Stundenvogel
An jenem Tag
fielen die Minuten
wie Sterne vom Himmel
in unsere Hände
in deinen Augen
glitzerte das Beben
einer Angst ohne Namen
ein Schwarm Fledermäuse
durchflog den klaren
königsblauen Nachthimmel
Zikaden brillierten
jubilierten
in unsere Zärtlichkeit
unser Bett
im wilden Thymian
als ich meinen Kopf
auf warmer Brust
in deinen Herzschlag legte
flog er vorbei
unser Stundenvogel
warf eine rote Feder
in unseren letzen Kuss.
1990 - In den Tagen des Thymians und Lavendels sahen wir uns wieder. In meinem Leben gab es nun meine kleine Tochter und mit einem Rucksack reiste ich mit ihr zu dir, in den Süden Frankreichs. Das Leben blühte in seinen schönsten Farben; du und ich schmiedeten Pläne wie wir uns lebenslang begleiten könnten, obwohl jeder nun sein eigenes Leben hatte: ich meines in Deutschland und du deines in Frankreich.
Wir liebten uns und wir wußten, wir würden uns immer lieben. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit konnten wir sagen, dass unsere Liebe so stark war, dass es nicht nötig war uns körperlich nahe zu sein.
Unsere Verbindung hatte die Macht über alle Grenzen hinaus zu bestehen, unsere Liebe machte das Leben so leicht.
Wasserwelten
Lachende Wellen
auf marmoriertem Blau-türkis
sind Wolken auf dem
Meereshimmel
hier schweben anmutig
Fische und Meeresfrüchte
in flirrenden Silberkleidchen
Heringe - in
kapuzinerkressefarbigen Panzern
Taschenkrebse
weiche Pastellkreidetöne auf
Schalen der Venusmuscheln
in transparenten Hochzeitskleidern
elegante Quallen
Meerjungfrauen küssen Wassermänner
Seepferdchen schwirren
lächelnd vorüber
ein königlich weißes Mantaweibchen
fliegt vorbei
ihre Flügel schwingen
weiß schillernde Luftblasen
an die Oberfläche
mit Grüßen für den Himmel
in diesen Fluten
hast du mich geküßt
in diesem Blau
haben wir uns geschworen
zwischen all diesen Prinzen
und Prinzessinnen
haben wir uns so leidenschaftlich
geliebt;
leuchtende Seespinne - tanzt mit achtfacher Grazie
am starken Seewolf vorbei
der Rumpf eines Bootes verdunkelt
dem schillernden Makrelenschwarm
die sich verabschiedende Sonne
auf den Felsen der Klippen
streichelt das Abendrot
gestrige Sehnsucht
ich fühle unsere
bebenden Lippen
perlendes Nass
auf unserer Haut.
1975 - Wir fuhren morgens mit der Flut hinaus, dein Vater war der Kapitän, deine Mutter hatte duftendes Baguette eingepackt, für die Zeit der Ebbe. Zwischen den Felsen hatten wir Garnelen gepflückt und nun, während das Boot auf dem Meeresboden ruhte, kochten wir die Meeresfrüchte und aßen sie mit Brot. Dann liefen wir über den weiten warmen Boden des Atlantiks.
Kein Land war zu sehen, wie auf einem fernen Planeten kam ich mir vor, welch ein Blau über uns ...
Später, auf dem Heimweg, saßen wir auf dem Bug des Schiffes und hielten unsere nackten Beine in das salzige Meereswasser. Wir hatten ungefähr Windstärke 7 , die Wellen spritzten hoch, das kleine Boot flog, denn dein Vater fuhr wie der Teufel, um nach Hause zu kommen. Wir aber sangen laut und glücklich Lieder, die du in Deutschland gelernt hattest.
Ich schaffe es nicht
Käme ich in deine Stadt
atmete ich den Staub
der einst von deinen Sonnen
war umsponnen
atmete
die Luft in der
dein Lächeln lange schlief
berührte ich diese rote Erde
sähe ich überall
deine dunklen blauen Augen
in die der Himmel früher
seine Farben tupfte;
er küsste mein Herz
bis es wieder weinte
was würde ich dir sagen
nach all den Jahren
die ohne dich
wie nebelträumend waren?
lass mich nur
einmal noch
in deine tiefen Augen sehen
während ich
dein liebes Lachen höre
das nun seltsam allein
zwischen den Wolken tanzt
in jenen Sommern
liefen wir über weite
goldene Felder
die schwer vom Korne wogten
vom Winde sanft liebkost
und unsere Lieder
fanden sich später in den Broten wieder
selbst die Bäcker lachten
und wer davon aß
wurde fröhlich im Herzen
ach könntest du mich umarmen
mit deinen Klavierhänden
die Wellen auf meine Haut
in meine Herzen
in meine Seele spielten
aber bitte mich nicht
zu dir zu kommen
dorthin wo du doch nicht wohnst
wo der Wind, den du einst
so geliebt hast
unruhig über die Blumen streift
wo auf dem Stein
der deinen Namen trägt
die Vögel nun
ihre Küsse tauschen
Gebrochen das Leben;
durchscheinend und still
sehe ich dich vor mir
meine traurigen Gedanken
streichen dir sanft
über blasse Lippen
Ich schaffe es nicht
dich dort zu sehen;
denn in meinen Herzen streifst du
immer noch mit mir so leicht
durch jene unendlichen Sommer
ich höre in deiner Stimme
die ewige Sonne
schmecke das Salz
meiner Tränen
in meinem Brot
spüre unsere Liebe
verloren
betrachte ich
dein Bild
an meiner Wand.
1992 - Als ich den Brief las, stand ich in unserem Wintergarten. Der Brief war hastig geschrieben, von Deiner Mutter.
Es war Februar, ich war im fünften Monat schwanger.
Es war ein Sturz in ein anderes Leben, in ein anderes Universum. Jäh!
Ich hatte in den ersten Wochen danach oft das Gefühl, dass nun irgendwann jemand käme und mich endlich aus "diesem" Leben abholen würde.
Niemand wollte mit mir über dich sprechen,
alle sahen meinen Schmerz und wollten ihn nicht berühren.
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1975 - 1978
Immer wenn du mich zum Bahnhof brachtest, Paris, Gare du Nord, stiegst du mit ein, um mich im Zug noch einmal zu umarmen. Kurz bevor der Zug abfuhr sprangst du heraus. Wir legten unsere Hände an den Scheiben des Wagons mit dem ich fuhr aneinander, traurig, ein wenig verzweifelt. Ein Jahr würden wir uns nicht sehen.
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1992
Ich träumte nach dem Brief fast täglich von dir; im letzten Traum standest du neben mir, umarmtest mich und sagtest: ich steige nun hinunter, nun werden wir uns nicht mehr sehen und ich sah, wie du die Treppen in einen U-Bahnschacht hinunter stiegst und fühlte die Verzweiflung und die Trauer von einst ... "Geh nicht, geh nicht!" rief ich dir hinterher doch du drehtest dich nicht mehr um und ich erwachte verweint.
Sie
Sie wuchs dir entgegen
Wie mit goldenen Fäden
Von meinem Herzen
Zu deinem
Und glitzerte
Wie Märchenregen
In meine Lippen
In meine Haut und
In mein Herz
Sie hüllte mich ein
In eine Welt aus Sonne
Mit meinen Armen
Und deinen Armen
Wiegte uns
Wie ein leises Lied
1974
Ich weiß nicht, wann ich anfing, dich zu lieben.Wir waren nur Freunde, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie es werden sollte, wenn wir nicht mehr gemeinsam durch den Sommer zogen, wenn du nicht mehr da warst, um über meine Verrücktheiten liebevoll zu lachen.
So kam die Liebe wohl irgendwann, vielleicht über Nacht, vielleicht mit einer unschuldigen Berührung deiner Hände, vielleicht aber war sie schon lange da, bevor ich dich zum ersten Mal sah.
Dein erster Kuss
Und brennt die Not
mir tiefe Wunden
so, dass kein Frühling
in den Winter klingt
fühl ich den Wundern
mich nicht mehr verbunden
weil jede Abendsonne
ins Unendlich sinkt
dann hab ich noch
den ersten Kuss von dir
der jedes Eis
aus meinem Atem streicht
denn denk ich dran
so bist du hier
und alles Schwer
wird wieder leicht.
Texte: ************************************************
Bilder und Texte sind von Mara Krovecs und dürfen ohne vorherige Genehmigung nicht verwendet werden.
Ratzeburg: Dezember 2008
Andere Welt
Du kannst mich nicht hören
du stehst in einer anderen Welt
meine Hand tastet scheu nach der deinen
dort sind die Vögel bunt
der Regen blüht
du trägst ein duftigweißes Wolkenkleid
in meinen Haaren schlafen Wellen
aus Perlen
ich kann nicht mit dir sprechen
der Sturm zerreist meine Worte an dich
meine Welt beginnt
erst nach dem Regenbogen
deine Berührungen sind schön
wie sehr du mir fehlst
unserer Augen Blicke
treffen sich, stehen wir
auf dem Rücken eines Pegasus
im Flug um die Zeiten des Frühlings
meine Sehnsucht nach dir
geboren vor urwilder Zeit
trage ich wie einen Diamanten
in mir, ewig auf der Suche
nach Worten
dich dennoch berühren zu können
hoffe auf einen Zauber
der dir meine aufrichtigen Gedanken
mit blühendem Regen
in dein Wolkenkleid schreibt.
Tag der Veröffentlichung: 14.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Stumpfes Schwarz
über dem großen See
kein Mond lässt
das Wasser leuchten
doch strahlt es hell
denn es spiegeln sich
die Segel der Schiffe
wie Schnee
die Segel der Schiffe
wie Schnee