Cover

Nordnacht



Unter Mondsterne getaucht
fließen Formen über
Pol-Atem streicht über Gräser
im bleichen Sand –

aus Steinhäuten wachsen
Stämme und Blätter
bis ein Flintwald Schatten
über Krebsschalen und Muscheln wirft


*

mit wellendem Haar
erhebt sich Freya aus dem Säuseln
spiegelnder Silbergischt
im Klingen schwarzblauer Seelen
steigt die Göttin aus dem Sandbett
singt wehmütig in das Nachtlied
ewig flimmernder Lichter


*

zwischen den Steinen schlafen Liebende
bis der große Wagen Freyas
in die Himmelsgärten fährt
mit dem Schrei der Eule
beginnen die Uhren
aus Bernsteinen und Donnerkeilen
zu schwellen – die Zeiger laufen seitwärts
Mitternacht ist längst vorbei.


Apfelbaum im tiefen Traum



Unter meinen nackten
Sohlen schläft
der vergangene Tag
im Gras

er schläft
so still

auf der Bank
unter dem Apfelbaum
liegen noch Blüten
aus dem letzten Frühjahr

liegen noch

deine Küsse
so süß und weich
ich stehe barfuss im Garten
weiß dich
hinter dem Fenster

ich weiß dich

in meinem Herzen
schweben deine Worte
in Liebe - so licht und warm


Erdrauch



~~~


verborgenes
Blühen
im Schatten
einer Stockrose

Erdrauch


filigran die Blätter
wie gezeichnete
uralte Geheimschrift
und die Blüten
purpur
wie Abendsonnen
unendlich viele
nur klein
und auf den ersten Blick
nicht gleich zu sehen

so ist meine Liebe zu dir
unwichtig
ob du sie bemerkst oder nicht

sie ist
~*~
einfach da.


Dazwischen



~*~


Zwischen den Herzschlägen
gibt es einen Raum

*

Zeitatemlosigkeit

*

zwischen diesem Raum
und den Herzschlägen
gibt es den Beginn
des endlos Teilbaren

*

wenn ich dir sage
dass mein Fühlen für dich
aus diesen Räumen kommt
du gingest
durch jene erste Tür
und wieder durch die Tür des Zwischen
und wieder
fändest du in jedem Raum
unendlich mal nichts
nichts außer meinem Atem

*

um deinen Namen.




Worte wie Leben




Deine Worte fielen
samtweich
wie eine Sommerwiese
auf die ersten Eiskristalle des Herbstes
manchmal lief ich leichten Schrittes darüber
legte ein wenig ihres Grüns in mein Herz

hinter dem Sonnenuntergang
waren sie mir helles Mondlicht
das auf unseren Seen wie ausgeschüttet schlief
wartend dass ich meine Hände
in seine verwunschene Nachtmilch tauchte

Wort für Wort
wie Seide und Brokat
Gesponnen, gewebt
getröstet und gelebt
Atem für Atem
krochen sie über meine Haut
in meine Füßen - um mich zu tragen
zu unbekannten Schiffen
die leuchtend mit uns
in dunkle Nächte flogen
Mitternachtssonnen entgegen
die mit uns sanft schaukelnd
in den blauen Seen der Lüfte ankerten
*
aus deinen Lippen strömte ein Gold
dass ich atmen und schmecken konnte
und schlief ich wunscherfüllt auf deiner Brust
lag unter mir so weit entfernt das Sterben
in meinen Händen die Zärtlichkeit deiner Stimme
wie eine Saat aus der Stufen zu Treppen keimten
die mich in märchenwispernde Räume führten

und in die ich nun meine Worte
fließende Zeit in einen Baum schüttend
leicht und singend streuen darf.


Auf-Bruch




Noch bist du da
Alles scheint sanft
Und gut und still
Mein bebender Atem
Brennt zwischen deinen Herzschlägen

Du - siehst mich an
Schweigen
Im Minutenregen
Der Glanz in den Flüssen
Unserer Liebe
Wie tanzende Mondsplitter

Nächte tropfen blau

Noch bist du da
Etwas wirkt licht
Im Dunkel - ich
Breche meine Liebe nicht
Doch bin ich es
Die sich umdreht
Und geht
Augen versinken
In der Ferne
Liebe ist
Eine Kämpferin
Bäumt sich auf

Aus meiner Herzspitze
Rinnen Küsse


Liebeslied




sanft
fließt Wasser
um unsere Füße
im Steinbett
huschen Fische

wir stehen
Gesicht an Gesicht
meine und Deine
lauschenden Hände
streichen Trauer
aus unseren Haaren
die fliegen hoch
in den Lichtsilberwind

du bist mein Sturm
und ich bin dein Meer



wie tausend Wellenengel
schwebt schimmerndes
Morgengold
in schwarze Träume

Lippen tanzen auf Lippen
kühl fließen Bergspitzen
um unsere Ohren
im Blau schwimmen Vögel

seidene Hände
streichen Glück
über unsere Brüste
wir beben in der Stille

du bist meine Glut
und ich dein flüsterndes Singen



wollen Worte in uns legen
aus Liebe - fangen Wolkenfedern
du und ich
fliegen zur Sonne
und schaukeln die Welt.


Impressum

Texte: Copyright von Texten und Bildern: Mara Krovecs
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Bleib nicht wenn du gehen willst doch bitte bleib wenn dir mein Lächeln noch ein Frühling ist

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