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Eigentlich will ich das hier nicht schreiben. Aber ich habe das Gefühl, dass es einfach sein muss. Für mich. Sicher nicht für dich. Denn um dich geht es bei mir schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht mit Absicht. Du hast sicher sowieso nicht damit gerechnet, von mir zu hören. Nach all dieser Zeit. Ich glaube auch nicht, dass du nochmal an mich gedacht hast. Und eigentlich bin ich auch nicht traurig darüber, schließlich hab ich mittlerweile alles um glücklich zu sein. Auch ohne dich.

Ich habe schon sehr oft versucht, endgültig von dir los zu kommen. Und was hast du gemacht? Gerade dann, wenn ich mit all meinen Gedanken ganz wo anders war, kamst du daher und hast mit einem ganz einfach „hallo, wie geht’s?“ alles wieder zurück gebracht. Alles! Ich sollte dich dafür hassen, dass du so lange Zeit die einzige gerade Linie in meinem Leben warst. Ich sollte, sollte noch so viele andere Sachen.
Ich hätte dich nicht nach Hause bringen sollen, als du einmal zufällig betrunken vor mir gestanden hast. Ich hätte nicht glauben sollen, dass es gut wäre, dir nach einiger Zeit einfach mal wieder zu schreiben. Und ich hätte nie wieder an dich denken sollen, so wie du vermutlich nie wieder an mich gedacht hast. Aber vor allem hätte ich dich nie küssen dürfen.
Das ist jetzt fast zwei Jahre her. Dieser Kuss, den ich mir vermutlich siebzehntausendmal vorgestellt habe, er ist seit zwei Jahren Vergangenheit. Du bist seitdem Vergangenheit. So wie ich Vergangenheit für dich bin. Es gibt nur ein winziges Problem.
Für dich war das alles nichts. Und wenn es etwas war, dann war es nicht wichtig. Für mich war es alles. Mir kamen an diesem Abend hundert Gefühle hoch, die längst hätten weg sein sollen.
Heute habe ich mich entschlossen, es als Abschied zu sehen. Du hast mir damals mit jeder einzelnen Bewegung Lebwohl gesagt, hast dich abgewendet von mir. Ein stummer Abschied ohne Tränen. Die kamen erst später.

...und das nicht nur, weil du weg warst. Nein, du hast ein Chaos zurückgelassen. Einen Wirbelwind sowohl vor der Haustür als auch hinter der Fassade, hinter meiner Fassade. Ich habe getan, als würde ich alles ganz locker hinnehmen. Verdammt, das habe ich nicht! Ich habe dich gehasst!
Warum? Weil du so perfekt warst, so wunderschön, so unerreichbar. Und so ein riesen Spinner!

Nun mein Lieber. Ich will dich nicht schlecht reden, denn das warst du zu dieser Zeit noch nicht. Und ob du es heute bist, das weiß ich nicht. Du bist zu weit weg, als dass ich irgendetwas von dir hören könnte. Dank Facebook weiß ich gerade einmal, dass es dich noch gibt auf dieser Welt. Aber bitte, du wolltest es so und ich akzeptiere es. Um ehrlich zu sein, kann ich mir nicht vorstellen, dich in meinem Leben wieder Willkommen zu heißen. Es hat sich zu viel verändert. Ich habe mich zu sehr verändert. Und du sicher auch.
Ich bin glücklich, vergeben, habe wieder einen besten Freund. Du siehst, ich habe alles, was du einst warst neu besetzt. Ich weiß nicht, wo dein Platz wäre. Ich weiß einfach nicht, was du wärst.

Eines weiß ich aber. Ich vermisse dich trotz allem ein Wenig und würde gern normal mit dir umgehen. Und würde noch viel lieber sehn, dass du mit mir umgehst. Über Normalität reden wir dann, wenn es soweit ist.

Das alles mag sich anhören, als würde ich etwas bereuen. Als hätte ich dir niemals begenen wollen. Als würde ich es doch schlechtreden wollen. Niemals würde ich das tun. Du bist vielleicht nicht mehr Teil von mir und meinem Leben, so wie du es einmal warst. Du bist Teil meiner Vergangenheit. Der rote Faden, der sich durch die letzten Jahre gezogen hat. Eine wünderschöne Erinnerung und gleichzeitig das Ende in einer langen Reihe von vielen Texten. Ich habe angefangen sie zu schreiben, als das mit dir und mir ohne ein wir losging. Du hättest mir für meinen ersten eine Eins geben wollen und beinahe ein Bienchen verliehen. Nur der Rand auf dem Blatt hat gefehlt. Das hast du gesagt. Ich erinnere mich dran und lächle, wenn ich die Geschichte irgendwem erzähle. Ich rede dann immer von einem Freund. Ich rede nie von dem, was du wirklich einmal warst. Ich rede auch nie direkt über dich, sondern nur über Sachen, die dir oder mir oder uns beiden zusammen passiert sind. Dich zu erwähnen tut immernoch zu sehr weh. Mir reicht der Schmerz der Erinnerung.

Erinnerst du dich auch an irgendetwas, das mit mir zu tun hat? An irgendetwas...Schönes? Ich weiß, dass ich sehr viel falsch und damit sehr viel kaputt gemacht habe. Es tut mir leid. Aber ob ich das heut sage oder nicht, es ist egal. Du bist weg. Weg aus meiner Nähe, weg aus meinem Leben. Nur in meinen Gedanken gibt es dich noch.

Für einige Zeit hattest du mein Lächeln mitgenommen. Hattest es gestohlen. Dann kam es zurück. Ohne dich. Das war gut so.
Du hattest mir den Glauben an diesen ganz besonderen Zauber genommen. Und nachdem du mir die Ewigkeit schmackhaft gemacht und mich verzaubert hattest, zeigtest du mir auch deren Grenzen. Ja, auch die Unendlichkeit hört irgendwo auf.

Dann wird sie zur Erinnerung. Genau, wie du eine geworden bist. Ich habe dich vermisst, tue es manchmal immer noch. Manchmal bin ich sauer auf dich, manchmal auf mich. Du hast mir viel genommen. Aber auch eine Menge gegeben. Ohne es zu wissen, sicherlich. Als letztes hast du mir eine verloren geglaubte Freundin zurückgebracht. Mehrere, um ehrlich zu sein. Die Hoffnung. Die Freude. Die Zufriedenheit.

Danke.
Und Tschüss.
Denn dies ist mein Abschied von meiner Vergangenheit und somit von dir. Vielleicht findest du irgendwann einen Weg zurück in mein Leben, aber sicher nie zu mir.


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Tag der Veröffentlichung: 19.06.2012

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