er es bemerkte, machte mich schon etwas verlegen. “Naja weißt du... Ich bin einfach nur froh, dass du bei mir bist und ich freue mich dich wiederzusehen. Findest du das schlimm? Es ist einfach so viel passiert in letzter Zeit. Da ist ein bisschen vertraute Gesellschaft richtig schön. Aber sag mir, ist das alles wirklich passiert? Wo hast du mich eigentlich hingebracht?” Sanft erwiderte Damien: “Ich freue mich auch um ehrlich zu sein... Du bist bei mir zu Hause, ein gutes Stück weg von der Stadt. Mir gefällt dieses Waldstück und gar nicht weit von hier befindet sich sogar ein kleiner See. Den kann ich dir auch gerne zeigen, wenn du möchtest. Aber erstmal wirst du wieder gesund Ann! Und ja, das ist alles Wirklichkeit gewesen. Auch das du hier bist, ist real.” Das zu hören, gefiel mir sehr. Ich fühlte mich großartig, auch wenn ich Schmerzen hatte. “Aber ich verstehe das trotzdem nicht so ganz. Was hat mich da angegriffen und warum gerade mich? Was hatte es im Hospital zu suchen? Was geht hier denn vor sich?!” Ich wollte unbedingt wissen, was das zu bedeuten hatte, auch wenn ich es mir wahrscheinlich nicht vorstellen konnte. Er wirkte sehr verunsichert und ich fragte mich, ob er nichts erzählen durfte oder nicht wusste, wie viel beziehungsweise wie er es mir erzählen konnte.
Nach einiger Zeit sprach er schließlich doch weiter. “Weißt du, es ist echt nicht leicht für mich. Eigentlich solltest du gar nicht davon wissen, geschweige denn hier bei mir sein Ann! Theoretisch müsste ich dich sofort rauswerfen und heimschicken!” Das von ihm zu hören, schockierte mich zu tiefst. Verletzt schloss ich die Augen und war selbst erstaunt darüber, wie sehr mich diese Behauptungen trafen. Ich schwieg, weil ich nicht wusste wie ich auf ihn und meine Gefühle antworten sollte. Eine gefühlte Ewigkeit später spürte ich Damiens Hand an meiner Wange. Er bat mich flüsternd: “Bitte weine nicht Ann. Ich wollte dich nicht verletzen. Es tut mir wirklich Leid... Aber ich kann es dir im Moment leider nicht erklären. Du kannst nichts dafür, die ganze Situation ist ziemlich schwierig für dich, mich und meinesgleichen. Wie fühlst du dich?” Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass mir die eine oder andere Träne geflossen war und ich seufzte ruhig, als ich bemerkte, dass er das Thema wechseln wollte, worüber ich auch wirklich froh war. “Es geht schon. Danke, dass du auf mich aufgepasst hast. Aber was ist mit dir? Bist du okay? Hat das Vieh dir irgendwas getan Damien?”
Ich setzte mich vorsichtig hin und musterte ihn besorgt. Die Schnittwunde tat ziemlich weh aber im Moment versuchte ich das zu ignorieren. Er winkte ab und meinte nur, dass er in Ordnung wäre und ich mir keine Sorgen machen müsste. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass diese Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber da bemerkte ich einen blutigen Verband an seinem Oberkörper. Er schimmerte leicht unter seinem Hemd hervor, was meine Aufmerksamkeit erregte. Nachdenklich runzelte ich die Stirn und reckte meine Hand nach ihm aus. Zaghaft berührte ich ihn an der Schulter, woraufhin er kurz das Gesicht verzog und zusammenzuckte. “Du wurdest aber verletzt! Zeig her Damien. Ich bitte darum! Ich habe schon viel im Krankenhaus ausgeholfen und auch meinen Vater hatte ich medizinisch immer unterstützt, deshalb weiß ich auch ne ganze Menge darüber!” Damien schüttelte den Kopf und beharrte auf seiner Meinung. “Mir gehts gut, Ann. Ich werd schon wieder, keine Sorge.” Mehrere Minuten redete ich auf ihn ein, diskutierte und versuchte ihn von meinem Vorschlag überzeugen. Aber er weigerte sich und stellte sich komplett quer. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, warum er sich nicht helfen lassen wollte. Schließlich meinte ich es doch nur gut mit ihm...Oder waren die Verletzungen vielleicht so schlimm, dass er Angst davor hatte, sie mir zu zeigen? Seufzend murmelte er: “Ich hab doch keine Angst vor deiner Hilfe...” Das verwunderte mich zutiefst, schließlich hatte ich das ja nicht laut gesagt. Unsicher schauten wir einander einen Moment lang an. “Du bist mir wenigstens dafür aber eine Erklärung schuldig, hörst du?!”
Damien atmete tief durch, nickte kurz und ließ sich schließlich doch noch überzeugen. Vorsichtig öffnete ich sein Hemd und entfernte den alten Verband. Als ich die Wunde begutachtete, musste ich feststellen, dass es eine ziemlich schlimme Schnittwunde war. Ähnlich wie meine eigene, nur viel schlimmer, dachte ich mir. “Das muss dringend versorgt werden. Ich mache das. Das MUSS sein, weil sich das Ganze sonst übel entzünden könnte und es würde auch nicht richtig verheilen. Vertrau mir Damien, ich weiß wovon ich rede. Hast du eventuell neues Verbandszeug, irgendwas zum Desinfizieren, wie Alkohol oder sowas Ähnliches und ein paar Tücher, Schalen, Nähzeug, und sowas?” Er erklärte mir, dass alles was ich brauchen würde im Badezimmer aufbewahrt wurde. Wir halfen uns gegenseitig beim Aufstehen und ich folgte ihm aus dem Zimmer, nach draußen in den Flur. Auch hier wirkte Alles ziemlich edel aber im Moment hatte ich andere Sachen im Kopf. Das (ganz schön luxuriöse) Badezimmer befand sich auf der gegenüber liegenden Seite seines Zimmers, der zweiten Tür nach rechts. Ich sah mich kurz um: eine große Wellnessbadewanne, eine extra und vor allem große Dusche, schöne weiße Schränke mit ein paar golden Verzierungen, ein großer Spiegel und eine hochwertigere Toilette. Alles war dezent mit verschiedenen goldenen Mustern verziert und auch ein paar Pflänzchen schmückten das großzügige Bad.
Damien ging auf einen der Wandschränke zu, durchsuchte ihn und sagte ruhig: “Hier findest du alles, wonach du gefragt hattest.” Er holte die Sachen raus und legte sie auf den kleinen Tisch darunter. Ich trat zu ihm und wies ihn an, sich auf den Stuhl zu setzen und ein bisschen zu entspannen. Er folgte meinen Anweisungen wortlos und da konnte ich mich auch schon an die Arbeit machen. Ich desinfizierte mithilfe von Watte und dem Alkohol die Wunde, reinigte sie und nähte sie richtig zu. Sein eigener Nähversuch war eine minimale Katastrophe weshalb ich vorsichtig die alten Fäden zog. Anschließend verband ich ihn noch einmal richtig. Während er die unangenehme Prozedur über sich ergehen ließ, stöhnte er manchmal vor Schmerz auf oder zuckte zusammen und verkrampfte etwas. Am Ende seufzten wir beide erleichtert auf. Da ich auf dem Tisch vor ihm saß, schonte es meine eigene Verletzung. “Danke, Ann.”, flüsterte Damien, worauf ich mit einem Lächeln auf den Lippen “Das ist doch selbstverständlich. Du hast mir so sehr geholfen, da ist es das Mindeste was ich für dich tun kann! Und es ist noch nicht einmal genug!”, erwiderte.
Mir fiel auf, wie erschöpft er wirkte und ich sagte ruhig: “Du musst dich ausruhen Damien. Du bist vollkommen erschöpft!” Er räumte schnell die Sachen zurück und führte mich danach zurück in sein Zimmer. Ich lotzte ihn in sein Bett und da er so müde war, wehrte er sich auch nicht sonderlich. Ich deckte ihn zu und legte mich neben ihn aufs Bett, um ihn etwas zu beobachten. Er deckte mich mit zu und schloss wenig später die Augen. Ich fühlte mich besser, jetzt wo ich wusste, dass er ordentlich versorgt war und ich bemerkte auch wie süß er aussah, sogar wenn er schlief. Ich heute ihn neben mir seufzen und lächelte. Es faszinierte mich, wie gut es mir ging, jetzt wo er für mich da war. Als auch ich dem Schlaf näher kam, hatte ich fast vergessen unter welchen Umständen ich bei ihm gelandet war. Mir kamen meine Schwester und das Krankenhaus in den Sinn. War jemand verletzt worden oder gar getötet? Da hörte ich plötzlich jemand anderes sprechen. Es war eine tiefe Männerstimme, welche von der Tür zu kommen schien. “Deiner Schwester geht es gut.
Mach dir darum keine Sorgen junges Fräulein. Es gibt einige Verletzte aber sie werden sich nicht an dieses Monster erinnern können. Glücklicherweise ist niemand zu Tode gekommen, wir haben noch rechtzeitig eingreifen können.” Ich warf müde einen Blick zur Tür um zu sehen, wer mir da geantwortet hatte. Andererseits fragte ich mich auch, woher derjenige das Wissen konnte, da ich es ja nur gedacht hatte. Mir kam der Mann nicht bekannt vor aber er hatte Ähnlichkeit mit Damien. Ruhig sprach der Unbekannte weiter: “Du wirst noch alles lernen, keine Sorge. Ich möchte mich bei dir bedanken. Dafür, das du meinem Sohn geholfen hast und ihm so viel Hoffnung schenkst. Darf ich dich um etwas bitten?” Ich nickte kurz, weil ich zu müde zum sprechen war. “Bitte gib gut auf meinen Jungen Acht. Er ist manchmal etwas stur aber er muss lernen sich auch auf andere zu verlassen und nicht alles im Alleingang erledigen kann. Schlafe gut, Ann Berry.”Mir fielen letztendlich die Augen zu und ich schlief tief und fest ein.

Kap. 4: Die andere Seite

Die andere Seite 

 
Ich schlief sehr gut in dieser Nacht. Am nächsten Morgen wachte ich richtig ausgeschlafen auf. Nachdem ich richtig wach war, fiel mir auf einmal etwas auf: Damien und ich waren uns im Schlaf unglaublich nahe gekommen! Ich muss mich die Nacht an ihn geschmiegt haben, was mich verlegen machte und erröten ließ. Dennoch fand ich es sehr schön, wie ich mir eingestehen musste. Lächelnd kuschelte ich mich an ihn und seufzte wohlig. Dadurch schien ich ihn aufzuwecken, da auch er leise seufzte und sich ein bisschen reckte. Ich sah wie er anfing zu blinzeln und kurz später die Augen gänzlich aufschlug. Es dauerte einen Moment bis er realisierte, wie nah er mir gekommen war. Erschrocken wich Damien zurück und stammelte schüchtern: “E-Es tut mir leid Ann. Ich wollte dir nicht so nah kommen...Nimm es mir bitte nicht übel!”
Es war wirklich süß wie rot er geworden war und ich schmunzelte für mich hin. “Ist schon in Ordnung. Es ist ja schließlich nicht so, dass du mir ein Ohr abgekaut hättest!” Darauf musste er verlegen lachen und ich lachte mit ihm. Er kratze sich am Hinterkopf und rückte noch ein Stück weg von mir. Ein bisschen beleidigend fand ich das schon, aber ich ließ mir nichts davon anmerken.Ich seufzte und sah dabei zu wie er aus dem Bett krabbelte. Insgeheim hatte ich nichts gegen weiteres Gekuschel einzuwenden, aber ich bezweifelte sehr, dass mir dieser Wunsch gewehrt werden würde.Als ich ihn so anschaute, bemerkte ich, dass er kein Hemd trug. Die Vorstellung, sich an diese muskulöse Brust gelehnt zu haben, war wirklich unglaublich schön. Fasziniert beobachtete ich ihn, wie er sich vorsichtig (aufgrund der Verletzung) ein neues Hemd und eine neue schwarze Jeans anzog. Ich glaubte, er hätte gestern Abend im Badezimmer eine frische Boxer angezogen, da er mich einmal auch aus dem Bad geworfen hatte, “um sich frisch zu machen”.
Wie wahnsinnig sexy Damien doch war! Schließlich stellte er fest, dass er nicht ja gar nicht allein war. Verlegen warf er einen Blick über die Schulter und ich sah, wie er leicht errötete. Ich tat so als ob ich nicht hingesehen hatte und kuschelte mich etwas in die Decke. Um das peinliche Schweigen zu brechen bot er an: “Möchtest du dich im Bad vielleicht etwas frisch machen? Meine Schwester hat deine Badetasche aus dem Krankenhaus hierher gebracht. Wenn du möchtest kannst du vorsichtig Duschen gehen, da dürfte eigentlich nichts passieren, weil du richtig versorgt worden bist. Ich meine wegen deiner Verletzungen und so. Ich zeig dir alles!”Damien half mir aus dem Bett und zeigte mir, wo meine Sachen hin geräumt worden waren. Es war wirklich wohltuend und entspannend mal wieder richtig duschen zu gehen.
Nachdem ich auch meine Haare gewaschen und die Zähne geputzt hatte, ging ich mit neuen Klamotten und einem frischen Kleid (ich hatte immer was in der Badetasche, für alle Fälle) zurück in sein Zimmer. Er lächelte und fragte sanft: “So nachdem wir beide frisch geduscht sind, hast du doch bestimmt Lust auf ein leckeres Frühstück, oder?” Jetzt erst fiel mir auf, wie hungrig ich eigentlich war. Es muss ewig her sein, seit ich das letzte Mal was Richtiges gegessen hatte. “Ich habe schon Hunger aber ich möchte dir und deiner Familie nicht zur Last fallen!”“Ach was, das tust du nicht. Sie sind alle schon ganz gespannt dich kennenzulernen. Um ehrlich zu sein, würde ich auch sehr gern etwas Zeit mit dir verbringen...Also, kann ich dich überreden?”
Mein Herz schlug schneller vor Aufregung und ich grinste ihn an. Er wollte wirklich etwas mit mir unternehmen und mich kennenlernen! Eine unglaubliche Vorfreude überkam mich und ich musste mich wahnsinnig zusammenreißen, weil ich befürchtete ihm sonst um den Hals zu fallen. “Na gut, aber nur wenn es dich und deine Familie nicht stört oder von eurem Tagesablauf ablenkt.”Lächelnd erwiderte er: “Na also! Komm, meine Mutter hat uns etwas vorbereitet. Quasi ein Begrüßungsgeschenk des Hauses.” Darauf nahm Damien mich an der Hand und führte mich in die Küche: nach links, die Treppe runter, durch ein hübsch eingeräumtes, helles Wohnzimmer und schließlich zur Küche. Da wo auch der Rest seiner Familie wartete. Unten angekommen sah ich mich kurz um: Alles war sehr modern und liebevoll eingerichtet, mit einigen älteren Möbelstücken und ein paar Pflänzchen. In der Küche standen, außer uns, drei weitere Personen: ein zierliches, blondes Mädchen, ungefähr meines Alters, eine junge Frau mit ebenfalls blonden Haaren, vermutlich die Mutter Damiens und der unbekannte, brünette Mann von vergangener Nacht.
Dieser begrüßte mich gleich mit einem freundlichen Lächeln: “Da seid ihr zwei also auch endlich wach. Einen guten Morgen wünschen wir!” Die Frau fügte hinzu: ”Schön, dass ihr beiden wieder auf den Beinen seid. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, so schlimm wie ihr gestern ausgesehen habt. Wie fühlt ihr euch?” Das junge Mädchen lächelte uns nur an und nickte Damien und mir zu. Damien stellte sie mir schließlich vor: “Ann, darf ich dir vorstellen? Das hier ist meine Schwester Lucinda, das ist meine Mutter Marianne und das ist mein Vater James. Und euch möchte ich im Gegenzug Ann vorstellen. Dieses mal im wachen Zustand.” Er fing an zu grinsen und ich verdrehte die Augen. Eigentlich hatte er ja Recht, aber trotzdem war das ein bisschen gemein. Höflich erwiderte ich: “Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Ich hoffe ich bereite Ihnen keine Umstände.”Die junge Mutter antwortete sanft: “Die Freude ist ganz unsererseits! Aber sag, wie fühlst du dich? Und auch du, Damien!"
“Mir gehts gut, es tut halt noch weh, aber ich werds schon überleben.” Damien fügte hinzu: “Dem stimme ich zu. Und dank Anns liebevoller Unterstützung, ist es auch deutlich besser geworden.” Als er das sagte, schaute er mich an und lächelte. Mir wurde ganz warm ums Herz und ich konnte mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Kurz darauf zog Damien einen Stuhl für mich zurück und meinte: “Komm setz dich. Du musst hier nicht stehen.” Sein Vater ergänzte: “Da hat er recht. Ihr zwei seid doch bestimmt hungrig. Wir haben ein kleines Frühstück für euch vorbereitet und da wir uns nicht sicher waren was du gerne isst, haben wir einmal mal ein 'kleines' Menü für zusammengestellt. Bedien dich ruhig und keine falsche scheu, es muss ja eine Weile her sein, seit du das letzte Mal richtig gegessen hast!” Damien setzte sich mir gegenüber hin und gab mir ein Handzeichen, um mir zu zeigen, dass er mir den Vortritt ließ. Ich war richtig überwältigt als ich sah, was seine Familie alles zubereitet hatte. Pfannkuchen mit Sirup, Waffeln, belegte Toasts, Sandwiches, Obstsalat, Cornflakes, Sushi und und und... In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie ein so unglaublich großes Frühstück serviert bekommen. Irgendwie traute ich mich nicht, weil ich Angst hatte, verfressen oder so zu wirken. Die anderen schienen mein zögern zu bemerken, da kam das Mädchen Lucinda auf mich zu und gab mir amüsiert ein paar Pfannkuchen auf den Teller. “Ich sehe doch, dass du welche davon willst.
Du brauchst nicht so schüchtern zu sein. Iss ruhig, das ist alles für euch.” Verlegen und etwas errötet fing ich dann schließlich doch langsam an zu essen. Ich schaute, was Damien sich nahm und orientierte mich ein bisschen daran, wie viel ich selbst frühstückte. Letztendlich aß ich ein ganz paar Pfannkuchen, zwei Sandwiches und etwas von dem lecker aussehenden Salat. Seine Familie hatte auch frisch gepressten Orangensaft und leckere heiße Schokolade mit Sahne gemacht. Es schien ihn und seine Familie entweder zu freuen oder zu amüsieren, dass ich so ordentlich gefrühstückt hatte. “Vielen, vielen Dank für das leckere Frühstück. Es ist wirklich ewig her, dass ich etwas so Gutes gegessen habe!” Der junge Vater erwiderte erfreut: “Das ist schön zu hören. Wir wollen ja schließlich, dass du schnell wieder fit wirst!” Alle hatten ein Lächeln auf den Lippen und man merkte auch als Außenstehender, wie glücklich sie zusammen waren. Sie waren alle so unglaublich freundlich und hilfsbereit. Es erinnerte mich sehr an meine Eltern...Besser gesagt als sie noch am Leben waren. Mir kamen viele schöne Erinnerungen aus meiner und Kathrins Kindheit in den Kopf, genauso wie schwierigere Zeiten. Mir fiel nicht sofort auf, wie ich in mich gekehrt war und vor mich hin schwieg für einen Moment. Damiens Rufen riss mich schließlich aus den Gedanken: “Hey Ann, hörst du mich? Was ist los, ist irgendwas nicht in Ordnung?” Verwirrt sah ich ihn an. Er schien schon mehrfach versucht haben, mir irgendwas zu sagen. “Ähm... Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken. Hast du irgendwas gesagt?” Besorgt sah er mir ins Gesicht. “Ich hatte vorgeschlagen, dich im Haus herum zu führen. Hast du Lust dazu, dann kann ich dir auch was von meiner Familie erzählen und so.” Ich bemühte mich um ein Lächeln und nickte im zu.“Ihr könnt gehen ihr zwei, ich räum das schon weg.”, hörte ich seine Mutter sagen. Ich bot an: “Ich helfe gerne mit. Und ich will mich auch ein bisschen nützlich erweisen, wenn ich schon bei Ihnen unterkommen durfte!” Sie alle versuchten mir ein einzureden, dass ich hier nichts machen brauche, aber in diesem Fall stellte ich mich stur. Letztendlich half ich Damiens Mutter beim Ab- und Aufräumen, worauf sich Damien dazu gesellte und beim Abwaschen mithalf.
Nachdem das geschafft war nahm Damien mich bei der Hand und sagte ruhig: “Aber jetzt führ ich dich rum!” In der nächsten Dreiviertelstunde zeigte er mir das Haus. Er zeigte mir unten das zweite Badezimmer, das Zimmer von Lucinda (natürlich mit ihrer Erlaubnis), das Arbeitszimmer seines Vaters, das Wohnzimmer noch etwas genauer und schließlich auch eine kleine Bibliothek, wenn man es so nennen wollte. Auch die anderen Räume des Hauses, waren ähnlich eingerichtet, sprich edel und voller altmodischer Möbelstücke, mit modernen Touch. Es war wirklich unglaublich interessant, was alles für Bücher in der Bibliothek standen. Ziemlich mysteriöse Sachen teilweise. Dort angekommen erklärte er mir schließlich alles:
“Meine Familie ist schon seit vielen, vielen Jahren dazu beauftragt, die Menschen zu schützen. Wir versuchen unsere größten Feinde, in einem bereits Jahrhunderte lang andauernden Krieg, zu besiegen. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, sind beide Seiten ungefähr gleich stark, weshalb dieser Krieg auch schon so lange besteht. Ihr würdet uns quasi als Engel oder Schutzengel und was es alles so gibt, bezeichnen.
Aber nicht so märchenhaft, wie die meisten Menschen glauben, mit heiligen Schein oder sowas Kitschigem. Auch unsere Feinde sind Engel. Ehemalige Engel, oder auch Erzengel genannt, um genau zu sein. Sie haben sich einst gegen uns gewendet, weil ein Verräter sie manipulierte. Als Strafe auf ein versuchtes Attentat, wurden sie schließlich verbannt. Sie haben einen schwer wiegenden Fehler gemacht, indem sie mithilfe ihrer Macht ein menschliches Mädchen und einen Engel zusammengeführt und, kurz gesagt, jenes Mädchen verflucht und ihr Vertrauen und ihre Liebe missbraucht haben. Du musst wissen, dass es für uns etwas Grauenvolles ist und wir einen solchen Fehler nie mehr gut machen können, geschweige denn es uns verzeihen. Wenn jemand von uns sich verliebt, dann ist das etwas Endgültiges, wir können nicht vergessen und es würde einen jeden von uns zerreißen oder sogar umbringen, wenn der oder dem Geliebten etwas zustoßen würde, in solchem Ausmaß!”
Damien hielt inne um zu sehen wie ich reagierte. Ich nickte und dachte etwas über alles, was er mir anvertraut hatte, nach. “In Ordnung... Und was war dieses Ding, was mich attackiert hatte? Doch kein gefallener Engel oder etwa doch?”Er runzelte die Stirn und überlegte. “Um ehrlich zu sein, haben wir so etwas noch nie zu Gesicht bekommen. Es war definitiv nichts Himmlisches... Vielleicht ein Feind, der lange Zeit verschollen war? Wir haben auch in unseren Büchern nachgeschaut, ob wir irgendwas über dieses Monster in Erfahrung bringen können, waren aber bisher nicht erfolgreich.” Damien nahm eines der Bücher, blätterte kurz darin und zeigte mir diverse Bilder, von Engeln, Erzengeln und anderen Wesen, die wie eine Mischung aus beiden in Kombination mit etwas Animalischen war (also relativ menschlich aufgebaut mit einigen wilderen Merkmalen wie Krallen, scharfen Zähnen oder etwas Fellartigen). Diese Erzengel unterschieden sich nicht sehr von den anderen: Sie hatten nur dunklere, kaputtere Flügel und leuchtend dunkle oder im Zornzustand glühenden Augen. “Wir werden das Ding auf jeden untersuchen lassen. Soviel sei gewiss. Teilweise fehlen uns auch einige von den ganz alten Büchern über Mythen und Legenden. Wir wissen nicht, wer uns bestohlen hat und ich weiß auch gar nicht, weshalb man solche Bücher klauen sollte.
Ich musste gestehen, dass ich diese Geschichten total interessant fand. Ich ging durch die Regale, fuhr über ein paar Buchrücken und las mir die Titel durch. Dabei spürte ich seine Blicke auf mir ruhen. An einer Stelle im Regal fiel mir eine kleine Lücke auf. Aus irgendeinem Grund kamen mir die Bücher dort bekannt vor... Und da kam mir Carols Buch in den Sinn! Vorsichtig zog ich das eine raus und sah mir Titel und Cover genauer an. Es erstaunte mich sehr, da ich feststellte, dass es genau so aussah, wie das, was meine Schwester hatte ausleihen wollen. Damien bemerkte: “Da fehlt uns auch eins, das Wichtigste von allen dummerweise.”“Sag mal, ist meine Tasche eigentlich noch im Krankenhaus oder so?” Ich hatte es bisher noch nicht geschafft das Buch Kathy zu geben und vermutete, dass es vielleicht hierhin gehören könnte. Carol hatte mir also einiges zu erklären! Ein fragender und verwirrter Blick von Damien ließ mich schmunzeln. Dann könnte ich ihm und seiner Familie also doch irgendwie helfen!
“Deine Tasche liegt auch mit im Zimmer. Wieso fragst du jetzt auf einmal danach?”Ich bat ihn kurz zu warten, ließ ihn verwirrt in der Bibliothek stehen und ging nach meiner Tasche gucken. Kurz später fand ich sie auch, warf nur kurz einen Blick hinein und ging schließlich zu ihm zurück. “Erklärst du mir jetzt, was du mit deiner Tasche willst Ann?” Lächelnd antwortete ich: “Ich glaube, ich habe was für euch. Schau mal!” Ich holte das Buch aus meiner Tasche und drückte es ihm in die Hand. Er machte große Augen und inspizierte es. “Das ist das Buch, von dem ich vorhin gesprochen habe! Wo hast du das her??”“Meine Nachbarin hat es mir gegeben, weil meine Schwester angeblich danach gefragt hat. Ich hab mich auch gewundert, was sie damit wollte. Ist es schlimm, dass ich es gelesen habe?” Er schüttelte kurz den Kopf, ging mit dem Buch nach draußen, zurück ins Wohnzimmer, wo sich seine Familie gerade aufhielt. “Ann hat das Buch zurückgebracht! Irgendwie ist ihre Nachbarin an das Buch gekommen und ihre Schwester wollte es angeblich ausleihen."
In den nächsten Minuten diskutierten sie alle durcheinander miteinander herum und ich verstand überhaupt nicht, weshalb sie jetzt ein solches Theater machten. Es schien wirklich ziemlich wichtig zu sein. Ich selbst hatte nicht alles verstanden, was da drinnen stand aber es war dennoch interessant gewesen. Ich lehnte an der Tür und beobachtete die ganze Situation schweigend. Nach einiger Zeit fiel mir auf, wie schwer ich mich auf einmal fühlte. Es war total komisch und ich hatte das Gefühl als würden tausende von Eindrücken auf einmal auf mich wirken. Ich fasste mir an den Kopf und schloss die Augen. Kurz darauf spürte ich, wie ich taumelte und hörte Damiens besorgte Stimme rufen: “Ann? Ann, ist alles in Ordnung?” Seine Arme umfassten und stützen mich, er trug mich zum Sofa und legte mich hin.
Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen. Als mein Atmen ruhiger wurde, glaubte ich zu phantasieren. Ich hörte wie jemand “Vielleicht war das heute doch ein bisschen zu viel auf einmal für sie. Ich hole schnell Wasser!”, rief.Man kühlte meine Stirn und ich trank eine reichliche Menge. Mir ging es nicht sonderlich gut, theoretisch müsste ich mich ja auch im Krankenhaus auskurieren. Meine Stirn glühte förmlich und ich war mir sicher Fieber zu haben. “Es wird alles gut Ann. Es tut mir leid, dass es heute alles so viel und so hektisch abgelaufen ist. Ich hätte bedenken müssen, dass du noch nicht fit bist.”, flüsterte Damien.
Den restlichen Tag ließen wir ruhiger verstreichen, ich ruhte mich aus mit Damien, unterhielt mich mit seiner Familie und lernte sie so auch ein bisschen besser kennen. Damien hatte mir erklärt, dass dieses eine Buch eine große Bedeutung hatte, da viele Geheimnisse und sogar Magie in diesem enthalten war und es wäre eine riesige Gefahr für alle, wenn es jemals in die falschen Hände gelangen könnte. Er bat mich auch bei der nächsten Gelegenheit die beiden, Carol und Kathrin, auf das Buch anzusprechen, damit ich in Erfahrung bringen konnte, wo es her war und was sie damit vorgehabt hätten. Ich solle auch anmerken, dass es einer befreundeten Familie gestohlen worden wäre und eine Art Erbstück von ihren Vorfahren sei. Die ganze Zeit über präsentierten sie sich wirklich nett und ich stellte fest, dass Lucinda, Lucy genannt, genauso alt war wie ich und wir auch einige gemeinsame Interessen hatten. Sie forschten gemeinsam über Mythen und Legenden und schützten nebenbei auch die Anderen vor Gefahren, welche von ihren Erzfeinden oder solchen Monstern ausgingen.
Während ihrer Studien hatten sie viel uraltes Wissen erlangt, hatten die verschiedensten Orte bereist um alten Geschichten auf den Grund zu gehen. Jetzt nachdem ich sowieso schon eingewiesen war, erklärten sie sich bereit dazu mich auch ein bisschen zu belehren, damit auch ich so manche Sachen besser einschätzen konnte. Damien versprach mir, alte Geschichten vorzulesen, solche die er in seiner eigenen Kindheit geliebt hatte, da das ja doch schon ganz andere waren, wie das, was mir und den Menschen im Allgemeinen bekannt war. Die ganze Zeit machte ich mir Gedanken über Carol und Kathrin und wie all diese Geschehnisse zusammenhängen könnten. Als es dann langsam Abend wurde, machten sie sich gemeinsam daran Abendessen zu machen und ungefähr gegen 19 Uhr saßen wir alle zusammen in der Küche am Tisch. Ich hatte nicht so großen Hunger, auch weil ich mich einfach noch nicht so gut fühlte und lieber vorsichtig mit essen anfing, auch wenn ich heute Morgen deutlich mehr gegessen hatte.
Sie verstanden das bestens und zwangen mich zu nichts. Ich räumte nachher mein Geschirr mit weg und Damien gab mir die Möglichkeit mich frisch zu machen. Da es mir ein bisschen schwindelig war, half mir seine Schwester im Bad und sie brachte mich auch zurück in das Zimmer ihres Bruders. Verabschiedet hatte ich mich schon vor dem hochgehen, weswegen ich mich gleich im Bett einkuscheln konnte. Nachdem sie mir eine gute Nacht gewünscht hatte und nach draußen ging, kam Damien zu mir. Er legte sich dieses Mal mit einem gewissen “Sicherheitsabstand” zu mir ins Bett, küsste mich sanft auf die Stirn und wünschte mir süße Träume und einen angenehmen Schlaf.Dieses Mal dauerte es nicht lange bis ich einschlief und ich hatte auch nicht das Bedürfnis noch ewig mit ihm zu sprechen, ich war einfach zu erschöpft.Ich sah wie er einschlief und wenig später versank auch ich im Schlaf.

Kap. 5: Special Gifted

Special Gifted

 
Alles war stockfinster um mich herum. Verwirrt fragte ich: “Damien, bist das wieder du? Was ist hier los?” Eine fremde, finstere Stimme erwiderte polternd: “Dieses Mal wird dir dein Damien nicht zu Hilfe eilen! Du wirst tun was ich dir befehle, Fräulein oder du wirst es bitter bereuen!”“Was?? Was geht hier vor sich, wer bist du und was willst du von mir?” Ich spürte wie mich jemand harsch am Hals packte und erzürnt brüllte: “Rede nicht so respektlos mit mir! Du bist hier in meinem finsteren Reich und niemand hat es je gewagt sich mir, dem dunklen Lucius, zu widersetzen!” Ich quietschte erschrocken und fragte mich, was zur Hölle hier los war. Es war schwer auch nur irgendwas hier zu erkennen, aber der Kerl schien dunkle Haare zu haben und seine Augen sprühten vor Hass.
“Was gibt's hier zu glotzen? Los, öffne sofort dieses Tor mit deinen Kräften und versuche ja nicht zu leugnen, ich weiß genau, was in dir steckt!” Verwirrt schaute ich diesen Mistkerl an, ich wusste nicht was er von mir wollte und er machte mir Angst. Was auch immer geschehen würde, ich war mir sicher, dass ich ihm auf keinen Fall helfen oder gar gehorchen sollte, deshalb schüttelte ich widerspenstig den Kopf. “Na warte du!”Er drückte mir die Luft weg, ich zappelte wehrlos und spürte wie meine Kräfte schwanden. Plötzlich stieß er mir irgendetwas Scharfes, Spitzes in den Bauch. Ich schrie und mir wurde schwarz vor Augen.

 
Ich schlug die Augen auf und schreckte sofort hoch. Schon wieder einer dieser entsetzlichen Alpträume. Es waren bereits mehrere Tage vergangen in denen Damien und ich uns erholten. Während dieser Zeit verbrachten wir viel Zeit in der Bibliothek. Ich studierte einige Tage die verschiedensten Bücher (natürlich mit Erlaubnis) und hoffte dabei auch irgendwas über meine merkwürdigen Alpträume herauszufinden. Sie plagten mich seit einigen Tagen und raubten mir andauernd den Schlaf. Ich wollte es den anderen aber auch nicht gleich erzählen, weil ich nicht wollte, dass sich Damien wieder Sorgen um mich machte. Zudem war ich mir ziemlich sicher, dass sie irgendwas zu bedeuten hatten oder mir etwas mitteilen wollten. Ich war froh darüber Damien nicht geweckt zu haben und schaute vorsichtig zu ihm. Er schlief tief und fest und hatte glücklicherweise nichts mitbekommen.
Aufgrund der Tatsache, dass ich gerade viel zu aufgewühlt war, um wieder einzuschlafen, beschloss ich etwas trinken zu gehen und danach vielleicht auf den Balkon zu gehen. Also machte ich mich auf den Weg nach unten und schlich leise zur Küche. Ich nahm mir ein Glas Wasser und seufzte. Es war zwar nicht unbedingt besser jetzt aber naja. Als ich zurückgehen wollte, blieb ich irgendwo, ich vermutete an irgendwelchem Gerümpel auf dem Boden oder einen Stuhl-bzw. Tischbein, hängen und stolperte ins Wohnzimmer. "Na, kannst wohl auch nicht schlafen, was?"Ein wenig erschrocken blickte ich auf und entdeckte Lucy vor mir stehen. Sie streckte mir ihre Hand entgegen, was ich annahm, und half mir auf. "Ich bin vorhin eben aufgewacht. Hab ich dich geweckt, wenn ja tut mir das echt leid!" Aber sie schüttelte nur den Kopf. Ruhig antwortete sie: "Du kannst nichts dafür. Sag mal, du bekommst auch diese Alpträume, nicht wahr? Von dieser Dunkelheit und so. Das ist ein Zeichen dafür, dass uns allen schwierige Zeiten bevor stehen."
Etwas unsicher fragte ich: "Du träumst auch so schlecht? Was ist das und was hat das mit mir zu tun?""Das ist sowas ähnliches wie Visionen und weil du die auch bekommst, bin ich mir ziemlich sicher, dass du nicht einfach nur das hübsche Mädchen von nebenan bist, das meinem Bruder den Kopf verdreht hat." Jetzt schmunzelte sie frech und schien genau zu wissen, dass es stimmte, was mich ganz verlegen machte und erröten ließ. Aber der Gedanke, dass ich auch etwas Besonderes war, faszinierte mich total und ich kam mir einfach etwas wichtiger vor, als ich es bisher gedacht hatte. Und die Tatsache, ich würde ihm den Kopf verdrehen, freute mich irgendwie! Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet und ich hatte Damien schon sehr gern. Sie schien zu bemerken, dass mich das glücklich machte.
Sanft flüsterte sie: “Du magst ihn auch nicht wahr? Und das, obwohl ihr euch erst so kurz kennt. Ich muss gestehen, dass mich das freut, für euch beide! Es würde mich nicht wundern, wenn irgendwann etwas Besonderes zwischen euch beiden entsteht. Ich hab da einfach ein Gefühl für!” Das zu hören, ließ mich richtig erröten. Schüchtern stammelte ich ihr nur ein paar Wortfetzen entgegen, was sie zum Lachen brachte. Gemeinsam gingen wir nach oben und auf den Balkon. Wir machten es uns in den Sitzsäcken bequem und weil es doch ein wenig frisch war, wickelte ich mich in eine weiche Decke ein. Wir saßen eine ganz Weile zusammen draußen, redeten über meine seltsamen Träume und was das für mich bedeuten könnte.
Irgendwann beschloss Lucy schließlich: “Wir werden morgen herausfinden, was es mit all dem auf sich hat! Es ist noch recht früh, wir sollten uns noch schlafen legen. Vielleicht schaffen wir es nochmal einzuschlafen.” Da musste ich ihr sogar zustimmen, ich war echt noch ziemlich müde. Mit einem Gähnen nickte ich kurz, wir erhoben uns und gingen wieder rein. Lucy machte sich wieder auf in ihr Zimmer, winkte mir kurz und ich kletterte wieder ins Bett. Es war ganz praktisch, dass der Balkon genau an sein Zimmer anschloss. Ich kuschelte mich ein und versuchte noch einmal einzuschlafen, war aber nicht wirklich erfolgreich. Einige Zeit später zog Damien mich völlig überraschend an sich. Ich errötete vermutlich als er seinen Arm um mich legte und fühlte mich sofort sicher und geborgen. Da dauerte es nicht mehr lange bis ich schließlich doch noch einschlief.
Am nächsten Morgen wurde ich durch Damien wach. Er hatte sich aus der Umarmung befreit und war ziemlich rot im Gesicht. Ich reckte mich ein wenig und flüsterte ruhig; “Guten Morgen.” Verlegen sah er mich an und lächelte. “Guten morgen Ann. Hast du gut geschlafen?”“Ehern nicht so. Ich bin einmal wach geworden und war etwas frische Luft schnappen.” Damien verzog nachdenklich das Gesicht. Er schien sich wirklich Sorgen um mich zu machen!“Du hast die ganzen letzten Tage so schlecht geschlafen. Liegt das vielleicht an mir? Stört dich diese Nähe?” Ich schüttelte eifrig den Kopf und versuchte ihm weiszumachen, dass er keine Schuld trug. Ich stand auf, ging ins Bad und machte mich frisch. Als ich nach mich auf den Weg nach unten machte, hörte ich Damien sich beschweren: “Jetzt hört doch mal auf. Das hat doch noch nichts zu bedeuten.” Lucy rief: “Ha, du wirst rot! Ich weiß, dass ich Recht habe! Ich gebe dir ein paar Wochen.”Gelächter ertönte und auch ich musste schmunzeln.
Am unteren Ende der Treppe hörte ich den besorgten Vater sagen: “Ich weiß nicht recht Lucy. Dein Gedanke ist zwar ganz süß an und für sich, aber ich glaube nicht, dass du in diesem Fall Recht behältst. Auch wenn Ann anders ist, so besonders wie du meinst, ist sie sicherlich doch nicht. Also versuche nicht deinem Bruder irgendwas einzureden! Du weißt was für eine Verantwortung das alles mit sich zieht!” Ein kleines bisschen beleidigt, blieb ich zum Lauschen hinter der Tür zum Wohnzimmer stehen. Ich hoffte, keinen Familienstreit ausgelöst zu haben und dachte darüber nach mich zurückzuziehen. Eine weitere Stimme mischte sich ein. “Jetzt hört doch auf zu streiten. Ich denke ja auch, dass wir sie so langsam zurückbringen müssen, aber trotzdem solltet ihr euch nicht so harsch verhalten. Jeder Mensch würde in einer solchen Situation neugierig sein und sich austesten wollen! Natürlich brauchen wir sie auch um etwas mehr nachzuforschen, da sie ja irgendwie damit in Verbindung steht, aber das hat ja nicht gleich zu bedeuten, dass sie für Damien bestimmt ist!”
Seine Mutter sprach ruhig aber bestimmt und die anderen schienen zu wissen, dass sie Recht hatte.Ich schlich leise nach oben und ging wieder auf den Balkon. Nachdenklich starrte ich in die Ferne.So wie es aussah, war ich hier unerwünscht... Vielleicht hatten sie doch nur Mitleid mit mir gehabt.Ich mochte Damien wirklich und ich glaubte auch, dass er mich mochte, aber scheinbar sollte es einfach nicht sein. Es verwirrte mich, dass ich ihn so unbedingt bei mir haben wollte. Es war wirklich zu blöd... Andererseits machte ich mir auch große Sorgen um meine Schwester, schließlich war sie ja schon so lange alleine zu Hause! Was hatte das hier nur alles zu bedeuten und warum muss ausgerechnet ich sowas durchmachen...
Nach einigen Momenten fiel mir eine Silhouette in der Ferne auf. Ich versuchte mich zu konzentrieren um mehr zu erkennen. Irgendetwas an dieser Person kam mir seltsam bekannt vor... Er schien lange dunkle Haare zu haben und versteckte sich im Gebüsch. Sein Blick traf meinen und er schien innezuhalten. Fasziniert starrte ich zurück. Plötzlich hörte ich eine Art merkwürdiges Zischen. Ich wurde zu Boden gerissen und spürte wie mich irgendetwas traf. Eine merkwürdige Macht hielt mich am Boden fest und ich spürte wie mir etwas meine Kraft raubte.
Damiens Familie schien von allem nichts mitzubekommen, weil ich sie immer noch streiten hörte. Inzwischen schon richtig entkräftet versuchte ich verzweifelt Hilfe zu rufen, bekam aber keinen Ton aus mir heraus.Als mir langsam schwarz vor Augen wurde, berührte mich jemand.“Gib nicht auf! Du kannst das bekämpfen. Komm konzentriere dich, sieh in dich hinein. Versuche es loszuwerden!”Ich hatte nicht den blassesten Schimmer wer dieser Kerl war aber im Moment konnte ich nichts anderes tun als auf ihn zu hören. Ich versuchte ruhiger zu atmen, konzentrierte mich und blendete alles Nebensächliche aus. “Ja gut so. Fühlst du jetzt eine Art Kraft oder Energie in dir?”
Ich nickte kurz, da ich wirklich irgendetwas spürte. Eine sanfte Berührung beruhigte mich mehr und ich entspannte mich. Kurz darauf fühlte ich eine Art Wärme, die meinen ganzen Körper erfüllte.“Du hast es gleich geschafft. Nutze die Macht, die in dir steckt, auch wenn du sie noch nicht entdeckt hast!” Mein Atmen wurde ruhiger, die Schmerzen verebbten langsam und ich konnte mich wieder rühren. Auch wenn ich keine Ahnung hatte was passiert war und was ich gemacht habe, aber ich war froh, dass es vorbei war. Ich fasste mir an den Kopf und sah mich um. Es schien der Kerl zu sein, den ich vom Balkon aus gesehen habe. Er hatte wirklich längere, braune Haare, grün-graue Augen und recht volle Lippen. Sein Gesicht war recht markant und sehr männlich und er hatte eine Narbe, welche unter seinem linken Auge sich befand. Auch er schien etwas muskulös zu sein. Neugierig beobachtete er mich, sein Blick war auf mein Dekolleté gerichtet, was mich ziemlich empörte. Ich senkte den Blick und bemerkte, wie mein altes Amulett leuchtete. Vermutlich schaute er darauf (hoffte ich zumindest). “Darf ich fragen, woher du das hast?” Es schien ihn wirklich sehr zu interessieren, deshalb antwortete ich ruhig: “Es ist ein Erbstück meiner Eltern, eines der wenigen Dinge, die ich noch von ihnen habe. Warum? Wer bist du eigentlich und was machst du hier?”
Lächelnd erwiderte er: “Es tut mir Leid, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe, das war unhöflich von mir. Ich bin Jack und sehr erfreut dich kennenzulernen. Eigentlich wollte ich die Jonsons besuchen, weil Damien mein bester Kumpel ist und da hab ich gesehen, was hier los ist und bin gleich zu dir gestürmt. Bist du zufällig Ann Berry?”Ich setzte mich vorsichtig auf und nickte. “Aber warum hast du nach meiner Kette gefragt?”Er schaute mir in die Augen und sagte ruhig: “Ich habe sie schon einmal in einem alten Buch gesehen. Sie ist ein heiliges, von Licht erfülltes Relikt, welches einer sehr edlen Familie gehörte. Es wurde seit Jahrhunderten weitervererbt. Ich finde es äußerst interessant, dass gerade du eine Erbin zu sein scheinst. Ohne es böse zu meinen natürlich!” Das war wirklich interessant zu hören. Vielleicht irrten sich die Jonsons also doch und ich war nicht nur ein Durchschnittsmädchen...Jack half mir auf, stützte mich und brachte mich nach drinnen. Auf dem Weg bemerkte er auch, dass es mich ganz schön mitgenommen hatte und er den Angreifer erledigt habe.Ich fühlte mich echt alles andere, wie gut und ließ mich von ihm ins Bett bringen, obwohl ich ihn nicht kannte. Erschöpft murmelte ich mich in die Decke und seufzte vor mich hin.
Nachdem ich eine Weile gedöst, vielleicht auch ein bisschen geschlafen hatte, hörte ich Stimmen hinter mir. Jack sprach: “Ihr solltet wirklich besser aufpassen. Ich will euch nichts vorwerfen, aber immerhin hat jemand versucht sie in Dunkelheit zu hüllen!” Daraufhin flüsterte Damien: “Wir hatten echt nicht damit gerechnet, dass sie von so Hochrangigen abstammt. Keiner konnte ahnen, dass royales Blut durch ihre Adern fließt!” Sein Vater stimmte dem zu und fügte besorgt hinzu, dass es schon relativ unerwartet war, dass sie so etwas in sich hatte.Mir gefiel nicht, dass sie hinter meinem Rücken über mich redeten und ich hatte heute auch echt gemeine Sachen zu hören bekommen, aber im Moment war ich einfach viel zu erledigt... Ich dachte an meine Schwester, meine Eltern und an meine Freunde, die ich mit meinem Verschwinden vermutlich komplett in den Wahnsinn trieb. Es gab so viele offene Fragen, die es zu klären galt und trotzdem war mir bewusst, dass ich hier nicht bleiben konnte - Jedenfalls nicht noch länger! Die ganze Welt war komplett durcheinander geraten und ich kam überhaupt nicht auf das alles hier klar.
Ich wollte mir nicht mehr anhören, was mir hier vorgeworfen wurde und ich wollte nach Hause - Zu meiner Schwester, meinen Freunden! Ich sehnte mich so sehr nach meiner Familie, vor allem nach meinen Eltern. Das Einzige, wonach ich suchte war jemand, der mich so liebe würde, wie ich eben war. Vollkommen fertig kullerten mir die Tränen und ich ließ endlich alles raus, was sich so lange in mir angestaut hatte. Nachdem ich anfing zu schluchzen, spürte ich jemandes sanfte Berührung. “Es wird alles wieder gut Ann. Du wirst alles zurückbekommen wonach du dich sehnst. Ich werde dir alles, was ich weiß, erzählen.” Wider meiner Erwartung sprach nicht Damien, sondern Jack zu mir! Und aus irgendeinem Grund wollte ich auch gerade nicht von Damien getröstet werden.
Die anderen gingen nach unten (so wie es sich anhörte) und jemand, vermutlich Jack, setzte sich an mein Bett. Ich zog mir die Decke an die Brust und drückte sie fest an mich, während liebevolle Berühren und ehrliche Worte mich versuchten zu beruhigen. Als ich nach einiger Zeit müder wurde (aufgrund des Vorfalls, der mir all meine Kraft geraubt hatte), spürte ich, wie jemand mich sanft auf die Wange küsste. “Schlafe ein bisschen Ann. Du musst wieder Energie tanken.”, flüsterte Jack. Dem stimmte ich mit einem Seufzen zu und ich ließ mich auf ein kleines Schläfchen ein.Ich hörte wie er ebenfalls den Raum verließ und hörte nur noch ein sanftes “Wir schaffen das schon.” von der Tür.

Kap. 6: Back to Reality

Back to Reality

 
Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich spät auf. Ich hatte grauenvoll geschlafen und hatte ständig Bilder meiner Eltern vor Augen, was mich total vom Schlafen abgehalten hat. Wo Damien die Nacht geschlafen hatte, wusste ich nicht aber ich war mir sicher die Nacht alleine verbracht zu haben, was mir im Moment auch egal war. Mit Kopfschmerzen stand ich auf und schleppte mich ins Badezimmer.Als ich die Tür aufmachte, rief Jack von drinnen: “Einen Moment noch!”In meinen halb-schläfrigen Zustand gelang es mir nicht schnell genug zu reagieren und ich konnte einen Blick auf den fast nackten Jack werfen. So wie es aussah, zog er sich gerade total verlegen Boxershorts an. Mit hochrotem Kopf zog ich schnell die Tür wieder zu. Ich trat zurück und lehnte mich, mit den Händen in den Taschen meiner Jogginghose, an die Wand. 
Wenige Minuten später kam er auch aus dem Bad raus. Etwas schüchtern begrüßte er mich und sagte mir, dass ich nun ins Bad könne. Ich hoffte, dass eine Dusche meinem Kopf ein bisschen helfen würde. Ich entspannte etwas und wurde auch richtig wach und dachte über alles Mögliche nach.Etwa 15 Minuten später, machte ich mich vor dem Spiegel zurecht, putzte mir die Zähne und zog mich an. Noch immer ein wenig müde, ging ich nach unten, wo mich die anderen schon erwarteten.“Guten Morgen Ann. Heute wohl ein Langschläfer?”, begrüßte mich Lucy. Ich lächelte sie kurz an und setzte mich an den Küchentisch und legte den Kopf auf die Arme. Jack fragte mich: “Gehts dir nicht gut?” Ich seufzte, hob den Kopf und antwortete: “Mein Kopf tut weh und ich habe die ganze Nacht total schlecht geschlafen...” Damien fügte hinzu: “Das hab ich gesehen, du warst sehr unruhig die Nacht über. Vielleicht wird es besser, wenn du wieder zu Hause bist. Jack und ich bringen dich nach dem Essen zurück, ich denke. deine Schwester wird richtig froh sein.”“Aber was soll ich ihr erzählen? Ich kann ja schlecht sagen, dass ich bisschen länger als ne Woche zu einem Freund abgehauen bin...”
Jack lächelte mich liebevoll an und meinte ruhig: “Ach wir überlegen uns schon was Passendes. Das wird vermutlich das kleinste Problem sein, schließlich ist der Angriff auf das Hospital ja Tatsache und das dich dein “Freund” da ungern alleine zurücklassen würde, ist auch klar oder? Wär das nicht ne Option? Also ich finds gut und dir n bisschen auf die Pelle zu rücken finde ich persönlich auch nicht so schlecht!” Er fing an zu lachen und grinste mich richtig frech an. Auch die anderen der Familie fanden die Situation ganz lustig, vermutlich erst Recht, weil ich so rot geworden bin. Andererseits war der Plan wirklich gut und abkaufbar. Ich frühstückte ein wenig und setzte mich mit den anderen erstmal im Wohnzimmer auf die Couch. James sagte schließlich: “Es tut uns wirklich wahnsinnig Leid, dass wir es gestern zugelassen haben, dass du in solche Gefahr geraten bist! Wir konnten absolut nicht damit rechnen!” Auch seine Frau Marianne stimmte dem zu und entschuldigte sich von Herzen.Lucy merkte an, dass es großes Glück sei, dass Jack aufgekreuzt ist, da es sonst fast unmöglich gewesen wäre mir noch zu helfen, wollte es aber auch nicht genauer erklären, da es jetzt auch nicht von großer Bedeutung sei. Im Moment wollte ich das alles auch gar nicht wissen, weil mein Kopf schon genug zu kämpfen hatte.
Ich versuchte mich die nächste Zeit erstmal ein bisschen zu entspannen, bis ich schließlich nach einem großartigen Mittagessen meine kleine Tasche oben packte. Ein bisschen erleichtert war ich schon, über die Tatsache, endlich zurück nach Hause gehen zu können. Andererseits war ich mir nicht sicher, ob ich einfach normal in den Alltag starten konnte, nach all diesen Erlebnissen. Unten angekommen brachten sie mich zur Tür, ich bedankte mich noch einmal von ganzem Herzen und umarmte alle zum Abschied.Damien und Jack begleiteten mich und brachten mich zu einem schicken, kleinen und roten Cabrio. Der sah echt teuer aus und war ziemlich cool. Jack öffnete mir die Beifahrertür und schloss sie mir auch wieder. Er war ein echter Gentleman und doch ziemlich süß. Damien setzte sich an Steuer und Jack hinten rein. Damien fragte neugierig: “Sag mal, warum grinst du gerade so?”“Nun ja, es ist so gesehen ein Kindheitstraum, mal bei tollem Wetter in einem schicken Cabrio zu fahren.”Die beiden Jungs mussten lachen und Jack neckte mich damit, dass ich mich ja nun ganz cool und sexy aus dem Wagen lehnen konnte, was mich auch zum lachen brachte.
Es war eine entspannende Heimfahrt und ich fand die komplette Umgebung echt schön. Wir redeten auch ein bisschen miteinander, sogar über 'ganz normale Dinge' - Jack fragte nach meinen Hobbies und meinen Freunden und solche Sachen. Ich erzählte beiden, dass ich in meiner Freizeit sehr gern Geige spielte, sang und liebend gern mit meiner Schwester und meinen Freunden an den Strand fuhr, beziehungsweise allgemein etwas unternahm. Er erzählte mir, dass auch er gern Zeit mit seinen Leuten verbrachte, wenn er Mal nicht so viel zu tun hatte. Von Damien wusste ich, dass er sich hauptsächlich mit den Studien beschäftigte und wenn er das mal nicht tat entspannte er mit alten Freunden.
Nach knapp einer Stunde waren wir schließlich endlich zu Hause. Damien sagte ruhig: “Ich glaube ich warte hier, ich denke es würde merkwürdig erscheinen, wenn ich auch noch mitkomme. Ich verspreche dir, besser auf dich aufzupassen. Lebe einfach dein Leben Ann.” Er nahm mich noch einmal in den Arm und ließ mich aussteigen. Jack legte seinen Arm um meine Hüfte und ging mit mir zur Tür.Als ich die Tür aufschloss, hörte ich wie meine Schwester zum Eingang rannte und die Tür aufriss.Kathrin fiel mir um den Hals und rief überglücklich: “Oh mein Gott, endlich bist du wieder da! Wo zur Hölle hast du gesteckt? Ich hab nen halben Herzinfarkt bekommen, als ich gehört habe, dass das Krankenhaus überfallen worden ist und du verschwunden bist.” Sie warf einen Blick auf meinen Begleiter und fragte, wer er überhaupt sei.
Er entschuldigte sich sanft: “Es tut mir wirklich Leid, dass wir dir solche Sorgen bereitet haben, aber ich konnte meinen Schatz unmöglich in diesem Krankenhaus lassen! Zudem ist sie auch verwundet worden. Ich bin übrigens Jack.” Misstrauisch runzelte sie die Stirn und musterte uns Beide. Zusammen gingen wir nach drinnen und ich seufzte erleichtert. Jack strich mir sanft durchs Haar und küsste mich auf die Wange. Er flüsterte zärtlich: “Mein süßer Engel...” Ich errötete verlegen und sah wie meine Schwester erleichtert lächelte. So wie es aussah, schien sie uns zu glauben, was mich echt erleichterte. Er blieb noch ein bisschen bei mir um die Tarnung zu wahren, bis er schließlich aufbrach um auf seine kleine Nichte aufpassen zu gehen.
Kathrin und ich saßen zusammen und redeten stundenlang über die letzten Tage. Natürlich musste ich eine ganze Menge erfinden, aber ich dichtete manche Sachen einfach nur um. Ich rief am Abend auch meine beste Freundin Jamie an, welcher auch ein Stein vom Herzen fiel, als sie meine Stimme hörte.In den nächsten Tagen verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden, kam manchmal mit der “Freund-Ausrede” und war echt froh, endlich wieder im gewohnten Umfeld zu sein. In der Schule wurde ich von meinen Freunden wegen meiner Fehlzeiten unterstützt und kam langsam aber sicher wieder richtig zurück.
Es war blöd alle Geschehnisse für sich behalten zu müssen, aber ich hatte ja keine andere Wahl.Ich musste mich einfach damit abfinden und wollte nebenbei auch mehr über meine Eltern und meine Kräfte herausfinden. Ich recherchierte nebenbei und simste immer wieder mit Jack, was ich echt cool fand, weil er mich weiterhin so toll unterstützte. Die Tage verstrichen und ich entdeckte immer mehr über meine kleine Begabung und lernte in den nächsten Wochen damit umzugehen.Ich entdeckte, dass ich die Elemente manipulieren konnte, was ich wirklich aufregend und teilweise sehr nützlich und hilfreich fand. Selbstverständlich nutzte ich das nicht aus, aber manchmal verwendete ich es zu meinem Vorteil. Fasziniert experimentierte ich mit und an Jack mit meiner Gabe herum und wir hatten richtig viel Spaß zusammen. Die Chemie stimmte einfach bei uns Beiden!

Kap. 7: Ein ganz normales Mädchen?

Ein ganz normales Mädchen?

 
Vier Monate nach meiner Rückkehr wollte ich Kathy schließlich endlich zur Rede stellen. Früher habe ich es einfach nicht über die Lippen bringen können und ich wusste auch nicht wie ich das hätte tun sollen.Wir saßen zusammen am Esstisch um zu frühstücken, als ich das Thema schließlich aufrollte. “Du sag mal, du wolltest ja so ein Buch von Carol ausleihen nicht wahr? Seit wann interessierst du dich für solche Mythen und sowas?” Ich musterte sie gründlich und sah Unsicherheit und einen Hauch von Angst in ihren Augen aufleuchten. Etwas unruhig erwiderte sie: “Ach das? Wir haben mal im Unterricht über sowas gesprochen und ich dachte, dass ein bisschen Wissen ja nicht schlecht sein könnte. Warum?”Ich erzählte ihr kurz, das ich erfahren hatte, dass dieses Buch der Familie des Besten Freundes 'meines Freundes' gestohlen worden sei und wir uns fragten, weshalb Carol das Buch hatte.
Damit schien ich sie total verunsichert zu haben und ich merkte, dass sie etwas vor mir verbergen wollte. “Kathy, ich sehe doch, dass du mir etwas verheimlichst! Was ist los?!”Ich würde dieses Mal nicht locker lassen, weil ich mir auch wirklich Sorgen um sie machte.Kathrin versuchte sich irgendwie herauszureden, aber sie merkte auch, dass es dieses Mal keine Ausreden gab, die ich akzeptieren würde. Letztendlich kamen ihr die Tränen und sie ließ den Kopf hängen. Ein bisschen erschrocken nahm ich sie in die Arme und fragte besorgt: “Hey, was hast du denn? Ist irgendwas passiert??”Schniefend flüsterte sie: “Als du im Krankenhaus warst, war so 'n komischer Typ hier, der das Buch wollte. Weil ich ihm nicht helfen wollte, hat er mir gedroht, dir etwas anzutun, wenn ich mich weiter weigere...” Erst einmal versuchte ich meine Schwester zu beruhigen, als das geschafft war, wollte ich von ihr wissen, wie dieser Kerl ausgesehen habe.
Sie beschrieb ihn mit dunklen, kurzen Haaren, unheimlichen dunklen Augen, 3 Köpfe größer wie sie selbst und kräftig. Er war allgemein dunkel gekleidet und hatte ein recht hartes, kantiges Gesicht.Als ich mir das so anhörte, fiel mir mein Traum wieder ein. Irgendwie erinnerte mich diese Beschreibung total an den Mann aus meinen Alpträumen. “Hat er dir einen Namen genannt, Kathy?”Immer noch leise schluchzend flüsterte sie: “Lucius hat er sich genannt. Warum?” Als ich diesen Namen hörte, traf mich fast der Schlag! Bilder aus meinen Träumen blitzten plötzlich vor mir auf und mir wurde klar, dass das alles kein Zufall sein konnte. Ich versprach ihr auf uns beide aufzupassen und das ich niemals zulassen würde, dass irgendjemand ihr oder mir etwas antut. Sanft beruhigte ich sie und schrieb Lucy nebenbei eine SMS, wo ich ihr diese neue Erkenntnis mitteilte.
Sie antwortete kurze Zeit später damit, dass sie die Sache untersuchen würden. Einige Stunden später verabschiedete sich meine Schwester von mir und ging mit ihren Mädels shoppen. Auch ich entschied mal zu den Geschäften zu fahren, wollte aber vorher noch kurz zu Carol gehen und sie zu dem Buch befragen.
Ich packte mir meine Handtasche und ging bei ihr klingeln. Während wir zusammen eine heiße Schokolade tranken, erzählte sie mir, dass sie das Buch durch Zufall in die Hände bekommen habe, weil sie es während der Arbeit in ihrem Café entdeckt hatte. Jemand schien es vergessen zu haben. Nach dem kleinen Gespräch mit ihr machte ich mich schließlich auf den Weg. Ich entschied den Bus zu nehmen, weil das einfach das Praktischste war. Im Bus wurde ich schließlich von meiner besten Freundin, Jamie, überrascht. “Hey Süße! Also erwisch ich dich auch mal wieder hier! Hast du vor irgendwen oder 'deinen Freund' zu treffen?”Sie war einer der Personen, die mir die Story mit meinem Freund nicht abkaufen wollte, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass ich einfach mit einen Typen durchbrennen würde. Ruhig erwiderte ich: “Nein, ich wollte einfach mal wieder in die Stadt gehe, vielleicht was Hübsches zum Anziehen kaufen und ins Café gehen. Was machst du?”“Ach, das trifft sich gut, ich hatte nämlich dasselbe vor! Wollen wir gleich zusammen fahren?”Ich nahm ihr Angebot an und wir fuhren gemeinsam weiter.
Wir machten uns gemeinsam einen schönen Nachmittag und bummelten durch die Geschäfte, wo wir mir ein hübsches hellblaues, knielanges Kleid kauften, ihr suchten wir ein süßes Pinkes und ein paar Schuhe dazu. Schließlich setzten wir uns in unser Lieblingscafé, wir bestellten uns eine Eisschokolade und redeten über den geplanten Schulausflug. Plötzlich fragte mich jemand höflich: “Darf ich mich zu dem hübschen Mädchen setzen?”Ich schaute auf und erkannte Jack mit den Eisschokoladen auf einem Tablett. Verblüfft fragte ich:“Jack, du hier? Na sowas... Klar setz dich zu uns.” Er servierte uns das Eis und küsste mich auf die Wange bevor er sich neben mich setzte, was mich erröten ließ.
Grinsend erwiderte er: “Auch ich möchte mir eine Kleinigkeit dazuverdienen. So verblüfft mich kellnern zu sehen? Ich hab jetzt übrigens Feierabend, darf ich den Ladys Gesellschaft leisten?”Ich nickte kurz und Jamie war einfach nur verwirrt. Schüchtern stellte ich Jack meiner besten Freundin vor und er verhielt sich immer noch so, als wären wir ein Paar. Jack war wirklich unglaublich süß und er war ein echt toller Kerl. Er fütterte mich mit dem Eis und verhielt sich total zärtlich. Verlegen dachte ich darüber nach, dass er doch ein richtig guter Freund sein könnte und ich hatte das Gefühl so langsam wirklich etwas für ihn zu empfinden... Jamie meinte schließlich: “Ihr zwei seid echt niedlich zusammen. Ich freue mich für euch!” Sie lächelte uns an und schien meiner Geschichte nun doch, wenigstens ein bisschen, zu glauben.
Wir aßen schließlich unser Eis, quatschten und gingen letztendlich zusammen noch ein bisschen durch die Stadt. Nach einiger Zeit hörten wir recht merkwürdige Geräusche in der Nähe. Jack gab mir heimlich ein Zeichen zurück zu bleiben und lief dem Geräusch nach. Auch Jamie und ich gingen ihm nach und wir bogen kurz später in eine Art Seitengasse ab. Wir folgten dieser bis wir auf einen alten Platz, vor einem leerstehenden alten Fabrikgebäude trafen. Wir blieben an einer Hauswand stehen und beobachteten vorsichtig von dort. Aus der Entfernung erkannte ich meine Schwester und so wie es aussah, wurde sie in die Enge getrieben! Zusätzlich konnte ich einen Typen ausmachen, welcher der Beschreibung Kathrins von heute Morgen. Jack konnte mich gerade so noch zurückhalten und rannte los. Er zerrte den Kerl weg von Kathrin und brüllte ihn an: “Fass sie nicht an du Drecksack!”
Ich machte mir Sorgen um sie und wollte irgendwie helfen. Plötzlich sah ich, wie der Kerl eine Waffe zückte und auf Jack zielte! Mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich sah wie er seine Hand auf den Abzug legte und hörte ihn eiskalt sagen, wie leichtsinnig er doch gewesen sei und dass es sein letzter Fehler wäre. Vollkommen in Sorge vergaß ich, dass Jamie anwesend war, also streckte ich blitzschnell meinen rechten Arm aus, wodurch ich einen gewaltigen Wind- oder Lufthauch auslöste, dem Typen die Waffe aus der Hand riss und gleichzeitig ein Stück der losen Dachplatten los, welches den Typen ebenfalls traf. Jack schnappte sich etwas verblüfft die Pistole und warf kurz einen Blick zu mir. Der Kerl zischte wütend und hob die Hände um zu symbolisieren, dass er aufgab. “Ein echter Kämpfer, weiß wann er geschlagen ist. Dieses Mal habt ihr gewonnen.”Jack erwiderte: “Du wirst jetzt schön brav hier warten, bis meine Verstärkung eintrifft und wirst uns dann Rede und Antwort stehen, weshalb du die beiden Mädchen bedrohst!” Er nickte nur und senkte einen Augenblick lang den Kopf.
Jamie und ich kamen vorsichtig näher. Ich hatte mitbekommen, dass er vorhin jemandem schnell eine SMS geschrieben und ging deshalb davon aus, dass er Damien und seine Familie gebeten hatte, hier zu helfen. Die Minuten verstrichen und Jack ließ den Kerl nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Kurz bevor die anderen aber eintrafen warf er mir einen süßen Blick zu, was diesem Typen auffiel. Ich lächelte Jack ebenfalls an und dachte darüber nach, ihn vielleicht mal nach einem Date zu fragen... Ganz plötzlich kreischte meine Schwester auf. Sofort schaute ich zu ihr, als ich ihren Blick sah, schaute ich zu Jack und zum Schluss zu diesem Typen, Lucius. Er lächelte gruselig, finster und zeigte einen abartigen, hasserfüllten Blick. Das Glühen seiner pechschwarzen Augen ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Noch bevor ich auch nur reagieren konnte, schleuderte er mir plötzlich etwas entgegen, ich brach zusammen, Jack versuchte ihn zu packen, aber Lucius entfaltete seine schwarzen Schwingen und stieg böse lachend in die Luft. “Ihr habt mich nicht zum letzten Mal gesehen, ihr Schwächlinge!”Jamie kippte vor Schock um und wurde gerade so von Kathrin aufgefangen. Ich konzentrierte mich einen Moment und ließ etwas Licht in meiner rechten Hand manifestieren. Erneut streckte ich kurz meine Hand aus und schleuderte ihm mit aller Kraft eine Art Kugel aus purem, konzentriertem Licht entgegen. Damit hatten weder Jack noch Lucius, ganz zu schweigen meine Schwester, gerechnet und ich traf mein Ziel, verwundete den Mistkerl relativ stark, wie es aussah, aber er schaffte es dennoch zu fliehen. Zeitgleich kamen die Jonsons an, welche meine Aktion ebenfalls sahen und unglaublich verwunderten.
Nun aber auch wirklich am Ende meiner Kräfte verlor ich das Bewusstsein, ich hörte nur noch die besorgten Rufe Jacks, Kathrins und Damiens und mir wurde schwarz vor Augen.

Kap. 8: Ann Berrys Prüfung

Ann Berrys Prüfung

 
Es dauerte einige Zeit bis ich wieder zu Bewusstsein kam. Langsam aber sicher hörte ich einige Stimmen um mich herum und spürte, dass irgendwer meine Hand hielt. Meine Augenlider begannen zu flattern und brauchten noch einen Moment, bis ich alles richtig wahrnehmen konnte. Ich erkannte mein Zimmer und Jack sowie Kathrin an meinem Bett. Damien wuselte weiter hinten irgendwo rum und entdeckte dabei meine beste Freundin auf der Couch bei ihm. Sie schien noch zu schlafen oder sowas.Jack flüsterte: “Hey Ann. Fühlst du dich besser? Und bevor du fragst, deine Freundin schläft dahinten noch. Die ganze Sache hat sie grundlegend schockiert, aber ich denke das ist verständlich - Dir ging es damals ja auch nicht sonderlich anders.”
Ich seufzte leise und als ich mich ein bisschen dehnen wollte, spürte ich unglaubliche Schmerzen und zuckte zusammen. Kathrin sagte traurig zu mir: “Es tut mir so unendlich doll Leid, Ann! Das ist alles meine Schuld...” Verneinend schüttelte ich den Kopf, räusperte mich einmal und fragte schließlich: “Was genau ist mir eigentlich passiert? Es ging alles so verdammt schnell...”Jetzt erklärte Jack mir: “Verständlich. Du hast mitbekommen, dass dieser Mistkerl etwas nach dir geworfen hat, richtig? Das war dieses Ding, was da auf dem Tisch liegt. Eine Art Dorn, wenn man so will. Es ist ebenfalls ein Relikt, nur eben ein sehr Gefährliches und so. Es wird in unseren Reihen erzählt, dass man einen Angriff davon nicht überleben kann... Wir werden das Teil auf jeden Fall vernichten, aber erst einmal hat dein Wohl oberste Priorität!”
Nachdenklich sah ich ihn und Kathrin an... Beide sahen irgendwie traurig und besorgt aus und mir gefiel etwas in den Blicken der zwei nicht. Sie schienen noch mehr zu wissen, schwiegen aber dazu. Ein starkes Husten riss mich aus den Gedanken und mir kamen sogar die Tränen, weil es so sehr wehtat. Sie besorgten mir sofort eine Tasse Tee, in der Hoffnung, dass es diesen Reiz vielleicht vertreiben könne. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so elendig gefühlt - Mir tat einfach alles höllisch weh und ich hatte auch das Gefühl Fieber, Grippe und alles gleichzeitig zu haben.Erschöpft legte ich mich wieder hin und versuchte irgendwie zu entspannen. Die Zeit verging und nach einiger Zeit wachte Jamie auch endlich auf. Ich bekam mit, wie Damien ihr leise die ganze Geschichte erzählte und sie bat niemals irgendjemandem davon zu erzählen.Ich bemerkte ebenfalls, dass sie ziemlich erschüttert zu sein schien.
Sie flüsterte leise: “Du siehst wirklich mies aus Ann... Mach mir jetzt bloß nicht schlapp, Süße!” Sanft und heiser erwiderte ich: “Es kann halt nicht jeder so bezaubernd aussehen wie du, rund um die Uhr.”Sie lächelte und sagte mir noch, dass ich mich ausruhen sollte. Nach einer Weile spürte ich wie jemand seine Hand auf meine legte und sie liebevoll hielt. Es war Jack... Er strich mir mit seiner anderen Hand zärtlich über die Wange und spielte mit einer meiner dunkelblonden Locken. “Sie hat Recht, ruhe dich aus. Ich würde deine schönen, hellblauen Augen gern wiedersehen...” Diese Worte und auch die Geste an sich machten mich und scheinbar auch ihn total verlegen.Wenn ich jetzt so drüber nachdachte, wollte ich ihm wirklich näher sein.
Als es langsam später wurde, merkte ich wie schwach ich mich fühlte. “Ich bin sooo müde... Darf ich schlafen?” Ich sah Sorge in den Augen der Anderen aufblitzen, verstand nur nicht so ganz warum. Vermutlich war ich einfach nur viel zu durcheinander oder so. Damien flüsterte: “Wir müssen gewaltig aufpassen, schließlich wissen wir nicht wie ernst es um sie steht. Es so fatal, dass meine Familie unbedingt jetzt ausfliegen mussten!” Jack nickte mir zu und lächelte. So gesehen, könnten sie mich eh nicht vom Schlafen abhalten. Erschöpft schloss ich die Augen und versuchte irgendwie wieder zu Kräften zu kommen.
Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich geschlafen habe, aber irgendwann kam ich doch wieder zu Bewusstsein. “Sie wird sterben, wenn wir keine Lösung finden!”, schrie Jack. Er schien in größter Angst zu sein und wirklich verzweifelt. Damien fuhr ihn an: “Was soll ich denn machen? Ich kann nichts Heiliges oder so aus dem Ärmel schütteln und keiner weiß, wie man DAS aufhalten soll. Es ist ja nicht umsonst eine verfluchte, alte Waffe!” Jamie schien dazwischen zu gehen und flüsterte beruhigend: “Hört auf jetzt! Streiten bringt uns hier nicht weiter. Ich verstehe das zwar noch nicht alles, aber naja. Ann ist in Schwierigkeiten und ich will sie nicht aufgeben. Ich werde das auch nicht.” Mehr bekam ich leider nicht mit, da mir erneut das Bewusstsein entglitt. Es war ein schreckliches Gefühl, weil ich ständig in Dunkelheit unterzugehen schien und ich mich so unglaublich schlecht fühlte.
Leise Stimmen versuchten mich zum Kämpfen zu motivieren und aus irgendeinem Grund kamen sie mir so vertraut vor... Eine weibliche Stimme flüsterte: “Fürchte dich nicht Ann! Um zu entkommen, musst du viele Aufgaben meistern. Früher oder später hättest du sowieso eine Prüfung absolvieren müssen, um dich zu beweisen, aber dieser Umstand zieht sie etwas vor. Also, nur Mut Kleines.”Ich wollte nicht aufgeben, nicht jetzt! Aber es war so schwer sich in diesem Nebel zurecht zu finden. Zum einen wollte ich meine Schwester nicht im Stich lassen, ich wollte meine Familie wiederfinden und andererseits wollte ich zu Jack. Kaum zu glauben, dass er sich so in mein Herz geschlichen hat und das obwohl er nur den liebevollen Freund gespielt hatte! Leise Stimmen flüsterten mir zu, dass ich sterben würde, untergehen würde und niemals wieder ans Licht kommen könne. Aber ich wusste, dass ich die Macht hatte, mich selbst zu retten.
Mühsam schleppte ich mich durch eine Art Wasser. Es war ziemlich trüb und dadurch zu schwimmen, war ziemlich anstrengend, aber tief in mir wusste ich, dass es keine andere Möglichkeit gab. Teilweise fühlte es sich so an, als ob ich kein bisschen durch diese Brühe kam und seufzte. Es musste eine Ewigkeit vergangen sein, in denen ich hilflos durch die Gegend watete. Und schließlich kam mir dann meine Gabe in den Sinn! Ich konzentrierte mich und manipulierte das Wasser um es mir herum und ließ es zurückweichen und fand dabei sogar eine Art Weg zum Folgen! Indem ich meine Hände ausgestreckt hatte, konnte ich es mir vom Leib halten und meiner Spur auf den Grund gehen. Letztlich stieß ich auf eine Art Podest oder etwas Ähnliches. Aus einem Gefühl heraus stellte ich mich darauf und löste dabei Irgendetwas aus und es wurde einen Augenblick lang stockfinster. Es fühlte sich an, als ob dieses Podest wie eine Art Fahrstuhl fungierte und war wirklich froh als es wieder hell wurde und ich feststellen konnte, dass ich an einem ganz anderen Ort war.
Nachdem ich einen Moment lang geblendet war, sah ich mich in dieser neuen Umgebung um. Immerhin war es hier nicht so unbehaglich, neblig und nass... So wie es aussah, befand ich mich auf einer Waldlichtung - Es war die Lichtung aus meinen Träumen von Damien! Da ich noch nicht sicher war, was hier zu tun war um weiter zu kommen, ging ich erstmal in die Richtung, wo auch Damien immer gewesen ist. Nachdenklich lief ich in den Wald, bis ich auf eine Art Steintafel stieß. Scheinbar war ich hier wirklich richtig! Also hockte ich mich für den Stein und strich sacht darüber.“Folge dem Pfad deines Herzens und leuchte dir den Weg.”, stand darauf geschrieben.Das damit gemeint war, dass ich meine Fähigkeit, pure Lichtenergie erzeugen und verwenden zu können, nutzen sollte, war mir klar, nur noch nicht so ganz wie, schließlich war ja alles hell hier...
Weil ich sonst keine anderen Ideen hatte, ließ ich einen kleinen Lichtball in meiner Hand entstehen und ließ diesen auf den Stein übergehen. Und das zeigte auch gleich Wirkung - Er begann zu glühen, die Schriftzeichen leuchteten auf und eine Bahn aus Licht bildete sich vor mir, welche weiter in den Wald führte. Ich folgte ihr und stand nach einiger Zeit vor einem alten Haus. Es kam mir nicht bekannt vor und beschloss zunächst einmal zu klopfen. Die Tür öffnete sich wie von Geisterhand und ich trat vorsichtig ein. “Hallo? Ist da jemand?” Als niemand antwortete, sah ich mich in diesem Raum. Überall Staub und alte Holzmöbel und verdreckte Bilder schmückten den Raum. Ich war sehr vorsichtig, weil ich ja nicht wusste ob es hier gefährlich war. Langsam tastete ich mich durch das Gebäude. Als ich in einer kleinen Galerie ankam, sah ich mich richtig gründlich um. Vorsichtig ließ ich mit einem Windhauch, den Staub von den Gemälden pusten und musterte sie.
So wie es aussah, waren das Bilder von mir und meiner Familie! Vorsichtig strich ich über einige von ihnen und erinnerte mich an so viele schöne Dinge meiner Vergangenheit. Es war unglaublich, wie nah mir das ganze ging. Ich starrte gedankenversunken auf die Bilder, welche erstaunlicherweise, sogar einige meiner Erinnerungen zeigten. Dieses Haus machte mir wirklich sehr zu schaffen, weil es einfach alles wieder hoch holte, was ich lange Zeit versucht hatte zu vergessen.Mir kamen die Tränen und rutschte auf den Boden. Schluchzend zog ich die Knie an den Körper und legte meinen Kopf in die Arme. Ich weinte eine Weile bis ich mich wieder aufraffte und mir die Tränen wegwischte. Mir wurde klar, dass es Absicht war und mich zum Aufgeben zwingen wollte mit solchen Erinnerungen und so, aber ich wollte unbedingt weiterkämpfen!

Also atmete ich tief durch und stellte auch noch das restliche Haus auf den Kopf. Überall fand ich familiäre Sachen und ich versuchte das Ganze ein bisschen zu ignorieren. Aus irgendeinem Grund weckte die Luke des Dachbodens mein Interesse besonders.
Ich spürte irgendeine Macht da oben und suchte deshalb nach einem Haken oder etwas Ähnlichem um die Luke zu öffnen und somit auch einen Weg nach oben zu bekommen, da es mit meinen Fähigkeiten nicht klappen wollte. Ich fand durch Zufall so einen Kaminhaken und konnte damit die Luke zum Dach herunterziehen, wodurch eine Treppe ebenfalls nach unten kam. Ich kletterte nach oben und bemerkte ein Buch am Boden, auf welches ein Lichtstrahl fiel. Mit dem Gefühl, dass dies mein nächstes Ziel war, näherte ich mich ihm, hockte mich hin und schlug es auf. Es schien ein Tagebuch zu sein. Die ersten Seiten waren leer und ich blätterte weiter, bis ich auf blutrote Eintragungen stieß.
Ich persönlich fand, das irgendwie total creepy, vor allem da es sich um Todeswünsche, mörderische Gedanken und richtig abgefahrenen Shit handelte. Ein paar Bilder und Fotos waren auch eingeklebt worden, welche ein dunkelhaariges Mädchen, blutige Szenarien und andere verletzte Menschen zeigten. Nachdenklich schloss ich die Augen. “Bitte erlöse mich endlich!”, stand in dem Buch. Wie war das gemeint? Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen hinter mir. Ein bisschen erschrocken drehte ich mich langsam um. In der linken Ecke kauerte ein Mädchen mit dunklen kurzen Haaren. Sie schien das Mädchen vom Foto zu sein. “Hilf mir...”, hörte ich sie flüstern. Ich ging ein Stück auf sie zu und hockte mich vor ihr hin. “Was ist denn los? Wie kann ich dir helfen?”Urplötzlich sprang sie auf und stieß mich um. Es gelang mir noch gerade so einem Schlag von ihr auszuweichen und ich drückte sie auf den Boden.
Dabei sah ich ihre pechschwarzen Augen und ihr hasserfülltes, verbittertes Gesicht. Sie stieß mich gegen die Wand und es verblüffte mich, wie viel Kraft in ihr steckte. Sie richtete sich auf und verwandelte sich vor meinen Augen. Ein schwarzer Schleier umgab sie für einen Moment und als dieser verschwand, stand plötzlich dieser Lucius dort! Das ließ mir das Blut in den Adern gefrieren und diesen Moment nutzte dieses Wesen auch aus.Blitzschnell packte er mich am Hals und drückte mich fester in den Boden.“Hast du Angst, Süße?” Dadurch, dass ich mit dem Kopf aufgeschlagen war, war ich nicht dazu im Stande irgendetwas zu antworten und schüttelte deshalb nur den Kopf. Plötzlich verschwamm die komplette Umgebung, mir wurde kurz schwarz vor Augen und kurze Zeit später sah ich, dass wir irgendwo in einem wirklich finsteren Waldstück waren.
Mein Hals tat weh, aber immerhin hatte dieses Wesen mich losgelassen. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht die geringste Idee wer oder was das war und irgendwie machte es mich ziemlich nervös. Unsicher rappelte ich mich auf und musterte meine Umgebung.Nachdenklich ließ ich ein kleines Licht auf meiner Hand herumtanzen und erhellte damit die Umgebung etwas. Ich entdeckte dadurch einen scheinbar uralten Steinweg und folgte ihm mit schlechtem Bauchgefühl. Komischerweise war diese merkwürdige Person spurlos verschwunden und ich vermutete diese Aufgabe irgendwie bestanden zu haben.
Nach einer endlosen Wanderung hörte ich jemanden nach mir rufen! “Ann? Ann wo bist du, bitte komm zu mir zurück! Ich vermisse dich!” Sofort erkannte ich Jacks Stimme, wodurch mein Herz schneller schlug und ich meine Schritte beschleunigte. Kurz später sah ich ihn wirklich auf einer Lichtung stehen und rief: “Jack? Bist das wirklich du?”
Er drehte sich um und lächelte sofort. Wir liefen aufeinander zu und er wirbelte mich durch die Luft. “Endlich bist du wieder bei mir...”, flüsterte er liebevoll. Es schien eine ganze Weile zu vergehen, in denen wir uns einfach nur umarmten. Letztendlich entschieden wir ein Stück zusammen zu reisen und das Rätsel gemeinsam zu lösen. Das ich damit einen großen Fehler machte, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht erahnen. Vor einem riesigen, alten Baum machten wir schließlich halt. In den nächsten Minuten lenkte er mich von meinen Untersuchungen mit zarten Küsschen und Berührungen ab und brachte mich komplett durcheinander. Schließlich zog er mich sanft in seine Arme, schaute mir in die Augen und küsste mich. Es war ein unglaubliches Gefühl als unsere Lippen sich berührten, aber mir war auch aufgefallen, das an seinen Augen irgendwas komisch gewesen ist.
Als er mir dann plötzlich versuchte unter mein Oberteil zu greifen, stieß ich ihn kräftig und eiskalt weg! Ich hatte bemerkt, dass er mehrfach an mir herum gefummelt hatte, geschweige denn es versucht hatte, doch jetzt erst kam ich zum entschloss, dass dies nicht MEIN Jack sein konnte! Er würde sich nie so...pervers verhalten, das war ich mir sicher! Ich sah ihm ins Gesicht und stellte fest, dass er Blut am Mund hatte. Erschrocken fasste ich mir an die Lippen und danach an den Hals, weil ich während seiner Liebkosungen schon leichte Schmerzen verspürt hatte und realisierte, dass er mich gebissen haben musste! Er hauchte nur: “Was ist denn los, willst du meine Nähe doch nicht?”Die Art und Weise wie er das sagte, machte mir irgendwie Angst.
Ich ging deshalb vorsichtig in Verteidigungsstellung und das zu Recht. Da ich immer noch nicht auf ihn zukam oder reagierte, zückte er einen Dolch und ging auf mich zu. Zu seinem Pech bekam ich das aber mit und konnte seinem versuchten Angriff geschickt ausweichen. Mit einem simplen Tritt beförderte ich ihn in die Knie und nahm ihm das Messer ab. Eiskalt verpasste ich ihm einen weiteren Tritt in die Weichteile. Er jaulte auf und fluchte laut und ich sah seine Augen schwarz werden. Da wusste ich, dass es jenes Wesen sei, was mich auch zuvor schon bedroht hatte! Wütend stieß ich ihm den eigenen Dolch in die Brust, direkt ins Herz! Erneut wurde der Mistkerl von einem schwarzem Schleier eingehüllt, doch dieses Mal schrie er vor Schmerz und Verzweiflung und löste sich auf.
Aus Sicherheitsgründen 'heizte” ich ihm auch noch zusätzlich mit purem Licht ein gründlich ein, indem ich ihn an der Stirn und an der Schulter packte und meine Energie direkt auf ihn übertrug. Einerseits machte es mich sehr nervös, zu wissen, dass ich gerade jemanden beziehungsweise etwas getötet hatte. Andererseits hatte es in Form des Mädchens gefleht, es zu erlösen... Ich versuchte einfach nicht weiter darüber nachzudenken.Anstelle des Kerls, lag nun ein Amulett am Boden und es war meinem Eigenen sehr ähnlich.Ich hob es auf und wurde erneut an einen anderen Ort gebracht.
Es verging noch eine ganze Weile in der ich die verschiedensten Aufgaben und Rätsel lösen musste. Manchmal schüchterte es mich sehr stark ein oder schlug mir auf die Psyche, aber ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte. Jedes Mal wurde ich indirekt dazu aufgefordert meine Fähigkeiten, sprich die Elemente und das Licht zu manipulieren, zu verwenden und lernte dadurch auch sie besser und sinnvoll einzusetzen. An einigen Stellen, musste ich mir mehr Zeit nehmen, da ich teilweise nicht sofort wusste was zu tun war. Ein paar Mal habe ich mich auch einfach nur etwas hingelegt oder hingesetzt, um etwas auszuruhen und Kraft zu sammeln.
Ich konnte nicht einschätzen, wie lange ich insgesamt gebraucht habe, aber ich konnte mit Sicherheit sagen, dass es 8 unterschiedliche Aufgaben oder auch Rätsel gewesen sein müssen. Das Wichtigste, was ich gelernt hatte, war dass es kaum Hindernisse gab, die ich nicht irgendwie umgehen konnte und ich nicht so schnell auf andere, vermeintliche Freunde hereinfallen würde. Je weiter ich kam umso mehr spürte ich, wie ich meinem Ziel, meinem Überleben, näher kam.Zum Schluss erreichte ich einen Saal mit rotem Teppich. Es gab nur einen riesigen Spiegel und die Tür, durch welche ich das kleine steinerne Häuschen betreten hatte. Von außen war es wirklich hübsch gewesen, wie eine kleinere Version meines Elternhauses.
“Ich bin unendlich stolz auf dich Ann. Du hast alle Aufgaben gemeistert und hast bewiesen, dass du wirklich die Erbin der Elemente bist! Du musst nur noch den Spiegel vor dir zerschlagen, dann kannst du nach Hause zurückkehren - Zu deiner Familie, deinen Freunden und deinem Liebsten.”Die vertraute weibliche Stimme schien wirklich froh zu sein. Noch einmal dachte ich darüber nach woher sie mir so bekannt kam und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen!“Mom?!? Bist du das? Bitte sag mir was es damit auf sich hat!”“Mein liebstes Mädchen... Ich verspreche dir, dass wir uns bald wiedersehen. Dann wirst du alles verstehen.” Das zu hören, machte mich unheimlich glücklich und ich wollte einfach nur noch zurück.
Also lief ich auf den Spiegel zu, aber bevor ich ihn zerstörte, warf ich noch einen Blick in ihn hinein.Ich sah mich im Bett liegen, ziemlich blass und Jack an meinem Bett sitzend und meine Hand haltend. Meine Schwester saß an meinem Schreibtisch und wurde von Lucy und Damien getröstet.Wer weiß, wie viel Zeit vergangen war, ich wollte einfach nur diesem Mist hier ein Ende bereiten.Um noch einmal Dampf abzulassen, schlug ich mit der Faust gegen den Spiegel und kickte relativ weit oben (ungefähr in Kopfhöhe, was ich durch mein Kampftraining und die Selbstverteidigung konnte) zu. Der Spiegel zersprang in Tausende Scherben, ich sah eine Art Portal und alles verblasste um mich herum. Mich umgab helles Licht und schließlich kehrte ich in meine Welt zurück.Ich flatterte mit den Augenlidern und erwachte endlich.

Kap. 9: Wahr gewordene Illusionen

Wahr gewordene Illusionen

Nachdem ich die Augen wieder geöffnet hatte, blendete mich einen Moment lang das grelle Licht der Sonne. Ich blinzelte ein wenig und schaute danach als erstes zu Jack. Er hielt meine Hand und starrte voller Sorge aus meinem Fenster. Ich fand es irgendwie aufregender, dass er noch nicht mitbekommen hatte, dass ich aufgewacht bin und drückte sanft seine Hand. Daraufhin zuckte er erschrocken zusammen und schaute sofort zu mir. Liebevoll lächelte ich ihn an und flüsterte: „Hey Jack… Es freut mich sehr, dich endlich wiederzusehen." Augenblicklich spürte ich mehrere Blicke auf mir ruhen und hörte, wie jemand weibliches aufkreischte.„Ann! Gott sei Dank! Wir hatten unglaubliche Angst um dich! Ich muss gestehen, dass ich mir noch nie solche Sorgen um jemanden gemacht habe…", flüsterte er, wobei er verlegen errötete und wir uns danach einen Moment lang einander in die Augen schauten. Wie froh ich doch war… Jemand unterbrach unser peinliches Schweigen und sagte erleichtert: „Was für ein Glück! Niemand von uns hat damit gerechnet, dass du von selbst zu Bewusstsein kommst!" Damiens Vater stand jetzt mit vor dem Bett und lächelte mich an. Ich richtete mich langsam und vorsichtig auf und fragte ihn, was mit mir geschehen sei und wie viel Zeit eigentlich vergangen ist."Du bist ganze sechs Wochen in einem koma-artigen Zustand gewesen. Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, weil du auf absolut nichts reagiert hast, egal wie sehr wir es auch versucht haben.
Du steckst wahrlich voller Überraschungen! Erst diese Offenbarung am Tag des Angriffs und jetzt das!" Das zu hören, schockierte mich zutiefst und ich flüsterte ihnen zu, wie Leid mir all der Ärger tat. War ich wirklich so lange in dieser komischen Traumwelt gewesen? Ich hatte dort wirklich kein Zeitgefühl gehabt, aber dass ich solange in einem so beängstigenden Zustand gewesen bin, hörte sich echt unglaublich an. „Haben wir vielleicht was zu Essen und zu Trinken für mich?" Ein bisschen peinlich war mir die Frage schon aber andererseits konnte ich das nicht sehr viel länger aushalten.Meine Schwester lächelte und antwortete frech: „Das ist meine Schwester - Ständig am essen. Aber ja wir haben sogar noch warme Pfannkuchen, weil wir auch erst gegessen haben. Damiens restliche Familie ist erst seit knapp zehn Minuten hier." Ich schaute zu ihr und stellte fest, wie erleichtert sie mich anlächelte. Also schlug ich die Decke beiseite und wollte aufstehen, um nach unten zum Essen zu gehen. Doch bevor ich das tun konnte, berührte mich Jack am Arm und hielt mich zurück. „Bist du sicher, dass du alleine gehen kannst? Immerhin bist du gerade erst aus einem Koma erwacht!"
Um ehrlich zu sein, war das ein guter Einwand, weil ich mir da wirklich nicht sicher war. Sicherheitshalber ließ ich mir von ihm aufhelfen und mich etwas von ihm halten und stützen.Damiens ganze Familie, meine beste Freundin, Kathrin und Jack setzten sich mit mir an den Küchentisch. In jedem einzelnen Gesicht konnte ich Freude und Erleichterung sehen und auch mich erfüllte das wirklich sehr. Schließlich scherzte Damien: „Es ist wirklich schön, dass du es geschafft hast Ann. Du musst wissen, Jack ist die ganze Zeit völlig krank vor Sorge gewesen und ist kaum von deiner Seite gerückt! Auch wenn er nichts gesagt hat, man hat es ihm richtig angesehen." Meine Schwester fügte hinzu: „Oh ja. Du kannst dich echt glücklich schätzen, dass dich dein Freund so sehr liebt!" Wir beide erröteten und ich fragte mich ob sie inzwischen eingeweiht war. Nachdem ich mir den Bauch vollgeschlagen hatte, räumte ich das Geschirr noch weg und seufzte. Wir setzten uns gemeinsam in den Garten unseres Häuschens und wollten das schöne Wetter genießen. Lucy fragte mich: „Sag mal, wie ist das denn eigentlich für dich gewesen? Hattest du irgendwelche Träume, Visionen oder war da einfach nichts?"Ruhig erwiderte ich: „Das ist eine lange und durchaus merkwürdige Geschichte. Hört mir erst zu, bevor ihr mich weiter fragt, okay?" Sie nickten mir alle zu und da begann ich, die komplette Story zu erzählen. Die Sache mit dem Jack-Phantom-Ding verallgemeinerte ich und die privateren Geschehnisse dazu behielt ich auch für mich. Immer wieder sah ich, wie groß die Augen der Anderen wurden, aber ich fand es toll, dass sie mich wirklich ausreden ließen. Zum Ende atmete ich tief durch und wartete auf eine Reaktion von ihnen. Lucy bemerkte fasziniert: "Wow... Ich hätte echt nie im Leben gedacht, das du so besonders wärst.
Du hast ja sogar Fähigkeiten, die unseren sehr nahe kommen! Ich bin echt froh, dich kennengelernt zu haben!" Auch die anderen machten mir solche Komplimente, was mir wirklich schmeichelte.Wir rätselten noch einige Zeit über diese Geschichte und verbrachten einen richtig schönen Nachmittag miteinander. Im Laufe der Zeit, erfuhr ich auch, dass meine Schwester und Jamie wussten, dass diese Beziehung nur gespielt gewesen war. Am Abend blieb nur Jack noch bei uns, die Jonsons und Jamie gingen beruhigt nach Hause. Kathrin hatte ihre beste Freundin heute mit bei uns und wir wollten uns gegenseitig nicht stören. Jack und ich blieben auch zum Essen draußen auf der Veranda. Irgendwie fand ich die ganze Atmosphäre total romantisch - Sonnenuntergang, der schöne Garten und dann war ich auch noch alleine mit Jack hier... Ich lächelte glücklich vor mich hin, bis er mich berührte und damit zurück in die Wirklichkeit holte. "Ann, darf ich dich etwas fragen?"Als ich ihn ansah, fiel mir auf wie rot er war und das seine Augen glänzten. Ruhig nickte ich und fragte mich, was auf einmal mit ihm los war. Er schwieg weiterhin und ich fragte: "Was ist denn? Frag ruhig!" Ich lehnte mich auf der Bank zurück und musterte ihn besorgt. Er schüttelte nur den Kopf und murmelte, dass es unwichtig und egal sei. Schweigend starrte er in den Sonnenuntergang und aß nebenbei ein paar Erdbeeren. 
Irgendwann seufzte er und strich mir gedankenverloren über die Hand. Verlegen schaute ich zu ihm hinüber und lächelte. Jack brauchte einen Moment, bis er überhaupt realisierte, dass er mich berührte. "Ann - Ich... Das ist alles so verwirrend für mich..." "Was meinst du denn?" Er suchte nach Worten und ringte scheinbar um Fassung."Du bringst mich wirklich um den Verstand, weißt du das? Es ist einfach das erste Mal, das ich in Gegenwart eines Mädchens so durcheinander gerate! Ständig denke ich an dich und wenn ich Zeit mit dir verbringe, habe ich so ein Kribbeln in mir. Ich...Ich glaube... Dass ich mich in dich verliebt habe Ann... Weiß schon, es ist dumm von mir, aber was soll ich machen? Ich will und kann mich nicht von dir fernhalten" Als er das sagte, hüpfte mein Herz vor Freude und schlug schneller. Ich legte meine Hand sanft auf seine und flüsterte: "Mach dir keine Gedanken. Ich muss gestehen, dass ich dich auch sehr gern mag... Es ist wirklich schön, Zeit mit dir zu verbringen und es hat jedes Mal mein Herz berührt, wenn du mit süßen Kleinigkeiten und Gesten dich als meinen Freund ausgegeben hast. Auch wenn das alles nur fake war, es war wirklich süß."Jetzt musste er lächeln, strich mir über die Wange und kam mir näher. "Wirklich? Ich hätte nie damit gerechnet! Um ehrlich zu sein, habe ich die ganze Zeit gedacht, dass du Damien mehr magst... Ich meine, weil ihr euch ja auch so nah gekommen seid, nach dem Krankenhausvorfall."
Verneinend schüttelte ich den Kopf und antwortete: "Ich denke, dass das einfach aus dem Affekt heraus so gewesen ist. Er hat mir immerhin das Leben gerettet, sich in Gefahr begeben und er ist halt auch wirklich attraktiv und nett. Es sollte aber einfach nicht sein, denke ich." Das von mir zu hören, schien ihn wirklich zu beruhigen und er atmete erleichtert auf. "Kann ich da überhaupt mithalten...? Es ist meine Schuld, dass du in Lebensgefahr geraten bist! Weil ich eine Sekunde lang nicht aufgepasst habe! Und dann ist dieser Mistkerl auch noch entkommen!"Er senkte traurig den Blick und fasste sich verzweifelt an den Kopf. Daraufhin versuchte ich ihm klarzumachen, dass es nicht seine Schuld war und das niemand mit einer solchen Reaktion hatte rechnen können. Inzwischen hatte ich schon ein richtig schlechtes Gewissen und wollte einfach nur noch, dass er sich wenigstens wieder beruhigte. Irgendwann platzte es aus mir heraus: "Jack hör auf mit diesen Vorwürfen! Niemand ist perfekt und dieser Typ hat uns komplett an der Nase herumgeführt! Ich bin ja jetzt hier, gesund und munter, zudem habe ich nicht auf dich gehört und bin trotz deiner Warnung dazugekommen!" Jetzt hob Jack den Blick, sah dass ich das ernst meinte und nickte. Er atmete tief durch und flüsterte, dass es ihm Leid tat. Ich lächelte ihn sanft an und legte meine rechte Hand auf sein Herz.
Er lächelte zurück und flüsterte: "Ich liebe dich Ann..." Schließlich beugte er sich langsam zu mir hinab und legte seine eine Hand an meine Wange. Jacks Blick war voller Zärtlichkeit und Ehrlichkeit. Seine Lippen schmiegten sich sanft an meine und ich schloss glücklich die Augen. Der Kuss war erfüllt von Liebe und Sinnlichkeit und fühlte sich einfach nur wundervoll an. Während unseren Lippen miteinander verschmolzen, legte er seinen andere Arm um meine Hüfte und zog mich fest an sich. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viel empfunden, wie in diesem einen Moment. Unser Kuss wurde zärtlicher und inniger und wusste mittlerweile nicht mehr, wo ich mit meinen Händen hinsollte und ließ sie deshalb unbeholfen im Schoß liegen. Dass meine Schwester uns beobachtete in diesem Moment, ahnten wir beide nicht. Für einen kleinen Augenblick vergaß ich die Welt um mich herum und gab mich einfach meiner Sehnsucht hin.Jack konnte wirklich gut küssen... Als wir uns danach in die Augen schauten, waren wir beide errötet und überglücklich.
Ich lehnte mich an ihn, worauf er seinen Arm um mich legte und wir einfach nur den Sonnenuntergang beobachteten. "Ich liebe dich Jack... Es macht mich so froh, dass du genauso empfindest!" Dem stimmte er zu und küsste mich zärtlich auf die Stirn. Verliebt kuschelten wir miteinander, bis die Sonne komplett untergegangen war und es langsam kälter wurde. Da räumten wir das Geschirr zusammen und verstauten es in der Küche im Geschirrspüler. Es war inzwischen bereits kurz nach 21 Uhr und ich fragte ihn: “Musst du jetzt schon gehen?” Jack erwiderte ruhig: “Ich werde dich nicht lange alleine lassen, versprochen. Aber ich hab noch was zu erledigen, mein Schatz.”Ich begleitete ihn zur Tür verabschiedete mich mit einem zarten Kuss und winkte ihm noch. Er war ziemlich anmutig, zu sehen wie er seine Flügel entfaltete und in den Sternenhimmel abhob. Lächelnd sah ich ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwand. Als ich mich umdrehte, stand meine Schwester mit vor der Brust verschränkter Arme und grinste. “Na? Ist da jemand verliebt?” Ich verdrehte nur die Augen und meinte ruhig, dass sie einfach nur den Mund halten sollte. Entgegen meiner Erwartung nahm sie mich plötzlich in die Arme und flüsterte mir zu, dass sie sich sehr darüber freute, dass ich nun so glücklich war, vor allem nach dem ganzen Stress und Kummer die letzten Wochen. Es freute mich sehr, dass sie mir das vergönnte und seufzte erleichtert.In bester Laune hüpfte ich nach oben und ging ins Bad.
Ich gönnte mir heißes Schaumbad mit meinem Lieblingsshampoo mit Rosenduft. An diesem Abend wollte ich es mir richtig gut gehen lassen, immerhin hatte ich genug Stress in letzter Zeit gehabt. Also entspannte ich mit ein bisschen Süßkram und Musik. Nachdem das Wasser irgendwann kälter wurde, murmelte ich mich in mein lila Handtuch und kümmerte mich um meine Haare. Wie schön es sich doch anfühlte endlich wieder baden und Haare waschen zu können... Ich schlüpfte in meine Hotpants und ein Shirt und ging nochmal zu meiner Schwester. Sicherheitshalber klopfte ich an, steckte den Kopf in die Tür und wünschte den beiden eine gute Nacht und noch viel Spaß.Da ich noch nicht sonderlich müde war, schnappte ich mir meinen Laptop und setzte mich aufs Bett. So wie es aussah, hatte ich ne ganze Menge an Mails verpasst und ich arbeitete mich erstmal durch Gute-Besserungs-Wünsche, unwichtige Newsletter und ähnliche Dinge.
Nachdem ich mein Postfach aussortiert hatte, checkte ich Twitter und fand ähnliche Einträge. Es war wirklich süß, wie sich meine Freunde um mich sorgten und bereitete mir gute Laune. Ich chattete eine Weile mit Jamie und meinem besten Freund John. Als ich ihm ein Lebenszeichen von mir sendete, schien er unglaublich erleichtert zu sein. Durch seine Nachrichten bekam ich mit, dass den anderen erzählt worden ist, dass ich überfallen und in der Nähe des Herzens verletzt worden bin und dadurch in einem künstlichen Koma gelegen hätte. Mein Freund hatte in letzter Sekunde noch eingreifen können.Gegen Viertel nach eins machte ich den Laptop aus und legte mich ins Bett. Ich dachte an die schönen Stunden mit Jack und musste permanent grinsen. Sein unerwartetes Liebesgeständnis hatte mich ziemlich durcheinander gebracht und hat mein Herz deutlich höher schlagen lassen. Während ich noch Ewigkeiten an ihn dachte, spürte ich wie ich müde wurde. Irgendwann fielen mir schließlich die Augen zu und ich schlief glücklich lächelnd ein.

Kap. 10: Normalität in Vancouver

Normalität in Vancouver


Am nächsten Morgen wurde ich mit Schmetterlingen im Bauch wach. Ich fühlte mich großartig und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne schien und es kam warme Luft durch das angekippte Fenster in mein Zimmer. Mein Wecker sagte, dass es 9:17 Uhr war und ich entschied aufzustehen. Also kletterte ich aus dem Bett und ging als erstes ans Fenster.Es war wirklich tolles Wetter - keine Wolken, wenig Wind und die Blumen unseres Gartens leuchteten förmlich im Licht. Unten hörte ich die Stimmen der beiden Mädchen und so wie es sich anhörte, hatten sie Streit.
Ich ging noch kurz mich im Bad erfrischen und lief schließlich zu den Mädels in die Küche. Auf dem halben Weg schreckte mich ein lautes Scheppern auf und ich beschleunigte meine Schritte. Bevor ich die Küche betrat rief ich: “Was ist hier los?! Macht keinen Scheiß!” Dort angekommen, konnte ich Kathrins Freundin Hellen gerade so davon abhalten sie mit einer kleinen Vase zu schlagen und fing den Treffer selbst ab. Sie traf mich an der Schläfe und Scherben schnitten mir zusätzlich in den Arm.
Kathrin kreischte und auch Hellen war ziemlich schockiert über ihre Tat. Erschrocken ließ sie den Rest fallen und rief: “Oh mein Gott, dass hab ich nicht gewollt! Ich...Ich... Es tut mir so Leid, ich weiß auch nicht was da in mich gefahren ist!” Bis ich es realisiert hatte, verging ein Moment und ich wurde von Kathrin auf einen Küchenstuhl gedrückt. Ich hörte, wie meine Schwester einen Arzt anrief und ihre Freundin sich um die Scherben kümmerte.Keine zehn Minuten später klingelte es auch schon an der Tür und ein Arzt kam zu uns in die Küche. “Wie fühlen sie sich Fräulein? So wie es aussieht, hat es sie am Kopf ganz schön erwischt.
Die junge Dame, die das verursacht hat, muss wohl ziemlich viel Kraft in den Schlag gesteckt haben!” Hellen war völlig neben der Spur und machte sich total die Vorwürfe. Während meine Verletzung gereinigt, genäht und mit Fixmull verpflegt wurde, versöhnten sich die beiden und sprachen sich, wegen was auch immer, aus.Nachdem der Arzt fertig war, bekam ich noch ein paar Ratschläge und er verabschiedete sich höflich. Als er ging, kam dafür jemand anderes nach drinnen. “Ann? Was ist den passiert?” Mein Liebster steckte seinen Kopf und die Tür und als er sah, dass ich verletzt worden war, fand ich ihn schneller an meiner Seite wieder, als gedacht. Besorgt strich er mir über die Wange und setzte sich neben mich.
Ich lächelte ihn an und flüsterte: "Ach es ist nichts. Mach dir keine Gedanken, nur ein Kratzer."Ihn zu sehen, freute mich total und ich legte verliebt die Arme um seinen Hals. Jack schmunzelte und hauchte: "Hast du mich so sehr vermisst? Eigentlich war ich doch nicht lange weg."Ich grinste und sagte ihm, dass ich die ganze Nacht an ihn denken musste und küsste ihn. In seinen Armen fühlte ich mich sicher und geborgen und er legte seine Hände an meine Hüften.Irgendwann hörten wir ein amüsiertes Kichern hinter uns.
Wir unterbrachen unseren Kuss und schauten beide in die Richtung, aus der das Kichern gekommen ist. Hellen und Kathrin grinsten beide und Hellen rief: „Ihr zwei seid soooo süß zusammen! Euch kann man echt beneiden. Ich find's richtig cool, dass ihr ein Paar geworden seid, nach dem ganzen Scheiß der dir in letzter Zeit passiert ist Ann.“ Meine Schwester ergänzte: „Seh' ich genau so. Ich muss gestehen am Anfang hatte ich so meine Zweifel, aber jetzt? So glücklich hab ich dich noch nie gesehen, Schwesterherz! Ihr habt auf jeden Fall meinen Segen und ich wünsch' euch alles Glück der Welt.“Es war wirklich süß, so etwas Schönes von den Beiden zu hören und Jack meinte lächeln: „Ich bin einfach nur froh, dass du nichts dagegen hast und mir die Chance mit deiner Schwester gönnst. Immerhin ist es nicht selbstverständlich, dass mich die Schwester meiner Liebsten in der Familie akzeptiert. Und ich wünsche euch beiden das Gleiche; das ihr einen netten Jungen kennenlernt und glücklich werdet.“
Kathrin schien total verblüfft zu sein und stammelte: „A…Aber du brauchst doch nicht meine Erlaubnis um mit meiner Schwester zusammen zu sein…“ Irgendwie war es süß, wie rot sie geworden war und auch ihre Freundin schien verlegen geworden zu sein. Mein Schatz hielt mich sanft im Arm und drückte mich zärtlich. In seinen Armen zu liegen, war mit Absicht das schönste auf der ganzen Welt, mit Ausnahme seiner Küsse und Liebkosungen natürlich…Auf seinem Schoß frühstückte ich nebenbei mein Müsli und musste schmunzeln, als ich das verdatterte Gesicht meiner Schwester sah. Das musste wohl noch eine Art von ihm sein, die er in einem anderen Leben so gewohnt gewesen ist.
Jack wurde etwas unsicher, als er ihre Reaktion sah und suchte hilfesuchend in meinen Augen.Schließlich lockerte ich die ganze Situation mit einem Lächeln auf. "Naja, wenn du etwas an ihm auszusetzen hättest, würde er es sicherlich schwerer haben, weil Stress vorprogrammiert wäre. Ist doch perfekt, dass wir uns alle gegenseitig respektieren und mögen!" Jetzt schienen auch die anderen wieder richtig zu entspannen und diese Anspannung in der Luft verschwand.Nachdem ich gegessen hatte, übernahm Hellen zur Wiedergutmachung das Aufräumen meines Geschirrs und ich ging nach oben um mich anzuziehen und Zähne zu putzen.
Als ich in ein hübsches lila-färbendes, knielanges Kleid geschlüpft und zu den anderen runter gelaufen bin, hörte ich meine Schwester "Lasst uns doch zusammen shoppen und bummeln gehen!Mal so richtig die Sonne genießen und Eis essen!", rufen. Na dann hatte ich ja gleich das passende Outfit ausgewählt. Jack stimmte dem Vorschlag zu und so wie es aussah, war ich die einzige die noch "Ja" sagen musste. Ein gemeinsamer Ausflug wäre wirklich schön und die Tatsache, dass mein Freund mitkommen würde, freute mich umso mehr.“Na dann hol ich mal eben meine Tasche. Bin gleich wieder da!” Ich flitzte schnell nach oben und warf noch einmal einen Blick in den Spiegel. Da alles so saß, wie ich mir das vorstellte, checkte ich kurz ob meine Tasche vollständig war und ging zurück.
Wir fuhren zusammen in die Stadt und machten uns einen richtig schönen Nachmittag. Während wir durch die Straßen schlenderten, hielt Jack meine Hand und hin und wieder küsste er mich liebevoll auf die Wange, den Mund, meine Stirn oder Nase. Er war einfach zu süß!Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass wir Mädels in manchen Läden länger brauchten, was mich ziemlich erstaunte. In einem sehr alten Geschäft fand ich ein Kleid was mich wirklich ansprach und faszinierte: Es war creme-farben, reichte scheinbar bis zu den Füßen und hatte keine Ärmel beziehungsweise Träger. Oben im Brustbereich war es gerafft und lag bis zu den Hüften eng an. Dort endete es mit einem Band im gleichen Farbton mit goldenen Verzierungen.Danach fiel es locker nach unten und war ebenfalls mit goldfarbenen Mustern geschmückt.Im eng anliegenden Bereich waren wunderschöne Bändchen und kleine Zeichen eingenäht, über welche ich vorsichtig mit ein paar Fingern strich.
Das war mit Abstand das schönste und anmutigste Kleid, was ich jemals gesehen hatte und stellte mir vor wer es wohl getragen haben könnte. Immerhin war das sowas ähnliches wie ein Second-Hand Shop, nur das es hier deutlich hochwertigere Sachen gab!Der Verkäufer musste mein Interesse gesehen haben, gesellte mich zu mir und fragte lächelnd: "Na hat das junge Fräulein etwas gefunden? Sie haben wirklich eine gute Auswahl getroffen!"Ich schaute ihn an, meine Begleitung durchstöberte gerade andere Teile des Shops und ich antwortete: "Es ist wirklich wunderschön, aber ich werde mir das doch niemals leisten können!"
Der Mann schüttelte den Kopf und meinte sanft: "Probiere es doch mal an! Das kostet ja nichts und wir werden uns sicher auf etwas einigen können, wenn dein Herz doch sagt 'Ich muss das haben'."Ich ließ mich von ihm um den Finger wickeln und beschloss es mal anzuziehen. Jack kam zu mir um zu sehen, was ich so gefunden hatte.Es ging erstaunlich leicht in dieses Kleid zu schlüpfen und ich begutachtete das Ergebnis im Spiegel. So musste sich eine Prinzessin fühlen, so großartig sah es aus... Also zog ich den Vorhang beiseite und präsentierte mich Jack. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf und sein Mund blieb einen Moment lang offen stehen, was mich echt erröten ließ.
"Du...Du siehst atemberaubend schön aus Schatz... Wow!""Einer Prinzessin würdig, ja.", fügte der Verkäufer hinzu. Dass dieser Ausspruch einen tieferen Sinn haben könnte, bedachte ich in diesem Moment nicht. Schüchtern lächelte ich und fühlte mich wirklich geschmeichelt. Etwas am Blick dieses Händlers war merkwürdig... Er kam mir irgendwie so vertraut vor! "Du siehst genauso aus wie deine Mutter, Ann. Wir waren alte Freunde und ich muss sagen, dass sie wirklich stolz sein kann, eine so hübsche Tochter zu haben. Sie ließ das Kleid damals für dich fertigen und im Grunde habe ich nur darauf gewartet, dass du hierher kommst."
Diese Worte verunsicherten mich und ich wusste nicht recht, ob das ernst gemeint war oder nicht. Kathrin hatte das gehört und fragte nach: "Meinen Sie das ernst? Warum hat Mom das für meine Schwester gemacht?" Er schaute sie kurz an und erwiderte danach: "Dann bist du sicherlich Kathrin? Sie haben auch für dich etwas in Auftrag gegeben. Wie ihr wisst, habt ihr eure Eltern relativ früh verloren und als kleinen Trost haben sie sich das ausgedacht. Moment."Kurz darauf kam er zurück und gab ihr etwas in die Hand. Auch ein Kleid, ähnlich wie meins aber in einem hübschen Blauton und mit dunkelblauen Verzierungen.
Voller Faszination schlüpfte sie in die zweite Umkleide und probierte ihr Kleidchen an. Beide passten wirklich perfekt und schmeichelten uns sehr. Hellen wurde auch eine ganze Ladung an Komplimenten los und bewunderte meine Schwester und mich sehr, dass wir so tolle Eltern hatten. Schließlich fragte ich: "Aber das muss doch unglaublich teuer sein, Sir!"Jetzt schüttelte er den Kopf und sagte ruhig, dass er uns beide zusammen für 100 Dollar verkaufen würde. Vollkommen erstaunt von diesem Schnäppchen, für diese hochwertigen Kleider sahen wir zwei einander an. Da er dies ernst zu meinen schien, gingen wir auf das Angebot ein, zogen uns wieder um und gingen mit ihm an die Kasse.
Auch wenn Kathrin eigentlich nicht so begeistert von Kleidern war, dieses fand selbst sie unglaublich. Wir bedankten uns herzlich und wünschten dem Mann einen schönen Tag.Nach diesem Glücksfang beschlossen wir in unser Lieblingscafé zu gehen und Eis zu essen.Während sich die beiden anderen Mädchen kurz auf Toilette zurückzogen, strich Jack mir zärtlich über die Wange. "Das war doch wirklich ein schöner Nachmittag Ann. Wie wäre es, wenn ich dich demnächst irgendwann abends ausführe?" Er legte seine Hand an mein Kinn und hob meinen Blick. "Das wäre wirklich schön... Aber ich hoffe ich langweile dich mit solchen Unternehmungen nicht!" Mein Liebster schüttelte sanft den Kopf und küsste mich zärtlich. Es war so traumhaft schön und ich fühlte mich wie das glücklichste Mädchen auf der ganzen Welt.
Während des Kusses strich Jack mit durchs Haar und zog mich in seine Arme. Der Gedanke von einem romantischen Abend mit ihm, ließ mich auf Wolke sieben schweben und erfüllte mich mit Vorfreude. Was Damien wohl davon halten würde? Oder Lucy? Nach einer süßen Ewigkeit, ließ er wieder von mir ab und lächelte. Auch ich strahlte über das ganze Gesicht und lehnte mich glücklich an ihn. Jemand rief: "Na was sehe ich denn da? Zwei Verliebte!" Ich erkannte sofort Lucys Stimme und drehte mich zu ihr. Sie schnappte sich einen Stuhl und setzte sich zu uns an den Tisch. "Hey Lucy... Was machst du denn hier?", fragte ich verlegen."Ihr seid nicht zu Hause gewesen, also nahm ich an, dass ihr hier im Café sitzt. Nun gut, mit euch beiden am Kuscheln hab ich zwar nicht gerechnet, aber ich freu mich für euch!"
Jack meinte: "Muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich mich in Ann verliebt habe?" Er grinste und sie fing auch an zu lachen. Persönlich wusste ich nicht so ganz, wie ich darauf reagieren sollte. "Wolltest du eigentlich irgendwas Bestimmtes?" Lucy erzählte schließlich, dass sie zusammen mit meiner Schwester und mir herausfinden wollte, was genau mit mir passiert war und dass sie etwas ganz Besonderes vorhatte, weil sie wieder einmal ein paar Vermutungen hatte. Inzwischen waren auch Hellen und Kathrin wieder da und hörten neugierig zu.Mein Liebster bat sie, keine gefährlichen Dummheiten zu veranstalten, was mich zum Schmunzeln brachte. Da zeigte er deutlich, wie viel ihm an mir lag, was mich wirklich freute.
Schlussendlich machten wir aus, dass wir uns nächste Woche bei ihnen treffen würden.Lucy leistete uns Gesellschaft und wir verbrachten noch einen richtig schönen, lustigen Tag miteinander. Am Abend ging Jack mit mir und meiner Schwester nach Hause. Kathrin rief als sie schließlich ins Bett ging: “Aber verhaltet euch ja anständig ihr beiden! Du weißt ich schlafe nebenan.” Ich musste lachen, wünschte ihr eine gute Nacht und kuschelte mich nach dem Duschen mit ihm in mein Bett. Keiner von uns hatte dabei irgendwelche sexuellen Hintergedanken geschweige denn Absichten, wir wollten einfach nur zusammen einschlafen. Bevor mir die Augen zufielen, küsste er mich sanft auf die Stirn und flüsterte mir zu, dass er mich liebe.
In den nächsten Tagen verbrachten wir viel Zeit miteinander, um uns richtig kennenzulernen. Unser erstes Date war unglaublich romantisch gewesen: Wir saßen bei Kerzenschein im italienischen Restaurant, wir fütterten uns zeitweise und genossen einfach nur unsere Nähe zueinander.Meine Schwester hatte mich beim Outfit beraten, wofür ich ihr wirklich dankbar gewesen bin.Ich entschied mich für ein hellblaues Cocktailkleid, zog weiße Pumps mit kleinen Absätzen dazu an, hatte meine dunkelblonden, schulterlangen Locken hochgesteckt und mit etwas Mascara und natürlichem Lidschatten meine blauen Augen betont.Jack hatte seine dunkelbraunen Haare kurz geschnitten, wodurch er noch süßer aussah und trug einen ziemlich schicken, grauen und altmodischeren Anzug.
Nach diesem traumhaften Abend standen wir zwei uns noch näher und waren wirklich froh einander zu haben.

Kap. 11: Lang ersehntes Wiedersehen

Lang ersehntes Wiedersehen

Inzwischen sind etliche Wochen, seit meinem Erwachen vergangen. Ich hatte kaum noch einen Gedanken an diese Visionen und Prüfungen dieser Traumwelt verschwendet, weil ich mich zum ersten Mal seit langem um mein eigenes Glück kümmerte. Jack hatte mich glücklich gemacht und hatte mir geholfen, meine Vergangenheit erstmal ruhen zu lassen.Lucy und ich fanden heraus, dass diese Geschehnisse um mich herum, nur sehr sehr wenigen Menschen in mehreren Jahrhunderten passierten und ein Zeichen für irgendeine Bestimmung waren. Kathrin forschte mit uns, da sie ja schließlich auch damit in Verbindung stehen könnte, aufgrund der Tatsache, dass wir Geschwister waren.
Die Jonsons hatten mir zugesichert, dass sie mir endlich Rede und Antwort stehen wollten und uns ihre Heimat zeigen wollten, da sie vermuteten, ich würde dort die Wahrheit über mich und unsere Eltern herausfinden könnte. Dass sie am Leben sein mussten, wusste ich nicht sicher, aber nach allem was passiert ist, wollte ich die Hoffnung noch nicht aufgeben.Freitagnachmittag saßen wir zusammen bei ihnen auf der Couch und wollten diese 'große Sache' richtig angehen. "Was genau habt ihr eigentlich vor? Was meintet ihr mit eurer Heimat?”James Jonson erklärte lächelnd: “Stell es dir wie eine andere Welt vor. Menschen ist es nicht möglich dort hin zu gelangen, im Normalfall, und sie ist nur durch ein Portal erreichbar.”Kathrin fragte: “Aber was unterscheidet diese beiden 'Welten' genau?”
Damien erklärte: “Unsere Heimat nennt sich Sylena. Das muss man einfach gesehen haben. Natürlich ähnelt es eurer Welt, aber wir verzichten auf Fahrzeuge und solche Sachen. Immerhin haben wir unsere Flügel, mit denen wir schnell wohin kommen. Es ist halt alles 'älter', man könnte sagen in der Zeit stehen geblieben. Künstlerisch und schön, die Natur wird erhalten und und und.”Ich war wirklich neugierig auf Jacks Heimat und meine Eltern endlich wiederzusehen und das ließ mich richtig ungeduldig werden. Sie würden mir so vieles erklären müssen, denn letztendlich hatten sie mich und Kathy einfach allein zurück gelassen.Damiens Vater warnte uns: “Aber ich muss euch bitten, dass ihr euch unauffällig verhaltet. Denn eigentlich ist es strengstens untersagt, irgendwelche Außenstehenden dorthin zu führen. Lasst nicht den typischen Touristen raushängen, stellt keine Fragen einfach so und starrt niemanden an. Optimal sind die Kleider, die eure Eltern scheinbar hatten fertigen lassen, die passen perfekt dort hin.”
“Was würde denn passieren, wenn wir erwischt werden würden?”, fragte Kathrin. “Immerhin ist Ann ja auch irgendwie besonders!”Marianne legte uns beiden eine Hand auf die Schulter und sagte: “Es ist schwierig zu verstehen, aber diesen Teil dürfen wir euch wirklich nicht erzählen. Theoretisch müssten wir eh schon unheimlich viel Ärger kriegen, weil wir euch beide aufgenommen und eingeweiht haben in unsere Existenz und alles! Ihr würdet fortgeschickt werden und ich will mir nicht vorstellen, welche Strafe wir bekommen würden. Wir kennen die Konsequenzen nicht.”Etwas beunruhigt schaute ich meinen Liebsten an. Ich hatte auf einmal große Angst ihn durch irgendeine Dummheit zu verlieren. Er flüsterte: “Es wird schon alles gut laufen Süße. Ich werde dich niemals verlassen, dann gebe ich lieber meine Position auf! Hört sich zwar leichtsinnig an, aber ich kämpfe um meine Geliebte!”
Traurig senkte ich den Blick und schmiegte mich an ihn. Während er mich versuchte aufzumuntern, bereiteten die anderen die Reise vor. “Mach dir keinen Kopf Ann. Wir haben doch genug Gründe um dich da hinzuführen. Du hast mehr als einmal bewiesen, dass du überirdische Fähigkeiten besitzt und wir wollen ja auch rausfinden was noch alles in dir steckt. Ist ja schließlich nicht so, dass du irgendein dahergelaufenes Mädchen bist.” Jack küsste mich sanft und strich mir sanft über den Rücken. Nach einigen weiteren Minuten waren wir Aufbruchbereit und gingen in ein kleines Arbeitszimmer. Dort beobachtete ich, wie Marianne und James zusammen einen Tunnel aus Licht öffneten.Mein Liebster drückte sanft meine Hand und wir gingen schließlich gemeinsam da durch.Einen ganz kurzen Augenblick sah ich etwas Merkwürdiges aufblitzen. Ein dunkler Schatten, der dort so gar nicht hingehören zu schien...
Als das helle Leuchten um uns verschwand, schaute ich mich um. Es war wirklich schön hier - grün, viele Blumen und die Gebäude hier waren wirklich bildhübsch. Es war traumhaftes Wetter und alles in allem schien hier einfach perfekt zu sein. Jack hielt meine Hand und schlenderte mit mir durch die Straßen. Ich wusste nicht wo es hinging, aber wir schienen auf ein bestimmtes, ziemlich großes Gebäude zu zugehen. Es entpuppte sich als gigantische Bibliothek, mit den wohl interessantesten Büchern, die ich je gesehen hatte. Wir durchforsteten sie gemeinsam und ich fand mehr über Engel, Erzengel und deren Sturz heraus, leider aber nichts über meine Kräfte. Jack und ich hatten zusammen alte Geschichtsbücher und Lexika und Ähnliches durchforstet, während die Jonsons und meine Schwester woanders gestöbert hatten. Nach einer Weile rief plötzlich jemand: “Jack? Na sowas, was treibt dich denn mal wieder hierher?” Jack schaute zur Tür und erwiderte: “Darf ich nicht auch mal nach Hause kommen?Wir müssen eine Kleinigkeit nachforschen, weil uns dort die Mittel fehlen.”
Der fremde Kerl, sah Jack ziemlich ähnlich, es könnte sein Bruder sein. Er musterte mich kurz, sagte aber nichts. Ich wusste auch nicht recht, wie ich reagieren sollte und lächelte nur. “Ann, das ist mein älterer Bruder Ryan, Ryan das ist meine Liebste Ann.”Er reichte mir die Hand und sagte mir, dass er sich freue, dass sein Bruder endlich vergeben sei.Da wir unsere Recherchen beendet hatten, gingen wir zusammen nach draußen und wollten nun zu ihrem Haus hier gehen. Es war nicht wirklich das gewesen, was wir gesucht hatten, aber immerhin hatte ich mehr über alles hier erfahren.Ich ging als letzte nach draußen und hing wegen meiner Neugier etwas zurück.Plötzlich packte mich jemand, hielt mir den Mund zu und zog mich weg. Total erschrocken quietschte ich auf und wurde weggerissen. Schnell befreite ich mich von dem Griff und wich zurück. Jemand flüsterte: “Keine Angst Ann, bleib ruhig!”
Als ich diese vertraute Stimmte hörte, starrte ich sofort in deren Richtung. Ich erkannte sofort die junge, elegante Frau mit den kurzen dunkelblonden Locken, blauen Augen, der kleinen geraden Nase und den vollen Lippen. Neben ihr war ein großer Mann mit kurzen, braunen Haaren, grünen Augen und breiten Schultern. Dort standen Mom und Dad! Meine Augen weiteten sich und ich fiel ihr um den Hals, auch sie zog mich sofort in ihre Arme und schluchzte vor Glück. “Ich kann es kaum glauben, dich ausgerechnet hier wiederzusehen... Ist deine Schwester auch hier?” Glücklich erzählte ich ihr, dass sie auch hier war und dass es eine sehr lange, komplizierte Geschichte sei.
Jack hatte scheinbar inzwischen gemerkt, dass ich weg war und sie kamen zurückgelaufen. “Ach hier steckst du! Mir ist grad fast das Herz stehen geblieben, als du auf einmal weg warst! Mach das nie wieder Schatz!”Verlegen fasste ich mir an den Kopf und lächelte ihn an. Mein Vater, George, tätschelte mir den Kopf und meinte lächelnd: “Na immerhin hat ein ordentlicher Knabe meiner Tochter den Kopf verdreht!” Kathrins Augen weiteten sich vor Staunen, als sie unsere Eltern sah und sie hielt sich eine Hand vor den Mund. Meine Mutter, Samantha, nahm auch sie in die Arme und strich ihr über den Rücken.James ergänzte: “George, das ausgerechnet du ihr Vater bist, hätte ich wirklich nicht erwartet. Das erklärt so einiges!”
“Am besten gehen wir erstmal zu uns nach Hause. Denn ich denke, dass wir eine Menge zu besprechen haben.” So gut gelaunt war ich schon lange nicht mehr und ich hüpfte förmlich neben meiner Mutter her. Ihr Haus hier war unglaublich - es war auf jeden Fall größer als unser kleines gelbes Häuschen, war beige, reichlich mit Runen verziert und war mit einigen Säulen gestaltet.Drinnen sah einfach alles richtig edel und wertvoll aus und schien geradezu von Wohlstand zu zeugen.Schließlich kamen wir in einem großen Wohnzimmer mit einem alten Kamin, riesiger Couch, 'nem großen Bücherregal an einer Wand. Ein Glastisch verlieh dem Ganzen einen modernen Touch. Familienportraits zierten die Wände und es schienen sogar einige aus meiner merkwürdigen Traumwelt dabei zu sein! Niemand ahnte, dass wir in diesem Moment beobachtet wurden, da demjenigen aufgefallen war, dass wir zwei eigentlich nicht hierher gehörten. Bis jetzt.Wir setzten uns zusammen auf das Sofa und meine Mutter fragte uns, was uns hierher geführt hatte und wie das alles passieren konnte, das ausgerechnet wir beiden jetzt hier saßen.
Also erzählte ich ihnen meine Geschichte, beschrieb was alles geschehen war und Entsetzen blitzte in ihren Gesichtern auf. “Schatz das ist ja schrecklich! Niemals hätte ich gedacht, dass du in so große Gefahr geraten könntest! Dabei sind wir extra fortgegangen, damit niemand auf die Idee kommt euch ein Leid zuzufügen um hier Druck zu machen...”Ich schüttelte den Kopf und tröstete sie damit, dass ich ja gut drüber hinweg gekommen bin.“Aber wie ist es euch ergangen?”“Wir haben euch sehr vermisst und es ist uns auch nicht leicht gefallen, euch in dem Glauben, dass wir bei einem Unfall umgekommen sind, zurückzulassen. Es war aber einfach nicht möglich euch hierher mitzunehmen, es tut mir wirklich Leid.”
Vater erzählte uns schließlich, dass er ebenfalls ein Engel war und sich einst in Mutter verliebt habe.Während die beiden ihre Liebe genossen hatten, war er weiterhin als Wächter tätig und als dann nach einigen Jahren, die Hochzeit und schließlich auch die beiden Mädchen das Familienglück perfektionierten, setzte er sich erstmal für einige Zeit zur Ruhe. Als er erfuhr, dass Gefahr drohte, hatte er entschieden zurückzukehren und unsere Mutter hatte ihn begleiten wollen. Aus Sicherheitsgründen mussten wir da bleiben.Ich fand es sehr interessant endlich zu erfahren, wie es wirklich alles war.
Nach ungefähr zwei Stunden, in denen wir uns einfach nur miteinander redeten und uns die Sorgen vom Herzen quatschten, klopfte jemand laut an der Tür. George öffnete und schien ein bisschen verblüfft zu sein. Ich hörte nicht was sie beredeten, hörte aber wie er rief, dass sie so etwas doch nicht tun könnten. Er wurde scheinbar weggeschoben und vier bewaffnete Männer kamen zu uns.Einer der Kerle warf einen kurzen Blick auf mich und meinte schließlich: “Es tut uns Leid, dieses kleine Familienzusammentreffen unterbinden zu müssen, aber wir müssen euch beide jetzt mitnehmen. Im Moment seid ihr nichts weiter als Eindringlinge in unserer Welt! Wenn ihr gleich kooperiert, werden wir auch ein bisschen Vorsicht walten lassen.”
Die Anderen versuchten die Wachen dazu zu überreden, uns eine Chance zu geben, da ich auch besondere Fähigkeiten besaß. Aber keine Chance, wir wurden hochgezogen und vor diesen Kerlen rumgeschoben. Jack berührte mich sanft am Arm und gab mir einen flüchtigen Kuss und flüsterte mir zu, dass alles gut werden würde.Sie brachten uns zu einem ziemlich hohen Turm und ich schauderte. Der eine Typ meinte: “Dort werdet ihr erst einmal bleiben, bis der Rat entscheidet, was mit euch passiert.”Ich sah Kathrin an, dass sie Angst hatte und drückte ihre Hand. Wir wurden in einem echt dunklen Verließ eingesperrt. Der Turm sah von drinnen noch viel höher aus. Von oben kam nur wenig Licht rein und die spärlichen Lampen spendeten auch kaum Trost. Durch Zufall hörte ich, wie einer der Wächter zu einem Anderen meinte, dass es für uns ein paar ziemlich düstere und einsame Wochen werden würden, da der Rat deutlich Wichtigeres zu tun hätte.
Die meiste Zeit versuchte ich meiner Schwester Mut und Hoffnung zu machen, während wir auf irgendein Ergebnis warteten. Neun Tage vergingen und in dieser Zeit suchten mich schon wieder grausige Alpträume heim. Ich schlief unruhig und war besorgt um Kathrin, was mir noch mehr Schlaf raubte. An diesem Tag schreckten uns lautes Gekrache, Schreie und Rufe auf.Kurz darauf brach jemand die Tür unseres Turmverließes auf. Wir wichen zurück und ich stellte mich schützend vor meine Schwester. Das Beunruhigendste an der ganzen Sache war, dass ich vergangene Nacht davon geträumt hatte. Lucius und seine Schergen attackierten den Komplex, bestehend aus den Studierhallen, der Bibliothek und weiteren Räumlichkeiten. Sie wollten dem Rat schaden und ein ganz bestimmtes, heiliges Relikt stehlen um seine Macht zu missbrauchen.
Jack rief: “Schnell kommt raus da, wir müssen von hier verschwinden!” Erleichtert lief ich auf ihn zu, er nahm mich sanft in den Arm und küsste mich unruhig. Wir beide waren besorgt und liefen schließlich zu dritt nach draußen. Es schien die Hölle ausgebrochen zu sein: Engel kämpften gegen Erzengel, welche man an den schwarzen Flügeln und den pechschwarzen Augen erkannte. Auch wenn es eigentlich schrecklich war, sah es trotzdem unglaublich aus, wie sie sich durch die Luft wirbelnd mit leuchtenden Schwertern bekämpften.Mein Geliebter breitete seine Schwingen aus und zog sein Schwert. Ich bat ihn auf sich aufzupassen und versprach irgendwie zu helfen. Er lächelte sanft, strich mir mit der freien Hand über Wange und küsste mich zum Abschied.
Kathrin und ich suchten ein sicheres Versteck und zu unserem Vorteil hatte ich das in meiner Vision bereits gesehen. Wir zogen uns in einem kleinen Wachturm zurück und ich flüsterte ruhig:“Du musst dich hier verstecken Kathy. Ich muss helfen gehen, auch wenn es ziemlich gefährlich ist!” Sofort klammerte sie sich an meinen Arm und bat mich zu bleiben und mich nicht in Gefahr zu begeben. Es zerriss mir fast das Herz, sie so in Sorge zu sehen, dennoch konnte ich nicht anders! Ich schüttelte den Kopf, versprach ihr auf mich aufzupassen und rannte los. Damit schockierte ich sie zwar sehr, aber ich wusste, dass ich die einzige war, die das Schlimmste verhindern könnte. Theoretisch jedenfalls.
Draußen schlich ich im Schutze der Überdachung an der Wand entlang, kletterte waghalsig an den Ranken eines Turmes hoch und schlüpfte so geschickt durch das Fenster in jenes Türmchen.Das Artefakt lag zum Glück noch dort und es sah wirklich faszinierend aus. Es war ein goldener Bogen, welcher irgendwie durchscheinend zu sein schien, da ich das Licht in ihm fließen sehen konnte. Allerdings könnte das auch damit zusammenhängen, dass ich es anders, intensiver wahrnahm, da Licht genau mein Ding war - meine Begabung.Ich stellte mich vor den Bogen und lauschte angespannt. Größtenteils war der Kampfeslärm zu hören, bis ich schließlich Schritte vernahm.
Die hohen Türen der Halle wurden aufgestoßen und Lucius blieb verdutzt stehen als er mich sah.“Na sieh mal einer an, wenn das nicht Ann Berry, die Tochter des legendären Wächters des Lichtbogens ist. Dass du überlebt hast erstaunt mich schon sehr muss ich zugeben. Und jetzt willst du hier die große Heldin spielen? Sei doch nicht albern!”Kühl erwiderte ich: “Glauben würde mir hier sowieso keiner, also nehme ich das selbst in die Hand.”“Tja bitter, wenn man komplett unerwünscht ist was? Sie haben nur Angst, dass sich noch mehr Leute von der Macht verleiten lassen. Naiv, ein Mädchen wie dich in eine solche Zelle zu sperren, obwohl sie wussten wer dein Vater ist. Findest du das nicht erniedrigend?”
Ich merkte schon, dass er versuchen wollte, mich mit seinen Reden zum Zögern oder gar auf seine Seite zu bringen, aber ich würde nicht nachgeben. Es würde ja schon genügen nur ein bisschen Zeit zu schinden, bis jemand bemerken würde, das hier jemand eingedrungen oder meine Schwester allein war. Er versuchte mich vom Bogen zu treiben, aber ich spielte sein Spiel nicht mit.Schließlich fluchte er: “Es reicht mir mit dir! Du strapazierst meine Geduld Mädchen! Ich wünsche dir einen qualvollen Tod!”Mit diesen Worten zog er sein schwarzes Schwert und stürmte auf mich zu. Dummerweise hatte ich das gar nicht bedacht und jagte ihm einen Schuss aus Licht entgegen, wodurch ich ihn einen kleinen Moment zum Stolpern brachte.
In diesem Augenblick manifestierte ich mir ein eigenes Schwert aus purem Licht und war selbst fasziniert davon, dass seine Klinge sogar fest und stabil war. Er ging erneut auf mich los, vergaß sein eigentliches Ziel und ich parierte einen Schlag. Obwohl ich in meinem Leben eigentlich noch nie ein Schwert in der Hand gehalten hatte, wusste mein Körper genau was zu tun war. Ich schritt zurück, konterte, parierte und geriet nicht einmal ins Schwitzen. Und das trieb Lucius in den Wahnsinn - Er wurde unachtsam, fing in seiner rasenden Wut einige Treffer und agierte brutaler und härter. Mit der Zeit und seiner steigenden Aggression fiel es mir immer schwerer, nicht verletzt zu werden und in einer einzigen Sekunde in der ich zur Tür schaute, weil ich jemanden rufen hören haben, stieß er richtig zu.
Ich sah nach unten und starrte auf den klaffenden Schnitt in meiner Brust. Er zog sein Schwert langsam heraus, weidete sich an meinen Schmerzen und tritt mich zu Boden. Von dort konnte ich sehen, wie mein Vater und zwei andere Männer mit ihm kämpften und es erstaunte mich, dass ich allein so gut durchgehalten habe. Irgendwann bemerkte ich, dass die Männer ihn nicht besiegen konnten, da sich Lucius auch mehr darum bemühte an den Bogen zu kommen und sie nicht umbringen wollte. Meine einzige Chance war dieses Relikt... Als er sich den Lichtbogen schnappen wollte, sprang ich dazwischen, schleuderte den Mistkerl mit einem gewaltigen Energiestoß vom Podest, wodurch es auch sein Begehr wegfegte.
Mit einer Böe ließ ich das Artefakt zu mir wehen, fing es auf und spannte den Bogen. Mein Vater und die beiden Anderen starrten mich an, aber ich ignorierte es vollkommen. Zitternd ließ ich all meine Kraft in diesen Bogen fließen, wodurch ein unglaublicher Pfeil entstand. Diese Waffe aus purem Licht hielt ich auf Lucius und ließ los. Der Mistkerl wurde getroffen, schrie und stürzte sich aus dem Fenster. Dieses Mal hatte ich ihn ernsthaft verletzt und er schien auch irgendwas verloren zu haben... In Schmerzen und Hass schrie er: “Du kleines Miststück wirst mir nicht noch einmal in die Quere kommen, das schwöre ich!”Mit diesen Worten floh er blutend und seine Schergen folgten ihm um ihn zu schützen.
Nun vollkommen entkräftet, ließ ich den Bogen fallen und stürzte. Irgendjemand fing mich auf und ich hörte wie jemand “In meiner ganzen Existenz habe ich noch nie eine solche Macht gesehen!”, sagte. Auch der zweite Kerl merkte an, dass es schon sehr sehr lange her ist, dass es so etwas gegeben hatte. Erschöpft erkannte ich meinen Vater und lächelte matt. “Gern geschehen...”, flüsterte ich. George schüttelte den Kopf und hauchte: “Ann, wir haben uns doch gerade erst wiedergesehen... Warum hast du dich in so große Gefahr begeben?”“Mir hätte doch eh niemand Glauben geschenkt Vater. Ich wollte einfach nur helfen und zeigen, dass ich nichts Böses will...”
Er nahm mich auf die Arme und trug mich aus dem Turm. George landete mit mir bei unserer Familie, der nun auch schon Jack und die Jonsons sowie ein paar Fremde beiwohnten. Ich sah, wie meine Mutter entsetzt die Hände vor den Mund hielt und wie Jack auf uns zulief. Ein reinstes Stimmenwirrwarr umgab mich, bis schließlich jemand bemerkte, dass ich viel Schlaf brauchte um meine Energie zurückzugewinnen und zudem auch ganz schön verletzt war. Die Stimmen verebbten und mir fielen völlig kraftlos die Augen zu.

Kap. 12: Willkommen daheim!

Willkommen daheim!

Ich muss eine ganze Weile geschlafen haben, war mir aber auch nicht sicher wie lange. Irgendwann kam ich dann schließlich endlich wieder zu mir. Jemand flüsterte: “Sie wacht auf!”Meine Augenlider flatterten und ich nahm langsam aber sicher mehr wahr. Das erste was ich erkannte war, dass ich in einem ziemlich schicken Schlafzimmer lag. Mein Bett war das mit Abstand Gemütlichste und Kuscheligste in dem ich jemals hatte liegen dürfen. Soweit ich sehen konnte, waren hauptsächlich Rot- und Goldtöne in diesem Zimmer vertreten, was es wirklich edel, sogar königlich wirken ließ. Meine Mutter, Samantha, strich mir über die Wange und begrüßte mich liebevoll: “Hey mein Schatz. Du hast uns wirklich einen riesen Schrecken eingejagt!”
Ein schlechtes Gewissen hatte ich schon und erwiderte unsicher: “Es tut mir Leid... Ich musste einfach helfen!” Ich versuchte mich aufzurichten, stöhnte vor Schmerz und fiel zurück in die Kissen. Eine fremde, gut gekleidete Frau warnte mich, dass ich noch starkes Fieber hätte und die Verletzung auch nicht ganz ohne wäre und mich dringend schonen müsse, da es sonst wirklich gefährlich für mich werden könnte. Aus dem kritischen Zustand sei ich noch nicht raus.Nickend nahm ich ihre Warnung an und fasste mir an den Kopf. “Wie geht es Kathrin? Ist ihr oder den Anderen etwas passiert?”Kathrin meldete sich zu Wort: Mach dir keine Sorgen Schwesterherz. Du bist sogar die Einzige, die ernsthaft verletzt worden ist! Die Jonsons und dein Jack sind auch wohlauf.”
Erleichtert seufzte ich und hörte wie mich jemand lobte. “Du hast wirklich unglaublichen Mut und auch innere Stärke bewiesen. Wir müssen uns auch für unser Verhalten euch gegenüber entschuldigen. Das letzte Mal, dass wir jemandem Außenstehenden vertraut haben, hat großes Unglück für uns alle bedeutet. Von der Geschichte mit dem Sturz müsstest du ja inzwischen Bescheid wissen.”“Ich bin wirklich Stolz auf dich Ann. Mir ist fast das Herz stehengeblieben, als ich gesehen habe, dass du gegen ihn gekämpft hast!”Ich lächelte nur und atmete tief ein. Jetzt ertönte Jacks Stimme: “Warum muss ich mir eigentlich ständig Sorgen um dich machen Ann? Du hast mir doch letztens erst meine Nerven geraubt Schatz!”
Sofort suchte ich seinen Blick und freute mich sehr, ihn gesund und munter wiederzusehen.“Tja, du hast es halt nicht leicht mit deiner Freundin.”Frech grinste ich ihn an und Kathrin kicherte. Auch Jack feixte ein bisschen und er drückte sanft meine Hand. Mir ging es wirklich nicht gut, auch wenn ich die Geschehnisse weglächelte. Immerhin waren die Schmerzen nicht so extrem wie nach Lucius erstem offiziellen Angriff.Mein Vater stellte mir schließlich die drei Fremden im Raum vor. Die beiden Männer, die mit ihm gekämpft hatten, hießen Jean und Ronald. Sie waren beide groß, stämmig und hatten graue gegellte Haare. Jeans Augen waren braun, während Ronalds blau-grau waren. Ihre Gesichter im Allgemeinen zeugten von viel Erfahrung (durch Narben und Falten), wirkten richtig männlich und kantig. Die Frau, welche vorhin zu mir gesprochen hatte, hieß Agata, hatte lange weiße Haare, hellblaue, leuchtende Augen und ein recht hartes Gesicht. Sie war sicherlich streng, edel und erfahren. George stellte sie mir als den Rat vor, welcher in Sylena wie eine Art Gericht, Polizei und sogar Lehrkraft galt.
Persönlich hatte ich mir jenen 'Rat' deutlich größer vorgestellt, aber sie sollten die ältesten und mächtigsten Engel Sylenas sein. Höflich stellte ich mich vor und sagte ihnen, dass es eine Freude war mit so hochrangigen Personen bekannt zu werden. Jean erzählte: “Bist du diesem Lucius schon einmal begegnet? Er schien ziemlich verhasst dir gegenüber zu sein - mehr als normal schon.”“Naja er hat mich schon einmal angegriffen, vielleicht auch zweimal, da bin ich mir nicht so sicher.”Ich erzählte ihnen meine ganze Geschichte, von allen beiden Angriffen, den Visionen und alles andere was mir so Seltsames aufgefallen war. Auch die Sache mit dem Buch von Kathrin ließ ich nicht aus.
Er nickte und stellte fest, dass ich diesem Kerl scheinbar arge Probleme bei seinen Plänen bereitet hatte. Sanft lächelte ich und seufzte. Agata sagte liebevoll lächelnd: “Du solltest dich noch etwas ausruhen Ann. Wir können ja sehen, wie erschöpft du bist.” Auch die anderen stimmten dem Vorschlag zu. Müde kuschelte ich mich ins Bett und gähnte. Jack beugte sich noch einmal zu mir hinab und küsste mich liebevoll. Dabei legte ich meine Hand sanft an seine Wange und musste lächeln. “Ich liebe dich Jack...”“Ich liebe dich auch, meine süße Prinzessin!”
Die anderen Anwesenden schmunzelten, danach ließ man mich in Ruhe schlafen. Nachdem ich endlich allein gelassen wurde, zog ich die Decke höher, drehte mich auf die Seite und schaute aus dem Fenster. Von hier hatte ich eine richtig schöne Aussicht - Ein hübscher Garten mit unzähligen Blumen, einer Bank und einem kleinen Teich. Irgendwie war es doch ziemlich romantisch. Lächelnd seufzte ich und stellte mir vor, wie es mit Jack da wohl wäre...Verträumt starrte ich in die Ferne und ließ mir die letzten Ereignisse nochmal durch den Kopf gehen. Die Tatsache, wirklich zuhause zu sein, machte mich wahnsinnig glücklich.Ich seufzte, drehte mich erneut und warf das erste Mal einen Blick auf mein Zimmer.
Gegenüber meines Himmelbettes stand ein hübscher Schminktisch, auf dem einige Schminkutensilien standen, mit einem ziemlich großen Spiegel. Mein Zimmer besaß scheinbar auch einen Balkon, da rechts vom Bett, neben dem antiken Schreibtisch, eine große Glastür war.Zu meiner Linken befand sich ein hoher, breiter Kleiderschrank mit einigen Schubladen. Ein paar Gemälde zierten das nahezu königliche Gemach, auf welchen ich meine Familie wiederfand.Mein Vater musste wirklich ziemlich angesehen sein, wenn man das ganze Ambiente hier betrachte... Mir fiel ebenfalls auf, dass hier dieselben Vorhänge aufgehängt waren wie bei uns in Vancouver. Seufzend atmete ich tief ein, und bestaunte lächelnd den Ausblick.Nach einiger Zeit fielen mir schließlich die Augen zu und ich schlief erneut ein.
In den nächsten Tagen erholte ich mich und lernte mehr über meine Familie und alles was hier so abging. Es war wirklich interessant, was dabei alles herauskam - Ich beobachtete einige Jungen und junge Männer, inklusive Jack und Damien beim Training mit dem Schwert, Pfeil und Bogen und ihren besonderen Fähigkeiten und mir fiel dabei auf, wie einige von ihnen versuchten mein Interesse zu wecken, was wiederum Jack anheizte. Ich saß aber auch im Unterricht der Mädchen, welche sich aus den kämpferischen Sachen raushalten sollten und etwas Vergleichbares mit Magie lernten (immer den eigenen Fähigkeiten entsprechend da jeder Engel eine eigene Begabung hatte).Man integrierte mich sogar in diesen Stunden, damit auch ich lernen konnte damit umzugehen.Das mir das Kämpfen, wie ich schon festgestellt hatte, mehr lag, behielt ich für mich und versuchte ihnen zu zeigen, dass mehr in mir steckte, als das bisschen was man den Mädchen zutraute.

Kap. 13: Lehrausflüge in Sylena

Lehrausflüge in Sylena

Es sind nun einige Wochen vergangen, in denen ich mich an Sylena gewöhnt hatte. Kathrin und ich wurden von den Anderen unseres Alters akzeptiert, wodurch wir auch langsam ein paar Kontakte knüpften. Ich zum Beispiel hatte mich mit einem Mädchen namens Nessa angefreundet, einem bildhübschen Mädchen meines Alters, mit ganz hellbraunen Haaren, grünen Augen und einem sehr weichen Gesicht. Kathrin verbrachte viel Zeit mit einem schwarzhaarigen Jungen namens Delsin.Irgendwie fand ich es schon süß, wie verlegen sie bei ihm immer wurde und lächelte oft darüber.An einem Nachmittag hatten die Lehrmeister gemeinsam eine besondere Exkursion zu einem sehr sehr alten Tempel geplant. Noch ziemlich zu Beginn wurden die jungen Engel dort vor großen Kämpfen gesegnet, trainiert und sie hatten eine ganz spezielle Macht spüren dürfen.
Jetzt war von dieser einen Gabe nichts mehr übrig, da scheinbar jeder Nachkomme mit solchen Kräften ermordet worden ist. Wir sollten dort lernen, um was es sich dabei genau gehandelt hatte und sollten ebenfalls mehr Respekt und Verständnis entwickeln. Ich persönlich fand diese Idee unglaublich aufregend und war wirklich gespannt. In der Zwischenzeit hatte ich gelernt meine Kräfte besser zu kontrollieren. Unsere Lehrmeister hatten festgestellt, dass ich hauptsächlich das Licht beherrschte und das Element des Windes nur ein kleiner Zusatz von Vaters Erbe war.Manchmal ärgerte ich heimlich einige Studenten mit kleinen Böen, wodurch ich auch Nessa kennengelernt hatte.
Ich erstaunte sie alle immer wieder, da ich die mit Abstand beeindruckenste Gabe überhaupt hatte. Jeder Meister sagte mir, dass sie schon seit Ewigkeiten keine solche Macht gesehen und gespürt hatten und die Tatsache, dass ich damit auch Verletzungen und durch dunkle Waffen oder Flüche entstandene Schäden heilen konnte, machten mich ziemlich beliebt. Es stellte den Rat vor ein Rätsel, da sich niemand vorstellen könnte, dass ich DAS auch von meinem Vater hatte, da es bei ihm deutlich schwächer ausgeprägt war.Und gerade deshalb freute ich mich auf diese Besichtigung, da noch heute viele Engel dort ihre Vergangenheit in Erfahrung bringen konnten. Dieser Ort öffnete jedem ein Tor in seine eigene Welt (im Kopf) und half dabei seine Bestimmung und Hintergründe zu entdecken.
Als wir uns zusammen auf den Weg machten, hielten Jack und ich Händchen. Es schien, dass er nun deutlich ruhiger und entspannter wäre, seit ich so gut wie alles mit eigenen Augen hatte sehen können.Nachdenklich beobachtete ich meinen Liebsten und stellte fest, dass er irgendwie nervös wirkte.“Ist alles in Ordnung Jack?” Er sah mich kurz an und nickte. Seine Augen aber, sagten etwas anderes aus. Daher hob ich eine Augenbraue und er seufzte. “Es ist nichts... Ich habe heute nur so ein verdammt ungutes Gefühl! Das kann ich nicht so ganz erklären, ich mache mir halt nur Gedanken um dich Schatz.” Lächelnd küsste ich ihn auf die Wange und flüsterte ihm zu, dass er sich keine Sorgen machen brauche und ich auch auf mich aufpassen könne.
Nach einem relativ kurzen Fußmarsch standen wir schließlich vor besagtem Tempel. Er war ziemlich eindrucksvoll, voller Reliefs, hübschen Säulen und sonstigen Dekorationen.Meine Meisterin, Selma, erläuterte: “Also da wären wir. Wir werden uns hier jetzt erst einmal aufteilen - Meine Mädchen kommen mit mir und die jungen Kerle folgen Meister Marques. Sonst wäre es einfach zu voll.” Jack kraulte mich und küsste mich auf die Wange. Wir bildeten unsere Gruppe von jeweils 10 Leuten und machten uns schließlich auf den Weg nach drinnen.Dafür benutzten wir zwei verschiedene Eingänge, welche in unterschiedliche Räume führten.
Die Halle, in welcher wir nun standen, war noch eindrucksvoller, als es von außen gewirkt hatte.Unglaubliche Mosaike und Reliefs schmückten die Wände und auch hier drinnen befanden sich hübsche Säulen. Man führte uns durch diesen Tempel, erklärte uns seine lange Geschichte und beschrieb, wie man hier damals die Jungen gesegnet hatte. Mich faszinierte das alles sehr und ich horchte aufmerksam den Ausführungen unserer Meisterin. Zum Schluss standen wir in einem riesigen Raum mit einem Schrein an einem Ende. “Wie ihr vielleicht sehen könnt, befindet sich hinter diesem Schrein noch ein Durchgang, nur ist es bisher schon seit der großen Katastrophe Niemandem mehr möglich gewesen diesen zu durchschreiten. Nicht einmal die Weisen unter uns wissen, wie man diese Barriere durchbrechen kann.”
Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen, da ich so etwas noch nie zu Gesicht bekommen habe.Ich konnte sehen, wie das Licht in bestimmten Bahnen vom Schrein, beziehungsweise, das Buch was dort lag, durch den Raum strömten. Es schien so, als ob ein Schild oder eben eine Barriere aus purem Licht den Durchgang schützte. Neugierig fragte ich: “Verzeiht mir, wenn es unhöflich ist, aber könnt Ihr mir sagen, was sich hinter diesem Gang befindet, dass er scheinbar so gut geschützt ist?”Lächelnd erwiderte Selma: “Es freut mich, dass du Interesse hieran hast. Aber leider kann auch ich dir keine genaue Auskunft geben. Ich weiß nur, dass dort das Grab unserer Schöpferin und größten, heiligen Kriegerin liegt. Das ist ziemlich sicher, jedoch ihre Geheimnisse liegen dort mit ihr verborgen.”
Ruhig nickte und bedankte ich mich und musterte die Situation weiterhin. Sie erzählten uns, dass mein Vater, als Wächter des Lichtbogens und Meister des Lichtes ebenfalls versucht hatte den Weg wieder zu öffnen, aber selbst ihm war es unmöglich gewesen, dieses Licht zu bändigen.“Genaues über diese Barriere und den Durchgang können wir nicht offenbaren, nur dass sie aus Lichtenergie besteht. Bevor ihr euch Sorgen macht - Es ist nicht gefährlich. Ihr könnt gern vorgehen und euch die Sache selbst ansehen. Sicherheitshalber ist George Berry ja auch hier. Im Normalfall erleidet ihr maximal einen kleinen Schlag der euch zurückstoßen wird, wenn ihr vorsichtig und langsam weitergehen wollt.
Ich beobachtete wie einige Jungen und Mädchen ihr Glück versuchten und einer nach dem anderen aufgab. Als ich darüber nachdachte ob ich das ebenfalls probieren sollte, spürte ich plötzlich ein starkes Stechen im Kopf. Sofort fasste ich mir ein den Kopf und fing ein paar besorgte Blicke.“Ann, was ist denn los?”, fragte Kathrin.Schweigend schüttelte ich den Kopf und schloss die Augen. Bisher hatte ich so etwas nur im Schlaf erlebt, was mich ein wenig verunsicherte. Zunächst merkte ich, wie Jack mich an den Oberarmen berührte und fragte, was ich denn auf einmal hätte. Ich taumelte kurz, wurde von Jack aufgefangen und dann wurde mir schwarz vor Augen...


“Ann Berry... Hörst du mich? Komm zu mir!”Verwirrt schaute ich mich um - Scheinbar befand ich mich immer noch in derselben Halle, war aber ganz alleine. Was war auf einmal los und von wem war diese Stimme? Die größere Frage war natürlich wo alle anderen abgeblieben waren und weshalb ich allein zurückgelassen worden bin.“Fürchte dich nicht Ann. Du bist nicht aus Zufall hier gelandet. Ich will dir helfen dich zu finden.” Mich finden? Inwieweit sollte ich das überhaupt tun, ich hatte doch alles was ich mir vorstellen konnte - Meine Eltern, professionellen Unterricht für mich und meine Gabe, neue Freunde und einen wundervollen Liebsten.
Langsam ging ich auf den Altar zu und fasste direkt in die Barriere. Im Gegensatz zu den Anderen zuckte ich nicht zurück und mich traf auch kein Schlag oder etwas Ähnliches. Dafür konnte ich sehen, wie das Licht in einzelnen Strahlen und Kügelchen um meine Hand und meinen Arm herumtanzten und spürte ein leichtes Kribbeln. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief und nahm diese Lichtwand förmlich in mich auf! Erklären könnte ich mir das Ganze zwar nicht, aber es stärkte mich vollkommen. Schließlich ging ich weiter und folgte dem kleinen Gang. Nach diesem kam ich in einem kleineren Raum an, welcher noch viel reicher gestaltet war, wie der Rest des Tempels. In der Mitte befand sich, zu meinem Erstaunen, ein kleiner Springbrunnen. Sogar Blumen blühten hier und an einer Seite des Raumes stand ein gläserner Sarg. Oder war es ein Bett?
“Setz dich zu mir, mein Kind. Es wird Zeit, dass du deine wahre Kraft kennenlernst.”Die Stimme kam von einer jungen Frau, welche auf einer Bank an einem Fenster saß.Warum hier ein Fenster war, verstand ich zwar nicht wirklich, aber ich ging auf die Frau zu. Sie war wirklich wunderschön - Ihre langen weißblonden Locken fielen locker herab, ihre leuchtenden grünen Augen fixierten mich und ihre sanften Lippen formten ein freundliches Lächeln. Das schöne, seidene, grün-blaue Kleid verlieh ihr einen unglaublich edlen Ausdruck. “Setz dich zu mir. Ich weiß, dass du viele Fragen hast.”Ich setzte mich zu ihr und lehnte mich zurück.
“Mein Name ist Aireena und ich bin diejenige, die als eure 'Schöpferin' bezeichnet wird. Im Grunde habe ich auch die ersten Engel zur Welt gebracht, aber darüber wollten wir ja nicht reden. Das ist vermutlich eh nicht sonderlich interessant. Du hast ja sicherlich schon bemerkt, dass die Kraft in dir, die deiner Eltern bei weitem übersteigt. Der Grund dafür bin im Großen und Ganzen ich. Nach deiner Geburt habe ich dich mit einem Teil meiner Macht gesegnet, weil du dafür auserkoren wurdest, dem ganzen Leid ein Ende zu bereiten.Es ist Schicksal, dass du Jack kennengelernt hast, aber es werden noch schwierige Zeiten auf dich zukommen, in denen du lernen wirst, wer für dich bestimmt ist und eng mit deinem Los verbunden ist. Auch deine Eltern wissen davon.”
Verwirrt schaute ich sie an, aber bevor ich etwas erwidern konnte, legte sie mir ihre Hand an die Wange. Sie schloss die Augen und plötzlich schossen mir unzählige Bilder durch den Kopf. Ich sah, scheinbar von oben, wie meine erschöpfte Mutter ein Baby im Arm hielt. Sie lag noch im Krankenhausbett, mein Vater saß an ihrer Seite mit einigen anderen Engeln.Sogar diese Aireena war da. Aus irgendeinem Grund wirkten meine Eltern besorgt und traurig, obwohl ich gesund und munter zur Welt gekommen bin...“Ich weiß, dass es sehr viel verlangt ist, aber habt Vertrauen. Auch ich finde es nicht gut, so viel Verantwortung in diese zierlichen Händchen zu legen, aber es ist ihr Schicksal. Zudem spüre ich, dass uns dunkle Zeiten bevor stehen.” Das war auch das Einzige, was ich wahrnehmen konnte. Danach sah ich noch wie Aireena mir einen Teil ihrer Kraft übertrug, an meinem Bett sitzen blieb und Szenen, die ich noch nicht zuordnen konnte.
Bilder von blutigen Kämpfen unter Lucius Führung, Trauernde Engel, junge verängstige Jungen und Mädchen und noch mehr wurden mir vor Augen geführt und zeigten mir, was für schreckliche Zeiten sie alle schon durchleben mussten.Langsam verebbte die Bilderflut und ich hörte, wie sie mir zuflüsterte, dass ich einen Teil meines Gedächtnisses verloren hatte, ihn aber bald zurückerlangen könne. Ich würde noch lernen, was das alles genau zu bedeuten habe. Im Laufe der Zeit würde ich lernen meine Gabe zu beherrschen und sollte einfach nur meinem Herzen und Gefühl folgen und mich nicht von irgendjemandem fehl leiten lassen.


Schließlich wurde es wieder ruhig und komplett schwarz um mich herum. Einen Moment später blinzelte ich und erkannte Jacks treue Augen nicht weit von mir. Er war mir sehr nah und ziemlich besorgt.“Endlich bist du wieder da... Hast du uns vielleicht erschreckt!”Sanft erwiderte ich: “Wie immer eigentlich, oder?” Frech grinste ich ihn an, während er die Augen verdrehte. Ich stellte fest, dass ich auf einer Bank lag und den Kopf auf Jacks Oberschenkeln liegen hatte. Man hatte uns gesagt, dass der einzige Grund für diese Bänke hier, diese Visionen von Aireena waren. Ich setzte mich vorsichtig auf und schaute mich um.
Auch mein Vater, Kathrin, Nessa und die beiden Meister waren da. Ruhig erklärte ich ihnen, was ich erlebt hatte und sie staunten nicht schlecht.“Das ist wirklich erstaunlich, dann frag ich mich nur, wie das möglich sein kann, da du ja zu einer Zeit geboren sein musst, in der sie schon längst tot war...”, bemerkte Marques.George nickte traurig und erwiderte: “Damit liegt Ihr auch vollkommen richtig. Samantha und ich haben es lange für uns behalten um sie zu schützen. Ihr habt sicher schon von dieser kleinen Geschichte gehört, dass unsere Herrin Aireena in ganz besonderen Fällen als Geist bei Geburten beiwohnt. Diese kleine Legende ist wahr.” Er rückte schließlich mit dieser Geschichte heraus und versetzte uns alle in Staunen.
Mir versprach er wiederum, heut Abend alles zu erklären, und merkte an, wie sehr es ihn erleichterte, dass ich selbst mehr über mich erfahren hatte. In den nächsten Stunden hielt Jack mich sicherheitshalber im Arm und wir kehrten nach einiger Zeit schließlich zur Akademie zurück.Vater und Mutter hatten nun einiges zu erklären und ich war froh, zu wissen, doch einen Platz in dieser Welt zu haben. Niemals hätte ich erwartet, dass man mir so viel über mich selbst über so viele Jahre hinweg verschwiegen hatte, konnte es aber auch nachvollziehen, weil ich sicherlich nicht gut damit zurechtgekommen wäre.

Kap. 14: Flucht aus dem Lügengespann

Flucht aus dem Lügengespann

Nach diesem relativ ereignisreichen Tag und einem langen Abend mit meiner Familie dachte ich darüber nach, was ich hier eigentlich tun sollte. Mich würde doch kein Engel hier ernstnehmen! Es verstrichen ungefähr drei Monate, in denen ich oft in der Bibliothek saß, Gespräche mit Meisterin Selma führte und auch den Rat von Nessa und meinen Familienmitgliedern annahm.Während des Unterrichts stellte ich mehrfach fest, dass einige hinter vorgehaltener Hand über mich redeten. Einmal hatte mir ein Mädchen ins Gesicht gesagt, dass ich mich anscheinend für etwas Besseres halte und vollkommen neben der Realität in meiner eigenen Welt lebe. Ich wollte mich davon aber auch nicht beirren lassen, schließlich wusste ich ja was mir alles schon passiert ist. Selbst meine Eltern und Kathrin schienen den Glauben in mich verloren zu haben, weil man so viel Mist über mich verbreitet hatte.
Trauriger Weise hatte sogar Jack an mir gezweifelt, was ich auch nur durch Damien erfahren hatte.Er war zurzeit der Einzige, der richtig für mich da war und versuchte mit aufzubauen und zu trösten. Da merkte ich auch, wie gern ich doch Zeit mit ihm verbrachte und das es schon irgendwie Schade war, dass wir das in Vancouver so vernachlässigt hatten. Er erzählte mir, dass er damals so reagieren musste, weil ihn meine Nähe so unruhig gemacht habe und er Angst vor Dummheiten gehegt habe. Ich unternahm viele schöne Sachen mit ihm und er gab mir das Gefühl, nicht vollkommen fehl am Platz zu sein. Das Schlimmste für mich war, dass mir jeder etwas anderes erzählte, jeder hatte eine andere Ausrede um Zeit mit mir zu meiden und selbst mein Liebster erfand manchmal kleine Geschichten um mir auszuweichen.
An einem schönen Abend wollte ich Jack einmal zu Hause besuchen, um mit ihm über alles zu reden, weil ich mitbekommen hatte, dass einige Engel ihm irgendwas hatten einreden wollen. Ich hoffte, wenigstens bei ihm Geborgenheit und Vertrauen zu ergattern, da scheinbar jeder mich in irgendeiner Weise für Gefahr hielt, da meine Kräfte so stark waren und ich noch nicht lange damit umgegangen bin. Als ich an seinem Haus stand, hörte ich eine laute Diskussion und dachte darüber nach, ob ich nicht vielleicht am nächsten Tag erst vorbei schauen sollte.“Du weißt doch überhaupt nicht worauf du dich mit diesem Mädchen einlässt! Es hat sicherlich Gründe, dass Damien seine Gefühle ihr gegenüber ausgebremst hatte. Sie versteht nichts vom Ernst dieser Welt, hat ständig Unsinn im Kopf und ist ganz und gar kein guter Umgang für dich!”Jack brüllte: “Du kennst Ann überhaupt nicht! Sie ist das liebevollste, netteste und anständigste Mädchen, das ich jemals getroffen habe! Klar, kann sie noch nicht mit ihrer Gabe umgehen, aber es ist ja auch ne wahnsinnige Verantwortung, die sie da mit sich herum trägt.”
Im Schutz der Dunkelheit lauschte ich dem Streit und wurde immer missmutiger. Grund dafür war die Tatsache, dass Jack langsam nachgab und sich von seinen Eltern etwas einreden ließ.“Mary hat auch schon gesagt, dass meine Ann nicht richtig hierher passt, aber was soll ich denn machen? Gefühle kann man nicht einfach ausschalten... Irgendwie jeder hat etwas an ihr zu bemängeln und befürchtet irgendwas Schlimmes. Trotzdem kann ich sie nicht sitzen lassen.Und wenn ich ihr halt die nächste Zeit Vertrauen vortäuschen müsste...” Seine Mutter fügte beruhigend hinzu: “Mach dir keine Gedanken, es ist ihr in den letzten Wochen ja auch nicht aufgefallen, dass du an ihr und ihren Stories gezweifelt hast. Es ist zwar nicht die feine Art jemandem etwas vorzuspielen, aber anders würde sie es nicht verstehen oder akzeptieren.Wir helfen dir schon dich erstmal von ihr loszueisen, bis auch der Rat sich sicher ist, dass keine Gefahr von ihr ausgeht.”
Als ich zum Schluss hörte, wie er meinte, dass es vermutlich das Beste wäre diese Beziehung erstmal auf Eis zu legen, bis ich meine wirkliche Bestimmung gefunden hatte und gelernt hatte mit meinen Kräften umzugehen, kullerten mir die Tränen. Verletzt senkte ich den Blick und lief davon.Ich wusste nicht, wohin in rannte, ich wollte einfach nur allein sein. Wie lange ich gelaufen bin, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber irgendwann stand ich schließlich an einem wunderschönen See, umgeben von tiefem Wald.Schluchzend sank ich zu Boden und verbarg das Gesicht in den Händen. Warum hassten mich auf einmal alle? Ich hatte doch nichts falsch gemacht oder gar verbrochen! Noch nicht einmal mein Liebster war ehrlich zu mir gewesen, wo ich doch so fest geglaubt hatte, dass er der Einzige sei, der noch Vertrauen in mich, und vor allem UNS, hatte.
Wir sind uns in letzter Zeit nur so selten nah gekommen... Der Kontakt zwischen uns hatte von Zeit zu Zeit immer mehr abgenommen und oft habe ich mir nichts sehnlicher als einen kleinen Kuss oder wenigsten eine Umarmung gewünscht. In meinen 17 Jahren habe ich mich noch nie so einsam, verloren und verlassen gefühlt und diese kalte Leere in meinem Herzen tat irgendwie sogar weh.“Warum passiert mir immer so etwas? Ich will doch einfach nur meine kleine Familie und meinen Liebsten haben... Jack - warum ausgerechnet du auch noch?!?”, flüsterte ich schniefend mir selbst zu. In meinem Zorn und Kummer suchte ich irgendwas im mich abzureagieren und dachte darüber nach mit meiner Gabe ein bisschen Schaden anzurichten. Also ballte ich die Hände zu Fäusten, konzentrierte mich und schlug auf den Boden, wodurch ich einen richtigen Blitz durch die ruhige Nacht jagte.
Wie sehr ich mir auf einmal wünschte nach Hause zu gehen... Nach Vancouver, wo Menschen lebten, denen ich wirklich wichtig war und die mich immer lieben würden! Nicht so wie in dieser ach so perfekten Welt! Shoppen, Eis essen und einfach nur Teenagermädchen sein...Wie hatte ich mir nur einbilden können, dass HIER mein Platz im Leben wäre. Dass unter solchen Bedingungen und Umständen hier einige Engel am Rad drehten und sich gegen sie entschieden, wunderte mich jetzt nicht mehr. Leer starrte ich in den Himmel und ließ den Schal los, an den ich mich so geklammert hatte. Nachdenklich sah ich ihn und brannte schließlich die Worte “Lebewohl, du musst mich nie mehr wieder ertragen!” mit meiner Gabe in ihn hinein.Da es ziemlich stürmisch war, vermutlich auch durch den Hass und die Verzweiflung in mir, ließ ich ihn einfach los und beobachtete, wie er davon wehte.
Ich beschloss schließlich, Sylena zu verlassen und in meine Welt zurückzukehren. Mir war klar, dass es relativ schwierig werden würde so ganz allein, aber ich durfte nicht aufgeben.Betrübt spielte ich mit dem Licht und musste dabei feststellen, dass es irgendwie deutlich dunkler und kälter war... Lucius hatte damals gesagt, dass sein Hass auf diese Engel ihn verdorben hatte und ich ihm folgen solle... Das war noch ein Grund mehr um wegzulaufen, um Niemandem hier zu schaden und selbst wieder zur Besinnung zu kommen. Ein Portal könnte mich von hier wegbringen und es schien meine einzige Chance zu sein, also dachte ich genauer über diese Möglichkeit nach und versuchte mich zu erinnern.
In den letzten Wochen hatte ich im Unterricht und durch Bücher gelernt, wie man ein Portal öffnen konnte. Zwar beherrschte ich nur die Grundlagen, war mir aber sicher das irgendwie zu schaukeln. Wenn ich halt inmitten Grönlands ankommen würde, hatte ich Pech.Heim würde ich schon irgendwie finden. Also richtete ich mich auf und ging etwas näher an den See. Ich atmete tief ein, schloss die Augen und stellte mir das Portal und vor allem mein Ziel vor. Nachdem ich die Augen wieder öffnete, wollte ich einen kleinen Ball aus Licht erschaffen und aus ihm jenes Portal formen. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich einige dunkle Verfärbungen, ging davon aus, dass das an meinem momentanen Zustand lag und zog den Ball zu einem türartigen Durchgang. Es war zwar nicht schön, aber stolz auf diese Eigenleistung war ich trotzdem. Wenigstens ich konnte noch Stolz auf mich empfinden...
Noch einmal schaute ich zurück, verlor eine Träne im Wind, trat durch das Tor und verschwand.Jack brauchte sich jetzt erstmal nicht mehr bei mir blicken lassen, das würde ich ihm auf keinen Fall einfach so verzeihen. Auch der Rest dieser Möchtegern-Helden konnte mir komplett gestohlen bleiben und dieses Mal würde ich dafür sorgen, nicht gleich gefunden zu werden. Jedenfalls bis ich mich richtig unter Kontrolle hatten und die Anderen ihre Untaten einsahen. Aireena hatte mir gesagt, ich solle mich von meinem Herzen leiten lassen und dies würde ich tun. Auch wenn ich den Grund noch nicht wusste, ich fühlte, dass ich das hier tun musste.Eventuell sehen wir uns wieder Jack...Damien... Vancouver ich komme!

Kap. 15: Anns Verschwinden [Damiens Perspektive]

Anns Verschwinden [Damiens Perspektive]


“Was soll das heißen 'Ann ist verschwunden'?! Wie kann sich ein Mädchen wie sie in einer Nacht in Luft auflösen?”, fuhr ich Jack an. Unsicher erwiderte mein bester Freund: “Ich weiß es nicht... Nessa hat mir nur erzählt, dass sie gestern vorbei kommen wollte, aber dann doch nicht hier war.”Wütend schnaubte ich und starrte aus dem Fenster unseres Klassenraums. Lucy kam nach drinnen gelaufen und rief zornig: “Sag mal Jack, was glaubst du eigentlich wer du bist?!”Meine Schwester hatte sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden (auch wenn das nicht viele Engel waren) und Jack wurde noch nervöser. “Ich hab Ann gestern Abend laufen gesehen und so wie es aussah, hatte sie richtig geweint! Also, wenn du mich fragst, hat sie mitbekommen oder gehört, dass du in den letzten Wochen nicht ganz ehrlich zu ihr gewesen bist und dass deine Eltern eure Beziehung nicht akzeptieren wollen.”
Ann... Wo bist du nur hin? “Aber du weißt nicht wo sie hingelaufen ist, oder?” Sie schüttelte den Kopf und setzte sich zu uns. Jack fasste sich an den Kopf und seufzte. Hoffentlich hatte er ein schlechtes Gewissen, nachdem er meine Ann so verletzt hatte... Kathrin hatte uns heut morgen mitgeteilt, dass Ann gestern Abend nicht nach Hause gekommen sei und keine Ahnung hatte, wo sie sein könnte, da sie ja auch nicht bei Jack war.“Aber wo soll sie denn jetzt sein, wenn sie weder bei einem von uns, noch zu Hause ist?”Auch der Rest war ratlos und da unser Meister eintraf und Lucinda schnell nach draußen in ihren Unterricht huschte. Die nächste Trainingsstunde verging schleppend, da ich in Gedanken permanent bei Ann war. Als Folge war ich die Stunde deutlich unaufmerksamer und fing ein paar Treffer draußen ab. Deshalb rief mich Meister Marques nach der Stunde zu sich.
“Ihr wolltet mich sprechen Meister?” Gedankenverloren trat ich in sein kleines Büro ein und er winkte mich zu sich. “Das stimmt. Ich würde gern erfahren, weshalb du heute so unkonzentriert warst. Du bist sonst nicht so drauf.”Unsicher ließ ich meine Daumen kreisen und antwortete: "Es tut mir Leid. Ich mache mir einfach große Sorgen um Ann, wisst Ihr. Irgendwie ist sie verschwunden und bisher wusste niemand wo sie stecken könnte!" Entsetzt fragte er, wie das sein könne und weshalb sie verschwinden oder weglaufen könnte und ich erzählte ihm das bisschen, das wir zusammengetragen hatten.Marques machte den Vorschlag, zusammen mit seiner Kollegin Selma zu sprechen, da sie Ann ja besser kennengelernt hatte in letzter Zeit.
Als wir bei ihr eintrafen, saßen Kathrin und Nessa bereits bei ihr, auch Anns Eltern wohnten dem Gespräch bei. Ihnen war anzusehen, dass sie in großer Sorge und teilweise von Schuldgefühlen geplagt waren. Jack hatte uns begleitet, da auch er wissen wollte, was mit seiner Freundin nun war. Bevor ich fragen konnte, hielt Kathrin mit etwas entgegen. Sofort erkannte ich den Schal, den ich ihr damals geliehen und geschenkt hatte. Ann hatte sich damals sehr darüber gefreut und hat ihn nahezu immer getragen... Jack flüsterte: "Oh nein... Sieh nur!" Er zeigte auf die eingebrannten Worte und ich muss gestehen, dass es mich ziemlich tief traf, auch wenn ich wahrscheinlich gar nicht gemeint war. Ann niemals wiedersehen? Das könnte ich weder ertragen noch aushalten!
Selma meldete sich als erste zu Wort: “So wie es aussieht, ist sie von hier fortgelaufen. Wir haben in der letzten Stunde ihr Verschwinden untersucht und haben am See unten an einem Ast diesen Schal gefunden. Wir haben auch festgestellt, dass auf jeden Fall ein Portal geöffnet worden ist, weil noch einige Spuren davon sichtbar waren. Wir glauben, dass sie sich selbst, nach dem theoretischen Wissen aus den Stunden und Büchern, ein eigenes Portal erschaffen hat."Nessa fügte hinzu: "Ich nehme an, dass Jack das Fass zum überlaufen gebracht hat mit seinen Eltern und ihren Ansprüchen und Forderungen. Die Tatsache, dass sie unter den ganzen Anschuldigungen und Vorwürfen sehr gelitten hat, ist auch Fakt."
Mein Meister war entsetzt von diesen Ergebnissen und bemerkte, dass er sich kaum vorstellen konnte, dass Ann zu so etwas im Stande war, obwohl sie wusste, wie gefährlich eine solche Reise, für unerfahrene Neulinge auf diesem Gebiet, ist. Mir gingen unzählige mögliche Gefahren durch den Kopf und verstärkten meine Sorgen bei Weitem. "Wir müssen sie wiederfinden! Wer weiß wo sie gelandet ist..."Samantha, Anns Mutter, stimmte zu: "Das sehe ich auch so! Ich will mir gar nicht vorstellen, was ihr alles passieren könnte! Was ist, wenn ihr die Erzengel oder gar dieser Lucius auflauert?"George beruhigte sie sanft: "Ich denke, dass sie sich sehr gut verteidigen kann und bezweifle, dass er ihr einfach auflauern wird. Dafür ist sein Respekt ihr gegenüber viel zu groß, nach all den Malen, in denen sie ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir werden sie finden Schatz! Niemals riskiere ich meine Töchter ein weiteres Mal zu verlieren!"
Kathrin schüttelte traurig den Kopf, sie schien nicht zu glauben, dass es so einfach werden könnte.“Wenn sie schon weggelaufen ist, wird sie doch bestimmt nicht nach Vancouver einfach so gehen, oder? Dann will sie Zeit für sich haben und will bestimmt nicht gefunden werden. Kriegen wir denn irgendwie raus wo sie jetzt ist?"Jack legte seine Hand auf ihre Schulter und versuchte sie aufzumuntern. "Lass den Kopf nicht hängen. Wir können zwar nicht sehen, wo sie momentan ist, aber es gibt hier jemanden, der ihr Ziel sehen kann. So können wir darauf hinarbeiten, sie zu finden."Das war mir noch gar nicht in den Sinn gekommen und ich schöpfte wieder etwas mehr Hoffnung.
Wir saßen schließlich noch eine halbe Stunde zusammen (die komplette Pause hindurch) und besprachen unsere weiteren Vorgehenswesen. Nach Schulschluss trafen wir uns erneut, dieses Mal auch mit Delsin, dem Verehrer von Anns Schwester, und wir machten uns zusammen auf den Weg zu unserem Orakel, in der Hoffnung neue Anhaltspunkte für unsere Suche zu erhalten.Wie lange ich schon nicht mehr hier gewesen bin... Das letzte Mal und auch erste Mal ist Lucy weggelaufen um sich selbst zu entdecken und da es zu dieser Zeit sehr gefährlich gewesen ist, hatte ich mich mithilfe des Orakels auf den Weg zu machen, sie zurückzuholen.Auch damals war es mir gelungen, daher machte ich mir Mut, auch Ann zu finden.
Wir gingen zusammen durch einen wunderschönen Garten, an einigen edlen Häusern und Villen vorbei und man konnte das Staunen in Kathrins Gesicht stetig wachsen sehen. Schließlich standen wir an einem kleinen Pavillon umgeben von den verschiedensten Blumen, mit einem relativ jungen Mann mit kurzen schwarzen Haaren. Er grüßte uns freundlich und fragte, wie er uns helfen könne.Ich spürte seine Blicke auf mir ruhen und nickte ruhig. “Lang ist es her Damien... Wer schickt dich?” Es war offensichtlich, dass er mich persönlich ansprach und ich erwiderte:“Ann Berry ist wahrscheinlich fortgelaufen und wir müssen sie unbedingt wiederfinden, bevor ihr irgendetwas zustößt. Da wir nicht wissen wo sie sein könnte, wollten wir Euch um Hilfe fragen.”
Das Orakel nickte und schloss die Augen. Er schwieg einen Moment lang und als er die Augen öffnete, schaute er uns verwundert an. " Das ist seltsam... Ich konnte ihr Ziel nicht sehen. So wie es aussieht, versucht sie mir einen Blick zu verweigern. Es tut mir wirklich Leid, aber hier bin selbst ich keine große Hilfe."Traurig senkte Kathrin den Blick und flüsterte: "Dann gibt es keine Hoffnung, dass wir sie jemals wiederfinden..." Er schüttelte den Kopf und erwiderte, dass sie nicht aufgeben solle und es immer Möglichkeiten gab sie zu erreichen.Meister Marques hakte nach, was es noch für Möglichkeiten sie zu orten oder gar wieder hierher zu bringen gäbe und uns wurde erklärt, dass es möglich war, seine Visionen zu deuten. Wir kannten sie immerhin gut und wussten, wie sie tickt.
Schließlich saßen wir eine Weile zusammen und überlegten, was seine verschwommenen Visionen und Bilder bedeuten könnten und brachten es mit ihr und ihrem Verhalten in Verbindung.Nach einiger Zeit sah er mir in die Augen und meinte ruhig: "Damien... Ich bin mir sicher, dass du sie finden kannst, so wie du es damals mit deiner Schwester getan hast. Du musst einfach nur auf dein Herz hören."Letztendlich kamen wir zur Erkenntnis, dass sie sehr viele verschiedene, exotische Orte aufsuchen würde, um wieder zu sich selbst zu finden und zur Besinnung zu kommen. Gemeinsam planten wir unsere Suche und da es sinnlos war ihr aktuelles Ziel zu erreichen, konzentrierten wir uns auf ihr vermutlich Nächstes.
Ich aber, sonderte mich etwas von ihnen ab, da ich spürte, dass das nicht die richtige Lösung war. Nachdenklich zog ich mich eine Weile zurück und dachte darüber nach, was für mich zu tun blieb.Irgendwann entschied ich mich dazu, an den See zu gehen, dahin wo Ann ihre Flucht gestartet hat.Dort angekommen, war ihre Präsenz immer noch spürbar - ihr liebliches Parfum, der Duft ihrer schönen, dunkelblonden, seidigen Locken... Es faszinierte und erstaunte mich immer wieder, wie sehr ich mich in dieses Mädchen verliebt hatte. Sie war mein absolutes Traummädchen! Ihr wundervoller Charakter, ihre schönen blauen Augen und ihr bezauberndes Lächeln brachten mich Tag für Tag fast um den Verstand. Ich bereute es zutiefst, dass ich mich damals von ihr abgewendet habe und damit meinem besten Freund Jack die Möglichkeit gegeben habe, ihr das Herz zu brechen... Natürlich war mir bewusst, dass er es so nicht gewollt hat, aber dennoch empfand ich sein Verhalten und das seiner Eltern alles andere als gut.
Hätte ich auf mein Herz gehört, könnte ich jetzt hier mit ihr liegen, sie im Arm halten und ihr das Gefühl geben, was sie sich so sehnlichst wünschte. Mit diesen Gedanken öffnete ich ein Portal und schritt in es hinein. Wo es mich hinführen würde, war ungewiss, aber irgendwann würde es mich mit Sicherheit zu Ann führen. Ich atmete tief durch, schloss die Augen und ließ mich vom Licht des Portals umschließen. Einen Atemzug später verschwand die Wärme um mich herum und ich schlug die Augen auf. Ich erkannte nicht gleich, wo es mich hingeführt hatte, aber ich stand an einem schönen Strand, bei Sonnenuntergang und angenehmen Temperaturen. Was Ann hier tun könnte, wusste ich noch nicht, aber ihre Zwecke waren uns eh noch fremd. In einem unbeobachteten Moment entfaltete ich meine Schwingen und machte mich für Menschen unsichtbar. Egal was auch passieren würde: Ich würde das Mädchen, mein Mädchen zurückbringen, koste es was es wolle!
So begann ich die Suche nach meinem Engel und durchreiste einige von den verschiedensten Regionen. Hin und wieder versteckte ich meine Flügel um Bewohner und Reisende nach ihr zu fragen und zu meiner Erleichterung ist sie von wenigen Menschen sogar gesehen worden. Zu hören, dass sie wohlauf war beruhigte mich sehr und ich bewunderte ihre Taten zutiefst. Ich erfuhr während meiner Suche, dass Ann unterwegs war und vielen Menschen half, die unter den Erzengeln litten (auch wenn die meisten Opfer diesen tatsächlichen Umstand nicht kannten). Orte an denen es vorher nur so vor Finsternis strotze, reinigte und erhellte Ann wieder und sie ging teilweise große Risiken ein. Wenn ich hörte, dass sie bei jemandem Unterschlupf gesucht hatte, da sie verletzt war, wuchs meine Angst eventuell zu spät kommen zu können.
Monate verstrichen und anscheinend verpasste ich sie immer nur ganz knapp. Da ich auch ab und an nach Hause zurückkehrte, erkundigte ich mich bei meiner Familie und den Anderen nach möglichen Fortschritten, aber auch ihnen ging es nicht besser. Manchmal setzten wir uns zusammen um über unsere neuen Erkenntnisse auszutauschen und auch ihren Eltern war anzumerken, wie strapazierend das Ganze für sie war. Aber sie waren auch sehr stolz auf ihren Mut und ihre Hingabe Menschen in egal welcher Situation vor unseren größten Feinden zu beschützen.
An einem eisigen Dezemberabend zur Adventszeit hielt ich mich in einem relativ großen Dorf in China auf. Aufgrund unserer langen Erfahrung und bereits erlebten Zeit waren Fremdsprachen kein Problem, da wir so gut wie jede fließend beherrschten. Inzwischen war schon ein Drei-Viertel Jahr seit ihrem Verschwinden vergangen und Jack war klar geworden, dass er diese Beziehung zerstört und beendet hatte. Wir waren uns sicher, dass Ann keine Gefühle mehr für ihn hatte, nach all dem was geschehen war und ihrer langen Abwesenheit. Gewissheit hatten wir erst erlangt, als wir erneut in den Tempel unserer Herrin gingen und ich in einer Vision erfahren habe, dass ich mein Ziel bald erreichen würde - Ich würde Ann wiedersehen und ihr Herz gewinnen können!
Während ich in einen dicken Wintermantel gehüllt, durch die Straßen schlenderte, fiel mir eine junge Frau nicht weit von mir auf.Sie war alles andere als warm angezogen und sah wirklich zerbrechlich aus. Durch den Schneesturm konnte ich nicht viel sehen, aber Statur, Haar und die Art, wie sie sich bewegte, verrieten mir, dass sie es sein musste!Als sie plötzlich zusammenbrach und ich eine leicht schimmernde Aura um sie herum erkennen konnte, stürmte ich zu ihr, da mein Herz spürte, dass meine Reise noch heute Nacht zu Ende sein würde. Bei ihr angekommen, kniete ich mich in den Schnee, drehte das Mädchen vorsichtig auf den Rücken und erkannte schließlich meine halb erfrorene Geliebte. Als erstes warf ich meinen Mantel ab und streifte ihn ihr vorsichtig über. Zu spüren wie kalt und schwach sie war, machte mir Angst und ich nahm sie sanft auf die Arme.
Eine ältere Frau hatte uns entdeckt und rief: "Schnell folgt mir!"Schnellen Schrittes folgte ich ihr in ein kleines, altes Häuschen. Nachdem sie die Tür hinter uns geschlossen hatte sagte sie lächelnd: "Sie sollten mit ihrer Liebsten hierbleiben heute Nacht. Bei diesem Wetter und in so einem Zustand sollte man nicht durch die Kälte irren. Das arme, junge Ding... So viel Gutes hat sie für uns getan und trotzdem war sie immer mutterseelenallein."Erleichtert erklärte ich dem Mütterchen: "Ich habe so lange nach ihr gesucht... Vor einem Drei-Viertel Jahr ist sie von zu Hause weggelaufen und nie habe ich die Hoffnung aufgegeben! Habt Dank, werte Frau." Sie nickte und meinte, dass wir erst einmal ein paar weitere Tage bleiben sollten und das Häuschen für uns haben würden, da es ihr Gästehaus war. Sie wünschte uns schließlich eine gute Nacht und ließ uns allein. Ich brachte meinen Schatz zu Bett, wärmte sie ein wenig mit warmem Wasser in Form von Umschlägen und deckte sie zu. Erschöpft ließ ich mich neben sie fallen und murmelte mich ins Bett. Müde und erleichtert schlief ich schließlich neben ihr ein und seufzte glücklich.

Kap. 16: Wahre Liebe [Damiens Perspektive]

Wahre Liebe [Damiens Perspektive]

Irgendwann am nächsten Morgen wurde ich schließlich wach. Wahrscheinlich hatte mich Ann geweckt als sie sich gestreckt und umgedreht hatte. Als wir einander in die Augen sahen, mussten wir beide lächeln. "Hey Damien... Schön dich wiederzusehen.", flüsterte sie sanft.Ich küsste sie auf die Stirn und erwiderte: "Hey... Endlich hab ich dich wiedergefunden! Seit du gegangen bist, habe ich nichts anderes mehr gemacht, als dich zu suchen."Sie errötete und entschuldigte sich leise für diese Umstände und den Stress und Kummer, den sie verursacht hatte. Ich schüttelte den Kopf und flüsterte, dass es okay wäre und sie sich keine Schuld dafür geben müsse. Mir fiel auf, wie nah wir uns wieder gekommen waren und als Ann die gleiche Feststellung machte hauchte sie grinsend: "Wir können uns wohl scheinbar nicht fernbleiben... Schon damals sind wir uns so nahe gekommen und ich hab die ganze Zeit gedacht, das du nur mit mir spielst und keinen ernsthaften Kontakt zu mir wolltest!"
Mit leicht schlechtem Gewissen erklärte ich ihr: "Nein so ist das nicht... Die Wahrheit ist, dass du mir überhaupt nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist und ich dich wirklich mochte... Ich habe mich gehasst dafür, dich abgestoßen zu haben und dann hatte ja Jack Gefühle für dich entwickelt und die Freundin meines besten Freundes durfte ich einfach nicht lieben!” Als sie sich an meine Brust schmiegte, errötete ich und legte schüchtern meinen Arm um sie. Leise sagte sie: “Das ist wirklich süß... Ich muss gestehen, dass ich dich richtig vermisst habe. Ich habe dich wirklich sehr gern...”Das von ihr zu hören war wirklich schön. Liebevoll strich ich Ann über den Rücken und entlockte ihr ein wohliges Seufzen. “Ich bin so froh, dass ich dich habe, Damien! Du bist der wichtigste und tollste Mensch, in meinem Leben!”
Lächelnd schaute sie auf und sah mir einfach nur in die Augen. Etwas unbeholfen flüsterte ich:“Du hast so schöne Augen... Du machst mich wirklich verrückt Ann! Noch nie hatte ein Mädchen mir so den Verstand geraubt!” Ich legte meine Hand an ihre Wange und sie senkte den Blick ein wenig.“Ann, ich bin verliebt in dich...” Schließlich gab ich mich meiner Sehnsucht hin, beugte mich zu ihr hinab und küsste sie. Während meine Lippen ihre schmeckten und erkundeten, schloss ich die Augen. Ann erwiederte meinen Kuss auf unglaublich zärtliche und liebevolle Weise und ich spürte, dass sie genauso fühlte wie ich. Unsere Lippen verschmolzen miteinander, bis wir uns irgendwann anlächelten.“Ich liebe dich auch Damien... Wie schön, dass wir endlich zueinander gefunden haben!”
Ihre Augen leuchteten richtig und auch sonst war sie etwas rot im Gesicht. Momentan fühlte ich mich wie der glücklichste Engel auf Erden und strahlte einfach nur.“Du bist wirklich richtig verliebt oder? Ich hab dich noch nie so offen, verlegen und glücklich gesehen... Es ist total süß von dir, dass du dir so viel Arbeit und Zeit genommen hast, nur um mich zu finden.” Wir schwiegen einen Moment und um dieses peinliche Schweigen zu beenden setzte ich mich auf und seufzte. Ann setzte sich neben mich und schaute mich neugierig an. Als ich mich strecken wollte, hörte ich ein amüsiertes Kichern und kurz darauf fiel Ann frech über mich her. Sie kitzelte mich durch bis wir beide lachend im Bett lagen und sie mich in die Kissen drückte. Ein bisschen außer Puste grinsten wir uns an und versuchten beide erstmal wieder zu Atem zu kommen.
Ann strich mir sanft über die nackte Brust und verlor sich etwas in Gedanken. Schließlich fragte ich sie, was sie hier überhaupt mache und warum sie so unvorsichtig gewesen sei.Sie erzählte mir: “Naja, ich habe gehört, dass es hier in der Nähe eine sogenannte verdorbene Lichtung geben muss und wollte mir das mal ansehen und eventuell noch irgendwie aushelfen. Ich bin schon etwas länger in dieser Gegend und habe mich darum bemüht einigen Menschen hier zu helfen und sie von ihrem Leiden zu befreien, wenn es mit dieser Finsternis in Verbindung stand. Gestern bin ich von etwas attackiert worden, was mir meine Kraft geraubt hat. Tut mir Leid, dass ich dich so erschreckt habe.” Von dieser Lichtung hatte ich auch schon gehört, nickte und versprach ihr, sie bei dieser Mission zu unterstützen und zu beschützen.
Wir verbrachten noch einen schönen Tag miteinander, gaben uns unserem Glück hin und spannten einfach mal ein bisschen aus. Endlich hatte ich meiner großen Liebe gestanden, wie es um mein Herz stand und zu wissen, dass es ihr genauso ergangen war, machte mich unglaublich glücklich.Noch nie bin ich einem Mädchen körperlich und emotional so nah gekommen...Ein paar Tage später begaben wir uns schließlich zu dieser mysteriösen Lichtung. Schon auf dem Weg merkten wir, dass hier etwas nicht stimmte. Die komplette Pflanzenwelt in diesem Waldstück war verdorrt und abgestorben, kein einziges Tier oder Insekt war zu sehen oder zu hören und die Atmosphäre im Allgemeinen war sehr dunkel und bedrückend.
Ich hielt sie an der Hand und war richtig wachsam, damit mir ja keine möglichen Gefahren entgingen. Ann sah ziemlich besorgt aus und ich merkte schnell, dass auch ihr die Sache hier nicht geheuer zu sein schien.“So etwas Schreckliches habe ich noch nie zu sehen bekommen! So viel Hass, Verbitterung und Tod... Man spürt die Dunkelheit hier überall!” Dem musste ich leider zustimmen, da es auch für mich ein riesen Schock war. “Auch ich habe noch nie Schäden in solch einem Ausmaß zu Gesicht bekommen. Dass Lucius und seine Schergen zu so etwas im Stande sind, ist schier unglaublich!”Sie schüttelte den Kopf und flüsterte, dass sie bezweifle, dass dies sein Werk sein soll.
Es muss jemanden geben, der noch viel mächtiger und unheilvoller war. Deshalb bat ich sie umzukehren, da ich ein wirklich grauenvolles Gefühl bei dieser Sache hatte. Aber meine Liebste bestand darauf weiter zu gehen um der Dunkelheit auf den Grund zu gehen. Nach einiger Zeit standen wir schließlich auf jener Lichtung und schauten uns genauer um. In der Mitte befand sich eine Steinplatte, die schon fast einem Altar ähnelte, um diese herum waren seltsame Kreise und Zeichen in den Boden gebrannt und auch hier war alles tot. Je näher wir an die Platte kamen und je weiter wir in den Kreis gingen, umso erdrückender wurde es. Ann schien sich zunehmend unwohler zu fühlen, worauf ich sie näher an mich zog, um ihr zu zeigen, dass ich für sie da war.
Als wir am Stein ankamen, bemerkten wir als erstes das eingetrocknete, alte Blut und davon nicht einmal wenig. Ich sah dabei zu, wie sie vorsichtig ihre Hand ausstreckte, auf die blutbeschmierte Platte legte und einen Moment lang die Augen schloss. Mit einem Schaudern öffnete sie diese wieder und klärte mich auf: “Hier sind damals junge Mädchen einem ‘Dämonen’ geopfert worden, damit die Bewohner in Frieden leben konnten. Der sogenannte Dämon, war, beziehungsweise ist, ein blutdurstiger, perverser Erzengel und auch für das hier verantwortlich. Er muss weitaus mächtiger sein, wie Lucius oder er stärkt sich durch sein Morden und so.”Es war wirklich erstaunlich, wie Ann ihre Begabung in den Griff bekommen hatte, dass sie jetzt so gut mit ihren Visionen klar kam und auch deutlich reifer und selbstbewusster geworden war.
Wie konnt ein Ort wie dieser nur unbeobachtet sein. Der Rat hätte doch etwas hiergegen unternehmen müssen! “Wie schrecklich... Möge der Herr die Seelen dieser jungen Mädchen bewahren. Wir sollten jetzt auch umkehren, wir wissen schließlich nicht, was hier noch alles verborgen liegt und auf eine Chance wartet.” Sie nickte ruhig, aber als wir zurückgehen wollten, rief jemand plötzlich hinter uns: “Na sieh mal einer an... Wenn das nicht das Gör ist, was Lucius das Leben schwer gemacht hat. Mir, seinem Meister, habt ihr beide aber gar nichts entgegenzusetzen!” Sofort zog ich Ann hinter mich, zog mein Schwert und ging in Kampfhaltung.
“Ihr dachtet doch wohl nicht, das an der Verbotenen Lichtung nichts und niemand auf dumme, neugierige Menschen wartet, oder?” Der Kerl, der vor uns stand, hatte dunkelbraune, lange Haare, schwarze Augen und und war groß gewachsen. Über seine breiten Schultern hatte er ein dunkelrotes Cape geschnürrt, über seinem weißem Hemd trug er ein schwarzes, langes Jacket, desweiteren war er in ebenso dunkle Hosen gekleidet und hatte sein Outfit allgemein den chinesischen Traditionen angepasst.Der Kerl hauchte eiskalt: “Würdest du mir jetzt deine süße Freundin anvertrauen? Sie gefällt mir sehr gut und ich denke, ich könnte viel ‘Spaß’ mit ihr haben!”
Der lüsternen Blick mit dem er meine Liebste bedachte, gefiel mir überhaupt nicht und ich zischte ihm zu, dass er sie niemals bekommen würde und ich sie, egal was auch kommen möge, beschützen werde. Ann meldete sich zu Wort und warf ihm entgegen: “Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich bei deinen widerlichen Spielen mitspiele! Ich werde nicht zulassen, dass du noch mehr Mädchen folterst und misshandelst!”Er zwitscherte: “Mutig, mutig die kleine Maus. Mal sehen, wie ihr zwei Turteltauben hierrauf reagieren werdet!”
Bevor Ann und ich reagieren konnten, beschwor er einen gewaltigen, dunklen Sturm, welcher um ihn herum wirbelte. Spitze Splitter stellten gefährliche Projektile da, die Ann wirklich ernsthaft verletzen könnten. Wir waren beide ziemlich schockiert und gingen in eine eher defensive Stellung. Während dieser Dämon seine Macht demonstrierte, versuchte Ann uns mit einer Art Energieschild zu schützen, ich hingegen versuchte an den Typen ranzukommen, zu unterbrechen, aber gleichzeitig nicht zu weit von meiner Liebsten mich entfernen wollte. Einige Zeit lang tänzelten wir im Kreis um einander, er warf uns dunkle Geschosse entgegen, zerstörte den Boden um und unter uns und blendete unsere Sinne. Ann schaffte es selbst auch einige Lichtfeile auf ihn zu schleudern und in den darauf folgenden Sekunden attackierte ich ihn mit dem Schwer.
Plötzlich stieß er mich mit einer dunklen Welle ein ganzes Stück zurück und ich stieß mir hart den Kopf. Ich spürte, wie mein Bewusstsein langsam schwand und sah aus den Augenwinkeln, dass irgendein Fremder von einer Seite der Lichtung auf meine Liebste zulief. Sie konterte geschickt und versuchte sich nun schützend vor mir zu positionieren. Mehr konnte ich dann aber nicht weiter erkennen, da ich schließlich bewusstlos wurde.Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich weggetreten war, aber irgendwann später wachte ich in einem gemütlichen Bett auf. Meine Augenlider flatterten und es dauerte einen Moment bis ich mich an das Licht gewöhnt hatte.
Auf der anderen Betthälfte erkannte ich meine Geliebte und hinter ihr diesen Fremden von der Lichtung. Er grüßte mich: “Na da bin ich ja gerade im richtigen Augenblick dazu gekommen, was?”Verwirrt fragte ich ihn, wer er sei und was er mit uns beziehungsweise Ann zu tun hatte und da erklärte sie ruhig: “Mach dir keine Gedanken. Wir haben uns auf meiner langen Reise kennengelernt und sind gute Freunde geworden. Das ist Daren Kallstrom, ein Engel, der vor vielen Jahren aus Sylena verbannt wurde, da er Kontakt mit einigen Erzengeln gepflegt hatte, wo aber niemand jemandem hatte Schaden wollen. Wir sind eine Weile zusammen gereist und haben uns gegenseitig unterstützt. Ihm verdanken wir unsere Flucht vor diesem Dämonen.”
Misstrauisch musterte ich den etwas kleineren, blonden Kerl, mit seinen verruchten grünen Augen und seinen Händen an ihren Hüften. Er bemerkte meinen Blick und verzog seine schmalen Lippen zu einem frechen Grinsen. “Keine Sorgen, auch ich weiß, dass es Grenzen gibt, die ich nicht überschreiten darf. Ich habe deine Freundin nie angefasst, auch wenn ich manchmal drüber nachgedacht habe, und ich werde es auch in Zukunft nicht tun, solange sie mit dir zusammen ist beziehungsweise das nicht selbst auch will.”Ann kicherte, meine leichte Eifersucht schien sie zu belustigen und ich seufzte nur.
Sie erzählten mir beide, dass niemand von uns noch mehr verletzt worden ist nach meinem Bewusstseinsverlust und dass alles gut ausgegangen war, ich mir nur den Kopf aufgeschlagen hatte.“Vielleicht sollten wir bald zurück nach Sylena gehen und von den Geschehnissen hier berichten.Ich denke, meine Familie macht sich immernoch große Sorgen und du bist ja nun auch schon seit einigen Tagen weg, ohne ein Lebenszeichen gezeigt zu haben. Jetzt machen wir uns aber erstmal ‘nen schönen Abend!” Daren kicherte verhalten, worauf Ann die Augen verdrehte und ihn in die Schulter boxte. “Ich sag ja schon nichts.”
Kurz darauf kam Ann mit einem vollen Tablett mit leckeren Sachen zurück ins Schlafzimmer, weshalb ich mich aufsetzte und etwas Platz machte. Daren setzte sich zu uns und wir aßen gemeinsam Abendbrot. Sie war eine großartige Köchin... Pfannkuchen, eine leckere Suppe und ein köstliches Hühnchenmenü hatte sie gezaubert. Nachdem wir noch ein bisschen über den Tag und Anns vergangene Abenteuer geredet hatten, verabschiedete sich dieser Daren von uns und ging seiner Wege. Als er weg war, seufzte ich erleichtert auf und fragte meine Liebste, ob sie wirklich okay sei. Sie berührte mich sanft und erwiderte: “Ich fehlt es wirklich an nichts, Damien. Das Einzige was mir gefehlt hat, warst du...”
Verlegen errötete ich und strich ihr zärtlich über die Wange. Wir kamen uns langsam näher, bis unsere Lippen sich schließlich fanden. Ann schlang ihre Arme um meinen Hals, wurde deutlich leidenschaftlicher, bis ihre Zunge meine erkundete. Ich zog sie an mich, ließ meine Hände an ihren Hüften liegen und spürte eine Leidenschaft, gar ein Verlangen nach ihr, wie ich es noch nie erlebt habe. Ihr schien es nicht anders zu ergehen, da sie mich, während wir unseren Kuss kurz unterbrachen, frech und verwegen anlächelte. “Ich liebe dich Damien.”Meine Lippen wanderten zu ihrem Ohr, ich hauchte ihr ebenfalls “Ich liebe dich mehr!” zu und ließ meine Küsse ihren Hals hinab wandern. Sie seufzte wohlig als ich sie liebkoste und ließ meine Hände ihren wundervollen Körper hinabwandern und erkunden und entlockte ihr weitere Seufzer.Ich spürte wie groß ihr Verlangen und ihre Lust auf mehr war und auch selbst wünschte ich mir nichts sehnlicher als sie zu lieben.
In den nächsten Stunden gaben wir uns einander, leidenschaftlicher als jemals zuvor, hin und erlebten eine unglaubliche Nacht. Es war das erste Mal, dass ich so große Lust verspürt habe und ich würde diese lustvolle Nacht mit ihr niemals vergessen können. Nie in meinem bisherigen Leben, hatte mich etwas derart um die Kontrolle über mich selbst und aus der Fassung gebracht. Ebenfalls bin ich noch nie so erschöpft und befriedigt gewesen und genoss ihre Nähe. Wir kuschelten noch einige Zeit miteinander bis wir schließlich in den Armen liegend und glücklich einschliefen.

Kap. 17: Heimkehr

Heimkehr
Als ich am nächsten morgen aufwachte, lag ich noch immer in seinen Armen und war wirklich verlegen. Mit hochrotem Kopf drehte ich mich ein Stück von ihm weg und seufzte.Was für eine Nacht...Geplant kann man das nicht unbedingt nennen, es hatte mich sogar ziemlich überrascht. Ich lächelte glücklich vor mich hin und dachte über die schönen Stunden mit Damien nach. Dass er so sinnlich und leidenschaftlich sein konnte, habe ich nicht auf diese Art und Weise erwartet. Nach einiger Zeit spürte ich, wie er mich zärtlich am Hals und schließlich auch am Schlüsselbein küsste und liebkoste und er hauchte: “Guten Morgen, mein Schatz.”Ich schmunzelte sofort, spürte seine Hände an meiner Hüfte und drehte den Kopf zu ihm. Er beugte sich zu mir hinunter und küsste mich liebevoll.
“Guten Morgen.” Ich drehte mich zu ihm um und wir lächelten einander an. Damien strich mir über den Rücken und fragte: “Wie fühlst du dich Ann? Es tut mir Leid, dass es gestern so... weit gegangen ist.” Er wirkte genauso verlegen wie ich und war wirklich rot im Gesicht.“Ich fühle mich wundervoll... Gestern Nacht war wirklich traumhaft schön. Wie sieht es bei dir aus; fandest du es auch schön?” Mein Liebster nickte lächelnd und flüsterte: “Es war sehr erregend für mich gewesen... Schön, dass es dir ebenso gefallen hat, meine Prinzessin!” Wir kuschelten noch eine Weile miteinander bis wir uns dazu entschieden aufzustehen und zusammen frühstücken zu gehen.
Bevor wir uns in die Küche begaben, statteten wir dem Bad einen kleinen Besuch ab und duschten gemeinsam. Zu sehen, wie schüchtern er war, amüsierte mich sehr und ich ärgerte ihn ein bisschen mit ein paar leichten Berührungen. Damien schien nicht zu wissen, wie er mit dieser plötzlichen Nähe und seinem neu-entdeckten Verlangen umgehen sollte, was ich wirklich süß fand. Schmunzelnd hüpfte ich in die Küche und durchforstete unseren kleinen Kühlschrank.Ich entschied mich schließlich für Schokomüsli mit Früchten und eine heiße Schokolade, während er sich normales Müsli und ebenfalls eine Tasse Kakao entschied.
Zwischendurch fragte er mich: "Hattest du nicht Heimweh gehabt, als du so lange unterwegs gewesen bist?""Manchmal, wenn es mir nicht so gut ging, habe ich viel an Vancouver und meine Freunde und Familie gedacht... Es hat mir sehr wehgetan, dass einfach niemand Vertrauen in mich hatte und da ich selbst eine erschreckende Entdeckung gemacht habe, dachte ich mir, dass es vielleicht besser ist, wenn ich weit weg gehe um wieder zu Verstand  zu kommen."Damien wollte wissen, was für eine Entdeckung ich meinte, worauf ich unsicher den Blick senkte.Besorgt strich er mir über die Wange und flüsterte: "Du kannst mir alles erzählen Liebling! Was ist passiert?"
Konnte ich ihm das anvertrauen? Würde er mich nicht sofort hassen, wenn ich ihm beichten würde, dass ich auch über gewisse finstere Kräfte verfügte? Auf meiner langen Reise hatte ich gelernt, dass ich auch die Dunkelheit beeinflussen konnte, was ich genutzt habe um sie zu vertreiben. Leise berichtete ich von meinen Erkenntnissen, beobachtete ihn um seine Reaktion abzuschätzen und stellte dabei erleichtert fest, dass er ganz ruhig blieb und nur verständnisvoll nickte."Da brauchst du dir keine Sorgen machen Ann. Das ist bei jedem von uns so und entsteht durch Wut und Enttäuschung. Bei denen, die nun zu den Verbannten gehören, hat dies aber Überhand genommen und ihre gesamte Gedankenwelt verdorben. Du hingegen besitzt die Gabe diesen Hass zu vertreiben und bist von Licht erfüllt. Unsere Herrin sagte ja auch, dass sie dich gesegnet hatte, was zur Folge hat, dass diese Macht dich nicht übernehmen kann und du immer ihr entgegen wirken kannst."
Beruhigt seufzte ich und musste feststellen, wie mir ein Stein vom Herzen fiel, als ich das von ihm hörte. Aber es war trotzdem wichtig gewesen, dass ich für einige Zeit von zu Hause weggewesen bin! Tief in mir spürte ich, dass es für mich und meine Mitmenschen erforderlich gewesen ist. Ich selbst hatte auch viel dazu gelernt, über mich, die Macht, die in mir wohnte und meine mögliche Zukunft und war zuversichtlich, dass ich mein Leben nun wieder besser im Griff hatte, als zuvor.Nach dem Frühstück machten wir uns noch einmal frisch, räumten auf und wollten der alten Dame, die uns so liebevoll das Häuschen zur Verfügung gestellt hatte, noch einmal einen letzten Besuch abstatten.
Aber noch bevor wir an ihrem Haus ankamen, wurden wir unerwarteterweise von jemand anders überrascht. Ein kleines verängstigtes Mädchen kam uns kreischend entgegen gestürzt und schien völlig panisch zu sein! Wir knieten uns sofort neben das schluchzende junge Ding und versuchten sie erst einmal zu beruhigen. "Hey, hey, hey Kleines! Ganz ruhig. Was ist den passiert?"Ich half ihr auf und inspizierte sie kurz, um zu sehen ob ihr irgendwas fehle.Sie war maximal sieben Jahre, hatte kurze braune Haare und hellgrüne Augen. Ihre vollen Lippen waren aufgeplatzt, vermutlich vom Sturz und ihre Kleidung sah ziemlich ramponiert aus.
"Die böse Frau wollte mir wehtun! Ich will nach Hause zu Mommie!" Mein Liebster fragte sanft: "Welche böse Frau denn? Was hat sie denn getan?"Bevor sie antworten konnte, rief eine vertraute Stimme: "Aber, aber meine Kleine! Du willst doch auch nicht, dass der dunkle Dämon deinen Eltern wehtut oder? Komm, gehen wir zu dem netten Mann, damit du uns allen helfen kannst."Sofort erkannte ich die Stimme der Frau, welche uns das Häuschen überlassen hatte und sah auf. Damien schien genauso geschockt zu sein wie ich und die Vorstellung, dass dieses Mütterchen noch mehr junge Mädchen auf dem Gewissen haben könnte, war schier schrecklich!
Dass sie hier in diesem Dörfchen sehr respektiert wurde, wussten wir, aber erst jetzt erkannten wir den wahren Grund dafür. Hatte sie vorgehabt mich an dieses Monstrum zu verfüttern? Einleuchtend erschien es mir, da ihr Verhalten deutlich darauf schließen ließ, auch ihre Absicht, ihr Dorf zu beschützen, war ein weiteres Indiz. Sie erkannte uns sofort und ihre Stimmung schlug urplötzlich um! "Wie kann es nur sein?! DU solltest nicht hier sein! Ich habe euch dieses Haus nur gegeben, damit ihr noch ein paar schöne Nächte habt und du heute Nacht bei der Zeremonie für uns geopfert wirst! Ich kann nicht zulassen, dass ihr diese Gegend jetzt verlasst!”Damien stellte sich sofort vor mich und rief, dass er niemals zulassen würde, dass mir irgendjemand wehtut.
Ich richtete mich auf und flüsterte dem Mädchen zu, dass sie weglaufen sollte, was sie auch schleunigst tat. Zaghaft berührte ich meinen Liebsten, da ich nichts wie weg wollte. Irgendwas lief hier eindeutig schief... Als wir gemeinsam die Flucht antreten wollte, wurden wir urplötzlich von einigen Kerlen überrascht. Sie versuchten uns zu trennen und zerrten uns weg, dabei konnte ich beobachten, wie sie meinen Liebsten niederschlugen. Schockiert kreischte ich auf, worauf man mir den Mund zuhielt und mir die Luft wegdrückte, bis ich das Bewusstsein verlor.Eine Weile später kam ich schließlich in kompletter Dunkelheit wieder zu mir. Man hatte mich gefesselt und geknebelt und in irgendeinen Keller oder ähnliches geworfen.
Ich hatte starke Schmerzen und atmete sehr schwer und beim Versuch mich zu bewegen, fuhren unendliche Schmerzen durch meinen gesamten Körper. “Beweg dich nicht so viel. Sie haben dir mehrere Knochen gebrochen und dir etwas gespritzt, damit du schwach bist. Eine Art Gift, da es deinem Körper von innen sehr Schadet, weshalb du dich so schrecklich fühlst.” Als ich die Stimme verfolgte, entdeckte ich ein Mädchen meines Alters, aber da es so dunkel war, konnte ich nicht mehr erkennen. Mir kullerten die Tränen, da es so unendlich wehtat und ich riesen Angst hatte.Das Mädchen erzählte mir von der jährlichen Zeremonie, den Opferungen dabei und dass die Dorfälteste diese Traditionen seither gepflegt hatte.
So warteten wir vermutlich mehrere Stunden, bis man uns zu dieser Lichtung schleppte. Dann war das Blut darauf wohl vom vergangenen Jahr... Hoffentlich würde wenigstens mein Liebster fliehen können, damit sie dem hier ein Ende bereiten könnten, auch wenn ich das wahrscheinlich nicht überleben würde. Während die älteste eine kleine Rede dem 'Dämon' wegen hielt, konnte ich Damien nirgends entdecken, und betete hoffnungslos. Vollkommen erledigt musste ich mit ansehen, wie der Erzengel sich zeigte und das arme Mädchen brutal misshandelte und kaltblütig ermordete. Als ich an der Reihe war, hauchte er: “Na so sieht man sich wieder, Schätzchen. Konnte dich dein Freund wohl doch nicht beschützen?”Leise fauchte ich: “Halt dein Maul, du elender Mistkerl! Dafür wirst du bezahlen, das kannst du dir sicher sein!”
Mit einem irren Lächeln packte er mich an der Kehle, labte sich an meinen Qualen und würgte mich etwas. Als mir ein Schluchzen entfuhr, wurde es plötzlich ziemlich hell um uns herum.Aus den Augenwinkeln sah ich einige Engel erscheinen und kurz darauf brach das reinste Chaos aus. Die Dorfbewohner flohen, nur die Älteste blieb und beobachtete das Geschehen schockiert.Ich wurde in Ruhe gelassen und die Engel beschäftigten sich mit diesem Mistkerl.Irgendjemand hob mich von der Steinplatte und legte mich ins Moos. Leichte Berührungen hielten mich bei Bewusstsein und ich hörte jemanden zu mir sprechen, war aber zu schwach um zu verstehen um was es sich handelte. Irgendwann spürte ich, wie der Druck auf mir abnahm und auch die Schmerzen abschwellten.
Erschöpft öffnete ich die Augen und erkannte Daren und meine Mutter neben mir.“Warum bringst du dich eigentlich immer in Schwierigkeiten, Süße?” Obwohl er, wie immer, lässige Sprüche klopfte, konnte ich Sorge in seinen Augen erkennen und lächelte erleichtert.Leise sagte ich: “Ich schätze, dass du mir wieder das Leben gerettet hast?” Er nickte und meine Mutter erklärte: “Dein Freund hat es trotz Verbannung wieder zurück nach Sylena geschafft, hat sich an den Wächtern vorbeigestohlen und ist mitten in eine Besprechung zwischen uns und dem Rat geplatzt. Anfangs wollten wir ihn gefangen nehmen lassen, aber als er uns dann hiervon berichtet hat, haben wir sofort einige Männer versammelt! Ein Glück haben wir dich endlich gefunden!” 
Ich nickte nur und fragte, wo mein Damien war, ob er verletzt war, da ich mir riesen Sorgen machte. Die beiden sahen sich unsicher an, schwiegen und versetzten mich damit in Angst und Schrecken. Sofort versuchte ich mich aufzurichten, verzog aber schnell das Gesicht vor Schmerz.Mein Herz schlug schneller und ich wurde sofort richtig nervös. War ihm etwas zugestoßen oder hatte man ihn verschleppt? Als die Beiden sahen, wie leichenblass ich auf einmal war, drückte Mutter sanft meine Hand. “Beruhige dich Kleines. Er ist ebenfalls in Sicherheit gebracht worden, ist aber sehr schwer verletzt worden. Es ist schwer zu erklären und sieht alles andere als gut aus. Damien wird viel Ruhe brauchen um zu kurieren.”
Es war alles nur meine Schuld... Wäre ich nicht so neugierig, würden wir nicht bei dieser Zeremonie beiwohnen, dann wären wir einfach durch ein Portal von hier abgehauen...Traurig und niedergeschlagen fing ich erneut an zu weinen und schniefte vor mich hin.“Sie ist vollkommen fertig. Ich denke, es war einfach zu viel für sie und ihre Nerven. Bringen wir unsere Kleine weg von hier!”, stellte jemand, scheinbar mein Vater, leise fest. Ich spürte, wie ich hochgehoben wurde, hörte den Kampflärm verschwinden und spürte einige Momente später, wie Wärme mich umgab. Müde ließ ich meine Augen zufallen und gab der Müdigkeit endgültig nach.Meine Reise war zu Ende und ich war auf dem Heimweg... Das Beste hierbei war, dass Damien und ich zueinander gefunden haben und ich mich und meine Kräfte in den Griff bekommen hatte.Die Sorge um meinen Liebsten war natürlich gewaltig, aber ich spürte, dass bald Besserung einkehren würde. Mit diesen Hoffnungen schlief ich ruhig ein und seufzte noch einmal erschöpft auf.

Kap. 18: Liebe überwindet jede Grenze!

Liebe überwindet jede Grenze!

Als ich nach etlichen Stunden wieder zu mir kam, fühlte ich mich schon deutlich besser als zuvor. Noch immer etwas müde, seufzte ich und schlug langsam die Augen auf. Das helle Licht der Sonne blendete, woraufhin ich einen Arm über meine Augen legte und mich leicht wegdrehte. Jemand begrüßte mich ruhig mit: “Guten Morgen Ann. Wie geht es dir?” Ich erkannte Jack, folgte mit den Augen seiner Stimme und musste mir eingestehen, dass es irgendwie schön war ihn wiederzusehen.
“Es tut mir so Leid was passiert ist. Wäre ich nicht so ein Idiot gewesen, wäre das alles niemals passiert...” Ich drückte seine Hand und erwiderte, dass es okay sei und ich ihm verzeihen würde.Jack lächelte erleichtert und bemerkte sanft: “Ich weiß bereits, dass du und Damien jetzt... Mach dir aber keine Sorgen, ich akzeptiere es und ich bin froh, dass mein engster Freund nun endlich die Frau seiner Träume gefunden hat. Unsere Beziehung habe ich kaputtgemacht und verstehe, dass du dich jetzt für denjenigen entschieden hast, der dir schon von Anfang an, ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit vermittelt hat.”
Bevor ich antworten konnte, klopfte jemand an meiner Zimmertür, worauf kurz später meine Schwester ihren Kopf in die Tür steckte. “Gott sei Dank, du bist wach! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Erst verschwindest du fast ein Jahr lang und dann wirst du auch noch halbtot zurückgebracht!”Kathrin, meine Eltern, unsere beiden Meister und sogar Jacks Eltern betraten den Raum und gesellten sich zu mir ans Bett. Leise entschuldigte ich mich: “Es tut mir Leid, dass ich euch so viel Ärger gemacht habe...” Mein Schwesterherz nahm meine Hand und lächelte sanft.“Keine Panik, wir verstehen ja, warum du das getan hast. Eine ganz normale Reaktion würde ich sagen.” Auch die Anderen sprachen mir Mut zu und zeigten vollstes Verständnis. Jacks Eltern entschuldigten sich ebenfalls für ihr schreckliches Verhalten und bekannten sich ihrer Schuld an den ganzen Ereignissen.
Lächelnd und beruhigt sagte ich ihnen, dass ich es ihnen verzeihen würde und sie sich keine Gedanken mehr machen brauchten. Es war schon irgendwie beruhigend zu wissen, dass jetzt wieder alles normal werden würde. Wir unterhielten uns eine Weile und ich fühle mich pudelwohl. Irgendwann kam mir dann aber Damien in den Sinn und fragte deshalb unsicher: “Wo ist Damien, wie geht es ihm?” Sein Meister, Marques, erklärte leise: “Es geht ihm sehr schlecht, noch nicht einmal unsere besten und erfahrensten Heiler wissen, wie wir ihm helfen können. Er schläft fast die ganze Zeit, aber wenn er mal wach ist, fragt er immer nur nach dir... Ich denke, es wäre das Beste, wenn du zu ihm gehst, wenn du wieder fit bist!”Meine Mutter fügte aber gleich hinzu: “WENN es dir besser geht Liebes. Wir wollen nicht riskieren, dass dir auch noch etwas zustößt, wenn du dich jetzt übernimmst!”
Seufzend musste ich mich geschlagen geben und versprach mich erst einmal zu schonen. So verbrachte ich den ganzen Tag im Bett, redete mit meinen Liebsten über meine Abenteuer und alles was ich gelernt hatte und fühlte mich endlich wieder wie zu Hause.Am Abend saß ich mit meiner Schwester zusammen und erzählte ihr ein bisschen von meinem Aufenthalt in Vancouver. “Dann warst du wirklich dort? Wie geht es unseren Freunden, was hast du ihnen erzählt, gibt es irgendwas Neues?”“Naja ich habe erzählt, dass wir zwei für unbestimmte Zeit weggezogen sind und dabei sogar unsere Eltern wiedergefunden haben. Erst hielten sie mich für verrückt, da wir sie ja schließlich für tot gehalten haben und hab's deshalb als “Missverständnis” unsererseits erklärt. Jamie ist schwanger geworden!”
“Wirklich?!? Wow... Weiß ihr Freund schon davon?” Ich schüttelte den Kopf und sagte ihr, dass sie froh gewesen ist mit mir darüber reden zu können. Sie hatte Angst davor ihn einzuweihen, was ich aber auch verständlich fand. Wer würde sich in so einem jungen Alter keine Sorgen deswegen machen? “Ich habe ihr versprochen für sie da zu sein und sie jetzt wieder richtig zu unterstützen, ich hoffe Vater und Mutter können das verstehen und erlauben mir das auch. Aber zuerst muss Damien gesund werden, wenn ihm meinetwegen etwas zustößt, könnte ich mir das niemals verzeihen!” So unterhielten wir uns noch einige Stunden lang, bis wir uns entschieden ins Bett zu gehen.
Am nächsten Morgen stand ich relativ früh auf, streifte mir ein gemütliches hellblaues Kleid über und schlich in Damiens Zimmer. Glücklicherweise war er in unserem Gästezimmer untergebracht worden, was es mir deutlich leichter machte. Als ich sah, wie schrecklich bleich und schwach er war, wurde mir richtig schlecht. Seine Wunden waren wirklich schlimm, die Vorstellung, dass diese Mistkerle ihn gefoltert und mit irgendwelchen scharfen Gegenständen malträtiert hatten, machte mir richtig Angst. Ich setzte mich an sein Bett und nahm seine schwache Hand. Er schien meine Berührung sofort zu spüren und drückte sanft meine Hand. Damien schlug die Augen auf und als er mich erspähte, wurde sein Blick sofort ganz weich. Traurig flüsterte ich: “Hey... Es tut mir so Leid, es ist alles meine Schuld... Wie geht es dir?” Mein Liebster hustete stark und flüsterte heiser: “Ann, du bist wohlauf! Bin ich erleichtert... Gib dir nicht die Schuld mein Engel. Wir hatten nicht damit rechnen können!”
Mir brach es das Herz ihn so zu sehen und ich versprach ihm, ihm niemals von der Seite zu weichen und alles Mögliche zu tun, was in meiner Macht stand um ihm zu helfen.Stunden und letztendlich sogar Tage verstrichen an denen ich mich liebevoll um ihn kümmerte, indem ich ihn fütterte, mit Tee versorgte und seine vielen Wunden verpflegte. Knapp zwei Wochen später wachte ich bereits 2:45 Uhr in der Nacht auf, was mich geweckt hatte wusste ich nicht. Verwirrt schaute ich auf und sah mich um. Mein Gefühl verriet mir, dass irgendwas nicht stimmte, und ich sah zu meinem Liebsten.Zaghaft berührte ich ihn, knipste die kleine Nachttischlampe an und als ich sah, dass er mit vollkommen leblosen Augen an die Decke starrte, wurde ich richtig blass.
Ich hatte auf meiner Reise gelernt und sogar gesehen, dass bei sterbenden Engeln, die Augenfarbe in pures schwarz wandelte, was ein Indiz dafür war, dass das Licht sie langsam verließ. Vollkommen schockiert und erbleicht sah ich auf meinen sterbenden Schatz und dachte verzweifelt darüber nach, wie ich ihm noch helfen könnte. Angsterfüll rüttelte ich an ihm und flehte: “Damien, bitte sag etwas, wach auf! Verlass mich jetzt nicht einfach!”Er blinzelte kurz, schaute zu mir rüber und flüsterte: “Ann - Es tut mir Leid... Ich liebe dich von ganzem Herzen...” Mit tränenden Augen wisperte ich: “Ich liebe dich auch Schatz... Gib nicht auf, bitte! Irgendwie werde ich dich retten!” Er schloss wieder die Augen und als ich ihm die Decke wegriss, konnte ich ein seltsames, dunkles Schimmern unter einem der Verbände an seiner Brust sehen. Ängstlich entfernte ich diesen und konnte die Ursache des Übels sehen. Eine tiefe Schnittwunde war von einem dunklen Schein überzogen und schien sogar zu pulsieren.
Vorsichtig legte ich meine Hände über die Wunde, schloss die Augen und konzentrierte mich. Während ich tief ein-und ausatmete, ließ ich meine Energie durch meinen Körper strömen und lenkte es zu meinen Händen. Als ich die Wärme meines Lichtes an meinen Fingerkuppen spürte, setzte ich alles daran um diese fatale und möglicherweise auch weitere Wunden zu heilen. Nach einigen Augenblicken spürte ich ein unglaubliches Stechen in Kopf und Herz. Dass Heilen mir je nach Grad der Verletzung mir auch gewisse Schmerzen zufügte, wusste ich, aber das hier war schlimmer als jemals zuvor und ich habe auf meiner Reise und hier in Sylena auch schon Wunden geheilt! Trotzdem riss ich mich zusammen und versuchte weiter zu machen. Irgendwann drohten meine Kräfte mich zu verlassen, aber ich konnte mir ein Versagen nicht erlauben, da es um die Liebe meines Lebens ging!


Irgendwann hörte ich ein sanftes Flüstern in meinem Kopf, welches mir sagte: “Ann Berry... Hab keine Angst vor dem Tod! Du bist die Einzige, die die Macht besitzt im Reich der Toten zu wandeln und verlorene Seelen zurückzuholen. Nur du kannst den Tod derjenigen verhindern, die ein reines Herz besitzen! Leg dich zu ihm, und versuche zu schlafen, ich werde dich heut Nacht in jenes Reich holen und dich lehren, wie du das selbst tun kannst!” Unsicher hörte ich auf die Stimme des Mannes und legte mich zu ihm. Kurz nachdem ich die Augen geschlossen und eingeschlafen war, wurde ich auf einer Art Feld wieder wach. Es wehte ein leichter Wind, hohes Gras wiegte leicht in ihm und nicht weit von hier, standen ein paar dünne Bäume.
“Wo bin ich und wie kann ich meinen Liebsten retten?” Als ich Schritte hinter mir hörte, spitzte ich die Ohren, drehte mich sofort um und konnte einen jungen Mann auf mich zugehen sehen. “Mach dir keine Sorgen Ann. Ich bin hier um dir zu helfen!“Ruhig fragte ich ihn: “Wer seid Ihr, Herr?” Höflich verneigte er sich vor mir und stellte sich als Royce Phernetton vor.“Ich war einst der Geliebte Aireenas, aber bestimmte Umstände haben mich in diese, nennen wir es Zwischenwelt gesandt, um verirrte Engel und Menschen zu führen. Es ist fast schon Schicksal, dass du jetzt hier bist. Lernen hättest du es sowieso müssen, aber diese Umstände ziehen die Sache ein bisschen vor.”
Nachdenklich nickte ich und fragte ihm, was ich hier tun könnte und was er von mir wollte. Da erklärte er mir, dass ich hier irgendwo Damien finden könnte und auch musste, wenn ich ihn retten wollte. Da er im sterben lag, irrte seine Seele hier umher und würde für immer hier gefangen bleiben, wenn ich ihn nicht erreichen würde. Wehrlos und verwirrt stapfte er durch diese graue Welt, in der Hoffnung sein Licht wiederzufinden. In diesem Falle, war ich diejenige die ihn mit zurücknehmen könnte.“Aber wie soll ich ihn hier finden? Dieser Ort ist doch bestimmt riesig!”“Nur mit der Ruhe, du kannst ihn mit deiner Begabung ein wenig führen. Nimm das hier, es wird dir helfen, dich zu verteidigen, da in diesem Reich deine Macht keine Wirkung hat. Aber das Licht ist hier ja auch nur dein persönlicher optischer Helfer."
Royce gab mir ein hübsches Medaillon mit einer Art Knopf oder so. Neugierig strich ich über das hübsch verzierte ovale Schmuckstück und mit meiner Berührung auf diese knopfartige Fläche glühte es kurz auf und formte sich in meinen Händen zu einem unglaublichen Einhandschwert! Es hatte einen weißen mit schönen Windungen verzierten Schwertgriff und hatte eine helle Klinge, welche von einer goldenen Aura umzogen war. “Cool... Aber braucht Ihr das nicht? Vielen Dank!”Lächelnd erwiderte er: “Ich benötige es nicht, mir kann hier nichts passieren. Du musst auf dich aufpassen. Auch wenn das hier eine Welt zwischen Leben und Tod ist, lauern hier doch einige Gefahren, Wesen, welche nach der Kraft von noch Lebenden zehren. Vor denen kannst du dich so wehren.”
Also ließ ich dieses heiße Accessoire wieder zur Kette werden, da jener Knopf nun am Ende des Schwertgriffes saß. Bevor ich loslief, wünschte er mir noch viel Glück und versprach mir, alles zu erklären, wenn ich meine Mission erfüllt hatte.Mit einer bestimmten Gewissheit begab ich mich auf die Suche nach meinem Damien. Während ich über endlose Steppen lief und die ganze Zeit ein Licht hell über mir leuchten ließ, folgte ich meinem Gefühl und hoffte ihn bald zu finden. Die Vorstellung, dass er irgendwo verirrt umher stolperte, machte mir große Angst und ich wünschte mir umso mehr ihn schnellstmöglich zu finden.
Schließlich hörte ich ein seltsames Geräusch von einer relativ großen Ruine, nicht weit weg von mir, erklingen. Als ich näher kam, ertönte ein schmerzvolles Keuchen und Stöhnen und ich beschleunigte meine Schritte sofort, da mir diese Laute, wenn auch in anderem Zusammenhang, was mich etwas erröten ließ, sehr bekannt vorkamen.Sicherheitshalber zog ich mein neues Schwert und pirschte versteckt an der Ruine entlang. Aus der Deckung konnte ich meinen Liebsten am Boden ausmachen und er versuchte sich verzweifelt gegen ein undefinierbares Monstrum zu wehren. Was auch immer es war - es war ziemlich groß, schien eine spitze Schnauze zu haben und hatte schwarzes, kurzes, borstiges Fell.
“Hey du! Nimm sofort deine Pfoten von ihm, du Monster!” Das Vieh wandte sich sofort mir zu und ich machte mich bereit. Ich parierte seine Angriffe, schlug ein paar Mal zurück und schaffte es damit, das Ding zu verjagen. Als ich mir sicher war, dass wir allein waren, lief ich zu meinem Schatz und berührte ihn sanft. Erschrocken zuckte er zusammen und flehte: “Bitte tu mir nichts!” Vorsichtig drehte ich ihn auf den Rücken und flüsterte: “Hab keine Angst Damien... Ich bin es - Ann!”Augenblicklich wurde er ruhiger, schaute mich einen Moment lang schweigend an und ließ sich von mir aufhelfen und umarmen. 
Irgendwie war es unheimlich süß, wie er sich an mich schmiegte und schließlich flüsterte er: “Bist du etwa auch nicht mehr am Leben? Nur mit dem Gewissen, dass du gesund und glücklich bist, könnte ich beruhigt die Welt verlassen!”“Nein Damien... Würde ich dich verlieren, wollte ich nicht mehr leben! Hätte ich dieses Biest nicht aufgehalten, wärst du wirklich verloren gewesen, aber jemand namens Royce hatte mir gesagt, dass nur ich in dieser Zwischenwelt wandeln kann, um den Tod abzuwenden. Und so bin ich hier...” Aber wie es nun weitergehen beziehungsweise wir zurück in unsere Welt kämen, wusste ich nicht. Da hörte ich diesen Mann wieder zu mir sprechen, auch wenn er gerade nirgends zu sehen war.
“Das hast du gut gemacht! Du erinnerst dich doch sicherlich an das Amulett, welches deine Eltern dir zu deinem 14. Geburtstag geschenkt haben, oder? Dies ist ein Geschenk meiner Liebsten, welches dir dieses Reisen ermöglicht. Zudem schützt es auch vor dunklen Kräften und solchen Dingen. Wenn du dich konzentrierst und wünscht hierher zurückzukehren, muss erst einmal jemand im sterben liegen oder todkrank sein. Wenn du dann bei ihm bist und mithilfe des Anhängers ein imaginäres Tor öffnest, indem du dich in Trance versetzt und deine Kräfte verbindest, kannst du zwischen diesen Welten hin- und herreisen. 
Einen bestimmten Spruch oder Ähnliches gibt es nicht, nur dein Wille und anfangs der Anhänger sind der Schlüssel. Du machst das gleiche, wie wenn du ein ganz gewöhnliches Portal öffnest, nur dass du dies nicht formen musst und es im Kopf passiert. Das du dich hinlegen solltest, war einfach nur des Komforts wegen. Versuche es einfach mal, du lernst es nur, wenn du probierst!”
Ich nickte um diese Flut an Informationen erst einmal zu verarbeiten und fing dann schließlich an, im Geiste ein Portal zu formen. Dabei ging ich, wie bei einem Normalen vor: Ich führte mir mein Ziel und die Umstände vor Augen, mit wem ich Reisen wollte und was der Grund dafür war. Hierbei handelte es sich schlicht um die Rettung meines Geliebten vom Tod und dass wir zurück in die Welt der Lebenden zurückkehren wollten, um genau zu sein, in unsere schlummernden Körper. Kurz darauf spürte ich eine gewisse Wärme um mich herum und als ich wenige Herzschläge später die Augen aufschlug, lag ich an Damiens Seite.


Wir sahen einander in die Augen und ich musste sofort lächeln. “Du hast mir das Leben gerettet mein Engel... Dass du dazu in der Lage bist, macht dich wirklich zu etwas ganz Besonderem. Ich liebe dich!” Zärtlich erwiderte ich: “Meine Liebe zu dir ist größer als alles auf der Welt. Unsere Verbundenheit trotzt selbst dem Tod!” Sanft strich er mir über die Wange, strahlte vor Glück und beugte sich schließlich vorsichtig über mich. Frech drückte er mich in die Kissen und fing an mich leidenschaftlich zu küssen. Während seine Küsse langsam meinen Hals hinab wanderten, strich ich ihm durchs Haar und seufzte.
Nach kurzer Zeit, heißen Küssen und zärtlichen Streicheleinheiten, öffnete er den Verschluss meines leichten Kleides und grinste mich mit lustvollem Blick an. Dass er auch mich wahnsinnig machte, war kein Geheimnis und ich genoss seine Hände an meinem Körper. Wir verwöhnten und verführten einander, bis wir an einem Punkt angelangen, an dem es kein zurück mehr gab. Es erinnerte mich an unsere erste Nacht, war aber doch irgendwie aufregender, da wir bereits wussten, was uns gefiel. So verbrachten wir noch ein paar schöne, heiße Stunden bis uns der Sonnenaufgang entgegen strahlte.

Kap. 19: Kleine Wunder und Freuden

Kleine Wunder und Freuden

Mit einem breiten Lächeln wachte ich am nächsten Morgen auf. Damien hielt mich noch sanft im Arm und hatte seinen Kopf an mein Haar gelehnt. Ein bisschen verlegen machte es mich ja schon, dass wir uns wieder so nah gekommen waren und noch viel peinlicher war ja, dass meine Familie was davon mitbekommen haben könnte... Nichts destotrotz war es wundervoll gewesen: Damiens Liebe und Leidenschaft verliehen ihm mehr Menschlichkeit als er sich vorstellen könnte und ich konnte nun bestens nachvollziehen, was meine Mutter damit gemeint hatte, als sie mir vor langer Zeit vorgeschwärmt hatte, wie atemberaubend eine Nacht mit einem Engel sein konnte. Als mein Liebster wach wurde, streckte er sich ein wenig und mir fuhr ein wohliges Schaudern über den Rücken, da wir so nah bei einander lagen. Er fuhr mir sanft durchs Haar und flüsterte lächelnd: “Guten Morgen mein Schatz!”
“Guten Morgen Damien... Ich bin so froh, dass es dir gut geht!” Darauf entfuhr ihm ein leises Lachen und er hauchte mir ins Ohr: “Ich bin auch sehr erleichtert. Du hättest mir furchtbar gefehlt Ann. Und ich kann mir ja wohl kaum unsere schönen Nächte vorenthalten lassen!”Da konnte ich mir ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen, worauf er mich leicht zwickte und zärtlich küsste. Schließlich wurden wir in unseren Zärtlichkeiten von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Ich hörte meine Schwester fragen: “Dürfen wir reinkommen oder ist es gerade unpassend?” Verlegen entfernte ich mich etwas von ihm und rief: “Ä-Ähm einen Moment bitte!”Schnell streifte wir uns unsere Klamotten wieder über und erfrischten uns etwas mit der Wasserschüssel in seinem Zimmer und setzten uns zurück aufs Bett, bevor ich Kathrin rein ließ.
Etwas verlegen bürstete ich meine Haare, schmunzelte, da auch Damien seine verwuschelten, längeren, blonden Haare versuchte irgendwie zu richten. Kathrin, Lucy und unsere beiden Eltern betraten das Zimmer, unsere beiden Schwestern schienen ziemlich amüsiert zu sein und wir lächelten glücklich. Als Marianne bemerkte, dass ihr Sohn wohlauf war, rief sie erleichtert: “Dir geht es gut! Wir hatten große Angst dich zu verlieren, da nichts dir zu helfen schien!”Damien erwiderte: “Ann hat mir das Leben gerettet... In der Nacht ist mir schwarz vor Augen geworden und egal wie sehr ich mich bemüht habe, ich konnte nichts mehr sehen.”Die Anderen erbleichten und waren vollkommen schockiert, weshalb ich ihnen ruhig von den Geschehnissen berichtete und für viel Erstaunen sorgte.
Mein Vater lobte mich sanft: “Auf dich kann man wirklich nur Stolz sein Ann. Dass du zu so etwas in der Lage bist, ist wirklich erstaunlich. Ich würde sagen, dass ich die liebsten Töchter der Welt habe und wirklich Stolz auf alle Beide sein kann!”Lucy meinte lächelnd: “Ich hab ja schon ganz am Anfang gesagt, dass sie etwas ganz Besonderes ist UND dass sie und mein Bruder für einander bestimmt sein müssen! So verlegen wie die zwei Süßen hier sind, möchte ich gar nicht fragen, weshalb wir vor der Tür kurz warten mussten!” Frech kicherte sie, worauf Damien und ich richtig rot wurden. Mutter tätschelte meinen Kopf und ermunterte mich liebevoll: “Ach hör nicht auf sie Liebes. So ist das halt, wenn man Hals über Kopf so glücklich verliebt ist. Ich freue mich für euch beide und ich bin mir sicher, dass Damien ein wundervoller Freund für dich ist und dass ihr sehr glücklich zusammen werdet.”
Wir unterhielten uns eine Weile über meine kleine Reise in dieses merkwürdige Reich und mein Vater machte mir das Angebot einmal mit dem Rat über alles zu reden, damit auch sie wussten, welches Potenzial in mir steckte. Schließlich gingen wir gemeinsam nach unten um zusammen ausgiebig zu frühstücken. Vorher schlüpften Damien und ich, getrennt, unter die Dusche um uns von unserer Nacht zu erfrischen. Als wir uns zu ihnen an den Tisch setzten, fühlte ich mich wieder richtig zu Hause, da es schon etwas länger her war, dass wir als Familie zusammen gegessen hatten. Ich weiß nicht warum, aber solche kleinen Dinge waren die, die ich persönlich brauchte und mir in meiner Familie wünschte.
Wie immer war der Tisch recht üppig gedeckt: Pfannkuchen, Toast, Cornflakes, Obst und Gemüse, Ei und ein bisschen was Süßes beispielsweise Croissant oder Sirup und heiße Schokolade.Während ich mir ein paar Pfannkuchen nahm, fragte ich meine Mutter lächelnd: "Mom? Kann ich dann später mit dir über ein paar Sachen reden?" Ein wenig verblüfft nickte sie und sagte mir zu und dass sie immer ein Ohr für mich haben würde.George fragte etwas misstrauisch: "Gibt es irgendwas, das mir Sorge bereiten sollte, Ann?"Ich konnte mir schon vorstellen, was er nun vermutete und schüttelte grinsend den Kopf."Es ist nichts Ernstes Dad. Nur ein kleines Gespräch unter Frauen."
"Oje, Oje, das kann ja was werden. Ich denke ich halte mich da lieber raus!"Was der wohl gedacht haben muss... So sind halt Väter. Mir war sein kurzer Blick in Richtung Damien aufgefallen und fragte mich ob er wohl geglaubt hatte, dass ich schwanger oder verlobt sei mit meinem Schatz. Lächelnd machte ich mich über mein Frühstück her und half danach mit beim Aufräumen. Die Jonsons nahmen erst einmal Damien in Beschlag, da er uns wirklich alle in große Sorge versetzt hatte und es war nur allzu verständlich, dass sie jetzt Zeit als Familie verbringen wollte. Er küsste mich sanft zum Abschied und bedankte sich noch einmal bei mir, bevor er mit ihnen wegging. Kathrin beschäftigte sich mit unserem Vater, da sie sehr neugierig auf seine Arbeit und diese Welt war und möglichst viel darüber erfahren wollte, weshalb sie auch mit ihm gemeinsam forschte.
Nachdem wieder Ordnung herrschte, setzte ich mich mit Samantha ins Wohnzimmer, nahm mir ein Glas Wasser und überlegte, wie ich wohl anfangen sollte."Was hast du denn auf dem Herzen Liebling?", fragte sie mich. Ich überlegte einen Moment lang und erzählte schließlich: "Naja, weißt du, ich würde gern mehr über dich und Vater erfahren. Wie es bei euch angefangen hat, wann es zwischen euch gefunkt hatte und wie du reagiert hattest, als er dir hiervon berichtete."Ein bisschen Erleichterung leuchtete in ihren Augen auf, sie nahm liebevoll meine Hände und begann zu erzählen.
"Es war eigentlich ein Zufall, dass dein Vater und ich aufeinander getroffen haben. Ich war damals beim Studieren in unserer großen Bibliothek als plötzlich ein großes Feuer ausgebrochen ist. Damals habe ich noch nicht gewusst das Erzengel Unruhe gestiftet hatten, weil es einige sehr alte Bücher gab, die sie hatten stehlen wollen. Für uns waren das nur Legenden und spannende Geschichten, aber für sie waren es oft Bruchstücke um in Sylena Druck und Chaos zu verursachen.Bei meiner Flucht ist ein Stück der Decke samt Pfeiler zusammen gebrochen und hat mich eingequetscht. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich riesen Angst hatte und irgendwann vom Rauch bewusstlos geworden bin. George war derjenige, der mich aus den Trümmern befreite und in Sicherheit brachte. Im Normalfalle wäre ich an den schweren Verletzungen und einer Rauchvergiftung gestorben aber er hat alles daran gesetzt mich am Leben zu erhalten. Als ich wieder zu mir gekommen bin, war es für mich Liebe auf den ersten Blick - Ich habe ihn gesehen und sofort gespürt, dass unser Zusammentreffen Schicksal war."
Sie pausierte einen Moment um mich das erstmal verdauen zu lassen und als ich nickte fuhr sie fort. "Von da an haben wir öfters Zeit miteinander verbracht und haben dabei festgestellt wie ähnlich wir uns waren und ich hab mich über beide Ohren verliebt. Meine Eltern fanden es am Anfang übrigens gar nicht gut, dass ich mit so einem "wilden Kerl" die Zukunft verbringen wollte und dein Vater hat auch eine ganze Weile gebraucht, bis sie gesehen und akzeptiert hatten, was für ein lieber Kerl er doch ist. Als wir uns ein paar Jahre darauf entschieden hatten zu heiraten, hat er angefangen mich in seine Welt und Arbeit einzuweihen und ich hab ihn anfangs ehrlich gesagt, für übergeschnappt gehalten. Ich habe verlangt, dass er aufhören soll so rumzuspinnen und mir lieber gleich zu sagen, wenn er eine Andere kennengelernt hatte, weil ich wirklich damit gerechnet hatte.”
Neugierig unterbrach ich sie: “Hast du ihm wirklich zugetraut, dass er dich betrügen könnte?”Mutter schüttelte den Kopf und sagte: “Eigentlich nicht, ich denke ich hatte einfach nur Angst ihn zu verlieren. Es ist mir schwer gefallen das zu glauben, aber mit der Zeit habe ich ihn verstanden. Er hat mir seine Heimat auch gezeigt um zu beweisen, dass er die Wahrheit sagt.Und dann kamen schließlich unsere traumhafte Hochzeit und ihr beiden Mäuse. Warum fragst du eigentlich Schatz?”Verlegen spielte ich mit einer Locke und gestand: “Ich war nur neugierig und wollte ein bisschen mit Damien und mir vergleichen. Denkst du, dass wir genauso glücklich werden können wie ihr?”
Liebevoll berührte sie meine Wange und flüsterte: “Ich bin mir sicher, dass ihr eine wundervolle Beziehung führen werdet. Damien ist ein fürsorglicher Mensch, der Niemanden im Regen stehen lässt. Und er liebt dich wirklich, man sieht es ihm richtig an, wenn er zu dir schaut oder bei dir ist.” Darauf musste ich lächeln, da es mich riesig freute, das von ihr zu hören. Noch nie bin ich so verliebt gewesen... Damien war schon zu Beginn der absolute Traummann für mich und es gab einfach nichts an ihm, was ich nicht liebe. Ich fragte meine Mutter noch ein bisschen weiter auf, bis ich dann irgendwann nach draußen ging, um mir mal ein bisschen die Beine zu vertreten. Verliebt ließ ich einige Tage vergehen, ging nun auch öfters mit meiner Familie raus und hatte eine richtig schöne Zeit.
Damien zeigte mir mit süßen, kleinen Gesten wie Rosen, Schokolade, Massagen, schöne Spaziergänge und ähnliche Aktionen, wie wichtig ich ihm war und wie sehr er mich liebte. Er verwöhnte mich nach Strich und Faden und ich versuchte ihm deshalb möglichst viele, ebenbürtige Liebesbeweise zu erbringen. Die anderen fanden es ziemlich süß, wie wir uns gegenseitig glücklich machten und es war auch für uns beide traumhaft schön. Im Laufe der nächsten Wochen merkte ich, wie sich ein mir persönlich unsympathisches Mädchen an ihn ranmachte. Er selbst schien davon nichts zu merken, mit der Begründung, dass er nur Augen für mich hatte und keine Andere ihn jemals so sehr berühren könnte wie ich.Trotzdem machte ich mir Sorgen, dass sie unsere Beziehung irgendwie kaputtmachen könnte.Aber meine Schwester ermutigte mich damit, dass er mich niemals betrügen würde und ich das Mädchen einfach ignorieren sollte.

Kap. 20: Vertrauen

Vertrauen


Damien und ich waren nun schon knapp sieben Monate ein Paar und einfach nur wunschlos glücklich. Das einzige was mir in den letzten zwei Monaten aufgefallen war, war dass dieses blöde Mädchen immer noch nicht aufgegeben hatte, sich in sein Herz zu schleichen und in unsere Beziehung einzumischen. Am schlimmsten hierbei war, dass sie eine Freundin meines Liebsten war und er nicht der Meinung war wie ich, da auch sie ihm eingeredet hatte, so etwas niemals zu tun, da er ihr als Kumpel schließlich wichtig war. Es machte mir zu schaffen, dass wir deswegen in letzter Zeit ständig stritten, da er auch nicht einsehen wollte, was mich beschäftigte.Damit er mal darüber nachdachte, zog ich mich ein wenig nach Vancouver zurück um meine hochschwangere beste Freundin zu unterstützen.
“Das ist echt blöd, dass dein Freund sich von diesem Weib um den Finger wickeln lässt! Ich will gar nicht wissen, was passieren muss, damit er checkt, was er mit dir macht!”Wir saßen zusammen vorm Fernseher, in warme Decken eingekuschelt, und schauten uns mit ihrem Freund, Eric Huskins, einem schwarzhaarigen, groß gewachsenen Typen mit grünen Augen, schmalen Lippen und einem lässigen Look, einen lustigen Film an. Er war ein guter Kerl, treu wie eh und je und er stand zu seiner schwangeren Freundin, was ich echt toll fand.Er meinte darauf: "Dem stimme ich auf jeden Fall zu. Ich find es selbstverständlich, wenn die zwei so nah zueinander stehen, dass du dir Sorgen machst und dich missverstanden und allein gelassen fühlst. So ein Idiot!"
Ruhig seufzte ich und erwiderte: "Ich hoffe er merkt jetzt, dass er was falsch macht... Aber lasst uns heute nicht über meine Beziehung reden! Wie stellt ihr euch die Sache mit dem Baby vor? Gibt‘s schon Pläne wie ihr das angehen wollt?"Jamie strich sich über die Bauch und schwärmte: "Also ich bin dann erstmal 'n Jahr lang freigestellt, Schule hab ich zum Glück ja jetzt beendet. Mein neuer Chef ist auch total verständnisvoll und hat mir zugesagt, dass ich meine Stelle behalten kann. Eric hat sich als Kellner in 'nem guten Restaurant einstellen lassen, wo echt gut gezahlt wird und wir alles mit meistern können. Das Kinderzimmer haben wir letzte Woche fertig bekommen, hast du ja schon gesehen, und am Anfang lassen wir unseren Schatz bei uns im Schlafzimmer in seinem Bettchen schlafen, dann müssen wir nicht so weit, wenn was ist."
Die beiden instruierten mich in ihre gut durchdachten Zukunftspläne und ich spürte, wie eine leichte Eifersucht in mir aufflammte. Wir könnten es jetzt auch so schön haben... Vielleicht noch nicht mit Nachwuchs, aber allgemein zusammen als Paar...Aber ich wollte im Moment nicht über so etwas nachdenken, da ich einfach nur ein bisschen ausspannen wollte, vom Beziehungsstress und den Sorgen, die mich in letzter Zeit so belasteten. Ich fand es echt lieb, wie mich die Zwei mich mit einbezogen und ablenkten und konnte für 3 Wochen allen Kummer vergessen.Ich versprach meiner besten Freundin noch vor der Geburt einen Besuch abzustatten um ihr beizustehen und öffnete mir heimlich ein Portal nach Sylena.
Das Gefühl wieder zurück zu sein, war wirklich schön, da auch meine Sehnsucht nach Damien richtig groß war. Noch nie habe ich jemandes Nähe so sehr vermisst und ich wollte einfach nur noch zu meinem Schatz, mich entschuldigen und ihm mitteilen, dass ich von nun an nicht mehr so misstrauisch sein würde.Meine Eltern hatten uns ein kleines, gemütliches Haus nebenan zur Verfügung gestellt, ein kleines Geschenk meines Vaters, da es einst sein Vater ihnen überlassen hatte. Als sie im Krieg aber getötet worden sind, haben George und Samantha beide Häuser übernommen und hatten sich ausgemacht, dass sie ihrem Kind oder Kindern das Selbe schenken wollten.
Aufgeregt schloss ich die Tür auf und schaute kurz in einige Zimmer um zu checken ob er auch zu Hause war. Als ich einen Blick in unser Schlafzimmer warf, sah ich ihn auf dem Bett sitzen, den Kopf in die Hände gestemmt. Sofort schaute er zu mir auf und als er mich sah, erhellte sich seine Miene sofort, er sprang auf und zog mich fest an seine Brust. “Endlich bist du wieder bei mir Ann... Es tut mir so Leid, dass ich so viel Streit zwischen uns verursacht habe! Du hast mir wirklich gefehlt Schatz... Ich verspreche dir von nun an mehr auf dich einzugehen! Ich liebe dich Ann...”Glücklich schmiegte ich mich in seine Arme und gestand: “Keine Sorge Damien, ich wollte mich bei dir auch entschuldigen. Ich hätte nicht so eifersüchtig sein sollen, das war blöd von mir.”Er strich mir über die Wange, beugte sich zu mir hinab und flüsterte, bevor er mich zärtlich küsste: “Für Nichts und Niemanden auf der Welt würde ich dich verlassen oder betrügen Ann.” Ich legte meine Arme sanft um seinen Hals und gab mich dem schönen, langen Kuss hin. Wir lächelten uns an und gingen schließlich zusammen in den Garten. Diesen teilten wir mit meiner Familie, da unser Häuschen quasi im Hinterhof stand.
Als wir uns zusammen auf einer Decke im Gras lagen um uns zu sonnen, fragte Damien mich, wie mein Aufenthalt in Vancouver so gewesen sei und ich erzählte ihm lächelnd: “Es war wirklich schön, ich habe viel mit Jamie zusammen unternommen, natürlich nichts all zu Anstrengendes, da sie ja bald ihr Baby bekommt. Jamie und Eric haben mich in ihre großen Zukunftspläne eingeweiht und es ist echt süß, wie genau sie sich auf alles Mögliche vorbereitet haben. Sonst hab ich auch viel mit meinen anderen Freunden unternommen und es war richtig lustig und schön mal wieder bisschen wegzugehen abends.”
Kathrin und Lucy gesellten sich zu uns und meine Schwester fragte neugierig: “Und? Wie war‘s und wie gehts Jamie und den Anderen?”Lächelnd erzählte ich ihnen von meinen Erlebnissen, schwärmte ein bisschen von Jamie und Eric und schwelgte in Erinnerungen.Lucy meinte frech: “Na dann weißt du ja, was du zu tun hast Bruderherz! Ich fände Tante werden ja schon cool!” Verlegen errötete ich und stammelte: “So meinte ich das gar nicht... Du bist doch doof...”Sie kicherte nur und auch Kathy war sichtlich amüsiert, was Damien und mich total verlegen machte. Aber ich nahm mir vor, mir von den Beiden nichts einreden zu lassen und seufzte leise.
Damien küsste mich auf die Wange und flüsterte mir ins Ohr: “Lass sie doch reden, sie wissen ja gar nicht wie das ist! Ich liebe dich Ann.” Zärtlich fuhr er mit seinen Lippen hinab zu meinen und umfasste mich sanft. Wir schmunzelten beide während des Kusses und machten uns nicht daraus, dass sie uns beobachteten. Es war ein unglaublich schönes Gefühl seine Liebkosungen wieder zu spüren und ihm so nah zu sein. Kathrin meinte ruhig: “Ich finde es toll, dass ihr zusammen seid. Ihr seid so süß zusammen!” Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Kathrin, Lucinda und Damien mit Spaziergängen, einem gemütlichen Picknick, welchem später auch noch Delsin und Jack Gesellschaft leisteten.
Als es dann langsam anfing zu dämmern, konnte ich hören wie Delsin meine Schwester fragte, ob sie sich kurz mal allein unterhalten könnten. Weil ich doch neugierig war, schlich ich ihnen nach und versteckte mich hinter einem großen Baum. Ich hörte Kathy fragen: “Was gibt es denn Delsin?” Er kratzte sich schüchtern am Hinterkopf und stammelte: “Kathrin ich... Ich muss dir etwas sagen...” Schmunzelnd sah ich, wie rot er geworden ist und kurz verstummte bevor er mit der Sprache heraus rückte.“Ich bin verliebt in dich Kathrin! Am Anfang, als wir uns das erste Mal gesehen haben, fand ich dich irgendwie seltsam, ich kann dir aber nicht wirklich erklären warum. Aber jetzt muss ich ständig an dich denken, du erscheinst oft in meinen Träumen und ich muss immer lächeln, wenn wir Zeit miteinander verbringen!”
Wie süß das doch war - Da machte er meiner kleinen Schwester doch tatsächlich ein Liebesgeständnis! Sie war richtig rot geworden und ihr war anzusehen, dass sie sich wirklich freute.“Delsin... Das ist wirklich süß von dir. Ich muss gestehen, dass ich dich auch sehr gern habe...” Die zwei Verliebten stammelten schüchterne Liebeserklärungen und irgendwann konnte ich beobachten, wie er ihre Wange berührte und ihr einen ganz süßen Kuss gab. Da ich den Beiden ihren Moment lassen wollte, ging ich zu den Anderen zurück und erzählte ihnen leise, was ich gerade gesehen hatte. Nach diesem schönen Ausflug zogen wir uns zu Hause in unser Häuschen zurück und gaben uns unserer Leidenschaft hin. Nachdem wir uns lustvoll geliebt hatten, strich er mir zärtlich über den Rücken und küsste mich zärtlich auf die Stirn.“Ich liebe dich mein Schatz”, hauchte er mir erschöpft zu, worauf ich ihm zuflüsterte, dass ich ihn noch viel mehr lieben würde.
So vergingen drei Wochen in denen ich fleißig im Unterricht mitarbeitete, mit meinen Freunden abhing und meinem Liebsten mehr Vertrauen und Freiraum schenkte. Ich hatte ihm ja versprochen nicht mehr so eifersüchtig zu sein und versuchte nicht mehr so misstrauisch zu wirken, auch wenn ich mir immer noch sicher war, dass sie was von ihm wollte... An einem Nachmittag saß ich mit Kathrin in der Bibliothek und stellte ein paar Recherchen über die Engel und deren Leben an. Ich hatte Damien auch gesagt, dass ich dann zurück nach Vancouver gehen würde, da es bei Jamie bald soweit sein müsste und ich ihr in den letzten Tagen oder Stunden unbedingt beistehen wollte.Ruhig fragte ich Kathrin: “Sag mal, was machst du heute eigentlich noch?” Sie errötete und gestand leise: “Ich wollte heute Abend zu Delsin gehen... Er will mich seiner Familie vorstellen... Meinst du ich kann so gehen?”
Grinsend erwiderte ich: “Aber macht ja keinen Blödsinn, du bist erst 15! Aber klar kannst du so gehen, du siehst ganz süß aus.”“Ich bin ja nicht du, Schwesterherz! Vielen Dank... Du gehst ja dann zu Jamie, richtest du ihr liebe Grüße aus?” Mit einem Nicken bestätigte ich und fühlte mich daran erinnert, dass sie es mir ein bisschen übel nahm, dass ich an ihrem Geburtstag noch auf meiner Reise gewesen bin. Gegen Abend begleitete ich meine Schwester noch zu ihm und stattete Nessa noch einen Besuch ab. Wir umarmten uns zur Begrüßung und setzten uns noch für etwa zwei Stunden zusammen. Ich bat sie ein Auge auf diese blöde Jass zu haben, weil ich ihr wahrscheinlich auch in einigen Jahren kein bisschen vertrauen würde.
Relativ zuversichtlich verabschiedete ich mich von ihr und machte mich auf den Weg. Spontan entschied ich mich noch einmal bei Damien vorbei zu schauen um mich noch einmal richtig zu verabschieden. Zu Hause angekommen, sah ich Licht im Schlafzimmer brennen und ging davon aus, dass er sich schlafen legen wollte. Als ich einen Blick in unser kleines Liebesnest warf, blieb mir fast das Herz stehen und ich musste nach Luft schnappen. Der Anblick, der sich mir bot, brach mir das Herz - diese Jass saß mit offener Bluse auf dem Schoß meines Liebsten, sein Hemd hing über der Bettkante und die zwei widmeten sich einem heißen, lustvollen Kuss. Zu sehen, wie sie die Arme um ihn schlang und ihm ihre Brüste präsentierte, brachte mein Blut zum Kochen und tiefster Hass stieg in mir auf.
Meine Fäuste glühten, ich stürmte auf sie zu und zerrte das Miststück an den Haaren von ihm runter. Mir war scheißegal, dass ich ihr weh tat und ihr dunkle Stöße, durch den festen Griff und meinen Hass, in den Körper jagte und hoffte sogar, dass es ihr möglichst starke Schmerzen zufügte. Sie verpasste mir irgendwie einen Tritt und ich war erstaunt und entsetzt zu gleich, wie stark sie war, und stieß mit dem Kopf gegen eine Kommode.Jass rief erschrocken: “Du bist doch irre! Dabei hatte ich ihn schon fast im Bett!”Hasserfüllt schrie ich sie an: “Verpiss dich endlich, du widerliche Schlampe oder ich bring dich um!” Ich folgte ihr mit den Augen als sie ihren Kram aufsammelte und jagte ihr noch einen Schattensplitter hinterher und traf sie an der Schulter. So wütend bin ich noch nie gewesen und es schockte mich schon ein bisschen, dass so viel dunkle Kraft sich in mir angesammelt hatte.
Nachdem sie weg war, starrte ich Damien an, spürte wie Tränen meine Wangen hinunter liefen und er stammelte: “A-Ann ich... Ich wollte das nicht Schatz...”Als er mich berühren wollte, stieß ich ihn fort und schrie auch ihn an. “Lügner! Fass mich nicht an! Ich hab es doch alles gesehen!” In meinem Schmerz verpasste ich ihm einen kraftvollen Tritt in die Weichteile, kreischte ihm entgegen, dass ich ihn hassen würde und ihm niemals vergeben würde. Schluchzend rannte ich raus, schloss mich in einem anderen kleinen Schlafzimmer ein und öffnete ein Portal, da ich einfach nur noch weg von hier wollte. Dabei ignorierte ich seine Rufe vollkommen und flüchtete erneut aus Sylena - wieder wegen gebrochenen Herzens. Langsam bekam ich das Gefühl, dass ich einfach nicht glücklich werden durfte und ewig mit gebrochenem Herzen allein sein würde. Totunglücklich schleppte ich mich zu Jamie und hoffte wenigstens dort Trost und Geborgenheit zu finden.

Kap. 21: Eine Liebe in Gefahr [Geteilte Perspektiven]

Eine Liebe in Gefahr I [Damiens Perspektive]

Ich Idiot! Wie habe ich mich nur so manipulieren lassen können? Wenn ich das vorher geahnt hätte, dann wäre ich ihr ferngeblieben, so wie Ann es von mir gewollt hatte... Verzweifelt hämmerte ich an ihre Tür und flehte: “Bitte mach die Tür auf, lass uns reden! Ich flehe dich an Schatz, bitte!” Ihr Schluchzen dröhnte mir in den Ohren und ich fühlte mich wie der schlechteste Mensch auf Erden.“Liebste, bitte... Es tut mir Leid!” Sie schmiss irgendetwas gegen die Tür und rief mir zu, dass sie mich nicht sehen wollte und ich verschwinden solle. Kurz darauf waren ihr Schluchzen und die Wärme des Portals verschwunden und ich schlug wütend an die Tür.“Ist etwas passiert?” Ich erkannte die Stimme ihrer Mutter hinter mir und wagte es nicht, mich umzudrehen.
“Wie konnte ich nur so dumm sein...?”, flüsterte ich. Samantha schien nun noch viel besorgter zu sein, berührte mich an der Schulter und ich schniefte traurig. Sie führte mich zur Couch und fragte unsicher: “Damien, was ist passiert, was war hier los, dass dir die Tränen kommen?” Ich fasste mir mit beiden Händen an den Kopf und stützte ihn und machte mir weitere Vorwürfe. Sie rüttelte an mir und zwang mich dazu, Blickkontakt mit ihr aufzunehmen. Sie hielt mein Gesicht und sah mich eindringlich an.Traurig senkte ich den Blick und erzählte: “Ich habe mich von Jass austricksen lassen. Ann meinte, dass sie schon seit einiger Zeit versucht hatte, sich in unsere Beziehung einzumischen und an mich ranzukommen, was ich aber nicht hatte glauben wollen, da wir uns ja schon länger kennen und eigentlich gut befreundet waren. Vorhin hat sie mir vorgespielt, dass ihr angeblicher Freund sie bedroht und geschlagen hätte und da hatte ich natürlich Mitleid mit ihr und wollte sie aufmuntern."
Ich hielt kurz inne und schüttelte den Kopf, da ich einfach nicht fassen konnte, dass es so weit gehen konnte.“Als ich sie dann umarmt habe, hat sie angefangen mich zu verführen, beziehungsweise hatte das versucht. Irgendwann haben wir rumgeknutscht, sie hatte mir das Hemd abgestreift und ihre eigene Bluse geöffnet um mich mit dem Blick auf ihren Busen endgültig zu betören.Bevor es zu weit hätte gehen können, ist Ann dazwischen gekommen und hat Jass gewaltsam rausgeworfen. Sie hat alles gesehen... Ann wird mir niemals vergeben...”Samantha holte entsetzt Luft und flüsterte: “Um Gottes Willen Damien... Du hast meiner Tochter das Herz gebrochen! Ich weiß nicht, wie du das wiedergutmachen kannst. Das dieses Mädchen ein so falsches Spiel mit dir getrieben hat, ist wirklich entsetzlich. Sie wird auf jeden Fall bestraft werden, da es schließlich einem jeden Engel strengstens untersagt ist, mit den Gefühlen Anderer und vor allem den Gefühlen von so zerbrechlichen Menschen, oder hier Halbmenschen, zu spielen!”
Es war schon ein wenig beruhigend, dass sie trotz allem noch zu mir hielt und mich nicht zum Teufel jagen wollte. Aber mir selbst würde ich niemals vergeben können, dass ich beinahe Sex mit einem anderen Mädchen als meiner Geliebten gehabt hätte. Bereits dieser Kuss war ein unglaublicher Vertrauensbruch und ich hasste mich selbst ungemein dafür. Ann... Es tut mir so unendlich doll Leid.“Sollte ich ihr nachreisen und versuchen sie irgendwie um Vergebung zu bitten?”Samantha gestand: “Ich bin mir nicht sicher ob, sie dir jetzt vergeben würde. Also ich an ihrer Stelle, wollte dich jetzt auch nicht mehr sehen, da du ihr ja schließlich auch das versprochen hast, was du vorhin gebrochen hast.”Traurig seufzte ich und dachte darüber nach, was ich jetzt machen sollte und entschied, dass es vermutlich das Beste wäre heute Nacht darüber zu schlafen und mich morgen mit meiner Familie abzusprechen. Vielleicht hatte ja auch Jack eine Idee wie ich sie von meiner Liebe überzeugen könnte.
Missmutig schleppte ich mich nach Hause, sperrte mich in mein Zimmer ein und warf mich aufs Bett. Nach einer gefühlten Ewigkeit schlief ich schließlich ein. Am nächsten Morgen wachte ich wie gerädert auf und rieb mir müde die Augen. Ich hatte schon lange nicht mehr so schlecht geschlafen, da ich mir die ganze Nacht Sorgen um meine Liebste gemacht habe. Nachdem ich mich aus dem Bett gequält hatte, duschte ich kalt und setzte mich schweigend an den Tisch. Während ich frustriert eine Schüssel Cornflakes reinschaufelte, stützte ich meinen Kopf und seufzte hin und wieder.Lucy versuchte mich ein wenig aufzumuntern und berührte mich an der Schulter.“Damien... Du konntest nicht damit rechnen, dass sie dich so ausspielt. Jass hat deine Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt! Aber wenn du Ann wirklich liebst, dann kannst du sie früher oder später zurück erobern! Ich bin mir sicher, dass sie dich von ganzen Herzen liebt, sonst wäre sie nicht so verletzt und enttäuscht.”
“Glaubt ihr, sie kann mir jemals verzeihen? Sie muss mich doch hassen und hat mir zugerufen, dass sie mich nicht mehr sehen will!” Meine ganze Familie versuchte mir irgendwie Mut zu machen und mir neue Hoffnung zu geben und es beruhigte mich und ließ mich wieder zuversichtlicher werden. Etwas später machte ich mich auf den Weg zu Jack und traf dabei auch auf Nessa. Die beiden sind inzwischen ein Paar geworden und waren heilfroh darüber, dass Ann dies akzeptierte und den Kontakt zu ihnen genauso pflegen wollte, wie zuvor. Sie fragte besorgt als wir an seiner Tür warteten: “Was ist denn los? Ist irgendwas zwischen euch vorgefallen?” Jack öffnete uns die Tür und ich flüsterte, dass ich dringend Hilfe brauchte und es gleich erklären würde.
Drinnen zogen wir uns in Jacks Zimmer zurück und ich erklärte ihnen meine missliche Lage. Ich bat sie um Tipps und Hilfe und wir saßen einige Stunden zusammen um einen Plan zu schmieden, wie wir die Sache wieder gerade biegen könnten. Es würde nicht leicht werden aber ich musste einfach alles versuchen um sie von meiner Liebe zu überzeugen. Egal was es auch kosten würde, ich musste sie einfach zurück gewinnen. Ann war die Frau meiner Träume, ich konnte mir einfach nicht erlauben sie aufzugeben und würde alles für sie tun und geben. Hoffnungsvoll tüftelte ich mit ihnen an meinem Vorhaben und betete für unsere Zukunft.
Ich wünschte mir nichts lieber als mit meiner Ann zusammen in die Ewigkeit zu gehen, eine Familie zu gründen und das Unheil der Erzengel abzuwenden, da ich im Gefühl hatte, dass unsere Bestimmung auch darin lag.Als ich am Abend heimkehrte, saß zu meinem Erstaunen Anns Familie mit bei uns. Zunächst machten sie mir alle große Vorwürfe, was mich auch tief traf, aber auch sie versprachen mir ihre Hilfe, wenn ich es denn wirklich ernst mit ihr meine. Mit zwar schrecklichem Gewissen aber dafür ein wenig Zuversicht konnte ich schließlich in die Zukunft blicken und mich an meine ganz persönliche Mission wagen.


Eine Liebe in Gefahr II [Anns Perspektive]


Mit tränenüberströmtem Gesicht landete ich irgendwo in Vancouver in strömendem Regen. Ich schien in einer kleinen Seitengasse im Irgendwo zu sein und zog mir meinen dünnen Mantel enger an mich. Schniefend lief ich schnellen Schrittes zu ihr nach Hause, wobei ich auch selbst erst einmal herausfinden musste, wo ich genau war, doch bevor ich schließlich bei ihr ankam, sah ich einen roten Käfer mit hoher Geschwindigkeit in meine Richtung rasen, wodurch ich wegen einer großen Pfütze komplett eingesaut wurde. Nun vollständig durchnässt, zerbrochen und mit relativ starken Kopfschmerzen schlich ich das restliche Stück zu Jamie und klingelte ein paar Mal an ihrer Tür. Sie öffnete auch kurz darauf und als sie mich sah, wurde sie ein bisschen blass, da ich scheinbar echt schrecklich aussehen musste.
Es verunsicherte mich, dass sie mich so vorsichtig am Arm nahm und nach drinnen zur Couch führte, als Eric dann auch noch fragte, was mir zugestoßen sei, sah ich zum ersten Mal an mir herunter und in den Spiegel. Ich sah wirklich erschreckend aus: völlig nass, verweint, blass und ich blutete an der Stirn, was vermutlich vom Schlag auf die Kommode stammte. Sie stellten mir ein heißes Bad, 'ne heiße Schokolade und ein paar Decken zur Verfügung und riefen erstmal einen Arzt, der Verletzung wegen und um zu checken ob mir noch mehr fehlen würde. Erst als ich untersucht wurde, merkte ich wie miserable ich mich fühlte, vor allem nachdem ich ein-ein halb Stunden durch strömenden Regen gelaufen bin. Während ich am Kopf genäht wurde, krallte ich mich an Erics Arm fest, da ich Nadeln wirklich hasste und so schon vollkommen fertig war.
Nachdem der Arzt sich verabschiedete und mir noch was wegen meinem Fieber daließ, setzten sich meine beiden Freunde zu mir. Jamie berührte mich sanft am Arm und fragte mich leise, was denn passiert sei und warum ich so schrecklich aussehe.Traurig senkte ich den Blick, da mir diese Bilder wieder in den Sinn kamen. Ein Schluchzen entfuhr mir und ich legte den Kopf in die Hände.“Ich habe ihn mit diesem Miststück von Jass erwischt! Wäre ich nicht reingeplatzt, dann hätten die Beiden...” Jamie zog entsetzt Luft ein und flüsterte schockiert: “Oh mein Gott, wirklich? Wie kann er dir das nur antun?! Was hat er genau getan?”“Sie haben richtig rumgeknutscht und waren beide oben ohne. Sein Hemd hing über der Bettlehne und sie hat mit offener Bluse auf seinem Schoß gesessen und... Dabei hab ich ihm die ganze Zeit versucht zu sagen, dass sie was von ihm will und er hat es immer abgelehnt!”
Meine beste Freundin nahm mich in die Arme und versuchte mich zu beruhigen: “Das ist echt beschissen von ihm! Und dieser Arsch nennt sich dein 'Freund'. Was denkst du, wie es mit euch weitergehen wird?” Ich zuckte mit den Schultern und gestand, dass ich keine Ahnung hatte, was nun werden würde.“Ich weiß nicht, was ich tun soll ohne ihn... Ich liebe ihn so sehr... Was wenn er wirklich schon eine Affäre mit ihr hatte?” Wie verzweifelt ich mich anhören musste... Ein bisschen erbärmlich fühlte ich mich schon, aber gegen meine Gefühle kann ich halt nichts unternehmen. Es bereitete mir ein schlechtes Gewissen, wie sehr sich das Paar um mich kümmerte obwohl sie doch selbst gerade Wichtigeres zu tun hatten.
Sie versuchten mich abzulenken und zu beschäftigen, bis ich mich nach einiger Zeit endlich beruhigt hatte. Wir saßen zusammen vorm Fernseher und ich entschuldigte mich für mein Verhalten und den Stress den ich mitgebracht hatte, worauf die beiden lächelnd abwinkten, da es mir echt nicht zu verübeln war. Ich nahm mir vor, meine Probleme erst einmal hinten anzustellen und mich um Jamie zu kümmern.Auch wenn es mir nicht leicht fiel, da die Beiden so glücklich zusammen waren... Es verging eine Woche in welcher ich sie ein bisschen im Haushalt unterstützte. Als ich dann an einem Morgen erwachte, fand ich einen kleinen Zettel auf meinem zweiten Kissen. Gähnend streckte ich mich ein bisschen und nahm mir die Notiz.


“Mach dir keine Sorgen, wenn du jetzt ohne uns aufwachst.
Gegen 4:00 Uhr haben bei meiner Jamie die Wehen angefangen, da hab ich nur schnell das Wichtigste eingepackt und dir die Nachricht geschrieben. Ich habe uns schnell ins Krankenhausgefahren, also wenn du möchtest kannst du anrufen, wenn du dann wach bist.


Noch süße Träume, Eric.”


Lächelnd stand ich auf, machte mich im Bad frisch und frühstückte eine Schüssel Müsli.Danach griff ich zu meinem Handy und stellte fest, dass Damien mir schon wieder geschrieben hatte. Schon wieder tausende Entschuldigungen und Liebesversprechungen, aber irgendwie wusste ich einfach nicht ob ich ihm das glauben konnte. Ich versuchte es, sie zu ignorieren und rief Eric an. Er meldete sich auch gleich und grüßte bestens gelaunt: “Guten Morgen Ann. Du rufst genau zur rechten Zeit an! Dieses Mal war's wirklich soweit und kein Fehlalarm! Sie ist auch wach im Moment.” Das waren wirklich tolle Neuigkeiten, eine der Wenigen, die mich momentan überhaupt erheitern konnten. “Ich freue mich für euch! Ist alles in Ordnung?”Glücklich erzählte er mir, dass sie eine gesunde Tochter bekommen haben, die sie Natasha genannt haben, mit grünen Augen und blonden Haaren, und dass bei der Geburt alles glatt gelaufen ist, Jamie aber mächtig aufgeregt gewesen ist.
Wir unterhielten uns noch ein bisschen über die Nacht und die Geburt, bis er mir Jamie selbst reichte und sie mir ihre Erfahrungen beschrieb. Wir redeten eine Weile ich wünschte ihnen viel Glück als Familie und versprach nicht mehr so lange zu bleiben, um sie nicht zu stören. In den nächsten Tagen besuchte ich sie im Krankenhaus und als sie wieder zu Hause waren, durfte ich mich auch ein bisschen um die Kleine kümmern - also mit ihr spielen, sie baden und auch einfach mal ein bisschen halten und kraulen. Es war wirklich schön und weckte eine kleine Sehnsucht in mir. Wie schön es wäre ein eigenes Kind zu bekommen und aufzuziehen. Allein schon die Schwangerschaft stellte ich mir richtig wundervoll vor, aber genau diese Sehnsüchte verursachten unendliche Trauer in mir, wenn ich mir vorstellte, dass die Liebe meines Lebens vermutlich die ganze Zeit hinter meinem Rücken mit dieser falschen Schlange im Bett gewesen ist und vermutlich immer noch war, und sie IHRE gemeinsame Zukunft planten.
Nach einer weiteren Woche entschied ich mich zurück nach Hause zu gehen, da ich mich ihnen nicht noch länger aufzwingen wollte. In Sylena angekommen, empfing meine Familie herzlich und glücklich und sie versprachen mir, dass alles wieder gut werden würde und ich die Hoffnung nicht aufgeben sollte. Am Abend saß ich schließlich mit Kathrin, Nessa und Lucy zusammen und erzählte ihnen von den Erlebnissen der letzten zwei Wochen. Verträumt schwärmte ich von der kleinen Familie, dem Baby und allem, was wir gemeinsam gemacht haben und spürte dabei, wie meine Hoffnung langsam schwand. Scheinbar sahen sie mir meinen Kummer und die Sorge um meine Zukunft an, weshalb sie versuchten mich zu trösten. Lucy flüsterte: “Gib nicht auf Ann. Mein Bruder weiß, dass er Mist gemacht hat und es tut ihm auch schrecklich Leid, aber er liebt dich unendlich doll! Hör ihn wenigstens einmal an, er leidet und grauenvollen Gewissensbissen und ist total enttäuscht von sich selbst.”
Nessa fügte hinzu: “Sie hat recht Ann. Er ist vollkommen unglücklich und hat große Angst dich zu verlieren. Wir merken das richtig an ihm, da er ziemlich nervös ist und uns alle um Hilfe angefleht hat. Und er hatte nie etwas mit dieser Jass gehabt und er hatte es auch niemals vor, weil er DICH liebt. DU bist seine Zukunft Süße.”Ich fand es toll, wie sie mich aufbauen wollten und ich wusste einfach, dass sie richtig liegen mussten und Damien mich immer noch liebte. So fasste ich neuen Mut und versprach ihnen, demnächst das Gespräch mit ihm zu suchen und ihm noch einmal Vertrauen zu schenken.

Kap. 22: Die Wahrheit

Die Wahrheit


Ich war nun schon knapp drei Tage wieder zu Hause und hatte Damien in einer SMS mitgeteilt, dass ich ihn noch einmal treffen wollte um die Sache aufzuklären. So trafen wir uns Freitag nach dem Unterricht in unserem Lieblingspark, zu einem kleinen Picknick.Ungeduldig wartete ich an unserem üblichen Treffpunkt, knabberte an einem Muffin und hielt ein Körbchen mit etwas zu essen, Cola und einer Decke am anderen Arm. Als ich ihn dann endlich erspähte, sah ich wie er anfing zu laufen nachdem er mich gesehen hatte. Er versuchte mich unsicher zu umarmen und wir wussten beide nicht richtig, wie wir auf einander reagieren sollten. Damien flüsterte erleichtert: “Ich bin so froh, dass du noch einmal mit mir reden möchtest Ann. Die letzten zwei Wochen hab ich mich so unsagbar schlecht gefühlt, weil ich dir so sehr wehgetan habe...”
Ruhig nickte ich und wir breiteten zusammen unsere Decke aus. Nachdem wir uns hingesetzt hatten und ich ich unser Körbchen beiseite gestellt hatte, sagte ich leise: “Ich fand es echt nicht in Ordnung von dir, dass du dich in solchem Ausmaß auf sie eingelassen hast. Du hast mir so oft versprochen nur mich zu lieben und mir bis in alle Ewigkeit treu zu sein und dann springst du fast mit diesem Miststück ins Bett! Es ist uns beiden hoffentlich klar, dass du mit ihr geschlafen hättest, wenn ich nicht aufgekreuzt wäre!” Sanft berührte er mich an der Hand und versuchte mir zu erklären was damals vorgefallen sei. Er versuchte mir aufzuzeigen, dass er das alles niemals gewollte hatte, er mich über alles lieben würde und einfach alles tun wollte, damit ich ihm glauben schenkte.Als mir klar wurde, wie sehr sie ihn manipuliert hatte, bekam ich ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, da er es ja wirklich nicht so gewollt oder gemeint hatte.
“Ich werde mir niemals vergeben, was ich dir angetan habe, Liebste. Es ist verständlich, wenn du mir nicht verzeihen kannst, aber du sollst wenigstens wissen, wie sehr es mir Leid tut und dass ich dich immer lieben werde.” Damien senkte traurig den Blick, er schien wohl nicht daran zu glauben, noch eine Chance bei mir zu haben, aber mein Herz hatte sich bereits entschieden. Sanft berührte ich ihn an der Wange, kam ihm etwas näher und flüsterte ihm zu: “Mach dir keine Sorgen Damien. Ja, es ist schwer für mich, aber ich bin bereit dir noch eine Chance zu geben. Ich liebe dich, daran kann auch so etwas nichts ändern. Auch Jass kann uns nichts mehr anhaben, da wir ihre Pläne durchschaut haben.”Seine Augen begannen zu leuchten bei meinen Worten und ein süßes Lächeln zierte seine Lippen. “Ann... Ich bin ja so froh, dass du uns noch eine Chance auf eine bezaubernde gemeinsame Zukunft lässt.”
Langsam zog er mich in seine Arme und wir schauten einander tief in die Augen. Sehnsüchtig hauchte ich: “Küss mich, Damien!” Er grinste kurz, kam mir näher und fing an mich liebevoll zu küssen. Wie sehr ich es vermisst hatte, seine Lippen auf meinen und seine Zunge an meiner zu spüren... Glücklich lächelnd strich ich ihm durchs Haar und ließ mich von ihm liebkosen. Jetzt konnte ich mir kaum noch vorstellen, dass ich geglaubt hatte, dass er mich mit einer Anderen betrogen hatte. Ich wusste einfach, dass er mich wirklich liebte und immer um meine Liebe kämpfen würde. Als er mich sanft auf die Decke drückte, schmunzelten wir beide und er flüsterte: "Ich liebe dich Ann Berry und ich freue mich auf unsere Zukunft. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass dir ein Kinderwunsch durch den Kopf geistert; ist das wahr?"
Verlegen errötete ich und musste mir eingestehen, wohl ein bisschen zu viel geschwärmt zu haben... Das sie auch alles gleich weitersagen mussten! Neugierig legte er den Kopf schräg, worauf ich versuchte nicht ganz so sehnsüchtig zu wirken. "Und Schatz? Wie ist deine Meinung dazu? Ich behalte lieber für mich von wem ich das weiß, sonst köpfst du noch jemanden." Schüchtern gestand ich ihm: "Naja, ich habe ein bisschen darüber nachgedacht, während meines Aufenthaltes in Vancouver... Bei Jamie war alles so toll gewesen und ihr Baby ist wirklich süß und ich fand es richtig schön, wo ich mich mit ihr beschäftigen konnte." Mein Liebster grinste und hauchte mir liebevoll und frech zugleich ins Ohr, dass sich da sicher etwas machen ließe. Ein Schwung von Vorfreude erfüllte mich und ich grinste zurück.
Schließlich hörten wir Nessa rufen: "Na sieh mal einer an! Habt ihr zwei euch also endlich vertragen, es war schrecklich euch beide so unglücklich zu sehen!" Wir setzten uns ordentlich hin, winkten ihr und stellten fest, dass sie mit ihrem Freund Jack auf uns zulief. Sie setzten sich zu uns und meine beste Freundin hier in Sylena, Jamie war natürlich meine Nummer eins, gestand: "Okay ich geb's zu, ich wollte einfach nur wissen, ob ihr zwei euch noch eine Chance gebt! Und wie ich sehe, schmust ein süßes Pärchen hier, als wäre nie etwas vorgefallen. Ich freue mich für euch!"Glücklich erwiderte ich: "Wahre Liebe kann niemand zerstören, Sie ist die größte Macht der Welt!"Ich schmiegte mich an ihn, lud sie mit zum Picknick ein und wir machten uns ein paar schöne Stunden. Sie erzählten mir was während meiner Abwesenheit mit Damien los war und ich bemerkte, dass er mindestens genauso niedergeschlagen gewesen ist wie ich, wenn nicht sogar noch mehr. Jack erklärte mir, dass auf Jass noch eine gewaltige Strafe zukam und dass sie absolut keine Gnade zu erwarten hatte.
Und so wie wir auch schon vom Teufel sprachen, konnte ich sie in der Ferne entdecken und es sah so aus, als wollte sie auf uns zukommen. Nessa flüsterte: "Vielleicht hat sie's jetzt eingesehen und will die Sache endgültig abschließen... Jetzt bin ich aber gespannt!" Als sie bei uns ankam, warf sie kurz einen Blick auf mich und meinen Liebsten und sagte schließlich: "Tut mir leid, wenn ich jetzt störe, aber kann ich kurz mit dir Reden Ann? Die Anderen müssen ja nicht unbedingt zuhören..." Obwohl ich ein schlechtes Gefühl dabei hatte, stand ich auf und ging mit ihr ein paar Meter beiseite. Mit vor der Brust verschränkten Armen fragte ich sie, was sie jetzt von mir wolle und versuchte etwas harsch zu klingen.Jass fuhr fort: "Naja, erst einmal wollte ich mich bei dir für mein Verhalten entschuldigen, auch wegen den ganzen Geschichten mit Damien und so. Ich war nur so unglaublich eifersüchtig, weil er mich nie einmal so angesehen hat wie dich und deswegen, wollte ich ihn auch verführen und so." Nachdem ich genickt hatte, fing sie an um den heißen Brei zu stottern, versuchte ihre Taten irgendwie zu erklären, kam aber nicht wirklich auf den Punkt.
Genervt fragte ich sie: "Was willst du denn von mir? Ist ja schön und gut, dass du dich entschuldigen willst, aber verzeihen kann ich dir weiß Gott nicht. Willst du noch was?"Nach dieser Aussage, fiel mir auf, wie sich irgendwas in ihrem Blick merkwürdig veränderte.Sie hatte auch ihre Strafe angesprochen gehabt, wo ich ihr auch nur sagen konnte, dass sich daran nichts ändern wird und ich der Meinung war, dass sie es verdient hatte, aber aus mir noch unbekanntem Grund hatte ich im Gefühl, dass sie nicht ganz so gute Absichten haben musste.Einige Zeit später sah ich, wie sie urplötzlich irgendetwas Dunkles von ihrem Gürtel zog und mir in die Brust rammte, bevor ich überhaupt dazu in der Lage gewesen wäre zu reagieren. Ich schrie noch nicht einmal, da mir plötzlich ganz schwarz vor Augen wurde, ins Taumeln geriet und zum Schluss panische Schreie hörte. Ein dunkles Lachen erklang und mit ihm spürte ich einen kräftigen Wind aufkommen.
Manchmal konnte ich während ich blinzelte etwas um mich herum erkennen und konnte so sehen, wie jemand Jass niederstreckte, wie einige Krieger auf meine Freunde stürzten und wie sie später Unterstützung unsererseits bekam.Aber langsam verließen mich meine Kräfte, ich hatte starke Schmerzen quer über meinem gesamten Oberkörper und der Lärm um mich herum wurde dumpfer. Bevor ich gänzlich in die Bewusstlosigkeit glitt, spürte ich die Berührungen meines Geliebten, hörte seine flehende Stimme, wie sie mich bat bei ihm zu bleiben und spürte, wie er mich fort brachte.Dann hatte Jass doch nicht geplant ihn mir wegzunehmen - Sie trachtete nach meinem Leben und allem Anschein nach im Auftrag von Lucius. Nur er hatte ein so teuflisches Lachen und im Grunde war es doch komplett logisch... Wenn ich doch nur auf mein Bauchgefühl gehört hätte...
Dieser Kerl wollte mich wirklich tot sehen, was schon ziemlich beunruhigend war. Ich musste diesem Typen unbedingt den Gar ausmachen, da ich im Gefühl hatte, dass es meine Bestimmung war. Aber dafür musste ich noch mehr lernen und Trainieren, da ich scheinbar immer noch nicht mein volles Potenzial entdeckt hatte beziehungsweise es noch nicht richtig einzusetzen wusste. Es war schon erstaunlich, wie viel mir jetzt auf einmal bewusst wurde, wo ich doch gerade meinem Tod entgegen blickte. Ich fühlte mich auf einmal so unglaublich leicht, fast so als würde ich schweben oder ähnliches, spürte aber gleichzeitig unglaubliche Schmerzen und sah das Licht um mich herum schwinden.Irgendwann umgab mich schließlich nur noch Dunkelheit und Kälte und ich realisierte, dass ich fiel.

Kap. 23: Der Verbotene Turm [geteilte Perspektiven]

Der Verbotene Turm I  [Damiens Perspektive]


Dieser verdammte Mistkerl! Ich hätte Jass niemals in Anns Nähe lassen dürfen! Ihr Vater hatte sie zum Glück endgültig ausschalten können und hatte mir mit Ann zur Flucht verholfen. Ich musste sie so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, bestenfalls zum Rat, da Madame Jiller die Einzige war, die das Leben meiner Geliebten noch retten konnte. Besorgt warf ich einen Blick auf meine leblose Prinzessin, während ich zum Observatorium flog, und musste mir eingestehen, dass es wirklich gar nicht gut um sie stand. Die lange, tiefe Wunde, quer über ihrem Oberkörper strahlte dunkle Energie aus und zehrte an ihren Kräften. Immer wieder seufzte sie schmerzerfüllt, was mir wirklich das Herz brach, aber sie würde bald Hilfe bekommen.Plötzlich sah ich Pfeile an mir vorbei zischen und stellte fest, dass mir 4 Erzengel folgten. Sofort versuchte ich sie irgendwie abzuschütteln, musste aber auch gleichzeitig aufpassen, dass Ann nichts passierte. Nach einiger Zeit rammte mich einer der Kerle, worauf ich ungewollt meine Liebste losließ. Die Mistkerle umzingelten mich und hinderten mich daran Ann zu Hilfe zu eilen, da sah ich wie auf einmal ein Kerl an uns vorbeischoss und sie auffing.Auch wenn ich nicht wusste wer das war, es erleichterte mich, dass sie nun nicht mehr in ihren Tod stürzte. Ich zückte mein Schwert und machte diese Typen fertig. Nachdem sie besiegt waren, versuchte ich den Kerl zu finden, welcher meine Freundin bei sich hatte. Dabei folgte ich meinem Gefühl und konnte schließlich sehen, wie er sie in einen Turm schleppte. Dieser war als “Verbotener Turm” bekannt, da seit langer Zeit dunkles Wissen dort aufbewahrt wird und einst von den gefallenen Engeln und Lucius als Unterschlupf gedient hatte, weshalb er mit Dunkelheit verpestet worden ist. Dass meine Liebste nun in diesem Turm in Lebensgefahr lag, beunruhigte mich zutiefst, aber es wäre dumm einfach so allein und überstürzt dort hinein zu gehen. Wer weiß, wer sich dort noch versteckt halten kann!
Also musste ich umkehren, den Rat und meine sowie ihre Eltern informieren, damit wir ihre Rettung so schnell wie möglich planen und angehen konnten. Ich wollte aber auch möglichst schnell handeln, um das Risiko zu verringern und sie schnell befreien und versorgen zu können. Als ich beim Observatorium eintraf, wurde ich sofort von ihnen in Empfang genommen und erklärte sofort die Geschehnisse. Agata Jiller stellte schockiert fest: “Dann müssen wir so schnell wie es nur geht handeln! Ich will mir gar nicht vorstellen, was sie dort mit ihr machen werden, vor allem wenn du, wie du sagtest, ihren geheimnisvollen ‘Retter’ nicht kennst!” Anns Eltern äußerten ihr Bedenken und ihre Sorge um das Wohlergehen ihrer Tochter, was aber auch vollkommen nachvollziehbar war, und wir versuchten Gründe zu finden, weshalb sie dorthin gebracht worden ist.
In den nächsten zwei Stunden berieten wir, wie wir nun vorgehen sollten, stellten einen Trupp für die Mission im Turm und einen weiteren zur Kontrolle auf und begaben uns schließlich auf den Weg. Am Turm angekommen aber, traf uns der Schock- Ein dicker, schwarzer Schleier umgab ihn und man spürte schon richtig was für Mächte von ihm ausgingen. Das war absolut kein gutes Zeichen... Vorsichtig versuchten wir uns anzunähern, aber uns fiel jeder Schritt zum Turm hin schwerer. Fast schien es so, als wolle er uns um jeden Preis fernhalten, was meine Sorge um Ann deutlich verschlimmerte.Plötzlich sah ich wie Lucy in die Knie ging, worauf ich sofort an ihre Seite ging und fragte: “Was ist los? Geht es dir nicht gut?” Sie schüttelte den Kopf und flüsterte: “Ich schaff das nicht Damien... Ich würde ihr so gern helfen, aber es ist so unglaublich schwer überhaupt an diesen Turm ranzukommen!" Besorgt sah ich sie an und sagte ihr, dass sie sich zurückziehen und ausruhen sollte, da ich sie auf keinen Fall in Gefahr bringen wollte.
So musste sich meine Schwester geschlagen geben und von Zeit zu Zeit mussten sich immer mehr Engel aus unserem Suchtrupp zurückziehen. Als wir uns dann endlich vor der versiegelten Tür befanden, waren nur noch ich, unsere Eltern und die drei Ratsmitglieder, Agata, Jean und Ronald, übrig. Der Rat brach gemeinsam das heilige Siegel, welches geschaffen worden war, um das dunkle Wissen in diesem Turm zu bannen damit das Wohl der Engel und Menschen geschützt werden kann.Für mich war es das erste Mal, dass ich den Verbotenen Turm selbst betrat und es war ziemlich interessant und spannend in meinen Augen. Hier standen unzählige uralte Regale mit genauso alten Büchern, einige Sofas, Sessel, Studiertische und weiteres Material für sämtliche Studien.
Wir versuchten zusammen den Turm zu durchqueren, wurden aber immer wieder von einigen Schattenkreaturen attackiert. Letztendlich gelang es ihnen sogar uns wieder zu vertreiben, da sie dieselben Kräfte nutzten, mit welcher auch der Turm geschützt wurde.Mit erheblichen Schäden konnten wir gerade so entkommen und mussten uns erst einmal zurückziehen. Jeder von uns hatte die eine oder andere Verletzung erlitten, Innere durch deren Fähigkeiten sowie Äußere von den Kämpfen. Im Zweitlager kümmerten die Anderen sich um uns und wir versuchten uns einen neuen Plan auszudenken.“Es muss irgendeine Alternative geben, wir müssen sie einfach retten!”, flüsterte ich verzweifelt.
Der Meinung waren alle, aber im Moment hatten wir leider keine Möglichkeiten. In den nächsten drei Tagen versuchten wir immer wieder auf die verschiedensten Arten und Weisen den Turm zu stürmen, zu Ann zu gelangen und herauszufinden was hier vor sich ging. Je mehr Zeit verging, umso größer wurde meine Sorge um meine Liebste... Die ihr verbleibende Zeit - niemand wusste wie viel das war - verstrich, während wir weiterhin erfolglos blieben. Wer sie auch immer in diesem Turm in Gewahrsam hatte, schien großes Interesse an ihr zu haben, was mich zutiefst beunruhigte und ich spürte, dass es nicht meine Einzige Sorge sein würde.


Der Verbotene Turm II [Anns Perspektive]


Es war alles so unglaublich dunkel vor meinen Augen. Ich konnte Damien kaum erkennen, wusste aber, dass er mich trug. Seine Wärme, die Berührung seiner starken Arme, sein Duft... Alles Dinge, an denen ich ihn mit Gewissheit erkennen konnte.Aber nach einiger Zeit verschwand dieses Vertraute plötzlich und ich spürte einen scharfen Windzug, fast so als würde ich fallen. Dieser Eindruck löste sich aber schon kurz darauf auf und ich spürte wie ich von irgendwem anders gepackt oder gefangen wurde.Der Fremde flüsterte: “Keine Sorge, ich werde dich retten! Dafür muss ich zwar ein wenig Unruhe stiften, aber anders kann man diese Wunde nicht mehr heilen. Dir wird es auch helfen, zu dir selbst zu finden, schließlich muss unsere große Kriegerin ja bald mal erwachen!” Verwirrt dachte ich über seine Worte nach, sagte aber nichts dazu, weil es mir einfach grauenvoll ging. Erschöpft fielen mir schließlich die Augen zu und es verging eine Weile, bis ich wieder aufwachte.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung wo ich mich befand, aber irgendwie sah es hier sehr edel aus: Das Himmelbett mit edlen, seidenen Bettbezügen und dunklem, mit Reliefs verzierten Holz war gigantisch und recht zentral im Zimmer. An den Wänden hingen einige Gemälde, Karten und so etwas wie Vorhänge mit einem interessanten Siegel darauf. Gegenüber des Bettes stand ein altertümlicher Schreibtisch, auf welchem unzählige Zettel und einige alte Bücher verstreut waren, links befand sich ein hübscher Schminktisch, mit vielen Dingen, die eine Frau gebrauchen könnte und gleich daneben stand eine Kommode, wie wir sie auch zu Hause hatten. Auf dem Boden lag ein dunkelroter flauschiger Teppich und allgemein war alles hier recht dunkel und kalt, von den Farben her, gehalten. Weitere Regale und Ablagen standen auf der anderen Seite des Zimmers und ein Klavier zierte den Raum hinter meinem Bett.
Aber wo war ich und was genau ist mit mir passiert, nachdem Jass versucht hatte mich umzubringen? Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, zuckte aber sofort unter schmerzverzerrtem Stöhnen zusammen, da ich immer noch sehr starke Schmerzen hatte.“Bleib liegen, Süße, du musst dich ausruhen.”, wies mich die Stimme von zuvor an.Ich lehnte mich zurück in die Kissen, seufzte und sah zu jenem Mann. Er war relativ dunkel gekleidet, in einem dunkelbraunen Jackett mit weißem, halb offenen Hemd, einer schwarzbraunen Hose und edlen Männerschuhen. Seine großen, grau-grünen Augen musterten mich und seine schmalen Lippen waren zu einem sanften Lächeln verzogen. Allgemein hatte er ein sehr kantiges Gesicht, aber irgendwie strahlten seine Augen Sinnlichkeit und Wärme aus.
Schließlich fragte ich: “Könnt Ihr mir sagen, was geschehen ist und wo ich hier bin?”Er nickte und erklärte: “Dein Freund hat versucht dich in Sicherheit zu bringen, damit der Rat deine tödliche Wunde heilen konnte. Dabei ist er überfallen worden und hat dich versehentlich fallen lassen. Aber da der Rat dir eh nicht hätte helfen können, hab ich dich gefangen und hierher gebracht. Dieser Ort nennt sich “Verbotener Turm”, von dem hast du sicher schon gehört. Und ich gebe zu: ich benutze keine Kräfte des Lichts um diese Wunde zu bekämpfen, da dich das komplett zerstören würde. Deine Schmerzen wären weitaus unerträglicher und dein Körper würde diese Kräfte auch nicht verkraften, da du eben nicht rein göttlicher Natur bist.” 
Nachdenklich nickte ich, war mir aber nicht sicher, ob er mir wirklich helfen wollte, wenn er schon mit dunklen Mächten hantierte. “Du willst also diese Verletzung mit dem heilen, was sie so gefährlich macht? Wer seid Ihr überhaupt?”“Keine Angst, ich will dir nichts tun. Natürlich bin ich auf Lucius Seite, aber ich kann seine Taten nicht mehr gut heißen, da er einfach nur noch nach mehr Macht giert und unsere eigentlichen Prinzipien und Vorsätze von Freiheit und Leidenschaft vergessen hat. Und da du sowieso beide Seiten verkörperst, im perfekten Gleichgewicht, finde ich es äußerst wichtig dich zu retten und zu unterstützen! Mein Name lautet Blake Nakatsu.”Das war durchaus Interessant und seine Absichten wirkten wirklich gut, weshalb ich ihn etwas ausfragte und erfuhr, dass er mir helfen würde, meine göttliche Seite zu erkennen.
Mir missfiel es sehr, dass sie den Turm mit so einer finsteren Barriere beschützten, aber er versprach mir auch, dass sie meine Liebsten nicht ernsthaft verletzen, sondern einfach nur ausbremsen würden, bis ich soweit war. Prinzipiell nicht schlecht, aber Sorgen machte ich mir trotz allem. In den nächsten Tagen erholte ich mich, ließ meine Wunde verheilen und wurde von diesem Blake richtig verwöhnt, was irgendwie aufregend war.Mein Körper brauchte vier Tage zum Heilen, in denen ich viele Bücher und Aufzeichnungen studierte, mit ihm meditierte und meine innere Ruhe fand. So lernte ich Dinge, gezielt zu manipulieren mithilfe von Licht und Wind (meinen Fähigkeiten eben) und spürte, wie ich langsam immer mehr Kontrolle über alles erlang. Blake war wundervolle Gesellschaft und ein guter Lehrer und auch ihm schien es in diesen Tagen sehr wichtig zu sein, mir seine Vorstellungen genauestens zu erklären, damit ich auch Verständnis für die andere Seite entwickelte. Es war eine wirklich lehrreiche und erkenntnisreiche Zeit für mich und diese Erfahrung war es wirklich wert, gemacht zu werden.

Kap. 24: Ein Engel erwacht

Ein Engel Erwacht


Vier Tage später hatte ich mich größtenteils erholt, hatte zwar immer noch Schmerzen aber immerhin waren diese nun erträglich. Ich wurde relativ unsanft geweckt und förmlich aus dem Bett geworfen. Mürrisch beschwerte ich mich: “Hey was soll denn das? Was ist denn los?”Einer der Engel rief: “Du musst sofort von hier verschwinden, Lucius ist mit einigen Kriegern aufgetaucht, weil er von irgendwem erfahren hat, dass wir hier gemeinsame Sache mit dir machen beziehungsweise machen wollen! Blake und ich bringen dich zu deinen Leuten zurück.”Der junge Engel half mir vorsichtig auf, stützte mich und wir flüchteten zusammen aus dem Turm. Dabei brach ich mehrmals wieder in die Knie, musste mich ausruhen und wir wurden deshalb des Öfteren von Splittern oder anderen Gegenständen getroffen.Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen, weil er meinetwegen verletzt wurde und so großes Risiko auf sich nahm, aber was sollte ich dagegen tun? Meine Wunde machte mir zu schaffen und ich wollte einfach nur noch weg von hier, zurück zu Damien, meiner Familie, zurück in Sicherheit und Geborgenheit!
Irgendwann nahm er mich auf die Arme und trug mich aus dem Turm. Es war schon ein wenig verwirrend seine schwarzen Schwingen zu sehen, aber sie fühlten sich genauso weich an wie Damiens, waren nur etwas rauer. Plötzlich ertönte ein lautes, merkwürdiges Zischen, worauf mein Retter schmerzverzerrt aufstöhnte und sich nur noch schwer in der Luft halten konnte. Auf einmal sah ich, wie irgendwer ihm ein Messer von hinten durch die Kehle rammte, ich schrie und spürte wie ich stürzte. Ich wurde schreckensbleich als ich sah wie weit es noch nach unten ging und rechnete nicht wirklich mit Hilfe. Unerwarteterweise fing mein Liebster mich auf und flüsterte: "Endlich hab ich dich wieder Ann! Erzähl mir dann alles was sie dir angetan haben und ich räche dich tausendmal härter! Aber jetzt bring ich dich in Sicherheit, während die Anderen Lucius aufhalten! Dieses Mal wird dich mir niemand rauben!"
Erleichtert schmiegte ich mich an ihn und flüsterte: "Wie sehr ich dich vermisst habe Damien... Ich bin so froh, dass du da bist!" Sein sanftes Lächeln war Antwort genug und so ließ ich mich von ihm zum Observatorium bringen. Noch auf dem Weg erlebten wir, wie die Kämpfe ein Ende fanden und die Angreifer die Flucht ergriffen. Einige der 'guten' gefallenen Engel wurden festgenommen, aber ich würde noch ein gutes Wort für sie einlegen und dem Rat, nein allen Engeln von meinen Erkenntnissen und Erlebnissen berichten!Endlich in sicheren Händen, beziehungsweise Armen, empfingen mich meine Familie und meine Freunde überglücklich und versuchten alle gleichzeitig mich auszufragen.Als Damien merkte, dass mir das zu viel wurde, rief er: "Jetzt beruhigt euch erst mal und redet nicht alle gleichzeitig auf sie ein! Sie muss unheimlich erschöpft sein von alldem, lasst ihr 'ne Minute!"
Nachdem sie sich bei mir kurz entschuldigt hatten, fragte mich mein Vater: "Wie geht es dir jetzt Kleines und was genau ist im Turm mit dir geschehen? Haben sie dir etwas angetan?"Ich atmete tief durch, lehnte mich an Damiens Brust und erzählte: "Ich bin okay soweit. Ein Engel namens Blake hat mich aufgefangen und zum Turm gebracht, da er der Meinung gewesen ist, dass mich die Versuche diese Wunde mit Licht zu heilen, komplett umgebracht hätten. Er und einige Andere haben sich darum gekümmert und es ist auch schon deutlich besser geworden.Sie haben mir gesagt, dass sie euch versucht haben fernzuhalten, damit ich genesen konnte."Verblüfft lauschten sie meinen Worten, konnten teilweise nicht glauben, was ich ihnen über Lucius Wandel, diese Spaltung unter den Erzengeln und deren Vorstellungen erzählte.
Meine Schwester fragte besorgt: "Kann das denn sein Vater? Vielleicht sollte man einigen von denen, die ihr festnehmen lassen habt, mal befragen lassen..." Dem stimmte ich zu, verdeutlichte ihnen meine Meinung und bat sie nicht alle so fort umzubringen. Mir zuliebe ließen sich unsere Eltern und der Rat darauf ein und ich wurde erst einmal untersucht. Mit Erleichterung stellten sie fest, dass die Wunde wirklich gut verheilte, aber trotzdem noch sehr an meinen menschlichen Kräften nagte. Es freute mich wahnsinnig, dass ich wieder bei meinem Damien sein konnte und auch er und meine Mitmenschen waren heilfroh.Nach einigen Stunden wollte ich mit Kathrin ein Stück Spazieren gehen, um einfach mal wieder was nur mit ihr zusammen zu machen. Wir quatschten und lachten so wie schon lange nicht mehr und standen schließlich kichernd, knuddelnd auf einer Art Burgmauer am Observatorium. In der Ferne konnte ich sehen wie mein Schatz mit Jack und anderen jungen Engeln trainierte und wir winkten ihnen. Kathrin und ich hüpften weiter und erschraken massiv als ein dunkler Blitz knapp vor meiner Schwester einschlug. Plötzlich stürmte einer von Lucius Engeln an uns vorbei, riss Kathrin mit und ließ sich mit ihr über das steinerne Geländer stürzen!
Es waren mindesten 20 Meter bis nach unten und dieser Mistkerl wollte sie unten aufschlagen lassen mit Gewalt! Ich hatte viel gelernt in den letzten Tagen und ich würde niemals zulassen, dass meinen Liebsten etwas zustößt! Ohne großartig über mögliche Konsequenzen nachzudenken, sprang ich ihnen hinterher, machte einen eleganten Salto und ließ einen Schild um mich herum entstehen, während ich in meiner rechten Hand ein Schwert aus Licht manifestierte. Mithilfe des Windes beschleunigte ich meinen Fall, wodurch ich den Typen zu fassen bekam, von Kathrin wegzerrte und seinen Schockmoment ausnutzte um ihm mein Schwert durchs Herz zu stoßen.Danach zog ich meine geliebte Schwester fest an mich und flüsterte ihr zu, dass alles gut werden würde. Ich schloss die Augen, ging wie bei der Meditation mit Blake tief in mich hinein und dachte daran Kathrin und Andere vor solchen Gefahren zu bewahren.
Kurz darauf hörte ich den verblüfften Ausruf von ihr: "Wow Ann... Wie hast du das geschafft?!"Als ich die Augen aufschlug, fühlte ich mich anders... vollständig und entdeckte meine eigenen Flügel! Sie schimmerten hell, wie von Licht umhüllt, wirkten unglaublich weich und soft und faszinierten mich total. Da ich noch nicht die geringste Ahnung vom Fliegen hatte, verließ ich mich auf mein Gefühl und probierte diesen neuen Teil meines Körpers aus. Irgendwie gelang es mir dann auch mit ihnen zu schlagen, die Richtung zu ändern, aufzusteigen und sanft zu gleiten. Nachdem ich erst mal unten am Boden langsam aufgekommen bin, flüsterte ich ihr zu: "Gut festhalten Kathy!", und schoss in die Luft. Ihr Lachen war beruhigend und auch ich hatte unheimlich viel Spaß. Zum Schluss landete ich wieder auf jener Plattform von zuvor. Meine Eltern, Damien, Jack, Nessa und unsere beiden Meister waren dorthin geeilt und machten richtig große Augen, als sie mich dort landen sahen. Vorsichtig setzte ich mein Schwesterherz ab, sah wie meine Eltern sie in die Arme schlossen und wurde von Damien umarmt.
Er flüsterte: "Schatz, du hast mich gerade in Angst und Schrecken versetzt! Was hast du dir nur dabei gedacht einfach zu springen?! Du hättest dabei umkommen können!"Sanft strich ich ihm über die Brust und antwortete, dass ich ihn nicht erschrecken wollte und das Wohl meiner Schwester meine einzige Sorge gewesen ist. Erst jetzt sah er mich genauer an und berührte vorsichtig und rücksichtsvoll meine Flügel. "Wow, Ann... Wie ist das möglich beziehungsweise passiert?"Auch der Rest bewunderte und bestaunte mich und ich bekam von allen ein paar süße Komplimente und Lob für meine kleine Heldentat. Ich erzählte ihnen: "Ich weiß auch nicht genau wie das passiert ist... Als ich gesehen habe, wie dieser Kerl sie umbringen wollte, hab ich nicht großartig nachgedacht und wollte sie beschützen. Meine Angst um Kathrin war größer als die Angst vor den Konsequenzen und dann bin ich einfach gesprungen und habe meine Fähigkeiten eingesetzt um zu ihr zu gelangen und den Angreifer auszuschalten. Danach hab ich sie einfach geschnappt und bin, ähnlich wie beim meditieren, in mich gegangen und das ist jetzt das Ergebnis."
Mein Vater meinte: "Ich denke, dass deine Sorge um deine Mitmenschen wirklich das Ausschlaggebende war. Auch bei 'reinen' Engeln ist irgendeine besondere Situation ausschlaggebend, schließlich werden auch wir nicht mit Flügeln geboren. Warum das so ist, kann ich zwar auch nicht erklären, aber es ist Fakt. Ich zum Beispiel erhob mich, als ich eure Mutter gerettet habe. Dein Damien hat seine Flügel bekommen als er seine Schwester vor einigen Erzengeln beschützen wollte, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich persönlich finde es unglaublich interessant, dass auch ihr beiden dazu in der Lage seid."Mutter fügte hinzu: "Wir haben halt ganz besondere Töchter! Wie froh ich über diese Nachricht bin - Es hätte mich zerstört, wenn ich auch nur eine von meinen Prinzessinnen verloren hätte!"Nessa erwähnte grinsend: "Dann können wir Ann ja endlich Flugstunden geben! Das wird sicherlich lustig werden!"
Mit diesem aufregenden Erlebnis ließen wir langsam den Tag ausklingen. Ich verbrachte den restlichen Nachmittag mit meinen Freunden und am Abend saß ich mit Damien und unseren Familien zusammen und wir redeten und spielten ein paar kleine Spiele miteinander, was wirklich lustig war. Als Damien und ich später ins Bett gingen, kuschelten wir einfach nur ein bisschen, sprachen über unsere Zukunft, unsere Beziehung und alles, was nun noch auf uns zukommen würde. Mit Damien war ich mir sicher, auch noch so harte Zeiten durchzustehen und er schwor mir, mir niemals von der Seite zu weichen, was auch geschehen mag.Die nächsten Wochen erholte ich mich endgültig, ich vereinbarte ein Treffen mit Blake um vielleicht einen Zusammenschluss zwischen ihnen und dem Rat zu erwirken, damit wir Lucius gemeinsam in die Knie zwingen konnten und so auf beiden Seiten mehr Verständnis und eventuell auch ein paar Einigungen zu erlangen.Zwischenzeitlich lernte ich das Fliegen und richtig mit meinen Flügeln umzugehen, damit ich sie jederzeit verstecken oder zum Vorschein bringen konnte und merkte schnell, dass mir das wirklich gut gelang - fast so als ob ich nie etwas anderes derart getan hätte.Meine Beziehung zu Damien wurde auch wieder schöner, da diese Sache mit Jass unsere Liebe komplett gestärkt hatte, wir lernten diese Liebe zu schätzen und nahmen uns vor, mehr aufeinander aufzupassen. Ich war mir sicher, dass wir eine glückliche Zukunft haben würden, wenn Lucius Zeit zu Ende war und das war der Grund für mich diesen Zusammenschluss hervorzubringen damit wir als Team die Sache beenden konnten.

Kap. 25: Große Pläne

Große Pläne


Dass Fliegen aufregend sein muss, habe ich mir ja schon immer gedacht, aber dass es mir so viel Freude bereitete, faszinierte mich schon. Damien und ich haben zusammen Flugstunden genommen und er schien richtig Spaß daran zu haben, mit mir durch den Himmel zu jagen und mich ein bisschen zu ärgern. Wenn er mich in der Luft küsste und liebkoste wurde ich irgendwie richtig sehnsüchtig.Zwei Monate nach dem Zwischenfall mit dem Turm und dem Angriff auf Kathrin verbrachte ich einen romantischen Samstag mit meinem Liebsten. Wir lagen kuschelnd in unserer Hängematte im Garten und genossen die traute Zweisamkeit. Er hielt mich sanft im Arm, strich mir über die Hüfte und küsste mich zärtlich. Seine Lippen schmeichelten meinen und seine Zunge spielte sacht mit der meinen. Wie schön sich das anfühlte ihm so nah zu sein...
Damien flüsterte nach diesem süßen Kuss: “Ich liebe dich Ann... Es ist so schön dich im Arm zu halten. Wie froh ich bin, dass du uns noch nicht aufgegeben hattest!” Sanft erwiderte ich: Dich könnte ich niemals aufgeben Schatz, dafür liebe ich dich viel zu sehr.” Mit einem Lächeln kraulte ich ihn an seiner muskulösen Brust, setzte mich vorsichtig auf seinen Schoß und entlockte ihm ein wohliges Seufzen.Grinsend und mit frechem Blick wanderten seine Hände von meiner Hüfte zu meiner blauen, luftigen Bluse, bis seine Finger die Knöpfe langsam auffriemelten, worauf ich hauchte: “Hast du solche Sehnsucht nach mir?”Er gab zurück, dass er solange seine Leidenschaft zurückgehalten habe, damit ich wieder richtig Vertrauen zu ihm fassen konnte.
Wie süß er doch war - Dass er seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse ausgeblendet hatte, nur um mir zu zeigen, dass er mich wirklich liebte und keine anderen Absichten hegte und in den Vordergrund schob.Ich nahm es ihm auch in keinster Weise übel und beugte mich zu ihm hinab um ihn erneut zu küssen. Dabei fiel mir auf wohin sein Blick wanderte, was ihn erröten ließ und ich kicherte belustigt. Solche Reaktionen ließen ihn immer wieder richtig menschlich wirken, was ich wirklich toll fand.“Aber nicht hier draußen Schatz. Lass uns reingehen und da weiter machen”Frech zwinkerte ich ihm zu, zog ihn nach drinnen in unser Schlafzimmer und wir gaben uns unserer Sehnsucht hin. Damien und ich schmusten danach verliebt miteinander und genossen die Zeit noch ein bisschen. Wir ließen drei traumhafte Monate vergehen, nahmen uns wieder Zeit für einander und versuchten Blake und den Rat zur Zusammenarbeit zu überreden, was nach einigen Gesprächen endlich funktionierte. Ich nahm mir viel Zeit um ein bisschen über diesen Lucius und die Konflikte zwischen diesen Parteien zu recherchieren.
An einem schönen Morgen wachte ich in Damiens Armen auf und wurde sogleich mit einigen süßen Küssen begrüßte. ”Guten Morgen Liebling.”Glücklich erwiderte ich: “Guten Morgen Schatz.” Er strich mir zärtlich durchs Haar, fuhr mir mit der anderen Hand über den nackten Rücken und lächelte verspielt. Glücklicherweise fiel der Unterricht für uns Mädchen heute aus, weshalb ich noch eine ganze Weile mit ihm unanständig sein konnte. Ihm schien es sichtlich zu gefallen, dass ich so sehnsüchtig nach ihm und seinen Berührungen war. Folglich war unser Vormittag richtig aufregend und erschöpfend, bis wir gemeinsam aufstanden, ausgiebig frühstückten und ein bisschen im Garten relaxten.Später am Nachmittag gingen wir schließlich zusammen zum Unterricht, wo ich ihn des Öfteren begleitete, mit Nessa, Kathrin und anderen Freundinnen.
Da wir Mädchen am Vormittag unterrichtet wurden, blieb so genug Zeit um anderen Dingen nachzugehen oder unsere Jungen und Männer beim Training zu beobachten. Irgendwie fand ich es ungerecht, schade und gemein, dass wir Mädchen uns dem Kampf enthalten sollten, weil man uns nichts zuzutrauen schien, seit Herrin Aireena im großen Krieg im Kampf gefallen ist. Ich fand das Kämpfen wirklich aufregend und hätte wirklich gern mitgemacht und das Kämpfen gelernt. Warum es mich so reizte wusste ich nicht, aber leider durften wir nicht mitmachen. Als ich Meister Marques einst gefragt hatte, war seine Antwort ziemlich kalt, abweisend und vorwurfsvoll gewesen. Mädchen waren nicht dafür geschaffen etwas so Gefährliches und Schweres zu meistern.
Etwas beleidigt habe ich mich geschlagen geben müssen und gab mich damit zufrieden wenigstens zusehen zu dürfen, auch wenn ich bei manchen Kerlen einige Verbesserungsvorschläge sah, die ich auf Rat von Nessa doch zurückhielt. Lächelnd beobachtete ich sie, unterhielt mich mit meinen Mädels und träumte ein bisschen vor mich hin. Plötzlich spürte ich ein richtig unangenehmes Stechen im Kopf, fasste mir auch sogleich an die Stirn und kniff die Augen zusammen. Kathrin fragte: “Ist alles in Ordnung?”“Ich hab nur leichte Kopfschmerzen, keine Panik.”Sie nickte, tätschelte mich an der Schulter und wandte sich wieder ihrem Gespräch zu. Zunächst versuchte ich dieses Gefühl zu ignorieren, bis mich auf einmal eine Vision überraschte.

Um mich herum wurde es plötzlich dunkel und kalt und ich konnte schließlich eine unbekannte männliche Stimme vernehmen: “Sie werden untergehen, wenn sie auf ihrem sturen Weg weitergehen. So naiv...Eine andere Stimme wisperte: “Auch die Kleine wird es nicht alleine schaffen. Viel zu unerfahren und jung...”Bilder von einer Zeit in Dunkelheit, mir und Damien, wie er versuchte mich zu beschützen, da ich...schwanger zu sein schien?! Fasziniert und beunruhigt beobachtete ich das Szenario und fasste mir, ohne darüber nachzudenken, an den Bauch. Ich wünschte mir Nachwuchs wirklich sehr und musste mir eingestehen, dass diese Bilder meinen Kinderwunsch sogar stärkten. Aber ich wusste, dass erst einmal wieder Ruhe und Frieden einkehren musste bevor ich über so etwas nachdenken konnte.Schließlich fingen immer mehr Stimmen an auf mich einzureden, bis ich in diesem Stimmengewirr unterzugehen drohte. Verzweifelt fasste ich mir an den Kopf, hielt mir die Ohren zu und ließ mich nach hinten fallen.


Nessa berührte mich und rief: “Ann, hey, was hast du?!? Sprich mit uns und mach uns nicht solche Angst!” Ich blinzelte verwirrt und starrte in die blassen Gesichter meiner Freunde. Was hatte ich denn getan, dass sie so erschreckt hatte? Sogar mein Schatz war auf einmal an meiner Seite und hielt mich im Arm. Unsicher fragte ich: “Was ist den passiert, ich kann mich nicht daran erinnern?” Damien strich mir über die Wange und flüsterte: “Du bist einfach ohnmächtig geworden Liebste. Geht es dir nicht gut?” Nachdenklich schaute ich meine Freunde an und erzählte ihnen von meinem Schwindelanfall und der Vision - auch wenn ich die Sache mit der Schwangerschaft für mich behielt - und wurde von meinem Liebsten behutsam untersucht. Meine Schwester fragte besorgt: “Was ist nur los mit dir in letzter Zeit? Dir geht's schon 'ne Weile nicht so prickelnd...”Ich versuchte sie etwas zu beschwichtigen und meinte nur, dass es mir eigentlich gut gehe und kein Grund zur Sorge bestand. Ihnen zuliebe schonte ich mich ein wenig in den nächsten Tagen und mir fiel in dieser Zeit auf, dass sich Damien irgendwie seltsam verhielt und irgendwas zu verheimlichen schien. Deshalb versuchte ich bei Jack und Nessa herauszufinden, ob sie vielleicht etwas wussten, aber auch die beiden konnten oder wollten mir nichts erzählen. Zwei Wochen darauf erhielt ich schließlich einen recht eigenartigen Brief von Damien.

"Hey mein Schatz,Ich weiß, dass ich in letzter Zeit ein wenig abweisend

gewesen bin, aber ich möchte es dir heut Abend erklären.

Würdest du zum Sonnenuntergang an unseren Platz kommen?

Du weißt schon, der Pavillon im Rosenpark.Ich liebe dich von

ganzem Herzen.

Dein, dich über alles liebender Freund, Damien”

 

Was das wohl zu bedeuten hatte? Ich hoffte nur, dass er nichts Schlimmes angestellt hatte, dass er so eine Nachricht mit einer Rose auf dem Tisch für mich zurückließ. Mit einer gewissen Unruhe verbrachte ich die restliche Zeit mit Hausarbeit und Lesen und machte ich mich dann zum Abend auf den Weg und mir fiel schon am Anfang des Parks auf, dass hier irgendwas anders war. Zahllose Kerzen und Blütenblätter säumten den Weg und schienen mich direkt zum Pavillon zu führen. Als ich mein Ziel erreichte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass mein Liebster einen edlen, schönen Anzug trug und auch seine schulterlangen, blonden Haare zurückgelegt hatte. Neugierig legte ich den Kopf schräg und fragte ihn, was dieser Aufwand hier zu bedeuten habe.Verlegen redete er einige Zeit lang um den heißen Brei herum, bis er schließlich vor mir in den Kniefall ging. Er nutzte meine Überraschung aus und erklärte sanft: “Ich weiß, dass wir zwei es nicht immer leicht miteinander hatten und ich mächtig Mist gebaut habe. Aber trotzdem haben uns alle Probleme und Streitigkeiten in unserer Liebe gestärkt und unsere Verbindung miteinander gefestigt. Deshalb habe ich eine ganze Weile nachgedacht und habe jetzt einen Entschluss gefasst: Heute Abend möchte ich dir schwören bis in alle Ewigkeit an deiner Seite zu stehen, dich zu lieben, zu respektieren und zu schützen. Du bist die Liebe meines Lebens, mein Stern am Himmelszelt und ich will dich nie mehr verlieren. Also frage ich dich, hier und jetzt, Ann Berry willst du meine Frau werden?”
Bei diesem unglaublichen Heiratsantrag hielt ich mir atemlos die Hände vor den Mund und mir kamen die Tränen. Er hielt mir sanft lächelnd eine Schatulle mit dem schönsten Diamantring, den ich jemals zu Gesicht bekommen habe, entgegen und wartete auf meine Antwort. Ein wirklich edles, reich verziertes und geschwungene gearbeitetes Schmuckstück und ich fühlte mich, wie der glücklichste Mensch auf Erden! Als er meine Reaktion sah, wuchs Sorge in seinem Blick und er fragte ängstlich: “Ann? W-Was sagst du?”Ich brauchte ein paar Sekunden um mich zu fangen und flüsterte: “J-ja, ich will unbedingt!” Sofort veränderte sich seine Miene, ein breites Grinsen zierte seine Lippen, seine sanften Augen leuchteten richtig und er schob mir überglücklich den Ring über den Finger. Danach wirbelte er mich durch die Luft, zog mich fest an sich und fing an mich leidenschaftlich zu küssen.Da hörte ich ein glückliches Jubeln und Klatschen von hinter uns und als ich mich umschaute, stellte ich fest, dass unsere Freunde und Familien alle da waren und mit zugesehen hatten. Sie alle beglückwünschten uns und äußerten ihre Freude und Erleichterung. Wir blieben noch eine ganze Weile im Park, gingen später ins Restaurant und hatten noch einen wirklich romantischen Abend zusammen.Nie hätte ich mit so einem Geständnis gerechnet und es erfüllte mein Herz mit endlosen Glück und Liebe. Ich war offiziell verlobt mit dem Mann meiner Träume! Jetzt schien endlich alles perfekt zu werden und auch ihm schien es nicht anders zu gehen. Ein paar Tage vergingen in denen ich vor Freude kaum noch schlafen konnte und wie ein kleines Kind zu Weihnachten herumhüpfte. Ich plante deshalb meiner besten Freundin in Vancouver einen Besuch abzustatten und ihr diese großartigen Neuigkeiten mitzuteilen, was ich auch so schnell wie möglich umsetzen wollte. Von nun an wusste, ich dass es nur noch besser werden konnte.

Kap. 26: Offenbarungen

Offenbarungen


„Verlobt?!? Ernsthaft Ann? Ich freu mich wahnsinnig für dich!“ Freudestrahlend hatte ich Jass von Damiens Antrag erzählt und wir waren beide richtig glücklich über diese Wendung.Frech grinsend meinte sie: „Bei deinem letzten Besuch warst du richtig down, weil er dir das Herz gebrochen hat und jetzt wollt ihr Zwei heiraten! Ihr seid schon ein süßes Pärchen. Und so wie du mir das erzählt hast, hört sich das auch voll süß und romantisch an. Wo wollt ihr euch denn aneinander binden: hier oder in deiner neuen Heimat?“Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht, runzelte die Stirn und erwiderte: „Ich weiß noch nicht, aber ich würde es lieber hier tun, schließlich habe ich hier auch den Großteil meines bisherigen Lebens verbracht. Darüber müssen wir erst noch miteinander reden, aber ihr seid auf jeden Fall eingeladen!“ Eric, Jamies Freund, fügte hinzu: "Ich finde es echt super, dass er so zu dir steht und ihr wieder glücklich seid. Da wünsche ich euch schon mal viel Glück für die Zukunft!"Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über meine Hochzeitspläne- und Vorstellungen bis wir durch ein lautes Poltern im Garten aufschreckten.Jamie nahm ihre Tochter auf die Arme und wir gingen gemeinsam in den Garten, während ich immer beschützend vor ihr lief. Dort angekommen, kroch ein Erzengel aus seinem Einschlagskrater und als er uns erspähte zog er sofort sein Schwert. Meine beste Freundin erstarrte hinter mir und ihr Geliebter zog sie auch sofort hinter sich. Als der Dämon auf uns zustürmte blendete ich kurz alle Anwesenden und erschuf mir ein eigenes Schwert. Es fiel mir nicht schwer, seine Schläge zu parieren und selbst zuzuschlagen und schaffte es so ihn in die Enge zu treiben, während er immer wieder versuchte an Jass und ihre kleine Familie ranzukommen, was ich unmöglich zulassen konnte. In einer Sekunde in der ich unachtsam war, da meine Freundin entsetzt aufkeuchte, rammte er mir einen Dolch in die Seite, wodurch in etwas taumelte. Als er schließlich auch Jass etwas antun wollte manifestierte ich einen Schild aus Licht, ging dazwischen und konnte ihn zurückstoßen. Um uns in Sicherheit zu bringen, öffnete ich schnell ein Portal, jagte dem Typen einen Lichtpfeil in den Körper und zog die drei mit mir mit, auch wenn es eigentlich verboten war. Aber dies war ein ernst zu nehmender Notfall!
Kurz bevor das Licht des Portals verschwand, sprang der dunkle Angreifer heraus und ging sofort weiter auf mich los. Überrascht konnte ich gerade so noch ausweichen, wurde in der nächsten Sekunde aber erneut getroffen. Dieses Mal härter als zuvor, da ich richtig zurückgestoßen wurde und gegen eine Wand stieß, wobei ich mir den Kopf aufschlug.Der Kerl stürmte auf mich zu und wollte mir endgültig das Leben nehmen, was Jass schließlich ohnmächtig werden ließ, aber ich würde mich nicht geschlagen geben. In dem Moment, wo er zustechen wollte, schlug ich schließlich hochkonzentriert die Hände zusammen und fing die Schwertschneide zwischen den Händen ab. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie eine Familie meine Begleiter in Sicherheit brachten, nickte Eric kurz zu und brachte das Schwert zum Glühen. Erschrocken ließ der Kerl die Waffe fallen, sodass ich sie fangen konnte und fing an ihm richtig eins auszuwischen. Am Ende lag er am Boden, ich tötete ihn mit einem Stich durchs Herz, worauf er vor mir zu Asche zerfiel, und ließ die blutige Klinge zu Boden gehen.
Jetzt fasste ich mir an die Seite, bemerkte dabei wie viel Blut ich verloren hatte, die ganze Zeit, während ich mich so schnell gedreht und herumgewirbelt habe durch den Kampf, und mir wurde schwindelig. In der Zwischenzeit hatten die jungen Krieger vom Tumult hier unten gehört und fünf Kerle liefen auf den Platz zu.Eine junge Frau versuchte mich bei Bewusstsein zu halten und hatte einen notdürftigen Verband aus ihrem Tuch um meine Körper gebunden, da ich nun auch entkräftet zu Boden gefallen bin. Ich erkannte Damiens Stimme unter den eintreffenden Soldaten und hörte wie er mit der Dame sprach.„Was ist hier geschehen? Was fehlt ihr denn?“„Das arme Ding ist angegriffen worden. Soweit ich weiß, war sie ja ein paar Tage in Vancouver und scheinbar ist sie dort aufgespürt worden. Sie und eine junge, sterbliche Familie sind durch ein Portal hierher gekommen und da ist sie bereits verletzt gewesen. Wer weiß, wie lange sie schon gekämpft hat, aber sie hat auf jeden Fall eine Menge Blut verloren.“Er strich mir liebevoll über die Wange und flüsterte: "Ach Liebling... Wie sehr ich mir wünsche, dass dieser Krieg endlich vorbei ist, damit du außer Gefahr bist..." Er wandte sich wieder an die Frau und fragte sie ob ich sehr schwer verletzt war oder nicht. Ich mischte mich ein und  murrte: "Mir is' nur 'n bisschen schwindlig... Das is' bloß ein Kratzer." Damien schmunzelte und nahm mich vorsichtig auf die Arme. Als er mich hochhob, konnte ich sehen wie die anderen vier Krieger Jass und Eric mit ihrem Baby eskortierten. Er trug seine Tochter, während meine bewusstlose beste Freundin ebenfalls getragen wurde. Erschöpft ruhte ich mich in den Armen meines Liebsten aus, spürte wie ich nach einiger Zeit verarztet und ins Bett gelegt wurde.Mein Schatz flüsterte mir zu: “Schlafe gut, meine Liebste. Du brauchst erst einmal Ruhe. Ich passe auf dich auf Ann, ich liebe dich.”
Ich blinzelte kurz, lächelte ihn an und zog ihn sanft zu mir ins Bett. "Geh bitte nicht weg, ich möchte dich bei mir haben..." Damien berührte mich sanft, versprach mir zu bleiben und ich kuschelte mich an ihn. Ruhig und erschöpft schlief ich in seinen starken Armen ein und träumte dabei auch noch richtig schön. Im Traum standen wir Zwei vor dem Altar, umgeben von wunderschönen Rosen und unseren Freunden. Er schob mir den Ehering über und Strich mir danach zärtlichen über meinen dicken Babybauch und lächelte glücklich. Von Vorfreude erfüllt beobachtete ich unseren großen Tag und wachte irgendwann später schließlich wieder auf. Mein Engel küsste mich zur Begrüßung und hauchte: "Schön, dass du wieder da bist Schatz. Hast du gut geschlafen?"Ich nickte und erwiderte seinen zärtlichen Kuss. Frech schlang ich dabei meine Arme um seinen Hals, wir wälzten uns durchs Bett bis er über mir lag und leise kicherte. "Ich seh schon, worauf du hinaus willst meine Maus, aber du bist immer noch verwundet. Also bleiben wir heute mal anständig!"
Jetzt musste auch ich lachen, mein stürmischer Liebster kletterte von mir runter und wir gingen gemein zum Frühstück. Vorher legte ich im Bad noch einen kleinen Zwischenstopp ein und duschte eine Weile vorsichtig. Dabei gab ich darauf Acht nicht zu viel Wasser über die Wunde laufen zu lassen und befestigte einen neuen Verband im Nachhinein wieder. Unten angekommen traf ich auf Jamie, Eric und ihre Tochter, Natasha, in unserer Küche. Meine Eltern unterhielten sich ruhig  mit ihnen und als ich die Küche betrat, konnte ich sehen, wie meine Mutter erleichtert aufatmete.Sie rief: “Gott sei dank, du bist wieder bei Bewusstsein! Wie fühlst du dich, Liebling? Nachdem ich mich zu ihnen gesetzt hatte, nahm ich sanft ihre Hand und beschwichtigte sie mit den Worten, dass sie sich keine Sorgen machen brauche und ich mich schon besser fühlte.Lächelnd aß ich mein Müsli, tauschte mit Damien einige verstohlene Blicke und bot meinen Gästen auch etwas an. George erwähnte: “Wir haben deinen Freunden übrigens schon einige Dinge erklärt, weil deine Freundin ja wirklich ziemlich geschockt gewesen ist.”
Verständnisvoll nickte ich und entschuldigte mich: “Ich weiß, dass das alles ziemlich plötzlich kommt, aber ich hätte euch einfach nichts sagen können oder dürfen. Was wisst ihr denn schon und seid ihr mir böse?”Jamie räusperte sich und erzählte: “Nun ja, deine Eltern haben mir erzählt, dass das hier eine Art andere Welt ist und das ihr Engel seid. Dann gibt es da auch noch sogenannte Erzengel, gefallene Engel, die sich anderen Idealen gewittmet haben, wo es aber auch noch eine Unterteilung in friedliche und blutige Absichten gibt. Hätte ich das nicht selbst gesehen, hätte ich dich für verrückt gehalten Ann, aber das ist wirklich unglaublich. Und ich bin dir nicht böse, warum auch, ich kann das vollsten nachvollziehen!"Erleichtert lächelte ich sie an und kraulte die kleine Natasha sanft an der Wange. Dabei entlockte ich ihr ein unheimlich süßes Lachen, sie streckte fordernd die Arme nach mir aus und Eric stellte belustigt fest: “Ich glaube unsere Süße hat einen Narren an dir gefressen.”
Jamie gab sie mir und ich wiegte sie lächelnd in den Armen, wobei ich sie am Bauch kraulte. Alle Anwesenden mussten lächelnd und Kathrin meinte glücklich: “Du kannst wirklich gut mit Babys umgehen. Das ist wirklich wahnsinnig süß!” Mein Liebster strich mir sanft über die Wange, ich drehte der Kopf zu ihm und er küsste mich liebevoll. Der Blick mit dem er mich bedachte, war voller Zärtlichkeit, Wärme und seine Augen leuchteten vor Liebe.In den nächsten Stunden verbrachte ich die Zeit mit meinen alten Freunden, erklärte und zeigte ihnen noch die eine oder andere Sache mithilfe meines geliebten Damiens. Ich merkte wie sehr sie sich für mein “neues” Leben interessierten und es machte mir Spaß, sie etwas herumzuführen auch wenn ich gewisse Regeln einhalten musste. Es war irgendwie eine Erleichterung für mich, dass sie jetzt Bescheid wussten, bat sie aber eindringlich die ganze Sache für sich zu behalten. Aus Sicherheitsgründen konnten sie für zwei Wochen bei uns bleiben und wir versprachen ihnen, von nun an auf sie aufzupassen. Mit diesem Versprechen brachten wir sie zusammen nach Hause, verabschiedeten uns und wünschten einander viel Glück. Zudem vereinbarten wir, dass wir einander nun etwas öfter treffen sollten, soweit die Zeit stimmte.

Kap. 27: Süße Neuigkeiten

Süße Neuigkeiten


Seit dem kleinen Zwischenfall in Vancouver sind inzwischen 2 weitere Monate vergangen, in denen ich mir mehrmals Zeit nahm um Jamie etwas öfter zu treffen und zu unterstützen. Aber ich habe mich sonst ein klein wenig zurückgehalten, da ich mich in letzter Zeit nicht sonderlich fit gefühlt habe. An einem schönen Abend lag ich relativ schlecht gelaunt auf unserer Couch und starrte mürrisch auf den Fernseher. Damien war auch nicht da, weil er sich mit einigen anderen Kriegern auf einer großen, wichtigen Mission war, um einen Stützpunkt von großer Bedeutung zurückzuerobern. Frustriert naschte ich etwas Schokolade, bis ich vom Läuten der Türklingel abgelenkt wurde.Seufzend stand ich auf und trottete zur Tür. Kathrin war vorbeigekommen, knuddelte mich sanft zur Begrüßung und meinte: “Ich dachte, du bist vielleicht ein bisschen einsam hier und wollte dir vorschlagen, doch mit in unser großes Haus zu kommen."
Wir gingen noch einen Moment in unser kleines Häuschen - mit nur einer Etage, auf welche unser Schlafzimmer, ein Badezimmer, die Küche und das gemütliche Wohnzimmer sowie einem extra Gästezimmer verteilt waren. Während wir uns unterhielten, verspürte ich auf einmal eine unangenehme Übelkeit. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, stürmte ins Bett und kam gerade noch rechtzeitig im Bad an bevor ich mich übergeben musste. Kathrin rief besorgt: “Ann, Ann was hast du?”Als sie mich so vor der Toilette kauern sah, stellte sie sich zu mir und hielt meine Haare zurück. Besorgt musterte sie mich, half mir auf und stützte mich etwas. Sie brachte mir einen Stuhl, damit ich mich setzen und erst einmal Zähne putzen konnte. Während sie ein bisschen Ordnung machte, hielt ich mir den Bauch und versuchte an etwas anderes zu denken.Meine Schwester fragte: “Wie fühlst du dich jetzt? Es wäre besser, wenn du demnächst bei uns bleibst, nicht das dir etwas passiert, wenn du hier alleine bist.”

Mit einem Nicken stimmte ich ihr zu, atmete tief durch und erhob mich vorsichtig. Sie legte ihren Arm um mich, geleitete mich nach draußen, checkte noch kurz ob sie alles ausgeschaltet hatte und nahm mich mit zu unseren Eltern.Als sie sahen, wie blass ich war, fragte meine Mutter sofort: “Oje, wie siehst du denn aus Schatz? Was fehlt dir?” George, war sofort zur Stelle, half mir zur Couch und holte gleich etwas Wasser.“Ich weiß nicht, mir geht es nicht gut. Vorhin habe ich mich eben übergeben und auch sonst finde ich alles so anstrengend und mir ist des Öfteren schwindlig.”Samantha berührte mich an der Stirn und stellte fest, dass ich kein Fieber zu haben schien. Sie empfohlen mir, mich schlafen zu legen, was ich auch zu Herzen nahm.
Ich vermisste Damien jetzt schon sehr, obwohl er erst seit vier Tagen fort war, und wenn ich mir jetzt nun vorstellte, dass er ganze vier bis fünf Wochen auf einer gefährlichen Mission sein würde, wurde ich noch viel sehnsüchtiger.Traurig seufzend kuschelte ich mich in mein Bett und wunderte mich darüber, wie sehr mich das auf einmal mitnahm. Allgemein traf mich in letzter Zeit alles härter als jemals zuvor und ich fragte mich, warum ich entweder so aufgeregt, aufgewühlt oder niedergeschlagen war. Komische Stimmungsschwankungen...Müde fielen mir schließlich nach einiger Zeit die Augen zu.Im Traum saß ich mit Damien am Strand, zwei süße kleine Kinder tollten um uns herum und wir genossen das grandiose Wetter. Mein Schatz streichelte und liebkoste mich auf der Decke, bis die Beiden dazwischen sprangen und wir sie durchkitzelten und in unsere Schmuserei mit einbezogen.
Mit einem breiten Grinsen wachte ich am nächsten Morgen auf, reckte mich und sah auf meinen Wecker. Es war 10:37 Uhr, ziemlich spät eigentlich für meine Verhältnisse aber irgendwie fühlte ich mich heute deutlich besser. Mir war nur ein bisschen schwindlig. Ich entspannte noch ein bisschen und als ich aus dem Bett hüpfen wollte, verlor ich glatt das Gleichgewicht und fiel in die Kommode neben meinem Bett. Das laute Poltern hatte meine Eltern aufgeschreckt, weshalb sie sofort in Sorge in mein Zimmer stürmten. Samantha half mir sofort hoch, setzte mich zurück aufs Bett und musterte mich unsicher.“Was ist nur los mit dir Schatz? Erst musst du dich übergeben, jetzt verlierst du dein Gleichgewicht... Gibt es irgendwas, das wir wissen sollten?"Ahnungslos schüttelte ich den Kopf und gestand, dass ich auch keine Ahnung hatte was los war mit mir. Mein Vater stützte mich sicherheitshalber als wir die Treppen runtergingen, wofür ich auch wahnsinnig dankbar war.
Hungrig machte ich mir mein übliches Frühstück, musste aber feststellen, dass ich irgendwie mehr Hunger hatte als sonst. Meine Eltern beschmunzelten die Sache und ich konnte meine Eltern tuscheln sehen, was mir nicht sonderlich gut gefiel. Den weiteren Vormittag sowie die nächsten drei Wochen schonte ich mich ein wenig, in der Hoffnung wieder zu Kräften zu kommen, hatte aber dennoch ab und an leichte Schwächeanfälle oder verspürte Übelkeit.Schließlich nahm ich mir noch einmal Zeit um Jamie ein paar Tage in Vancouver zu besuchen und hoffte von ihr ein paar Vorschläge zu bekommen. Sie begrüßte mich mit offenen Armen und wir setzten uns zum Quatschen zusammen.Nachdem ich ihr meine Probleme der vergangenen Zeit aufgezählt hatte, schlug sie lächelnd vor: “Könnte es vielleicht sein, dass du schwanger bist Ann? Das was du mir jetzt erzählt hast, deutet auf jeden Fall darauf hin, so war das bei mir auch in etwa.”
Diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen, aber wenn ich so darüber nachdachte könnte das wirklich sein. Jedenfalls erklärte das auch diese ganzen Träume. Sie schien mein Schweigen als Antwort zu sehen, verließ kurz das Zimmer und kam kurz mit einer kleinen Schachtel zurück.“Ich hab sowas für alle Fälle da, weißt du? Hier, dann können wir uns erstmal vergewissern, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.”Schüchtern nahm ich das Schächtelchen an, bedankte mich verlegen und entschwand ins Badezimmer um den Schwangerschaftstest zu machen. Ungeduldig wartete ich auf das Ergebnis und machte umso größere Augen als ich es endlich vor mir hatte. Ich war wirklich schwanger von Damien! Und ich hatte schon Bedenken gehabt zu viel gegessen und zugenommen zu haben, weil mich meine Freunde im Spaß aufgezogen hatten. Aufgeregt lief ich zurück zu Jamie und präsentierte ihr meine Erkenntnis.“Ich kann es kaum glauben! Es macht mich wirklich glücklich, weil ich mir wirklich ein Kind gewünscht habe und immer noch wünsche! Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen um genaueres zu erfahren... Würdest du mich begleiten?”
“Natürlich komme ich mit, ich will ja schließlich auch erfahren, wie weit du bist und so!” So machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu meiner alten Frauenärztin und hatten das Glück auch gleich dran zu kommen, da eine andere Patientin abgesagt hatte. Sie untersuchte mich ruhig, unterhielt sich dabei mit uns und irgendwann fragte ich ungeduldig: “Können Sie mir schon etwas sagen? Wie weit bin ich mit meinem Baby, ist alles in Ordnung?”“Du meinst wohl deinen Babys. So wie es aussieht, erwartest du Zwillinge und sie sind beide wohlauf. Momentan befindest du dich im fünften Monat, nächste Woche dann im sechsten. Herzlichen Glückwunsch!” Als sie meine großen Augen sah, zeigte sie mir beim Ultraschall meinen Nachwuchs, erklärte wo ich was sehen konnte und gab mir auch gleich ein paar Tipps für die nächsten Monate und die Zeit mit den Kindern. Sie empfahl mir Beratung aufzusuchen, am besten mit meinem Partner und auch ein paar Vorbereitungskurse zu machen. Überglücklich bedankte ich mich bei ihr, stellte ihr noch die eine oder andere Frage und nahm strahlend die Bilder in Empfang.
Auf dem Heimweg fuhren wir gleich noch zu einer guten Freundin von Eric, da sie als Beraterin in Schwangerschaftssachen tätig war und ließ mir auch von ihr alle Möglichkeiten - Positive wie Negative - und Folgen für die Zukunft erläutern. Zu Hause erzählten wir Eric, da er gerade von Arbeit gekommen war, von den süßen Neuigkeiten. Auch er beglückwünschte mich und schilderte mir seine Erfahrungen als frisch gewordener Vater.Ich blieb noch ungefähr vier weitere Tage und informierte mich ausgiebig über Schwangerschaften.Wieder zurück in Sylena wollte ich meinen Eltern gleich erzählen, was mir die letzten Wochen und Monate so zu schaffen gemacht hatte, schwieg aber, als ich ihre traurigen, ernsten Gesichter sah.“Mom? Dad? Was ist passiert??” Sie gaben mir nur ein Zeichen zu folgen, führten mich in ein Gästezimmer und deuteten in Richtung des Bettes. Ängstlich näherte ich mich und wurde leichenblass, als ich sah, was sie so verletzte.
Kathrin lag leblos im Bett, war schrecklich bleich und furchtbar entstellt. In ihrem kindlichen Gesicht war eine unglaubliche Narbe, auch am restlichen Körper war sie brutal verletzt, hatte sogar drei Finger verloren und war ein angsteinflößender Anblick. Auch mir kamen die Tränen und ich fragte schluchzend: “Was ist hier passiert, wer hat ihr das angetan?!?”George erklärte und nahm mich dabei fest in den Arm: “Sie wollte nur helfen... Erzengel haben erneut die Bücherei attackiert um den verlorenen Posten zu rächen und dabei sind einige Engel hier in Bedrängnis geraten. Während unsere Krieger diese Mistkerle abwehrten, half Kathrin dabei, Frauen, Kinder und Verletzte in Sicherheit zu bringen, wurde aber beim letzten Opfer erwischt und sofort angegriffen. Im Gegensatz zu dir besitzt sie keine Gaben um sich zu schützen und ich konnte gerade noch rechtzeitig eingreifen.”
Als ich das von ihm hörte, spürte ich richtig, wie abgrundtiefer Hass in mir aufstieg und ich flüsterte: “Ich werde dich rächen, Schwesterherz!”Mutter brach ebenfalls wieder in Tränen aus und wir lagen uns zu dritt in den Armen um einander zu trösten. Im Laufe des Tages kam noch Delsin, Kathrins Freund, vorbei um uns zu unterstützen und um sich um seine schwache Liebste zu kümmern, wofür wir ihm echt dankbar waren. Am Abend wollte ich mich um sie kümmern und schloss die Tür. Ich setzte mich an ihr Bett, meditierte und ließ meine Kraft durch meinen Körper gleiten. Ich hatte eine Hand auf ihrem Herzen, die andere auf ihrer Stirn, konzentrierte mich und ließ das Licht in sie übergehen. Auch mit geschlossenen Augen spürte ich, wie sich ihr Körper langsam erholte, versuchte durchzuhalten und weiterzukämpfen auch wenn es mir stark an den Kräften zehrte. Irgendwann sank ich erschöpft neben ihr aufs Bett, kuschelte mich in die Matratze und startete eine Reise in jene mysteriöse Zwischenwelt.


Kurz nachdem meine Augen zugefallen waren, fand ich mich auch schon an einem schönen See wieder. Hier bin ich schon einmal gewesen... Es ist länger her, damals habe ich Damien gerettet. Ich würde alles dafür geben um meine geliebte, kleine Schwester zurückzuholen. Während ich auf mein Gefühl hörte und die Ebenen durchstreifte, fühlte ich mich die ganze Zeit beobachtet und nahm meine Kette ab und ließ sie mit einem einfachen Druck auf den roten, rubinartigen Knopf wieder das Schwert von Royce werden. Dieses Schwert war wirklich cool, aber bisher hatte ich davon niemandem berichtet, geschweige denn es niemandem gezeigt, weil ich befürchtete, dass man es mir wegnehmen würde.
Schließlich hörte ich ein verängstigtes Wimmern und beschleunigte sofort meine Schritte und erkannte schließlich die Stimme meiner geschwächten Schwester.
Nachdem ich auf einem Hügel ankam, konnte ich sie am Boden liegen sehen. Ein schwarzes wolfsartiges Monstrum hatte sie komplett eingeschüchtert und wollte sie sichtlich in den Tod reißen! Mit gezogener Waffe lief ich auf das Wesen zu und rammte ihm von hinten das Schwert durch die Kehle. Es löste sich auf und ich kniete mich neben Kathrin.Sanft berührte ich sie und wisperte: “Wie geht es dir? Bist du okay?”Unsicher schaute sie auf und schniefte erleichtert. “Ann? Bist du hier um mich von diesem schrecklichen Ort wegzubringen? Ich bin ja so froh!”Ich half ihr auf, nahm sie in die Arme und eröffnete unseren Seelen den Rückweg in unsere Körper.  Diese Gabe war ein echtes Geschenk und ich war wirklich froh, mit so etwas gesegnet worden zu sein.


Erschöpft kam ich schließlich wieder zu mir. Kathrin sah schon deutlich besser aus, ihre Wunden waren gut geheilt und auch sie war wach geworden. Erleichtert sah sie mich an, bedankte sich überglücklich und schmiegte sich in meine Arme. Da ihre Heilung und die Reise mich eine ganze Menge an Energie gekostet hatten, blieb ich gleich in ihrem großen Bett liegen, sie deckte mich mit zu und wir schliefen uns erst einmal richtig aus.

Kap. 28: Damiens Wiederkehr

Damiens Wiederkehr


Am nächsten Morgen wurde ich durch sanfte Berührungen geweckt. Müde seufzte und streckte ich mich ein wenig. Samantha grüßte mich: “Du hast deiner Schwester geholfen, nicht wahr? Ich bin so froh, dass ich euch beide halbwegs gesund wieder habe!” Kathrin saß im Bett neben mir und frühstückte mit ihrem Freund und gab mir ein kleines Küsschen, wobei sie mir ein glückliches “Danke Schwesterherz!” ins Ohr flüsterte.Mein Vater kam mit einem weiteren vollen Tablett ins Zimmer und meinte lächelnd: “Du hast doch sicherlich auch großen Hunger, oder?”Grinsend nahm ich mein Frühstück, bedankte mich und arbeitete mich durch Pfannkuchen mit Sirup, Obstsalat und einem Sandwich. Amüsiert beschmunzelten sie meinen großen Appetit, sagten aber nichts dazu.Nach dem Essen machten wir Mädchen uns in den zwei Badezimmern frisch. Lächelnd streichelte ich vor dem Spiegel meinen Bauch und seufzte glücklich. Zwillinge... Das waren wirklich die schönsten Neuigkeiten seit langem, natürlich neben Damiens Heiratsantrag!
Ich verbrachte den Vormittag mit meiner Familie, bis wir endlich erfuhren, dass unsere Krieger von ihrer Mission heimgekehrt waren. Aufgeregt machten wir uns sofort auf den Weg zum Observatorium, was scheinbar sehr viele Engel vorhatten.Die jungen Männer wurden vom Rat ausgezeichnet und es wurde verkündet, dass sie ihre Mission mit Bravur abgeschlossen hatten, wenn sie auch einige Einbuße hatten ertragen müssen. Als ich meinen geliebten Damien mit eingebunden Armen samt Oberkörper wiedersah, schlug mein Herz schneller und ich wäre am liebsten sofort zu ihm gerannt. Geduldig wartete ich bis die Zeremonie zu Ende war und näherte mich ihm danach zögerlich. Es war gar nicht so leicht an ihn ranzukommen, da einige andere ihn ebenfalls belagerten. Eifersüchtig beobachtete ich, wie ein paar Mädchen ihn und die anderen Krieger anschmachteten und anflirteten.Nach einiger Zeit war ich schließlich endlich bei meinem Geliebten und hieß ihn lächelnd willkommen: “Ich bin so froh, dass du wieder da bist Schatz! Wie ist es dir ergangen?”
Damien nahm mich sanft in die Arme und erwiderte lächelnd: “Hey Ann, ich freue mich sehr dich endlich wiederzusehen. Die Mission ist schon ziemlich gefährlich gewesen, wir wurden oft belagert, aber irgendwann konnten wir dann die Basis wieder einnehmen. Ich habe wirklich oft an dich gedacht.” Er küsste mich liebevoll und strich mir über die Wange.Lächelnd fragte er: “Kommst du heute Abend mit mir in unsere Bar? Wir wollen unsere Heimkehr feiern!” Ich sagte ihm zu, auch wenn ich viel lieber einen ruhigen Abend mit ihm verbringen wollte, aber da er es sich wünschte...In den nächsten Stunden musste ich mir mit ansehen, wie er und die anderen sich feiern und bewundern ließen und ich bemerkte wie überheblich und arrogant sie sich gaben.Als wir gemeinsam zur Feier gingen, hielt er noch meine Hand, kuschelte ein bisschen mir und verbrachte allgemein die Zeit mit mir.
Aber als es immer später wurde, wandte er sich auch langsam von mir ab, widmete seine Aufmerksamkeit den flirtenden Mädchen und betrank sich mit seinen Freunden. Nessa war bei mir und flüsterte sanft: “Du darfst ihm jetzt nicht böse sein Ann. Ich weiß, er verhält sich grad wie ein richtiger Arsch, aber die Jungs haben auch echt was geleistet und wollen dafür ein bisschen Aufmerksamkeit und so. Jedenfalls könnte ich mir das so vorstellen.”Traurig seufzte ich und flüsterte: “Mir gefällt es trotzdem nicht, dass er sich so auf diese blöde Weibsbilder einlässt... Und mich behandelt er jetzt wie Luft!”Sie legte ihre Hand auf meinen Bauch und beruhigte mich: “Hab keine Angst Süße, er wird dich niemals wieder betrügen. Damien liebt nur dich, auch wenn er gerade so drauf ist. Reg dich nicht zu sehr auf, wir wollen ja schließlich nicht dass hier etwas passiert!” Sie tätschelte meinen Bauch und ich fragte sie verblüfft, woher sie DAS wusste. Mit einem breiten Grinsen erklärte sie mir, dass sie das als beste himmlische Freundin einfach mitbekommen musste.
Gerührt lächelte ich, lehnte mich an sie und ließ den Abend langsam aber sicher verstreichen. Irgendwann sah ich schließlich, wie sich ein spärlich bekleidetes Mädchen auf den Schoß meines Liebsten setzte und ihm verführerisch über die Brust strich. Als er dann auch noch seinen Arm um ihre Hüfte legte, fing ich an innerlich zu kochen und zischte: “Das guck ich mir keine Minute länger an! Der Mistkerl kann bleiben wo der Pfeffer wächst!” Nessa berührte mich und versuchte mich aufzuhalten, merkte aber schnell, dass ich viel zu wütend war um jetzt auf irgendwen zu hören. Zornig ging ich auf ihn zu, kippte ihm meinen Drink über Kopf und Hemd und verließ die Bar. Leicht aggressiv spazierte ich noch ein kleines Stück bis ich im Regen dann nach Hause ging. In unserem kleinen Häuschen gönnte ich mir zunächst ein heißes Schaumbad um etwas runterzukommen und kochte mir eine Kleinigkeit.
Müde begab ich mich zu Bett in der Hoffnung wenigstens ein bisschen Ruhe zu finden. Stunden verstrichen, in denen ich auf Damien wartete und ich begann mir immer mehr Sorgen darüber zu machen, dass er im Rausch vielleicht fremdgehen könnte. Irgendwann spät in der Nacht kam er schließlich polternd und lachend ins Haus. Um ihn zu begrüßen war ich viel zu müde, merkte aber, dass er total betrunken war. Er torkelte ins Schlafzimmer, warf sich neben mir aufs Bett und fuhr mir sofort über die Hüfte. Lüstern wanderten seine Hände von meinen Beinen, hinauf zu meinen Brüsten und ich stieß ihn knurrend von mir. Noch minutenlang versuchte er mich anzufassen und säuselte mir sexuelle Anspielungen ins Ohr, bis es mir reichte und ich mit Decke und Kissen auf die Wohnzimmercouch umzog. Es fiel mir schwer einzuschlafen und meine Laune war inzwischen auch im Keller.
Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich unausgeschlafen auf und drehte mich missmutig auf dem kleinen Sofa um. Ich hörte, wie Damien aufstand und sich verkatert in die Küche schleppte. Er stöhnte leise, fasste sich an den Kopf und rief zögerlich: “Ann, mein Schatz? Wo bist du?” Ich starrte in die Küche und murrte zickig vor mich hin. Kurz darauf hörte ich seine Schritte sich nähern und spürte seine Berührung am Arm.“Lass mich in Ruhe, Vollidiot!” Schüchtern versuchte er sich zu entschuldigen aber ich drehte mich einfach weg von ihm und wollte nichts dergleichen von ihm hören. Etwas später stand ich schließlich auf, bemerkte, dass Damien Frühstück gemacht hatte und versuchte sein Verhalten von gestern wiedergutzumachen.Seufzend aß ich etwas und versuchte ihn weiterhin zu ignorieren. 
Es verstrich ein bisschen Zeit bis mich mein Schatz endlich ansprach.“Jetzt lass uns doch reden Ann! Du kannst doch nicht die ganze Zeit schmollen!”Mit vor der Brust verschränkten Armen fragte ich: “Was willst du denn? Glaubst du ernsthaft, dass ich mich von dir so behandeln lasse?”Verärgert erwiderte er: “Ich möchte mich doch bei dir entschuldigen und die Sache klären!” Zuerst versuchten wir uns ordentlich zu unterhalten, was aber mit der Zeit in einem ernsten Streit ausartete. Wir gingen uns gegenseitig wütend an, warfen uns Vorwürfe an den Kopf bis ich schließlich einfach abhaute.“Dann hau doch einfach ab, wenn du nicht bereit bist mal ein bisschen Einverständnis zu zeigen!”, brüllte er mir hinterher und knallte die Haustür zu.
So verstrichen fast drei Wochen, in welchen wir uns ständig stritten, auch wenn es größtenteils vollkommen banale Kleinigkeiten waren. Mit der Zeit fühlte ich mich immer einsamer und verlassener obwohl ich mir so sehr wünschte mich wieder mit ihm zu vertragen. Zudem hatte ich noch immer nicht die Chance gehabt um ihm von der Schwangerschaft zu berichten. Nessa versuchte mich ein wenig zu trösten und mir klar zu machen, dass es nur eine Phase aufgrund meiner momentanen Reizbarkeit war. Sie versicherte mir, dass Jack auch mit Damien sprach um ihn ein bisschen aufzuklären, ohne mein Geheimnis zu verraten. Dankbar versuchte auch ich ein wenig ruhiger zu werden, konnte meinen Eltern aber auch noch nichts sagen, da ich mich dafür einfach noch nicht bereit fühlte.
Inzwischen war so viel Zeit vergangen, dass ich meinen Verlobten unbedingt informieren wollte, um den Streit endlich zu beenden. Deshalb bat ich ihn vorbei zu kommen, was er an einem Freitagnachmittag auch tat. Wir trafen uns in unserem Garten, wo ich ihn mit einer innigen Umarmung begrüßte. Wir setzten uns gemeinsam in unsere Hängematte und ich lehnte mich an ihn. “Es tut mir so leid, dass ich in letzter Zeit so abweisend gewesen bin! Ich möchte es dir endlich erklären Damien. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast!”“Natürlich nehme ich mir Zeit für dich Schatz! Mir tut es doch auch weh, wenn wir uns streiten. Das Schlimmste für mich, ist die Tatsache, dass du meist mit Tränen aus dem Streit flüchtest. Sag mir bitte was du hast. Ich hoffe doch, dass kein anderer Mann dahinter steckt!”
Sofort erklärte ich: “Niemals könnte ich mich jemals für einen anderen entscheiden als dich! Das ist es nicht. Ich wünsche mir auch, dass wir endlich wieder Zeit miteinander verbringen, uns lieben und einfach nur glücklich sind in dieser schweren Zeit! Damien... I-Ich bin schwanger von dir. Wir werden bald Eltern sein...” Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, ich sah, wie ihm die Kinnlade runterklappte und senkte unsicher den Blick. Er schüttelte kurz den Kopf um sich wieder zu fassen und flüsterte: “Bist... Bist du dir da sicher Ann?”Diese Frage verunsicherte mich noch mehr, ich spielte mit meinen Daumen und nickte. Sanft nahm er mich in die Arme und meinte überglücklich: “Das ist doch wundervoll Schatz! Ich hatte die schlimmsten Befürchtungen und dann handelt es sich um so großartige Neuigkeiten!”
Erleichtert lächelte ich ihn an, schmiegte mich an seine Brust und sagte ihm, dass es mich wahnsinnig freute, dass er das so gut aufnahm.Verliebt kuschelten wir uns in unsere Matte, er legte seine Hand liebevoll auf meinen dicken Bauch und fragte neugierig: “Wann hast du davon erfahren, in welchem Monat bist du und ist alles in Ordnung?” Da erzählte ich ihm, dass ich es während seiner Abwesenheit in Vancouver durch meine allerbeste Freundin erfahren hatte und mich nun ungefähr in der 23. Woche befand und dass alles ganz normal verlief.Irgendwann legte ich meine Hand zu seiner auf meinen Bauch und er kraulte mich zärtlich. Da spürten wir beide schließlich ein leichtes Stupsen und lächelten einander an. Er küsste mich zärtlich und hauchte: “Ich liebe dich Ann und ich schwöre dir, dass ich alles Notwendige tun werde um dich und unser Kind zu beschützen. Du machst mich zum glücklichsten Mann im ganzen Universum!”Verlegen gestand ich: “Was das betrifft Damien... Ich möchte dir was zeigen.”
Ein bisschen nervös folgte er mir ins Haus und ich zeigte ihm die Ultraschallfotos. Mein Liebster untersuchte sie kurz, bis ich etwas in seinen Augen aufblitzen sah. “Aber da sind ja... Ich meine, ich glaube ich sehe...”, stammelte er verblüfft. Lächelnd küsste ich ihn auf die Wange und offenbarte:“Ja, wir bekommen Zwillinge. So wie es aussieht, warst du sehr fleißig Damien.” Bei diesen Worten errötete er und nahm mich in die Arme um mich leidenschaftlich zu küssen. Hand in Hand machten wir einen gemeinsamen Spaziergang, redeten über den Streit der vergangenen Wochen und zeigte beide Verständnis für den anderen. Zudem vereinbarten wir, dass wir zusammen in Vancouver den einen oder anderen Beratungstermin zur Schwangerschaftsvorsorge aufzusuchen und eventuell auch ein paar weitere Kurse zu besuchen. 
Bei der Sache mit der Hochzeit waren wir uns noch nicht sicher, aber er versprach mir, dass wir uns damit Zeit lassen würden und erst einmal die Schwangerschaft durchstehen sollten. Und wenn es eben noch ein oder zwei Jahre bis zur Hochzeit sein würden, es war kein Problem für uns.Nach unserem Spaziergang wollten wir unsere Eltern bei einem gemeinsamen Versöhnungsessen von den News berichten, damit sie alle Bescheid wussten.Also luden wir sie ein paar Tage später ein, machten einige Besorgungen und bereiteten alles in meinem Elternhaus vor. Kathrin unterstütze uns beim Kochen, da auch Nessa und Jack, Delsin sowie Jamie und ihre kleine Familie anwesend sein würden, da sie alle zu unseren engsten Freunden gehörten und uns so oft liebevoll unterstützt haben.

Kap. 29: Familienglück [Damiens Perspektive]

Familienglück [Damiens Perspektive]


Langsam aber sicher hatten wir alle Vorbereitungen getroffen, das Essen war fast fertig und unsere Freunde und Familien warteten im großen Wohnzimmer, glücklich über unsere Versöhnung, auf uns. Hin und wieder naschte Ann während der Essenszubereitung, was mich sehr amüsierte. Schließlich umfasste ich zärtlich ihren Bauch und hauchte: “Wenn du so weiter naschst, hast du ja dann keinen Hunger mehr. Auch wenn du für zwei mitisst.” Ich küsste sie grinsend auf die Wange und half ihr wenig später beim Austeilen. Wir hatten italienisch gekocht, da wir alle sehr begeistert davon waren.Als wir alle am Tisch saßen, bedankte sich Eric: “Vielen Dank für die Einladung Ann. Ich find's echt schön, dass du uns mit einbeziehst.”Lächelnd erwiderte sie: “Aber das ist doch selbstverständlich! Ihr seid schließlich meine besten Freunde!” Wir aßen erst einmal zusammen, räumten das Geschirr in den Spüler und setzten uns zusammen auf unsere Sofas und in die Sessel, bevor meine Mutter fragte: “Du erwähntest heut Morgen, dass du uns etwas zu erzählen hast Liebling. Was gibt es denn?”
Ich nahm Ann in die Arme und stammelte schüchtern: “Ich weiß nicht recht wie ich das sagen soll Marianne. Wisst ihr... Ann und ich, wir...” Neugierige Blicke beobachteten uns und schließlich gestand meine Liebste: ”Ich... Ich bin schwanger. Damien und ich bekommen Zwillinge.”Ruhig erzählte sie ihnen alles, was sie bereits wusste und was wichtig war sowie wie sie sich schon vorbereitet und informiert hatte.Unglaublich gerührt nahm ihre Mutter sie in den Arm und rief: “Das ist ja wundervoll Schatz! Ich freue mich wahnsinnig für euch. Das erklärt natürlich so einiges!”Die anderen gratulierten uns ebenfalls, knuddelten uns und bewunderten sowie berührten ihren Babybauch. Alle schienen sich wirklich zu freuen, vor allem Kathrin strahlte vor Glück.“Dann werde ich also gleich zweifache Tante? Das ist so unglaublich Schwesterherz!” Sie streichelte lächelnd Anns Bauch und spürte schließlich ein ganz sanftes Stupsen. Wir verbrachten den Tag gemeinsam miteinander, planten ein klein wenig die nächsten Monate. Als meine Liebste zwei Wochen später mit ihrer Mutter unterwegs war, entschied ich mich dazu unser kleines Häuschen für unsere Kinder umzubauen. Jack hatte sich bereit erklärt mir dabei ein bisschen unter die Arme zu greifen. Glücklicherweise besaß das Haus neben dem gemütlichen, edlen Wohnzimmer, unserer modernen Küche, dem riesen Bad sowie unserem romantischen Liebesnest noch ein großes leerstehendes Zimmer, ursprünglich ein Gästezimmer.
Meiner Ann hatte ich davon nichts erzählt, weil ich sie damit überraschen wollte. Schließlich fragte Jack: “Sag mal, wie hast du dir das vorgestellt? Wir können ja schließlich nicht einfach zwei Bettchen und Schränke und so Zeug zusammenzimmern. Gibt's Pläne, was die Farben und die Zimmeraufteilung betrifft. Wisst ihr eigentlich ob es Jungen oder Mädchen werden?”Darauf erwiderte ich: “Die Ärztin meinte, dass wir einen Jungen UND ein Mädchen bekommen werden! Ja, ich hätte schon ein paar Ideen und Lucinda kommt gleich mit einem Entwurf rüber. Sie wollte unbedingt mithelfen und sich hier mit verewigen. Kathrin eigentlich auch aber die hat heute ein Projekt mit ein paar Freundinnen vorzubereiten.” Kurz später kam sie auch schon zu uns, vollgepackt mit Pinseln, Farbeimern, Rollen und anderen Sachen.Bevor wir sie fragen konnten, was sie mit uns vorhatte, orderte sie: “Jungs, sofort herkommen. Hier ist der Plan: ich würde sagen, wir teilen den Raum in verschiedene Abschnitte. Einen Wickeltisch mit ein paar Fächern würde ich in der Mitte des Raumes an der Wand gegenüber der Tür platzieren. Für die Kinder schaffen wir zwei Bereiche auf der jeweils anderen Seite mit hübschen Bettchen, Schränken, Spielecken und so einem Laufgitter für beide. Farblich hab ich mir gedacht, dass wir es eher neutral halten aber für jeden ein ganz besonderes Muster an die Wand bringen und auch Krabbeldecken für sie etwas daran anpassen. Dad und George kommen auch noch uns mit den Möbeln helfen, da beide Familien noch das eine oder andere aufbewahrt haben, was wir aufhübschen können.” Verblüfft starrten wir sie mit offenem Mund an und staunten nicht schlecht.
Grinsend meinte mein bester Kumpel: “Darf ich dich auch einstellen, wenn Nessa und ich Nachwuchs bekommen?” Lachend machten wir uns schließlich an die Arbeit und stellten gemeinsam in wenigen Stunden ein bildhübsches Kinderzimmer her. Nachdem wir endlich fertig waren, gönnten wir uns eine Pause im Garten, genossen einen kühlen Drink und ruhten uns aus. Mutter hatte uns etwas zum Erfrischen und Sandwiches gebracht und begutachtete unser Werk. Wieder zurück lobte sie uns lächelnd: “Das habt ihr großartig gemacht Männer. Ann wird sich richtig freuen, wenn sie das sieht! Aber meint ihr nicht, dass ihr vielleicht ihren alten Schaukelstuhl und eine Couch mit ins Zimmer stellen solltet? Als Mutter ist sowas sehr praktisch und gemütlich ist es auch noch.” Auf ihren Vorschlag holten wir die zwei Möbelstücke aus ihrem alten Zimmer und stellten sie ins frisch eingerichtete Zimmer.Nach verrichteter Arbeit relaxten wir im Garten, warteten auf unsere beiden Damen und scherzten miteinander. Nach einer Viertelstunde kamen sie schließlich zurück und setzten sich zu uns. Meine Liebste fragte verwundert: “Was macht ihr denn alle hier draußen und warum seht ihr so fertig aus?” Meine Schwester warf ein: “Wir haben eine kleine Überraschung für dich vorbereitet! Eine kleine Aufmerksamkeit meines Bruders für eure kleine Familie.” Neugierig musterte sie unsere Väter, Jack, Lucinda, Marianne und mich. Lächelnd legte ich ihr eine Augenbinde um, berührte sie sanft an der Hüfte und führte sie nach drinnen. Sie ertastete vorsichtig ihren Weg um nicht zu stolpern. Als wir angekommen waren, nahm ich die Binde ab und hauchte sanft: “Überraschung meine Liebste. Ich dachte, dass es vielleicht eine schöne Geste meinerseits wäre, auch etwas für unsere Kinder zu tun.” Ann kam gar nicht aus dem Staunen raus und fing schließlich sogar an zu weinen.
Sie fiel mir um den Hals und rief: “Das ist das Süßeste und Schönste, was jemals jemand für mich getan hat! Es ist unglaublich toll von dir und zeigt, dass du dich wirklich auf unsere Babys freust! Danke Damien!”Es machte mich glücklich zu sehen, wie sehr sie sich darüber freute, ich küsste sie zärtlich und flüsterte: “Ich liebe dich Ann! Und es macht mich unendlich froh, mit dir zusammen zu sein!” Lächelnd erwiderte sie diesen Kuss und flüsterte auch mir zu, dass sie mich von ganzem Herzen liebe.So ließen wir die restlichen Monate ruhig vergehen, ich pflegte meine schwangere Liebste fürsorglich und gab darauf Acht, dass sie sich nicht überanstrengte. Mit der Zeit wurde sie aber auch empfindlicher und reizbarer, weshalb ich mehr aufpassen musste, was ich tat und sagte.Da die Geburt unserer Kinder langsam immer näher rückte, wuchs auch meine Sorge und ein Gefühl der Hilflosigkeit entstand in mir, da ich ihr kaum helfen konnte und mich die bevorstehende, ungewisse Zeit unsicher machte. Hilfesuchend wandte ich mich 2 Wochen vor jenem Tag an meine Eltern. Schüchtern fragte ich sie: “Habt ihr vielleicht eine Minute für mich? Ich brauche euren Rat.” Mein Vater, James, antwortete: “Natürlich mein Junge. Es geht sicherlich um deine Verlobte und die Geburt, richtig? Setz dich zu uns.” Erleichtert nahm ich ihnen gegenüber auf dem Sessel Platz und erklärte: “Vielen Dank. Ich habe gehofft, dass ihr mir vielleicht ein wenig helfen könntet. Und ja damit hat es zu tun. Es ist nur so, dass ich mir Sorgen mache, weil ich meiner Ann kaum eine Hilfe zu sein scheine. Kann ich irgendetwas für sie tun, jetzt und während der Geburt?”
Fürsorglich gaben sie mir einige Tipps und meine Mutter, Marianne, warnte mich: “Wenn es dann soweit ist, kann es passieren, dass Ann ziemlich zickig und abweisend reagieren wird. Das darfst du dir dann nicht so sehr zu Herzen nehmen, der Druck auf sie und ihre Anspannung sind dann einfach zu groß. Aber Keine Angst mein Sohn, versuche einfach für sie da zu sein, ihr Halt zu geben und sie ein bisschen zu verwöhnen. Massagen sind auch sehr, sehr angenehm."Erleichtert nickte ich, fragte sie noch ein bisschen zur Geburt aus, damit ich wusste, was alles auf meine Liebste und mich zukommen würde.Mit beruhigtem Gewissen bedankte ich mich bei meinen Eltern und entschied mich dazu, einen kleinen Spaziergang zu machen. Auf dem Weg besorgte ich einen riesen Strauß roter Rosen, etwas Süßes und ein paar Kleinigkeiten um Ann richtig zu verwöhnen.Am Abend bereitete ich ihr ein heißes Schaumbad und wartete auf ihre Ankunft, da sie sicherheitshalber noch einmal bei ihrer Ärztin zur Kontrolle war. Als sie endlich zurückkam begrüßte ich sie mit einigen sanften Küssen, führte sie ins Badezimmer und hauchte ihr ins Ohr: “Ich dachte mir, dass du vielleicht ein wenig Entspannung brauchen könntest. Lass mich dich heute Nacht verwöhnen Schatz!” Kichernd ließ sie sich von mir ausziehen, befreite mich aus meinen Kleidern und machte es sich mit mir in der Badewanne bequem. Während ich sie zärtlich liebkoste, streichelte ich sie zärtlich, massierte sie und entlockte ihr einige Seufzer. Wir ließen eine Weile verstreichen, bis wir es uns auf dem Sofa gemütlich machten, lecker aßen und vor dem Fernseher entspannten. Mit den Händen auf ihrem Bauch lagen wir kuschelnd zusammen und verbrachten den Abend miteinander.
In den letzten beiden Wochen der Schwangerschaft spürte ich wie meine Geliebte immer unruhiger wurde, schlechter schlief und auch weniger Nähe zuließ. Da mein Engel sich viel von ihrer Mutter helfen ließ, wohnten wir mit im Haupthaus der Familie. An einem sehr frühen Morgen wurde ich schließlich recht ruppig geweckt. Ann wirkte unglaublich aufgeregt und nervös und ich brauchte einen Moment um zu verstehen. Sofort sprang ich auf, rannte den Flur entlang und weckte die momentan anwesende Ärztin und Hebamme, wodurch ich scheinbar auch meine Schwiegereltern aus dem Schlaf riss. Vollkommen nervös teilte ich ihnen mit, wie aufgelöst sie war und dass vielleicht sogar die Geburt unserer Kinder kurz bevor stand. Die Ärztin untersuchte sie kurz und kam zur selben Erkenntnis wie ich und bereitete alles vor.Samantha setzte sich an Anns Seite, nahm ihre Hand und redete beruhigend auf sie ein. Ich drückte die andere Hand meines Schatzes, kraulte sanft ihren Handrücken und versuchte meine eigene Nervosität zu verstecken. Soweit ich von ihr wusste, hatte sie in letzter Zeit immer wieder so etwas wie Wehen gehabt, aber dieses Mal war es wirklich ernst! Zitternd stand ich neben ihr, versuchte sie abzulenken und zu motivieren und schaffte es wirklich sie etwas zu besänftigen.Es fühlte sich an als würden zahllose Stunden vergehen, meine Liebste schien es echt nicht leicht zu haben, atmete hörbar und presste immer wieder. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte es Ann endlich geschafft - Sie hatte kerngesunde Zwillinge zur Welt gebracht, welche unglaublich süß waren. Ich selbst war inzwischen mit den Nerven am Ende und hatte eine schweißnasse Stirn.Die Ärztin beglückwünschte uns lächelnd: “Dann erst einmal herzlichen Glückwunsch zu euren gesunden Zwillingen! Beiden geht es bestens! Jetzt müssen sie zwei nur noch von der Nabelschnur getrennt werden. Möchtest du das übernehmen Damien?” Abgelenkt sah ich von ihr zu den Kindern und warf einen Blick auf das 'Werkzeug' sowie die Nabelschnur und musste schlucken. Bei der Vorstellung die Schnüre zu trennen, wurde mir ein wenig übel und schwindlig. Verwundert stellte ich fest, dass mir der Boden näher kam, hörte Anns erschrockenes Rufen, gefolgt vom Gelächter ihrer Eltern und der Ärztin, bis mir schließlich schwarz vor Augen wurde.

Kap. 30: Kriegsvorbereitungen

Kriegsvorbereitungen


Nach der Geburt meiner kleinen Schätze hatte ich noch ein paar Stunden schlafen können. Ich konnte mein Glück kaum fassen und strahlte glücklich vor mich hin. Damien hatte mir einen riesen Schreck eingejagt, als er einfach so umgekippt ist, doch die Ärztin und meine Mutter hatten mir versichert, dass ihm nichts fehle und das des Öfteren vorkam. Mein Liebster muss noch viel nervöser gewesen sein wie ich, dass ihn das ganze so sehr strapaziert hatte! Lächelnd kraulte ich meinen Schatz und dachte an alles, was er schon für mich getan hatte, vor allem während der Schwangerschaft. Er hatte so viel durchmachen müssen... Auch wenn einige unserer Kameraden nicht so begeistert davon waren, da wir noch sehr jung waren und der Zeitpunkt nicht gerade der Optimale war, wegen des nahenden Krieges. Wir hatten uns daran nich stören lassen, da wir uns beide sehr über diese Neuigkeit gefreut hatten.
Einige Zeit später bemerkte ich, dass meine Kleinen wach und unruhig wurden, woraufhin ich sie auf die Arme und mit aufs Bett nahm um sie zu füttern. Wie hungrig meine kleinen Engel waren... Schließlich wachte mein Liebster neben mir auf und blinzelte einen Moment lang bevor er mich liebevoll streichelte.Schmunzelnd begrüßte ich ihn: “Na, bist du endlich wieder bei Bewusstsein? Und dabei bin ich diejenige, die heute Morgen Kinder zur Welt gebracht habe!” Verlegen errötete er und stammelte: “E-Entschuldige bitte Liebling... Das ist mir wirklich peinlich...”Amüsiert kicherte ich und stellte ihm unseren Nachwuchs vor: “Darf ich dir deine Kinder vorstellen? Das ist unsere Tochter Sharon und das unser Sohn Miles. Unsere Kleine scheint sehr verträumt und verspielt zu sein, während er ziemlich neugierig und munter ist. Sind sie nicht bezaubernd?”
Damiens Blick wurde bei ihrem Anblick richtig weich und kraulte sie am Bauch. “Sie scheinen einen großen Appetit zu haben, wie es scheint. Ich kann mir kein größeres Glück vorstellen als mit dir eine Familie zu haben Ann. Ich liebe dich und unsere Kinder.” Glücklich lehnte ich mich an ihn, küsste ihn zärtlich und ließ die beiden trinken bis sie satt waren. Später am Nachmittag kamen unsere Freunde zu Besuch um unsere Kinder zu sehen und brachten sogar eine riesen Torte mit. Delsin, Jack, Nessa und sogar unsere Meister, Selma und Marques, kamen vorbei, beglückwünschten uns und kraulten sowie hielten unsere Kinder in den Armen. Glücklich verbrachten wir den Tag miteinander und ließen einige Wochen verstreichen. Während ich vom Unterricht freigestellt war, kümmerte sich Damien um sein Training und griff mir die restliche Zeit unter die Arme.
Die Tatsache, dass meine Eltern mir beim Aufziehen von Sharon und Miles halfen, erleichterte mich sehr, da sie immerhin viel Erfahrung damit gesammelt hatten und so nützliche Tipps für mich parat hatten. Um meiner Familie und allen anderen zu zeigen, dass ich helfen wollte diesem Krieg ein Ende zu bereiten, setzte ich mich wieder mit dem Rat und Blake zusammen, da wir an einem riesigen Plan arbeiteten. Glücklicherweise hatten sie sich einen Friedensvertrag ausgehandelt und arbeiteten und lebten wieder zusammen hier auf Sylena auch, wenn er und seine Leute noch unter Beobachtung standen.An einem schönen Nachmittag kümmerte sich Damien um unsere Schützlinge, während ich in einer Besprechung saß um dem Rat klarzumachen, dass sie auch uns Mädchen mit einbeziehen mussten und wir keineswegs eine Belastung im Kampf wären.
Agata meinte: “Ich verstehe deine Argumente Ann, aber ich weiß nicht ob unsere Männer damit einverstanden wären... Sie haben alle im Kopf wie zerbrechlich wir sind, andererseits hast du schon Recht. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir kriegen können und ich weiß, dass einige von euch Mädchen unglaubliche Fähigkeiten haben, wie beispielsweise Ashley, die alles und jeden in Brand setzen kann oder Sam, die den Willen anderer beeinflussen kann. Trotzdem sehe ich eine Gefahr in diesem Schritt, vor allem da vielen der Fall von Herrin Aireena ein großes Umdenken verursacht hat.” Nachdenklich nickte ich, da ich diese Bedenken verstand und starrte einen Moment lang aus dem Fenster. “Ich verstehe Euch, Madame Jiller, dennoch bin ich der Meinung, dass wir uns nicht mehr hinter unseren Männern verstecken dürfen. Nicht jedes Mädchen muss sich für den Kampf bereit erklären, ich denke, dass wir Freiwillige suchen sollten, die Sylena helfen wollen und nicht mehr auf der faulen Haut sitzen wollen. Wäre es nicht möglich bei einem Aufruf eben diese zu finden?”
Ronald, Agata und Jean sahen sich kurz an, zogen sich erst einmal etwas zurück um mein Anliegen zu besprechen und Blake wendete sich an mich: “Ich finde deine Denkweise echt super Ann! Mit dir könnten wir Lucius endlich bestrafen und seinen Machenschaften ein Ende bereiten. Dieser Krieg wird brutal und blutig, dass muss dir klar sein. Auch wir werden Verluste erleiden, du könntest deine Freunde verlieren und auch selbst umkommen! Nimm die Sache nicht auf die leichte Schulter, nur weil du eine großartige Kämpferin und mächtige Himmlische bist!”
Sanft erklärte ich ihm, dass ich mir all jene Risiken bewusst waren, ich aber spürte, dass ich es tun musste. Es war meine Aufgabe diese Geschichte zu beenden. Einige Minuten später kamen die drei Ratsmitglieder zurück und teilten uns mit: “Wir haben uns entschieden: du hast recht Ann, auch wenn es risikoreich ist, müssen wir diese geistige Barriere endlich durchbrechen und den Frauen und Mädchen mehr zutrauen. In nächster Zeit werden wir euren Unterricht erweitern und euch mit in das Kampftraining einbeziehen. Natürlich nur für die Mädchen, die das wirklich wollen und sich zutrauen.”
Zufrieden bedankte ich mich für das Gespräch, machte mich mit Blake auf den Heimweg und erledigte noch ein paar Einkäufe mit ihm auf dem Rückweg. Er half mir beim Tragen der großen Mengen und fragte beiläufig: “Ich hoffe es kommt nicht ungelegen, aber dürfte ich ebenfalls deine Kinder kennenlernen?” Lächelnd sagte ich ihm zu, ging nach Hause und rief in unserem verträumten Häuschen: “Ich bin wieder da Damien und ich habe noch jemanden mitgebracht!” Mein Liebster kam zu mir, küsste mich liebevoll und warf einen misstrauischen Blick auf Blake.Kalt fragte er: “Was willst du hier? Glaub ja nicht, dass ich dir einfach so vertraue, nur weil du meiner Geliebten das Leben gerettet hast!”Beruhigend strich ich ihm über die Brust und hauchte: “Bleib ruhig Schatz, ich will ihm unsere beiden Engelchen vorstellen.“
Zunächst versuchte er mir das auszureden, bis er zornig nachgab und in gewissen Abstand uns folgte.Sie schliefen gerade und ich erzählte ihm leise: “Das hier sind Sharon und Miles, die süßesten Wesen, die ich jemals gesehen habe.” Blake kraulte sie sanft und vorsichtig und bemerkte: “Sie sind echt niedlich. Ganz wie die Mutter, würde ich sagen!” Verlegen errötete ich, Damien räusperte sich, schob sich vor mich und legte seine Arme sanft um meine Hüfte um zu demonstrieren, dass ich SEIN Mädchen war. Schmunzelnde entfernte sich Blake, unterhielt sich noch kurz mit uns, bevor er sich dazu entschied zu gehen um seinen Leuten von den Neuigkeiten zu berichten.Ich hingegen beruhigte meinen Verlobten, verbrachte ein paar schöne Stunden mit ihm und erzählte ihm das Ergebnis der heutigen Beratung.
In den nachfolgenden Wochen entschieden sich langsam mehr und mehr Mädchen das Kämpfen zu erlernen und viele von ihnen bedankten sich bei mir dafür. Dabei stellte Meister Marques fest, wie viel Talent in mir steckte und dass wir das schon viel früher hätten fördern sollen. Ich war eine meisterhafte Bogenschützin und auch mit dem Schwert war ich sehr geschickt. Damien und Jack faszinierte das sehr und sie trainierten gern mit mir. Sechs Monate verstrichen in denen man die Kurse neu aufteilen musste, da die Anzahl der Schüler ziemlich stark gestiegen war, dass es Marques alleine nicht mehr stämmen konnte. Im Laufe der Zeit gelang es mir sogar meine beiden Männer im Duell zu schlagen, wofür ich großes Lob bekam.Trotz des Trainings verbrachten wir viel Zeit als Familie, ab und an sprang meine Mutter mal ein, damit wir etwas Zeit für einander hatten und bereiteten uns gemeinsam auf eine wundervolle Zeit vor.

Kap. 31: Das letzte Attentat

Das letzte Attentat


Seit der großen Veränderung im Trainingsplan der Mädchen waren etliche Monate vergangen und die Armee der Engel war beachtlich gewachsen.Mein Liebster, meine Familie und Freunde waren unglaublich Stolz auf mich und wussten, dass es bald soweit sein würde.Allen war bewusst, dass der große, letzte Krieg kurz bevorstand, weshalb sich alle darauf vorbereiteten. Trotz dieser Tatsache versuchten wir alle so viel Zeit wie möglich mit unseren Familien zu verbringen, da die Gefahr sehr groß war, sie nie wieder zu sehen oder zu verlieren. Dadurch, dass die meisten Mädchen sich für den Kampf entschieden hatten, waren sogar einige Beziehungen entstanden, da einige der jungen Männer sich ungemein zu einem Mädchen hingezogen fühlten - so wie es bei mir und Damien damals passiert ist.
An einem ruhigen Morgen lag ich glücklich schmusend mit Damien im Bett.Die Kinder schliefen und wir ließen es uns gut gehen. Liebevoll küssten wir uns und mein Verlobter strich mir sanft über den nackten Rücken. Inzwischen passten wir auch mehr auf um mich nicht gleich wieder ungeplant zu schwängern. Wir hatten ja noch viele Jahre vor uns in denen wir sicherlich noch weitere Kinder zeugen würden, aber bis dahin würden wir uns viel Zeit lassen, meine liebsten Zwillinge großziehen und diesen Krieg beenden.Seufzend flüsterte ich schließlich: “Hm... Dann müssen wir wohl aufstehen mein Schatz. Das Training ruft!” Er lachte leise, küsste mich auf die Stirn und wir krabbelten aus dem Bett um zusammen duschen zu gehen.Wir nahmen Sharon und Miles mit an den Tisch und ich säugte meine Kleinen, während Damien mich fütterte. Nach dem Frühstück kam meine Mutter vorbei um sich um unsere Kinder zu kümmern, solange ich vormittags beim Unterricht war. Meistens war ich zum Mittag wieder zu Hause und übernahm sie wieder um sie zu füttern und mit ihnen zu spielen und mich einfach richtig um sie zu kümmern.
Ruhig ließ ich zunächst den Kampfunterricht und am Nachmittag meine üblichen Stunden, welche das Studium unserer besonderer Gaben betraf. Die Mädchen hatten großen Spaß an den einzelnen Einheiten teilzunehmen, hatten es aber auch so ein bisschen schwerer, da es viel Zeit in Anspruch nahm. Dafür hatten wir aber auch zwei zusätzliche freie Tage in der Woche. Ich liebte es zwischen den beiden Trainingseinheiten bei meinen Kleinen zu sein und genoss jede einzelne Minute mit ihnen. Wenn ich nachmittags zum Lernen ging, passte Damien auf Sharon und Miles auf und Jack leistete ihm oft Gesellschaft. Meine Tochter hatte scheinbar großen Spaß daran Jack zu ärgern, was uns wirklich amüsierte.Als ich dann schließlich endlich nach Hause zurückkam, begrüßte mich Damien mit einem leidenschaftlichen Kuss und flüsterte: “Hey Engelchen. Sie sind gerade eingeschlafen. Magst du was essen?” Ich nickte schmunzelnd, gesellte mich zu ihnen in die Küche und machte mich über ein saftiges Steak mit Kartoffelbrei und Möhren her. Mein Liebster war schon ein famoser Koch und er wusste genau was mir schmeckte! Grinsend erzählte er: “Wusstest du eigentlich, dass sich deine Schwester heute von ihrem Delsin total romantisch überrascht worden ist? Er stand heute mit Schokolade und einem riesen Strauß Blumen an ihrer Tür und hat scheinbar wirklich schöne Stunden mit ihr verbracht. Kathrin war jedenfalls richtig rot, als sie zum Essen gekommen sind.” Lachend erwiderte ich, dass ich das gern selbst gesehen hätte und lehnte mich sanft an Damien.
Gut gelaunt entspannte ich mit meinem Schatz bis wir am Abend von unglaublichem Lärm, wie einem Scheppern, aufgeschreckt wurden. Besorgt schaute ich bei meinen kleinen vorbei und sah, dass Sharon aufgewacht war und weinte. Sanft nahm ich sie auf die Arme, wiegte sie hin und her und summte das Lied, was meine Mutter mir immer gesungen hatte. Um sie noch weiter zu beruhigen, nahm ich sie mit nach draußen als wir dem Geräusch nachgehen wollten. Dort angekommen stellte sich Damien sofort in verteidigender Haltung vor mich. Da erkannte ich die fünf Erzengel die unser Haus belagerten und ihre Pfeile auf uns richteten. Jedenfalls konnte ich nur diese fünf sehen... Einer der Engel rief bösartig lächelnd: “Na sieh mal einer an: Haben sich die beiden endlich nach draußen begeben. Wir sind hier mit einer Forderung unseres Herren Lucius. Hört ihr zu?”Mit gezogenem Schwert drohte mein Verlobter: “Was wollt ihr?! Wenn ihr meiner Familie auch nur ein Haar krümmt, werdet ihr auf der Stelle sterben!”
Seine Antwort lautete: “Eure Kapitulation. Wir werden es nicht dulden, wenn ihr unserem Meister ein Leid zufügen wollt! Wenn ihr nicht aufgebt, werdet ihr es bitter bereuen!”Ich schnaubte und rief: “Glaubt ihr ernsthaft eine ARMEE zum Aufgeben zu zwingen? Wie lächerlich ihr seid!” In den nächsten Minuten redeten sie auf uns ein, erfanden diverse Gründe, hatten aber keinen Erfolg, da uns mögliche Folgen und Risiken vollkommen bewusst waren. Schließlich riefen sie uns nur noch zu, dass wir kennenlernen sollten, wie der Tod überall gegenwärtig war und, dass wir für unsere Lektion lernen würden.Unsicher zog ich Sharon beschützend an meine Brust und versuchte sie vor jeglichem Schaden zu bewahren. Urplötzlich ertönte ein unglaublich lautes Knallen, gefolgt von einem Knacken und Rumpeln.
Damien brachte die Typen zur Strecke, ich blendete sie mit meinem Licht und versuchte meine verängstigte Kleine zu beruhigen. Meine Eltern kamen nach draußen gestürmt, zogen mich mit sich und schirmten mich vor möglichen Angriffen ab, da ich mich mit einem Baby im Arm wohl kaum wehren konnte. Es ging alles so wahnsinnig schnell und brauchte einen Moment bis ich verstanden hatte was passiert war. Ich sah Damien ins Haus stürzen, entdeckte den eingestürzten Bereich und erstarrte. Dort, wo alles zerstört und eingestürzt war, befand sich das Kinderzimmer! Mein Vater, Jack und Delsin kümmerten sich um die restlichen wenigen Eindringlinge, während ich Sharon meiner Mutter übergab und nach drinnen rannte. Meine Sorge um Miles war größer als alles andere im Moment und ich beeilte mich so gut ich konnte. Auch im Flur, war ein Teil der Decke und ein kleines Stück der Wand weggebrochen und erschwerten mein weiterkommen.
Als ich fast am Zimmer war, brüllte mein Liebster: “Geh raus Ann, komm nicht hier rein!” Ängstlich rief ich: “Was? Warum, was ist passiert?” Lucinda hatte ihn begleitet, kam zu mir nach draußen und nahm sanft meine Hände. Verwirrt wollte ich fragen was los war aber sie flüsterte zuvor: “Er hat recht... Lass uns nach draußen gehen, der Anblick dort drinnen wird dir nicht gefallen.” Meine Augen weiteten sich, ich schob mich augenblicklich an ihr vorbei und wurde blass. Damien räumte gerade die letzten großen Trümmer beiseite und beugte sich über das kaputte Bett von Miles. Er wirkte sehr verkrampft und schien zu versuchen, sich direkt in meinem Sichtfeld zu positionieren.Leise bat er mich: “Bitte, geh mit Lucy raus, Ann. Ich will nicht, dass du das hier siehst...”Ich spürte, wie mir die Tränen kamen und wisperte: “D-Damien? Nein... Nein, nein, nein, nein, nein!”
Lucy versuchte mich rauszuziehen, damit ich mir das nicht mehr mit anschauen musste. Vollkommen schockiert taumelte ich ihr hinterher, folgte ihr in mein Elternhaus und ließ mich sanft in einen Stuhl drücken. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie die drei Ratsmitglieder einflogen, wie Damien ihnen etwas Zugedecktes in die Arme legte und traurig den Blick senkte. Inzwischen dämmerte mir langsam was geschehen war, ich stützte meinen Kopf mit den Händen und fing an zu schluchzen. Diese Mistkerle hatten mir meinen Sohn genommen! Verzweifelt raufte ich mir die Haare, weinte eine ganze Weile, bis mich jemand sanft hochhob und in die Arme schloss. Ich fand mich an Damiens Brust wieder, auch er war zutiefst traurig über unseren Verlust. Sanft versprach er mir, dass er auf keinen Fall gelitten hatte und es sehr schnell gegangen ist. Auf jeden Fall würden wir ihm eine wundervolle und ehrwürdige Trauerfeier und Beerdigung abhalten und dafür beten, dass seine Seele Ruhe findet.Liebevoll nahm ich meine Sharon in die Arme und flüsterte: “Wenigstens konnte ich dich beschützen, Mäuschen. Ich werde niemals zulassen, dass dir jemand wehtut, das schwöre ich!” Damien und ich knuddelten mit ihr, verwöhnten sie ein bisschen und versuchten über den Tod von Miles hinweg zu kommen.
Ich brauchte Wochen um diesen Schmerz zu verarbeiten, ließ einige Kampfstunden aus um bei meiner Tochter zu sein und half dabei die Trauerfeier vorzubereiten.Es war ein schwerer Schlag für alle, da niemand damit gerechnet hatte dass sie noch nicht einmal vor Kindern Halt machten. Meine Eltern waren oft bei mir um mich zu trösten und meine Freunde versuchten alles damit ich auf andere Gedanken kam. Schweren Herzens schleppte ich mich zum Unterricht, machte stumm mit und ließ meinen Frust und Kummer an den Traingspuppen aus.Nie hätte ich gedacht, dass ich solche Verluste ertragen müsste und mit dem umzugehen fiel mir sehr schwer, weshalb ich mich etwas zurückzog und mich von Damien distanzierte aus Angst ihn zu verlieren. An einem ruhigen Tag vor der Bestattung kam mein Liebster zu mir, berührte mich zärtlich an der Hüfte und flüsterte: "Schatz... Bitte wende dich nicht von mir ab. Wir werden das gemeinsam schaffen und diesem Unheil ein Ende bereiten. Komm her."
Ich schmiegte mich an seine Brust und bat ihn mich niemals zu verlassen. Liebevoll liebkoste er mich, vermittelte mir das Gefühl in Sicherheit zu sein und verwöhnte mich nach allen Regeln der Kunst. Wir gaben uns einander hin und versuchten die vergangenen Dinge hinter uns zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Nach dieser schönen Nacht strich ich ihm sanft durchs Haar während er mich noch weiter verführte und mit seinen Lippen meinen Körper erkundete. Als ich anfing zu kichern, küsste er meine Brust und entlockte mir erregte Seufzer. Er war ein wundervoller Liebhaber und genauso sinnlicher Vater und Freund, was ich sehr an ihm schätzte und liebte. Mit ihm stand ich die nächsten Wochen durch, bettete unseren Jungen zur letzten Ruhe und schwor ihn zu rächen. Es war sehr schön zu sehen, wie viele Engel an dieser Feier teilnahmen und ihn segneten. Allgemein steckte viel Liebe darin und viele hatten geholfen um diesen Tag liebevoll und ehrfürchtig zu gestalten.Sie versprachen uns, dass dieser Tod nicht umsonst gewesen sei und dass es das letzte Attentat von Lucius auf die Engel sei.

Kap. 32 Anns größter Kampf

Anns größter Kampf


Bald war es soweit. Der letzte große Krieg stand kurz bevor und ich war bereit Lucius ein Ende zu bereiten. Damien und ich brachten unsere Sharon und einige andere Kinder sowie Kampfunfähige in ein geheimes unterirdisches Lager. Es war eine Gedenkstätte, ein Tempel, an die große Heldin und Herrin Aireena von dem nur der Rat und die Ältesten wussten. Meine Mutter war eine von den Frauen, die dort blieben um die anderen zu versorgen und zu pflegen und sie hatte mir geschworen, meine geliebte Tochter zu beschützen.“Ihr wird es hier an nichts fehlen Mäuschen. Hab keine Angst, ich werde niemals zulassen, dass ihr etwas geschieht.” Traurig nahm ich Samantha in die Arme und musste meine Tränen zurückhalten. Meine größte Angst war, dass ihnen auch noch etwas passieren könnte, aber ich vertraute Mutter und den anderen Kriegern, die hier für die Sicherheit sorgten. Wir verabschiedeten uns von ihnen, nahmen Sharon noch einmal fest in die Arme und küssten sie sanft.Schweren Herzens ließ ich sie zurück, wusste aber, dass es die einzige Möglichkeit war.
Im Hauptlager bereiteten wir uns auf diesen großen Moment vor, legten eine besondere Rüstung an und ich flocht meine nun langen, dunkelblonden Locken zu einem hübschen Zopf. Die Rüstung von mir war sehr elegant, aus einem heiligen Stoff und sie war eine nahezu für mich geschaffene, golden-weiße Robe. Ich musste dennoch zugeben, dass es ziemlich sexy und freizügig war... Ich teilte mir mit Damien eines der Zelte und fragte ihn unsicher: “Und DAS soll mich vor diversen Angriffen schützen? Ich muss nicht verstehen, dass wir Frauen und Mädchen von diesem Stückchen Stoff geschützt werden sollen, oder?”Er umfasste zärtlich meine Hüfte, küsste mich zärtlich und erwiderte sanft lächelnd: “Mach dir keine Sorgen Liebling. Das Wort Rüstung ist vielleicht nicht das richtige, aber sie kann nur von ganz besonderen Schneidern geschaffen werden. Spezielle göttliche Materialien und Stoffe erschaffen gemeinsam eine Art Schild oder Schutzhülle um den Körper des Trägers und es wirkt auch nur bei dieser einen Person.”
“Also sind das alles ganz persönliche Kleidungsstücke? Wie funktioniert das?” Ich setzte mich auf seinen Schoß, spürte seine Hände und Blicke auf meinem Körper und kicherte. Mir gefiel wie sehnsüchtig er war und ich ließ seine Berührungen zu. Jetzt tat es mir schon irgendwie leid, dass ich mich ihm so lange verschlossen hatte. Er erklärte: “Sie sind deshalb so wie sie sind, weil sie mit irgendetwas vom Besitzer hergestellt werden. Sei es eine Strähne, ein Schmuckstück oder etwas anderem Persönlichen. Wie genau das alles geht, kann ich dir auch nicht erklären, mehr weiß ich leider nicht. Es ist aber dennoch offensichtlich, dass du damit unglaublich attraktiv bist Schatz!” Fasziniert nickte ich, legte meine Arme um seinen Hals und fing an ihn zärtlich zu küssen. Unsere Lippen verschmolzen leidenschaftlich miteinander, Damiens Hände wanderten sanft meinen Rücken hinab und weckten Sehnsucht in mir.
Lustvoll seufzte er, liebkoste mich sanft und drückte mich in die Matratze.“Am liebsten würde ich dich jetzt stundenlang verwöhnen... Leider müssen wir uns gleich bei Jean melden.” Sanft strich ich ihm über seine Brust, küsste ihn zärtlich und rappelte mich langsam auf. Wir würden später noch genug Zeit für unsere Liebe haben, der bevorstehende Kampf war momentan wichtiger. Gemeinsam trafen wir uns mit Jean, da er unsere Gruppe anführte. Nach einer strategischen Besprechung warteten wir ungeduldig auf den Angriff und verbrachten noch ein wenig Zeit mit unseren Familien. Meine Aufgabe in diesem Kampf war es, Lucius aufzuhalten und zur Strecke zu bringen, da meine Macht die einzige war, die es mit seiner Finsternis aufnehmen konnte.Als es dann schließlich soweit war, ging es auch recht schnell.Wir flogen gemeinsam zum großen Anwesen auf einer im Himmel schwebenden Insel, in dem sich Lucius eingenistet hatte und wurden von seiner Armee begrüßt. Stundenlang kämpften wir uns durch die Truppen, während ich mir meinen Weg zu seinem Reich bahnte.Ich hatte keine Angst vor den Erzengeln, tötete einige von ihnen indem ich ihnen die Kehlen durchschlitzte oder ihre Herzen durchstoß und sah auch wie meine Kameraden grausame Kämpfe mit ihnen führten und sah auch einige von unseren Männern fallen. Furchtlos begab ich mich heimlich zu seinem Unterschlupf, erledigte ein paar Verfolger und durchdachte meine nächsten Schritte.
Dort angekommen schlich ich durch das Fenster hinein und stand in einer Art Thronsaal. Der Raum war relativ groß, war mit einen altertümlichen, reich verzierten Thron, einem dunkelroten, großen Teppich, einigen Kerzenständern und den gleichen Wandvorhängen, wie auch im Verbotenen Turm vorhanden, ausgestattet. Schließlich hörte ich ein Klatschen und eine Stimme rechts von mir. “Sieh an, sieh an. Hast du es also tatsächlich zu mir geschafft. Und wie sieht nun der weitere Plan aus, meine Schöne?”Ich drehte mich zu ihm um, zielte mit gespanntem Bogen auf ihn und rief: “Heute wirst du untergehen du Monster! Dafür, dass du so viele Unschuldige und meinen Sohn auf dem Gewissen hast!”Selbstsicher ging er auf mich zu und fragte unbeeindruckt: “Glaubst du, dass sie das zurückbringt? Es gibt nur einen Engel, der den Tod aufhalten kann. Und das bin zufälligerweise ich.”Misstrauisch hob ich eine Augenbraue und blieb in meiner Position.“Ich möchte dir ein Angebot machen. Ann, hiermit biete ich dir ein letztes Mal an dein Leben an meiner Seite zu verbringen. Wir können einfach alles erreichen, wenn du bei mir bleibst, niemand wird dir je ein Leid zufügen und deinen Nachwuchs können wir auch behüten und großziehen!”
Finster rief ich: “Warum in der Welt sollte ich meinen Verlobten und alle Engel hintergehen? Nenne mir einen ernst zu nehmenden Grund!”Lucius war nun fast bei mir und hauchte mir zu, dass er mir meinen Sohn zurückgeben könnte, wenn ich mich für ihn entscheiden würde.Bei diesen Worten stiegen erste Zweifel in mir auf - natürlich könnte ich meinen Damien niemals betrügen, aber die Vorstellung Miles zurückzubekommen, war wirklich verlockend. Hin-und hergerissen knabberte ich auf meiner Lippe herum, schüttelte aber trotzdem den Kopf.Plötzlich blitzten Bilder vor meinem Auge auf: Es war eine Vision von mir mit Lucius. Wir saßen zusammen im Gras, meine Kinder rannten lachend um uns herum und Lucius Hand lag auf meinem Bauch. Er sah ungewohnt zärtlich und verliebt aus, küsste mich liebevoll und lächelte. Weitere Bilder huschten durch meinen Kopf, Bilder von einer glücklichen Familie, Liebe, Licht und Frieden. Ich spürte seine Hände und Küsse überall an mir und konnte inzwischen nicht einmal mehr unterscheiden was Real und was Illusion war. Nach einiger Zeit verspürte ich plötzlich ein sehr schmerzhaftes Stechen im Kopf. Schmerzverzerrt brach ich in die Knie, ließ den Bogen fallen und fasste mir mit beiden Händen an den Kopf.
Dann waren alle diese Eindrücke wieder weg. Ich hörte seine Stimme, als wäre ich unter Wasser. “Ann...Ann? Was zum... Gott, was habe ich getan!”Schlussendlich verlor ich den Boden unter den Füßen und mir wurde schwarz vor Augen.Unbestimmte Zeit später wachte ich schließlich auf. Ich hatte nicht die geringste Ahnung wo ich war und was geschehen war, bemerkte aber, das ich ein kühlendes Tuch auf der Stirn liegen hatte und in einem riesigen, weichen Bett lag. Zärtliche Berührungen weckten meine Aufmerksamkeit und ein flüsterndes Stimmchen fragte: “Fühlst du dich besser?”Sofort erkannte ich Lucius, wollte weg von ihm rücken, musste aber leider aufgeben, da ich vollkommen erschöpft und geschwächt war. Diese Schmerzen waren wirklich mysteriös, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was genau mit mir passiert war.“Ich wollte das nicht... ES hat mich dazu gezwungen! Niemals wollte ich dir wehtun!” Verwirrt starrte ich ihn an und bemerkte etwas Merkwürdiges an ihm: seine sonst schwarzen Augen waren von einem strahlenden hellblau erfüllt und er strahlte sogar Wärme aus. Seine Hand wanderte über meinen Bauch und er seufzte traurig. Immer noch misstrauisch beobachtete ich jede Bewegung von ihm und entschied mich dazu sein Spiel mitzuspielen.
Ich legte meine Hand auf seine und fragte ihn: “Was ist mit mir geschehen?”Ruhig erklärte er mir, dass es an einem dunklen Dämon lag, dass dieser ihn zu solch schrecklichen Taten zwang und seinen Verstand benebelte und raubte. Sein Geist war verseucht und vom Einfluss dieses Monsters manipuliert. Beunruhigt nickte ich, hörte mir seine Geschichte an und fing an Mitleid für ihn zu empfinden. Plötzlich ertönte eine mir sehr vertraute Stimme vom Fenster: “Was zum... Was geht hier vor Ann?” Mein Blick erhaschte Damien und ich konnte den Schock in seinem Gesicht erkennen.Das musste für ihn wirklich merkwürdig aussehen - Lucius und ich zusammen in einem Schlafzimmer, während seine Hände auf mir lagen und er mir Dinge zuflüsterte. Da kam mir ein Geistesblitz!Ich versuchte ihm zuzuzwinkern und rief kalt: “Wonach sieht es wohl aus? Du bist ersetzt worden, durch jemand mit dem ich noch viel mehr haben kann! Im Vergleich zu ihm bist du ein niemand, du warst noch nicht einmal dazu in der Lage unseren Sohn zu beschützen!”Es tat mir schon weh, zu sehen, wie ihm sämtliche Gesichtszüge entglitten und ich ihm schrecklich wehtat, aber ich wusste, dass ich dem Grauen ein Ende bereiten könnte, wenn ich Lucius' eigene Mittel gegen ihn verwendete.
Mein Liebster erstarrte, seine Augen wurden Tränennass und er ließ sein Schwert fallen. Ich richtete mich auf und bat Lucius: “Kann ich ihn selbst wegsperren? Um ihn für sein Versagen und seine Unfähigkeit zu strafen?”Schmunzelnd half er mir aus dem Bett, schlang die Arme um meine Hüften und fing an mich zu küssen. Er hielt sich auch keineswegs zurück, steckte mir die Zunge in den Hals und legte frech Hand an. Als ich danach auf Damien zuging, ließ er traurig und zutiefst verletzt den Kopf hängen. Ich führte ihn ab, legte ihn in Ketten und flüsterte: “Hab keine Angst Schatz. Du bist meine einzig wahre Liebe, daran wird sich niemals etwas ändern.”Erleichtert sah er mir in die Augen, ich strich Damien über die Wange, gab ihm einen zärtlichen Kuss und erklärte ihm, dass ich vorhatte ihn zu verführen um ihn dann zu erledigen, dafür aber erst einmal sein Vertrauen gewinnen musste. Wir küssten uns sanft und er bat mich, dass ich auf mich aufpassen solle und nicht zu weit gehen sollte. Lächelnd versprach ich es ihm und ging zurück in Lucius Schlafgemach. Er lag grinsend auf dem Bett und sah mich sehnsüchtig an.
Mit einer Hand in die Hüfte gestemmt, lief ich verwegen lächelnd auf ihn zu, blieb vor dem runden, großen Himmelbett stehen, worauf er mich bat, zu ihm zu kommen und meinen wildesten Träumen freien Lauf zu lassen.Er zog mich zu sich, zögerte nicht lange und versuchte sofort mich zu verführen. So leidenschaftlich und zärtlich hätte ich ihn mir niemals vorgestellt und es bereitete mir ein schlechtes Gewissen, dass es mir sogar Spaß machte. Ein paar Tage verstrichen in denen er mich komplett verwöhnte, zwischendurch aber auch merkwürdige Wutanfälle hatte, in denen er irgendwelche Unschuldigen vor meinen Augen quälte und im schlimmsten Falle tötete. Ich heuchelte Faszination und Interesse, spielte seine heißblütige sowie sehnsüchtige Geliebte und versuchte ihn zu verführen.An einem Abend, als ich ihm endgültig den Verstand rauben wollte, posierte ich anzüglich auf seinem Bett, hatte zwar einige Bedenken, was meinen Plan betraf, konnte aber nicht kneifen. Soweit ich wusste, war Lucius heute selbst auf dem Schlachtfeld gewesen und er sollte nicht so spät zurück sein.Zuvor war ich unten in Damiens Verließ gewesen, hatte ihm etwas Besseres zum Essen und Trinken gebracht und hatte ihm versichert, dass ich ihn noch immer liebe und er nicht besorgt sein brauche.
Schließlich kam er zurück, warf seinen Mantel über den Sessel und erstarrte bei meinem Anblick. Ich trug eines der Kleider, welche er mir geschenkt hatte. Es war rot, sehr freizügig, hatte einen sehr tiefen Ausschnitt und am rechten Bein einen Einschnitt ab der Hüfte. Anrüchig lächelte ich ihn an, zwinkerte ihm zu und drehte mich auf den Rücken mit überschlagenen Beinen. Ich sah nach hinten zu ihm, bemerkte wie er auf mich zukam und konnte ihm seine Lust ansehen. Lustvoll strich er mir durchs Haar und hauchte: “Na sieh mal einer an... Mit einer so heißen Überraschung hätte ich nicht gerechnet!” Er drückte mich in die Matratze, liebkoste und küsste mich leidenschaftlich und wild, bis wir uns in Ekstase durchs Bett wälzten.Seine ungezügelte Lust brachte meine Entschlossenheit und meinen eigentlichen Plan ins Wanken. Lucius trieb mich regelrecht in den Wahnsinn, schien das auch zu merken und komplett auszunutzen. Ich wusste, es war falsch, dennoch wollte ich noch nicht aufhören.Ich spürte seine Hände, Lippen und Zunge überall an mir, kostete den Moment voll aus und gab mich dieser Sehnsucht hin.
Nach einiger Zeit flüsterte er mir ins Ohr: “Das gefällt dir wohl sehr Süße. Komm, lass mich dich vernaschen! Ich will dich, hier und jetzt!”Lüstern schälte er mich aus meinen restlichen Kleidern, streifte seine eigenen ab und kuschelte sich mit mir unter die Decke. Eine gefühlte Ewigkeit besorgte er mir die Nacht meines Lebens, ließ mich kaum zu Atem kommen und erfüllte zahllose unserer heißesten Fantasien.Nach Stunden schlief ich vollends erschöpft neben ihm ein und versuchte mich von diesem ungeplanten Abenteuer zu erholen.Am Morgen danach wachte ich durch weitere Liebkosungen und Berührungen auf. Frech knabberte Lucius an mir, was mich erneut zum Seufzen brachte und ich strich ihm durchs Haar. Ich hatte ein schreckliches Gewissen, weil ich Damien betrogen hatte und auch noch so viel Spaß dabei gehabt hatte. So hatte ich das alles überhaupt nicht geplant...“Guten Morgen, Ann. Wie geht es meinem heißen Engel?” Bevor ich antworten konnte, jagte er mir heiße Schauer den Rücken hinunter und kicherte, als er meine Erregung sah.
“Mir geht es prima und wie sieht es bei dir aus?” Zärtlich küsste er mich und erwiderte: “Nach letzter Nacht fühle ich mich wunderbar Liebling.”Schließlich klopfte es an der Tür und jemand rief: “Meister, das Essen ist angerichtet!” Wir rappelten uns auf, ich sprang unter die Dusche um die vergangene Nacht von mir zu waschen und schleppte mich zum Frühstück.Damien musste mich einfach hassen und würde mir sicherlich nie wieder verzeihen, da ich es ihm doch versprochen hatte... Schweigend aß ich eine Kleinigkeit, starrte frustriert aus dem Fenster und versuchte mir etwas Neues auszudenken, da ich nicht noch einmal mit diesem Typen schlafen wollte. Da ich wusste, dass er dann irgendetwas Wichtiges zu erledigen hatte, entschloss ich ihm heimlich nachzustellen um ihm auf die Schliche zu kommen und zum Aufgeben zu bringen. Als er sich erhob, küsste er mich beim Vorbeigehen auf die Wange und flüsterte mir zu, dass er erst einmal weg musste und ich mich ja in der großen Bibliothek des Anwesens im Himmel beschäftigen konnte während seiner Abwesenheit. Ich aß zu Ende, erhob mich dann ebenfalls und verfolgte Lucius aus sicherer Entfernung.
Schließlich konnte ich ihn dabei beobachten, wie er sich vor ein merkwürdiges Altar kniete, von welchem etwas dunkles und kaltes auszugehen schien, und anfing zu beten. Irgendetwas schien ihn zu ängstigen, das war mir auch die vergangenen Tage aufgefallen. Sein Flehen nach Erbarmen und dem Ende seiner Qualen, zerriss mir das Herz und ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Plötzlich sah ich dunklen Rauch oder Nebel aus dem Altar steigen und sich zu einer Person festigen. Verblüfft realisierte ich, das eine Art Dämon, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte, vor ihm saß. Das Ding hatte pechschwarze Augen, schwarze Haare und eine ganz seltsame gräuliche Haut. Es war in etwas Schwarzes gehüllt, hatte Krallen anstelle von Händen und Füßen und sah irgendwie... pelzig aus.Sicherheitshalber zog ich mich ein Stück zurück, spürte erneut ein so schmerzhaftes Stechen im Kopf. Dieses Mal versuchte ich aber standhaft zu sein und weiter zu lauschen.“Gib es auf Lucius. Du weißt, dass ich dieses Mädchen will. Bring sie mir und ich habe was ich fordere. Dann wirst du auch deine Freiheit bekommen. Ich spüre ihre Anwesenheit!”
“Das... das kann ich nicht! Ann ist eine wundervolle Frau, ich liebe sie! Hab doch Erbarmen mit mir!”Vollkommen erstaunt starrte ich ihn an und glaubte meinen Ohren nich zu trauen! Liebte mich dieser Lucius wirklich? Dabei habe ich immer geglaubt, dass er meinen Tod und nichts anderes wollte... Einige Minuten lang flehte er ihn an, mich in Frieden zu lassen und endlich zu verschwinden sollte.Da ich mir das nicht länger mitanschauen konnte, lief ich nach unten zum Verließ, zerstörte das Schloss, das Damiens Zelle verschlossen hielt und rief ihm zu: “Wir müssen nach oben, etwas unternehmen! Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist sehr gefährlich!” Betreten löste er sich aus meiner Umarmung und senkte den Blick.“Jetzt brauchst du mich also? Hat dein Plan gestern wohl doch nicht funktioniert?” Ich sah den Schmerz in seinen Augen, erstarrte, da ich sofort verstand was mit ihm los war. Sanft nahm ich seine Hände und flüsterte:“Schatz, ich...” Er unterbrach mich sogleich in einem äußerst verletzten und wütenden Tonfall: “Sei still! Ich weiß alles, die Wachen haben es mir unter die Nase gerieben! Geh doch zu deinem neuen Liebhaber, der kann dir doch sowieso viel mehr bieten!” Mein Liebster wendete sich von mir, ich versuchte ihm zu erklären, dass er mich gestern ausgenutzt habe, ich ihn und nicht Lucius liebe und er mir bitte glauben solle.
Kopfschüttelnd drehte er mir weiterhin den Rücken zu, schien mir nicht mehr zu vertrauen und ließ mich stehen. Eiskalt rief er mir hinterher als ich die Flucht ergriff: “Sieh zu wie du klarkommst! Auf meine Hilfe brauchst du nicht mehr zu hoffen, du niederträchtiges, untreues Miststück!”Traurig sah ich ihm nach, brach in die Knie und fing an zu weinen. Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich mich wieder gefangen hatte und entschied deshalb, selbst etwas gegen diesen Dämon zu unternehmen. Verletzt und entschlossen kehrte ich zurück und musste mitansehen, wie Lucius sich in Schmerzen am Boden wälzte, sich an den Kopf fasste und dunkle Blitze durch seinen Körper jagten. Ich konzentrierte mich und attackierte das Wesen mit einem Lichtpfeil, wodurch ich seine Aufmerksamkeit erregte.Lächelnd rief er: “Endlich bist du hier bei mir... Wie lange ich schon darauf warte, die Erbin von Aireena zu erledigen. Du hast schon mehr als genug Ärger gemacht und ich werde nicht zulassen, dass du mich tötest um den Frieden und die Welt zu retten!”Vom Altar erhoben stellte es sich vor: “Überall bin ich als Gebieter der Schatten bekannt und bin derjenige, der der Welt die Dunkelheit bringen wird. Deine Tochter wird meine persönliche Sklavin werden, damit sie alle den Ernst der Lage begreifen!”
Ich zog mein Medaillon, entfesselte mein heiliges Schwert und rief ihm zu, dass er niemals siegen wird und seine Herrschaft an diesem Tag enden würde. Lucius sah mich an, schüttelte den Kopf und hatte vor Schock die Augen weit aufgerissen. Mutig lieferte ich mir einen langen, harten Kampf mit ihm, setzte meine Fähigkeiten ein um die Überhand zu gewinnen, musste aber auch eingestehen, dass es schwer werden würde. Immer wieder parierte und konterte ich seine Schläge und Tritte, schlug zurück, steckte dennoch eine ganze Menge ein. Als er merkte, dass er verlieren könnte, wendete er schließlich seine fiesesten Tricks an. Er raubte mir die Sicht, manipulierte meine Wahrnehmung, wo ich mit meinem Licht gegenwirkte und trieb ihn endlich in die Enge. Inzwischen hatte auch Lucius mit eingegriffen, hatte ein paar Schläge abgefangen und half mir so gut er konnte.Der Kerl dachte noch nicht einmal daran einfach so aufzugeben, ließ sein Schwert fallen und meinte: “Na schön, ich sehe es ein, du hast gewonnen. Habe ich wenigstens einen letzten Wunsch frei?” Ich tauschte einen schnellen Blick mit meinem Kumpanen und nickte steif. Mit einem finsteren Lächeln hauchte er: “Stirb qualvoll und einsam Kleines!” Bevor ich überhaupt reagieren konnte, stieß er mich mit einer dunklen Kraftwelle fort, schleuderte mir einen schwarzen Speer entgegen und stürzte hinter mir her um mich aus dem Fenster in den Tod zu stürzen.Ich sah Lucius uns folgen, rang in einem verzweifelten letzten Kampf mit dem Dämon und schaffte es gerade so ihn mit einem Lichtpfeil zu töten.
Ein gewaltiges Schreien ertönte, was alle Krieger und Kriegerinnen aufschrecken ließ. Lucius' Männer verstanden sofort was geschehen war und ergaben sich nach und nach, als sie per Telepathie erfuhren, dass es vorbei war. Nach und nach verebbten die Kämpfe und die Erzengel wurden zusammengetrieben um besser überwacht werden zu können. Ich hingegen stürzte in die endlosen Tiefen und konnte keine Kraft mehr aufbringen um meine Flügel zu entfalten. Langsam verließen mich das Bewusstsein und mein Licht und ich realisierte kaum noch, dass mich jemand auffing.Einige Zeit später hörte ich mehrere Stimmen um mich herum.“Sie wird sterben Damien... Das Licht erlischt in ihr, die Verletzungen sind einfach zu schwer wiegend. Wir können es versuchen, aber die Chancen stehen schlecht.” Eine warme Hand berührte meine und Schluchzen mehrerer Personen dröhnte in meinen Ohren. Lucius schlug vor: “Lasst mich ihr helfen. Ich weiß ihr vertraut mir nicht, aber ich bin der einzige, mit Ausnahme von ihr, der in die Zwischenwelt reisen kann um verlorene Seelen zurückzuholen. Sie ist mir auch sehr, sehr wichtig.”Zögerlich nahm man seine Hilfe an und ich entglitt endgültig in das Reich zwischen Leben und Tod.

Ich erwachte auf einer grauen, tristen Wiese und fühlte mich einfach nur schrecklich und leer. Meine Brust fühlte sich so offen an und mein Herz war gebrochen und einsam. Nie wieder würde ich Damien wiedersehen können, er hasste mich nachdem ich ihn ungewollt betrogen hatte, ich würde mich niemals bei ihm entschuldigen können... Depressiv schleppte ich mich durchs Dickicht, bis ich eine Silhouette in der Ferne erkennen konnte. Unsicher beschleunigte ich meine Schritte und hoffte irgendwie meinen Liebsten zu sehen. Die Person stand mit dem Rücken zu mir und sah eins zu eins aus wie mein Damien. Als ich ihn berührte, drehte er sich rum und entblößte ein schrecklich entstelltes, monströses und unmenschliches Gesicht. Das Monster schlug mich ins Gesicht und ging gewalttätig auf mich los. Nachdem es mich in Grund und Boden getreten hatte, ertönte plötzlich ein wütender Ruf. “Lass sofort von dem Mädchen ab, du Monstrum!”Ich hörte Kampflärm und wurde hochgehoben als dieser verstummte. Lucius nahm mich fest in die Arme und fragte besorgt: Bist du okay, Ann? Ich habe so lange nach dir suchen müssen!”Erschöpft flüsterte ich: “Ist doch egal, wie es mir geht... Ich hab den Tod verdient, weil ich so ein schrecklicher Mensch bin!”
Kopfschüttelnd rüttelte er an mir, versuchte mich zur Besinnung zu bringen und versicherte mir, dass Damien mich immer noch lieben würde. Traurig schniefend ließ ich mich umarmen und nahm seine Hilfe doch noch an. Er führte mich ein Stück bis wir vor einem trüben See standen. Von dort aus, stiegen wir in ein altes Ruderboot, mit welchem er uns über den See fuhr. Nachdenklich starrte ich ins Wasser und entdeckte dabei sogar etwas heraus ragen. Neugierig zog ich daran und kreischte entsetzt auf, als ich eine alte, knochige Leiche an der Hand hatte. Ängstlich fing ich an zu weinen, kauerte mich am Boden zusammen und hoffte auf Erlösung. Da ich mit den Nerven am Ende war, trug Lucius mich das restliche Stück und brachte mich nach Hause. Ein warmes Licht umhüllte uns irgendwann und ich hörte eine vertraute Stimme.“Ich bin so stolz auf dich Ann! Du hast so viel Leid ertragen und hast trotzdem nie den Mut aufgegeben. Du allein hattest die Macht den Gebieter der Schatten zu töten, da dein Licht das reinste und schönste ist. Das Risiko war groß, das weiß ich. Aber es musste so geschehen, das war deine Bestimmung.”
Aireena kam lächelnd auf uns zu, Royce an ihrer Seite. Sie hielten Händchen und schienen unglaublich glücklich zu sein.Er legte seine Hand sanft auf meine Schulter und bedankte sich bei mir. “Nur wegen deiner Tapferkeit wurden meine Geliebte und ich wieder vereint! Gemeinsam werden wir dieses Reich in einen wunderschönen Ort machen und die dunklen Wesen vertreiben und vernichten damit nie wieder ein Engel hier gefangen werden kann. Habt Dank, Fräulein Ann. Ich wünsche euch eine wundervolle Zukunft und werde dir ein ganz besonderes Geschenk machen, aber das wirst du dann sehen.”Aireena legte ihre Hand auf meinen Bauch und küsste sanft meine Stirn. Sie versprach mir, dass ich von nun an alle Probleme meistern würde und mit Damien und Lucius zusammen in der Zukunft wachsen würde. Ich solle keine Angst haben und glücklich sein.Schließlich bedankten wir uns und kehrten zurück in unsere Welt zurück.


Meine Augenlider flatterten und ich erblickte endlich wieder das warme Licht der Sonne. Jemand flüsterte neben mir: “Sie wacht auf! Lucius hatte also wirklich Erfolg!” Ich spürte einen liebevollen Händedruck und erblickte meinen Liebsten an meiner Seite. Er sah traurig und dennoch erleichtert aus und begrüßte mich: “Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich allein gelassen habe! Ich war nur so unglaublich eifersüchtig und die Vorstellung, dass ihr... Als ich dich fallen gesehen habe, ist mir fast das Herz stehen geblieben.”Sanft lächelnd flüsterte ich, dass ich ihn über alles lieben würde und dass dies sich niemals ändern wird. Wir redeten miteinander, ich erfuhr, dass mit Lucius ein Friedensvertrag zustande gekommen war und er die Strafe für seine Verbrechen annahm. Da er besessen gewesen ist, fiel die Bestrafung milder aus und er hatte geschworen, die Welt wieder mit aufzubauen und den Engeln und Menschen zu helfen.
Ich selbst hatte fast zwei Monate in einem Koma verbracht und meine Chancen wieder aufzuwachen, waren sehr gering gewesen. Lucius hatte mir das Leben gerettet und mir scheinbar auch ein Kind geschenkt. Damien und ich brauchten eine Weile um mit dieser Möglichkeit zurechtzukommen, aber wir setzten uns oft zusammen um über die Zukunft zu sprechen. Zu dritt entschieden wir die Dinge abzuwarten und gemeinsam zu sehen wie sich die Sache entwickeln würde. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, da ich schwanger von Lucius sein könnte, freute mich aber dennoch über diese Tatsache. Damien versprach mir, dass wir immer zusammen bleiben würden und er sich nicht mehr unterkriegen lassen würde. Diese Liebe würde nie vergehen, egal was alles noch passieren würde.

Epilog

Epilog


Inzwischen waren fünf Monate seit dem Kriegsbeginn vergangen, ich hatte mich vollkommen erholt und auch sonst war wieder Normalität eingekehrt.Damien und ich hatten wieder zueinander gefunden und versuchten weiterhin unseren Nachwuchs glücklich zu machen. Mithilfe von Aireena und Royce hatte Lucius mir meinen geliebten Miles zurückgegeben, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Mit dieser Geste verzieh auch mein Liebster ihm ein wenig und fing an zu glauben, dass er sich von nun an zum Positiven verändern würde. Dadurch, dass das Kämpfen nun erst einmal beendet war, wurde der Kampfunterricht der Mädchen so verlegt, dass wir nur noch zwei Tage innerhalb der Woche im Kampf trainiert wurden und die restliche Zeit für unsere Studien und das Wochenende nutzten. Es machte mich immer wieder verlegen, wie mich die meisten als Heldin feierten und bat sie deshalb mich genauso wie zuvor zu behandeln. An einem ruhigen Nachmittag saß ich mit meiner kleinen Familie und Lucius zusammen im Garten um etwas Wichtiges zu besprechen. Lucius begrüßte mich mit einer sanften Umarmung und fragte neugierig: “Du hast mich herbestellt? Was gibt es denn?” Er grüßte meinen missmutig und grimmig drein blickenden Liebsten und setzte sich schmunzelnd zu uns.
Ich atmete tief durch und erklärte dann: “Lucius... Ich bin schwanger und die Wahrscheinlichkeit, dass du der Vater bist, ist ziemlich groß... Aktuell bin ich im fünften Monat und deshalb glauben wir nicht, dass es von Damien ist. Wegen der Tatsache, dass ich mich eine Weile von ihm abgewendet hatte, weil es mir so schlecht ging.” Einen Moment lang herrschte ein unangenehmes Schweigen, welches mein Schatz schließlich beendete.“Auch wenn es mir eigentlich nicht so sehr gefällt, ich werde auf jeden Fall zu diesem Kind stehen. Es ist zwar nicht mein Leibliches, aber es gehört immerhin zu dir Ann. Ich werde es sicherlich genauso lieben wie unsere Zwillinge und ich werde sie oder ihn ebenfalls in Schutz nehmen.”Erleichtert lächelte ich, lehnte mich an ihn und er nahm sanft meine Hand.Lucius nickte und meinte: “Danke, dass du mir darüber die Wahrheit gesagt hast. Auch ich werde, wenn du das willst und Damien kein Problem damit hat, unser Kind auch als das meine akzeptieren und mich mit dir darum kümmern. Würdest du unserem Kind erzählen wer sein Vater ist?” Nachdenklich runzelte ich die Stirn und erwiderte: “Wenn es alt genug ist schon. Wie ich das angehe, weiß ich noch nicht, aber ich würde mich freuen, wenn du das wirklich tun würdest.”
Mein Schatz stimmte auch zu und akzeptierte seine Anwesenheit und dass er viel Zeit mit uns verbringen würde um sein Kind zu pflegen und großzuziehen. Es würde nicht einfach werden, doch ich war zuversichtlich. Sanft strichen mir beide Männer über den Bauch und lächelten. Frech bemerkte ich: “Aber reiße dich dieses Mal zusammen und fall nicht wieder um Damien!” Während ich und Lucius lachten, errötete er schüchtern und kraulte mich ein wenig.Die nächsten Wochen und Monate begleiteten mich beide und sorgten für mein Wohl. Ab und an besuchte ich deshalb meine beste Freundin in Vancouver sowie meine Himmlischen hier um etwas Ruhe und Abstand zu bekommen. Ich freute mich über die Schwangerschaft aber Sorge bereitete mir sie schon, da unsere Zukunft so ungewiss war. Jamie versicherte mir, dass wir zusammen das schon schaukeln würden und ich keine Angst haben brauchte. Die beiden würden sich mit der Zeit verstehen und wir würden einfach befreundet bleiben und uns trotzdem gut um das Baby von mir und Lucius kümmern.
Bei der Geburt standen mir Damien und Lucius bei und halfen mir diese schweren Stunden zu durchstehen. Beim Einblick unserer neugeborenen Tochter Hope wurde ihnen ganz warm ums Herz und sie spürten, dass sie das richtige Taten, wenn sie sich endlich versöhnten und sie pflegen würden. Ich erklärte ihnen im Nachhinein, dass ich sie Hope nennen wollte, da sie für mich jemand war, der unsere unterschiedlichen Perspektiven und Wesen miteinander verband und für alle ein Zeichen sein sollte, dass auch in so schweren Zeiten das Glück und die Liebe mit uns waren. Gerührt akzeptierten sie diesen Namen und nahmen uns sanft in den Arm.Die nächste Zeit war nicht leicht für uns, da wir noch nicht recht wussten, wie wir das zeitlich alles managen sollten, wurden aber nach einigen Monaten zu einem eingespielten Team. Lucius schaute alle paar Tage vorbei und kümmerte sich um die Kleine und die anderen beiden Mäuse. Dadurch hatte ich auch Zeit um mit Damien mal etwas zu unternehmen und allein zu sein und wir waren ihm sehr dankbar. Er würde auf jeden Fall ein guter Vater sein und ich wünschte ihm von Herzen, dass er auch die Frau seiner Träume fand.
Ein Jahr darauf stand schließlich meine und Damiens Hochzeit vor der Tür.Nessa, Kathrin und Jamie entführten mich um mir ein ganz besonderes Kleid entwerfen zu lassen. Da ich auch nicht nach Hause durfte, weil ich nicht sehen sollte, was sie vorbereiteten, übernachtete ich bei Nessa und Jack zu Hause. Je näher mein großer Tag rückte, umso nervöser und unruhiger wurde ich, weil ich Angst hatte, dass irgendetwas schiefgehen könnte oder einer von uns kalte Füße bekommen. Das schlimmste an diesen zwei Wochen vor dem Hochzeitstag war die Tatsache, dass ich Damien nicht sehen durfte und meine Kinder nur alle zwei bis drei Tage bei mir waren. Meine Freunde überraschten mich mit dem Kleid, da auch ich nicht die geringste Ahnung hatte, da ich nur für die Maße mitgegangen bin.Als es endlich soweit war, verbanden sie mir die Augen, steckten mich in mein Kleid und stylten meine Frisur. Sie hatten den Spiegel zugehangen und mir ein Friseurtuch umgelegt, damit ich vorher auch ja nichts sehen konnte. Nessa schminkte mich, während Kathrin und Jamie sich um meine Haare kümmerten. Ich zitterte ein wenig vor Nervosität und wurde von meiner kleinen Sharon sanft getätschelt. Sie tapste durch den Raum, sang zuckersüß vor sich hin und zupfte hin und wieder an mir. Irgendwann wurde sie ein wenig ungeduldig, weil sie auf die Arme genommen werden wollte und murrte bockig herum.
Lachend rief Jamie: “Ach Süße, deine Mami ist gleich fertig! Komm zu mir!”Ich hörte sie gackern, als meine beste menschliche Freundin mit ihr herumalberte und mir wurde ganz warm ums Herz. Schließlich beendeten sie ihre Arbeit und gaben mir den Spiegel wieder frei. Kathrin nahm den Umhang und flüsterte: “Du bist die schönste und lieblichste Braut auf der ganzen Welt Schwesterherz! Du bist wunderschön.Bei meinem Anblick wurde ich vollkommen sprachlos: Mein weißes langes Kleid war trägerlos, lag bis zur Hüfte eng an und fiel von dort in unzähligen, leichten Schichten an mir hinab, wodurch es sehr bauschig und edel wirkte. Das Make-Up war eher zurückhaltend, meine Augen wurden nur mit Mascara und ein wenig Lidschatten betont und meine Lippen leuchteten in einem schönen rosa. Meine dunkelblonden, langen Locken waren elegant hochgesteckt worden ein paar Strähnen fielen links und rechts in mein Gesicht. Komplett überwältigt starrte ich mein Spiegelbild an und hielt eine Hand vor meinen Mund. Sie sahen meine Freude und Nessa rief kichernd: “Zum Glück haben wir wasserfeste Schminke benutzt!” Die anderen Mädchen lachten ebenfalls auf und ich fiel ihnen glücklich um den Hals.“Ihr habt das so toll gemacht, ich fühle mich wie eine Prinzessin!” Sie schienen auch froh darüber zu sein, dass ich mir gefiel und gaben mir noch ein paar letzte Hinweise bevor es losging.
Meine Eltern holten mich ab und waren auch zu Tränen gerührt als sie mich sahen. Mutter steckte mir noch ein eine wunderschöne Haarnadel in meine Hochsteckfrisur und hauchte: “Ich habe mir so sehr gewünscht bei deiner Hochzeit bei dir sein zu können! Das ist dein großer Tag heute!”Ich hakte mich schließlich bei George ein und ging mit zitternden Knien die Treppen runter. Draußen wartete eine große, weiße Kutsche, mit unzähligen Rosen verziert, auf uns. Aufgeregt fuhr ich mit meinem Vater zu unserem Haus und wurde mit einem roten Teppich und weiteren Rosen begrüßt. Samantha war schon etwas früher gegangen und hatte meine Sharon mitgenommen. Lächelnd nahm mich Vater am Arm und führte mich in unseren großen Garten. Vollkommen überwältigt erstarrte ich beim Anblick dieser zahllosen Blumen, den wunderschönen Ranken, die über kleine Tore meinen Weg säumten, dem weißen Pavillon und der Vielzahl der Gäste.Damien stand lächelnd an einem höherliegenden Altar, in einem romantischen, schwarzen, altmodischen Anzug gekleidet, gegenüber von Fräulein Agata, die uns trauen sollte. Allen blieb bei meinem Anblick der Atem stehen und ich spürte in mir das steigende Verlangen sofort zu meinem Liebsten zu kommen. Amüsiert musst George mich ein wenig bremsen und führte mich langsam zu meinem Geliebten. Er übergab meine Hand in seine und lächelte uns glücklich an.Während der Zeremonie musste ich mich zusammenreißen um nicht loszuweinen, da Agatas Rede unglaublich süß und rührend war und Damien schien es auch nicht anders zu ergehen. Ich fühlte mich wie die glücklichste Frau auf Erden, als er mir den Ring auf den Finger steckte und mich liebevoll küsste. Jeder einzelne Gast applaudierte, einige waren zu Tränen gerührt und wir beide waren unendlich glücklich.
Während wir den Tanz eröffneten, flüsterte mein Ehemann: “Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet meine Liebste... Du bist wirklich das Beste was mir je passiert ist Schatz. Ich werde immer für dich da sein, das schwöre ich. Mein Herz gehört nur dir und unseren Kindern!” Zärtlich küsste er mich und hatte richtig glänzende, feuchte Augen als er mich wieder ansah. “Ich liebe dich auch mehr als alles auf der Welt und ich will dich nie wieder verlieren. Wie schön ihr hier alles gemacht habt... Das ist wie in einem Traum! Vielen, vielen Dank für diesen wundervollen Tag! Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen können.”Wir genossen unsere Hochzeit, lachten und weinten vor Glück und amüsierten uns und all unsere Gäste, beim Versuch gemeinsam mit ganz speziellem Besteck zu essen. Es war schöner als jeder Traum und ich spürte, dass wir von nun an glücklich werden würden. Niemand könnte uns jemals etwas anhaben. Als wir am Abend allein waren, kuschelten wir verliebt miteinander. Er schien mich in unserer Hochzeitsnacht richtig verwöhnen zu wollen und hatte selbst hier überall Kerzen und Rosen verteilt. Seine Berührungen und Küsse waren von Zärtlichkeit und Liebe erfüllt und er flüsterte sanft: “Ich werde dich zur glücklichsten Frau der Welt machen, Ann. Niemals wieder wird dir jemand zu nahe kommen und meine Liebe wird nie vergehen. DU bist mein Leben Schatz, ich liebe dich.”Nach einem lieblichen Kuss schwor ich ihm: “Ich werde dich vor allen Gefahren der Welt beschützen und nie auch nur einem anderen Mann hinterher sehen. Wir werden für immer eins sein Damien. Bis in alle Ewigkeit. Ich liebe dich von ganzem Herzen.” Von diesem Tag an freuten wir uns auf eine schöne Zukunft mit unseren Kindern, Freunden und Familien und nahmen uns vor, das Leid und den Kummer aus der Vergangenheit zu vergessen und uns endlich das Glück zu gönnen, was uns auch zustand.

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Tag der Veröffentlichung: 24.05.2014

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