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The Secret of Christmas

"Ihr habt was?!!!"
Entsetzt starrte ich die drei Wichtel vor mir an, die schuldbewusst die Köpfe senkten, um meinem Blick auszuweichen. Das konnte doch nicht wahr sein! Warum ausgerechnet diese Weihnachten! 
"Wir haben den Beutel gerade eben noch gesehen!", beteuerte Dirk, der kleinste und dickste der drei." Genau genommen war er dort auf der Kommode", fügte Marie mit schüchternen Augenzwinkern hinzu.
"Das heißt, auf der Kommode, die dort eben noch stand", räumte Kevin mit hängenden Schultern als Letzter ein.
"Es tut uns wirklich leid, Clayriss", sagten sie im Chor auf, wie die Menschenkinder, die zu diesem Zeitpunkt überall auf der Welt als Sternsinger von Haus zu Haus gehen mussten. All diese Menschenkinder, die auf ihre Weihnachtsgeschenke warteten. Sie durften doch nicht leer ausgehen!
"Hat jemand von euch gesehen, wie dieser Raum betreten wurde?"
Kopfschütteln.
"Als ihr das letzte Mal hier wart, stand die Kommode noch am selben Fleck?"
Nicken.
Hilflos drehte ich mich zu der leeren Ecke um. So viele Jahre hatte ich darauf gewartet, entlich einmal als leitende Elfe das Weihnachtsgeschäft zu organisieren, und nun, sechs Stunden und sechsundzwanzig Minuten vor der Bescherung, verschwand das Wichtigste von allem. Santa Claus' Wunderstaub. Das einzige Mittel, mit dem die Rentiere fliegen können. Mit einem Klos im Hals dachte ich an all die unschuldigen Kinder, die nun auf ihre Weihnachtsgeschenke warteten, morgen früh mit leuchtenden Augen zum Weihnachtsbaum rennen und dann tief betrübt feststellen würden, dass der Weihnachtsmann nicht da war.
Das durfte nicht geschehen!
"Dirk, mache eine Durchsage an alle Wichtel und Elfen in der Geschenkfabrik, Ausschau nach dem Wunderstaub halten. Marie, aktiviere das Notfallkommando der Schneemänner, Kevin, lenke den Chef ab, damit er nichts merkt!"
"Sollten wir es ihm nicht lieber sagen?", fragte der junge Wichtel mit wackelnden Ohren.
Hektisch schüttelte ich den Kopf. "Er bekommt nur unnötige Ängste. Das ist nicht gut für sein Herz. Schon gar nicht bei dem ganzen Lebkuchen, den er jedes Jahr um diese Zeit verdrückt!" Ich hatte wieder das Bild vom Chef vor mir, wie er im Sommer schlank und braun gebrannt am australischen Strand stand und alle sich wundern, dass sein Bart echt war. Wenn dann er Advent hereinbrach und die Plätzchenbäckerei ins Rollen geriet, waren all diese guten Vorsätze von Sylvester vergessen und der Chef wurde wieder rund wie eine Kugel.
Ich sah die Wichtel in alle Richtungen verschwinden. Der Nordpol war groß! Wie sollten sie da ein kleines Säckchen mit Wunderstaub finden? Es musste jemand her, der gut suchen konnte, der sich mit Verstecken auskannte.
Ich lief zum Telefon, schlug das daneben liegende Telefonbuch auf und wählte die Nummer. Es dauerte, bis sich eine verschlafene Stimme meldete. "Ja...wer stört so spät im Winter?"
"Hier ist Clayriss, leitende Elfe der diesjährigen Bescherung. Wir haben ein Problem."
"Was gibt's?", gähnte es am anderen Ende.
"Der Wunderstaub ist verschwunden."
"Ich komme!", meldete der nun plötzlich hellwache Osterhase mit feurigen Elan und legte auf. Gleich würde er hier sein.
"Bitte beeil dich", murmelte ich und wählte die nächste Nummer. Er würde nicht so leicht zu überzeugen sein.

 

"Clayriss, das kannst du mir nicht antun! Ich habe meinen Job schon hinter mir!"
Ich stöhnte innerlich. "Bitte, du musst kommen!"
"Warum soll ich die Fabrik auf den Kopf stellen, wenn Santa seinen Beutel verbummelt? Ich habe schon genug zu tun, die ganzen Bestellungen zu liefern!"
"Wir benötigen alle suchenden Augen. Bitte, Nikolaus. Du willst doch nicht, dass deine Arbeit umsonst war?"
"Also gut! Ich komme! Aber den Ruprecht kann ich nicht mitbringen, der ist mit seinen Freunden...irgendwo den Feierabend feiern. Wenn die Bullen ihn nicht wie letztes Jahr ins Irrenhaus stecken, kommt er erst Neujahr wieder."
"Schon gut, du wirst ausreichen, bis gleich." Ich legte auf und ging zu unserem verabredeten Treffpunkt.

 

"Also, suchen wir jetzt einen roten, mit Glitzersternen bespickten Beutel oder eine alte Kommode?", fragte der Osterhase zitternd nach, während er sich den Schal fester um den Hals zog.
"Nach beidem!", stellte ich klar.
"Wartet doch mal!" Nikolaus stand mit ausholender Geste auf. "Also, der Beutel mit Santas Wunderstaub lag auf der Kommode. Niemand ist in den Raum hinein gegangen, niemand hinaus, aber dennoch ist die Kommode mitsamt dem Beutel verschwunden. Findet ihr das nicht merkwürdig?"
Ich hielt inne. "Du meinst doch nicht etwa..."
Osterhase blies sich in die Hände. "S...selbst wenn....wird es...seinen...F...Fehler nicht...m...merken?"
Ich schluckte. "Es schläft immer mit einer Gehirnhälfte. Da kann so etwas mal passieren."
"Hat es kein Radar?", murmelte Nikolaus und wischte sich den Schweis von der Stirn.
"Nein", gestand ich. "Aber wir haben ein Planetarium."

 

Wir fingen das Sandmännchen in einer Kleinstadt in China ab, in der Eltern, Wissenschaftler und Polizei daran verzweifelten, dass Kinder im Schlaf plötzlich anfingen, durch ihr Schlafzimmer zu schweben. Ein Junge war dabei aufgewacht und hatte sein Fenster geöffnet. Er verursachte bei seinem Ausflug mehrere Verkehrsunfälle, bis das Sandmännchen ihn schließlich mit unserer Hilfe einfangen und mit dem richtigen Traumsand ins Land der Träume schickten konnte.
"Es tut mir leid, das ist mir alles so peinlich!" Es schluckte schwer, als es auf den Beutel sah, in dem sich überraschenderweise das Wunderpulver des Weihnachtsmannes statt des sanften Traumsandes befunden hatte. "Das Ersatzpäckchen für meinen Traumsand lagere ich immer in diesen Kommunen, die überall auf der Welt stehen. Dass da noch ein anderes Säckchen lag, habe ich zuerst gar nicht gemerkt."
Ich seufzte. "Ist ja schon gut. Das kann doch jedem mal passieren. Nun haben wir die richtigen Tütchen." Ich sah auf meine Uhr. "Oh nein, schon so spät!"
"Keine Sorge", sagte das Sandmännchen. "Ich habe etwas gut bei euch, deshalb lasse ich die Kinder etwas länger schlafen."
Ich nickte erfreut. "Damit wäre die Beschehrung gerettet. Vielen Dank."
Als ich mich mit schnellem Flügelschlag in die Luft erhob und auf den Nordpol zuraste, war ich mit ziemlich sicher, dass einer Beförderung diesmal nichts im Weg stand.

Impressum

Bildmaterialien: http://eclipsy.deviantart.com/ http://jaymasee.deviantart.com/
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2013

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