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Da ist doch kein Unterschied. Mag ja sein, dass du ihn nicht siehst. Dir ist es egal, wie man es nennt. Aber mir nicht. Für mich ist es wichtig zu wissen, welches der beiden nun richtig ist. Für welches man sich entscheiden sollte. Was die sichere Wahl ist. Aber ich erkenn es einfach nicht. Ich finde beides toll. Viel zu toll. Sehe ich mir das eine an, finde ich es einzigartig. Betrachte ich das andere, zieht es mich in seinen Bann. Steh ich vor einer leeren weißen Wand überlege ich, was wohl besser passen würde.


Mehrfarbig oder bunt?


Wo ist denn nun der Unterschied. Du fragst mich. Ich will es dir gerne sagen. Musste es ja selbst einmal lernen. Aber heute weiß ich es. Besser als je zuvor. Vermutlich besser als alle anderen. Aber hör zu. Dann weißt auch du bescheid. Und kannst mir vielleicht helfen. Obwohl ich mich eigentlich längst entschieden hab. Ich sag immer bunt. Weil, nun ja, mehrfarbig ist ja nicht schlecht. Aber nur weil es alle sagen? Nein. Ich glaub ich bleib bei bunt.


Mehrfarbig. Was ist das?

Klar und deutlich voneinander abgegrenzte Farben. Umrisse, die jeder erkennen kann. Alles ganz deutlich zu sehen. Meist wirkt das Mehrfarbige freundlich. Und Unkompliziert. Ich denke jedoch, dass die Farbe ganz leicht verwischen kann. Und alles undurchschaubar, kaum erkennbar und anstrengend werden kann. Nicht unbedingt werden muss. Aber es ist möglich. Und die Möglichkeit gefällt mir nicht. Ich steh gern vor mehrfarbigen Bildern. Besonders vor dem einen. Es ist so anders. So neu und doch vertraut. So, als ob ich jeden einzigen Punkt darauf kenne und doch immer wieder neu entdecke. Es ist ganz sonderbar. Und nur bei diesem einen mehrfarbigen Bild so. Alle anderen sind langweilig. Oder gefallen mir einfach nicht. Oder haben etwas an sich, was absolut nicht zum Ganzen passt. Kleine Fehler, die früher oder später einfach auffallen. Auffallen müssen, wenn man genau hinsieht. Aber bei diesem einen Bild ist es anders. Ist alles anders. Eigentlich interessiere ich mich nicht so sehr für Kunst. Aber das hat es mir einfach angetan Ich hab es gesehen und auf der Stelle gemocht. Klare Farben. Jede hat ihre eigene Fläche, sie liegen nebeneinander und sind doch getrennt. Durch Linien, die Struktur geben und erkennbar machen, was das Bild eigentlich zeigt. Sonderbar, wie ich finde. Aber schön.


Bleibt noch bunt.

Ich liebe bunt. Wenn ich auch oft in schwarzen Klamotten rumlaufe. Eigentlich ist bunt das Schönste überhaupt. Farben. Jede auf ihre eigene Weise einzigartig und wunderschön. Fließende Übergänge. Ein Ganzes, so unnachahmlich. Einzigartig. Ich könnte stundenlang davor stehen und es einfach nur ansehen. Darin versinken. Es analysieren. Einzelne Abschnitte erkennen. Versuchen, es zu verstehen. Doch es ist schwer. Das Bild, dieses eine Bild was ich meine, was ich betrachte, was ich liebe, ist kompliziert. Undurchschaubar. Ganz anders als das mehrfarbige. Aber auch wesentlich interessanter. Irgendwie. Spannend. Immer wieder gibt es was Neues zu entdecken. Guck ich von der Seite sieht es gleich ganz anders aus als sonst. Für manche mag es ja Chaos sein. Wirres Durcheinander. Kein System. Undurchdringlich. Nicht beachtenswert. Oder sogar abstoßend. Für mich ist es faszinierend. Dieser Anspruch an mich selbst, dieses Bild zu verstehen. Draufzugucken und zu wissen, was es mir sagen will. Dieser Anspruch bleibt. Weil, so oft ich auch davor stehe und es ansehe, verstehen tu ich es nicht. Wie grelle Farben so perfekt in matte Töne übergehen können. Wie warm und kalt so unmittelbar nebeneinander liegen können und trotzdem – als Ganzes betrachtet – harmonisch sind. Wie so viel Ausdruck, so viel Gefühl, so viele Gedanken in einem Bild zu sehen sein können. Für mich ist es unverständlich und doch so einfach zu verstehen. Egal wann, immer wenn ich Zeit habe sehe ich das Bild an. Bewundere es. Und wünsche mir es wäre meins. Das ich es zu jeder Zeit anstarren könnte. Weil das ist es ja was ich tue. Ich starre drauf und warte. Das etwas passiert. Das ich sehe, was vor mir keiner sah. Das ich noch mehr entdecke, als ich eh schon getan habe. Das ich endlich verstehe, wie all diese Farben zusammenpassen. Wie sie ein Ganzes ergeben.


Ich glaube kaum, dass sich jemand so intensiv mit Bildern beschäftigt wie ich. Dass jemand so viele Feinheiten erkennt. So viele Möglichkeiten findet, Bilder zu begreifen. Ich aber finde es wichtig, sie zu verstehen. Ihre Aussage zu erkennen. Zu wissen, was man von ihnen zu halten hat.


Bilder sind wie Menschen.

Mehrfarbig oder bunt.


Ich hoffe, dass ich irgendwann auch das bunte Bild verstehe. Nicht nur das mehrfarbige.

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Tag der Veröffentlichung: 17.04.2012

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