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Deep Love - Flammende Begierde

L. Evans

 

Deep Love

 

 

Flammende Begierde

 

 

Band 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

Immer diese Montage. Sie ziehen sich in die Länge und man kann es kaum erwarten, dass sie vorbei sind. „Die Vorlesung ist jetzt beendet, Sie können alle nach Hause gehen.“, es dauert keine 10 Sekunden und die Studenten springen auf, um den Saal zu verlassen. Auch ich stehe auf und gehe mit meiner Mitstudentin aus dem Raum. Die Sitzung bei Professor Torry war gut, aber durch meinen Schlafmangel in den letzten Tagen, bin ich froh, dass die Stunde endlich vorbei ist. Mit Ellie zusammen überquere ich die Flure der Hochschule Richtung Ausgang. „Und was wirst du heute noch machen?“, fragt sie mich und sieht mich dabei an. Ellie hat rot blonde Haare und eine schwarze viereckige Brille umrandet ihre grünen Augen. Ich kenne sie schon seit drei Jahren, seitdem ich mit dem Studium angefangen habe. „Ich denke ich werde heute etwas büffeln, ich habe viel aufzuholen und will nicht durch die Abschlussprüfung fallen.“ In einem Semester sind die Abschlussprüfungen und ich muss noch eine ganze Menge dafür lernen, obwohl mir Dinge einfallen, mit denen ich mir lieber die Zeit vertreiben würde. „Wenn du Hilfe brauchst, dann sag einfach Bescheid, aber ich bin echt froh, dass du wieder hier bist, auch wenn das vielleicht ein bisschen taktlos klingt.“ Ja sie hat recht, es klingt wirklich taktlos, wenn man bedenkt, dass ich nur wieder an der Uni bin, weil meine kleines Magazin, dass im Grunde mir und meinem Ex-Verlobten gehörte, pleite gegangen ist und ich sonst nicht weiß was ich machen soll. Aber sie meint es ja nur gut und das ganze lernen hält mich zum Glück vom Denken ab. „Ich bin auch froh wieder hier zu sein.“, erwidere ich und wir gehen nach draußen. Da ich grade alles andere als alleine sein will, frage ich sie: „Hast du Zeit für einen Kaffee? Dann könntest du mir vielleicht die ein oder andere Sache erklären.“ An uns gehen dutzende von Schülern vorbei, die einen gehen nach Hause und die anderen haben wohl das Pech, dass sie jetzt erst eine Lesung besuchen müssen. Ellie sieht sich, genau wie ich, die verschiedenen Studenten an und antwortet beiläufig: „Klar gerne, lass uns fahren, bist du mit dem Auto hier?“

„Nein mein Auto steht zuhause.“ Heute Morgen wollte ich einen freien Kopf kriegen und hatte mich dazu entschieden zu Fuß zu gehen. „Okay gut, dann komm, wir fahren mit meinem Auto.“

Eine halbe Stunde später kommen wir bei Starbucks an und finden sogar einen Parkplatz. Die Straßen von Los Angeles waren diesmal erstaunlich leer, weswegen wir unser Ziel schnell erreichen konnten. Ellie bestellt sich einen Frapé und ich mir einen Chocholate Cream. Wir setzen uns an einen der leeren Tische und breiten uns dort mit dem ganzen Schulkram aus. Ein paar Mal schweifen wir vom Thema ab, als sie mir von ihrer Beziehung erzählt, die ganz frisch ist. Sie haben ein paar Anfangsschwierigkeiten, aber leider kann ich ihr da nicht wirklich helfen, da ich mein eigenes Liebesleben kaum auf die Reihe bekomme. Es ist erst 5 Monate her, seitdem ich mich von meinem Ex-Verlobten getrennt habe. Am Anfang ist es schwer gewesen aber mittlerweile geht es mir wieder gut, selbst wenn ich oft daran denke, dass ich diesen Mann fast geheiratet und damit einen großen Fehler begangen hätte. Ich hatte mich unglaublich in ihm getäuscht. Niemals hätte ich ihn für einen Schläger gehalten. „Lasst es einfach ruhig angehen und überstürzt es nicht.“, gebe ich meiner Freundin als Rat. Sie lächelt mir dankbar zu und macht sich wieder daran, mir den Stoff zu erklären, den ich verpasst habe. Endlich bin ich im Abschlussjahr meines Journalismus Studiums angekommen. Die Abschlussprüfungen sind zwar erst in einem halben Jahr, aber ich fange lieber früher als später mit dem lernen an. Ellie ist mir dabei eine wirklich gute Hilfe, sie ist eine Einser Schülerin und sie kann mir den Stoff verständlich erklären. „Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich so unterstützt.“ Das ist nichts als die Wahrheit. Andere Mitstudenten können sich an ihr ein Beispiel nehmen, denn nachdem ich wieder in mein Studium zurückgekehrt bin, hatten sie mich ignoriert oder mit Missachtung angeschaut. Aber nicht Ellie, sie hat mich mit offenen Armen empfangen und das macht mich wirklich froh. Sie sieht mich mit einem Lächeln im Gesicht an und meint dann: „Überhaupt nichts zu danken, du hast mir auch schon unzählige Male geholfen und dafür sind Freunde doch schließlich gemacht, um füreinander da zu sein.“

„Du hast Recht. Danke für deine Freundschaft.“ Echte Freunde kann man wirklich an einer Hand abzählen, aber es ist auch manchmal ein langer und harter Weg diese wenigen wahren Freunde zu finden. Und ich bin mehr als froh sie gefunden zu haben.

Nachdem wir zwei Stunden im Starbucks verbrachten, machen wir noch einen Abstecher in einen kleinen Anziehsachenladen, weil Ellie sich ein neues Outfit besorgen will für ihr Treffen mit Brandon, ihrem Freund. Wir gehen durch den Laden und haben natürlich schon ein paar Sachen gefunden, so wie es für uns Frauen üblich ist. „Hier probier das mal an.“, sage ich und reiche ihr ein weiß geblümtes Kleid, was super zu den warmen Sommertagen passt. Begeistert läuft sie damit zu der Umkleide und ich bleibe davor stehen und warte. Kurze Zeit später kommt sie raus und präsentiert mir das Kleid, sie sieht umwerfend aus. Das Kleid betont besonders ihre grünen Augen und lässt ihre rot blonden Haare noch viel schöner wirken. Sie sieht wunderschön aus. „Es ist perfekt, du siehst klasse aus, jetzt fehlen nur noch ein paar hohe Schuhe.“

„Ja mir gefällt es auch, das nehme ich.“ Sie verschwindet wieder in der Kabine, um sich umzuziehen. Ellie ist wirklich unkompliziert, noch eine Sache, die ich wirklich an ihr mag. Andere Mädels hätten wahrscheinlich 10 Kleider anprobieren müssen, um das passende zu finden.

 

Als wir zehn Minuten später zur Kasse gehen, hat Ellie noch passende High Heels und ein paar Accessoires gefunden. Nach unserer erfolgreichen Shoppingtour, gehen wir zurück zum Auto und Ellie fährt mich nach Hause. Ich steige aus dem Auto und bedanke mich noch einmal für den schönen Tag, denn sie hat es wirklich geschafft mich abzulenken.

Als ich die kleine Wohnung an der Malcon Street betrete, bekomme ich direkt den Geruch von frisch gekochtem Essen in die Nase, es riecht köstlich. Ich überquere den kurzen Flur und komme in den großen Raum, der sich in Wohnzimmer und Küche aufteilt. Ich gehe am Wohnzimmer vorbei, direkt zur Küche. Am Herd erblicke ich meine Mitbewohnerin und Stiefschwester Melina Bilton. Meine Eltern trennten sich nach dem Betrug meiner Mutter. Nach zwei Jahren hat meine Mutter wieder geheiratet und ich habe das Glück gehabt zwei Stiefgeschwister zu bekommen, Melina und Erin. Mein lang gehegter Wunsch, Geschwister zu haben, erfüllte sich endlich und ich musste nicht komplett als Einzelkind aufwachsen. Glücklicherweise verstehe ich mich mit dem neuen Ehemann meiner Mutter super und mit seinen Kindern genauso. Meine Eltern haben es verdient glücklich zu sein, wenn sie das miteinander nicht mehr können, akzeptiere ich ihre Trennung, auch wenn es nicht leicht für mich ist. Ich und Melanie beschlossen, zusammen zu ziehen. Wir leben jetzt schon ein Jahr in der Wohnung in dem kleinen Mehrfamilienhaus und teilen uns die Miete, bis jetzt kommen wir super mit allem zu Recht. Es ist angenehm ruhig in diesem Haus zu leben, da es nur vier Wohnungen gibt, die bewohnt werden können. Auch Erin, mein Stiefbruder, hatte mit dem Gedanken gespielt mit uns zusammen zu ziehen, doch er kann sich letztendlich doch besseres vorstellen, als mit zwei Mädels zusammen zu ziehen. Ich lege meine Tasche ab und gehe zu Melina. „Hey, wie war dein Tag? Das riecht wirklich köstlich.“ Sie strahlt mich an und ihre blauen Augen sahen direkt in die meinen. Sie ist älter als ich und somit auch sehr oft mein Vorbild, was bei dem Aussehen anfängt. Ihre blonden schulterlangen Haare, die sich von meinen langen dunkelbraunen Haaren so sehr unterscheiden, fand ich schon immer beneidenswert. Auch mit ihrer Größe von 1,80 bringt sie mich immer ins Staunen. Nur ihre Augen unterscheiden sich nicht allzu sehr von meinen. Sie sind auch blau, allerdings grün blau, während meine nur blau sind. Richtig langweilig eben. „Hey süße, ich habe schon auf dich gewartet. Es gibt Pasta alla Vongole, ich hoffe du hast Hunger mitgebracht.“ Oh ja und wie ich den mitgebracht habe, ganz davon abgesehen, dass dies eins der Gerichte ist, die ich jeden Tag essen könnte. „Lecker, klar habe ich Hunger, ich freue mich total auf das Essen.“ Ich gehe zu einem Schrank und nehme zwei Teller raus, dann ziehe ich eine Schublade auf und hole dort Besteck für uns beide raus. Während Melanie die letzten Feinarbeiten am Essen vornimmt, decke ich den Tisch für uns beide. Wir sind ein super Team und deshalb kommt auch der Haushalt nie zu kurz. „Ach ja süße, bevor ich es vergesse, wir wollten am Freitag mit ein paar Leuten in die Disco, kommst du mit? Du kannst natürlich auch Freunde von dir mitbringen.“

„Klar, gerne. Ich werde auch ein paar Freunde fragen.“

Obwohl ich keine paar Freunde habe, sondern nur Ellie und Anna. Aber das muss Melanie nicht wissen, sonst macht sie sich unnötig sorgen. Party mit Melanie und ein paar Leuten, das kann nur witzig werden, wir haben sowas früher schon öfter gemacht und es war immer super. Während meiner Beziehung ist das immer zu kurz gekommen, alles ist zu kurz gekommen, sogar meine Freunde, weil ich Angst hatte, was Falsches zu machen. Aber jetzt will ich mich wieder den richtigen Menschen widmen. Angefangen bei Melanie. Es macht mich wirklich glücklich, dass ich sie in meinem Leben habe, sie macht es um einiges besser.

Als sie fertig mit dem Kochen ist, setzen wir uns gemeinsam an den Tisch, essen und erzählen uns gegenseitig von unserem Tag. Meine Stiefschwester arbeitet in einem Kindergarten als Erzieherin, somit kann sie mir jeden Tag neue lustige Geschichten erzählen.

Nachdem ich auf gegessen habe, sage ich: „Danke fürs Kochen, das Essen war wieder mal grandios.“

„Danke? Du musst dich nicht bedanken, nichts lieber als das.“ Ich lächele leicht und lasse das gute Essen auf mich wirken. „Henry hat angerufen, zwei Mal. Er wollte dich sprechen Rose. Er klang ziemlich ernst. Vielleicht solltest du ihn zurück rufen. Er ruft immer öfter an.“

„Nein.“, erwidere ich nur. Mein Magen dreht sich um und ich habe das Gefühl, dass das Essen wieder hoch kommt. Hätte sie mir das nicht vor dem Essen sagen können? Henry ist mein Ex-Verlobter und das aus gutem Grund. Während unserer ganzen Beziehung ging er mir immer wieder fremd und wie sich heraus stellte, war er auch mit einer anderen zusammen. Außerdem war er gewalttätig mir gegenüber gewesen. Es war zu oft geschehen. Irgendetwas machte ihn wütend und er schlug direkt zu. Die blauen Flecken musste ich immer verstecken. Keiner wusste von der Gewalt meines Ex Verlobten, ich hatte ihnen nur die anderen Geschichten erzählt. Er war ein grausamer Mensch. Wie konnte man zwei Beziehungen gleichzeitig führen? Und wieso hat er mir den Antrag gemacht? Steckte irgendeinen Plan dahinter? Diese Fragen stelle ich mir schon seit Monaten. Ich kriege auf diese Fragen sowie so keine Antworten. Deswegen ist es sinnlos, mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich will ihn nicht mehr. Das Vertrauen ist für immer verloren. Und schon gar nicht möchte ich irgendwas von ihm hören. Ich habe gemerkt, wie glücklich ich in letzter Zeit bin im Vergleich zu der Zeit, in der ich mit Henry zusammen war. Mir schwebt der Sinn schon wieder danach, bald wieder mit Dates anzufangen. Die Angst, dass er auftauchen könnte, ist zwar jede Minute da, aber ich kann mich von dieser Angst nicht unterdrücken lassen. Das will ich nicht. Deswegen muss ich jemanden finden, der mir ein gutes Gefühl gibt und nicht das, was Henry mich fühlen ließ. Ich hoffe inständig, dass Henry nicht hier auftaucht.

„Okay.“, erwidert Melanie darauf mit einem Lächeln. Sie kennt mich relativ gut und weiß, dass sie bei diesem Thema nicht mit mir diskutieren braucht, weil es Zwecklos ist. Wir reden endlich über andere Themen und genießen das Essen. Ich nehme mir sogar noch eine zweite Portion und bin dann komplett satt. Gemeinsam räumen wir den Tisch ab und machen die Küche sauber, dann gehen wir rüber ins Wohnzimmer und schalten den Fernseher ein. Es läuft Navy CIS, eine Serie, die Melanie sehr gerne schaut. Während meine Stiefschwester in die Serie vertieft ist, widme ich mich meinem Smartphone. Mit Freude stelle ich fest, dass ich eine Nachricht von meiner besten Freundin Anna habe, wir kennen uns schon seit unserer Kindheit und sind seitdem unzertrennlich. Ich öffnete die Nachricht und lese: Hey Sonnenschein :) Ich vermisse dich. Sollen wir morgen in meiner Mittagspause was essen gehen. Um halb eins habe ich Pause. Kuss.

Direkt macht sich ein Lächeln in meinem Gesicht breit. Wir haben uns etwas länger nicht gesehen, da ich mich aufs Lernen konzentriere und sie sich ihrem neuen Job bei Johnson&Kimlan Media widmet. Deswegen freue ich mich umso mehr, die Möglichkeit zu haben, morgen mit ihr zu Mittag zu essen. Ich schreibe ihr zurück: Hallo meine Schöne. Bin froh, dass du dich meldest, denn ich vermisse dich auch. Mittagessen morgen geht klar. Wo soll ich dich holen? Kuss zurück

Es kommt keine 20 Sekunden später eine Antwort: Warte auf mich in der Lobby vom Johnson&Kimlan Gebäude, freue mich.

Und wie ich mich erst freue. Endlich kann ich sie wieder sehen. Das wird super.

Langsam merke ich die aufkommende Müdigkeit und gähne leicht und stehe schließlich vom Sofa auf. „Ich bin mal im Bett, ich komme Morgen was später nach Hause.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Bis Morgen. Ich koche uns was leckeres.“

Zuerst schlendre ich ins Badezimmer und schminke mich ab, putze meine Zähne und tausche meine Anziehsachen gegen Schlafsachen aus. In meinem Zimmer angekommen, schließe ich die Tür hinter mir, lege mich ins Bett und kuschle mich ein. Es dauert nicht lange bis ich einschlafe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

Am nächsten Tag bin ich auf dem Weg zu Anna. Ich habe bis elf Uhr geschlafen und dann auch schon damit angefangen mich fertig zu machen. Nun sitze ich im Auto und folge den Anweisungen meines Navigationssystems, da ich sonst nicht weiß wo lang ich fahren muss. Als ich ankomme, schaue ich zweimal, ob ich nicht in eine falsche Straße eingebogen bin, denn ich fahre in die Parkgarage eines gigantischen Wolkenkratzers. Hier bin ich wohl richtig. Schnell finde ich eine Parklücke, die groß genug für mein Parktalent ist und fülle sie. Ich steige aus und folge den Wegweisern, die mich zu einem Aufzug führen. Im Aufzug angekommen, drücke ich auf L, was hoffentlich für Lobby steht. Glücklicherweise bin ich die Einzige hier, doch das ändert sich, als die Tür aufgeht und ich die Lobby sehe. Kann man das überhaupt noch Lobby nennen? Es gleicht eher einem Palast. Sie ist so riesig und luxuriös. Der Boden ist aus Bernsteinfarbenden Marmor, es gibt eindrucksvolle Säulen, die zur Decke empor steigen. Beim Betreten dieser gigantischen Lobby, fühle ich mich total fehl am Platz, nicht nur, weil ich im Gegensatz zu ihr wie ein Zwerg wirke, sondern auch, weil dutzende von Anzugträgern hier rum laufen, auch Frauen mit eleganten Kleidern und hohen Schuhen, während ich dort mit einer weißen Hot Pant und einem roten Oberteil stehe. Kein Wunder, dass ich ein paar Blicke auf mich ziehe, wahrscheinlich würde ich mich an ihrer Stelle auch blöd angucken. Ein wenig Erleichterung kommt auf, als ich endlich Anna erblicke, jedoch unterscheidet sie sich kaum von den anderen, die hier lang laufen. Sie trägt ein lila Etuikleid und dazu schwarze High Heels. „Anna, hier bin ich.“, rufe ich und gehe auf sie zu. Als sie mich sieht, lächelt sie und kommt, so gut es in diesen Schuhen geht, auf mich zu gelaufen und springt mir in die Arme. Auch ich lege meine Arme um sie und drücke Anna feste. Nach kurzer Zeit lösen wir uns aus der Umarmung. „Ich bin froh, dass du Zeit hast heute. Du siehst besser aus, geht es dir auch besser oder denkst du immer noch so viel an ihn?“ Dafür liebe ich meine Anna, sie ist direkt und unkompliziert, viele Leute setzen etwas an ihrer offenen und ehrlichen Art aus, aber ich bin immer gut mit ihr ausgekommen. „Mir geht es wirklich besser, ich denke kaum noch über ihn nach. Aber bevor wir über mich reden, kannst du mir das hier mal erklären?“ Ich deute auf die Lobby und dann auf ihr Outfit. „Ich habe nicht gewusst, dass du in so einem Unternehmen arbeitest. Ich habe mich grade richtig erschrocken und mich mit meinem Outfit total blamiert.“ Kurz sehe ich an mir runter und dann wieder in ihr Gesicht. Sie lacht leicht. „Süße, komm wir gehen erstmal essen, dann erzähle ich dir alles.“ Ich nicke. „Mein Auto steht unten in der Parkgarage, ich bin mit dem Aufzug hochgefahren.“

„Okay, aber jetzt gehen wir durch den Haupteingang raus, hier um die Ecke ist ein super Grieche. Dein Auto kannst du später holen, wenn du mich wieder hier her bringst.“ Gemeinsam machen wir uns auf den Weg. Bei dem Gedanken später wieder in diese Lobby zu müssen, fühle ich mich unwohl, aber das erwähne ich nicht.

„Na los Anna, jetzt erzähl schon, wieso musste ich so erfahren, in was für einem Edel Schuppen du arbeitest.“

Wir verließen die Lobby und ich fühle mich schon viel besser, selbst wenn auch hier einige Leute rum laufen, die ziemlich förmlich gekleidet sind. „Ich wollte nicht so damit angeben. In dem Gebäude haben mehrere Unternehmen ihren Sitz, nicht nur ein einziges. Kennst du Patrick Johnson? Er ist ein Billionär, der Typ, der die ganzen Zeitschriften und Werbeunternehmen aufkauft, ihm gehört das Gebäude, deswegen ist es auch nach ihm und seinem Geschäftspartner benannt. Ich arbeite im Grunde in einem der kleinen Unternehmen dieses Gebäudes.“ Patrick Johnson, ja das sagte mir definitiv was. Man sieht ihn ständig in der Presse mit seiner Frau, dieser Kerl ist steinreich, er kann sich alles leisten, da ist so ein Gebäude nichts Besonderes. „Ach, so ist das also, naja kein Wunder, in so einem Gebäude musst du dich natürlich mit deinem Outfit anpassen.“ Wir kommen bei dem Griechen an, von dem meine beste Freundin gesprochen hatte. Wir gehen rein. Die Inneneinrichtung ist einfach gehalten, es sind schwarze Tische mit den dazu passenden schwarzen Stühlen aufgestellt. In einer Ecke, finden wir einen ruhigen und gemütlichen Platz und setzen uns. „Ja da hast du Recht. Aber lass uns bitte nicht von der Arbeit sprechen, sondern über irgendwas anderes.“

 

Das Essen verläuft sehr gut. Wir essen Gyros. Auch die Gesprächsthemen gehen uns nicht aus. Von meinem Studium bis hin zu ihrem letzten One Night Stand, sprechen wir über alles. Nachdem wir bezahlt und das Restaurant verlassen haben, fällt mir noch ein, dass ich sie was fragen muss. „Hast du am Freitag zufällig Zeit? Meine Stiefschwester wollte mit nen paar Leuten feiern gehen und meinte ich kann auch jemanden fragen.“

„Klar ich bin dabei.“, kommt ihre Antwort, wie aus der Pistole geschossen. Und das freut mich so sehr, wir haben sowas schon so lange nicht mehr gemacht und es muss mal wieder sein. „Ich freue mich.“

Da wir zu viel Zeit beim Essen verplempern, müssen wir etwas zügiger zurückgehen und kommen auch schnell dort an. Ich und Anna betreten die Lobby und schon wieder fühle ich mich unwohl. Beim nächsten Mal ziehe definitiv was Passenderes an. „So süße, ich muss jetzt leider wieder arbeiten. Danke für das tolle Mittagessen.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und ich merke, wie viel Liebe darin steckt. Er kommt von ganzem Herzen und macht mich unglaublich Glücklich, das kann ich kaum in Worte fassen, aber ich spüre es nur allzu deutlich. „Ich danke dir, ich freue mich unglaublich auf Samstag.“

„Ich auch.“, und damit dreht sie sich um und geht davon. Auch ich mache auf dem Absatz kehrt und bewege mich in die Richtung der Aufzüge, von denen ich gekommen bin. Während ich gehe, schaue ich noch einmal kurz zurück, um mir diese erstaunliche Lobby anzusehen. Wie wohl der Rest des Gebäudes aussieht? Grade will ich meinen Blick wieder nach vorne richten, als ich plötzlich gegen etwas renne. Beziehungsweise, gegen jemanden renne. Scheiße. Schnell wende ich den Kopf um, um die Person anzuschauen, gegen die ich gelaufen bin und die reflexartig ihre Hände auf meine Oberarme legt. Mich trifft der Schlag. Vor mir steht ein wahrhaftiger Gott. Er ist einfach nur atemberaubend. Wir sehen uns lange in die Augen, bevor er mich weg drückt und los lässt. Ich entdecke keinen Makel an ihm. Seine dunkelbraunen Haare passen perfekt zu dem ganzen Rest. Seine Gesichtszüge sind so männlich, wie ich es noch nie gesehen habe. Diese Augen, sie sind strahlend blau und scheinen mich zu durchbohren. Sie passen perfekt zu dem blauen T-Shirt, das er trägt. Dieses T-Shirt betont seine muskulösen Arme durchaus. Jedoch scheint auch er hier nicht ganz rein zu passen mit Jeans und T-Shirt. „Haben Sie zwei linke Füße? Können Sie denn nicht aufpassen?“ Seine Stimme, sie klingt gefährlich, bedrohlich und ist rau, außerdem sehr sexy. Dieser Mann ist allen in allem sehr sexy. „Und taub sind Sie auch noch?“ Ich erwache bei seinen Worten aus meiner Trance und komme mir total dumm vor. Er sieht zu mir runter und blickte mich verärgert, aber zugleich belustigt an. Endlich finde ich meine Stimme wieder: „Ich….es tut mir leid, ich habe nicht nach vorne gesehen.“ Dafür, dass ich so unsicher spreche, würde ich mich am liebsten erschießen, denn er antwortet ohne jede Unsicherheit in seiner Stimme. „Es gehört sich nicht, Menschen anzurempeln. Vielleicht sollten sie beim nächsten Mal nach vorne schauen.“ Oh nein! Wieso passiert mir das nur? Ich schmachte diesen Kerl total an, während er mir solch arrogante Antworten gibt. Wenigstens zeigt er Manieren und sieht mir in die Augen. Für den nächsten Satz nehme ich all meinen Mut zusammen, denn irgendwie schüchtert er mich total ein, außerdem bin ich keine unfreundliche Person, was ich von ihm nicht behaupten kann. „Es gehört sich aber auch nicht, so unverschämt mit anderen Menschen zu sprechen.“

„Guten Tag.“ Mit diesen zwei Worten geht er, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, an mir vorbei.

Was bildet er sich denn ein? Was für eine Frechheit. Ich habe mich geirrt, wahrscheinlich passt er besser in diesen Luxus Schuppen, als ich vorerst gedacht habe. Zum Glück ist Anna nicht so überheblich und arrogant, sonst würde ich sie wahrscheinlich hassen. Ich will schnell von diesem Ort weg und gehe zu den Aufzügen, die mich runter in die Parkgarage fahren. An meinem Auto angekommen, steige ich ein und fahre schnell los. Erleichtert atme ich aus, als ich endlich daraus bin.

 

Spontan entscheide ich mich dazu, zur Uni zu fahren, um dort in der Bibliothek ungestört lernen zu können. Die Parkplätze sind ziemlich leer, da die meisten Studenten wohl schon nach Hause gefahren sind. Ich parke mein Auto und gehe zum Eingang, wo ich das Gebäude betrete. Auch die Gänge sind leer. Dieser Anblick ist was neues, denn sonst herrscht hier ein totales Stimmengewirr und die Flure sind voll mit Studenten, die sich über die unterschiedlichsten Dinge unterhalten. Aber jetzt ist es leer und still. Ich genieße diese Stille und begebe mich zur Bibliothek. Sie ist für mich der schönste Ort an der ganzen Universität, hier kann man wirklich zur Ruhe kommen, egal zu welcher Zeit. Außerdem ist sie mit ein paar Sofas sehr gemütlich eingerichtet, man muss sich den Allerwertesten also nicht auf ungemütlichen Stühlen platt sitzen. Mein Lieblingsplatz an diesem Ort ist eine kleine Ecke am Fenster, dort befindet sich ein Sitzsack mit einem kleinen Abstelltisch daneben. Ich steuere wie immer, wenn dieser Platz frei ist, direkt auf ihn zu und lasse mich in den Sitzsack sinken. Entspannt schließe ich kurz die Augen und der bisherige Tag zeigt sich vor meinem inneren Auge. Anne hat wirklich glücklich ausgesehen, das macht mich auch glücklich. Und dann kommt mir wieder dieser Kerl in den Kopf geschossen. Wieso muss ich an ihn denken? Okay, er sieht höllisch gut aus, aber war total unfreundlich. Saftsack. Wenn er gut ausgesehen hätte und dazu noch total charmant gewesen wäre, könnte ich nachvollziehen, warum er mir im Kopf rum schwirrt, aber nicht bei dem Verhalten, das er an den Tag gelegt hatte. Kopfschüttelnd öffne ich wieder meine Augen und nehme meine Bücher, die ich mitgenommen habe, aus meiner Tasche und fange an zu lernen. Ich war früher wirklich verliebt gewesen in dieses Studium, bis ich so dumm gewesen war alles aufzugeben, für einen Mann. Weil er mich dazu überredete ein Magazin mit ihm aufzumachen. Von Anfang an war ich gegen diese Idee, aber ich wollte ihn unterstützen und willigte somit ein. Das Studium brach ich ab und stürzte mich Hals über Kopf mit Henry Milcon in die Selbstständigkeit. Alles ging den Bach runter. Aber dafür bin ich jetzt umso glücklicher, dass ich mein altes Leben wieder habe und die Möglichkeit bekomme, das Studium fortzusetzen. Das ist das Einzige was ich will. Nie wieder möchte ich von einem Mann abhängig sein. Das ist viel zu gefährlich und riskant. Von nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich. Ich konzentriere mich voll und ganz auf meine Karriere. Im letzten Semester meines Journalismus Studiums, lernen wir noch ein paar neue Sachen dazu, aber das meiste ist Wiederholungsstoff. Das mache ich grade. Ich verinnerliche noch einmal den vergangenen Stoff, um ihn besser zu beherrschen. Und dann kann mir ja eigentlich nichts mehr im Weg stehen.

Kapitel 3

Nachdem ich zwei Stunden in der Bibliothek der Universität mit lernen verbrachte, fahre ich nach Hause, um anschließend mit meiner Mitbewohnerin zu Abend zu essen. Diesmal gibt es Wraps, sie schmecken einfach köstlich. Ein Talent fürs Kochen hat sie auf jeden Fall. Und ich frage mich oft, warum sie Kindergärtnerin, anstatt Köchin geworden ist.

Meine Gedanken schweifen immer wieder mal zu dem Zusammenstoß vom Mittag, jedoch versuche ich immer sie schnell wieder abzuschütteln. Wir machen es uns auf der Couch gemütlich und essen Schockopudding zum Nachtisch. Mir fällt in dem Moment ein, dass gestern Ellies Date war und sie sich noch nicht gemeldet hat. Ich nehme mein Handy zur Hand und rufe sie an. Sie hebt nach dem dritten Tuten ab. „Ja?“ fragt sie. An ihrer Stimme kann ich leider nicht deuten wie es ihr geht. „Hey, hier ist Rose. Alles okay bei dir? Wie war es gestern?“ Ja ich bin wirklich neugierig, normalerweise platzt Ellie mit solchen Informationen immer von alleine raus. „Rose, schön, dass du dich meldest. Ja es war schön.“ Diesmal kann ich raus hören, dass etwas nicht stimmt. „Was ist los? Du klingst nicht sehr glücklich. Habt ihr euch nicht verstanden?“

„Doch, das haben wir, sogar sehr gut. Aber ich habe gehört, dass er ein Playboy sein soll. Ich kann mir das nicht vorstellen, aber jetzt mache ich mir Gedanken.“

„Oh Ellie, das tut mir leid, vielleicht solltest du da mit ihm drüber reden.“ Reden ist eigentlich immer die beste Möglichkeit, doch leider bringt sie auch nicht immer was. Mir hat Reden immer ein blaues Auge eingebracht. „Ja das werde ich machen. Gleich direkt. Ich bin wieder mit ihm verabredet. Ich melde mich. Bye.“ Sie legt auf. Ich hoffe sehr, dass sie kein Pech mit diesem Burschen haben würde, denn das verdient sie wirklich nicht. „Ist alles okay bei deiner Freundin?“, frage mich Melanie, die das Gespräch mit bekommen hat.

„Ja soweit schon. Männer. Immer das gleiche mit denen.“ Wir fangen beide an zu lachen. Mit Melanie kann man über alles lachen, das schätze ich sehr an ihr. An diesem Abend geht es eher ruhig bei uns beiden zu, sie widmet sich dem Fernseher und ich gehe den Schulstoff noch etwas durch, bevor ich mich ins Bett begebe, wo ich wie am Abend zuvor schnell einschlafe.

Am frühen Morgen wache ich auf. Die letzte Nacht war grauenhaft. Ich wachte immer wieder auf und konnte nicht einschlafen, mir schwirrte so viel im Kopf rum. Zum einen ist da die Angst, dass ich nach meinem Studium keinen passenden Arbeitsplatz finde und zum anderen bringt mich dieser Mann aus der Lobby immer noch auf die Palme. Er schafft es immer wieder, in meine Gedanken einzudringen. Das muss aufhören. Zum Glück habe ich heute wieder eine Vorlesung und bin somit beschäftigt. Gedanken, die irgendwelche Männer beinhalten, kann ich mir nicht leisten. Um halb acht stehe ich auf und mache mich fertig. Ich ziehe eine schwarze drei Viertel Hose an und dazu ein dunkelblaues Top über das ich einen dünnen Cardigan ziehe. Anna treffe ich an diesem Morgen nicht mehr, sie geht meistens schon gegen halb sieben aus dem Haus, da sie bis zu ihrem Arbeitsplatz eine drei viertel Stunde fährt. Ich trinke noch kurz einen Kaffee und verlasse dann die Wohnung. Diesmal fahre ich mit meinem Auto zur Uni, weil ich später so schnell wie möglich zu Hause sein möchte. Meine Meinungen sind manchmal so sprunghaft, dass sie mich selbst verwirren.

 

Nach einer zwanzigminütigen Fahrt, komme ich an der Universität an. Ich steige aus dem Auto und schließe es zu, mache mich dann auf den Weg zum Gebäude. Leider ist es hier nicht mehr so ruhig, wie am Vortag, es wimmelt hier nur so von Studenten. Schade, dass man die Ruhe von Gestern nicht anhalten kann. Selbst wenn hier unzählige Studenten rum laufen, finde ich schnell in den Raum, in dem meine Vorlesung stattfindet. Der Raum ist schon halb voll, als ich ihn erreiche. Ich erblicke direkt den Rotschopf, den ich suche, Ellie. Schnell gehe ich, bevor mir jemand den Platz weg krallt, zu ihr und setze mich neben sie. „Hey.“, sage ich zu ihr und sehe sie an. Sie wendet sich mir zu und sieht, zu meiner Erleichterung, gut aus. Nicht verheult oder unausgeschlafen. Außerdem setzt sie ein breites Grinsen auf. „Hey, sorry nochmal, dass ich gestern so schnell auflegen musste. Aber Brandon kam gerade.“

„Ach ist kein Problem, aber wie ist es denn gelaufen? Hast du mit ihm geredet?“ Glücklicherweise ist der Professor noch nicht da, so bleibt uns noch Zeit zum Reden.

„Es war besser, als ich gedacht hatte. Ich habe ihm alles gesagt, was mir über ihn erzählt wurde. Auf einmal schien er total traurig zu wirken. Er sagte mir, dass er schon die ganze Zeit Angst hatte, dass ich das erfahren könnte.“ Sie macht eine kurze Pause und spricht dann weiter: „Brandon hat es nicht einmal abgestritten, im Gegensatz, er hat zugegeben, dass er so war, aber dass er versucht das zu ändern.“ Es ist schön zu hören, dass dieser Kerl sich ändern will, aber ich hoffe wirklich, dass er es schafft und sich für Ellie ändern wird. „Das freut mich. Aber tu mir einen Gefallen und lass es trotzdem ruhig angehen. Überstürz es nicht, dann ist die Enttäuschung nicht so groß, falls es doch schief geht.“

„Natürlich, mach dir keine Sorgen.“ Sie lächelt flüchtig und wir sehen dann beide nach vorne. Der Professor betritt den Raum und begrüßt alle Studenten. Auch wir begrüßen ihn und dann fängt der Unterricht auch schon an.

Die Lesung geht leider viel zu schnell um. Wir sprechen über die verschiedenen Textarten, die in einer Zeitung vorkommen können. Zum Beispiel der Bericht, die Glosse oder der Kommentar. Zum Glück habe ich am Nachmittag zuvor genau diesen Schulstoff gelernt, deshalb beteilige ich mich auch gut im Unterricht. Nach dieser Lesung folgt noch eine, aber dazwischen liegt erstmal eine Pause. Zusammen mit Ellie verlasse ich den Saal. Ich nehme kurz mein Handy raus, um einen Blick darauf zu werfen. 3 Anrufe in Abwesenheit von Henry. Ich lösche sie.

Unruhig gehe ich zur nächsten Lesung, die leider nicht so gut wie die erste verläuft. Ich starre immer wieder auf mein Handy und bin nicht wirklich bei der Sache.

Nach dem Unterricht begebe ich mich mit Ellie in die Bibliothek. Diesmal sitze ich nicht an meinem Stammplatz, denn dieser ist nur für eine Person gedacht. Wir setzen uns in eine andere gemütliche Sitzecke. Heute will ich mir noch die restlichen Dinge von Ellie erklären lassen, die ich noch nicht verstanden oder noch gar nicht mitbekommen habe. Sie ist mir eine große Hilfe und ich bewunder wieder ihr Talent, mit welcher Leichtigkeit sie mir alles erklärt. Und dann auch noch so, dass ich es verstehe.

 

Kapitel 4

Am frühen Abend komme ich nach Hause und bin, wie fast jeden Tag, unglaublich froh, dass ich nicht alleine wohne. Ich schließe die Tür hinter mir und rufe in die Wohnung: „Ich bin wieder da.“

„Komm her süße, wir haben Besuch.“ Besuch? Mein Herz setzt kurz aus. Ist das etwa Henry? Mit schnellen Schritten bewege ich mich ins Wohnzimmer, ich hätte kaum mehr Erleichterung spüren können. Auf dem Sofa sitzt Melanie mit meinem Stiefbruder Erin. Als die beiden mich erblicken, stehen sie auf und Erin kommt auf mich zu. Er nimmt mich in seine Arme und drückt mich an sich, auch ich lege meine Arme um ihn. In seinen Armen fühle ich mich unglaublich wohl, es sind jene Arme, die mich in jeder schweren Zeit meines Leben hielten. Er löst sich von mir und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange. „Meine kleine, ich habe dich so sehr vermisst, ich musste heute einfach hier her kommen.“ Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass wir beide uns so lange nicht sehen, aber leider ist meine Zeit begrenzt. „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist. Wir machen uns jetzt einen wunderbaren Abend.“

Es ist ein sehr schöner Abend, wie sich heraus stellt. Wir bestellen Pizza und trinken dabei Bier. Unsere Gesprächsthemen sind sehr vielfältig. Von Erins Arbeit bis hin zu meinem Ex-Verlobten sprechen wir über alles. Mir fällt auf, wie mir die gemeinsamen Abende mit meinen Stiefgeschwistern fehlen. Erin hat Freitagabend auch vor mit uns allen in die Disco zu kommen, ich freue mich unglaublich auf diesen Abend. "Wie geht es denn eurem Dad, Erin? Ich habe ihn auch so lange nicht mehr gesehen." Das Lernen und Aufholen des verpassten Stoffes raubt mir wirklich viel Zeit und ich kann kaum Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe. "Ihm geht es gut. Er arbeitet momentan zu viel. Genauso, wie du auch, meine kleine." Mit seiner Hand wuschelt er mir leicht durch die Haare. "Mach dich nicht so kaputt okay? Wenn du das Studium nicht schaffst, dann ist das scheiß egal." Oh ja, wenn ich wirklich so denken könnte, dann hätte ich wahrscheinlich schon längst aufgegeben. Aber ich will allen zeigen, dass ich es kann, dass ich niemanden brauche, um das zu schaffen. Wahrscheinlich will ich es am meisten mir selbst beweisen. "Du hast leicht reden. Unsere Eltern haben viel dafür bezahlt und ich habe auch viel dafür gearbeitet. Das werde ich nicht einfach weg schmeißen." Bevor ich meinen Ex-Verlobten kennen lernte, arbeitete ich in einer kleinen Kneipe als Kellnerin. Dort lernte ich Henry kennen. Erin hat die Zeit gehasst, in der ich dort arbeitete. Wohlmöglich, weil er mich gerne in Sicherheit weiß, dort wurde ich immer von Männern angegraben, aber dafür war auch das Trinkgeld entsprechend hoch gewesen. Wenn er nur wüsste, dass ich mich wieder für neue Kellner Jobs bewerbe, dann würde er sehr wahrscheinlich ausrasten. Sein Blick veränderte sich, der sanfte Gesichtsausdruck von eben ist wie weg geblasen, anstelle dessen ist nun ein besorgter und ernster Blick zu sehen. "Rose." Ja, er ist nun wirklich ernst. Sonst nennt er mich immer kleine oder süße, aber selten bei meinem Namen. "Geld ist nicht alles. Wenn es dir damit nicht gut geht, dann schmeiß es einfach hin. Es gibt wichtigeres. Zum Beispiel deine Gesundheit."
"Ja, genau. Erin hat vollkommen Recht. Du kommst Abends immer nachhause, isst was und dann gehst du schlafen.", wirft Melanie ein, die bis jetzt aufmerksam unserer Unterhaltung gefolgt war, ohne etwas zu sagen. Danke Melly, dass du grade an meiner Seite stehst. Wie ich es hasse, wenn die beiden einer Meinung sind. „Hört mal ihr zwei. Mir gefällt das Studium. Ja es ist anstrengend, aber ich schaffe das.“ Ich muss es einfach schaffen. Die Demütigung, die Prüfung nicht zu bestehen, möchte ich gar nicht fühlen, deswegen lerne ich so viel es geht. „Versprich mir, dass du aufhörst, wenn es dir zu viel wird.“, sagt Erin und klingt immer noch so ernst dabei. Er macht sich viel zu viele Sorgen um mich, das war schon immer so. „Mir geht es gut. Vielleicht sollten wir über was anderes reden.“ Ich kann ihm dieses Versprechen nicht geben, weil ich nicht schaffe es einzuhalten.

Glücklicherweise schaffe ich es irgendwie ein anderes Thema einzulenken. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile, ehe Erin sich wieder auf dem Weg nach Hause macht. Melanie geht es nicht so gut, weshalb sie früher ins Bett geht als sonst. Nachdem ich noch etwas für Ordnung sorge, mache auch ich mich auf den Weg ins Bett. Diesmal schlafe ich nicht ganz so schnell ein, wie die letzten Tage. Ich denke über eine Menge Sachen nach, aber gleite damit auch irgendwann in den Schlaf.

 

Ein lautes, abruptes Geräusch reißt mich aus meinem Traum, indem ich am Strand lag und die Sonne in mich aufnahm. Ich blinzele leicht und sehe mich ein wenig um, will wissen, was dieses Geräusch verursacht hat. Ich sehe auf die Uhr und es ist acht Uhr. Ist Melanie noch zuhause? Da ich mir Sorgen um sie mache, stehe ich schnell auf und gehe aus meinem Zimmer. Als ich die Küche erreiche, bekomme ich einen Schreck. Henry steht vor mir. Panik macht sich in mir breit. Was will er nur hier? Wie ist er überhaupt hier rein gekommen? Jedenfalls weiß ich jetzt woher das Geräusch kommt, er hat ein paar Sachen von der Anrichte geschmissen. Nun sieht er mich mit einem Blick an, den ich als durchaus wütend deute. „Was machst du hier Henry?“ Ich muss einfach versuchen locker zu bleiben, ich darf mir meine Angst nicht anmerken lassen. „Baby, ich hole dich natürlich zurück. Du gehörst zu mir. Das weißt du doch.“ Oh nein, nicht schon wieder. Ich dachte, er sieht es endlich ein, dass es endgültig vorbei ist. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. „Henry, ich habe dir doch gesagt, dass es aus ist.“ Er reißt mit voller Wucht einen der Schränke auf, nimmt sich einen Stapel Teller und schmettert ihn zu Boden. Instinktiv weiche ich zurück, aber er kommt auf mich zu. „Nein.“, schreit er mich an und ich kann seine Alkoholfahne riechen. „Du wirst mich nicht verlassen. Du bleibst bei mir.“

„Henry, du hast getrunken, du solltest gehen. Es ist endgültig vorbei, das musst du endlich einsehen.“ Er macht noch einen Schritt auf mich zu und es fällt mir zunehmend schwerer, keine Angst zu haben. Dann schreit er mich wieder an: „Seit wann hast du mir was zu sagen. Halt deine Klappe und pack deine Koffer. Los.“ Henry packt mich am Handgelenk und zerrt mich aus der Küche, bis wir in meinem Zimmer ankommen. Dort schubbst er mich zu meinem Schrank. Die Tränen kann ich nun nicht mehr zurück halten. „Henry, bitte. Hör auf. Ich möchte hier bleiben.“

„Du kleines Miststück. Du sollst deine Sachen packen. Deine Widerworte dulde ich schon zu lange. Es reicht.“ Was soll ich nur tun? Zuerst muss ich ihn dazu bringen, dass er aufhört zu schreien, sonst klingeln die Nachbarn noch. Und das kann wirklich gefährlich für sie werden. Außerdem muss ich mit ihm gehen, denn sonst geht es hier weiter und irgendwann kommt Melly nach Hause. Ich kann nicht zulassen, dass er anderen Menschen etwas antut. „Okay, ich komme mit, aber bitte hör auf zu schreien.“ Er packt meine Nachttischlampe und schlägt sie gegen die Wand, es ist kaum zu überhören. „Du sollst aufhören mir zu sagen, was ich zu machen habe.“ Ich nicke zögerlich. „Okay tut mir leid.“ Schnell nehme ich den Koffer aus meinem Schrank und schmeiße meine Anziehsachen schnell darein. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich habe zu viel Angst, dass er jemandem weh tut. „Na los!“ schreit er wieder. „Geht das nicht schneller?“ Ich beeile mich und quetsche alles in den Koffer. Plötzlich klingelt es. Nein! Wer ist das nur? Das ist ein absolut schlechter Zeitpunkt. Abrupt packt Henry mich an den Haaren, schleudert mich gegen die Wand und legt mir dann die Hände an den Hals und drückt zu. „Wer ist das? Wen hast du angerufen?“ Ich versuche etwas zu sagen, versuche Luft zu bekommen, aber es fällt mir immer schwerer.

„Aufmachen, hier ist die Polizei.“, hört man es von der Tür. Polizei? Einer der Nachbarn muss sie gerufen haben. „Polizei? Du dumme Schlampe, ich bringe dich um.“ Ich wage es nicht einmal, daran zu zweifeln. Langsam aber sicher geht mir die Luft aus. „Bitte.“, versuche ich raus zu bringen. „Öffnen Sie die Tür oder wir sehen uns gezwungen sie mit Gewalt zu öffnen.“ Die Polizei fängt an von drei runter zu zählen. Die Sekunden kommen mir wie Stunden vor. Ich zittere und mir verschwimmt die Sicht. Doch ich bekomme noch mit, wie die Tür aufgeknallt wird. Henry lässt sofort von mir ab und ich falle zu Boden. Die Welt um mich herum wird schwarz.

 

 

Kapitel 5

Ich erwache in einer mir nicht bekannten Umgebung. Als ich mich noch leicht verschlafen umsehe, wird mir klar, dass ich in einem Krankenhauszimmer liege. Was ist passiert, nachdem ich Ohnmächtig geworden bin? Ich nehme ein Räuspern wahr und drehe den Kopf in die Richtung, von der es kam. An der Tür stehen zwei Polizisten. Natürlich waren beide groß und muskulös, verdammt gutaussehend und jung, kurz gesagt waren sie wirklich einschüchternd. Wieso beobachten die mich beim Schlafen? Wie Peinlich! Diese Stalker. Am liebsten möchte ich grade im Erdboden versinken. Der eine ist blond und als er näher kommt, sehe ich seine grünen Augen. Als ich kurz den anderen Polizisten ansehe, frage ich mich für einen Moment, ob ich Halluzinationen habe. Diesen Mann kenne ich. Es ist dieser unfreundliche Kerl aus der Lobby von Johnson&Kimlan. Das kann doch nicht wahr sein. Muss er ausgerechnet Polizist sein? Und dann auch noch einer, der mich hier so sieht. „Miss Heal, wie geht es Ihnen?“, fragt mich der blonde Polizist, er lächelt leicht und sieht sehr freundlich aus. Ich entscheide mich dazu, den unfreundlichen Mann zu ignorieren und mich lieber auf den freundlichen Polizisten vor mir zu konzentrieren. „Mir…ehm es geht.“

„Ich bin Mr. Milbrook. Und das ist mein Kollege Mr. Johnson.“ Mr. Johnson? So wie Johnson&Kimlan? Gehört ihm das Gebäude? Aber das kann nicht sein. Anna hat was von Magazinen geredet. Er scheint nichts mit Magazinen oder sonstigem zu tun zu haben. Vielleicht ist dieser Polizist mit Patrick Johnson verwandt, sonst wäre er wohl kaum in dem Gebäude gewesen. Eigentlich sollte mir das egal sein, trotzdem interessiert es mich. „Wir mussten Mr. Milcon festnehmen. Gehen wir recht in der Annahme, dass er Ihnen gegenüber gewalttätig war?“ Was für eine dumme Frage, ich wäre ja wohl kaum im Krankenhaus, wenn er nicht gewalttätig gewesen wäre. Henry wurde festgenommen? In den letzten Monaten hoffte ich insgeheim, dass sowas passiert und jetzt ist es soweit gekommen. Ich frage mich, ob ich jetzt keine Angst mehr haben muss. Der Polizist sieht mich immer noch an und ich nicke. „Ja das war er. Wie lange wird er dort bleiben?“ Ich muss es einfach wissen. „Wir denken, dass wir genug Beweise haben, um ihn hinter Gittern zu behalten. Sie können aufatmen.“ Und das tue ich. „Danke.“, sage ich begeistert und bin unendlich froh. Endlich brauche ich keine Angst mehr haben, dass er mir irgendwo auf lauert. „Wir müssen los. Mit ihren nicht vorhandenen Verletzungen wird sie wohl noch alleine klar kommen.“, sagt Mr. Johnson von der Tür aus. Was soll das heißen? Macht er sich etwa über mich lustig? Wie kann man nur so unfreundlich sein. Sein Kollege entschuldigt sich für ihn: „Entschuldigen Sie sein Verhalten. Er hat einen schlechten Tag. Aber wir müssen jetzt wirklich weiter.“

„Scheint wohl öfter vorzukommen.“, murmele ich kaum hörbar. Ist wohl nicht sein einziger schlechter Tag. „Auf Wiedersehen, Miss Heal.“

„Auf Wiedersehen.“ Dann dreht er sich um und geht mit seinem Kollegen aus dem Zimmer, welcher mir noch einen kurzen musternden Blick würdigt.

                                 

Am nächsten Tag werde ich entlassen, da die Ärzte mich nur zur Kontrolle dort behalten wollten. Ich habe leichte Halsschmerzen, aber das ist nicht weiter schlimm. Als endlich das Taxi, welches ich mir gerufen habe, ankommt, werde ich nach Hause gebracht. Endlich zuhause angekommen, klinge ich an der Tür an, da ich keinen Schlüssel dabei habe. Melly reißt die Tür auf und springt mir direkt um den Hals. „Oh Gott, die Polizei hat mir berichtet, was passiert ist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wieso hast du denn nie was gesagt?“ Das ist eine gute Frage. Ich wollte sie und alle anderen nie in Gefahr bringen, deswegen ist es immer mein Geheimnis gewesen, dass Henry gewalttätig ist. „Ich wollte euch alle in Sicherheit wissen.“ Meine Stiefschwester lässt mich los und schiebt mich direkt in unsere Wohnung und barrikadiert mich auf die Couch. „In Sicherheit? Du bist mir viel wichtiger als meine Sicherheit, Rose.“ Ich nicke nur leicht, denn ich weiß nicht was ich sagen soll. „Ich möchte, dass du dich ausruhst, ich mache dir einen Tee. Wir müssen heute nicht drüber reden. Du erzählst mir alles, wenn du soweit bist.“ Ich bin wirklich froh. Sie lässt mir Zeit und drängt mich nicht zu irgendwas. Melly weiß ganz genau, wie es mir geht und wie sie damit umgeht ist einfach nur fantastisch. „Danke. Ich liebe dich.“, sage ich zu ihr.

„Ich liebe dich auch. Jetzt leg dich hin und schlaf. Ich mache dir einen Tee und rufe Erin an, er ist außer sich vor Sorge.“ Ich nicke erneut und lege mich auf die Couch, Melly bringt mir eine Decke und ich kuschel mich darin ein. Es dauert nicht lange, bis ich einschlafe. Ich schlafe den ganzen Tag.

 

Am nächsten Morgen erwache ich durch die Helligkeit im Raum. Ich setze mich auf und sehe auf dem Wohnzimmertisch einen Zettel. Ich nehme ihn und lese: Süße, ich bin arbeiten, wenn was ist ruf an, dann komme ich.

Sie ist einfach unglaublich. Gestern ist sie nicht von meiner Seite gewichen. Zwischendurch hat sie mich mit Suppe gefüttert. Ich denke wieder über die Ereignisse der letzten Tage nach. Ich will mich davon nicht mehr prägen lassen. Es wird endlich Zeit, dass ich mein Leben in die Hand nehme. Ich stehe auf und bringe die Decke in mein Zimmer, welches so wie die Küche, wieder aufgeräumt ist. Melly scheint das Chaos, das Henry angerichtet hat, beseitigt zu haben. Ich höre die Tür klingen und bekomme einen leichten Schreck. Das muss ich endlich ablegen. Henry ist im Knast und ich muss endlich keine Angst mehr haben. Sicher ist das Melanie, die ihren Schlüssel vergessen hat. Ich gehe zur Tür und öffne diese. Zu meiner Überraschung stehen da die zwei Polizisten, die auch gestern im Krankenhaus gewesen waren. Leicht beschämt merke ich, dass ich gestern direkt mit Pferdeschwanz und Jogginghose schlafen gegangen bin. Wie peinlich! Ich stehe in meinem „Penner Look“ vor zwei wahnsinnig gutaussehenden Polizisten. Der arrogante Polizist, welcher mir unter dem Namen Mr. Johnson bekannt ist, wirkt leicht belustigt. Aber davon lasse ich mich nicht ablenken, denn mich interessiert viel mehr, was die beiden hier zu suchen haben. „Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“ Der blonde Polizist scheint etwas nervös zu sein. „Können wir vielleicht rein kommen, Miss Heal.“ Ich nicke leicht. „Natürlich.“ Ich trete zur Seite und lasse die beiden Männer rein und schließe dann die Tür hinter mir. „Was ist denn los?“, frage ich die beiden. Nun meldet Mr. Johnson sich auch mal zu Wort. Seine Stimme wirkt irgendwie elektrisierend auf mich. Doch, als ich höre was er sagt, ist die Elektrizität weg und die Angst macht sich in mir breit. „Mr. Milcon ist auf Kaution draußen.“

Kapitel 6

Nein! Ich hatte grade angefangen Hoffnung zu schöpfen, dass der Alptraum ein Ende hat, aber er geht weiter. Und es ist schlimmer als je zuvor, da Henry denkt, ich habe was mit der Polizei zu tun. „Wie konnten Sie das zu lassen?“

„Uns sind die Hände gebunden, es tut uns sehr leid, Miss Heal.“, sagt Mr Milbrook. Mir treten die Tränen in die Augen, ich bekomme Panik. Er wird mich umbringen und wahrscheinlich auch die Menschen, die ich liebe. „Miss Heal, wir sind hier um Ihnen einen Personenschutz anzubieten, wir werden Sie 24 Stunden bewachen und Sie werden immer in Sicherheit sein.“ Ich sehe diesem durchaus einfühlsamen Polizisten in die Augen und frage, verzweifelter, als es beabsichtig ist: „Geht das?“ Ein abwertendes Schnaufen ist zu hören, es kommt von Mr. Johnson. Was will er eigentlich? Wieso ist er hier? Alles was ich sage scheint ihn irgendwie zu belustigen. „Natürlich geht das. Wir werden zwei oder drei Polizisten anordnen, die jeweils für ein paar Stunden in Ihrer Nähe sein werden.“ Erleichtert nicke ich. Diese Polizisten sind groß, breitschultrig und muskulös, wenn diese Männer mich nicht beschützen können, wer dann? Ich beobachte wie Mr. Milbrook zu Mr. Johnson rüber sieht und ihm irgendwas mit den Augen signalisieren will. Der unfreundliche Polizist nickt und sagt: „Gut, ich bleibe hier.“ Oh nein. Muss das denn sein? Wieso kann Mr. Milbrook nicht bei mir bleiben? „Okay super, ich werde aufs Revier fahren und alles weitere Regeln. Mr. Johnson passt auf Sie auf.“ Er nickt mir zum Abschied zu und verschwindet dann. Ich stehe mit Mr. Johnson alleine in meiner Wohnung. Es fühlt sich komisch an, die Luft zwischen uns scheint zu knistern. Was ist das nur? „Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten oder etwas zu Essen?“, frage ich aus Höflichkeit, jedoch hat er nicht den Anstand, diese auch zu erwidern. „Nein. Lassen Sie mich in Ruhe und widmen Sie sich den Dingen, die Sie sonst machen.“ Wieso ist er so verdammt unfreundlich? Was habe ich ihm denn getan? „Warum sind Sie eigentlich so verdammt unfreundlich?“, frage ich einfach.

„Warum sind Sie eigentlich so verdammt nervig?“ Klasse, ich habe die nächsten Stunden einen Mann am Hals, der unfreundlich, arrogant, mürrisch und ganz nebenbei verdammt gutaussehend ist. Trotzdem will ich nicht so wie er sein. „Fühlen Sie sich wie zuhause, wenn Sie was brauchen, dann sagen Sie Bescheid.“

 

Zwei Stunden später bin ich endlich fertig mit dem Aufräumen. Es ist ein fremder im Haus und ich will, dass die ganze Wohnung glänzt und nicht unordentlich ist. Mr Johnson hatte die letzten Stunden alles abgesichert und sich dann auf die Couch gesetzt. Ich spreche die ganzen zwei Stunden nicht mit ihm. Es macht sowieso keinen Sinn. Ich gehe in mein Zimmer und rufe von meinem Handy Melly an, da ich weiß, dass sie Pause hat. Sie geht direkt beim ersten Klingeln dran. „Kate, ist etwas passiert?“, sie klingt panisch und voller Sorge.

„Es ist etwas passiert, aber mir geht es gut. Henry ist wieder draußen.“

„Wie bitte? Wie kann das sein, ich dachte er bleibt da?“ Ja das habe ich allerdings auch gedacht. „Er ist auf Kaution draußen. Aber ich habe einen Personenschutz, ich wollte es dir sagen, damit du dich nicht erschrickst, wenn du nach Hause kommst.“ Ich gehe zum Fenster und sehe nach draußen. Ich denke an früher, wie oft ich mit Henry unglaublich glücklich gewesen war, bis er sich so verändert hatte. „Ich bin froh, dass du Personenschutz hast. Dann muss ich mir keine Sorgen um dich machen.“

„Das brauchst du nicht. Ich mach jetzt Schluss.“ Ich lege auf und schaue weiter nach draußen. Es ist ein dunkler regnerischer Tag, ich bin froh im Warmen zu sein. „Wer war das?“ Schreckhaft drehe ich mich um und stelle erleichtert fest, dass es nur der Polizist ist. Wow, er kann mit mir reden und dabei sogar freundlich sein. Es geschehen doch noch Wunder. Das war ja mal Abwechslungsreich, trotzdem soll er nicht denken, dass er mit mir umspringen kann, wie er möchte. „Geht Sie nichts an.“, das ist nicht einmal so unfreundlich, wie er bereits zu mir war.  Seine Miene verhärtet sich und er kommt auf mich zu. „Ich habe gefragt, wer da ist. Wenn ich sie beschützen soll, will ich wissen, mit wem Sie da gesprochen haben!“ Soll das etwa Erpressung sein? Wenn ich ihm nicht sage wer da am Telefon war, beschützt er mich nicht mehr? Ich will dieses Risiko auf keinen Fall eingehen, also beschließe ich ihm einfach zu antworten. „Meine Halbschwester war am Telefon. Sie wohnt hier mit mir.“ Das muss er immerhin wissen, nicht, dass er sie angreift, weil er denkt, dass sie mir was tun will. „Wann kommt sie nach Hause?“

„Heute Abend gegen 6 Uhr.“

„Zum Glück ist da schon ein anderer eingeteilt. Eine nervige wehrlose Frau zu beschützen reicht mir vollkommen aus.“ Wie bitte? Wieso sagt er sowas? Was für ein Problem hat dieser Mann? Es regte mich mehr auf, als es eigentlich soll. Aber es macht mich wütend, als wehrlos bezeichnet zu werden. Das bin ich nicht? Oder etwa doch? Und wieso beschützt er mich überhaupt, wenn es so grauenhaft für ihn ist? Jetzt bin ich wütend! „Was ist eigentlich ihr verdammtes Problem? Sie sind unfreundlich, seit unserer ersten Begegnung, ich habe Ihnen nichts getan. Außerdem bin ich keine wehrlose Frau!“ Er lacht. Wenn ich nicht so wütend wäre, hätte mich dieses bezaubernde Lachen bestimmt um den Finger gewickelt. „Was gibt es da zu lachen?“

„Sie sind wehrlos. Die wehrloseste Frau, die ich kenne.“ Das verletzt mich. Sieht er mich etwa als weiblichen Abschaum, der sich nicht wehren kann? Ich bin nicht die Stärkste, aber das heißt nicht, dass ich mich nicht zur Wehr setzen kann. „Sie kennen mich überhaupt nicht. Ich kann mich sehr wohl wehren.“ Ohne etwas zu sagen kommt er auf mich zu, es geht so schnell, da hat er mich schon mit beiden Handgelenken an die Wand neben dem Fenster gedrückt. Was soll das? Ich sehe fragend in seine Augen, sie waren so unglaublich blau, darin kann man sich verlieren. Ganz zu schweigen von seinem Geruch. Er riecht köstlich nach Seife und After Shave. Seine Berührungen, auch wenn sie nicht mit guter Absicht kommen, fühlen sich auf irgendeine komische Art und Weise schön an. Er reißt mich aus meinen Gedanken. „Na los, zeigen Sie mir, wie Sie sich wehren können.“ Ich zapple rum und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, vergeblich. Er ist zu stark. Warum ist er so gemein? Er muss nicht extra zeigen, dass ich schwach bin. Weiter versuche ich mich zu befreien, aber es klappt nicht. Dann drückt er sich auf einmal mit seinem ganzen Körper gegen mich. Ich bemerke, dass sein Penis hart ist. Findet er es etwa geil, wenn er eine Frau in seinen Fängen hat, die sich nicht wehren kann. Oh nein. Er tut mir doch nichts, oder? Diese Szene kenne ich nur zu gut. Wie oft hat Henry das getan? Es ist so oft geschehen, er haute seinen Penis einfach in mich rein. Die Panik überfällt mich, ich kann es nicht aufhalten, die Angst ist zu groß. Tränen laufen mir in die Augen. „Bitte“, winsle ich. Ich weiß, dass es armselig ist, ihn anzubetteln, aber ich kann nicht anders. „Bitte, lassen Sie mich los.“ Plötzlich sieht Mr. Johnson ein wenig geschockt aus, er lässt mich los und tritt einen Schritt zurück. „Kate, geht es dir gut? Ich wollte dir nicht ernsthaft etwas tun.“ Zum ersten Mal spricht er sanft mit mir und nennt mich bei meinem Vornamen. Woher kennt er ihn? Habe ich ihm den gesagt? Es ist mir in dem Moment egal. Ich bin einfach nur wütend. „Verschwinden Sie! Raus hier. Sofort.“ Er nickt und geht zügig aus meinem Zimmer. Endlich! Ich hätte keine Sekunde länger mit ihm ausgehalten. Ich gehe ins Bett und lasse mich darauf fallen und die Tränen fließen. Ich muss meine Angst in den Griff kriegen, so kann ich nicht weiter machen.

 

Abends ist Melanie endlich wieder da und ich erzähle ihr alles in Ruhe. Wir stehen in der Küche. Der Polizist, Barney Clark, sitzt im Wohnzimmer. Melanie lächelt und sagt schließlich: „Es ist zwar komisch einen Polizisten hier zu haben aber ich bin erleichtert dich in Sicherheit zu wissen. Außerdem sind die ja sowas von scharf“

„Danke für dein Verständnis.“ Auf den Rest erwidere ich nichts, muss aber dennoch schmunzeln. Also bin ich doch nicht die Einzige, der das aufgefallen ist.

Wir haben noch einen schönen Abend. Zusammen mit dem Polizisten essen wir zu Abend. Er ist sehr freundlich, das komplette Gegenteil von seinem Kollegen. Ich gehe früh ins Bett, da ich am nächsten Tag in die Uni möchte.

Kapitel 7

Am nächsten Tag gehe ich früh zur Uni, dabei begleitet mich der nette Polizist, jedoch hält er sich weiter weg von mir auf und fällt deswegen nicht zu sehr auf. Zum Glück. Das wäre mir echt peinlich gewesen. Ich bin froh, dass ich endlich wieder in der Uni bin, denn so kehrt wieder die Normalität in mein Leben ein. Ellie fällt mir direkt in die Arme und möchte wissen, wo ich die ganze Zeit gewesen bin. „Ich war krank, jetzt geht es mir wieder gut.“ Ich will nicht noch mehr Aufsehen erregen, deswegen entscheide ich mich dazu ihr nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Sie erzählt mir was ich verpasst habe und leiht mir ihre Notizen aus. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Gemeinsam gehen wir in den Saal und warten, dass die Lesung anfängt. Zum Glück komme ich mit und hänge nicht zu doll hinter her. Danach beschließe ich mich dazu noch ein wenig in die Bibliothek zu gehen, um Ellies Notizen durch zu gehen. Ich verstehe alles auf Anhieb. Ohne Ellie wäre ich wahrscheinlich schon längst durch das Studium gefallen. Auf einmal klingelt mein Handy. Ich schaue auf das Display und sehe eine mir nicht bekannte Nummer. Wer ist das? Ich gehe dran: „Ja?“ Ich sage extra nicht meinen Namen, da ich nicht weiß, wer dran ist. „Hallo Kate, hier ist Ryan Johnson.“ Ryan Johnson? Ach du Scheiße. Mr Johnson. Der Polizist. Was will der denn? Mich wieder fertig machen? „Hallo.“, versuche ich so kühl wie möglich zu sagen. „Woher haben Sie meine Nummer?“ Ich kann mich nicht daran erinnern ihm diese gegeben zu haben. Seine Antwort ist kurz aber erklärt alles: „Ich bin Polizist.“ Als Polizist kommt er natürlich ganz leicht an meine Nummer. Wer weiß, was er sonst noch über mich in Erfahrung gebracht hat. „Was kann ich für Sie tun?“, frage ich ihn, da ich meine Zeit nicht mit unnötigem Gelabber verschwenden will. „Ich will mich mit Ihnen treffen.“ Seit wann interessiert mich, was er will? „Um mich zu entschuldigen.“ Entschuldigen? Dieser Mann kann sich entschuldigen? Aber wieso macht er das nicht am Telefon. Wieso will er mich dafür treffen? Ich verstehe diesen Kerl nicht. Erst führt er sich auf wie ein Oberarsch und dann kommt er angekrochen. „Ich bin später für ihren Schutz eingeteilt und habe mir gedacht wir könnten was Essen gehen.“ Wenn ich drüber nachdenke, hört sich das gar nicht so schlecht an. Ich habe keine Lust wieder zuhause eingesperrt zu sein, ein Essen außerhalb kommt mir da ganz gelegen. „Einverstanden.“

„Ich hole sie gegen vier Uhr bei Ihnen zu Hause ab.“ Dann legt er auf. Ohje, auf was habe ich mich da nur eingelassen?

 

Stunden später bin ich zuhause, ich habe mich fertig gemacht. Ich trage ein rotes Etuikleid. Meine langen braunen Haare trage ich hochgesteckt, da ich keine Lust habe, dass sie mir ins Essen fallen. Es ist vier Uhr und Ryan muss jederzeit hier eintreffen, denn der andere Polizist hat vor nicht mal einer Minute die Wohnung verlassen. Immer noch frage ich mich zu viele Dinge bezüglich Ryan. Warum will er mich treffen? Was hat er für Absichten? Will er sich wirklich entschuldigen? Ich hoffe inständig, dass ich bald meine Antworten bekomme. Dann klingelt es auch schon an der Tür. Entschlossen gehe ich zur Tür. Diesmal werde ich mich keineswegs von ihm runter machen lassen. Ich öffne die Tür. „Miss Heal.“ Seine Stimme ist einfach so berauschend, es kommt mir vor, als kenne ich sie schon seit Jahren, obwohl ich sie erst ein paar mal gehört habe. „ Hallo, Mr Johnson“, erwidere ich nur. Wieder bemerke ich wie unglaublich er aussieht. Er ist groß, hat breite Schultern und sieht sehr muskulös aus, das ist als Polizist wohl ein Aufnahmekriterium. Dieses Mal trägt er nicht, wie üblich, seine Polizei Uniform, sondern einen schwarzen Anzug, er sieht unglaublich aus. Sein braunes Haar ist geschickt mit wenig Gel zu einer atemberaubenden Frisur gestylt. Ich schaue in seine Augen, sie sind wundervoll, strahlend blau. Er reißt mich aus meinen Gedanken. „Miss Heal, es freut mich, dass wir gemeinsam Essen. Sie sehen sehr schön aus.“ Hat er mich grade schön genannt? Warum auch immer, steigt Freude in mir auf und ich fühle mich unausgesprochen geschmeichelt. „Danke“ Mehr kann ich grade nicht raus bringen. Dieser Mann macht mich einfach nervös, das passiert mir selten. „Lassen Sie uns aufbrechen.“, sagt er mit fester Stimme. Ich nehme meine schwarze kleine Tasche, packe den Schlüssel ein und verlasse die Wohnung. Beim Verlassen des Gebäudes legt er seine Hand auf meinen Rücken. Es ist keine zögerliche Geste, die ich nicht bemerken soll, im Gegenteil, er legt seine große langfingrige Hand so fest auf meinen Rücken wie es nur geht. Mein Körper kribbelt unter seiner Berührung und spannt sich an. Hoffentlich bemerkt er nichts davon. Keiner von beiden sagt etwas. Es herrscht vollkommene Stille. Draußen steht ein schwarzer Porsche, der mich vermuten lässt, dass er Ryan gehört. Er geht zur Beifahrerseite und öffnet mir die Tür. „Danke.“ Ich steige in das Auto ein. Es hat gemütliche schwarze Ledersitze, an die ich mich gewöhnen kann. Dann steigt auch er ein und startet das Auto. Ich wage es nicht einen Blick auf ihn zu werfen, ich sehe einfach nach vorne. Mit jeder Sekunde, in der er nichts sagt, steigt meine Anspannung noch mehr. Ich nehme all meinen Mut zusammen und frage ihn dann: „Warum wollten Sie dieses Treffen? Sie hätten sich auch am Telefon entschuldigen können.“ Irgendeine Absicht muss er ja haben und meine Geduld neigt sich langsam dem Ende zu. Wieso habe ich mich überhaupt auf das Treffen eingelassen? Wahrscheinlich, weil er mich unglaublich neugierig macht und weil ich mehr über ihn wissen will. Ich schaue zu ihm rüber und bemerke, dass er irgendwie belustigt wirkt. Macht er sich etwa schon wieder über mich lustig? „Warum denn so ungeduldig, Miss Heal?“ Gute Frage. Wieso bin ich nur so neugierig? Vielleicht, weil seine Anwesenheit so ein komischen Gefühl in mir auslöst. Aber das kann ich natürlich nicht zugeben. „Ich komme gerne direkt zur Sache.“ Es ist grade ausgesprochen, da bemerke ich die Zweideutigkeit. Habe ich das grade wirklich gesagt? In meinem Kopf hat sich das ganz anders angehört. Was denkt er jetzt nur von mir? Am liebsten möchte ich das wieder zu Recht biegen aber damit reite ich mich wahrscheinlich noch mehr rein. Vielleicht hat er die Zweideutigkeit gar nicht bemerkt. Konnte man das überhören? Er fährt das Auto in eine Parkgarage und findet schnell einen Parkplatz. Dann macht er das Auto aus und sieht mich an. Mr Johnson alias Ryan hat ein breites Grinsen im Gesicht. „Das freut mich sehr zu hören. Ich komme auch gerne direkt zur Sache“ Okay, dass er meinen Satz wiederholt, macht mir nur allzu deutlich, dass er meinen Satz genauso Zweideutig verstanden hat, wie ich ihn gesagt habe. Er kommt auch gerne zur Sache? Flirtet er mit mir oder findet er es einfach witzig mich damit aufzuziehen? Kurz drifte ich ab und stelle mir vor, wie er sich nackt, bepackt mit seinen Muskeln über eine Frau räkelt. Kate! Hör sofort auf dir sowas vorzustellen. Ich schüttele schnell den Kopf und steige dann aus dem Auto aus, nachdem Ryan mir wieder die Tür aufhält, eine sehr nette Geste von ihm. Unten im Parkhaus steigen wir in einen Aufzug und fahren nach oben. Zum Glück sind wir hier mit ein paar anderen Menschen drin, sonst wäre das wahrscheinlich unangenehm gewesen. Als die Türen des Fahrstuhls aufgleiten stehen wir in einem unglaublich schicken und riesigem Restaurant. Ryan führt mich rein und ich bemerke direkt, dass hier viele reiche Menschen essen. Überall nur Anzugträger oder Frauen in eleganten Kleidern. Die Inneneinrichtung wirkt sehr elegant. Der rote Teppich, gibt einem ein geborgenes Gefühl. Auch die dunkel braunen Tische und Stühle laden einen ein, sich zu setzen und das essen zu genießen. Trotz der Eleganz wirkt alles sehr herzlich und einladend. Sowas bin ich ganz und gar nicht gewöhnt. Ich kenne nur Burger Buden. Mein Stiefvater hat zwar viel Geld und stellt mir davon einiges zur Verfügung, aber ich habe mich nie an dem Geld zu schaffen gemacht. Verdient Ryan als Polizist so viel, dass er sich so einen Schuppen leisten kann? Da fällt mir ein, dass ich ihn zum ersten Mal in der Lobby von Johnson&Kimlan Media getroffen habe. Gehört ihm die Firma? Oder gehört sie seinem Vater, der ihm das Geld zusteckt? Wenn er der Sohn eines so reichen Mannes ist, ist es klar, dass er sich nicht in meinen Kreisen aufhält. „Setzen Sie sich“, sagt Ryan barsch und deutet auf den Stuhl zu dem der mich geführt hat. Ich setze mich hin und er tut es mir gleich. Noch immer weiß ich nicht was er von mir will. Er greift nach einer der zwei Karten und schaut sie durch. Ich tue es ihm gleich. „Was nehmen Sie?“, fragt er mich kurze Zeit später.

„Ein Wasser und die Nummer 24.“ Ich entscheide mich für ein Steak. Leider stehen die Preise nicht daneben. Dafür leere ich wahrscheinlich meine ganze Kreditkarte. Eine Bedienung kommt und Ryan bestellt für uns beide, er nimmt das gleiche wie ich und dazu noch Brot und einen Dip. Der junge Kellner bedankt sich und geht davon. „Haben Sie mittlerweile einen anderen Freund?“, fragt Ryan mich auf einmal. Er stellt diese Frage ohne jede Scheu und es scheint ihm überhaupt nicht unangenehm zu sein. Mir ist es das aber. Nein, ich habe keinen Freund. Er hat doch selbst mitbekommen, was geschehen ist mit Henry, wie konnte er da denken, dass ich so schnell einen neuen Freund habe? Okay vielleicht denkt er sich, dass Henry so sauer ist grade weil ich jemand neuen habe. Das ist jedoch nicht der Fall. Aber ich habe mich dazu entschieden, wieder damit anzufangen, Männer zu Daten. Ich muss nach vorne sehen und nicht mehr nach hinten. Warum interessiert ihn das? Will er mich vielleicht kennen lernen? Hat er Interesse? Der Gedanke schmeichelt mir irgendwie. „Nein ich habe keinen Freund. Haben sie denn eine Freundin?“ Wenn er schon etwas über mich erfährt, dann will ich das genauso. Der Kellner kommt mit dem Wasser und wir bedanken uns beide. Ich nehme das Glas und setze es an und trinke. Obwohl es nur Wasser ist, schmeckt es schon köstlich. „Haben sie irgendwelche sexuellen Beziehungen?“ Fast verschlucke ich mich an dem Wasser. Ich lege das Glas schnell ab. Was geht ihn das an? Er antwortet nicht mal auf meine Frage, er ignoriert sie einfach. Will er vielleicht etwas von mir? Als er mich gegen die Wand drückte, habe ich eindeutig seine Erektion gespürt. Wahrscheinlich fand er einfach nur den Gedanken geil, dass ich mich nicht wehren konnte. Leicht verwirrt sehe ich ihn an. Ryan wirkt konzentriert, aber auch diese Frage stellt er so locker wie ein „Wie geht es dir?“ Ist diese Frage vielleicht gar nicht so persönlich, wie sie mir vorkommt? Bin ich vielleicht einfach nur zu schüchtern? Ich muss damit aufhören, ich will Selbstbewusster werden. „Nein, das habe ich nicht.“, gebe ich ihm zur Antwort und versuche es so klingen zu lassen, als sei mir das Ganze nicht unangenehm. Was wird er als nächstes Fragen? Sein Gesichtsausdruck verrät mir leider überhaupt nichts. Er ist steinhart und wirkt kalt. Zwischen uns ist irgendeine Art von Spannung, jedenfalls fühlt es sich für mich so an, es ist ein neues Gefühl, ein Gefühl, das mir fremd ist. Zum Glück kommt die Bedienung und bringt uns das essen. Es ist, wie auf dem Weg hierher, wieder Stille zwischen uns eingekehrt. Keiner sagt etwas. Wir fangen beide an zu essen. Das Essen ist einfach…wow, göttlich kommt mir zu milde vor.

Das Steak ist absolut saftig. Auch der Salat, den ich dazu bekommen habe, ist köstlich. Während des Essens, sagt keiner von beiden etwas. Ich widme mich meinem Essen und sehe ihn nicht mehr an, aber ich bin mir seines Blickes sehr wohl bewusst. Er sieht mich die ganze Zeit durchdringend an. So gut wie möglich versuche ich es zu ignorieren. Ich stelle mir schon wieder zu viele Fragen. Was geht grade in ihm vor? Was denkt er, wenn er mich ansieht? Gefällt ihm meine Gesellschaft? Oder bereut er es vielleicht, mich angerufen zu haben? So bin ich einfach. Ich mache mir über alles und jeden tausend Gedanken. Genauso wie ich mich immer um alle kümmere, während ich manchmal zu kurz komme. Nachdem ich fertig gegessen habe, lege ich Gabel und Messer wieder ab. Auch er hat das schon kurze Minuten vorher getan. „Ich will Sie.“, sagt er plötzlich. Mein Schock über diese Aussage ist mir anzusehen, ich reiße die Augen leicht auf und die Röte steigt mir ins Gesicht. Auf einmal ist mir kochend heiß. Ich schüttele leicht den Kopf und gebe mein Bestes, um einen gelassenen Gesichtsausdruck zu haben. Wie kann ich diesen Satz verstehen? Dieser Mann verwirrt mich in jeder Sekunde mehr. Er stellt so viele Fragen aber beantwortet mir keine. „Sie wollen mich näher kennen lernen?“ Das klingt zwar ein wenig komisch, aber wieso soll ich nicht direkt heraus fragen, was ich denke, wenn er es doch auch macht? Ich sehe in sein Gesicht und merke, wie der ernste Ausdruck darin sich in Belustigung umwandelt. Schon wieder. Findet er das witzig? „Nein, das will ich nicht.“ Diese Aussage trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ja, ich kenne diesen Mann nicht, aber ich bin mit ihm verabredet und er macht mir klar, dass er mich nicht kennen lernen will. Bin ich so uninteressant? Erhofft er sich besseres? Wahrscheinlich sieht er in mir nur eine wehrlose Frau, die von ihrem Freund geschlagen wurde. Ich habe mir einfach zu viel erhofft. Es ist doch klar, dass so ein Mann nichts mit mir zu tun haben möchte. „Ich möchte nicht lange drum herum reden, deswegen bringe ich es schnell auf den Punkt. Ich will Sie. Und damit meine ich Ihren Körper. Ich möchte damit Dinge anstellen, von denen Sie noch nicht einmal zu träumen gewagt haben.“ Immer, wenn ich denke, dass er nichts Schlimmeres mehr sagen kann, beweist er mir das Gegenteil. Er will meinen Körper. Und damit will er, wie er es mir klar gemacht hat, Dinge anstellen, von denen ich nicht mal etwas weiß. Das ist mir so peinlich. Ich hätte ihm am Telefon eine Absage erteilen müssen, dann wäre es niemals so weit gekommen. Ryan will mich nicht kennen lernen, aber er möchte Sex mit mir haben. Das empfinde ich als äußerste Beleidigung. Wie kann ein Mann so wenig Skrupel haben wie er? Sich mit einer Frau zu verabreden, um ihr zu sagen, dass er Sex mit ihr will. Ich bin unfähig etwas zu sagen, weil ich nicht mal weiß, was ich fühle. Ich bin sauer und enttäuscht. „Natürlich habe ich das Kommando. Ich sage, wie die Dinge zu laufen haben und Sie müssen nichts weiter tun, als mir zu gehorchen und das zu tun, was ich verlange.“

„W-wie bitte?“, stammele ich. Wovon spricht er da? Will er mich kontrollieren? Will er mich wie einen Hund behandeln, der auf sein Kommando Sitz macht?

„Sie werden auch was davon haben. Erstens volle Befriedigung, wie Sie sie noch nie hatten. Außerdem werden Sie reichlich von mir belohnt, wenn sie gehorchen.“

„Belohnt?“ Ich bin einfach nicht im Stande, ganze Sätze zu sagen, deswegen frage ich immer nur das, was mir in den Sinn kommt. „Ja. Sie werden als Belohnung Geschenke von mir erhalten. Schmuck und all die Dinge, die eine Frau glücklich machen. Das ist alles. Und um eins klar zu stellen: Ich möchte Sie nur für mein Bett und die anderen Orte, an denen ich sie ficken werde. Es ist nur körperlich. Nichts Emotionales“ Er sagt das so, als hätte ich ihm schon längst zu gestimmt, als wäre ich ein so leichtes Opfer. Vielleicht sieht man mir an, dass ich nicht viel Erfahrung habe, aber so etwas will ich nicht über mich ergehen lassen. Ich bin wütend und das macht mich in diesem Moment unglaublich glücklich, denn die Wut macht mich gleichzeitig mutig, auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist. „Wissen Sie was? Sie sind ein absolut arrogantes, vorlautes und ungehobeltes Arschloch. Sie wollen sich den Körper einer Frau mit ihrem Geld erkaufen? Das können Sie im Puff machen.“ Ich stehe auf und nehme meine Tasche auch mit hoch. Er bleibt jedoch sitzen und das gefällt mir, denn so kann ich auf ihn hinab blicken. „Rufen Sie mich nie wieder an.“ Mit diesen Worten stürme ich aus dem Restaurant und sehe nicht zurück. Wenn er doch so viel Geld hat, dann soll er die Rechnung bezahlen. Das ist mir in dem Moment so was von egal. Mit schnellen Schritten gehe ich einfach irgendeine Straße entlang und versuche mich zu orientieren. Es dauert nicht lange und ich höre schon wieder seine Stimme hinter mir. „Kate.“ Ich sehe weiterhin nicht zurück und ignoriere ihn. Kurz darauf packt er mich am Oberarm und zerrt mich zurück, ich pralle gegen seine Brust, welche nicht nur trainiert aussieht, sondern sich genauso anfühlt, sie ist steinhart. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab, weil ich keine Schwäche zeigen will. Seine Hand ist immer noch fest um meinen Oberarm gekrallt. „So redest du nicht mit mir Kate, verstanden?“ Er ist wirklich ein arrogantes Schwein. Anstatt sich zu entschuldigen, will er mir etwas vorschreiben. „Außerdem wirst du nicht alleine irgendwo hin gehen. Ich bin immer noch für deinen Schutz eingeteilt.“ Wer bildet er sich eigentlich ein zu sein, dass er mir irgendwas zu sagen hat. „Wir sind niemals beim Du angekommen. Und ich werde machen was ich will. Fassen Sie mich nicht an.“

„Nein das wirst du nicht. Du kannst gerne drauf gehen, aber nicht unter meiner Aufsicht.“ Irgendwie trifft mich das. Es ist ihm egal, wenn ich drauf gehe, aber vögeln will er mich. Was habe ich auch anderes erwartet? Er ist ein Schwein. Ich reiße mich mit aller Kraft von ihm los, gehe diesmal aber nicht weg.

„Ich will nach Hause.“ Er nickt nur und geht voraus, ich folge ihm. Wieso muss grade er für meinen Schutz eingeteilt sein? Gibt es denn keinen Polizisten, der ihn ersetzen kann? Wir gehen zurück zum Auto und fahren los, reden kein Wort mehr miteinander.

Zum Glück kommen wir schnell zuhause an und es macht mich noch fröhlicher, dass Melanie nicht da ist. Ich liebe sie, aber ich will zu diesem Zeitpunkt einfach nur alleine sein und sie lässt mich nicht alleine, wenn sie merkt, dass es mir nicht gut geht. Ich gehe schnell in mein Zimmer und setze mich dort auf mein Bett, mache die Tür hinter mir zu. Soll er doch alleine im Wohnzimmer vergammeln. Ich gehe das Essen noch einmal im Kopf durch und mir kommen die Tränen. Den Grund kann ich mir nicht erklären. Ich weiß nur, dass ich unglaublich gekränkt und enttäuscht bin. Und im Grunde ist es meine eigene Schuld. Warum bin ich auch so dumm und erhoffe mir, dass dieser Mann mich kennen lernen will, dass er Interesse an mir hat? Ein Mann, der überhaupt nicht in meiner Liga spielt. Mir geht so viel durch den Kopf. Auch Annes Worte von damals. Sie ist immer der Meinung gewesen, dass ich mich nicht wieder so schnell binden soll, sondern erstmal Erfahrung sammeln soll. Dass sie mit Erfahrung Sex meinte ist mir klar. Hätte sie ein solches Angebot angenommen? Habe ich vielleicht überreagiert? Das Angebot kommt mir gar nicht so schlimm vor, wenn ich im Nachhinein drüber nachdenke. Das mit den Geschenken finde ich jedoch schlimm. Geschenke? Nein das sind Bezahlungen. Bezahlungen dafür, dass ich alles mit meinem Körper machen lasse. Seine Worte nagen an mir, dass er mich nur ficken will und sonst nichts. Ja, das ist mir klar gewesen, aber das muss er nicht so unverblümt sagen. Ich will einfach nicht mehr daran denken und es so schnell wie möglich vergessen. Das wird sich aber schwer gestalten, wenn er jeden Tag in meiner Nähe rum lungert.

 

Henry haut seinen Penis in mich rein, es tut weh, denn ich bin nicht feucht und möchte das nicht. „Oh Baby!“, stöhnt er. Mir laufen die Tränen übers Gesicht aber er zeigt kein Erbarmen. Ich kann mich nicht wehren, ich bin unter ihm gefangen. „Bitte hör auf“, bettele ich ihn an. „Halt den Mund“, mehr sagt er nicht. Ich versuche mich unter ihm zu wenden, aber es tut weh. „Ich will das nicht.“
„Halt deinen Mund oder ich knebel dich.“ Augenblicklich höre ich auf und lasse das alles über mich ergehen, bis er mit einem lauten Stöhnen in mir kommt und sich dann endlich zurückzieht. „Und jetzt will ich deinen Arsch.“ Nein! Das will ich nicht, das haben wir noch nie gemacht und es schmerzt sicher noch mehr. Schnell will ich aufstehen und abhauen, doch er bekommt mich an den Haaren gepackt und zieht mich zurück. „Nein, bitte nicht!“, schreie ich.

„Kate.“ Die Stimme kommt nicht von Henry, sie klingt viel sanfter, nicht so gehässig.

„Kate, wach auf.“

Ich schrecke aus meinem Schlaf hoch und atme schwer. Ich muss eingeschlafen sein. Ryan. Er sitzt auf meinem Bett. Eine Hand hat er auf meine Schulter gelegt, die andere ruht auf meinem Gesicht. Seine Stimme ist es gewesen, die mich aus meinem Traum geholt hat. Zum Glück. „Endlich bist du wach, wovon hast du geträumt?“ Ich schaue in seine blauen Augen und wir verharren in dieser Position. Seine wärmenden Hände haben eine beruhigende Wirkung auf mich. Jedoch will ich ihm nicht sagen, wovon ich geträumt habe, das ist mir peinlich. „Ich weiß es nicht mehr“, lüge ich.

„Du hast von Henry geträumt.“ Ist das so offensichtlich? Anscheinend schon, deshalb nicke ich, denn lügen scheint ja so wie so nichts zu bringen. „Kate.“

Ich liebe die Art, wie er meinen Namen ausspricht. „Du brauchst keine Angst haben. Du bist bei mir sicher. Ich beschütze dich.“ Seine Worte sind ernst gemeint, das fühle ich. Bei ihm fühle ich mich sicher. Ich nicke erneut. Sein Gesicht kommt immer näher und ich habe das Gefühl, dass die Temperatur in diesem Raum plötzlich angestiegen ist. Will er mich küssen? Oh mein Gott. Ich darf das nicht zulassen, ich sollte ihn aufhalten. Aber das möchte ich nicht. Ich möchte von ihm geküsst werden, das brauche ich jetzt. Unsere Münder sind nur noch ein paar Millimeter voneinander entfernt. Bereit ihn zu küssen, schließe ich die Augen. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ryan steht sofort auf. Er trägt wieder seine Polizei Montur. Wann hat er sich umgezogen? Wie lange habe ich geschlafen? „Ich mache die Tür auf. Sie bleiben hier.“ Wow. Eine Veränderung von einer Sekunde auf die andere. Grade noch duzt er mich und ist kurz davor mich zu küssen und jetzt ist er wieder beim Sie angekommen und klingt unglaublich kalt. Ich nicke nur und bleibe auf meinem Bett liegen.

 

Ich höre wie die Tür geöffnet wird und zwei Leute miteinander sprechen. Ryan und ein anderer Mann. Dann schließt sich die Tür wieder. „Miss Heal, Sie haben Besuch“, sagt Ryan. Ich stehe auf und gehe aus meinem Zimmer und sehe meinen Bruder Erin. „Erin.“ Es macht mich glücklich ihn hier zu sehen. „Meine kleine.“ Er kommt zu mir und nimmt mich in den Arm, drückt mich fest. Ich schließe die Augen und genieße seine Umarmung. „Was stellst du nur für Dinge an.“ Er löst sich ein wenig und sieht zu mir runter. „Lass uns in mein Zimmer gehen.“ Ich will nicht vor Ryan mit meinem Bruder reden. Er nickt verständnisvoll und wir gehen in mein Zimmer.

„Melanie hat mir alles erzählt. Wie konntest du sowas verheimlichen. Wenn ich das gewusst hätte, wäre er jetzt tot.“ „Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb ich nichts gesagt habe. Ich wollte euch keinen Ärger machen.“

Erin sieht ein wenig verärgert aus. „Ärger? Kate, wie kannst du sowas dummes denken. Ich beschütze dich mit meinem Leben, wenn es sein muss.“ Das ist unglaublich lieb von ihm. Ich bin froh, dass ich so tolle Geschwister habe. Jedoch will ich sie auf keinen Fall in Gefahr bringen. „Ich weiß.“

„Verheimliche sowas nie wieder.“ Ich nicke nur. So etwas kann ich ihm nicht versprechen. „Und der Polizist? Ist er nett zu dir?“ Ohje, was soll ich ihm darauf nur antworten? Die Wahrheit kann ich ihm auf gar keinen Fall sagen, also muss ich ihn schon wieder anlügen. „Er ist sehr nett, ich fühle mich sicher.“
„Das ist die Hauptsache meine Kleine. Geht Freitagabend eigentlich noch klar?“ Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Eigentlich habe ich keine Lust mehr. Ich will lieber alleine zuhause bleiben, außerdem ist es komisch feiern zu gehen, wenn ich Polizeischutz dabei habe. Wiederum möchte ich mir nicht anmerken lassen, dass es mir nicht gut geht, also sage ich: „Natürlich, ich freue mich schon darauf.“

Wir quatschen noch eine Weile, am Abend verabschiedet sich Erin und verlässt meine Wohnung.

An dem Abend ereignet sich nichts Außergewöhnliches mehr. Ryan ist still und redet kein Wort mit mir. Ich koche etwas zu essen und weise ihn darauf hin, aber nicht einmal darauf erwidert er etwas. Kopfschüttelnd begebe ich mich ins Bad und mache mich Bettfertig. Dann gehe ich in mein Bett.

 

 

Kapitel 8

 

„Wir hätten gerne noch ne Runde“, ruft Melanie der Kellnerin zu. Der Freitagabend ist endlich gekommen und ich befinde mich mit Ellie, ihrem Freund, meinen Stiefgeschwistern und Freundinnen von Melanie in einer Disco namens Storm. Anna hat es leider doch nicht mehr geschafft, aber dafür habe ich Verständnis. Auch ihr habe ich nichts von den Ereignissen der letzten Tage erzählt. Irgendwo in dieser Disco lungert der Polizist herum. Es ist nicht Ryan, zum Glück. Auf meine Bitte hin hält Mr. Milbrook sich versteckt und das macht er wirklich gut, denn ich bemerke ihn gar nicht. Wir geben eine super Gruppe ab und auch die Disco ist klasse. Sie ist eine der Bekanntesten hier in der Stadt und deshalb auch Rappel voll. Den vorherigen Tag hatte ich nur noch mit heulen und danach mit schlafen verbracht. Ich habe mich wieder beruhigt und bin jetzt ziemlich gut drauf, was wahrscheinlich am Alkohol liegt, den ich schon intus habe. Die nächste Runde kommt und wir kippen unsere Getränke alle schnell weg. „Wuhu, Leute lasst uns tanzen“, schreie ich in die Menge. Tanzen, es gehört zu den Dingen, die ich einfach liebe. Nicht nur Clubtanzen, ich hatte auch schon Zumba und Salsa Unterricht. Es sind zwar komplett verschiede Tanzarten, aber ich finde es interessant, sie mal auszuprobieren. Wenn ich wieder genug Geld habe, dann werde ich auch wieder an Tanzkursen teilnehmen. Ich laufe also auf die Tanzfläche und fange erstmal ganz normal an zu tanzen, denn ich will nicht direkt so aufreizend tanzen. Hier fühle ich mich gut, ganz und gar nicht fehl am Platz, sondern genau richtig. Melanie und Ellie kommen auch runter und tanzen mit mir. Wir sehen wirklich super aus, das muss man uns lassen. Und, wie ich finde, auch verdammt sexy und reizend. Ich trage ein mittelblaues Cocktailkleid, es liegt eng an und ist schulterfrei. Es ist ziemlich gewagt, grade weil es so eng an liegt, aber das ist mir egal. Ich bin Single und kann mir das erlauben. Immerhin habe ich nichts zu verlieren. Das Lied Yeah von Usher beginnt und alle fangen an zu jubeln. Ja das ist definitiv ein Partylied. Ich tanze jetzt etwas übertriebener, bewege die Hüften und den Arsch mehr. Es dauert nicht lange und ich werde von dem ersten Mann angetanzt. Er legt seine Hände auf meine Hüften und bewegt sich mit mir im Rhythmus. Er sieht gar nicht mal so schlecht aus, blonde Haare und schöne blaue Augen. Ganz davon abgesehen, kann er sich gut bewegen. Ich habe es schon ziemlich oft erlebt, dass Kerle einen an der Hüfte packten, sich aber wie die Affen bewegen. Er beugt sich zu mir runter und sagt an meinem Ohr: „Du bist verdammt sexy, kann ich dich vielleicht auf einen Drink einladen, Schönheit?“ Ich lächele leicht, das ist wirklich schmeichelhaft. Nachdem ich nicke und ihm damit mein Einverständnis gebe, nimmt er meine Hand und sucht sich einen Weg, um durch die Menge zu kommen.  Als wir endlich an der Bar ankommen, fragt er mich auch schon: „Was möchtest du trinken?“ Ich entscheide mich für einen Cocktail. „Sex on the beach.“ Er lacht leicht und fragt dann: „Und welches Getränk?“ Ich lache einfach nur und schüttele den Kopf. Der Kerl ist echt nett. Er bestellt die Getränke und sagt dann: „Wie heißt du denn?“

„Ich heiße Kate und du?“

„Benny, freut mich echt dich kennen zu lernen.“
„Danke, mich freut es auch.“ Wir bekommen unsere Getränke und stoßen an. Der Cocktail schmeckt wirklich super und ich genieße jeden Schluck. Nach diesem Getränk sollte ich aber wirklich aufhören, denn ich torkele schon eine ganze Menge. „Kann ich deine Handynummer haben? Dann können wir uns mal treffen und uns richtig unterhalten, das ist bei der Lautstärke kaum möglich.“ Die Frage kommt ziemlich direkt, aber er hat Recht, wenn man sich hier verstehen will, muss man sich erstmal alles ins Ohr schreien. Eigentlich gebe ich meine Nummer nicht so gerne raus, vor allem nicht bei solchen Partys, aber bei ihm mache ich eine Ausnahme. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich stelle mein leeres Glas ab und suche aus meiner kleinen Tasche mein Handy. Da ich meine Nummer nicht auswendig kenne, suche ich sie eben aus meinem Handy raus. Auch Benny holt sein Handy raus und tippt nun die Nummer ein, die ich ihm sage. „Danke, ich freue mich dich wieder zu sehen. Leider muss ich jetzt los. Ich hoffe du bist mir nicht böse.“ Ja er ist echt nen süßer Kerl, er macht sich Sorgen, dass ich böse sein könnte, weil er weg muss. „Nein auf keinen Fall. Wir hören dann voneinander.“ Er beugt sich zu mir runter und einen kurzen Moment befürchte ich, dass er mich küssen will, anscheinend sieht er den Ausdruck in meinen Augen und küsst mich auf die Wange, nahe an meinem Mundwinkel. Ich lächele leicht und dann verschwindet er auch schon. Nachdem ich ihm kurz nach sehe, drehe ich mich wieder zur Bar und bestelle noch einen Gin Tonic. Okay, ich muss wirklich langsam aufhören mit dem Alkohol, aber die Woche ist so stressig gewesen, ich habe so viel erlebt, da kann ich mir das auch mal gönnen. Ab und zu sehe ich mich nach meinen Freunden um, aber sie sind überall verteilt, Ellie ist mittlerweile mit ihrem Freund auf der Tanzfläche, aber von meinen Geschwistern ist nichts zu sehen. Sicher finde ich sie gleich. Ich bekomme mein Getränk und drücke dem Kellner das Geld in die Hand, dann mache ich mich auch schon daran, meinen Gin Tonic zu leeren. Auf einmal legen sich zwei große Hände an meine Hüfte und drücken mich an sich. „Kate.“, höre ich eine rauchige tiefe Stimme an meinem Ohr. Ist das Benny? Nein, dieses komische Gefühl macht sich wieder bemerkbar. Diese Spannung, dieses magische Gefühl der Anziehung, das ich immer verspüre, wenn sich Ryan Johnson in meiner Nähe befindet. Auch diese Hände sind viel größer, als die von Benny es waren. Mein Puls beschleunigt sich und ich drehe mich um. Tatsache, Ryan Johnson steht vor mir. Das einzige was ich von diesem Abend nicht gedacht habe ist, dass ich ihn hier treffen könnte. Ausnahmsweise trägt er weder seine Polizeiuniform, noch einer seiner Anzüge, er trägt soweit ich es erkennen kann, ein T-Shirt und eine Jeanshose. Dieser Look steht ihm auch unglaublich gut. Ich bin ihm so nahe, immer noch fest an ihn gedrückt und vollkommen sprachlos. „Ich wollte mich entschuldigen. Unsere Unterhaltung letztens ist nicht so verlaufen, wie ich es mir erhofft habe“, er spricht viel sanfter, als beim letzten Mal, denn da klang er total kalt und abgebrüht. Jedoch erkenne ich auf seinem Gesicht keine Gefühlsregung. Aber ich merke, dass er mich noch fester an sich drückt, zwischen unsere Körper passt kein Blatt mehr. Ich spüre mehr als deutlich, dass sein Penis steif ist. Habe ich diese Wirkung auf ihn? Dass er steif wird, wenn er mich nur ansieht und an sich drückt. Vielleicht ist da ja doch mehr, als er sich eingestehen will. Nein! Ich muss aufhören so naiv zu sein. Männer sind doch bekanntlich Schwanzgesteuert, Ryan ist da keine Ausnahme. Der Alkohol macht mich mutig, sodass ich sagen kann, was ich denke ohne zu stottern. „Ach echt? Weil ich noch nicht in Ihrem Bett gelandet bin? Und mich anstatt mit Ihnen mit anderen Männern vergnüge. Sorry damit müssen Sie sich abfinden. Und jetzt lassen Sie mich los.“ Auf seinem Gesicht macht sich ein kleines Grinsen breit und anstatt mich los zu lassen, verstärkt er seinen Griff. „Das kleine Kätzchen fährt die Krallen aus, gefällt mir.“ Na super, eigentlich ist mein Ziel, ihn los zu werden, stattdessen gefällt es ihm. Und warum nennt er mich kleines Kätzchen? Sieht er mich so harmlos und unschuldig, wie kleine Katzen es sind? „Lassen Sie mich sofort los. Es widert mich an von Ihnen angefasst du werden.“ Das entspricht nicht der Wahrheit. Das Kribbeln, das ich bloß durch seine Anwesenheit bekomme, verstärkt sich mit seiner Berührung nur noch mehr. Aber das will ich ihn auf keinen Fall wissen lassen.

„Das denke ich eher nicht.“

„Wie bitte?“ Was bildet er sich eigentlich ein?

„Kate, gib mir bitte noch eine Chance dir das alles zu erklären. Alles ist falsch rüber gekommen.“ Er spricht so ruhig und geduldig, ich will nichts mehr als ihm Glauben schenken und ihm eine zweite Chance geben. Aber so ist es wahrscheinlich immer bei ihm, so bekommt er die Frauen immer rum. Die letzte Begegnung mit ihm hatte mich mehr mitgenommen, als sie es hätte tun sollen. „Ich denke, dass alles was Sie gesagt haben richtig ankam.“

„Gib mir noch eine Chance es dir zu erklären.“

„Okay.“ Ich nicke. Die Worte sind schon ausgesprochen, als ich realisiere, was ich da grade sage. Doch ich kann mich nicht belügen, selbst wenn ich ihn nicht kenne, will ich ihn kennen lernen. Selbst wenn es auf diese Art und Weise geschieht, die er sich vorstellt. Ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit und sein Griff lockert sich endlich ein bisschen. Dann lässt er mich ganz los und ergreift stattdessen meine Hand. „Lass uns gehen.“

„Was? Gehen? Ich kann nicht gehen, ich bin mit Freunden hier.“ Er schenkt meinen Worten keine Beachtung und zieht mich einfach mit sich Richtung Ausgang. Ich kann nicht einfach verschwinden, meine Freunde werden sich unglaubliche Sorgen machen. Also reiße ich mich von seiner Hand los und er dreht sich sofort zu mir um. „Ich kann nicht einfach gehen. Meine Freunde sind hier. Wir wollten hier heute feiern.“

„Du hast genug gefeiert. Ich warte hier. Du hast fünf Minuten Zeit, um dich zu verabschieden. Ich sage Mr. Milbrook Bescheid, dass ich dich nach Hause bringe und er dort in einer halben Stunde hinkommen soll.“ Ich will protestieren und ihm sagen, dass ich nicht mache, was er mir sagt, aber es kommt nicht aus mir raus. Was ist nur los mit mir? Ich nicke und mache mich auf den Weg. Melanie ist die erste, die ich finde. Ich eile zu ihr und sage: „Hey Melly, ich gehe jetzt nach Hause, einer der Polizisten bringt mich. Sagst du den anderen Bescheid?“

„Bist du dir sicher? Soll ich dich begleiten?“ Oh nein, das ist eine ganz schlechte Idee. Ich lächele aufmunternd und antworte ihr: „Nein, es ist okay. Sagst du den anderen Bescheid?“

„Ja mache ich. Bis Morgen.“ Zum Abschied gebe ich ihr einen schnellen Kuss auf die Wange und marschiere dann Richtung Ausgang, wo Ryan immer noch steht. Er greift direkt wieder nach meiner Hand, als ich bei ihm ankomme und wir gehen zur Garderobe, wo wir unsere Jacken bekommen. Schon wieder bringt er mich ins Staunen, als er seine schwarze Lederjacke anzieht. In diesem Outfit wirkt er nicht ganz so gefährlich und einschüchternd, wie in seiner Polizeiuniform. Aber beides sieht unglaublich sexy aus. Wie ein Gentleman hilft er mir in meinen Mantel und zieht mich dann zum Ausgang. Ich sage nichts, denn ich weiß nicht was und ich will abwarten, was er zu sagen hat. Wir gehen ein ganzes Stück von der Disco weg, bis er seine Stimme wieder findet. Diese Stille fühlt sich total unbehaglich an. „Ich bin froh, dass du mir noch eine Chance gibst. Wie ich es dir letztens erklärt habe, kam es nicht gut an. Natürlich wärst du nicht sowas wie eine Nutte für mich.“

„Was wäre ich dann?“, es sprudelt aus mir heraus.

„Du sagtest, es würde nichts emotionales sein, sondern nur körperlich. Und dann noch das mit den Geschenken.“

„Die Geschenke sollen nicht als Bezahlung dienen, sondern als kleine Aufmerksamkeit. Und ja. Die Beziehung wäre rein körperlich. Dabei bleibt es. Du wirst sehen, wie gut es ist. Keine Emotionale Bindung, keine Verpflichtung, nur wir und unsere Körper.“ Das ist so viel für mich. Ich weiß ganz und gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Sowas will ich eigentlich nicht. Ich will einen Mann für die Zukunft, mit dem ich mein Leben teilen kann und nicht nur mein Bett. Andererseits möchte ich auch kein Gefühlschaos mehr, sondern nur etwas, das sich gut anfühlt. Ist es überhaupt so schlimm, diese Art von Beziehung einzugehen? Es gibt so viele Menschen da draußen, die sowas auch machen. Wieso soll ich das nicht tun? Wenn er so gut im Bett ist, wie er aussieht, dann bedeutet das eine Menge Spaß. Spaß ohne Emotionale Bindung. Ich kann Sex mit ihm haben und mein Leben ganz normal weiter leben, so wie es mir gefällt. „Okay. I-ich nehme dein Angebot an“, stammele ich. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Die Erleichterung, die mich beim Aussprechen meiner Zustimmung überkommt, verwunderte mich. Ryan hält an und stellt sich vor mich. Er sieht zu mir runter und legt seine Hand an meine Wange und streicht sanft über sie. „Du hast eine gute Entscheidung getroffen.“ Seine Finger fühlen sich so gut auf meiner Haut an und ich genieße diese zärtliche Berührung mehr, als ich wahrscheinlich soll. Ich sehe nach oben in seine Augen. Diese Augen, sein ganzes Aussehen, ist einfach wunderschön. Selbst wenn ich keine richtige Beziehung mit ihm habe, bin ich stolz darauf, dass er mich für sein Anliegen ausgewählt hat. Leider nimmt er wieder meine Hand und geht weiter, so kann ich nur noch sein Seitenprofil betrachten, das aber auch super aussieht. „Wie geht es jetzt weiter Ryan?“ Es ist nicht mehr nötig ihn zu Siezen, nicht bei der Art von Beziehung, die wir ab jetzt haben werden. Außerdem ist es viel schöner, ihn mit seinem Namen anzusprechen. „Wir werden alles weitere morgen besprechen.“

„Morgen? Wieso nicht jetzt?“ Hat er noch was vor?

„Ich möchte, dass du ins Bett gehst und schläfst. Und dich ausnüchterst.“ Das meint er doch nicht ernst? Wieso will er mich wie ein unbraves Kind ins Bett schicken? „Schlafen? Ich bin nicht müde, ich möchte heute mit dir darüber reden.“ Wie soll ich denn bitte schlafen, wenn ich nicht mal weiß, was auf mich zukommt. „Kate.“ Sein Ton klingt erschreckend ernst und er duldet keinen Widerspruch. „Du gehst gleich ins Bett und wir sprechen uns morgen.“ Darauf sage ich nichts mehr, ich nehme es einfach hin, es ist zwecklos eine Diskussion zu beginnen. Die Zeit vergeht zu schnell und wir kommen nach kurzer Zeit bei meiner Wohnung an. Es ist ein Mehrfamilienhaus, in dem ich und Melanie mit drei weiteren Familien wohnen. Es sieht nicht schäbig aus aber im Gegensatz zu dem, was Ryan wahrscheinlich gewohnt ist, wirkt es vielleicht doch so. Leider muss ich seine Hand los lassen, um in meiner Tasche nach dem Schlüssel zu suchen. Ich finde ihn und schließe die Tür auf, betrete mit ihm das Haus. Am Ende des Ganges auf der rechten Seite liegt die Wohnung, ich bleibe vor der Tür stehen. „Wir sind da. Bis morgen dann.“ Mir ist durchaus bewusst, dass es eine ziemlich lahme und kalte Verabschiedung ist, aber ich will nicht zu aufdringlich sein, vor allem nicht nachdem er mir so ernst gesagt hat, dass er heute nicht mehr mit mir sprechen will. Grade drehe ich mich zur Tür um, als Ryan mich am Unterarm packt, mich umdreht und gegen die Tür drückt. Ich kann kaum reagieren, da spüre ich seine Lippen schon auf meinen. Der Kuss ist hart, aber wiederum unglaublich zärtlich. Seine Lippen fühlen sich traumhaft an, das Beste, was ich bis jetzt gespürt habe. Er presst mich an sich und seine Hände liegen auf meinen Hüften. Seine Zunge dringt sanft in meinen Mund ein und spielt mit der meinen. Ich blende alle Bedenken aus, die ich bezüglich Ryan habe. In diesen Moment gibt es nur uns beide, mein Herz schlägt so schnell und ich bin unglaublich glücklich. Wie alles andere, ist auch dieser Kuss nicht endlos. Langsam löst Ryan sich, sein Gesicht bleibt jedoch nah an meinem. Ich öffne meine Augen, die ich bei dem Kuss geschlossen habe und sehe in seine Augen. „Wow“, gebe ich leise von mir.

„Oh ja. Das wollte ich schon machen, seitdem du in mich rein gerannt bist.“ Seine Worte berühren mich. Damals war er so unfreundlich, niemals hätte ich gedacht, dass er mich schon an diesem Tag begehrte. „Jetzt geh aber rein und schlaf, meine Schöne.“ Er kann unglaublich süß sein, ich genieße es jedes Mal. Ich nicke kurz. „Gute Nacht, bis Morgen, Ryan.“ Ryan lässt von mir ab und geht einen Schritt zurück. Seine Wärme fehlt mir direkt, aber ich drehe mich zur Tür und schließe sie auf. „Ach, Kate?“ Ich drehe den Kopf zu ihm um. „Ja?“

„Dieses Kleid. Du siehst unglaublich scharf aus. Das macht mich schon den ganzen Abend verrückt.“ Es freut mich das zu hören, denn ich habe schon befürchtet, dass ich ihm heute nicht gefalle, aber er hat mich vom Gegenteil überzeugt. Lächelnd sehe ich ihn an. „Mr Milbrook wird jede Minute hier sein. Bis Morgen.“ Dann geht er davon. Ich gehe in die Wohnung und warte auf den Polizisten. Ich bin sehr müde und freue mich auf mein Bett. Mr. Milbrook lässt keine fünf Minuten auf sich warten. Ich öffne ihm die Tür und gehe dann in mein Zimmer. Mir stellt sich die Frage, was Ryan wohl zu ihm gesagt hat? Nicht, dass er was Falsches über uns denkt. Jedoch kann ich mir darüber nicht mehr viele Gedanken machen, weil es nicht lange dauert bis ich einschlafe.

 

Kapitel 9

Am nächsten Morgen erwache ich mit starken Kopfschmerzen. Kein Wunder, das habe ich wahrscheinlich verdient, bei der Menge Alkohol, die ich getrunken habe. Ist das gestern Nacht wirklich alles passiert oder habe ich nur geträumt? Habe ich Ryans Angebot tatsächlich angenommen? Hat er mich wirklich geküsst? Es fühlte sich so real an. Ich drehe mich in meinem Bett und sehe auf meinen Wecker. Ach herrje. Es ist schon zwölf Uhr und ich liege immer noch im Bett. Schnell setze ich mich auf und schaue noch einmal auf die Uhr meines Handys. Es ist tatsächlich zwölf Uhr. Und auch meine Frage, ob das gestern real gewesen ist, beantwortet sich. Mein Handy zeigt mir fünf Anrufe von Ryan und zwei Nachrichten. Ich öffne die erste Nachricht:

Ich habe ab 2 Uhr bei dir Dienst.

Zum Glück bin ich aufgewacht, so habe ich noch genug Zeit, um mich fertig zu machen. Ryan wird also den ganzen Tag hier sein, es ist schön ihn bei mir zu wissen. Dann öffne ich die zweite Nachricht:

Wieso gehst du nicht an dein verflixtes Handy?

Oh Mist. Ryan scheint mir kein geduldiger Mensch zu sein. Soll ich ihn anrufen oder besser eine Nachricht schreiben? Da ich Angst vor seiner Reaktion habe, entscheide ich mich ihm eine Nachricht zu schreiben:

Habe geschlafen. Freue mich auf dich

Freue mich auf dich? Kate beherrsch dich! Es dauert keine Minute, da ruft er mich auch schon an. Es führt wohl kein Weg daran vorbei, mit ihm zu telefonieren.

„Hey.“

„Beim nächsten Mal, wenn ich dich anrufe gehst du an dein Handy.“ Ist es denn so schlimm, dass ich länger schlafe? Naja, wenn er sich wie ein Kind verhält, dann kann ich das auch. „Sorry, war noch verabredet.“

„Verabredet? Ich dachte, du hast geschlafen.“

„Habe ich auch. Mit jemanden in meinem Bett. Das war die Verabredung.“ Oh ja, das wird ihn provozieren. Einige Sekunden sagt er gar nichts, bis er dann meint: „Ich hoffe für dich, dass das eine Lüge ist.“

„Nein es ist die Wahrheit. Ich gehe gerne unverbindliche Beziehungen ein. Das weißt du doch.“ In dem Moment provoziere ich ihn wahrscheinlich mehr, als es mir gut tut, aber es kommt einfach aus mir herausgesprudelt und ich weiß selbst nicht warum. „Ich komme sofort vorbei. Dann nehme ich mir deine Verabredung vor und danach dich.“ Nein! Soweit will ich es doch gar nicht treiben, ich wollte ihn doch nur ein bisschen ärgern. „Nein! Das war nur ein Spaß. Ich wollte dich ein bisschen ärgern.“ Ich will nicht, dass er sofort kommt, deswegen sage ich ihm lieber die Wahrheit. „Das wird ein Nachspiel haben.“ Mehr sagt er nicht, dann legt er auf. Ich habe ihn definitiv verärgert. Wieso legt er denn einfach auf? Selbst, wenn er sauer ist, hätte er nicht auflegen müssen, sondern er hätte mit mir reden können. Wird das immer so laufen bei uns? Wahrscheinlich wird es gar keine richtigen Gespräche geben, kommt es mir in den Sinn. Er soll nicht wütend hier hinkommen, ich möchte versuchen ihn zu beruhigen, deswegen nehme ich meinen Mut zusammen und rufe ihn an. „Was?“ Er klingt definitiv wütend und um ehrlich zu sein, will ich mich nicht mit einem wütenden Ryan Treffen. „Sei nicht sauer. Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du keinen Spaß verstehst.“

„Ich werde dir noch bei bringen, dass du dir solche Scherze nicht mit mir zu erlauben hast.“ Das ist definitiv übertrieben. Darf ich keine Scherze machen? Muss alles angespannt und formell sein? „Ich darf doch wohl ein bisschen Spaß machen.“

„Nicht, wenn ich es dir verbiete.“ Diese Aussage schockiert mich ein wenig. Verbieten? Er kann mir doch nicht irgendwas verbieten. „Okay. Bis später.“ Ich lege auf, will grade einfach nicht mit ihm reden. Es ist mir zu anstrengend. Wahrscheinlich kann ich es ihm nur recht machen, indem ich den Mund halte und mich von ihm vögeln lasse. Leicht verärgert stehe ich auf und gehe ins Badezimmer, um mich zu duschen. Die heiße Dusche tut gut und lässt meinen Kopf wieder frei werden. Als ich aus der Dusche aussteige, binde ich mir ein Handtuch um den Körper. Meine Haare rubbele ich mit einem Handtuch ein wenig trocken. Plötzlich höre ich mein Handy klingeln. Ist das schon wieder Ryan? Will er mich wieder fertig machen? Ich eile in mein Zimmer und gehe schnell an mein Handy, ohne auf das Display zu schauen.
„Ja?“, frage ich leicht genervt.

„Es tut mir so leid, Kate.“ Es ist Melanie, ich habe sie ja total vergessen und sie war diese Nacht nicht zuhause. „Melanie, wo bist du? Ist dir was passiert?“

„Nein, mir geht es gut. Ich habe gestern noch jemanden kennen gelernt und bin dann mit ihm zu sich nach Hause.“

„Ach du liebe Güte, Melanie. Du kannst doch nicht mit einem fremden mitgehen und dann auch noch alleine.“ Ich habe gut reden, im Grunde bin ich kein Stückchen besser als sie.

„Ich weiß, aber er ist wundervoll. Ich werde ihn dir bald vorstellen. Aber ich werde wahrscheinlich erst heute Abend wieder zuhause sein.“

„Okay, wenn was ist, dann ruf mich bitte sofort an.“

„Klar, mache ich. Bye süße.“ Was für eine Ironie, dass ich und meine Stiefschwester in der gleichen Nacht mit einem fremden weg gehen. Auch, wenn ich weiß, dass Ryan mir nichts tun wird, habe ich Angst um Melanie. Ich hätte nicht einfach gehen sollen, ich hätte auf sie aufpassen sollen. Das darf nicht noch einmal passieren. Zurück im Badezimmer angekommen, nehme ich mir meine Bürste und kämme meine Haare durch, als ich plötzlich die Tür klingeln höre. Wer ist das denn? Der Postbote vielleicht? Gott sei Dank muss ich nicht dran gehen, das übernimmt Mr. Milbrook. Ich habe ihm vor dem Duschen gehen einen guten Morgen gewünscht. Ich höre zwei Männerstimmen. Sind das Ryan und Milbrook? Kurz darauf beantwortet sich meine Frage. Ich höre wie die Wohnungstür geschlossen wird. „Kate? Wo bist du?“ Das ist tatsächlich Ryan. Ein wenig Freude keimt in mir auf, doch dann macht sich ein wenig Unsicherheit breit. Oh nein! Ich bin nackt! Schnell greife ich nach einem Handtuch und binde es mir um, da öffnet sich auch schon die Badezimmertür. Es ist wirklich Ryan. Im ersten Moment scheint er sauer zu sein aber dann wird sein ernster Blick weicher. Er kommt näher und drängt mich gegen die kalte Badezimmerwand, welche weiß gefliest ist. „Ich habe die ganze Nacht an deinen Körper gedacht, wie unglaublich du in diesem Kleid aussahst.“ Wow, er kann ja doch noch etwas Nettes sagen. Ich genieße den Moment, indem ich etwas Zuneigung von ihm bekomme. „Und jetzt stehst du so vor mir. Lass das Handtuch fallen. Ich möchte dich nackt sehen.“ Was? Das geht ja ziemlich schnell. So etwas ist ganz neu für mich. Bis zu diesem Zeitpunkt kam Sex für mich ohne Gefühle nicht in Frage. Außerdem bin ich ein sehr schüchterner Typ und ich ziehe Sex im Dunkeln vor, damit man mich nicht sehen kann. „Ryan…ich…das ist…so neu für mich.“ Dieses Gestammel ist einfach total peinlich, aber ich kann mich nicht zusammen reißen. „Lass uns in dein Zimmer gehen.“ Ohne etwas zu sagen, drücke ich ihn sanft von mir weg und gehe voran in mein Zimmer. Er schließt die Tür hinter sich. Ist es jetzt soweit? Schlafen wir jetzt miteinander? Ryan kommt näher und legt seine Hände sanft auf meine Hüften. Dann beugt er sich zu mir runter und küsst meine Wange. Ich schließe die Augen und genieße seine Zärtlichkeit, ich blende alles um mich herum aus, es gibt nur noch ihn und mich. Seine Lippen wandern runter zu meinem Hals und ich stöhnte leise auf. Am Hals bin ich empfindlich. Ich liebe es, dort geküsst zu werden. „Lass bitte das Handtuch fallen, für mich.“, haucht er gegen meinen Hals. Wie gesteuert bewegen sich meine Hände zu dem Handtuch und lösen es von meinem Körper. In seiner Gegenwart bin ich so machtlos, ich verliere mich komplett, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich das nicht zulassen darf. Für ihn bin ich auf das alles eingegangen und für ihn lasse ich nun mein Handtuch fallen. Meine Augen sind wieder geöffnet, um ihn an zu sehen. Er lässt leicht von mir ab und begutachtet meinen Körper. „Du bist wunderschön, Kate.“ Sein Kompliment macht mich glücklich und erleichtert mich ungemein. Ich will ihn auch sehen, möchte auch seinen Körper bewundern und anfassen. Mit meinen Händen fahre ich zu den Knöpfen seines dunkelblauen Hemdes, da fasst er meine Handgelenke und zieht meine Hände von sich weg. „Ich möchte dich auch sehen.“, protestiere ich. „Liebling, das wirst du noch früh genug. Gedulde dich. Ich möchte dir jetzt erstmal zeigen, wie schön es sein kann. Ich zeige dir, dass dies die beste Entscheidung ist, die du treffen konntest.“ Hat er mich grade wirklich Liebling genannt? Warum ist er nicht bereit, eine normale Beziehung zu führen? Ich wünsche mir sehnlichst ihn richtig kennen lernen zu können. Aber das geht nicht. Deswegen möchte ich Zeit mit ihm verbringen und wenn es nur auf diese Art und Weise geht, dann nehme ich das in Kauf. „Leg dich aufs Bett.“, haucht er und ich nicke einfach nur. Was hat er vor? Sex geht schlecht, wenn er sich nicht auszieht. Es ist mir peinlich so entblößt vor ihm zu liegen, deswegen schnappe ich mir direkt die Tagesdecke, um mich zu bedecken, als ich auf meinem Bett liege. Ryan kommt zu meinem Bett und beugt sich über mich. Er legt eine Hand auf die Tagesdecke und zieht sie langsam weg. „Es gibt keinen Grund sich zu schämen, Kate.“ Seine Worte geben mir ein wenig Mut, aber ich fühle mich immer noch entblößt. Ryan küsst mich von meinem Hals runter zu meinem Dekolté und dann zu meiner Brust. Mir ist heiß und ich fühle mich, als würde ich glühen, es ist ein angenehmes Gefühl, das sich auch in meiner Mitte ausbreitet. Was hat er nur für eine Wirkung auf mich? Sein Mund umhüllt meine Brustwarze, die sofort hart wird. Oh Gott. Ich stöhnte auf, bin unfähig es zurück zu halten. „Du hast so weiche Haut.“ Diese Komplimente von ihm, selbst wenn sie nur aus seiner Lust raus gesagt sind, machen mich unglaublich glücklich. Ich will ihn küssen, deshalb ziehe ich ihn zu mir nach oben und lege meine Lippen auf seine, unsere Münder verschmelzen sofort miteinander. Während sein Mund mit dem meinen beschäftigt ist, tasten seine Hände sich immer weiter runter zu meinem Körper, was mich noch nervöser macht. Es dauert nicht lange und ich spüre seine langen geschickten Finger an meinem Geschlecht. Mir entfällt noch ein Stöhnen, als er anfängt mit seinen Fingern um meinen Klitoris zu streichen. Er weiß ganz genau, was er zu tun hat, um eine Frau scharf zu machen. Seine Lippen lösen sich von meinen, während seine Finger mich in den Wahnsinn treiben. „Kate, bist du für mich so feucht?“ Ich sehe ihn etwas beschämt in die Augen. Feucht? Ich bin schon feucht? Wie macht er das? Bei mir und meinem Ex Verlobten hat es immer eine Zeit lang gedauert. Als ich merke, dass er immer noch auf eine Antwort wartet, nicke ich leicht. Dann dringt er plötzlich mit seinem Finger in mich ein und ich will mehr, mehr von ihm, ich will ihn in mir spüren. Ich wölbe mich ihm entgegen, um ihm klar zu machen, dass ich mehr möchte, aber er grinst mich an und sagt: „Ich will es hören, sag dass du nur für mich so feucht bist.“ Wieso will er das unbedingt hören? Er soll auf keinen Fall aufhören, deswegen gestehe ich ihm: „Ich bin für dich so feucht. Bitte. Mehr.“, es ist kaum noch mehr als ein Keuchen. Als er diesmal wieder in mich eindringt sind es zwei Finger. „Du bist so gierig. Deine Fotze sehnt sich so sehr nach mir.“ Seine Worte, wie schmutzig sie auch sind, lösen ein unglaubliches Prickeln in mir aus, was ich mir vorher nicht hätte vorstellen können. Mein Herz rast und es durchzuckt mich, ich stehe kurz vor dem Höhepunkt und das alleine durch seine Finger und durch seine Worte. „Los, komm, komm für mich Baby.“ Er stößt mit seinen Fingern härter und schneller zu und mit seinem Daumen stimuliert er meinen Klitoris, mein Höhepunkt übermahnt mich. Dieser Druck lässt endlich von mir ab und erschüttert mich wie gewaltige Wellen. Es ist atemberaubend. Ja, ich hatte schon ein paar, wenige Höhepunkte erlebt, aber dieser hier ist anders. Er fühlt sich anders an, er fühlt sich besser an. In diesem Moment ist mir alles egal, es ist mir egal, dass dieser Höhepunkt praktisch durch einen fremden herbeigeführt wurde und es ist mir egal, dass ich hier nackt und entblößt liege. Ich schließe meine Augen und lasse alles auf mich wirken.

 

Kapitel 10

Fünfzehn Minuten später bin ich angezogen und sitze zusammen mit Ryan in der Küche. Er will mit mir über gewisse Dinge sprechen. „Willst du was trinken?“

„Nein.“ Seine Laune wandelt sich so schnell, dass einem schwindelig davon wird. Im ersten Moment ist er lieb und macht mir Komplimente und im nächsten Moment ist er kalt und abweisend. Vielleicht muss ich genau so kalt wie er sein, eine Überlegung ist es wert. Ryan geht rüber ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch. Ich setze mich neben ihn und sehe ihn an. „Wann hattest du das letzte Mal eine Untersuchung bei einer Gynäkologin?“ Seine Frage verwirrt mich zwar ein wenig, aber trotzdem antworte ich ihm: „Das war letzten Monat. Es war alles okay.“

„Okay, ich brauche den Bericht.“

„Warum? Vertraust du mir nicht?“

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Was für ein dummes Sprichwort. Ryan vertraut mir ganz offensichtlich nicht. „Okay, ich habe nichts zu verbergen.“ Soll er doch den Bericht sehen und glücklich werden. „Gibt es sonst noch was zu klären?“

„Ich sollte dich darauf hinweisen, dass es dir untersagt ist, mit anderen Männern Sex zu haben.“ Ich habe sowas ohnehin nicht im Sinn, trotzdem überrascht mich das ein wenig, immerhin ist es ja nur körperlich, deswegen kann ich ihm nicht wirklich folgen. „Wieso? Es ist doch eine rein körperliche Beziehung oder nicht?“ Ein wenig Hoffnung flammt in mir auf. Zu meiner Enttäuschung sagt er: „Es ist rein körperlich, deswegen möchte ich nicht, dass du deinen Körpern auch andern zur Verfügung stellst. Er gehört mir allein.“ Er redet so, als wäre mein Körper irgendein Gegenstand. Damit muss ich mich wohl einfach abfinden, wenn das hier funktionieren soll. Aber das Gleiche geht auch für ihn, oder nicht? „Gilt das auch für dich?“

„Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen.“ Kann er auch richtig antworten? Dass ich mir darüber keine Gedanken machen brauche, heißt ja noch lange nicht, dass er wirklich auf andere Frauen verzichtet. Aber ich will genau so wenig wie er, dass er seinen Körper noch mit anderen teilt. Aber so Taktlos ist er sicher nicht. Das kann ich mir nicht einmal bei ihm vorstellen. Ich muss ihn einfach besser kennen lernen, er ist so geheimnisvoll und das macht ihn unglaublich interessant. „Sollen wir morgen Abend ausgehen?“, frage ich ihn. Eigentlich soll der Mann nach dem Date fragen, aber da kann ich bei ihm wohl lange warten. Außerdem hat er mich nach Sex gefragt, also ist die Frage nach dem Date halb so schlimm. „Kate. Wir werden keine Dates haben. Ich sagte doch, dass es rein körperlich ist.“ Wieso wundert mich seine Antwort eigentlich noch? Ich muss aufhören mir zu viel zu erhoffen. Aber warum ist er so? Ich lasse mich für ihn auf etwas ein, was normalerweise gar nicht meine Art ist und er kann sich nicht mal dazu aufraffen sich mit mir zu treffen. „Ich dachte, du machst vielleicht eine Ausnahme.“

„Ich mache niemals eine Ausnahme, bei niemandem.“ Dass ich ein Niemand für ihn bin, ist mir klar, aber es schmerzt trotzdem es zu hören. Das will ich ihn auf keinen Fall sehen lassen, also lächele ich und sage: „Stimmt. Bleiben wir bei dem körperlichen. Mehr verbindet uns so wie so nicht.“

Er nickt zufrieden und sagt: „Außerdem will ich, dass du dein Handy immer in deiner Nähe hast. Ich will dich erreichen können. Ich will wissen, dass es dir gut geht.“

„Ach, lassen wir den Smalltalk einfach sein. Ruf mich an, wenn du mich willst.“

„Baby, ich bestimme wann ich dich anrufe.“ Wie kann man nur so ignorant sein? Ich verstehe diesen Mann einfach nicht und wahrscheinlich wird das immer so bleiben.

 

Der Tag vergeht zum Glück sehr schnell. Denn Ryans Stimmung ist nicht auszuhalten. Er spricht so gut wie gar nicht, nur wenn ich versuche ihm was aus der Nase zu ziehen. Ich weiß nicht, ob ich etwas falsch gemacht habe. Nach unserem Gespräch am Morgen habe ich für uns beide Frühstück gemacht, dann hat er mit einem Kollegen eine Stunde lang telefoniert, während ich dumm daneben saß. Und auch jetzt mache ich nichts anderes, als dumm neben ihm zu sitzen. Er guckt Fernseh. Am liebsten möchte ich den Fernseher ausschalten und ihm sagen, dass er sich mit mir beschäftigen soll. Vielleicht ist es einfach nicht gut, dass wir den ganzen Tag aufeinander hängen. Henry ist nicht mehr in meiner Nähe aufgetaucht, also brauche ich diesen Schutz nicht mehr. „Ich denke, ich brauche den Polizeischutz nicht mehr“, spreche ich meine Gedanken laut aus. Von einer Reaktion seinerseits kann ich kaum sprechen. Ryan schaut weiter zum Fernseher und entgegnet kühl: „Das Denken soll man nicht umsonst den Pferden überlassen.“ Dann schaltet er den Fernseher plötzlich aus. Bin ich jetzt doch interessanter? „Komm her.“ Wie kann ein Mensch seine Launen so schnell ändern? Da ich mich aus Trotz ein ganzes Stück von ihm weg gesetzt hatte, rücke ich nun näher an ihn ran. Er riecht göttlich. Mein Herz nimmt seine Nähe genau so wahr wie ich, denn es schlägt immer schneller. „Ich will dich“, flüstert er und mir wird ganz schwindelig. Ich will ihn auch, mehr als ich erwartet hätte. „Dann nimm mich doch.“ Das soll nicht aufgedrängt klingen, aber ich kann nicht anders. Dieser sanfte Ryan, der immer zum Vorschein kommt, wenn er geil wird ist unglaublich und ich möchte ihn solange behalten wie es nur geht. „Kate, gedulde dich. Heute Abend werde ich dich ficken.“ Seine Worte sind so schmutzig und ungewohnt aber irgendwie bringen sie alles in mir zum Kribbeln. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und setze mich breitbeinig auf seinen Schoß. „Wieso nimmst du mich nicht hier und jetzt?“ Mit meinen Händen fahre ich in seine Haare, sie sind unglaublich weich. „Deine Mitbewohnerin kommt bald nach Hause. Wir gehen in mein Hotelzimmer. Ich will dich für mich alleine.“ Das klingt logisch. Ich möchte von Melly nicht beim Sex mit einem Polizisten erwischt werden. Seine Hände wandern zu meinen Hüften und bleiben dort liegen. Ich schaue ihm in die Augen, er ist einfach perfekt. Dann wandert seine Hand nach oben und legt sich in meinen Nacken. Ryan zieht mich, etwas weniger sanft, zu sich ran und küsst mich voller Leidenschaft. Er schmeckt genauso köstlich wie am Vortag, doch leider endet der Kuss viel zu schnell. Mit wie vielen Weibern hat er das schon gemacht? Für ihn ist es etwas Selbstverständliches. „Mit wie vielen Frauen hast du das schon gemacht?“, spreche ich meine Gedanken laut aus. Ich weiß, dass ich die Antwort sicherlich nicht hören möchte, dennoch muss ich es wissen. „Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.“ So was in der Art habe ich mir schon gedacht. Trotzdem ist es komisch, das von ihm zu hören. „Und wie lange wird das mit uns gehen?“ Ich bin einfach zu neugierig, aber ich muss es wissen. Es kann in einer Woche schon vorbei sein, das will ich vorher wissen. „Es hat doch grade mal anfangen.“ Wie immer musst er meine Frage umgehen, aber ich will mich diesmal nicht einfach so abwimmeln lassen. „Das hat meine Frage nicht beantwortet. Wie lange hat es mit den anderen gedauert“

„Immer unterschiedlich. Mal einen Monat, mal 6 Monate, es kommt drauf an, wie viel Spaß es mir macht dich zu vögeln.“ Ich sehe in seinem Blick keine Belustigung, er meint es vollkommen ernst. Es kommt also darauf an wie viel Spaß es ihm macht mit mir zu schlafen? Ich habe doch keinerlei Erfahrung. Bei Henry musste ich es immer über mich ergehen lassen. Ich stelle mich darauf ein, dass die Sache mit Ryan schneller endet, als mir lieb ist. Ich sitze immer noch auf seinem Schoss und schaue in sein wunderbares Gesicht. Seine Züge sind unglaublich männlich. Sanft streiche ich mit einer Hand über seine Wange. Seine Haut ist unglaublich weich. Ich kenne diesen Mann überhaupt nicht, das einzige was er mir schon des Öfteren gezeigt hat ist, wie unverschämt er sein konnte. Trotzdem will ich ihn aus irgendeinem Grund nicht so schnell wieder hergeben. Ich beuge mich runter und küsse zuerst seine Wange, dann runter zu seinem Hals, dort bleibe ich und küsse ihn weiter. „Kate.“ Seine Stimme klingt anders als sonst, irgendwie heißer und erregt. „Geh dich fertig machen, wir fahren zu mir.“ Juhu, das geht ja jetzt doch schneller, als ich vermutet habe. Hatten meine Küsse also eine Wirkung auf ihn? Ich stehe schnell auf und eile in mein Zimmer. Glücklicherweise war ich heute Morgen Duschen, so muss ich das jetzt nicht mehr tun. Ich schlüpfe aus meinen Gammel Sachen und ziehe mir ein schwarzes Kleid an, dessen Länge meine Oberschenkel grade noch bedeckt. Darunter trage ich rote Spitzenunterwäsche. Ich will Ryan überzeugen, deswegen versuche ich alles, was ich kann. Dann ziehe ich ein paar schwarze Pumps an und gehe wieder ins Wohnzimmer. Ryan steht vom Sofa auf und belohnt mich mit einem anerkennenden Blick. Mehr brauche ich nicht. „Na dann mal los.“

 

Als wir eine halbe Stunde später vor einem großen Hotel zum stehen kommen, bin ich ein wenig enttäuscht. Hier kann er doch unmöglich seinen dauerhaften Wohnsitz haben. Dem Anschein nach bringt er die Frauen, mit denen er schläft hierher, damit sie sein richtiges Zuhause nicht kennen. Wir betreten das Hotel und gehen gar nicht erst zum Empfang, sondern direkt zu den Aufzügen. Zugegeben, das Hotel sieht äußerst luxuriös und teuer aus aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er hier drin wohnt. Wir betreten den großen Aufzug und ich frage mich wieder, ob man als Polizist so viel verdient, oder ob er bei seinem Daddy Geld schnurrt. Wir fahren nach oben und im 3. Stock steigt Ryan stumm aus, ich folge ihm. Er schließt die Tür zu seinem Zimmer auf und wir betreten es. Wie teuer ist wohl dieses Zimmer? Wahrscheinlich teurer, als mein ganzes Studium. Es ist alles sehr elegant in schwarz und weiß eingerichtet. Das Apartment sieht sehr schön aus, aber irgendwie wirkt es kalt, ihm fehlt die Persönlichkeit. Ryan packt mich plötzlich an den Hüften und drückt mich etwas unsanft gegen die verschlossene Tür und küsst mich. Manchmal geht er so rabiat mit mir um und das macht mir ungeheure Angst. Ich weiß was Henry mir angetan hat und denke immer, dass jeder Mann so ist wie er. Ich weiß, dass das falsch ist, aber ich kann nicht anders. Ryan küsst mich stürmisch und es ist wunderbar, aber mich überkommt die Panik und ich löse mich von ihm. „Was ist los?“ Es scheint ihm wohl nicht oft zu passieren, dass eine Frau sich von seinem Kuss befreit. „Geh bitte nicht so grob mit mir um.“ Was muss er wohl von mir denken? Dass ich ein ängstliches Kind bin wahrscheinlich. Auf einmal kommt mir wieder in den Sinn, dass Ryan mir mal gesagt hat, dass er mit meinem Körper Dinge anstellen will von denen ich noch gar nichts weiß. Auf was habe ich mich hier nur eingelassen? Kurz setzt Ryan einen Blick auf, den ich nicht deuten kann und der mir ganz und gar nicht gefällt. Dann lächelt er. „Kate. Wieso hast du nur dieses Kleid angezogen?“ Und so ignoriert man ganz gekonnt eine Bitte. Hat er sie jetzt zu Kenntnis genommen? Er muss es tun, sonst würde diese ganze Sache nicht funktionieren. „Gefällt dir das Kleid?“, frage ich ihn. „Ich will es dir vom Leib reißen.“ Zumindest hat das Kleid seine gewünschte Wirkung erzielt. „Dreh dich um.“, Ryan lässt mal wieder ganz den Boss raus hängen. Trotzdem drehe ich mich um und mein ganzer Körper fängt vor Nervosität an zu kribbeln. Mit seinen rauen und zugleich weichen Fingern streicht er über mein Schulternblatt, seine Küsse bedecken meinen Hals. Oh Gott. Wie macht er das nur? Warum löst er sowas in mir aus? Ich kann es kaum beschreiben. Als nächstes zieht er den Reisverschluss meines Kleides nach unten, das Kleid fällt mir vom Körper und ich stehe da in roter Unterwäsche. Seine Arme legen sich von hinten um mich und er fährt mit einer Hand unter meinen Bh und knetet meine Brust. Meine Brustwarzen werden augenblicklich Hart und die Lust breitet sich immer mehr in mir aus. Mit seiner anderen Hand fährt er nach unten und streicht über mein Geschlecht, jedoch über meinem Slip, was mich nahezu verrückt macht, weil ich seine Hand auf meiner Haut spüren möchte. „Na, gefällt dir das?“ Welcher Frau könnte das nicht gefallen. Ich nicke leicht. „Sag mir, ob dir das gefällt.“ Braucht er diese Bestätigung unbedingt? „Mir gefällt das.“ Er massiert mein Geschlecht mit kreisenden Bewegungen weiter, obwohl er immer noch über meinen Slip ist, merke ich, dass ich bereits feucht werde. „Willst du mehr?“

„Ja.“ Es kommt augenblicklich aus mir raus.

"Diese Unterwäsche ist hinreizend, aber nackt gefällst du mir noch besser." Seine Finger gleiten unter meinen Slip und setzen ihre Arbeit fort. Es entlockt mir ein Stöhnen und ich lege den Kopf in den Nacken. Ich bäume ihm meine Hüfte entgegen, weil ich mehr brauche, weil ich mehr will, ich will es so sehr. „Willst du gefickt werden, Kate?“, haucht er in mein Ohr. Wieso redet er nur so? Ficken. Wieso benutzt er diese schmutzigen Wörter? Ich weiß es nicht, trotzdem turnt es mich unglaublich an. „Ja, bitte“, antworte ich ihm. Seine Finger stoppen ihre Bewegung und er zieht sich von meinem Körper zurück. Unsicher drehe ich mich zu ihm um. Habe ich was Falsches getan? Er grinst nur und wirft mich mit einer schnellen Handbewegung über seine Schulter. Oh nein, wie peinlich, hoffentlich bin ich nicht zu schwer, aber bei seinen Muskeln kann man das wohl kaum erwarten. Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, denn der Ausblick auf seinen Arsch ist einwandfrei. Ich will ihm auch endlich seine Kleidung ausziehen. Das muss ich gleich erstmal machen. Als Ryan mich wieder runter lässt, schaue ich mich kurz um und finde mich im Schlafzimmer wieder. Auch hier ist alles schwarz weiß eingerichtet, selbst wenn das Futonbett sehr gemütlich aussieht, wirkt auch hier alles sehr kühl. Das gilt jedoch nicht für den Mann, der vor mir steht. Er sieht mich mit einem lustvollen Blick an und ich vergesse alles um mich herum. Ich möchte endlich seinen Körper sehen, also mache ich mich an seinem T-Shirt zu schaffen und ziehe es ihm kurzerhand über den Kopf, er hat keine Einwände. Ich muss mich anstrengen, damit mein Mund nicht offen stehen bleibt. Oh mein Gott. Ich hatte mir zwar immer gut vorstellen können, dass er Muskeln hat, aber das habe ich nicht gedacht. Ryan hat eindeutig ein Six Pack und seine muskulösen Arme schüchtern sicherlich jeden Gegner ein. Mit meinen Händen streiche ich über seine Brust und bin wieder über seine weiche Haut verwundert. „Babe, gefällt dir was du siehst?“ Wem gefällt dieser Anblick nicht? „Wie lange hast du trainiert, um solche Muskeln zu kriegen?“ Ich sehe zu ihm hoch. Eigentlich sollte mich seine Größe und seine Muskelmasse vollkommen einschüchtern, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich fühle mich vollkommen sicher. „Leg dich aufs Bett.“ Oh Gott. Mein ganzer Körper fängt an zu kribbeln, trotzdem möchte ich es nicht, denn ich möchte auch was für ihn tun. „Nein“, sage ich und fange an seine Hose aufzuknöpfen. „Jetzt bist du dran.“ Schnell packt er meine Handgelenke und zieht sie von seiner Hose weg. Sein Blick hat sich verändert, aber ich kann ihn nicht deuten. „Ich habe gesagt, dass du dich aufs Bett legen sollst, also mach das auch.“ Seine Stimme klingt leicht verärgert und ich weiß nicht was ich falsches getan habe. Ich möchte ihn fragen, aber verkneife es mir. Ryan lässt meine Handgelenke los und ich gehe zum Bett. Lege mich auf den Rücken und warte ab. „Spreiz die Beine.“ Wieso? Meine Beine sind zusammen gepresst, um das ziehen in meiner Mitte besser auszuhalten, aber jetzt Spreize ich sie. Ich höre wie er seine Hose auszieht. Endlich! Ryan kniet sich zwischen meine Beine und fährt mit seiner Hand vom Knöchel bis hoch zum Oberschenkel. „Deine Haut ist so weich, weist du das?“ Ich schließe die Augen und lasse alles auf mich wirken. Das Gefühl der Sanftheit in seiner Stimme und seiner Berührung. „So weich“, murmelt er, während er nach oben zu meinen Brüsten fährt. Mit einer schnellen Bewegung öffnet er meinen Bh, zieht ihn mir aus und wirft ihn beiseite. Wieder fühle ich mich nackt und möchte mich am liebsten bedecken, doch Ryan nimmt mir meine Zweifel. „Deine Brüste sind perfekt.“ Er küsst erst die rechte, fährt mit seiner Zunge über meine Brustwarze, welche sich sofort aufstellt und wiederholt das dann bei der linken. Mir entfährt ein leises stöhnen. Ich will ihn endlich in mir spüren. Als er mit seiner Hand wieder nach unten fährt und mir meinen Slip auszieht, hoffe ich, dass er endlich in mich eindringt, aber das tut er nicht. Stattdessen bearbeitet er mich mit kreisenden Bewegungen, lässt meinen Klitoris jedoch außen vor und treibt mich damit fast in den Wahnsinn. „Oh, Ryan.“

„Und du bist unglaublich feucht. So bereit für mich.“ Mir entfährt ein weiteres Stöhnen. „Bitte“, bettele ich, da ich es kaum noch aushalte. „Was bitte? Was möchtest du?“ Plötzlich dringt er mit zwei Fingern in mich ein, stößt sie rein und dann wieder raus. „Dich“, antworte ich ihm. Er lacht leicht. Ich bin kurz davor auf meinen Höhepunkt loszurasen, doch dann zieht er seine Finger wieder aus mir raus und schiebt sie in seinen Mund. „Kate, du schmeckst unglaublich gut.“ Ich kann die Röte, die mir ins Gesicht schießt, nicht aufhalten. Ryan ist unglaublich erotisch. Es ist mir zwar peinlich aber das ist wie vergessen, weil er mich einfach in seinen Bann zieht. So, wie er es wahrscheinlich bei allen Frauen macht, aber nicht mal daran will ich in diesem Moment denken. „Ich will dich ficken.“ Ja, bitte! Ich kann es kaum erwarten. Jeder Zweifel, den ich bezüglich dieses Arrangements hatte, ist wie weg geblasen. „Dann tu es.“ Er sagt nichts, jedoch kann ich hören, dass er seine Boxershort runter zieht und etwas öffnet. Wahrscheinlich das Kondom, denn ich habe ihm die Berichte meiner Frauenärztin noch nicht gegeben. Er streift das Kondom über. Ich spreize meine Beine für ihn weiter und kann es kaum abwarten. Dann dringt er endlich in mich ein. Wow. Ich kann kaum beschreiben, wie ich mich fühle. Es ist nicht mein erstes Mal aber trotzdem völlig anders. Ryan füllt mich aus und ich fühle mich sicher und geborgen, obwohl ich weiß, dass ich nur seine aktuelle „Muschi“ bin. Ich stöhne laut auf und kralle mich mit meinen Nägeln in seinen Rücken. Sein Rhythmus gefällt mir. Er ist schnell, aber nicht allzu hart, was mir zeigt, dass er meiner Bitte nachgeht nicht allzu grob mit mir umzugehen. „Oh, du bist so eng, wie eine kleine Jungfrau“, stöhnt Ryan. Wie eine kleine Jungfrau? Kein Wunder. Das letzte Mal Sex hatte ich vor 7 Monaten, eine ziemlich lange Zeit, deswegen wurde es langsam mal wieder Zeit. Er stößt weiter zu und küsst mich zwischen durch, was mir unglaublich gut gefällt. Ich schließe die Augen und konzentriere mich nur auf diese Gefühle, die ich grade spüre. Lust, Geborgenheit, Sicherheit. Es gefällt mir, mehr als es wahrscheinlich soll. Ich strecke ihm gierig meine Hüfte entgegen und er stößt härter zu. Im ersten Moment bin ich leicht geschockt, doch dann merke ich, dass es mir unglaublich gut gefällt. So gut, dass ich merke, wie ich immer weiter zu meinem Höhepunkt gleite, dann denke ich an die Dinge, die er mit seinen Fingern anstellt und an das, was er zuvor gesagt hat. Ich kann es nicht mehr aufhalten, mit einem lauten Stöhnen komme ich. Auch Ryan lässt nicht mehr lange auf sich warten und kommt. WOW. Wie macht er das nur?

Leider geht es viel zu schnell und er zieht sich aus mir raus und steht auf. Ich bleibe im Bett liegen, während er das Kondom entfernt. Dann kommt er zurück und ich freue mich darauf ihn wieder bei mir zu haben, doch dann verschwindet er wieder und ich höre kurz darauf Wasser angehen. Er duscht. Ich nehme mir die Decke und bedecke mich damit, weil ich mir total blöd vorkomme. Ryan lässt mich einfach so hier liegen. Kurze Zeit später kommt er zurück und zieht sich ohne ein weiteres Wort an. Wieso ignoriert er mich? Fand er es etwa so schlecht? Ich beschließe mich dazu, ihn einfach zu fragen. „Wie fandest du es?“ Ich komme mir sowas von blöd und unsicher vor.

„War okay.“ War okay? Das ist alles was er dazu sagt? Okay, dann konnte ich ihm wohl nicht das Gefühl geben, was er mir grade gegeben hatte. Beim nächsten Mal muss ich mich mehr anstrengen, wenn es überhaupt zu einem nächsten Mal kommt. „Soll ich dir was zu essen machen?“ Ich möchte definitiv noch etwas Zeit mit ihm verbringen. „Nein, ich bringe dich jetzt nach Hause. Milbrook hat bald Dienst für dich. Zieh dich an.“ Wie kann er nur so sein? Erst sanft und plötzlich ein kaltes Arschloch? Ich bin traurig, mehr als das, unglaublich enttäuscht. Ich nicke nur, stehe auf und fange an mich anzuziehen.

 

Wir sprechen kein einziges Wort miteinander. Ich ziehe mich an und wir verschwinden direkt aus seinem Hotelzimmer. Anscheinend kann es ihm nicht schnell genug gehen, es kommt mir so vor, als würde er mich unbedingt loswerden wollen. Seine Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Während der Autofahrt denke ich darüber nach. Ganz okay. Ganz okay ist sicherlich ein Synonym für Grauenhaft. Und das finde ich schlimm. Denn ich fand den Sex wirklich wunderbar. Er hat mich alles vergessen lassen und ich habe mich zum ersten Mal seit langer Zeit super gefühlt. Ryan fährt ziemlich schnell, weswegen wir auch schnell ankommen. Ich mache die Tür auf und steige aus dem Auto. „Ich bringe dich hoch.“ Wow, der Herr kann ja noch reden, ich dachte schon, der Sex hätte ihm die Stimme geraubt, weil er ja so okay war! Ich nicke nur und versuche ihn so gut es geht zu ignorieren. An der Tür angekommen, krame ich den Schlüssel aus meiner Tasche. Ich schließe die Tür auf und gehe zur Wohnung, welche ich dann auch aufschließe. Dann betrete ich die Wohnung und bin wirklich erleichtert wieder hier zu sein, in meinem gewohnten Umfeld. Nun sehe ich Ryan an und weiß nicht wirklich was ich sagen soll. Eigentlich will ich grade gar nicht mehr mit ihm reden. Er hat mich wirklich schlecht behandelt. Wie einen „Ficki“, den er nicht schnell genug loswerden kann. Er kommt zu mir und packt mich an den Hüften, drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich ruf dich an Babe, wenn was ist, dann kannst du mich auch anrufen.“ Wie großzügig von ihm. Da kann ich im Moment auch drauf verzichten. Ich möchte einfach nur, dass er verschwindet, ich brauche eine Pause von ihm. „Okay bis dann.“ Er lässt mich los, geht einen Schritt zurück und fragt dann: „Ist irgendwas? Geht es dir gut?“

„Bei mir ist alles okay. Bis dann, Ryan.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, drehe ich ihm den Rücken zu und gehe in mein Zimmer.

Kapitel 11

Ich bin froh, dass Ryan die nächsten Stunden nicht auf mich auf passen muss, denn ich brauche wirklich eine kleine Pause, denn es hat mich wirklich sehr mitgenommen, wie es nach dem Sex gelaufen ist. Jedenfalls stellt sich heraus, dass sein Kollege, Mr. Milbrook, ein sehr angenehmer Mensch ist. Er isst mit mir und Melanie zu Abend und erzählt uns ein paar Dinge von sich. Danach guckt er mit uns Fernseh und es macht wirklich Spaß, da er immer ein paar Bemerkungen macht, die mich zum Lachen bringen. „So ich bin mal ins Bett. Die Ausnüchterung heute war wirklich sehr anstrengend“, sagt Melly und geht dann ins Bett. Ich bin irgendwie noch gar nicht müde. „Und war Ihre Ausnüchterung auch so anstrengend?“, fragt Mr.Milbrook. Irgendwie ist es komisch, dass wir uns noch Siezen, immerhin verbringt er jeden Tag hier. „Sie können mich Kate nennen. Und nein meine Ausnüchterung war nicht so anstrengend.“ Das Einzige, was sich als anstrengend erwiesen hatte, war der liebe Ryan. „Ich bin Marc. Mir kommt das Sie schon die ganze Zeit so förmlich vor.“

„Ja mir auch.“ Gut, dass wir da einer Meinung sind. Ich bin froh, dass wenigstens einer der Polizisten nett ist und nicht so ein voll Arsch. Irgendwie interessieren mich die Männer, die mich beschützen und da ich von Ryan nichts erfahre, entscheide ich mich dazu, Marc zu fragen: „Erzähl mir was von dir. Wie bist du Polizist geworden?“

„Da gibt es nicht wirklich viel zu erzählen. Mein Vater war ein Polizist und er war immer mein Vorbild, also wollte ich es ihm gleich tun. Außerdem liebe ich diesen Job. Ich helfe gerne anderen Menschen.“ Das klingt wirklich sehr schön, aber wieso war sein Dad Polizist? Ist ihm was passiert?

„Wieso ist dein Vater kein Polizist mehr? Hatte er einen Arbeitsunfall oder sowas, weswegen er nicht mehr arbeiten kann? Oder ist er einfach im Ruhestand?“ Sowas sieht man ja oft im Fernsehen.

„Er ist tot.“ Mehr sagt Marc nicht und das braucht er auch nicht. Ich bin ja sowas von Taktlos. Das hätte ich mir auch selbst denken können. „Das tut mir wirklich leid. Willst du drüber reden?“

„Ich bin darüber hinweg. Er starb bei einem Einsatz. Mein Vater war grade dabei ein ganz großes Tier festzunehmen. Doch das Tier kam ihm zuvor. Er hat ihn erschossen.“

„Oh Gott, konnte man den Mörder deines Vaters denn wenigstens festnehmen?“ Marc tut mir unglaublich leid. Sowas miterleben zu müssen, muss unglaublich schwer sein. Aber ich finde es schön, dass er mit mir darüber redet, auch wenn es nicht das beste Thema für eine Unterhaltung ist. „Er hat seine Strafe bekommen. Auch er wurde erschossen und vorher gefoltert.“

„Hast du das getan? Wolltest du dich an ihm rächen?“ Gefoltert klingt nicht nach einer üblichen Vorgehensweise der Polizei, eher nach Rache.

„Nein. Es war Ryan.“ Okay das schockiert mich wirklich. Diese Erkenntnis ist wirklich monströs. Ryan? Er hat diesen Mann gefoltert und getötet. Klar, als Polizist nimmt man vielleicht mal ein Leben aus Notwehr, aber aus Rache?

„Ryan? Aber wieso?“ Marc lächelt und es sieht wirklich bezaubernd aus, auch wenn es ein sehr trauriges und nachdenkliches Lächeln ist. Ich lege meine Hand auf seine und streiche sanft darüber, um ihn ein wenig zu trösten. Mir ist gar nicht wirklich bewusst, was ich hier tue, aber das ist unwichtig, denn ich will für Marc da sein.

„Ich konnte diesem Serien Mörder nicht in die Augen sehen. Gleichzeitig wollte ich auch nicht in der gleichen Welt wie er leben. Ryan wollte mir mein Leid nehmen. Auch wenn man sowas nicht macht, das weiß er, aber ich war ihm wichtiger.“ Das ist so rührend, dass ich die Tränen zurück halten muss. Egal wie kalt Ryan sein mag, er tötet für die Menschen, die er liebt. „Wurde er dafür denn nicht bestraft?“ Sowas zieht doch sicher Konsequenzen nach sich. Man darf einen Menschen nicht einfach umbringen, auch nicht als Polizist. „Ryan ist intelligent. Er weiß, was er tut. Wir haben es so aussehen lassen, als wären wir von diesem Schwein angegriffen wurden und natürlich mussten wir uns wehren. Ich und Ryan hatten gemeinsam Dienst, der Mann lag tot am Boden, es blieb ihnen nichts anderes übrig, als uns zu glauben.“ Ich weiß gar nicht, was ich denken soll. Finde ich es toll, dass Ryan sich so für seinen Freund einsetzt? Oder macht es mir Angst, dass es skrupellos mordet und lügt? Ich schüttele den Kopf, denn ich möchte da grade nicht drüber nach denken. Stattdessen versuche ich ein anderes Thema anzusprechen: „Seit wann kennst du Ryan schon?“

„Wir kennen uns seit der zehnten Klasse. Wir waren sofort beste Kumpels und danach haben wir die Polizei Ausbildung gemeinsam angefangen.“

„Das klingt wirklich nach einer wahren Freundschaft.“

„Oh ja, das ist es.“ Er sieht auf einmal sehr Gedankenverloren aus, als gäbe es noch mehr Sachen, die er und Ryan zusammen getan haben. Aber diese eine Geschichte reicht mir erstmal für einen Abend. Ich und Marc reden noch eine ganze Weile über viele Dinge. Mit ihm kann man sich wirklich gut unterhalten, ich denke nicht mal mehr an Ryan, weil ich so in unsere Unterhaltung vertieft bin. Wir reden bis in die Nacht und schlafen dann irgendwann beim Fernseh gucken auf dem Sofa ein.

 

„Was zum Teufel?“, höre ich eine laute aufgebrachte Stimme. Es ist nicht irgendeine Stimme, es die von Ryan. Ich öffne die Augen und merke, dass Marc seinen Arm um mich gelegt hatte und ich an seiner Brust eingeschlafen war. Scheiße, wie musste das nur für Ryan aussehen? Er sieht wütend aus, nein schlimmer noch, er sieht sehr wütend aus. Marc blinzelt auch und erstarrt, als er den wütenden Ryan erblickt. „Was soll das?“, schreit Ryan. Ich höre ihn zum ersten Mal schreien und es ist ganz und gar keine schöne Angelegenheit. „Es ist nicht wie es aussieht“, erklärt Marc schnell und steht auf, während ich immer noch schockiert sitzen bleibe. Er hat recht, es ist wirklich nicht, wie es aussieht. Wir sind beim Fernseh gucken eingeschlafen und haben uns im Schlaf wahrscheinlich etwas angenähert. Ryan packt Marc am Kragen und sieht ihn weiterhin Wutentbrannt an. „Was habt ihr getan? Hast du sie gefickt?“ Wie bitte? Meint er das Ernst? Denkt er sowas etwa von seinem Kollegen und Freund? „Nein habe ich natürlich nicht. Wieso regst du dich so auf? Hast DU sie etwa gefickt?“

„Nein natürlich nicht, das ist unter meiner Würde.“ Autsch. Das tut weh. Wie kann er sowas nur sagen? Das ist wirklich krass. Natürlich soll er nicht sagen, dass wir miteinander schlafen, aber das finde ich wirklich heftig. „Dann reg dich gefälligst nicht so auf. Wir haben nur gelabbert und sind dann eingeschlafen. Lass mich los.“ Marc schubbst Ryan von sich weg. Ich sitze auf dem Sofa und frage mich, was hier eigentlich passiert. Wieso ist Ryan ein solches Arschloch, während Marc das Gegenteil zu sein scheint? Wie können zwei Menschen so verschieden sein. Und eine noch bessere Frage: Wie können zwei so unterschiedliche Menschen so gut miteinander befreundet sein? „Ich bin dann mal weg. Ryan hat jetzt Dienst, tschüss Rose.“

„Bis dann Marc.“ Kaum ist Marc draußen, geht das Theater auch schon los. „Ihr Duzt euch? Hat er dich angefasst?“ Jetzt stehe ich auf. „Weißt du was Ryan? Sei einfach leise. Marc ist eine wesentlich bessere Gesellschaft als du.“ Okay das ist wirklich gemein, aber ich kann nicht mehr nett sein, nicht nach all dem was er schon gesagt hat. Ryan packt mich am Arm. „Ich wollte das grade nicht sagen. Ich war so sauer, weil ich dich mit ihm gesehen habe. Ich dachte, er hat dich angefasst. Du gehörst mir, keiner darf dich haben.“ Ich weiß nicht, ob ich das krank oder süß finden soll. Das, was er gesagt hat, werde ich nicht vergessen aber ich lasse es für den Moment auf sich beruhen. „Ist schon okay. Wir haben uns nur unterhalten und sind dann irgendwann eingeschlafen." Er guckt immer noch skeptisch und sagt dann: „Okay. Ich habe dich vermisst. Ich habe die ganze Zeit an deine feuchte Möse gedacht." Okay das ist sehr direkt und bringt meinen Körper zum Kribbeln. „Und wie weich sich deine Haut anfühlt." Oh Gott, er kann das so gut. Grade noch wollte ich ihn stehen lassen und am liebsten nie wieder mit ihm reden und jetzt ist es so. Er ist dabei mich zu verführen. Ryan küsst mich und jetzt ist es erst recht um mich geschehen. Ich liebe es von ihm geküsst zu werden. Ich bin allgemein gerne mit ihm zusammen, denn mit ihm vergesse ich alles um mich herum, es ist als wäre ich für die Zeit mit ihm in einer anderen Welt. Natürlich erwidere ich seinen Kuss und lege meine Hände um seinen Hals, lasse einfach alles geschehen.

 

Und wieder liege ich alleine und abserviert im Bett. Ryan und ich hatten Sex und dann konnte er wieder nicht schnell genug verschwinden. Das Schlimme ist aber, dass er nebenan sitzt, während ich hier ganz alleine im Bett liege. Den Sex finde ich nach wie vor wunderbar, aber ich habe das Gefühl, dass irgendetwas bei der ganzen Sache nicht stimmt. Als würde Ryan mir etwas verheimlichen. Ich wünsche mir zu sehr, dass er jetzt neben mir liegt, aber stattdessen bin ich hier alleine und den Tränen nahe. Ja, mir war klar, dass es vollkommen unverbindlich sein sollte, trotzdem finde ich es schlimm, dass er keine 5 Minuten nachdem er gekommen ist, verschwindet. Anscheinend bin ich nur seine Spermaablage. Naja, zumindest ist der Sex grandios, sonst wäre es wahrscheinlich noch schrecklicher. Ich stehe auf und flitze unter die Dusche. Nach dem Anziehen verlasse ich mein Zimmer und gehe in die Küche. Ryan telefoniert und schenkt mir keine Beachtung. Dann tue ich es ihm gleich. Ich muss jetzt etwas kochen, er muss was essen und ich auch, außerdem wird Melanie sicher von der Arbeit kaputt sein. Ich entscheide mich dazu Pizza selbst zu machen, also bereite ich den Teig vor. Als ich damit fertig bin, belege ich ihn und dann kommt er auch schon in den Ofen. Ich höre vom weiten mein Handy klingeln und eile in mein Zimmer. Es ist eine nicht eingespeicherte Nummer. „Ja?“

„Hallo, spreche ich mit Ms. Heal?“

„Ja hier ist Kate Heal. Wer spricht denn da?“ Leider kommt mir die Stimme am Ende der Leitung nicht bekannt vor. Jedenfalls ist sie männlich.

„Hier spricht Garrick Wilson von Entron. Ich rufe bezüglich Ihrer Bewerbung an." Oh wow, das geht ja schnell. Kurz nach dem Vorfall mit Henry, habe ich die Bewerbungen abgeschickt, da ich endlich wieder einen geregelten Alltag will und dringend Geld brauche.

„Nun ja, es sieht sehr gut aus. Wir suchen zurzeit eine Kellnerin. Haben Sie noch Interesse?"

„Ja natürlich", sprudelt es sofort aus mir aus. Ich brauche wirklich dringend Geld.

„Super, können Sie nächsten Samstag zum Probearbeiten kommen?“ Okay, das ist immerhin noch eine Woche hin. Es gibt nur ein Problem: Die Polizisten. Wie soll ich Mr. Wilson erklären, dass ich Polizeischutz habe. Diese Stelle würde ich ganz bestimmt nicht kriegen. Egal, darum kümmere ich mich später.

„Klar. Bis Samstag dann.“

„Tschüss.“ Er legt auf und ich drehe mich um, gehe in die Küche und sehe, dass Ryan mich wieder anschaut. Wow. „Mit wem hast du gesprochen?", fragt er mich. Sein Tonfall ist ganz normal. „Ich…muss mit dir reden. Es geht um eine wichtige Angelegenheit." Ryan kommt sofort auf mich zu und sieht zu mir runter: „War das Henry, hat er versucht dich zu kontaktieren?“

„Oh mein Gott. Nein. Keine Sorge. Es geht um jemanden, der mir einen Job anbietet.“ Ich finde es süß, dass er direkt so besorgt wirkt, wenn er an Henry denkt.
„Wie heißt er? Um was für einen Job geht es?“

„Garrick Wilson. Ein Job als Kellnerin." Ryan schnaubt verächtlich. „Auf keinen Fall."

„Ryan…bitte. Ich weiß, dass es kein idealer Job ist, aber ich brauche das Geld wirklich dringend. Es ist nur zum Übergang, bis ich etwas Besseres gefunden habe."

„Warum willst du diesen Job überhaupt machen?", fragt er mich und sieht zu mir runter. Ich bewundere es, wie schön er ist, sogar wütend. Allerdings verstehe ich seine Frage nicht. Wieso will man wohl einen Job haben? Um Geld zu verdienen natürlich. Es ist mir peinlich ihm das zu sagen, aber mir bleibt nichts anderes übrig. „Ich brauche das Geld. Deswegen will ich diesen Job unbedingt antreten.“ Sein Blick verändert sich und ich kann Mitleid darin sehen. Er hat Mitleid mit mir, weil ich nicht genug Geld habe. Das finde ich schlimm. Ich brauche kein Mitleid, ich bin immer gut klar gekommen. Ryan nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich kurz. Natürlich erwidere ich und genieße diesen Kuss. „Babe, Geld spielt keine Rolle. Ich kann dir alles geben, was du brauchst. Ich stelle dir gleich einen Check aus." Und das ist genau das, was ich nicht möchte. Ich will keine Abhängigkeit, ich will mir mein Geld selbst verdienen. Ich möchte kein Geld von anderen. Ich finde es zwar süß, dass er mir einfach so einen Check ausstellen würde, aber das kann und werde ich nicht annehmen. Das geht einfach nicht. „Nein Ryan. Ich verdiene mir mein Geld selbst. Woher hast du eigentlich so viel Geld? Als Polizist verdient man sicher nicht so viel." Wir müssen zwar darüber sprechen, ob ich nun in der Bar anfangen kann, aber die Gelegenheit ist grade perfekt, um heraus zu finden, woher er sein ganzes Geld hat. Die sanfte Seite, die er mir grade kurz wieder gezeigt hat, ist verschwunden und der kalte Ryan ist wieder da. „Das hat dich nicht zu interessieren." Er lässt von mir ab und geht zurück ins Wohnzimmer, setzt sich dort auf die Couch. Ich schüttele den Kopf und schaue nach der Pizza, die nun fertig ist. Wie soll es nur weiter gehen? Wird Ryan über mich und mein Leben bestimmen, während ich nicht mal eine Kleinigkeit über ihn wissen darf? Ich wünsche mir, dass Ryan etwas mehr wie Marc wäre. Das wäre soviel einfacher. Aber ich gebe nicht auf. Ich hole die Pizza aus dem Ofen und schneide sie vorsichtig. Mein Hunger ist mir vergangen, deswegen nehme ich zwei Stücke, lege sie auf einen Teller und gehe ins Wohnzimmer. „Hier, ich habe was zu essen gemacht." Ryan schaut zu mir auf und für einen kurzen Moment glaube ich, dass er das Essen wieder ablehnt, aber dem ist nicht so. „Danke." Ich nicke nur und setzte mich stumm neben ihn. Er scheint Hunger zu haben. Ich beobachte ihn unauffällig beim Essen. Es hört sich zwar dumm an, aber ich finde es schön, ihn essen zu sehen. Sonst sehe ich ihn immer nur aus dem Bett verschwinden, indem ich liege. Er isst seine Stücke schnell auf. „Willst du noch was? Es ist genug da?"

„Wo ist dein Essen?", fragt er mich, anstatt mir eine Antwort zu geben. „Ich habe keinen Hunger." Dann steht er einfach auf und geht in die Küche. Was hat er jetzt wieder vor? Vielleicht will er sich noch was zu essen besorgen. Immerhin hat er die zwei Stücke ja ganz schnell gegessen. Als er zurück kommt, bin ich etwas überrascht. Er hat zwei Teller in der Hand. Einmal seinen eigenen Teller und noch einen. Ryan setzt sich neben mich und stellt die Teller auf dem Wohnzimmertisch ab. „Du musst etwas essen. Das ist wichtig. Ich möchte nicht, dass du abmagerst oder dass es dir nicht gut geht, weil du zu wenig isst.“ Oh, das ist unerwartet und irgendwie total süß. Sorgt er sich vielleicht doch mehr um mich, als er zugeben möchte?

„Okay." Er reicht mir meinen Teller und wir fangen beide an zu essen. Die Pizza schmeckt wirklich gut und ich bin echt zufrieden. Ryan sagt zwar nichts zu der Pizza, aber ich nehme an, dass sie ihm schmeckt, sonst würde er sicher keinen Nachschub nehmen. Als ich fertig mit dem Essen bin, starte ich einen neuen Versuch und sage: „Ist dein Vater der Chef von Johnson&Kimlan Media?"

„Ja das ist er", gibt er mürrisch von sich. Aber ich lasse mich davon nicht abschrecken, ich möchte mehr wissen. „Hast du deswegen so viel Geld? Steckt dir dein Vater was zu? Er ist immerhin reich." Ryans Kopf fährt herum und er sieht mich wütend an. Okay, was habe ich jetzt schon wieder falsches gesagt? „Du solltest den Mund halten, wenn du keine Ahnung hast, mein Vater steckt mir gar nichts zu. Ein Teil der Firma gehört mir.“ Oh, das hätte ich nicht gedacht. Er arbeitet als Polizist und nebenbei noch bei der Firma? Jedoch kommt es mir so vor, als würde er einen Groll gegen seinen Vater hegen. „Achso, okay.“ Ich freue mich, denn endlich weiß ich etwas mehr über ihn, auch wenn es nur wenig ist, reicht es mir fürs erste, besser als gar nichts. „Danke“, sage ich leise.

„Möchtest du noch was essen?“ Vielleicht hat er ja noch Hunger. „Nein danke, bist du satt geworden?“

„Ja danke.“ Keiner von uns beiden sagt etwas. Und wieder muss ich an sein War okay denken. Ich beschließe etwas zu tun. „Naja, ein Nachtisch würde schon noch passen", sage ich und setze einen Blick auf, von dem ich denke, dass er sexy aussieht. „Ach echt?", entgegnet er und grinst.

„Dagegen habe ich nichts einzuwenden." Er packt mich und küsst mich leidenschaftlich. Doch leider haben andere Menschen schon etwas dagegen einzuwenden, denn es klingelt an der Tür. Ryan steht auf. „Bleib hier." Wer das wohl schon wieder ist? Ryan geht zur Tür und beantwortet meine Frage, als meine Mum reingeplatzt kommt. „Oh mein Gott, mein Kind, geht es dir gut?“ Ich stehe auf und lasse zu, dass sie mich in ihre Arme schließt. „Ich habe gehört, was passiert ist. Erin hat es mir erzählt." Erin, wenn ich ihn das nächste mal sehe, muss ich ihn fertig machen. „Setz dich Mama." Sie setzt sich. Ryan hält Abstand zu uns. „Was hat Erin denn gesagt?", will ich wissen, es kann ja sein, dass er ihr nicht alles erzählt hat. „Alles. Darunter auch, dass du dich überanstrengst." Das war ja sowas von klar. Erin weiß ganz genau, dass meine Mutter mir eine Standpauke halten wird, deswegen hat er ihr das auch gesagt. „Mama mir geht es wirklich gut. Ich trete demnächst einen neuen Job an."

„Einen neuen Job?", fragt sie mich empört.

„Ja, als Kellnerin. Ich möchte mir mein eigenes Geld verdienen."

„Auf gar keinen Fall. Das hast du schon mal getan und wie das geendet ist wissen wir beide. Mit Polizeischutz, der dich nicht aus den Augen lässt. Das wird dir in der Zukunft schaden." Sie macht mich rasend. Ja ich weiß, dass sie nur das Beste für mich möchte, aber ich weiß schon was ich tue. Und selbst wenn ich einen Fehler begehe, dann ist das nun mal so. Menschen machen Fehler, daraus lernt man ja schließlich. „Es ist mein Leben und ich lasse mir da von keinem rein reden.“

„Du bist so stur, Liebes. Wir reden ein anderes mal darüber. Ich bin gekommen, um zu erfahren wie es dir geht und nicht, um mich mit dir zu streiten." Typisch meine Mutter. Natürlich will sie sich nicht streiten, das will sie nie, trotzdem passiert es immer wieder. „Mir geht es gut. Wirklich gut. Und dir?" Ich setze ein strahlendes Lächeln auf und weiß ganz genau, dass ich sie damit täuschen werde. Ich täusche alle mit diesem Lächeln. Dieses Lächeln, das sagt: Mir geht es gut.

Aber dahinter verbirgt sich etwas ganz anderes. Etwas, das ich den Menschen, die ich liebe, niemals zeigen werde. Es würde sie zu traurig machen und das möchte ich nicht. Wenn ich mit einem gespielten Lächeln dafür sorgen kann, dass sie sich gut fühlen, dann tue ich nichts lieber als das. „Mir geht es gut, wenn es dir gut geht.“ Wenn du wüsstest, Mama. Ich nicke nur und schaue sie an. Sie sieht so aus, als würde sie jeden Moment wieder aufbrechen, also genieße ich ihre Anwesenheit in vollen Zügen. Meine Mutter steht auf und geht zu Ryan. Oh nein, was hat sie vor. „Und Sie? Passen Sie auch gut auf meine Tochter auf?" Sie wird doch wohl nicht irgendeine peinliche Mutter Nummer abziehen? Aber noch mehr Angst habe ich vor Ryans unfreundlicher Art. Meine Mutter kann Unfreundlichkeit gar nicht ausstehen. Jedoch werde ich überrascht. „Ja Ma´am, ich beschütze sie mit meinem Leben." Das ist wirklich süß. Wieso kann er zu mir nie so freundlich sein? Ryan setzt ein Lächeln auf, dass ich bei ihm noch nie gesehen habe und es ist wirklich zum dahin schmelzen, aber meine Mutter lässt sich davon nicht so beeindrucken wie ich. „Das hoffe ich für Sie." Dann geht sie zur Tür und ich folge ihr, um sie zu verabschieden. „Pass auf dich auf meine kleine. Ruf mich an, wenn was ist." Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn und geht dann aus der Wohnung. „Ja mache ich, das gleiche geht für dich." Als sie weg geht bin ich ein bisschen traurig, aber so geht es mir immer. Auch wenn sie ziemlich nervig sein kann, liebe ich sie und verbringe gerne Zeit mit ihr. Leider ist die Zeit wirklich begrenzt. Aber das ist ein Grund jeden Moment voll und ganz auszukosten.

Ryan schließt die Tür hinter uns und die Stimmung von grade ist vollkommen verflogen. Er hat sich wieder dazu entschieden nicht mit mir zu reden, also gehe ich in mein Zimmer und lerne ein wenig.

 

Kapitel 12

Am Montagmorgen bin ich auf dem Weg zur Uni. Dieser Ganze Polizeischutz hat wirklich etwas Gutes. Ich werde immer zur Uni gefahren. Dann muss ich nicht selbst durch die vollen Straßen gurken und kann auf dem Weg dorthin immer richtig schön entspannen. Ein Vorteil, der mir wirklich sehr gut gefällt. Ich schaue aus dem Fenster und genieße noch kurz die Zeit, bevor ich gleich wieder lernen und mich anstrengen muss. Marc sitzt am Steuer, er hat wieder Dienst. Zwischen Ryan und mir ist nichts mehr gelaufen, ich habe mich auf mein Zimmer verzogen und er hat sich auch nicht die Mühe gemacht, zu mir zu kommen. Aber um ehrlich zu sein war es mir egal, ich hätte zwar zu ihm gehen können, habe ich aber nicht gemacht, denn ich war mit lernen beschäftigt. Und warum soll ich zu ihm gehen, wenn er auch zu mir kommen könnte? Da sich die Art von Beziehung, die wir haben so wie so nur auf Sex bezieht, muss ich ja nicht versuchen Zeit mit ihm zu verbringen.  Als Marc dann kam, ist Ryan nur widerwillig gegangen. Wahrscheinlich hat er daran gedacht, wie er mich und Marc aneinander gekuschelt entdeckt hat. Nachdem Ryan gegangen war, war ich auch wieder etwas entspannter. Ich bot Marc ein Stück Pizza an, was er gerne aß. Zusammen mit ihm und Melanie schaute ich dann wieder ein bisschen Fernseh und wir unterhielten uns über Mellys Job. Sie hatte einige lustige Geschichten zu erzählen. Leider kam ich nicht richtig dazu mit ihr über ihren One Night Stand oder was auch immer das war zu sprechen, das muss ich definitv noch nachholen. Marc sagt während der Autofahrt nichts, denn er weiß, dass ich immer nervös bin, bevor die Uni los geht. Vorallem seitdem ich diesen Schutz habe. Ich will mich ja nicht beschweren, ich fühle mich wirklich sicher, aber manchmal nervt es wirklich. Zum Beispiel, wenn ich Besuch bekomme und die Polizisten meine Gespräche mit hören.

An der Uni angekommen, steige ich aus dem Wagen und bedanke mich bei Marc. „Ich bleibe in der Nähe“, sagt er und ich nicke. Glücklicherweise trägt er diese Polizeiuniform nicht mehr. Beide tun das auf meine Bitte hin nicht mehr. So einen auffälligen Schutz brauche ich nicht. Es reicht ja, wenn ich weiß, dass sie mich beschützen. Ich gehe zum Gebäude und betrete es. Ich bin nicht spät dran, sondern genau pünktlich, deswegen gehe ich zu meinem Saal. Ellie sitzt schon da, so wie immer. Mir fällt ein, dass ich seit der Party gar nicht mehr mit ihr geredet habe. Oh mist, sie wird sicher wissen wollen, wo ich abgeblieben bin. Aber zum Glück war sie mit ihrem Freund da, also nicht alleine. „Hey“, begrüßt sie mich mit einem Lächeln im Gesicht. „Hey, wie geht es dir?“

„Super und dir?“

„Ja mir auch.“ Ich bin froh, dass sie nicht nach der Party fragt. Ellie ist eigentlich kein nachtragender Mensch. „Mit deinem Freund alles gut?“

„Oh ja, mehr als das. Ich bin total glücklich mit ihm. Das kannst du dir gar nicht vorstellen.“ Doch, leider kann ich mir das schon vorstellen. Es ist dieses Hoch-Gefühl, dass man bekommt, wenn man frisch verliebt ist. Man denkt alles mit diesem Menschen durch stehen zu können, man denkt an nichts schlechtes, während es sich im Hintergrund schon bereit macht dich zu vergiften. Aber so muss es nicht bei allen sein. Ich glaube an die wahre Liebe. Ich liebe Schnulzen, ich glaube an Happy Ends. Nur weil es bei mir grausam war, heißt es nicht, dass es bei allen Paaren so sein muss. Ellie ist glücklich und das möchte ich ihr für den Moment nicht verderben. Falls es ihr irgendwann mal schlecht gehen sollte, dann werde ich für sie da sein. „Das freut mich sehr. Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin, oder?“

„Natürlich weiß ich das. Und ich auch für dich.“ Ich nicke fröhlich. Es ist mir wirklich wichtig, dass sie weiß, dass sie immer zu mir kommen kann. Wie habe ich es eigentlich die ganze Zeit ohne sie ausgehalten? Immerhin hatte ich gar keinen Kontakt mit ihr, als ich mit Henry zusammen war. Ein wirklich grässlicher Gedanke. Liebend gerne möchte ich sie fragen, ob wir etwas unternehmen können, aber das halte ich im Moment nicht für angebracht. Ich möchte ihr nicht auch noch den ganzen Polizeischutz erklären. Deswegen muss ich jegliche Verabredungen erst mal meiden.

Die Stunde verläuft wirklich sehr gut. Es macht mir Spaß und ich bin wirklich abgelenkt, was diese Stunde noch viel wertvoller macht. Die zweite Lesung ist allerdings nicht mehr so gut wie die zweite, da der Dozent uns fragt, was wir nach der Uni machen möchten. Da ich noch keine Ahnung habe, ist mir das wirklich unangenehm und ich möchte am liebsten im Erdboden versinken. Oder vielleicht noch tiefer, damit man mich überhaupt nicht mehr findet. Ich bin schon immer eine Chaotin gewesen, die nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Und jetzt stehe ich vor einem wirklich großem Schritt. Ich liebe Journalismus und möchte beruflich auch in diese Richtung gehen aber ich weiß nicht, ob man mich aufnehmen wird. Werde ich einen Job kriegen? Ich muss mich einfach bewerben. Selbst wenn ich Angst vor den Absagen habe, die mich immer wieder runter ziehen. Ellie hat schon längst eine Stelle und ich bewerbe mich immer noch auf Kellner Jobs. Ich bin wirklich eine Idiotin, das kann ich nicht leugnen. Als die Stunde endlich vorbei ist, bin ich mehr als froh und gehe schnell aus dem Saal. Ich habe keine Lust auf noch eine Lesung, deswegen entscheide ich mich zu schwänzen und gehe schnell weg. „Kate?“, höre ich es von einer männlichen Stimme, ich drehe mich um und kriege einen Schreck. Vor mir steht Candon, ein Freund von Henry. Hilfesuchend blicke ich mich um und entdecke Marc endlich, will ihn rufen, doch dann sagt Candon: „Wenn du nicht willst, dass ich deine Schwester im Kindergarten besuche, dann lächel und umarm mich, so als wäre ich ein Freund.“ Meint er das ernst? Natürlich meint er das ernst, sonst würde er wohl kaum wissen, dass Melly im Kindergarten arbeitet. Das Schlimme ist, dass ich zu oft mit bekommen habe, wie er ohne mit der Wimper zu zucken jemanden K.O. schlägt.  Ich folge seiner Anweisung. Lächelnd umarme ich ihn. „Ich soll dir von Henry sagen, dass dies deine letzte Chance ist zu ihm zurück zu kommen.“ Warum nur? Was will dieser Mann von mir? Wieso ich? Es gibt so viele Frauen, und er hat auch viele Weiber gehabt, wieso wählt er dann von allen mich aus? Ich wünsche es wirklich keinem aber das ist einfach nur schrecklich. Selbst jetzt mit Schutz kann ich nicht glücklich sein. „Was ist, wenn ich nicht zu ihm zurückkomme?“

„Dann wird er dich und alle die dir lieb sind jagen.“ Jagen. Jagen. Er wird sie jagen und mich auch. Oh gott. Ich nicke nur. Candon löst sich von der Umarmung und lächelt mich an. „Überleg es dir Kate.“ Wie kann ich da noch überlegen? Ich muss zurück zu ihm. Wenn er mich jagen würde, könnte ich das noch tolerieren, aber nicht wenn er meine Familie angreifen will. Ich nicke nur und gehe dann zu Marc.

„Alles okay?“, fragt er mich, worauf hin ich wieder nur nicke. Ich bin grade nicht im Stande etwas zu sagen. Was bin ich eigentlich für eine Egoistin? Die ganze Zeit über war ich froh, dass die beiden Polizisten mich beschützen und habe nicht einmal daran gedacht, was mit meinen Liebsten ist. Ich darf jetzt einfach nicht mehr Egoistisch sein. Aber wie soll ich es schaffen aus dem Gewahrsam der Polizisten zu flüchten? Keiner von beiden lässt mich auch nur eine Minute aus den Augen. Während ich mit Marc zum Auto gehe, überlege ich fieberhaft. Am besten ist es, wenn ich Ryan sage, dass es vorbei ist und dass ich Henry noch zu sehr liebe und deswegen zu ihm zurück muss. Ja, so werde ich das machen. Das ist meine Entscheidung und Ryan muss sie akzeptieren. Zum Glück hat er heute Abend Schicht, so kann nichts mehr schief gehen. Dann bin ich heute Abend also wieder bei Henry. Wie wird das wohl laufen? Wieso stelle ich mir diese Frage eigentlich noch? Es wird mit Schläge und Geschreie anfangen und auch weiter gehen. Henry wird mir versprechen, dass er das nie wieder tut. Wie oft hat er das getan? Und bei jedem Mal, als er das sagte, starb meine Hoffnung, dass seine Worte die Wahrheit sein könnten, mehr. Egal, ich werde das schaffen. Ich habe es lange durchgehalten, also kann ich auch weiterhin stark sein. Für die anderen werde ich stark sein. Auf der Fahrt nach Hause sage ich kein Wort und grüble vor mich hin. Endlich angekommen, gehe ich direkt in mein Zimmer und packe meine Koffer. Marc hat zum Glück genug Respekt vor mir, um nicht einfach in mein Zimmer zu kommen. Deswegen setze ich mich an einen kleinen Schreibtisch und schreibe einen Zettel für Melanie, immerhin muss sie bescheid wissen. Ich muss sie alle täuschen, denn wenn jemand merkt, dass ich lüge, werden sie mich davon abhalten wollen, also schreibe ich:

Melly, wie du und Erin schon bemerkt habt, bin ich sehr gestresst in letzter Zeit. Das liegt jedoch nicht an der Uni, sondern daran, dass ich Henry unglaublich vermisse. Ich liebe ihn immer noch. Deswegen gehe ich zu ihm zurück, ich kann nicht ohne Henry. Ich melde mich bei dir, sobald ich kann.

Kapitel 13

Ich verziehe das Gesicht bei den Worten, weil sie die reinste Lüge sind, aber Melly wird mir das abnehmen und dann muss ich nur noch Ryan davon überzeugen. Nachdem meine Koffer gepackt sind, mache ich noch Hausaufgaben und dann höre ich Ryan schon die Wohnung betreten. Okay, durchatmen Kate, du schaffst das. Einfach immer lächeln, das klappt immerhin schon seit Jahren. Bevor Ryan in mein Zimmer kommt, klopft er an und das zum ersten mal, seitdem ich ihn kenne. „Hallo Schönheit“, sagt er gut gelaunt und meine Motivation ist dahin. Wieso macht er es mir grade heute so schwer? Kann er nicht mies gelaunt sein, so wie immer? Als er meine Koffer sieht, schlägt seine Laune um. Scheiße. „Was sollen die Koffer?“
„Ich gehe zu Henry zurück.“ Ich versuche es so locker zu sagen, wie es nur geht, was mir ganz und gar nicht leicht fällt.

„Was redest du da? Das tust du ganz bestimmt nicht.“

„Ryan, hör mir zu.“ Ich will ihm nicht weh tun, auch wenn ihm das wahrscheinlich alles am Arsch vorbei geht, trotzdem sagt man so etwas nicht. Es tut mir selbst weh sowas aus meinem Mund zu hören. „Ich bin auf die Sache mit uns beiden nur eingegangen, weil ich gehofft habe, dass ich dadurch Henry vergesse. Aber ich schaffe es nicht. Ich liebe ihn immer noch. Ich habe sogar versucht irgendwelche Gefühle für dich zu entwickeln, aber da ist nichts. Es wird immer Henry sein.“ Ich lächele ein wenig um meiner Aussage ein wenig Nachdruck zu verleihen. Doch Ryan lässt sich nicht täuschen. Er schleudert meinen noch offenen Koffer vom Bett, ich zucke zurück. Diese Reaktion erinnert mich irgendwie zu sehr an Henry. Doch Ryan ist nicht Henry, selbst wenn er ihm grade sehr ähnlich ist. Ryan kommt auf mich zu und packt mich an den Schulter. „Was ist in dich gefahren? Denkst du etwa, dass du mich mit dem Lächeln täuschen kannst? Ich bin nicht deine verdammte Mutter und jetzt sag mir was hier los ist.“ Wow, bis jetzt hat noch kein Mensch mein falsches Lächeln durchschaut, es ist immer durch gegangen, aber er durchschaut mich in wenigen Tagen. Ich muss es nochmal versuchen. Denk an deine Familie, Kate. „Ryan lass mich los, ich will zu Henry. Ich liebe ihn.“ Er verstärkt seinen Griff und drückt mich gegen die Wand hinter mir. Ich bekomme Panik, nicht weil er mich gegen die Wand drückt, sondern viel mehr, weil ich weiß, dass er mich nicht gehen lassen wird. Mir treten Tränen in die Augen. Und dann spricht Ryan so sanft mit mir, als könnte ich jeden Moment zerbrechen: „Kate, bitte sag mir was los ist. Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Ich beschütze dich mit meinem Leben, das meine ich ernst.“ So toll ich seine Worte auch finde, ich weiß nicht was ich tun soll. Soll ich es ihm sagen? Kann ich ihm vertrauen? Vielleicht wird ja auch ein Schutz für meine Familie eingesetzt. „Melly, meine Familie.“ Mehr bringe ich nicht raus, die Tränen laufen mir die über die Wangen. „Was ist mit ihnen Kate? Hey beruhig dich bitte.“ Er nimmt mein Gesicht behutsam in seine Hände und zwingt mich ihm in die Augen zu sehen. „Bleib ruhig und erzähl mir was los ist. Wir finden eine Lösung, du kannst mir vertrauen.“ Selbst wenn ich ihn nicht kenne und weiß, dass er ein Arsch sein kann, weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann. Ryan lässt mein Gesicht los und nimmt stattdessen meine Hand und zieht mich zum Bett. Ich setze mich hin und er setzt sich neben mich. „Und jetz sag mir was los ist.“ Weiterhin hält er meine Hand. „Henry, er hat mich bedroht. Ich muss zu ihm zurück gehen, sonst wird er meiner Familie schaden und alle die mir lieb sind.“ Ich schluchze und sehe auf unsere ineinander verschlungenen Hände. Es ist mir peinlich ihn so verheult anzusehen. „Wann hat er dir gedroht, Kate? Marc war doch bei dir.“ Bei der Erinnerung wie Henrys Freund mir in der Uni aufgelauert hat wurde mir schlecht. „Sein Freund. Er war in der Uni. Hat mir gedroht, dass er Melly besucht, wenn ich nicht so tue, als sei er mein Freund.“ Ich heule wie ein kleines Baby, Ryan legt mir einen Arm in die Schulter und drückt mich an sich. Das lenkt mich ein wenig ab, denn er riecht so gut. Ich will einfach allem entfliehen. Das alles macht mich zu fertig. „Beruhige dich meine schöne. Ich werde Verstärkung anfordern, die deine Familie aus der Ferne bewacht.“ Okay, das hätte ich wirklich nicht gedacht. Überrascht sehe ich auf, in seine wunderschönen blauen Augen. „Wirklich?“ Es klingt voller Hoffnung und total armselig und hilflos. „Ja. Warte kurz.“ Er steht auf und holt sein Handy aus der Tasche. Dann tippt er irgendeine Nummer ein und ruft jemanden an. „Wir brauchen Verstärkung. Bruce weiß worum es geht. Schickt Leute, die Kate Heals Familie aus der Ferne bewachen.“ Ja, meine Familie wird in Sicherheit sein und mehr zählt für mich nicht. Mehr brauche ich nicht um aufatmen zu können. Als Ryan auflegt stehe ich auf und springe ihm in die Arme. „Danke, ich weiß nicht, wie ich dir das jemals zurückgeben kann.“

„Ich aber. Lächele einfach wieder. Die Tränen stehen dir nicht.“ Was ist nur los mit ihm? So lieb und freundlich habe ich ihn wirklich noch nie erlebt. Es kommt mir so vor, als würde ein ganz anderer Mensch vor mir stehen und dieser Mensch ist wirklich wundervoll. Ich lächele und küsse ihn dann sanft. Er erwidert meinen Kuss, allerdings etwas drängender. Wir küssen uns weiter und lassen uns dabei rückwärts auf mein Bett fallen. Ryan liegt auf mir und ich spüre sein Gewicht. Aber es macht mir nichts aus, im Gegenteil es gefällt mir sein ganzes Gewicht zu spüren. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. „Du gehörst mir. Ich hätte niemals zugelassen, dass du zu ihm zurückkehrst.“ Klare Worte. Dieser wunderschöne Mann fängt an meine Bluse aufzuknöpfen und meine Nervösität nimmt wie immer zu. Er zieht eine Kussspur über meinen Bauch und ich schließe die Augen, genieße dieses Gefühl. Ein Gefühl der Leichtigkeit, das mich immer überkommt, wenn ich mit Ryan zusammen bin. „Du gehörst nur mir“, murmelt er und zieht seine Kussspur weiter nach unten. Ich gehöre ihm? Eigentlich meint der ja meinen Körper, wieso sagt er das dann nicht auch? Naja es ist mir eigentlich egal. Seine Küsse sind sanft und als er an meiner Hose ankommt, zieht er sie schnell aus. Ryan ist nicht besonders geduldig, das ist mir schon ein paar Mal aufgefallen. Aber darüber sehe ich gerne hinweg, besonders in dieser Situation. Das Einzige, was ich grade möchte ist ihn in mir zu spüren. Ich brauche das jetzt, brauche ihn. Es dauert nicht lange und er zieht meinen Slip auch aus. Oh gott, schon der Gedanke an den Sex lässt mich feucht werden. Ich finde es erschreckend, dass mich Gedanken feucht machen können. Er rutscht immer weiter nach unten und als er den Kopf zwischen meine Beine steckt, spreize ich sie. Stöhnend wölbe ich mich ihm entgegen, als er anfängt mich zu lecken. Oh mein Gott, gibt es etwas, was dieser Mann nicht beherrscht. Er bearbeitet mich weiter mit der Zunge und legt dann auch noch Hand an, indem er zwei seiner Finger in mich steckt. Ich stöhne laut auf und wölbe ihm meine Hüfte entgegen. Ich will, dass er endlich Sex mit mir hat. Ich lege meine Hände in seine Haare und versuche ihn hoch zu ziehen. „Was möchtest du?“ Muss er das eigentlich immer wieder fragen? Er braucht diese Bestätigung wirklich. „Ich will dich in mir spüren, Ryan.“ Ryan lacht leicht und ich frage mich, ob er mich auslacht. Dann steht er kurz auf und zieht seine Hose und Boxershort aus. Und zum ersten mal erhasche ich einen richtigen Blick auf seinen Penis. Wow, er ist wirklich schön. Es hört sich zwar komisch an aber so ist es. Er sieht genau so glatt aus, wie er sich anfühlt und die Größe ist auch beachtlich. Ich weiß, dass Ryan ihn noch nicht voll und ganz in mich rein gesteckt hat, aber er schafft es auch so mich auszufüllen. Ryan streift sich ein Kondon über, was er aus seiner Hosentasche gezogen hat und kommt wieder zu mir aufs Bett. „Dein Wunsch sei mir Befehl“, sagt er und dringt ohne eine weitere Vorwarnung in mich ein. Ich lege meine Beine um seine Hüfte, um ihn noch näher bei mir zu haben. Er beginnt sich rein und raus zu bewegen. Sein Tempo gefällt mir, es ist wunderbar und nicht zu schnell. Ich schließe die Augen und stöhne, genau so wie Ryan. „Du bist so eng.“ Manchmal frage ich mich, wie sich das für einen Mann wohl anfühlt, wenn eine Frau so eng ist. Aber es gefällt ihm auf jeden Fall, das merke ich. Er findet meine Lippen und küsst mich leidenschaftlich, ich liebe es ihn zu küssen, seine Zunge zu schmecken, einfach alles. Ryan legt seine Hand zwischen uns und fängt an meinen Kitzler zu stimulieren. Diese Gefühle sind unbeschreiblich und ihn in mir und seine Hände an meinem Klitoris zu spüren, ist besser als alles was ich je gefühlt habe. Ich merke wie die Hitze immer heftiger wird und wie sich mein Höhepunkt ankündigt. Mein Körper fängt an zu zucken und Ryan gibt mir den Rest, indem er sagt: „Keiner darf dich ficken. Nur ich, du gehörst mir.“ Ich weiß, dass er meinen Körper meint, aber es gefällt mir trotzdem ihn das sagen zu hören. Deswegen komme ich zum Höhepunkt und er kurz nach mir. Und dann folgt das gleiche Prozedere wie immer. Ryan zieht sich aus mir raus, entfernt das Kondom und verschwindet. Ich weiß zwar, dass er das immer macht, aber diesmal bin ich noch enttäuschter als sonst. Vorhin war er unglaublich sanft und ich habe wirklich gedacht, dass das so bleibt und er deswegen mit mir im Bett liegen bleibt. Naja, falsch gedacht. Ich liege hier alleine. Wie immer. Und die Tränen fangen wieder an zu fließen. Ich weiß selbst nicht warum. Ich bin einfach zu überfordert mit allem und dann immer wieder nach dem Sex liegen gelassen zu werden ist grausam. Außerdem habe immer noch das Gefühl, dass Ryan sich mit irgendwas zurück hält. Das macht mich verrückt. Ich möchte ihn fragen, habe aber Angst eine Antwort zu bekommen, die mich verletzt. Ich höre, dass Ryan nebenan mit jemanden telefoniert aber ich höre nicht was. Ich stehe auf und ziehe mir kurz was über, um ins Bad zu gehen. Dort angekommen, springe ich schnell unter die Dusche. Die Dusche tut wirklich gut, nach dem Einseifen spüle ich mich ab und gehe mit Bademantel in mein Zimmer zurück. Ich ziehe mir eine Jogginghose und ein T-Shirt über und verkrieche mich zurück ins Bett. Nachdem ich die Augen geschlossen habe, schlafe ich irgendwann ein.

 

 

Kapitel 14

Mein Handy klingelt. Ich gehe dran. „Ja?“ Es ist eine mir nicht bekannte Nummer. „Hallo Miss Heal. Hier spricht Officer Blenk.“ Officer wer? Wer soll das sein? Kenne ich ihn? Wahrscheinlich habe ich das wieder irgendwie verpeilt. „Was kann ich für Sie tun?“ Wahrscheinlich muss ich wieder irgendwelche Formalien unterschreiben wegen des Polizeischutzes oder so. „Es tut uns wirklich leid. Wir haben Melanie Stand tot aufgefunden. Sie wurde ermordet.“

Wie bitte? Melanie? Oh mein Gott, sie wurde ermordet. Nein. „Nein!“, schreie ich. „Nein, nein, nein.“

„Hey wach auf.“ Erschrocken öffne ich die Augen und sehe Erin vor mir. Wieso ist er hier? Ist Melanie tot? „Melanie? Ist alles okay mit ihr?“ Ich bin total verschwitzt. „Natürlich ist alles okay mit ihr. Wir machen uns viel mehr Sorgen um dich." Erleichtert atme ich aus und sehe Erin an. Er sitzt auf meinem Bett und nimmt mich in den Arm. „Seit wann hast du solche Albträume, was ist nur los mit dir?“ Ich bleibe so mit ihm sitzen und atme seinen Duft ein. Er riecht frisch geduscht und einfach nach Erin, ich liebe ihn so. Erin darf nicht wissen, dass ich diese Albträume schon seit geraumer Zeit habe, er würde alles Mögliche in Bewegung setzen und mich zu einem Therapeuten schicken. Also muss ich mal wieder einen Menschen belügen, den ich liebe. „Das war grade das erste Mal. Mach dir keine Sorgen.“ Erin nimmt mein Gesicht in seine Hände und zwingt mich ihn anzusehen. Sein Blick tut mir weh, er ist voller Kummer und Sorge. Ich möchte nicht, dass er sich wegen mir so fühlt. „Verdammt Kate, hör auf mir immer zu sagen, dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Du bist total aufgewühlt, gestresst und hast auch noch Albträume. Und dann taucht dieser Polizeischutz vor meiner Türe auf.“ Erin und Melanie haben so ein Drama in ihrem Leben wirklich nicht verdient. Für mich sind sie das Beste was mir passieren konnte, dass sie meine Stiefgeschwister sind, aber für sie bedeutet es nur das Gegenteil. „Es tut mir leid. Wirklich.“ Mir treten mal wieder die Tränen in die Augen. „Dir muss gar nichts leid tun. Erzähl mir nur was passiert ist.“ Ich nicke und fange an ihm das alles zu erzählen, dass Henrys Kumpel Melanie bedroht hat und ich daraufhin zu ihm zurück gehen wollte. Jedoch erfinde ich eine kleine Lüge und sage, dass mich das so belastet hat, dass ich deswegen schlecht geträumt habe. Von den Albträumen muss er nichts wissen. „Bist du vollkommen übergeschnappt?“ Ich verstehe seine Reaktion um ehrlich zu sein nicht ganz. Kann er das denn nicht nachvollziehen? „Du gehst zu diesem Mann zurück, um uns zu beschützen? Tu das nie wieder. Wir werden eine Lösung finden, um ihn für immer hinter Gitter zu bringen.“ Er meint es wirklich ernst. Aber wie sollen wir das nur anstellen? Es ist unmöglich. „Es tut mir leid, dass ihr wegen mir Polizeischutz habt, aber das ist die einzige Möglichkeit euren Schutz zu gewährleisten.“

„Es ist nicht schlimm Kate. Alles ist gut.“ Er drückt mich wieder an sich und ich schließe die Augen.

„Danke, dass du da bist.“

„Ich bin nicht der Einzige. Melanie ist früher nach Hause gekommen, wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht.“ Die beiden sind wirklich überwältigend, während ich mir nur Sorgen um sie mache, sorgen sie sich nur um mich. Wenn das mal keine Liebe ist. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Und dann überlegen wir, wie wir gemeinsam den Abend verbringen.“ Ich nicke und verlasse mit Erin das Bett und gehe mit ihm ins Wohnzimmer. Melanie steht da und ich springe ihr sofort in die Arme. Was hätte ich nur getan, wenn mein Albtraum war geworden wäre? Wie hätte ich mit dieser Schuld leben können? „Ich bin so froh, dass es dir gut geht“, sage ich zu ihr. „Und ich bin froh, dass es DIR gut geht“, erwidert sie. Ich habe gar nicht an Ryan gedacht, bis ich ihn in einer Ecke des Wohnzimmers entdecke. Jedoch schenke ich ihm keinerlei Beachtung. „Und was machen wir jetzt?“, meldet Erin sich zu Wort. „Ich wäre dafür, dass wir was trinken gehen. Vielleicht auch ein bisschen tanzen gehen. Ich und Kate könnten wirklich mal einen anständigen Mann an unserer Seite gebrauchen.“ Ich lache leicht. Typisch Melanie, sie denkt immer nur an Männer. Hatte sie nicht irgendwas von einem One Night Stand erzählt, den sie mir vorstellen will? War wohl doch nichts ernstes. Ich finde es schön, dass sie mich damit zum lachen bringen kann, allgemein schafft sie es immer wieder mich zum Lachen zu bringen. Ich habe wirklich Lust auf einen Abend mit meinen Geschwistern. „Das klingt super.“ Um ehrlich zu sein habe ich ganz vergessen, dass Ryan alles mit bekommt, jedoch fällt es mir wieder ein, als er auf mich zukommt und mir einen düsteren Blick zu wirft. Naja, mir egal. „Kate braucht erstmal keinen Freund. Sie muss erstmal mit ihrem Scheiß klar kommen“, meint Erin und guckt genau so düster wie Ryan. Wieso macht er das immer? Nie will er, dass ich neue Männer kennen lerne. Wenn er nur wüsste, was ich mit Ryan tue. „Ich darf dann einen Freund haben, wenn ich einen haben möchte.“

„Kate“, mahnt Erin mich. Oh man, er verhält sich wie mein Vater. Auch Ryan meldet sich mal zu Wort: „Ich halte es für keine gute Idee, ihr solltet heute hier drin bleiben.“ Natürlich hält er das für keine Idee, weil ihm wahrscheinlich der Gedanke nicht gefällt, dass ich jemanden kennen lernen könnte. „Ich will aber raus, also gehe ich auch raus. Und Kate kommt mit.“ Juhu, ich liebe Mellys Durchsetzungsvermögen. „Ich mache mich schnell fertig“, sage ich und verschwinde dann in mein Zimmer. Ich schlüpfe schnell in eine Jeanshose und ziehe eine schwarze Blus an, meine Haare stecke ich hoch. Also nicht wirklich was Besonderes aber ich habe auch keine Absichten, von daher ist es egal. Als ich wieder ins Wohnzimmer komme warten schon alle auf mich. Erin mustert Ryan skeptisch und sagt dann: „Sie müssen nicht mit kommen, ich passe auf die Mädels auf.“

„Ich komme aber mit.“ Oh nein, fangen die jetzt wirklich an sich zu streiten? „Sie sind aber nicht erwünscht.“

„Oh, da wäre ich mir nicht so sicher.“ Ich schaue Ryan geschockt an, wieso sagt er das? Ist er denn bescheuert? Mein Bruder darf das auf gar keinen Fall erfahren. „Außerdem verfügen Sie wohl kaum über die richtigen Fähigkeiten, um die Ladys zu beschützen.“ Wenn das so weiter geht, fetzen die beiden sich – aber richtig. Ryan ist kein Typ der nachgibt und ihm würde immer wieder was gutes einfallen und Erin ähnelt Ryan zu meinem Bedauern mehr als ich vorher gedacht habe. Ich entscheide mich einfach dazwischen zu gehen. „Hey Erin, bleib ruhig. Ich wäre wirklich froh, wenn Ryan, ehm ich meine Mr. Johnson mit kommen würde. Ich will nicht, dass du in einen Kampf gerätst.“ Blöderweise hört sich das so an, als wäre es mir egal, wenn Ryan in einen Kampf geraten würde, aber so ist es ganz und gar nicht. Es ist schon schlimm genug, dass ich ihn Ryan genannt habe anstatt bei seinem Nachnamen, ich muss wirklich mehr darauf achten. Erin nickt nur. Ich weiß, dass er alles für mich macht, auch Ryan ertragen. Wir gehen gemeinsam aus der Wohnung und ich spüre, wie Ryans Finger kurz meinen Po streifen. Als ich ihn ansehe, weiß ich ganz genau, dass es nicht aus Versehen war. Ich muss irgendwie über diese kleine Aktion lächeln. „Wir können mit meinem Auto fahren“, bietet sich Erin freundlicherweise an. Super in sein Auto passen wir alle rein. „Nein, ich fahre mit meinem. Kate fährt bei mir mit.“ Die Entschlossenheit Ryans Worten kann man gar nicht überhören. Wieso kann er denn nicht einfach akzeptieren, dass wir alle bei Erin mit fahren? In sein Auto passen nur zwei Leute rein, deswegen müssten wir mit zwei Autos fahren- wirklich unpraktisch. „Ich vertraue nicht auf die Fahrfähigkeiten anderer. Kates Schutz steht für mich an obererster Stelle.“ Irgendwie finde ich es schön, das zu hören. Aber andererseits soll sein Leben für ihn an erster Stelle sein. Nicht meines. Erst muss seine Sicherheit gewährleistet sein und dann meine. Das muss ich ihm sagen. Nicht, dass er sich durch mein ganzes Geheule verpflichtet fühlt sein Leben aufs Spiel zu setzen. Erin und Ryan werfen sich ziemlich böse Blicke zu und Ryan sagt schließlich: „Steig ins Auto Kate.“ Die Lichter seines Porsches blinken und zeigen mir somit, dass das Auto jetzt auf ist. Mal wieder stelle ich mir die Frage, was ich tun soll. Soll ich zu Erin gehen, weil er Recht hat, denn es ist wirklich dumm zwei Autos zu benutzen, wenn es auch mit einem klappt, oder soll ich auf Ryan hören und ins Auto steigen. Aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund entscheide ich mich für die zweite Möglichkeit. Mit einem entschuldigenden Blick zu Melly und Erin, steige ich in das Auto dieses so komplizierten Mannes. Ich höre noch, dass Erin sagt, dass er vor fahren würde. Ryan steigt ins Auto und fädelt sich nach meinem Bruder in den Verkehr ein. „Wieso konnten wir denn nicht mit einem Auto fahren?“ Ich habe keine Lust auf eine ruhige Autofahrt. „Das habe ich deinem Bruder bereits gesagt.“ Ach ja, mürrisch wie immer, so finde ich ihn ja besonders anziehend - nämlich überhaupt nicht. „Ja das hast du. Aber du hast nicht recht mit deiner Aussage. Dein Leben sollte an oberster Stelle stehen und nicht meines.“ Wir fahren weiter und es ist mittlerweile schon dunkel. Ich beobachte Ryan beim Auto fahren. Er wirkt konzentriert, aber ich weiß, dass er jedes Wort mit bekommen hat. „Für mich nicht. Dein Leben steh ganz oben vor meinem. Das ist nunmal mein Beruf.“ Sein Beruf also. Vielleicht hat es auch andere Gründe. „Und das hat nur was mit deinem Beruf zu tun?“

„Definitiv“, seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen und dabei lacht er verächtlich. Wieso fällt es mir so schwer ihn zu hassen? Natürlich bin ich froh, dass es nur wegen seinem Job ist, aber ich verstehe nicht wieso er das direkt so abwertend sagen muss. „Schläfst du immer mit deinen Jobs?“ Ja ich weiß, es sollte mir egal sein, aber leider ist es das nicht. „Nein, nicht mit allen. Manche waren hässlich.“ Beruhigt mich das? Nein leider nicht. Wieder wird mir allzu deutlich, dass ich nichts besonderes bin. Wieso will ich das auch unbedingt sein? „Bin ich also nicht hässlich?“ Immer wenn er erregt ist, nennt er mich wunderschön. „Naja ich sag mal so: Ich habe schon schöneres gesehen. Aber auch schon schlimmeres“ Okay, das klingt sehr beleidigend. Er ist einfach ein Arschloch. „Geht mir genau so.“ Eine längere Antwort hat er nicht verdient und dabei ist sie noch total gelogen. Ich habe bis jetzt noch nichts schöneres, als ihn gesehen. „Da bin ich mir nicht so sicher.“ Und wie immer ist er total von sich eingenommen. Ich beschließe nichts mehr dazu zu sagen und es dabei zu belassen. Es bringt nichts. Ich frage mich, warum ich immer wieder versuche ein Gespräch mit ihm anzufangen.

Kapitel 15

Zehn Minuten später kommen wir auf einem Parkplatz zum Stehen. Ich kenne diesen Platz. Der Parkplatz gehört zu Stancy´s Bar, eine wirklich gute Bar, in der immer was los ist und in der man wirklich immer Spaß hat – jedenfalls wenn man mit den richtigen Leuten da ist. „Du wirst keine anderen Männer kennen lernen.“ Ryan kommandiert mich mal wieder rum. „Wieso nicht?“

„Weil du mir gehörst.“

„Also Ryan ehrlich. Ich gehöre dir nicht. Ich habe dir zugestimmt, Sex mit dir zu haben, aber mehr nicht. Also darf ich andere Männer kennen lernen. Mach einfach deinen Job.“ Meine Antwort scheint ihn zu wundern, denn er zieht scharf Luft ein. „Du wirst keine anderen Männer kennen lernen. Nur ich darf dich vögeln, verstanden?“ Ich lache, weil ich ihn ärgern möchte, genauso wie er mich zuvor geärgert hat. „Haben wir das vertraglich irgendwie festgelegt? Ich denke nicht, also hör auf mir irgendwas zu befehlen. Ich mache was ich möchte.“ Mit diesen Worten steige ich aus dem Auto aus und geselle mich zu meinen Geschwistern, die schon auf uns warten. Natürlich habe ich nicht die Absicht mir Männer zu suchen, mit denen ich schlafen kann. Sowas wie One Night Stands oder Sexbeziehungen sind überhaupt nicht mein Ding. Jedoch möchte ich Ryan eine kleine Lektion erteilen. Jedenfalls versuche ich es und er scheint sichtlich wütend zu sein. Sein Gesichtsausdruck ist angespannt, als er auf uns zukommt. Gemeinsam gehen wir zu der Bar und ich beachte Ryan nicht weiter. Wir setzen uns an einen Tisch und bestellen die erste Runde. Ich habe mir nur eine Cola bestellt, da ich morgen für die Uni fit sein möchte, auf keinen Fall möchte ich mit einem Kater dort ankommen. „Kate hast du am Wochenende schon was vor? Lass uns doch nochmal feiern gehen.“ Melanie ist wirklich eine kleine Party-Queen, ein weiterer Grund sie zu lieben. Eigentlich spricht nichts dagegen, aber da fällt mir ein, dass ich am Samstag das Probearbeiten habe und das darf ich auf gar keinen Fall versäumen. „Nein, sorry das geht nicht. Ein anderes Mal gerne.“

„Wieso? Was hast du denn vor?“ Kann sie mich das denn nicht alleine Fragen? Muss das wirklich während der Anwesenheit von Erin und Ryan sein? Ich habe Ausnahmsweise mal keine Lust auf eine Lüge, also sage ich ehrlich heraus: „Ich habe einen Probetag für einen Job als Kellnerin. Und es ist mir wirklich egal was ihr denkt, denn ich werde es so oder so machen.“ Dieses eine Mal möchte ich an mich denken. Ich mache diesen Job wirklich gerne, natürlich ist es nicht mein Traumjob, aber das Trinkgeld ist grandios. Es ist ja nur eine Übergangslösung und soll nicht von Dauer sein. Keiner von den Dreien sagt etwas, aber ich weiß ganz genau, dass sie grade darüber nach grübeln. Zum Glück kommen unsere Getränke und die Bedienung bricht das Schweigen. „Hier sind Ihre Getränke.“ Sie stellt die Gläser ab und geht wieder. Mir fällt ein, dass Erin bald Geburtstag hat. „Erin, feierst du eigentlich deinen Geburtstag?“ Er scheint ein wenig überrascht zu sein. Hat er seinen eigenen Geburtstag vergessen? Ich finde Geburtstage toll und liebe es sie zu feiern. „Ich weiß es noch nicht. Wahrscheinlich lasse ich es ruhig angehen.“ Nichts da, ich könnte eine Party für ihn planen. Ich werfe Melly einen Blick zu und sie versteht ihn sofort. Sehr schön, dann habe ich also eine Party zu planen. Ich trinke von meiner Cola und genieße sie, sie ist eiskalt. „Erzählen Sie doch mal was von sich, Mr Johnson“, mein Bruder mustert Ryan und wartet auf die Antwort. Da ist er bei Ryan wohl an der falschen Adresse, denn er gibt nicht gerne etwas über sich preis. Aber auch ich schaue ihn erwartungsvoll an und hoffe, dass ich etwas neues über ihn erfahre. Aber noch mehr freue ich mich Marc wieder zu sehen, denn von ihm kann ich eine Menge über Ryan erfahren. „Sie müssen nichts über mich wissen.“ Es scheint mir, als könnte er meinen Bruder gar nicht leiden. Das gefällt mir nicht. Ein Grund warum aus uns beiden niemals etwas werden könnte, aber diese Option steht ja so wie so nicht zur Verfügung. „Muss ich sehr wohl. Immerhin beschützen Sie meine Schwester. Und ich will wissen, wer da tagtäglich an ihrer Seite ist.“ Wie immer macht er sich viel zu viele Sorgen um mich. „Genau. Kate ist Ihre Schwester, tun sie also nicht so, als wäre Sie ihre Freundin.“ Er kann mich doch nicht bei meinem Vornamen nennen, wenn mein Bruder dabei ist. Sonst weiß er doch direkt, dass da was läuft.
„Also Jungs mal ehrlich, das hört sich fast schon so an, als würdet ihr um Kate streiten“, gibt nun Melly von sich.

„Ach Unsinn“, werfe ich schnell ein und versuche das Thema zu wechseln. „Melly erzähl uns doch noch eine Geschichte von deiner Arbeit.“ Zum Glück geben die beiden endlich Ruhe, aber sie hören nicht auf sich mit Blicken zu durchbohren. „Okay. Also heute kam ein kleiner Junge auf einmal nackt aus den Toiletten wieder. Seine Erklärung war, dass sein Vater so immer durchs Haus läuft. Als sein Vater ihn dann abholte, wäre ich am liebsten mitgegangen. Der Mann war sowas von heiß.“ Ich fange an zu lachen. Melly ist wirklich genial, da schmachtet sie einfach den Vater eines Kindergartenkindes an. Auch Ryan lacht leicht, was ich wunderbar finde, denn ich sehe ihn so gut wie nie lachen. Es klingt wunderbar und sieht einfach umwerfend aus. Auch Melly lacht und ich frage mich wieder einmal, warum eine so tolle Frau wie sie keinen Freund hat. Sie ist wunderschön, äußerlich wie innerlich. Aber das hat ja im Grunde auch nichts zu sagen, denn vielleicht sucht sie jemand bestimmtes. Ich habe noch nie über so etwas mit ihr gesprochen. Das muss ich wirklich mal machen.

 

Wir verbringen noch einen einigermaßen schönen Abend. Eigentlich war er wirklich schön, wären da nicht die bissigen Small Talks gewesen, die Ryan und Erin hatten. Nun sitze ich wieder bei Ryan im Auto und es fühlt sich komisch an. Wieso kann es sich nicht einfach ganz normal anfühlen. Ich lasse den ganzen Tag Revue passieren und bin wirklich froh, dass er vorbei ist. Es war einfach nur anstrengend, aber ich bin froh, dass es allen gut geht und keinem etwas passieren wird. „Danke.“

„Danke? Wofür?“

„Dafür, dass du dich sofort um den Schutz für meine Familie gekümmert hast. Das ist nicht selbstverständlich.“

„Für mich schon.“ Ja, wahrscheinlich ist es das für ihn. Wie weit geht er für die Menschen, die um ihn herum leben? Sehr weit, vorallem für die, die er liebt. Wenn ich an Marcs Geschichte denke, dann bin ich mir da ganz sicher. Er hat jemanden ermordet. „Hast du schon mal jemanden getötet?“ Ich möchte wissen, ob er mir gegenüber die Wahrheit sagt, außerdem möchte ich ihn fragen, ob er ein schlechtes Gewissen hat. „Ja das habe ich.“ Ich sehe wie seine Knochen weiß hervor treten, als der das Lenkrad fester packt. Soll ich versuchen mit ihm zu reden oder ist es hoffnungslos? Ich entscheide mich für die erste Möglichkeit. Sanft lege ich ihm eine Hand auf sein Bein und streiche leicht darüber. Kurz zuckt er zusammen aber er schiebt meine Hand nicht weg. „Wie hat sich das angefühlt?“ Hat er vielleicht Angst, dass er mich abschreckt, wenn ich weiß, was er getan hat? „Es hat unterschiedliche Gefühle in mir vorgerufen.“ Er spricht leise aber seine Stimme ist fest. Ich versuche es weiter: „Was denn für unterschiedliche Gefühle?“ Ryan spannt sich wieder an, aber ich streiche weiter über sein Bein und sehe ihn interessiert an. Ich habe keine Angst. Nicht einmal, dass ich weiß, dass er jemanden getötet hat, macht mir Angst. Im Gegenteil, ich fühle mich bei ihm sicherer als irgendwo sonst. „Am Anfang dachte ich es wäre gerechtfertigt. Ich war glücklich jemanden erledigt zu haben, der es verdient hat, es war ein gutes Gefühl.“ Er hört auf zu reden, so als würde ihn seine eigenen Worte schocken aber ich lasse nicht locker. „Und dann?“

„Dann habe ich mich gefragt, ob es nicht eine andere Methode gegeben hätte, um diesen Menschen zu bestrafen, immerhin hat keiner das Recht zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht.“ Dass ich sowas jemals aus seinem Mund höre, hätte ich nicht gedacht. Ich fühle mich ihm in diesem Moment näher als irgendwann sonst. „Und wie geht es dir heute damit?“

„Ich denke kaum noch darüber nach.“ Wir kommen zum Stehen und ich sehe, dass wir schon wieder bei mir zuhause sind. Ich möchte noch nicht zuhause sein. Viel lieber möchte ich weiter durch die Gegend fahren und mehr über diesen Mann erfahren. Und irgendwie kann ich es ihm nicht richtig abnehmen, dass er kaum noch darüber nachdenkt. „Du hast ein schlechtes Gewissen. Das unterscheidet dich von vielen eiskalten Mördern.“ Ich weiß nicht was ich sonst sagen soll, aber das ist die Wahrheit. Das unterscheidet ihn wahrscheinlich von dem Menschen, dem er das Leben genommen hat. „Lass uns rein gehen. Du solltest ins Bett, damit du morgen fit für die Uni bist.“ Und das war es mit dem gesprächigen Ryan. Doch das ist mir egal, ich bin froh, dass er mit mir geredet hat und dann auch noch über seine Gefühle. Er schafft es wirklich immer wieder mich zu überraschen. Da ich seine liebe und offene Art nicht überstrapazieren will, mache ich was er sagt und steige mit ihm aus dem Auto. Auf Melly muss ich nicht warten, denn sie wollte noch mit Erin ein wenig durch die Bars ziehen. Ich und Ryan gehen zu meiner Wohnung und als wir drin sind, geht Ryan einmal in jedes Zimmer und schaut, ob alles in Ordnung ist. „Okay, alles klar. Geh schlafen. Morgen früh wird Marc wieder hier sein. Er bringt dich zur Schule.“ Ich nicke und schaue erst zu meinem Zimmer und dann zum Sofa. Ich möchte nicht ins Bett, jedenfalls nicht alleine. Viel lieber möchte ich grade Gesellschaft haben. „Sollen wir noch Fernseh gucken?“ Er schaut mich überrascht an und ich frage mich warum, er kommt selten überrascht rüber, aber jetzt grade verwirrt er mich wirklich damit. „Wieso wirkst du so überrascht?“

„Naja, ich habe dir grade erzählt, dass ich jemanden getötet habe und du läufst nicht weg.“ Wieso sollte ich auch? Ich zucke leicht mit den Schultern. „Ich habe keine Angst vor dir. Ich vertraue dir weiterhin.“ Er sieht mich weiterhin an, seine schönen Augen sind wunderbar, ich könnte mich mal wieder darin verlieren. Aber das darf ich nicht, ich darf so was gar nicht denken, vor allem sollte ich jetzt ins Bett gehen und nicht mit diesem Mann Fern sehen. Es ist doch nur eine Sex-Beziehung. Ich interpretiere da zu viel rein. Als Antwort setzt Ryan sich aufs Sofa und schaltet den Fernseher ein. Ich husche schnell in mein Zimmer und ziehe mich um, gehe dann ins Wohnzimmer und setze mich zu ihm. „Morgen will ich dich vögeln, verstanden? Lass dich von Marc nach der Uni ins Hotel bringen.“ Ich werde ganz nervös und die Freude steigt in mir auf. Ich freue mich viel zu sehr, das sollte nicht so sein. „Okay.“ Ich küsse ihn kurz und lehne mich dann an ihn. Es ist komisch, denn es wirkt so Pärchenmäßig. Aber darum kümmere ich mich nicht, ich genieße es einfach, bevor es vorbei ist. Ich kann es so wie so nicht leugnen, selbst wenn Ryan ein verdammtes Arschloch ist, ich mag ihn einfach. Wir sehen uns eine Serie an und ich genieße es, schlafe irgendwann an seiner Schulter ein.

Kapitel 16

Als ich erwache fühle ich mich sehr gut und zufrieden. Ich liege in meinem Bett. Ich erinnere mich daran, auf dem Sofa in Ryans Armen eingeschlafen zu sein, wahrscheinlich hat er mich rüber getragen. Der Wecker zeigt 7.20 Uhr, in zehn Minuten wird er klingeln. Ich beschließe ihn auszustellen und früher aufzustehen. Vielleicht treffe ich Ryan noch an. Schnell und voller Hoffnung gehe ich ins Wohnzimmer, keiner da, dann in die Küche, Marc steht dort und trinkt einen Kaffee. „Ist Ryan…ehm Mr. Johnson schon weg?“

„Du kannst ruhig Ryan sagen, ich weiß, dass da was läuft und ja er ist schon weg.“ Was? Woher will er das wissen? „Was meinst du?“ Ich kann ja mal versuchen mich ein wenig dumm zu stellen. „Ryan hat mir gesagt, dass ich die Finger von dir lassen soll. Ansonsten hat er mir damit gedroht mich zu ruinieren.“ Oh mein Gott. Das kann ja wohl nicht sein. Es ist zwar unglaublich, dass Ryan mich so sehr für sich haben will, aber dass er seinem Freund droht, das finde ich wirklich grausam. Ich gehe zu Marc und sehe ihn etwas traurig an. „Das tut mir leid. Das hätte er nicht tun sollen. Du bist sein bester Freund, das ist nicht richtig.“

„Kate, Ryan hat kein Gefühl dafür, was richtig ist und was nicht. Er handelt einfach, ohne vorher darüber nach zu denken.“ Das traurige an dieser Aussage ist, dass ich sie glaube. Ich kenne Ryan zwar so gut wie gar nicht, aber ich denke dass Marc recht hat. „Ich weiß“, gebe ich leicht beschämt von mir. „Es ist schwer ihn zu hassen, ich weiß. Aber pass auf dich auf. Er wird dir wehtun.“

„Nein, das wird er nicht. Wir führen nicht mal eine normale Beziehung. Wir haben nur diese körperliche Beziehung.“ Eigentlich sollte ich ihm das gar nicht erzählen, er ist immer noch der beste Freund von Ryan aber jetzt weiß er so wie so Bescheid und dann soll er auch die ganze Geschichte kennen. Marc kommt auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Er hat unglaublich schöne grüne Augen, aber sie sind im Gegensatz zu Ryans wirklich blass. „Kate, du bist ein sehr zerbrechlicher Mensch, du brauchst jemanden, der für dich sorgt, nicht nur im Bett. Das kannst du doch nicht wirklich wollen.“ Er hat Recht, leider hat er total Recht und dieses Wissen ist grausam. Ich möchte einen Mann, der mich liebt und der auf mich aufpasst. Jemanden der mich schätzt und alle Situationen mit mir meistert. Ryan ist keiner dieser Menschen. Er liebt mich nicht und wird mich auch niemals lieben. Er passt zwar auf mich auf, aber er schätzt mich nicht. Für ihn bin ich eigentlich nur ein Spielzeug. Trotzdem möchte ich das mit ihm nicht beenden. Es fühlt sich gut an und ich möchte dieses Gefühl behalten, auf gar keinen Fall will ich es verlieren. „Wenn du hoffst, dass aus dir und Ryan mehr werden kann, dann täuschst du dich. Du bist für ihn nur ein Job mit dem er Sex hat. Mehr nicht.“ Ja, es tut weh das zu hören, auch wenn ich weiß, dass es nichts als die Wahrheit ist. „Ich fühle mich gut mit ihm und das möchte und werde ich nicht einfach so aufgeben.“ Denn für mich ist es etwas sehr wertvolles, dass ich mich so mit einem Menschen fühlen kann. „Wie du meinst. Wenn er dich verletzt, bin ich für dich da.“ Das ist wirklich lieb von Marc. Zu lieb. Wieso kann ich mir nicht einen netten Menschen wie Marc aussuchen, wieso muss es ausgerechnet jemand wie Ryan sein? Ich weiß es nicht. Anscheinend habe ich es drauf, mich auf böse Jungs ein zu lassen. Marc lässt mich los und weicht einen Schritt zurück. Ich sehe ihn noch kurz an und gehe dann in mein Zimmer und suche mir Kleidung für heute zusammen. Da ich weiß, dass ich nach der Schule Ryan sehe, entscheide ich mich für einen sexy Rock und ein enges Top, das wird ihm sicherlich gefallen.

 

15 Minuten später sitze ich mit Marc im Auto und wir sind auf dem Weg zur Uni. Ich könnte ja eine Lesung ausfallen lassen und Ryan überraschen. Der Portier wird mich sicher rein lassen, denn ich stehe sicher schon auf der Liste für die angekündigten Gäste. „Ich mache heute früher Schluss. Kannst du mich dann zu dem Hotel fahren, indem Ryan wohnt?“ Marc schaut abwechselnd mich und die Straße an. In seinem Blick liegt irgendetwas, was ich nicht deuten kann. „Soweit ich weiß, wohnt Ryan nicht in einem Hotel.“ War ja klar. Als ich das erste Mal da war, war mir klar, dass er da unmöglich wohnen kann. Also bringt er mich da wirklich nur hin, um mit mir zu schlafen. „Ja, ich weiß. Bring mich einfach zum Belfire Hotel, Ryan erwartet mich da.“ Ich muss wenigstens so tun, als wäre ich nicht enttäuscht. Ich will Marcs Verdacht, dass Ryan mich verletzen wird auf keinen Fall bestätigen. „Okay.“ Mehr sagt er nicht und das braucht er auch nicht, seine kurze Antwort spricht Bände. Als wir an der Uni ankommen, kann ich gar nicht schnell genug aus dem Auto steigen, und zu meinem Klassenzimmer stürmen. Zu meiner Enttäuschung ist Ellie nicht da. Dieser Tag wird sich doch länger anfühlen, als es mir lieb ist. Es ist wirklich untypisch für Ellie den Unterricht zu verpassen. Also schreibe ich ihr eine SMS: Vermisse dich auf dem Platz neben mir. Wo bist du? :*

Jedoch bekomme ich keine Antwort. Das ist wohl die Strafe dafür, dass ich mich in letzter Zeit so wenig um sie gekümmert habe. Das werde ich auf jeden Fall nachholen. Nun sitze ich also alleine in diesem Raum und langweile mich zu Tode. Meine Gedanken schweifen leider immer wieder ab, zu gewissen blauen Augen. Das sollte mir wirklich nicht passieren, ich muss mich voll und ganz auf den Unterricht konzentrieren. Ich muss den Stoff beherrschen, um die Prüfungen zu bestehen. Die nächsten zwei Stunden versuche ich mich etwas mehr zu konzentrieren, aber ich muss das so wie so nochmal alles durch gehen und verinnerlichen, damit ich es voll und ganz beherrsche. Als meine Lesungen endlich vorbei sind, gehe ich noch kurz in die Bibliothek, um mir ein Buch auszuleihen, dann verlasse ich die Uni und gehe mit Marc zu seinem Auto. „Sicher, dass du jetzt zu Ryan willst?“

„Ja.“ Wir steigen ein und keiner von uns beiden sagt mehr etwas. So ist es wohl besser. Ich bin voller Vorfreude auf Ryan, ich bin wirklich gespannt, wie die Zeit heute mit ihm sein wird. Vielleicht habe ich ja etwas Glück und er erzählt mir wieder was von sich. Oder vielleicht ist er auch wieder so lieb wie gestern, vielleicht ist es ja möglich, dass er nach dem Sex neben mir liegen bleibt, das fände ich wirklich schön, denn es ist grausam, wenn er immer flüchtet. Die Straßen sind zum Glück relativ frei und deshalb kommen wir schnell an. „Wir sehen uns dann.“ Ohne seine Antwort abzuwarten steige ich aus dem Auto und gehe in das Hotel. Ich gehe zur Informationstheke und sage: „Mein Name ist Kate Heal, Ryan Johnson erwartet mich.“ Der junge Mann schaut in seinem Computer nach und sagt dann: „Miss Heal, ja Sie sind hier eingetragen, aber Mr. Johnson erwartet Sie erst in zwei Stunden.“

„Ja ich weiß, ich würde ihn sehr gerne überraschen. Er liebt Überraschungen und ich möchte ihm eine Freude machen.“ Ich lüge wie gedruckt, das ist eindeutig eine Eigenschaft, die ich nicht weiter ausbauen möchte, aber jetzt grade ist es wirklich sehr hilfreich. Der Mann strahlt bis über beide Backen. „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Mr Johnson wird sich sicher freuen.“ Er übergibt mir eine Karte, mit der man in das Hotelzimmer rein kommt und sagt mir noch einmal den Weg. Wahrscheinlich ist er neu, denn er musste ein paar Mal seine Kollegen was fragen, doch das ist gut, so weiß er nicht wie Ryan darauf reagieren würde, wenn er wüsste, dass man einfach Leute in sein Zimmer lässt, die behaupten ihn überraschen zu wollen. Ich steuere auf den Aufzug zu und steige ein, als er im Erdgeschoss ankommt. Wird Ryan sich freuen, mich schon früher zu sehen? Oder mag er keine Überraschungen? Oben angekommen, steige ich aus dem Aufzug und gehe zu der Zimmertür 324, dort stecke ich die Karte in den Schlitz und die Tür öffnet sich. Ich betrete das Hotelzimmer und schließe leise die Tür hinter mir. Irgendwie bin ich aufgeregt wie ein kleines Kind, also gehe ich schnell aber leise ins Wohnzimmer, hier ist keiner. Hoffentlich ist Ryan überhaupt hier. Es ist gut möglich, dass er erst später kommt, da er mich ja auch später erwartet hat. Als nächstes gehe ich ins Schlafzimmer und bekomme einen Schock, als ich Ryan entdecke. Leider entdecke ich nicht nur ihn, sondern eine Frau inklusive. Die Frau mit den blonden Haaren hat die Hände über den Kopf gefesselt, hat etwas um die Augen gebunden und liegt breitbeinig da. Ryan ragt über ihr und bedeckt ihren Hals mit Küssen. Wie kann er nur? Mich erfüllt ein leeres Gefühl und ein Stich erreicht mein Herz. „Oh Ryan“, stöhnt sie. Mir läuft ein Schauder über den Rücken und diese Leere breitet sich immer weiter in mir aus. Es tut weh, es schmerzt unglaublich. Ich habe schon viele körperliche Schmerzen gehabt, auch seelische, aber das ist mir neu. Ich wurde schon betrogen. Aber das hier tut viel mehr weh, obwohl es nicht mal etwas ernstes ist. Warum macht er das? Ich will mich nicht so fühlen, ich hätte die Sache von Anfang nicht eingehen sollen, diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Keine acht Stunden zuvor hat sogar Marc mich vor ihm gewarnt und ich muss natürlich meinen Willen durchsetzen. Was aber noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass die beiden so in Rage sind, dass sie mich nicht mal bemerken. Doch Ryan muss irgendwann mein schniefen gehört haben, denn ich kann die Tränen nicht mehr zurück halten. Als er mich sieht, löst er sich ruckartig von ihr und löst die Fesseln der Frau. Dann kommt er auf mich zu. Er trägt noch seine Hose, woraus ich schließe, dass die beiden noch keinen Sex hatten. Jedoch weiß ich nicht, wie oft er sowas macht, während ich ahnungslos bin. „Was machst du denn hier?“, knurrt er. Er wagt es tatsächlich noch sauer zu sein, obwohl er derjenige ist, der hier Scheiße gebaut hat. „Was ich hier mache?“

„Du fragst mich tatsächlich, was ICH hier mache?“, schreie ich ihn an. Das blonde Mädchen zieht sich die Augenbinde vom Kopf, bekleidet sich schnell und verschwindet. Das ist wohl das Beste für sie. „Ich kann dir das erklären.“

„Erklären? Was denn? Dass du grad mit einer anderen Frau Sex haben wolltest, während ich in der Uni sitze und mich damit beschäftige, wie wir heute einen schönen Nachmittag verbringen können?“ Die Tränen strömen mir das Gesicht runter, aber ich kann sie einfach nicht aufhalten. Wieso tut er mir das an? Wieso sind alle Männer so grausam? „Baby, beruhige dich erstmal.“ Okay das ist zu viel. Jetzt raste ich vollkommen aus. „Baby? Wie kannst du es wagen mich noch so zu nennen. Du ekelhaftes Sexistischen Schwein“, schreie ich abermals und hole dann aus und schlage ihm mit meiner Handfläche ins Gesicht. Ich bin schockiert von mir und erkenne mich kaum wieder, aber ich bin unglaublich verletzt, mehr als ich wahrscheinlich sein sollte und dieser Schmerz verwandelt sich in Wut. Ich will noch einmal ausholen, doch diesmal ist er schneller und bekommt mein Handgelenk zu fassen. Sein Blick ist finster und für einen Moment macht sich die Angst in mir breit, er könnte mir was antun. Doch die Wut ist stärker als meine Angst. „Schlag mich nie wieder. Wir wissen beide, wer hier stärker ist.“ Ich ignoriere seine gemeinen Worte. „Wieso hast du das getan?“ Er löst die Hand von meinem Handgelenk und lacht. Er lacht tatsächlich. „Geht es noch? Ich habe dich was gefragt“, schreie ich wieder.

„Weil du langweilig bist“, gibt er total gefühlskalt und monoton von sich. „Wie bitte?“

„Ich will Frauen hart durch ficken, bis ihnen das Hören und Sehen vergeht. Du guckst schon wie ein aufgeschrecktes Huhn, wenn ich dich nur gegen die Wand drücke. Du bist für all das nicht gemacht.“

Seine Worte verletzen mich. Er hat nicht unrecht mit dem, was er sagt, aber ich habe bis jetzt gedacht, dass er den Sex genauso genossen hat wie ich. Jedoch habe ich schon die ganze Zeit gemerkt, dass da irgendwas komisch war. „Wieso hast du das nicht gleich gesagt. Bist du so feige, oder wieso hast du es mir nicht gesagt? Wie konnte jemand, wie du nur Polizist werden? Wahrscheinlich hat dein reicher Vater dir die Stelle besorgt.“ Ich will diese gemeinen Dinge nicht sagen, aber ich muss, ich muss mich irgendwie wehren.

„Ich hatte Mitleid. Ich wollte, dass du dich besser fühlst. Aber im Grunde bist du nur eines: Eine Nummer von vielen. Und eine langweilige dazu. Du kleine…“

„Ich kleine was? Schlampe? Hure? Ja vielleicht bin ich das. Aber lieber bin ich die Hure von einem anderen, als deine.“

„Pass auf was du sagst.“

„Sonst was? Ryan ich passe nicht auf. Es ist vorbei. Ich will dich nie wieder sehen. Den Schutz brauche ich nicht mehr. Morgen früh werde ich bei der Polizei anrufen und sagen, dass ich ihn nicht mehr brauche. Lieber sterbe ich, als von dir beschützt und weiter gedemütigt zu werden.“ Ich drehe mich um und gehe, nein ich laufe weg. Ich will nicht, dass er es schafft mit irgendwas meine Meinung zu ändern.

 

 

Kapitel 17

Ich laufe zu dem Aufzug und steige schnell ein und haue auf den Knopf ein, auf dem das E für Erdgeschoss steht. Ich muss ganz schnell weg hier. Unten angekommen laufe ich aus der Lobby und Marc ist zum Glück nicht mehr da, er denkt wahrscheinlich, dass ich grade mit Ryan zusammen bin. Falsch gedacht. Ohne nachzudenken laufe ich einfach die Straßen entlang, ich weiß nicht wohin, aber das ist mir egal. Mir war klar, dass Ryan wirklich ein Arsch sein kann, aber dass er so etwas macht, hätte ich beim besten Willen nicht gedacht. Ein Beweis dafür, dass ich ihn überhaupt nicht kenne und das möchte ich jetzt nicht mehr ändern. Ich versuche mir am Straßenrand ein Taxi herbei zu winken, irgendwann hält dann eins an und ich lasse mich zu mir nach Hause fahren. Die Tränen sind getrocknet und ich bin es leid, weiter zu weinen. Ich will einfach vergessen, wie dumm ich gewesen bin. Ich werde da schon drüber stehen – habe ich ja bis jetzt immer geschafft. Erstmal muss ich mich darum kümmern, dass ich die Polizisten nicht mehr wieder sehe. Selbst wenn Henry dann wieder erscheint. Das muss ich wohl in Kauf nehmen. Ist das wirklich klug? Ich sollte jetzt nicht einfach Entscheidungen treffen. Die Mischung von Wut, Traurigkeit und Entscheidungen ist eine ganz und gar schlechte Mischung. Am besten ist es, wenn ich erstmal ruhiger werde. Wieso sollte ich meine Sicherheit aufs Spiel setzen, nur weil Ryan ein Arschloch ist? Marc ist immerhin sehr lieb und er hat mir nichts getan. Ich muss Marc anrufen und ihm sagen, dass sie einen anderen Polizisten anstelle von Ryan finden sollen. Er wird verstehen, was der Grund dafür ist. Er wird meiner Bitte doch nachkommen oder? Immerhin war er der jenige, der mich vor Ryan gewarnt hat. Irgendwo habe ich die Nummer mit seiner Visitenkarte hin gelegt. Ich gehe in mein Zimmer und suche auf meinem Schreibtisch, der ganz neben bei bemerkt grauenhaft aussieht. Als ich die Karte finde, atme ich erleichtern auf. Zum Glück habe ich sie nicht verlegt. Zunächst krame ich mein Handy aus meiner Tasche und wähle dann die Nummer, rufe ihn an. Er geht direkt beim zweiten Klingeln dran. "Kate, alles in Ordnung?"

"Nein, um genau zu sein ist nicht alles in Ordnung. Es ist wegen Ryan, kannst du bitte her kommen?"

"Was ist passiert? Ich bin schon auf dem Weg." Auf Marc ist wirklich Verlass. Wenigstens auf einen. "Bis gleich." Ich lege auf und versuche ruhig zu werden. Während ich auf Marc warte, schweifen meine Gedanken immer wieder zu Ryan, beziehungsweise zu dem was ich da gesehen habe. Er jetzt wird es mir klar. Eine gefesselte Frau mit verbundenen Augen? Was hat er da mit ihr gemacht? Auf sowas steht er also? Kein Wunder, dass er mich so langweilig fand, denn wir hatten nur Blümchensex. Dieses Gefühl, dass ich immer hatte, wenn wir miteinander geschlafen haben, war total berechtigt gewesen. Ich wusste, dass er sich mit irgendwas zurück hält. Das war es also. Hätte er mir das nicht einfach sagen können? Ich wäre doch damit klar gekommen. Aber er sagte ja, dass er Mitleid mit mir hatte. Wieso haben so viele Menschen Mitleid mit mir? Bin ich etwa so bemitleidenswert? So zerbrechlich, wie alle behaupten? Nein! Das bin ich sicher nicht. Ich bin eine starke Frau. Und das will ich anderen auch zeigen. Wenn sie wüssten, was ich alles erlebt habe, ohne es jemanden zu sagen, dann würde sie sich wirklich Wundern. Das Klopfen an der Tür und Marcs Stimme reißen mich aus meinen Gedanken. "Kate, hier ist Marc. Mach die Tür auf." Sein Befehlston ist genauso legendär, wie der von Ryan. Ich gehe zur Tür und öffne sie, Marc kommt mit einem Blick voller Sorge rein und ich schließe die Tür hinter mir wieder. „Was ist passiert? Was hat Ryan getan?“ Wenn ich daran denke, was er getan hat, könnte ich schon wieder heulen, aber das möchte ich nicht, ich will stark sein. „Du hast mich doch vor ihm gewarnt, du kannst dir sicher denken was er gemacht hat.“

Marc nickt und ich kann bedauern in seinem Blick sehen. „Es tut mir leid Kate. Was kann ich tun?“

„Du musst Ryan anrufen und sagen, dass er seinen Aufpasserdienst an jemand anderen weiter gibt. Ich will nicht mehr mit ihm reden und ihn schon gar nicht sehen. Wenn er das nicht macht, werde ich ihn melden, weil er mich sexuell belästigt hat und handgreiflich wurde.“ Natürlich möchte ich das auf keinen Fall tun, aber wahrscheinlich kann ich Ryan nur mit dieser Drohung überzeugen. „Was? Hat er das wirklich getan?“

„Nein hat er nicht.“
„Kate, es gefällt mir nicht, dass du sowas tun möchtest. Das ist doch gar nicht deine Art.“ Leider hat er vollkommen Recht damit. „Entweder das oder ich werde den Schutz ganz aufheben. Ich möchte Ryan nie wieder sehen.“ Irgendwie versetzt es mir einen Stich diese Worte laut auszusprechen. Nie wieder das mürrische Gesicht von Ryan sehen? Und nie wieder seine miesen Kommentare hören? Es war zwar etwas, dass mich immer genervt hat, aber wahrscheinlich wird es mir auf irgendeine verdrehte Weise fehlen. „Okay.“ Mehr sagt Marc nicht und holt sein Handy raus, er ruft Ryan an. Ich höre mit und Marc sagt ihm genau das, was ich zuvor sagte. Ryan wird seinen Job nicht aufs Spiel setzen, um hier her zu kommen und genau damit rechne ich, deswegen auch die Drohungen. Nachdem Marc aufgelegt hat und mich, ohne etwas zu sagen ansieht, frage ich einfach: „Und? Was sagt er?“

„Was er sagt? Er ist stinksauer. Aber wird nicht her kommen.“ „Okay.“ Sauer warum? Weil er mich nicht mehr herum kommandieren und verarschen kann? Oder vielleicht, weil ich ihm mit dieser Drohung keine andere Wahl gelassen habe. „Ich muss jetzt ein paar Anrufe erledigen, um alles zu klären. Ich bleibe aber hier.“ Warum ist er so nett? Ich weiß es auch nicht. Er ist unglaublich hilfsbereit und zuvorkommend, Eigenschaften, die ein Polizist definitiv haben sollte. „Okay, ich gehe ich mein Zimmer und lerne ein wenig.“ Ich gehe in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir und es kommt mir vor, als würden die Wände mich zerdrücken. Ich fühle mich einsam und irgendwie allein, obwohl ein paar Meter von mir entfernt ein unglaublich netter Mensch ist. Ich darf jetzt bloß nicht an Ryan denken. Vielmehr muss ich daran denken, was ich jetzt alles machen kann. Ich kann die Probearbeit in der Bar absolvieren, ohne eine Diskussion mit Ryan zu führen und ich kann tun und lassen was und mit wem ich will. Nach einem Blick auf meinem Handy sehe ich 10 verpasste Anrufe von Ryan, das erste was ich in Angriff nehmen muss ist eine Nummer. Aber dann sehe ich eine SMS von Ellie. Endlich hat sie mir geschrieben. Das erleichtert mich ungemein. Bin krank süße. Tut mir leid, wollte dich nicht alleine lassen.

War ja klar, dass sie sich direkt wieder Sorgen um mich macht und darum, dass ich ohne sie ganz alleine bin. Zugegeben es war wirklich langweilig und mit ihr an meiner Seite fühle ich mich einfach besser, aber ihre Gesundheit geht vor.

Mach dir keine Sorgen um mich. Ich möchte, dass du schnell wieder gesund wirst.

Diesmal schreibt sie sofort zurück, was mich sehr freut.

Ich gebe mein Bestes. Freue mich, dich bald wieder zu sehen.

Ich schicke ihr noch einen Kusssmiley und ein Herz und dann mache ich mich an die Arbeit und konzentriere mich aufs Lernen. Es klappt sogar überraschender Weise, ich denke zwar an diese Frau, die gefesselt unter Ryan lag, aber ich bemühe mich wirklich sehr, diesen Gedanken nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Und es klappt auch. Aber leider nur für eine Stunde. Leider schlägt es dann wieder mit voller Wucht ein. Was habe ich da heute nur unterbrochen? Was hätte Ryan mit dieser Frau getan? Sie geschlagen oder sowas? Eigentlich möchte ich gar nicht darüber nachdenken, aber ich kann nicht anders. Ich möchte wissen, was es damit auf sich hat und ob es das ist, auf was Ryan so steht. Ich will nicht daran denken, ich muss den Kopf frei kriegen. Also stehe ich von meinem Schreibtisch auf und verlasse mein Zimmer. Marc sitzt auf dem Sofa und grübelt über irgendetwas nach. „Alles okay bei dir?“ Anscheinend hat er gar nicht bemerkt, dass ich mein Zimmer verlassen habe, denn er schreckt hoch und sieht mich überrascht an. „Ja und bei dir?“ Ich sehe, dass er lügt. Er setzt ein Lächeln auf und steht auf und kommt zu mir. „Ja soweit schon.“ Auch ich lächele gespielt und sehe ihn an. Irgendwie wirkt er traurig und ich weiß nicht wirklich warum. „Hast du Lust mit mir zu kochen?“ Irgendwie möchte ich ihn besser kennen, die ganze Zeit über wollte ich immer Geschichten von Ryan hören, obwohl es Marc ist, der mich immer gut behandelt. Ich hätte einfach auf ihn hören sollen, stattdessen habe ich seine Worte ignoriert und mich lieber darum gekümmert, wie ich jemanden überzeugen kann, der sich eigentlich einen Scheißdreck für mich interessiert. „Hör mal Marc, es tut mir leid, dass ich heute Morgen nicht auf dich gehört habe. Ich war einfach zu stur. Du hattest Recht mit dem was du über Ryan gesagt hast.“ Er kommt noch näher und sieht mir in die Augen, seine Augen sind wirklich schön, das ist mir vorher nicht richtig aufgefallen. „Ist schon okay. Ich kenne ihn einfach zu gut. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er es bei dir auch macht.“

„Wieso nicht?“ Schon wieder keimt so etwas Dummes wie Hoffnung in mir auf, damit muss ich endlich aufhören. Ryan ist und wird niemals gut für mich sein. Er ist ein Arschloch. Marc zuckt nicht wirklich überzeugend mit den Schultern und sagt dann: „Keine Ahnung. Und jetzt lass uns etwas kochen. Melanie kommt bald nach Hause.“ Er hat sich aber ganz schön gut gemerkt, wann meine Schwester nach Hause kommt. Haben die beiden was? Nein sicher nicht, nur weil ich was mit einem Polizisten habe, muss das nicht auch für Melanie gelten. „Ja okay, lass uns was kochen.“

Wir gehen gemeinsam in die Küche und entscheiden uns dazu, Lasagne zu machen. Das wird sicher lecker schmecken. Die nächste Stunden bereiten wir gemeinsam das Essen vor und unterhalten uns über die verschiedensten Dinge. Dann fragt er mich plötzlich: "Was ist eigentlich mit deiner Mutter?" Wie kommt er ausgerechnet auf meine Mutter? Es ist wirklich nicht so, dass ich sie hasse, aber ich komme einfach nicht sehr gut mit ihr aus. Seitdem sie sich von meinem Vater getrennt hat, haben wir kaum noch Kontakt. Sie ist wahrscheinlich sauer, dass ich nach der Scheidung nicht zu ihr gezogen bin. Aber ich wollte mich für keinen von beiden entscheiden, deshalb habe ich mir erstmal eine kleine Wohnung gesucht, bevor ich mit Melanie zusammen zog. "Was soll mit meiner Mutter sein?", frage ich ihn Gedankenverloren. "Naja, ich frage mich einfach was mit ihr ist, denn ich habe nicht mit bekommen, dass sie sich meldet. Deine Geschwister kamen sofort angestürmt aber von ihr war nichts zu sehen. Mit deinem Vater hast du Abends telefoniert, aber ein Telefonat zwischen dir und deiner Mutter habe ich nicht mit bekommen." Er hat Recht, das ist wirklich traurig. Mein Vater hatte mich sofort angerufen und abends, als sich der Trubel gelegt hatte, habe ich ihm nach dem Lernen angerufen. Von meiner Mutter kam nur eine kalte SMS in der stand: Hoffe es geht dir gut.

Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, kriegt Marc es auch noch mit. Er ist zwar super lieb, aber möchte nicht, dass er weiß, dass es meine Mutter nicht interessiert, was mit mir passiert, deswegen entscheide ich mich mal wieder dazu, zu lügen. „Meine Mum hat angerufen, als Ryan hier war. Das konntest du gar nicht mit bekommen.“

„Aha okay.“ Mehr sagt er nicht, er klingt nicht wirklich überzeugt. Wir reden nicht weiter, sondern konzentrieren uns aufs kochen. Mir ist nur zu deutlich klar, dass wir beide bei dieser Stille unseren Gedanken verfallen. Ich weiß zwar nicht, was ihm den Kopf zerbricht, aber ich weiß dafür umso besser was oder besser gesagt wer ihn mir zerbricht.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.08.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meiner Familie, die mich immer bei allen unterstützt hat. Sie haben meine Wünsche nicht nur als Träumerei einer jungen Frau gesehen, sonder mich ernst genommen. Ich bin froh, dass ich euch habe. Danke!

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