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Kurzgeschichte - Unfreiwillig


Einsam lief das Mädchen die Straße entlang. Es war eine düstere Gegend. Der Wind peitschte ihr unermüdlich ins Gesicht. Die langen Haare waren schon längst nicht mehr trocken, klitschnass klebten sie ihr im Gesicht.
Eine ungewöhnliche Situation, dass ein so junges Mädchen, vielleicht 16 Jahre alt, um eine Zeit wie diese sich hier herumtrieb.
Niemand sonst befand sich bei diesem Wetter draußen, niemand der sehen konnte wie sie in eine Seitenstraße einbog. Am ende der Straße standen Müllcontainer, so überfüllt, dass sich die Tüten und Müllsäcke davor häuften. Um so näher sie ihnen kam, desto stärker wurde der Geruch von verfaulten Gemüse und anderen Dingen, die sie sich nicht mal vorzustellen wagte.
Eine Ratte quietschte auf und rannte vor ihren Füßen vorbei, doch es war als nehme sie es gar nicht war. Etwas blitzte zwischen dem Müll hervor. Obwohl die Klinge des Messers leicht dreckig war, stach sie doch zwischen den Säcken auf dem Boden hervor.
Mit traurigen Blick sah sie zum Himmel hinauf. Nicht nur dieser war düster, auch in ihrem Inneren war es grau. Das war nicht immer so, sie war ein fröhliches Mädchen gewesen, hatte gerne und viel gelacht. Doch seit dieser einen, verhängnisvollen Nacht hatte sich ihr Leben verändert. Und das nicht zum Positiven.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie sich daran erinnerte was er ihr alles versprochen hatte. Was er ihr geschworen hatte. Alles erlogen, nur das eine wollte er! Und nicht mal um ihretwillen. Sie erinnerte sich noch zu genau an seine Worte, diese niederschmetternden Worte.
„Es ist eine Wette“, hatte er gesagt, „und ich werde sie nicht verlieren!“
Dann hatte er sie genommen. Gegen ihren Willen!
Sie hatte geschrien, ihn angefleht, geweint, doch nichts davon hatte ihn interessiert. Er hatte ihr den Mund zu gehalten und weiter gemacht. Einfach weiter...
Der Gestank wurde schlimmer, doch immer noch nahm sie es kaum war. Als gäbe es diese schäbige Ecke, in der sie sich befand, gar nicht.
Als sie spürte, dass sie weinte, wischte sie sich die Tränen grob weg. Sie sollte nicht weinen. Nicht wegen ihm!
Aufmerksam sah sie sich um, versuchte etwas wahrzunehmen, doch egal wie sehr sie es auch versuchte, sie konnte nichts sehen, nur sein Grinsen, als er sie alleine zurückließ. Nichts wahrnehmen als den Schmerz. Nicht nur der, der ihr angetan wurde, auch der innerliche Schmerz zerriss sie.
Mit niemanden konnte sie darüber sprechen, sie würde es nicht über sich bringen.
Plötzlich kam ihr das Leben nur noch grausam und alles andere als lebenswert vor. Sie wollte nicht mehr. Dieser Schmerz würde nie vergehen. Da war sie sich sicher.
Sie hatte sich ein paar Schritte von den Containern entfernt, doch nun drehte sie sich noch einmal um und überdachte ihren Entschluss.
Ihr Handy piepte. Schnell zog sie es aus ihrer Hosentasche, in der Hoffnung, ihre Meinung doch noch mal zu ändern. In der Hoffnung, dass doch noch jemand an sie glaubte. Sie öffnete die SMS und mit einem Poltern, dass in der Stille lauter wirkte als es wirklich war, fiel das Handy zu Boden.
Sie hatte einen Entschluss gefasst.
Zielsicher ging sie auf die Container zu.

Wenige Tage später


Das Handy des Mädchens wurde gefunden, in der offenen Sms stand:
„Ich habe gewonnen. Wie versprochen.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Der Heinrich-Mann-Gesamtschule

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